Vor einer Shisha-Bar in der Kölner Innenstadt kam es vor zehn Tagen zu einem Aufeinandertreffen zweier Gruppen. Am Ende musste ein Mann mit acht Messerstichen ins Krankenhaus gebracht werden, außerdem hatte er Verletzungen, weil mit einem Hammer auf ihn eingeprügelt wurde. Die Polizei fand später auch Patronenhülsen am Tatort.
Die eine Gruppe soll aus Männern bestanden haben, die sich im Umfeld des Rappers Xatar bewegen. Die andere aus Männern, die aus dem Umfeld des Rappers KC Rebell stammen. Der Mann, der ins Krankenhaus musste, soll ein Geschäftspartner von KC Rebell sein; die zwei inzwischen festgenommenen Tatverdächtigen sollen mit Xatar befreundet sein. Es deutet allerdings nichts darauf hin, dass der eine und/oder der andere Rapper vor Ort war und unmittelbar etwas mit dem Geschehen zu tun hat.
Bisher sind nicht viele Fakten darüber bekannt, was vor der Shisha-Bar genau passiert ist und wie die Hintergründe aussehen. Die Kölner Polizei hält sich noch bedeckt, die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit wegen versuchten Totschlags.
Als örtliches Medium könnte man das alles nun sachlich berichten und seinen Leserinnen und Lesern klarmachen, dass noch nicht viel klar ist. Man könnte etwas Dampf aus der Sache nehmen, sich auf die bekannten Fakten beschränken und auf Spekulationen verzichten.
Man könnte aber auch das Kölner Stadtgebiet zur Konflikt- und Krisenzone erklären. Man könnte von “Blutrache” sprechen. Man könnte das ohnehin schon schreckliche Geschehen noch schrecklicher wirken lassen und daraus eine Art Kriminalseifenoper machen. Man könnte über Hintergründe mutmaßen und weitere Prominente mit dem Fall in Verbindung bringen. Man könnte das Ganze zu einem “Rapper-Krieg” hochrappen hochjazzen.
Für welche Variante sich der “Express” aus Köln entschieden hat? Nun ja:
Am vergangenen Freitag, zwei Tage bevor die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro zu Ende gingen, waren die männlichen Geher über 50 Kilometer an der Reihe. Kaum Chancen auf spektakuläre Knochenbrüche, lediglich zwei deutsche Starter mit Außenseiterrollen, wenig Hoffnung für schwarz-rot-geilen Goldmedaillen-Patriotismus. Also eine Disziplin, die eher nicht in der Berichterstattung von “Bild” und Bild.de Platz findet.
Dass die “Bild”-Medien dann doch über den Wettbewerb berichteten, lag vor allem an Yohann Diniz. Der Franzose war als Weltrekordhalter einer der großen Favoriten in Rio. Und er führte das Rennen auch lange Zeit an. Doch dann bekam Diniz Verdauungsprobleme, er konnte den Durchfall nicht mehr zurückhalten, versuchte, alles mit einem Schwamm zu säubern, Blut lief seine Beine runter, Diniz brach mehrfach zusammen. Am Ende schleppte er sich als Achter ins Ziel, wurde direkt an einen Tropf angeschlossen und in einen Rollstuhl gesetzt.
Am Tag drauf berichten also “Bild” und Bild.de über diesen Wettbewerb. Dass der Slowake Matej Tóth Gold gewann und der Australier Jared Tallent Silber, erwähnt “Bild” noch schnell im letzten Absatz. Der Fokus der Geschichte liegt auf Yohann Diniz:
Völlig klar: Über so ein Drama kann man berichten, das haben einige andere Medien ebenfalls getan. Die Art und Weise, wie “Bild” und Bild.de das aber tun, ist schlicht verachtend.
Sie zeigen Großaufnehmen von Diniz’ Beinen, an denen der Durchfall runterläuft:
Und das, obwohl der Autor die Bilder bei der TV-Übertragung schon “gnadenlos” fand:
Mit einem Schwamm versuchte er noch, das Schlimmste zu verhindern. Vergeblich! Die TV-Kameras fingen das Durchfall-Malheur gnadenlos ein.
“Bild” zeigt Yohann Diniz, wie er zusammengebrochen auf dem Boden liegt und verkauft es als Kraftauftanken:
Und als wäre das alles nicht schon grässlich genug, machen sich “Bild” und Bild.de mit dämlichen Wortspielen über Diniz lustig:
Dieser Gang ging in die Hose. Aber Schwamm drüber …
Der “flotte Otto” läuft ihm für alle sichtbar die Beine herunter.
Geher musste laufenlassen
Läuft beim 50-km-Geher Yohann Diniz. Nur leider etwas zu doll.
Er war kurz davor, aus Sch**** Gold zu machen. Doch dann läuft’s beim 50-km-Geher Yohann Diniz — so richtig
Yohann Diniz sagte in einem späteren Interview, dass er über weite Strecken des Rennens nicht mehr wusste, wo er ist. Ein verwirrter Mensch, der nicht mehr Herr seiner Sinne und seiner Verdauung ist — genau die richtige Zielscheibe für die Schenkelklopfer bei “Bild”.
1. Die Zeitung ist keine Zahnbürste (scienceblogs.de, Florian Aigner)
In Wien wird wieder einmal eine Tageszeitung eingestellt. Man könne dies mit dem freien Markt und dem freien Spiel der Kräfte rechtfertigen, doch dies greife zu kurz, so Florian Aigner in seinem leidenschaftlichen Plädoyer für den Printjournalismus: “Der freie Markt ist eine großartige Sache – ein Werkzeug für viele verschiedene Aufgaben. Er ist beispielsweise ziemlich gut darin, den passenden Preis für Zahnbürsten zu bestimmen. Er kann auch recht gut entscheiden, ob es im Raum Wien eine angemessene Anzahl von Freibädern mit Wasserrutsche gibt. Aber dort, wo es um öffentliche Güter und um externe Effekte geht, etwa um versteckte Kosten, die nicht vom Käufer, sondern von der Gesellschaft getragen werden, stößt der freie Markt genauso an seine Grenzen wie eine Edelstahlfüllfeder bei einer Blinddarmoperation.”
2. Pressefreiheit in Europa: Eine Bestandsaufnahme (de.ejo-online.eu, Marlis Prinzing)
Die Journalistik-Professorin Marlis Prinzing mit einer detaillierten und mit Zahlen unterfütterten Betrachtung europäischer Presse- und Medienfreiheit. Der Tenor: So frei und unabhängig wie in Europa würden Journalistinnen und Journalisten weltweit sonst allenfalls in den USA und Kanada, in Australien und Neuseeland arbeiten können. Die Pressefreiheit sei jedoch auch in Europa gefährdet.
3. Wie sich Netflix’ aggressive Expansionsstrategie auszahlt (wuv.de, Susanne Herrmann)
Netflix expandiert aggressiv, was zu wachsenden Nutzerzahlen führt. Nach einer Prognose des Marktforschungsunternehmen “IHS Markit” wird der Streaming-Dienst vor allem außerhalb der USA massiv zulegen. Allein zwischen 2014 und 2015 sei die Gesamtzahl der Abonnenten um 30 Prozent gewachsen, IHS-Prognosen zufolge würden 2016 weitere 38 Prozent hinzukommen. Die “Binge-Skala” von Netflix zeige, welche Serien eher verschlungen und welche in Häppchen genossen werden: Formate mit Horror- und Thriller-Elementen sowie “Dramedys” sind bingeverdächtig. Für vielschichtige und komplexe Erzählungen würden sich die Zuschauer mehr Zeit nehmen.
4. Affäre muss Konsequenzen haben (djv.de, Hendrik Zöllner)
113 Bundestagsabgeordnete sollen sich auf Kosten der Steuerzahler mit kostspieligen Schreibgeräten eingedeckt haben. Anfragen von Journalisten zu Namen und Summen hat der Chef der Bundestagsverwaltung jahrelang ins Leere laufen lassen. Nun fordert der Deutsche Journalisten-Verband den Gesetzgeber auf, unverzüglich das nach seiner Ansicht längst überfällige Presseauskunftsgesetz in Angriff zu nehmen.
5. Syrien-Geisel: “Jeder kann dich verkaufen” (derstandard.at, Jan Marot)
Der spanische Journalist Ángel Sastre spricht mit dem “Standard” über seine zehn Monate andauernde Zeit als Gefangener der radikalislamischen syrischen Al-Nusra-Front. Seinen Journalistenkollegen rät er unbedingt ab, nach Syrien zu fahren: “Die Lage ist katastrophal. Entführungen sind dort, wie auch im Jemen, ein allgegenwärtiges Risiko. Ein jeder kann dich verkaufen. Dein Fahrer, deine Dolmetscher, jeder Kontakt, jeder Informant. Das ist ein neuer Kontext für uns Kriegsberichterstatter.”
6. Herumwandern in Videospielen: Ich will doch nur chillen! (spiegel.de, Markus Böhm)
“Spiegel”-Redakteur Markus Böhm interessiert sich leidenschaftlich für Computerspiele. Doch anders als die meisten Gamer hat er selten Lust auf Action, sondern wandert lieber durch die Spielewelten und bewundert die schöne Umgebung.
Bei Wolfgang Bosbach und “Bild” ist es ein bisschen wie bei der Henne und dem Ei: Was war zuerst da? Der Quatsch, den Wolfgang Bosbach erzählt und den “Bild” dankbar aufgreift? Oder der Quatsch, den “Bild” verbreitet und den der CDU-Politiker in einem seiner vielen Talkshowauftritte und Interviews zitiert und weiterdreht?
So oder so — “Bild” und Bosbach sind ein starkes Team. Wenn der eine etwas von sich gibt, plappert es der andere gerne nach. Sie leben in Symbiose. Doch jetzt hat “einer der beliebtesten Politiker” (“Bild” meint damit Bosbach) angekündigt, dass er bei der Bundestagswahl 2017 nicht erneut kandidieren wird, aus politischen und privaten Gründen.
Gestern schaffte es lediglich eine kurze sachliche Meldung darüber auf die “Bild”-Titelseite (“Bosbach tritt nicht mehr an”). Dafür gab es heute aber eine umso größere Würdigung:
117 Zeilen Lobhudelei (“So einer wird im Bundestag fehlen”), einen Brief von Franz Josef Wagner (“Warum lieben wir diesen Menschen? Weil er die Wahrheit spricht!”) und obendrauf eine Urkunde mit “Bild”-Siegel:
Für seine besonderen Verdienste als Volksvertreter wird Wolfgang Bosbach ausgezeichnet,
– weil ihm in der Großen Koalition seine Überzeugungen wichtiger sind als Macht und Mehrheiten
– weil er im Bundestag und im Fernsehen so redet, dass ihn Millionen Menschen verstehen
– weil ihm die Wähler in seinem Wahlkreis 22 Jahre lang die Treue hielten
– weil er kein Querulant ist, sondern kritisch UND loyal zu seiner Partei steht
– weil er stets mit dem Florett für seine Meinung kämpft und auch über sich selber lachen kann
Na, da läuft es einem doch eiskalt den Rücken runter das geht doch runter wie Öl.
Der größte Coup der “Bild”-Zeitung aber ist: Die Redaktion hat Wolfgang Bosbach vom Fleck weg als Kolumnisten verpflichtet.
Dort hört er also auf. Aber bei BILD macht er weiter — ab 2017 mit einer wöchentlichen Kolumne. Klar, kantig, kenntnisreich und manchmal mit einem Augenzwinkern.
… und hin und wieder sicher auch genauso falsch wie Berichte der “Bild”-Medien. Denn bei Bosbachs eingangs erwähnter Nachplapperei von “Bild”-Geschichten kommt es immer mal wieder vor, dass er falsche Behauptungen übernimmt und – ganz der Kolumnist – zuspitzt.
Zwei Beispiele.
Im Dezember 2014, kurz vor Weihnachten, vermeldeten “Bild” und Bild.de ganz aufgeregt:
Laut “Bild” sollte der Grünen-Politiker Omid Nouripour gefordert haben, dass in Kirchen zu Weihnachten auch ein muslimisches Lied gesungen wird. Nur: Das hat er nie. Die Idee kam eigentlich von “Bild” selbst, und die Reporter riefen Nouripour an, um zu fragen, was er davon halte. Der Bundestagsabgeordnete war dagegen. Und wenn schon, dann sollte es einen Austausch geben: Im Gegenzug sollten auch christliche Lieder in Moscheen gesungen werden. Gefordert hatte Nouripour also nichts, sondern lediglich einen Gegenvorschlag gemacht.
Und Wolfgang Bosbach? Der schnappte sich die falsche “Bild”-Geschichte und ließ im Interview mit “Focus Online” ordentlich Dampf ab:
“Weihnachten ist kein Hochamt für Multikulti, sondern ein christliches Fest, bei dem traditionell nur christliche Weihnachtslieder gesungen werden. Dabei soll es bleiben”, sagte Wolfgang Bosbach am Montag zu FOCUS Online. “Mir ist auch nicht bekannt, dass in irgendeiner Moschee ‘Stille Nacht, heilige Nacht’ gesungen wird oder es entsprechende Pläne gibt”, fuhr der Innenpolitik-Experte der Union fort. “Bevor Herr Nouripour vorschlägt, dass der Muezzin zur Christmette ruft, hoffe ich sehr, dass es beim christlichen Glockenläuten bleibt.”
Der heutigen “Bild”-Würdigung zufolge ist Bosbach übrigens “nie polternd populistisch”. Joar.
Zweites Beispiel: In der Hochphase der “Bild”-Kampagne gegen die faulen Griechen verkalkulierte sich Dirk Hoeren, Chefverrechner des Hauses, mal wieder. Hoeren wollte zeigen, dass das Renteneintrittsalter in Griechenland viel niedriger sei als in Deutschland — 56 Jahre versus 64 Jahre. Und zog dafür eine völlig unpassende Statistik ran: Die zeigte nämlich nur das angepeilte Renteneinstiegsalter für den öffentlichen Dienst. Hoeren machte daraus das aktuelle Renteneinstiegsalter aller Griechen. Und langte dann auch beim Renteneinstiegsalter in Deutschland daneben. Kurz gesagt: Alles völlig falsch.
Der Griechische Ministerpräsident hat jetzt angeboten, das reale Renteneintrittsalter in Griechenland, das bei uns bei fast 64 Jahren liegt, auf 56 Jahre anzuheben.
Bosbach hatte seinen TV-Auftritt drei Tage, nachdem Dirk Hoeren die Zahlen falsch ins Spiel gebracht hatte, und als schon längst klar war, dass da was nicht stimmt.
Nächstes Jahr wird Wolfgang Bosbach dann also “Bild”-Kolumnist. Das Ei wird zur Henne.
Die Fotos der vier französischen Polizisten, die am Strand von Nizza um eine am Boden sitzende Frau herumstehen, machten heute die Runde. Auf den Bildern ist zu sehen, wie sie die Frau auffordern, sich auszuziehen, weil sie gegen das inzwischen geltende Burkini-Verbot verstoße.
Die Szene ist so bizarr und grotesk und falsch, dass in den Sozialen Netzwerken direkt hitzige Debatten entstanden. Und auch viele Onlinemedien berichteten.
Gleich vier Polizisten umringten die junge Frau am Strand. Forderten sie auf, sich an Ort und Stelle umzuziehen. Denn: Die Strandbesucherin trug einen muslimischen Ganzkörperbadeanzug — und der ist in diesem Sommer in vielen französischen Urlaubsorten verboten!
Zu erkennen sind demnach mindestens vier bewaffnete Polizisten, die an Nizzas berühmter “Promenade des Anglais” eine am Strand liegende Frau auf ihren Burkini ansprechen.
In 15 französischen Städten sind inzwischen Burkas verboten — und dazu zählt auch die Schwimmversion, der Burkini. Das musste jetzt eine Muslima am eigenen Leib erfahren. Sie hatte eine unangenehme Begegnung mit Polizisten am Strand von Nizza.
Die “Mopo” hat extra auch noch ein Symbolfoto rausgekramt:
Das Problem an all diesen Berichten — und was die Szene noch bizarrer und grotesker und falscher macht: Die Frau trägt gar keinen Burkini. Und erst recht keine Burka oder einen Niqab oder sonst eine Vollverschleierung, die gegen irgendwas verstoßen soll. Sie trug nach eigener Aussage eine Leggins, eine Tunika und ein Kopftuch.
Dass es kein Ding der Unmöglichkeit war, das herauszufinden, beweist ein Artikel von sueddeutsche.de:
Die Frau liegt alleine inmitten leicht bekleideter Menschen auf dem steinigen Strand. Sie trägt schwarze Leggins, ein hellblaues Oberteil und ein Kopftuch. Die Schuhe hat sie ausgezogen, die Knie angezogen. Vielleicht schläft die Frau, vielleicht döst sie, vielleicht genießt sie einfach die Sonne an der französischen Mittelmeerküste, als sich vier Polizisten nähern, alles Männer.
Das hat irgendwann auch “Focus Online” verstanden und einen zweiten Beitrag zum Thema veröffentlicht:
Sie hat Leggings und ein langes türkisfarbenes Oberteil an. Um den Kopf hat sie ein Tuch gewickelt – einen Burkini trägt sie nicht.
Natürlich ist das mit den “neuen Details” Quatsch. Die Fotos hätte man sich auch vorher schon ordentlich anschauen und erkennen können, dass die Frau keinen Burkini trägt.
1. Warum macht Herr Enzinger das? Warum macht die „Krone“ das? (diepresse.com, Sibylle Hamann)
Sibylle Hamann berichtet von einem Vorgang, der eigentlich ein Happy End verdient gehabt hätte: In der ersten Klasse einer Salzburger Volksschule gibt es ein neues Kind. Aref heißt es und es stammt aus Syrien. Die Lehrer thematisieren das im Unterricht und führen beim Schulschlussfest mit den Kindern einen syrischen Tanz und ein einstudiertes syrisches Lied auf. Alles klappt vorzüglich und und alle sind zufrieden, bis Politik und Presse davon Wind bekommen. Fremdenfeindliche Äußerungen und Artikel, die das Geschehen bösartig verdrehen, folgen. Schließlich fällt auch noch der entfesselte Online-Mob über die Salzburger Kinder und Lehrer her. Sibylle Hamann in ihrem Kommentar: “Rational verstehe ich, was FPÖ und „Kronen Zeitung“ antreibt: Wählerstimmen maximieren, Leserzahlen maximieren, Aufmerksamkeit maximieren, man hofft halt, dass das mit Hetze funktioniert, und häufig funktioniert es ja leider auch. Aber manchmal möchte ich in die Köpfe dieser Menschen hineinschauen, möchte wissen, wie sich das anfühlt: immer nur Böses zu sehen, selbst dort, wo gar nichts Böses ist. Immer wütend zu werden, wenn anderen etwas gelingt. Immer alles sofort kaputtschlagen, zündeln wollen, und sich erst freuen, wenn es rundherum brennt.”
2. Bildsprache der Verblödung (bilanz.de, Bernd Ziesemer)
In den letzten Tagen beherrschten Bilder von Hamstern die Berichterstattung: Anlass: Die politische Diskussion über ein neues Zivilschutzprogramm. Bernd Ziesemer ist genervt von den ewig gleichen platten Fotos aus den Bilddatenbanken (“stock photos”) und spricht in seiner Kolumne von einer “Bildsprache der Verblödung”.
3. WikiLeaks bringt Unschuldige in Gefahr (zeit.de, Patrick Beuth)
Die Enthüllungsplattform Wikileaks hätte zu ihren besten Zeiten die Mächtigen genervt und bloßgestellt, doch mittlerweile würden sich die Kollateralschäden summieren, so Patrick Beuth in der “Zeit”. Die Plattform habe zahlreiche medizinische Unterlagen von normalen Bürgern sowie private, finanzielle und andere Informationen Hunderter anderer veröffentlicht, heiße es in einem Bericht der Nachrichtenagentur “AP”. Zudem seien Hunderte der Dateien aus dem Türkei-Leak mit Malware verseucht. Wikileaks habe den AP-Bericht auf Twitter als “lächerlich” abgetan und auf Fragen der “Zeit” bislang nicht reagiert.
4. Schnapp den Teenie (sueddeutsche.de, Sebastian Jannasch)
Den klassischen Medien laufen die jungen Leser davon. Also geht man dorthin, wo man die jungen Zielgruppe vermutet und das ist z.B. die quietschige Knips-App “Snapchat”, die in Deutschland 2,5 Millionen Nutzer haben soll. Doch lassen sich mit bunt verzierten Videoschnipseln wirklich Nachrichten vermitteln? Das ist nicht einfach. Außerdem fehlen Kontrolle und Monetarisierungsmöglichkeiten, so Sebastian Jannasch auf “sueddeutsche.de”. Zudem sei es möglich, dass die umworbenen Teenies eh bald weiterziehen: Instagram und Facebook würden versuchen, die jungen Nutzer mit neuen Funktionen zu sich rüberzulocken.
5. Geringe Hemmschwelle – “Vice” und die Drogen (ndr.de, Sabine Schaper)
“Zapp” hat sich mit dem Lifestyle- und Jugendmagazin “Vice” beschäftigt. Dort würden regelmäßig Tipps für den Drogenkonsum erscheinen, von Mischkonsum-Rezepten bis hin zu Tricks für den Drogenschmuggel. Der Leiter des Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am Uniklinikum Eppendorf in Hamburg bezeichne derlei Artikel als einen “Schlag ins Gesicht” all derer, die täglich mühsam Suchtprävention betreiben: Eine seriöse Berichterstattung im Sinn von “Safer Use” habe nüchtern und sachlich zu sein. Ob und inwiefern das Angebot von “Vice” den Richtlinien des Jugendmedienschutzes entspricht, werde nun ein Prüfverfahren zeigen.
6. Songlyrics-Seiten im Web: Einmal Goldrausch und wieder zurück (onlinemarketingrockstars.de, Roland Eisenbrand)
Spannender Hintergrundbericht, wie findige Website-Macher und teilweise blutjunge Kids seit Jahren Songtexte auf ihren Lyrics-Seiten ausbeuten.
Wir haben unsere Clickbait-TaskforcewiederfürSielosgeschickt, um herauszufinden, was hinter den großen Ankündigungen in Titel und Teaser wirklich steckt. So sparen Sie Lebenszeit und Gehirnzellen.
Weil auch auf dem Toilettenpapier Keime sein können.
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Etwa 226.000 Euro im Jahr.
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Ignorieren, zurechtweisen, genervt reagieren.
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Sie machen ein Selfie auf Bahngleisen. Dann kommt ein Zug angerast. Ist aber nur ein Video der “Deutschen Bahn” zur Abschreckung.
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1. Sie wissen, was sie wollen.
2. Sie klammern nicht.
3. Sie kriegen alles hin.
4. Sie haben Verständnis.
5. Sie sind sexy.
6. Sie lieben.
7. Sie spielen keine Spielchen.
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Pornos.
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Die Frage war eigentlich eine Aufgabe: Die Tochter sollte eine Tube Zahnpasta auf einen Teller ausdrücken und es dann schaffen, die Zahnpasta wieder zurück in die Tube zu bekommen. Klappte natürlich nicht. Das sollte symbolisieren, wie wichtig es ist, vorher über seine Worte und Taten nachzudenken. Oder so.
Mähroboter sind nachts gefährlich. Ich wusste das gar nicht, aber es stand am Montag in der Zeitung, und dann wird es ja wohl stimmen:
Ich sah mir den kleinen blauen Kasten auf dem Foto noch mal etwas genauer an. Und wenn man von seiner Gefährlichkeit weiß, wird er einem gleich etwas unheimlich. Was wird er wohl anstellen, wenn es dunkel ist?
Ich hatte so ein Bild vor Augen. Wie man nachts durch den Vorgarten schleicht, weil man wieder mal irgendwo die Zeit vergessen hat. Gleich wird es hell. Die Grillen zirpen, und man vernimmt ein leises Surren. Von wo genau, kann man gar nicht sagen. Also läuft man weiter. Das Surren wird immer deutlicher. Dann kommt noch ein sprödes Rattern hinzu. Es ist ganz nah. Man dreht sich um, und im letzten Moment sieht man den Mähroboter noch aus dem Augenwinkel. Aber da ist es schon zu spät. Schnitt.
Vielleicht liest man aber auch erst mal die Meldung:
Mähroboter können Igeln und anderen Kleintieren im Garten gefährlich werden.
Ach so. Das klingt natürlich ganz anders. Aber so geht mir das oft mit den Zeitungsmeldungen auf der Service-Seite. Entweder auf den ersten oder auf den zweiten Blick stimmt irgendwas nicht. Vor ein paar Monaten habe ich zum Beispiel das hier gefunden:
Ich habe versucht, mir vorzustellen, wie es zu so einer Meldung kommt. Irgendjemand muss sich das ja ausdenken. Wahrscheinlich sitzen also Menschen zusammen in einem Konferenzraum und reden über Themen. Und dann sagt einer:
“Millionen von Deutschen stecken in großen Schwierigkeiten, weil sie ihre Wochenendeinkäufe nicht organisiert kriegen. Aber ich glaube, es gibt eine Lösung.”
“Und die wäre?”
“Sie müssen einen festen Tag zum Einkaufen einplanen.”
“Das ist genial! Das hauen wir als Meldung raus.”
So kommt es aus den Agenturen in die Redaktionen, wo die Redakteure denken: “Irgendwer wird sich darüber schon Gedanken gemacht haben.” Und dann steht es in der Zeitung.
Ein anderes Mal sah ich auf den Service-Seiten das hier:
Der erste Gedanke ist natürlich: Wer fährt seine Katze betrunken ins Krankenhaus? Aber sogar, wenn man verstanden hat, dass nur die Katze nichts zu sich nehmen soll, bleibt immer noch die Frage: Wie viele Leser stehen gerade vor genau diesem Problem? Und sagt denen nicht vielleicht auch der Tierarzt, dass sie die Katze vor der Operation nicht füttern sollen? Und was wollen die anderen mit diesem Wissen?
Ralf Heimann hat vor ein paar Jahren aus Versehen einen Zeitungsbericht über einen umgefallenen Blumenkübel berühmt gemacht. Seitdem lassen ihn abseitige Meldungen nicht mehr los. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht, zuletzt zusammen mit Daniel Wichmann “Hier ist alles Banane — Erich Honeckers geheime Tagebücher 1994 – 2015”. Fürs BILDblog kümmert er sich um all die unwichtigen Dinge, die in Deutschland und auf der Welt so passieren.
(Foto: Jean-Marie Tronquet)
Vor allem aber: Wie kommt es zu dieser Meldung?
“Gestern ist meine Katze operiert worden. Vorher hab’ ich sie noch gefüttert.”
“Und?”
“Tot.”
“Oh, Shit. Ja. Dann schreib mal besser ‘ne Service-Meldung.”
Vielleicht ist es einfach so. Vielleicht ist es aber auch ganz anders, und es melden sich besorgte Tierärzte in der Service-Redaktion, weil ihnen die Katzen auf dem OP-Tisch reihenweise unter den Händen wegsterben, und sie flehen:
“Auf uns hören die Leute nicht. Bitte schreiben Sie eine Service-Meldung!”
Bis der Redakteur irgendwann ein Einsehen hat und sagt:
“Na, meinetwegen. Wir schreiben das jetzt. Aber nur, wenn Sie dann Ruhe geben.”
Sie geben dann aber trotzdem keine Ruhe, sondern rufen am nächsten Tag gleich wieder an, um mitzuteilen, dass man Axolotl bitte unter keinen Umständen in kochendem Wasser halten sollte. Man möge das melden.
Die unwahrscheinlichste Variante ist, dass sie sich das in den Redaktionen alles selbst ausdenken. Aber wahrscheinlich ist es genau so, und genau in diesem Moment sitzen sie da und überlegen wieder:
“Ich hab’ neulich meinen Nachbarn im Supermarkt getroffen. Und ich frage ihn: ‘Was machst du denn hier?’ Da sagt er: ‘Ich kaufe Ingwer für mein Pferd.’ Aber das hätte er wohl besser nicht getan.”
Wobei — diese Meldung gibt’s ja schon:
Dann reden sie vielleicht gerade über andere Tierprobleme:
“Haben wir schon drauf hingewiesen, dass man Hunden zu Silvester auf keinen Fall Mariacron ins Trockenfutter mischen sollte?”
“Ich glaube, letztes Jahr hatten wir die Meldung mit Dujardin. Nee, aber mit Mariacron noch nicht. Ich frag’ noch mal nach.”
“Und dass Hundehaufen nicht so beliebt sind?”
“Doch. Das hatten wir schon.”
Die Frage ist, ob Menschen, die solche Service-Meldungen nützlich finden, überhaupt Tiere halten sollten — oder ob man im Sinne der Tiere nicht vielleicht eher Dinge schreiben sollte wie: “Pferde sind kaum zu bezahlen.” Oder: “Wellensittich-Haltung nahezu unmöglich.”
Kann aber natürlich auch sein, dass das gar nicht nötig ist, weil diese Menschen einfach so sehr mit ihrem eigenen Leben und der Frage, ob sie endlich einen festen Tag zum Einkaufen benötigen, beschäftigt sind, dass da für Tiere überhaupt kein Platz bleibt.
Vielleicht ist aber auch das Gegenteil der Fall, und sie brauchen dringend einen tierischen Freund, weil sie die folgende Meldung nicht gelesen haben und keinen menschlichen finden:
Oder sie ahnen längst, dass der Kauf eines Haustieres ihrem Leben noch mal eine andere Qualität geben würde, aber sie stehen ratlos vor dem Geldautomaten, und die Karte kommt nicht mehr raus. Weil sie keine Lösung wissen, gehen sie nach Hause und beschließen, ihr Konto und die Sache mit dem Haustier zu vergessen. Dabei wäre es gar nicht so schwer gewesen:
Ja, dort in der Zeitung hätte die Lösung gestanden. Aber womöglich werden genau die Menschen, die dieses Wissen benötigen, davon nie erfahren. Vielleicht wissen sie nichts von diesen Service-Meldungen. Vielleicht bräuchten wir eine große Kampagne auf Litfaßsäulen. Oder irgendwer müsste mal im Fernsehen durchsagen, dass nützliches Wissen in der Zeitung steht.
1. Werber-Werbung im „Morgenmagazin“ (uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Eine Woche lang gab es im ARD-“Morgenmagazin” in Anlehnung an die großen Sommerinterviews Gespräche mit „ganz normalen Wählern“, die „sonst kaum zu Wort kommen“. In einer der Sendungen plaudert die Reporterin mit drei dieser vermeintlich ganz normalen Gäste, die ihr jedoch bestens bekannt sein müssten. Sie gehören nämlich zu der Film- und Videofirma “gretchen”, die sie mitgegründet hat und an der sie beteiligt ist (Werbeclaim: “gretchen ist zu allem bereit”). Boris Rosenkranz berichtet auf “Uebermedien.de” über einen ganz besonderen Fall von Schleichwerbung.
2. Wie durch das Bohei um die Hamsterkäufe Panik entsteht (wiwo.de, Niklas Dummer)
Seit 2004 existiert das “Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe”. Katastrophenschutzpläne gibt es jedoch schon viel länger. Seit nun bekanntgeworden ist, dass das neue Zivilschutzkonzept Empfehlungen zur Bevorratung enthält, hyperventilieren Netz und Medien. Die “Wirtschaftswoche” hat mit dem Medienwissenschaftler Hans-Bernd Brosius über das Phänomen gesprochen: “Die intensive Thematisierung des Zivilschutzkonzepts schürt Ängste. Die sozialen Netzwerke verstärken solche Tendenzen. Auf einmal können alle etwas zum Thema sagen, so entsteht noch stärker der Eindruck von Panik. Zudem werden in den sozialen Netzwerken vor allem kurze Artikel weitergeleitet, in denen keine Beurteilung über die Relevanz des Themas stattfindet – in dem Fall des Zivilschutzkonzepts.”
3. Innovationen: Sechs Lektionen für Redaktionen (de.ejo-online.eu, Ville Seuri)
Ville Seuri hat mit Redakteuren von mehreren Nachrichtenredaktionen in Großbritannien darüber gesprochen, wie es gelingen kann, im journalistischen Alltag Innovationen umzusetzen. Die Ergebnisse hat er in einem Paper festgehalten, das nun auch verkürzt und in deutscher Sprache vorliegt.
4. „Lügenpresse – auf die Fresse“ (taz.de, Michelle Sensel)
Für Journalisten wird die Arbeit in Zeiten der “Lügenpresse-Rufer nicht einfacher. Auf rechten Demonstrationen müssen sie Anfeindungen und teilweise körperliche Attacken fürchten. Michelle Sensel berichtet vom seit Januar existierenden Blog “augenzeugen.info”, das derartige Vorgänge dokumentiert und für das Thema sensibilisieren will.
5. Hoher TV-Konsum kann Blick auf die Realität verstellen (derstandard.at)
Für eine Medienstudie an der Wiener Universität haben Sozialmediziner 322 Personen nach ihrem TV-Konsum befragt und sich bei ihnen erkundigt, ob sie glauben würden, dass es in Österreich noch immer die Todesstrafe gebe. Je höher der TV-Konsum, umso höher sei die Wahrscheinlichkeit, dass die Studienteilnehmer das glaubten. Hoher TV-Konsum könne den Blick auf die Realität verstellen, so das Ergebnis der Studie.
6. Angriff auf die Pressefreiheit: Deutscher Generalstaatsanwalt will Berichterstattung lenken (kress.de, Jochen Zenthöfer)
Die mittlerweile zwei Jahre alte Geschichte um den “Rabaukenjäger” mag man anfangs als lokales Bauerntheater abgetan haben. (Ein “Nordkurier”-Journalist hatte einen Jagdpächter mit diesem Wort belegt, weil dieser ein totes Reh an sein Auto gebunden und hinter sich her geschleift hatte. Der so Benannte hatte daraufhin Strafanzeige wegen Beleidigung erstattet.) Doch was als Beleidigungsposse in Mecklenburg-Vorpommern begonnen hätte, entwickle sich zum Generalangriff der Generalstaatsanwaltschaft gegen die Pressefreiheit. Jochen Zenthöfer sieht nun die Justizministerin in der Pflicht.
1. Was heißt hier Hass? (sueddeutsche.de, Johannes Boie)
Facebooks Lösch- und Sperrpraxis ist ein beständiges Ärgernis. Schlimmste Inhalte lässt man im Netz, eher harmlose Postings werden gelöscht und deren Verfasser mit Bannstrafen belegt. Und der Konzern verweigert jede Stellungnahme. Johannes Boie über das Verhalten des Social-Media-Riesen: “Facebooks Produkt ist Öffentlichkeit. Niemals in der gesamten Geschichte der Menschheit haben mehr Menschen direkt miteinander kommuniziert als auf Facebook. Für Millionen in Deutschland und Hunderte Millionen in der ganzen Welt ist Facebook die primäre Nachrichtenquelle. Mit dieser Verantwortung geht der Konzern um, als stelle er Kugelschreiber her.”
2. Der Fünfkampf der Journalisten (zeit.de, Christian Spiller)
Christian Spiller hat die wahren Helden der Olympischen Spiele ausgemacht: Journalisten. Deren Fünfkampf bestünde aus Warten, Drängeln, Frieren, Hungern und der Aufgabe, ein schlechtes Bild abzugeben: “Auch sonst überzeugen Journalisten nicht durch Stilsicherheit. Tennissocken und Stachelbeerbeine allerorten. Wo die Medienmeute allerdings besonders doof aussieht: am Strand. In seiner spärlichen Freizeit macht der Journalist dort so viel falsch, dass viele Cariocas ihn schon erkennen, wenn er noch nicht einmal die Hoteltür zugezogen hat. Der Gringo am Strand ist weiß wie eine Bäckermütze, trägt seinen Rucksack ängstlich auf der Brust und macht ganz allgemein den Eindruck eines Rehkitzes in der Großraumdisko. Weil er keine Ahnung von den lokalen Ritualen des Strandbesuchs hat.”
3. Wer will schon die „Rolling Beatles“ (taz.de, Andreas Hartmann)
Die goldenen Zeiten der Stadtmagazine sind vorbei. Nun werden auch die bekannten Berliner Veranstaltungsblätter und ehemaligen Konkurrenten “Zitty” und “Tip” unter einem Dach produziert. Das Konzept habe sich überlebt, so Andreas Hartmann in der “taz”. Wer heute frisch nach Berlin komme, kaufe sich nicht zuallererst eines der genannten Blätter, sondern fahre den Rechner hoch und folge den Empfehlungen in seinen sozialen Netzwerken. Konkurrenz komme zudem von den ortsansässigen Zeitungen, die in den letzten Jahren ihre Veranstaltungsbeilagen ausgebaut hätten.
4. Egal ist egal: Ohne Olympia durch den Sommer (dwdl.de, Hans Hoff)
“dwdl”-Kolumnist Hans Hoff hat in Bezug auf die Olympischen Spiele eine Form televisionärer Totalverweigerung praktiziert: Er hat es geschafft, nichts von Olympia zu sehen! Zum Ende der Spiele hat er seine Kumpels gefragt, ob ihm etwas entgangen sei. Diese hätten nach langem Nachdenken die Frage verneint: “Ich habe also nichts verpasst bei den Olympischen Spielen, deren Bedeutung mir aus der externen Perspektive ein wenig vorkam wie ein auf Wochenlänge gestreckter ZDF-Fernsehgarten. Nur dass man versehentlich statt Andrea Kiewel Katrin Müller-Hohenstein aufgezogen hatte.”
5. Was ist hier eigentlich offenbar? (udostiehl.wordpress.com)
Udo Stiehl, Journalist und Co-Betreiber der sprach- und medienkritischen “Floskelwolke”, schreibt über ein Wort, das für die Glaubwürdigkeit von Nachrichten gefährlich sei: “offenbar”. Stiehl zeigt anhand von Beispielen aus der Praxis, worin die Tücken des Wortes liegen und stellt fest: “Wilde Spekulationen zu verschleiern oder persönliche Zweifel zu verpacken – dafür lässt sich „offenbar“ gut benutzen. Nur mit Journalismus hat es dann nichts mehr zu tun.”
6. Der Anti-Paparazzi-Schal (faz.net, Maria Wiesner)
Es ist kein Hoax, es gibt ihn wirklich: den Anti-Paparazzi-Schal des niederländischen Labels “Ishu”. Der “Privacy Scarf” ist von Reflektoren durchsetzt, die das Handyblitzlicht zurückwerfen und den Träger bzw. die Trägerin nur als undeutlich erkennbare, verschwommene Gestalt erscheinen lassen.