Das Café am Neuen See am Dienstagmittag. Am Ende des Bootssteges sitzt Jan Josef Liefers (54). Um den Schauspieler herum springt ein süßer Mischlingshund namens Toni. Den hat der “Tatort”-Star nicht ohne Grund zum B.Z.-Gespräch mitgebracht — schließlich geht es (auch) um Vierbeiner.
Neinnein, den süßen Toni meinten wir gar nicht. Sondern die Packung Hundefutter und den Fressnapf. Auch diese zwei Dinge dürfte Liefers “nicht ohne Grund zum B.Z.-Gespräch mitgebracht” haben, schließlich ist er laut “B.Z.” das “neue Aushängeschild” der Firma, die den Sack Hundefutter hergestellt hat und deren Logo auf dem Napf prangt:
Da diese Firma “sich sogenanntem Clean Feeding verschrieben hat”, sagt Jan Josef Liefers zum “B.Z.”-Autor Sachen wie: “Es sind nur Dinge drin, die für den Hund auch wirklich gut sind” oder “Ein Hund ist doch kein Abfalleimer!” Und die “B.Z.” packt das dann brav in ihre Schlagzeile:
Mit Dank an Ronald für den Hinweis!
Nachtrag, 24. August: Sowohl bei Bild.de als auch bei Tagesspiegel.de sind ebenfalls Artikel über Jan Josef Liefers, seinen Toni und das tollste Hundefutter der Welt erschienen. Dazu auch Fotos des Schauspielers mit dessen Hund und einem Sack Drops für Toni. Allerdings in beiden Fällen, anders als auf der Website der “B.Z.”, klar als “Anzeige” gekennzeichnet. Bei Bild.de erschien der Beitrag im sogenannten “Brand Studio”, wo der Verlag Advertorials ablädt. Bei Tagesspiegel.de steht über dem Text: “Unternehmensnachrichten präsentiert von PRESSEPORTAL”.
Nachtrag 2, 24. August: Die Onlineredaktion der “B.Z.” hat das Foto von Jan Josef Liefers und seinem Hund Toni nun so beschnitten, dass der Sack Hundefutter und der Fressnapf nicht mehr zu sehen sind.
1. Attacke auf Fernseh-Team ging von LKA-Mitarbeiter aus (dnn.de)
Es ist in der Tat eine erstaunliche Wende: Die Attacke auf das Fernsehteam, das für die ZDF-Sendung „Frontal 21“ bei einer Anti-Merkel-Demo filmte, ging von einem Mitarbeiter des sächsischen Landeskriminalamts aus, der dort als Privatmann unterwegs gewesen sein soll. Dies wurde jedenfalls vom sächsischen Innenministerium so mitgeteilt.
Bei der “Süddeutschen” beschreibt Ulrike Ninz den minutengenauen Ablauf der 45-minütigen Lahmlegung der Journalisten durch die sächsische Polizei. In einem weiteren Beitrag kommentiert Ninz das Verhalten des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer. Der Landeschef tue zu wenig, um Journalisten zu schützen. Nicht nur sein Ruf nehme Schaden dabei.
Dazu passend ein Hinweis auf das Gespräch des “Deutschlandfunks” mit dem Rechtsextremismus-Blogger Henrik Merker. Dieser sieht in dem Vorgehen des Anzeige erstattenden Pegida-Pöblers eine Methode, die in rechten Kreisen schon lange gepflegt werde.
Weiterer Lesehinweis: Auf Freitag.de kommentiert Klaus Raab den Vorgang und fragt: “Die Anzeige eines aufgebrachten Mannes, der “Lügenpresse” skandiert, kann dafür sorgen, dass ein Fernsehteam, das bei einer öffentlichen Demonstration filmt, von der Polizei bei der Arbeit behindert wird? Und: Findet Sachsens CDU das tatsächlich angemessen?”
2. Die Brücke und die Multikultimilliardäre (de.ejo-online.eu, Petra Reski)
Vor wenigen Tagen ist im italienischen Genua eine Autobahnbrücke eingestürzt. Etwa 30 Fahrzeuge fielen rund 45 Meter in die Tiefe, es gab viele Tote und Verletzte. Die Journalistin und Schriftstellerin Petra Reski kritisiert deutsche Medien für das Narrativ der “grundguten Multikultimilliardärsdynastie” und Autobahnbetreiberfamilie Benetton und der “bösen, hässlichen italienischen Populisten”. Eine Betrachtung, die Italienkennerin (und Mafiaexpertin) Reski zu schlicht ist.
3. Die Unwucht in unserer Wahrnehmung (spiegel.de, Sascha Lobo)
Wie kommt es, dass eine im Mittelmeer aus Seenot gerettete Britin als Sensation gefeiert wird, während Hunderte in Seenot geratene Flüchtlinge höchstens als abstrakte Zahlen Beachtung finden? Sascha Lobo sucht nach Gründen für dieses Phänomen und denkt über Übermedialisierung und rassistische Denkmuster nach.
4. Soko Hamburg (sueddeutsche.de, Karoline Meta Beisel & Claudia Tieschky)
Zum vierten Mal in zehn Jahren bekommt der “Spiegel” eine neue Chefredaktion. Der aktuelle Chefredakteur Klaus Brinkbäumer wird ersetzt durch ein Führungstrio unter Steffen Klusmann, der zuletzt als Chefredakteur des ebenfalls zum Spiegel Verlag gehörenden “Manager Magazins” tätig war. Die Personalentscheidung hat viel mit der Ausrichtung des Verlags und den inneren Personalstrukturen zu tun. Der “Spiegel” gehört zu 50,5 Prozent der Mitarbeiter KG, zu 25,5 Prozent dem Hamburger Verlag Gruner + Jahr und zu 24 Prozent den Erben von Gründer Rudolf Augstein.
5. NSA-Leak: Hartes Urteil gegen Whistleblowerin Reality Winner erwartet (netzpolitik.org. Constanze Kurz)
Heute könnte ein Gericht in Georgia die höchste Strafe aussprechen, die je in den Vereinigten Staaten für die Weitergabe von geheimem Dokumenten an Medien verhängt wurde. Der von der Whistleblowerin Reality Winner geleakte Bericht machte Versuche öffentlich, Wahlsoftware zu hacken. Die ehemalige NSA-Mitarbeiterin hat bereits einer drakonischen Strafe von 63 Monaten Haft zugestimmt. Das endgültige Urteil wird für 16 Uhr (deutsche Zeit) erwartet.
6. Anti-Netflix? Wie sich YouTube Premium unterscheiden will (dwdl.de, Thomas Lückerath)
Nachdem Youtube sein Bezahlmodell in den USA etabliert hat, wendet man sich nun augenscheinlich verstärkt Europa zu. Ein Youtube-Vertreter hat beim Edinburgh TV Festival über die Geschäftsstrategie und den Unterschied zu Netflix gesprochen. “DWDL”-Chef Thomas Lückerath war dabei und hat die fünf wichtigsten Erkenntnisse notiert.