Archiv für März, 2022

Putins Zensurgesetz, Initiativen für Pressefreiheit, Chinas Schlingerkurs

1. “Für Journalisten ein Berufsverbot und für Bürger ein Verbot, zu denken”
(tagesspiegel.de, Hannah Wagner)
Bereits vor den jüngsten Angriffen gegen die Ukraine war es in Russland nicht gut um die Pressefreiheit bestellt – das Land belegt Rang 150 von 180 im entsprechenden Index der Organisation Reporter ohne Grenzen. Doch nun wird alles noch einmal deutlich schlimmer: Nach Gefängnisandrohungen für angebliche “Falschinformationen” zum Krieg ziehen sich ausländische Sender aus dem Land zurück, und immer mehr kritische inländische Medien kapitulieren.

2. Die Angst Putins vor der Wahrheit
(faz.net, Berthold Kohler)
Auch die “FAZ” zieht ihre Korrespondentinnen und Korrespondenten aus Russland ab. Herausgeber Berthold Kohler kommentiert: “Ein Zeichen von Stärke ist Zensur nie. Die Maßnahmen enthüllen vielmehr, wie groß die Angst im Kreml vor der Wahrheit ist. Doch wird es selbst Putin nicht gelingen, sie zu unterdrücken. Auch unsere Korrespondenten werden weiter nach bestem Wissen und Gewissen über Russland berichten – von einem Ort aus, an dem sie frei sprechen und schreiben können, ohne dass ihnen Lagerhaft droht.”

3. “Ich möchte einfach nur arbeiten”
(zeit.de, Ekaterina Astafeva & Elizaveta Antonova)
“Ich bin geflohen, weil es gefährlich geworden ist, als Journalist in Russland zu arbeiten. Ich habe meinen Laptop, meinen Reisepass, meinen Ausweis, einige wichtige Papiere und ein paar Klamotten eingepackt und sonst nichts mitgenommen.” Die “Zeit” hat mit drei russischen Journalistinnen beziehungsweise Journalisten gesprochen, die ins Ausland geflüchtet sind und nicht wissen, wie es für sie weitergeht.

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4. Journalisten-Zentrum und TOR-Project: Initiativen für Pressefreiheit im Ukraine-Krieg
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers, Audio: 5:34 Minuten)
Der Deutschlandfunk berichtet über Initiativen, Medienschaffende in der Ukraine zu unterstützen und den Zugang zu unabhängiger Berichterstattung zu ermöglichen. Reporter ohne Grenzen unterstützt beispielsweise Journalistinnen und Journalisten, die aus dem Ukraine-Krieg berichten, mit Schutzausrüstung, einem Versicherungsschutz, Verschlüsselungstechnik oder auch schlicht mit Geld. Eine andere Initiative, die sich in ähnlicher Weise für in Not geratene Reporterinnen und Reporter und deren Familien in Kriegs- und Krisenregionen einsetzt, ist der Verein Journalisten helfen Journalisten.

5. Weltreporter fordert Unterstützung freier Korrespondent*innen in der Ukraine und Russland
(weltreporter.net)
Auch “Weltreporter”, das größte Netzwerk freier deutschsprachiger Auslandskorrespondenten und -korrespondentinnen, fordert mehr Schutz und Unterstützung für freie Medienschaffende, die aus dem Kriegsgebiet berichten: “Redaktionen drucken zwar die Texte freier Reporter*innen aus Kriegs- und Krisengebieten, drücken sich jedoch teils vor der Verantwortung für die Kolleg*innen.”

6. Der Schlingerkurs von Chinas Medien
(tagesschau.de, Eva Lamby-Schmitt)
Eva Lamby-Schmitt berichtet aus dem ARD-Studio Shanghai. Sie hat sich angeschaut, wie in den chinesischen Staatsmedien über Russlands Krieg gegen die Ukraine berichtet wird: “In offiziellen Statements versucht die chinesische Staats- und Parteiführung nach außen hin, ein möglichst neutrales Bild zu wahren. China positioniert sich nicht eindeutig und die Thesen sind widersprüchlich. Einerseits gesteht China Russland zu, die vermeintlichen Sicherheitsbedenken und die Bedrohung durch [die] Osterweiterung der NATO seien real. Andererseits betont China immer wieder, souveräne Staaten wie die Ukraine zu respektieren. Manche Beobachter sprechen bei dieser Haltung von einer pro-russischen Neutralität.”

Ukraine-Berichterstattung, Funke steigt aus, Rundfunkgeschichte

1. Freie Reporter:innen in der Ukraine brauchen Schutz und angemessene Bezahlung
(netzwerkrecherche.org)
Das Netzwerk Recherche fordert deutsche Redaktionen auf, freien Reportern und Reporterinnen, die für sie aus der Ukraine berichten, bestmöglichen Schutz zu gewähren und sie angemessen zu bezahlen: “In den vergangenen Tagen haben das Netzwerk Recherche öffentlich und in vertraulichen Gesprächen gleich mehrere Fälle erreicht, in denen deutsche Auftraggeber entweder keine Honorare für Beiträge gezahlt haben oder ihre beauftragten Reporter:innen nicht versichert, geschweige denn mit überlebenswichtiger Schutzausrüstung ausgestattet haben.”

2. ARD und ZDF setzen Berichterstattung aus
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RoG) kann die Ankündigung von ARD und ZDF nachvollziehen, die Berichterstattung aus Russland vorerst auszusetzen: “Vor dem Hintergrund der offenen Zensur und der Kriminalisierung unabhängiger Berichterstattung bleibt den Kolleginnen und Kollegen in Moskau keine andere Wahl”, so RoG-Geschäftsführer Christian Mihr. Man gehe davon aus, “dass nun immer mehr Journalistinnen und Reporter aus Russland das Land verlassen werden, weil sie wegen ihrer unabhängigen Berichterstattung akut von drakonischen Strafen bedroht sind.”

3. “Ich bewundere die KollegInnen”
(taz.de, Friederike Gräff)
Tamina Kutscher betreibt die Medien- und Wissenschaftsplattform “dekoder”, die die Arbeit und den Kampf der unabhängigen russischen Medien auf Deutsch protokolliert. Friederike Gräff hat sie im Interview unter anderem gefragt, mit welchem Gefühl Kutscher derzeit die Artikel aus Russland liest, die sie auf Deutsch ins Netz stellt.

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4. Funke Mediengruppe verlässt BDZV
(tagesspiegel.de)
Das Machtgerangel im Verlegerverband BDZV hat eine neue Eskalationsstufe erreicht: Die Funke Mediengruppe kündigt ihre Mitgliedschaft beim Bundesverband der Digitalpublisher und Zeitungsverleger. Man traue den dort organisierten Verlegern nicht zu, eine umfassende Reform anzustoßen.

5. Wie der Rundfunk hessische Bildungsgeschichte schrieb
(faz.net, Eva-Maria Magel)
Das Frankfurter Museum für Kommunikation bietet derzeit einen Blick auf die Anfänge des Hessischen Rundfunks (HR), der sein Archiv für die Ausstellung “Funk für Fans” geöffnet hat. Eva-Maria Magel verrät, was einem beim Museumsbesuch erwartet.

6. Arbeit am Begriff
(zeit.de, Daniel Hornuff)
“Ob ‘Zeitenwende’, ‘Freiheitsenergien’ oder militärische Metaphorik: Der aktuelle Politikwechsel vollzieht sich auch sprachlich. Umso mehr sollten wir die Worte wägen.” Der Kulturwissenschaftler Daniel Hornuff hat sich auf “das Feld rhetorischer Aufrüstungen” begeben.

KW 09/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Krieg gegen die Ukraine – Wie berichten, was zeigen?
(br.de, Linus Lüring & Sissi Pitzer, Audio: 24:11 Minuten)
Es wird zunehmend schwieriger, über den Krieg Russlands gegen die Ukraine zu berichten. Im Medienmagazin des Bayerischen Rundfunks spricht Daniel Bouhs darüber, wie viele Reporter und Reporterinnen deutsche Medien in das Kriegsgebiet entsenden, und welche Probleme diese vor Ort haben. Außerdem geht es um die Verifikation von Bildern und Videos aus dem Kriegsgebiet und das EU-weite Verbot der russischen Staatsmedien.

2. Zwischen Professionalität und Emotion: Journalismus im Ukraine-Krieg
(deutschlandfunk.de, Stefan Fries, Audio: 38:02 Minuten)
Auch beim Deutschlandfunk geht es um die Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine: Wie behalten Journalistinnen und Journalisten den Überblick, welche Herausforderungen gibt es, wie schaffen sie den Spagat zwischen Hoffnung und Alarmismus, und welche Rolle spielen eigene Ängste? In “Nach Redaktionsschluss” diskutieren die freie Reporterin Rebecca Barth in der Ukraine, der ehemalige Moskau-Korrespondent des Deutschlandfunks (Dlf), Thielko Grieß, und die Medienwissenschaftlerin Marlis Prinzing von der Macromedia-Hochschule Köln mit Stefan Fries aus der Dlf-Medienredaktion.

3. Kriegsbilder auf TikTok, Seitenwechsel im Journalismus, Stalking mit Trackinggeräten
(deutschlandfunkkultur.de, Katja Bigalke & Marcus Richter, Audio: 34:47 Minuten)
In der aktuellen Ausgabe von “Breitband” sprechen Katja Bigalke und Marcus Richter über Kriegsbilder auf TikTok, Seitenwechsler im Politik-Journalismus und den Missbrauch von Ortungsgeräten wie Apples AirTag.

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4. Der Fall Gil Ofarim
(ndr.de, Kathrin Drehkopf, Video: 24:27 Minuten)
Im dritten und letzten Teil der “Zapp”-Serie “Verurteilt im Netz” geht es um den Fall von Gil Ofarim, der in den Sozialen Medien angab, in einem Leipziger Hotel antisemitisch diskriminiert worden zu sein, und die darauffolgende mediale Debatte. Die ersten beiden Folgen der Serie beschäftigten sich mit dem Fall Luke Mockridge und dem Fall Nemi El-Hassan (jeweils 25 Minuten).

5. Gespräch mit Dalia Antar
(anchor.fm, Lisabell Shewafera, Audio: 40:43 Minuten)
Bei “Inside Medien” ist diesmal Dalia Antar zu Gast. Sie arbeitet beim “heute journal” des ZDF als Redakteurin, Reporterin und Co-Chefin-vom-Dienst. Im Podcast gibt Antar unter anderem Auskunft zu folgenden Themen: Wie kann man sich den Arbeitsalltag als Redakteurin und Reporterin beim ZDF vorstellen? Wie ist das, in der aktuellen Berichterstattung zu arbeiten? Und wie komme ich an ein Praktikum in öffentlich-rechtlichen Medienhäusern?

6. Diener des Volkes
(arte.tv, Video: Serie mit 23 Folgen)
“Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, ehemaliger Schauspieler und Komiker, spielt in der Serie ‘Diener des Volkes’ die Rolle, die sein Leben veränderte: einen Geschichtslehrer, der über Nacht zum Präsidenten der Ukraine wird.” Arte zeigt in der Mediathek alle 23 Folgen in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln.

“Give Peace A Chance”, Drosten wehrt sich, Klare Kante

1. Das verbotene Wort
(tagesspiegel.de, Frank Herold)
Die Einschränkungen von Medien in Russland gehen weiter. Nun droht auch der “Nowaja Gaseta” das Aus durch die russische Zensurbehörde. Die Lage ist Ernst, wie Frank Herold berichtet: “Gerade ist in das russische Parlament ein Gesetz eingebracht worden, das jedem bis zu 15 Jahren Lagerhaft androht, der ‘Fake News’ über die Invasion in der Ukraine verbreitet.”

2. Protest gegen Schließung
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) protestiert gegen die Schließung des kremlkritischen Radiosenders Echo Moskau und die Löschung des dazugehörigen Onlineportals. DJV-Chef Frank Überall bezeichnet die Maßnahme als den “Willkürakt eines verzweifelten Regimes, das nicht mal mehr ansatzweise Kritik duldet”.

3. ARD in der Kritik: Man kann den Krieg nicht vom Tellerrand bewerten
(meedia.de, Tobias Singer)
Tobias Singer kritisiert, dass die ARD zeitweise nicht mit eigenen Korrespondenten und Korrespondentinnen vom Angriffskriegs auf die Ukraine berichtet habe. So habe man nur über, aber nicht aus der Ukraine berichten können. Das werfe ein schlechtes Licht auf die ARD.

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4. Drosten wehrt sich juristisch
(tagesschau.de, Markus Grill & Georg Mascolo)
Der Virologe Christian Drosten muss sich während der Corona-Pandemie viel an Beschimpfungen und Unterstellungen anhören. Der Physiker Roland Wiesendanger zum Beispiel warf Drosten im “Cicero” vor, die Öffentlichkeit über den Ursprung des Coronavirus gezielt getäuscht zu haben. Dagegen wehrt sich Drosten nun auf juristischem Wege und verlangt von Wiesendanger und dem “Cicero” jeweils die Abgabe einer Unterlassungserklärung.

5. klare Kante
(journalist.de, Sebastian Pertsch & Udo Stiehl)
Sebastian Pertsch und Udo Stiehl werfen im Rahmen ihres Projekts “Floskelwolke” einen sprach- und medienkritischen Blick auf vielbenutzte Formulierungen. Diesmal zeigen sie klare Kante und nehmen sich die Floskel “klare Kante” vor.

6. Hunderte Radiosender spielen Freitagmorgen “Give Peace A Chance”
(rnd.de)
Am heutigen Freitagmorgen haben sich europaweit unzählige Radiosender für eine Aktion zusammengeschlossen und um 8:45 Uhr John Lennons Friedenslied “Give Peace A Chance” gespielt. Allein in Deutschland sollen sich mehr als 200 Programme aus allen Senderfamilien und allen Genres beteiligt haben.

Putins Lügen, EU-Aus für RT und Sputnik, Elastischer Köppel

1. EU setzt Verbot russischer Staatsmedien in Kraft
(sueddeutsche.de)
Es zeichnete sich bereits in den vergangenen Tage ab: Die Europäische Union hat die Verbreitung russischer Staatsmedien untersagt. Betroffen sind alle Verbreitungswege von RT und Sputnik innerhalb der EU, etwa per Kabel, Satellit oder Internet. “Wir alle stehen für die Redefreiheit, aber sie darf nicht zur Verbreitung von Kriegspropaganda missbraucht werden”, so EU-Kommissionsvize Věra Jourová zur Begründung.
Weiterer Lesehinweis: Zu den Verbotsmaßnahmen gibt es auch Kritik, die Anna Biselli für netzpolitik.org zusammenfasst.

2. Putins Lügen: In sowjetischer Tradition
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Brigitte Baetz & Annika Schneider, Audio: 6:43 Minuten)
Der Kreml führt neben dem echten auch einen Medienkrieg mit allerlei Verboten, gezielten Falschmeldungen und eigenen Narrativen. Im Deutschlandfunk haben sich Annika Schneider und Brigitte Baetz über die derzeitige Situation und die Geschichte russischer beziehungsweise sowjetischer Staatspropaganda unterhalten.

3. Béla Anda stoppt Podcast mit Gerhard Schröder – auch Ringier geht auf Abstand
(kress.de, Marc Bartl)
Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder verliert wegen seiner Nähe zu Wladimir Putin immer mehr seiner Kooperationspartner und Weggefährten. Selbst seine Mitarbeiter hatten sich zuletzt von ihm losgelöst. Nun rückt auch sein langjähriger Pressesprecher und Ex-“Bild”-Mann Béla Anda von ihm ab und stoppt den gemeinsamen Podcast.

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4. Von Kriegsopfern erster und zweiter Klasse
(uebermedien.de, Emran Feroz)
Für “Übermedien” versucht Emran Feroz, den Rassismus der aktuellen Ukraine-Berichterstattung zu dekonstruieren: “Der Tenor war etwa: So gehört sich das! Nicht wie bei den anderen, den muslimischen Feiglingen aus irgendeinem shithole country.”

5. CNN in Hamburg? ARD baut Tagesschau 24 zum echten Nachrichtensender aus
(rnd.de, Imre Grimm)
Die ARD will ihren Sender Tagesschau24 zum vollwertigen 24-Stunden-Nachrichtenkanal umbauen und damit die Möglichkeit haben, noch schneller auf Breaking News reagieren zu können. Man orientiere sich dabei an großen Vorbildern: BBC News und CNN. Das Projekt soll aus vorhandenen Mitteln finanziert werden.

6. Weltwoche-Köppel: Ungemein elastisch
(infosperber.ch, Kurt Marti)
“Am Morgen des russischen Überfalls huldigte der Weltwoche-Chef dem Chef des Kremls, am Abend forderte er mehr Rüstung gegen ihn.” Kurt Marti kommentiert den erstaunlichen Gesinnungswandel des “Weltwoche”-Chefredakteurs Roger Köppel, den Marti als “ungemein elastisch” bezeichnet.

Krieg in den Sozialen Medien, Zensur, Unruhe bei Verlegerverband

1. Russland zensiert Kriegsberichterstattung
(reporter-ohne-grenzen.de)
Der Kreml greift noch weiter in die Berichterstattung russischer Medien ein als sowieso schon und verbietet die Verwendung der Wörter “Krieg”, “Angriff” und “Invasion”. Erlaubt seien ausschließlich Informationen aus “offiziellen russischen Quellen” – damit ist das Verteidigungsministerium gemeint. “Schon vor dem Krieg wurden Journalistinnen und Reporter in Russland massiv an ihrer Arbeit gehindert”, so der Geschäftsführer der deutschen Reporter ohne Grenzen: “Nun ist der Informationskrieg in vollem Gange.”

2. Krieg in sozialen Medien
(socialmediawatchblog.de, Simon Hurtz)
Die aktuelle Ausgabe des “Social Media Watchblogs” zum Thema “Krieg in sozialen Medien” erscheint ausnahmsweise ohne Paywall: “Selten kam uns dieser Newsletter nebensächlicher vor als in diesen Tagen. Es gibt gerade so viele Dinge, die wichtiger sind, als neue TikTok-Features oder unsere Analysen. Trotzdem verschicken wir ein Briefing. Zum einen hilft uns das, nicht im Doomscrolling zu versinken. Zum anderen spielen Tech-Konzerne und Social Media in der Ukraine eine wichtige Rolle. Deshalb können wir vielleicht dazu beitragen, dass du einen kleinen Teil dieses fürchterlichen Kriegs besser verstehst.”

3. Hilfe für Journalist:innen in der Ukraine
(netzwerkrecherche.org, Günter Bartsch)
Das Netzwerk Recherche hat zusammen mit n-ost, FragDenStaat, Reporter ohne Grenzen und der “taz”-Panter-Stiftung eine Spendenaktion für ukrainische Medienschaffende gestartet: “Wir brauchen Eure Unterstützung, um überlebensnotwendige Schutz- und Notfallausrüstungen zu kaufen und unsere Kolleg:innen mit Unterkünften und psychologischer Betreuung zu versorgen.”

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4. MABB verhängt Zwangsgeld
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Der russische Staatssender RT DE wurde von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) wegen einer nicht bestehenden Sendelizenz mit einem Ausstrahlungsverbot belegt, an das er sich jedoch nicht hält. Nun stehe ein Zwangsgeld von 25.000 Euro im Raum, das immer wieder neu angesetzt werden könne. Die EU bereite unterdessen ein umfassendes Sendeverbot der russischen Staatsmedien vor.

5. YouTube, TikTok und Microsoft sperren RT
(spiegel.de)
Die Videoplattform Youtube sperre die Kanäle der russischen Staatssender RT und Sputnik europaweit. TikTok habe den Zugang russischer Staatsmedien zu seiner Plattform in der EU ebenfalls eingeschränkt, und Microsoft sowie Facebooks Mutterkonzern Meta hätten mit ähnlichen Beschränkungen reagiert. Nur Twitter wolle Nachrichten mit Verbindungen zu russischen, dem Staat nahestehenden Medien lediglich mit Warnhinweisen versehen.

6. Was ist nur bei den Verlegern los?
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Verlegerverband BDZV erlebt gerade unruhige Zeiten: Erst die Kontroverse um Verbandschef Mathias Döpfner, dann der Rücktritt des Vizepräsidenten, nun die Kündigungsdrohung eines Großverlags. Hendrik Zörner vom Deutschen Journalisten-Verband appelliert an den Verband: “Bitte lösen Sie schnellst möglich Ihre Personalprobleme an der Führungsspitze, damit Sie wieder Kapazitäten für das Wesentliche haben.” Gemeint seien damit zum Beispiel Gespräche über “die beschämend niedrigen Freien-Honorare” bei Zeitungen.

Der Krieg und die Medien, Nur Wahres ist Wahres, Propaganda

1. Der Krieg und die Medien: Zwischen Mobilmachung, Heldensuche und Mut
(rnd.de, Imre Grimm)
Imre Grimm bilanziert die ersten Tage der Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine: “Selten war es so schwer, sauberen Journalismus zu liefern wie in diesen Tagen. Und selten war es so wichtig, so präzise wie möglich zu berichten. Keiner Propaganda auf den Leim zu gehen. Die digitale Spreu vom Weizen zu trennen. Die Bilder zu prüfen.”

2. Fakten checken im Krieg: Nur Überprüfbares ist Wahres
(uebermedien.de, Frederik von Castell)
Viele Medien, darunter auch das ZDF, veröffentlichen Material zum Krieg in der Ukraine, dessen Authentizität nicht belegt werden kann. Frederik von Castell kommentiert: “Bei allem berechtigten Interesse an den neuesten Entwicklungen in diesem Krieg bleibt die Frage: Wozu Material verwenden, das nicht verifizierbar ist? Warum das Risiko eingehen, Falschinformationen zu verbreiten?”

3. “Möchten nicht zugucken”: “Katapult” gründet Ukraine-Zeitung
(meedia.de, Thomas Borgböhmer)
Der “Katapult”-Verlag startet eine eigene Ukraine-Zeitung, die sowohl aus Deutschland als auch aus der Ukraine heraus berichten soll. Das Projekt werde möglich durch die Bereitschaft der Belegschaft zu Gehaltseinbußen: “20 Mitarbeitende, die aktuell 3.300 Euro verdienen, machen dabei mit. Konkret verzichtet die Hälfte auf 25 Prozent, die andere Hälfte auf 50 Prozent des Gehalts. Ein Mitarbeiter, heißt es, sogar auf 100 Prozent seines Lohns.”

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4. Russland-Ukraine-Krieg: Die Propagandaschlacht auf Social Media
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Brigitte Baetz, Audio: 9:44 Minuten)
Der Deutschlandfunk hat sich mit Christian Stöcker über die Social-Media-Strategien der am Russland-Ukraine-Krieg beteiligten Parteien unterhalten. Für Stöcker, Journalist und Professor für Digitale Kommunikation, erlebt die Welt gerade “den ersten Krieg in der Geschichte, der zwar mit einem kleinen, dafür aber wichtigen Anteil auch auf Social Media geführt wird”, wie er auf Twitter schreibt.

5. Krise der Auslandsberichterstattung
(medienpolitik.net, Helmut Hartung)
Die Otto Brenner Stiftung hat ein Diskussionspapier zum Zustand der deutschen Auslandsberichterstattung veröffentlicht (PDF). Demnach seien weite Teile der Welt in den Berichten deutscher Medien unterrepräsentiert. In seiner Untersuchung benennt der langjährige Auslandskorrespondent Marc Engelhardt die Gründe für diese Entwicklung, dokumentiert eine Verstärkung des Trends in der Covid-Pandemie und skizziert mögliche Lösungsansätze.

6. Russische Nachrichtenagentur bejubelt mit vorbereitetem Kommentar irrtümlich Sieg
(spiegel.de)
Die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria hat versehentlich kurzzeitig einen vorbereiteten Jubelkommentar veröffentlicht, in dem der Autor den Sieg Russlands über die Ukraine feierte. Anscheinend war der Kreml fälschlicherweise von einem raschen militärischen Erfolg in der Ukraine ausgegangen.

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