Die Mannschaften der Fußball-Bundesliga, die gegen den Abstieg spielen, haben 34 Spieltage Zeit, diesen zu verhindern. Und wenn ein Team nach den 34 Spielen auf dem 16. Platz steht, hat es in der Relegation die zusätzliche Chance, in zwei Partien gegen den Drittplatzierten aus der 2. Bundesliga den Abstieg zu vermeiden. Ein Abstieg aus der Fußball-Bundesliga kann also nur passieren, wenn viele Leute über einen langen Zeitraum viele Fehler machen.
Die “Bild”-Medien sehen das heute etwas simpler:
Ein Spieler des VfB Stuttgart stand gestern im entscheidenden Relegationsspiel gegen Union Berlin vor dem Tor und damit im Blickfeld des gegnerischen Torwarts, als ein anderer Stuttgarter einen Freistoß verwandelte. Hätte dieser Treffer gezählt, und wäre es beim 1:0 geblieben, wäre der VfB Stuttgart nicht abgestiegen. Nach der Überprüfung durch den sogenannten Video Assistant Referee entschied der Schiedsrichter allerdings auf Abseits — kein Tor, weiter 0:0. Anschließend hatten alle Stuttgarter Spieler noch über 80 Minuten Zeit, um ein Tor zu schießen, das den Abstieg vermieden hätte. Haben sie aber nicht.
Und so konnten “Bild” und Bild.de einen Schuldigen präsentieren — zehn Jahre nach dem Suizid des früheren Nationaltorwarts Robert Enke und nach einigen wenigen Äußerungen von Profi-Fußballern, die sich trauen, öffentlich über den großen Druck in diesem Job zu sprechen. Per Mertesacker zum Beispiel, der mit Enke zusammen im Verein und in der Nationalmannschaft gespielt hat, sagte vor gut einem Jahr: “Der Druck hat mich aufgefressen. Dieses ständige Horrorszenario, einen Fehler zu machen, aus dem dann ein Tor entsteht.”
Oder eben einen, der dazu führt, dass ein sauwichtiges Tor nicht zählt.
Mit Dank an die vielen Hinweisgeber!