Archiv für Oktober, 2015

Ein Wendt für alle Fälle

Wenn deutsche Medien ein knackiges Zitat zur Polizeiarbeit, zu Sicherheits- oder Rechtsfragen brauchen, gibt es eine Universalwunderwaffe: Rainer Wendt. Wendt ist Bundesvorsitzender der “Deutschen Polizeigewerkschaft”. Und in dieser Position immer für ein Interview zu haben — Thema im Grunde egal.

Heftiger Einsatz von Schlagstöcken und Wasserwerfern bei “Stuttgart21”? Wendt: “Polizeiliche Einsatzmittel müssen Waffen sein, die weh tun, nur dann wirken sie.”

Krawalle in Fußballstadien? Wendt: “Die Stehplätze gehören abgeschafft, die Zäune erhöht, und bei jeder Ausschreitung sollten für den Verein 100.000 Euro fällig werden.” Und: “Wem strenge Leibesvisitationen nicht passen, der soll vor dem Stadion bleiben müssen.”

Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Koblenz, die Polizei solle Kontrollen nicht nach Hautfarbe durchführen? Wendt: “Man sieht wieder einmal, die Gerichte machen schöngeistige Rechtspflege, aber richten sich nicht an der Praxis aus.”

Law-and-Order-Verfechter Wendt lärmt zu jedem Thema. Friederike Haupt schrieb schon 2013 in der “FAS”:

Wenn Wendt braungebrannt aus dem Marokko-Urlaub zurück in sein Büro kommt, schmeißt er gleich am ersten Tag die Werbemaschine wieder an. Alle sollen wissen: Der Wendt ist zurück. Darum ruft er zum Beispiel einen Journalisten an und sagt: “Soll’n wir mal ‘ne schöne Geschichte machen?” Wendt fordert dann höhere Strafen für die Bösen oder mehr Personal für die Guten, und der Journalist hat eine Exklusiv-Story: “Und hinterher sind alle zufrieden.”

Rainer Wendts aktuelles Themenfeld: Die Flüchtlinge und alles, was dazu gehört. Da hat er schon ganz beachtlich Schlagzeilen gesammelt:


(Bild.de; interessant auch, wie Wendt in einigen Medien zum Synonym für die Polizeit wird.)

(Bild.de)

(“Focus Online”)

(“Bayernkurier”)

Bei seinem neuesten Schmu Coup half ihm Welt.de:

Abgelegt ist das Interview unter:

Und das ist tatsächlich eine der Kernaussagen Wendts: Die Flüchtlingskrise sorge für mehr Gefahren im Straßenverkehr, bis hin zu mehr Verkehrstoten:

Die Welt: Bleiben auch hoheitliche Aufgaben der Polizei wegen der Flüchtlingskrise schlicht liegen?

Wendt: Eine der Aufgaben, die wir derzeit vernachlässigen müssen, ist die Verkehrsüberwachung. Sie ist teilweise völlig zum Erliegen gekommen. Wir mussten wegen der Einsatzbelastung im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise den Blitzmarathon in diesem Jahr ausfallen lassen, die Planungen für den Blitzmarathon im nächsten Jahr liegen auf Eis. Da fehlt uns ein ganz wichtiges Instrument zur Unfallprävention. In allen Bundesländern wird die Verkehrsüberwachung drastisch zurückgefahren — mit fatalen Folgen. Wir stellen bereits jetzt fest, dass wir das deutsche Ziel, bis 2020 die Zahl der Verkehrstoten um 40 Prozent zu senken, klar verfehlen. Wir sind jetzt erst bei 16 Prozent. Die Zahl der Unfalltoten steigt sogar wieder.

Logisch: Wenn man weiß, dass ein Großteil der Polizisten mit “der Flüchtlingskrise” beschäftigt ist, knattert man direkt mit 90 km/h durch die Tempo-30-Zone. Und dann fällt auch noch der Blitzmarathon aus — Raser’s Paradise.

Wendts Gleichung fanden andere Medien logisch und zogen nach:


(“RP Online”)

(“Focus Online”)

(Krone.at)

(“Yahoo News”)

Walter Bau von der “Berliner Morgenpost” fand die These hingegen merkwürdig. Er kommentiert:

Was Polizeigewerkschafter Wendt nicht sagt: Im ersten Halbjahr 2015 hielt sich der Zustrom an Flüchtlingen noch in Grenzen, verglichen mit den Zahlen seit Juli. Die brisante Lage an den Grenzen, die die Polizei vor allem beschäftigt, entstand erst im Sommer. Und zu glauben, die Autofahrer würden gezielt schneller und riskanter fahren, weil sie darauf spekulierten, es gebe gerade weniger Radarfallen, ist realitätsfern. Wendt schürt Ängste zur eigenen Profilierung.

Und “t-online” hat beim “Statistischen Bundesamt” nachgefragt, ob Wendts These plausibel sei. Die Erkenntnis:

Nach einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Verkehrstoten im August im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres tatsächlich angestiegen (um 18,4 Prozent von 293 auf 335). Allerdings haben die Statistiker dafür eine andere Erklärung als Wendt: “Im vergangenen Jahr war das Wetter im August extrem schlecht. Dann sind die ungeschützten Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Zweiradfahrer eher weniger unterwegs”, erläutert Gerhard Kraski vom Statistischen Bundesamt gegenüber t-online.de. Deswegen, so Kraski, sei es wahrscheinlich zu dem Anstieg in diesem Jahr gekommen.

Trotzdem: Die Medien werden Rainer Wendt weiter fleißig zitieren und in Talkshows einladen. Heute Abend sitzt er im “Ersten” bei “Hart aber fair”. Thema: Flüchtlingskrise. Er wird sich ganz bestimmt knackige Sprüche zurechgelegt haben.

Mit Dank an Webwatch und Ben B.

Der DFB-Außenverteidiger

Die Enthüllungen des “Spiegel” rund um die Vergabe der Fußball-WM 2006 sind längst auch ein Medienthema. Es entstehen Grabenkämpfe zwischen Redaktionen, gegenseitige Schuld- und Schlampigkeitszuweisungen.

Dazu schreibt Holger Gertz in einer tollen “Seite Drei” (kostenpflichtig) der “Süddeutschen Zeitung”:

Es geht darum, wer die Deutungshoheit hat über das Phänomen Fußball: diejenigen, die den Fußball lieben und ihn romantisch verklären und rein halten wollen. Oder diejenigen, die den Fußball lieben und ihn ernst nehmen und gerade deshalb den Helden nichts durchgehen lassen wollen. Jedenfalls dann nicht, wenn die Helden in ihrem späteren Leben Teil jener Bonzenkaste werden, die den Fußball inzwischen beherrscht und aussaugt und lenkt.

Gruppe eins steht Alfred Draxler vor. Der Chefredakteur der “Sport Bild” und Kolumnist der “Bild”-Zeitung legt sich mächtig ins Zeug für “unser Sommermärchen” und seine alten Kumpels Franz Beckenbauer und Wolfgang Niersbach. Der “Spiegel”-Artikel sei “unprofessionel, unsachlich”, “einfach unmöglich”, sagte er in der “Sport1”-Fußballtalkrunde “Doppelpass”. An den Vorwürfen sei nichts dran, schließlich habe ihm Franz Beckenbauer gesagt, dass da nichts dran sei.

In der aktuellen Ausgabe der “Sport Bild” zünden Draxler und seine Redaktion die nächste Nebelkerze zugunsten des DFB:

“Dieser Brief” stammt von Charles Dempsey, der im Juli 2000 als Mitgleid des FIFA-Exekutivkomitees über die Vergabe der Weltmeisterschaft 2006 abstimmen durfte. Dempsey enthielt sich im letzten Wahlgang, dadurch siegte die deutsche Bewerbung mit 12:11 Stimmen.

Nicht zuletzt durch eine später bekannt gewordene Aktion der “Titanic” hieß es immer wieder, Dempseys (nicht abgegebene) Stimme sei gekauft gewesen. Die “Sport Bild” hat nun einen Brief herausgekramt, aus dem hervorgeht, dass der Neuseeländer dem DFB einst zusicherte, “für Deutschland zu stimmen”. Das lässt Draxler und sein Team titeln:

Bloß: Das hat rein gar nichts mit den aktuellen Anschuldigungen des “Spiegel” zu tun. Das Magazin sprach von Anfang an vom Kauf der Stimmen der vier asiatischen Delegierten, Charles Dempsey saß als Vertreter Ozeaniens im Exekutivkomitee. Auch diese Desinformation gehört zu Alfred Draxlers derzeitiger Taktik.

Holger Gertz schreibt in der “Süddeutschen” über ihn:

Draxler ist imstande, den Ausdruck Indizienkette so angewidert auszusprechen, als wäre eine Indizienkette die Vorstufe einer Gürtelrose. Er ist spürbar ein Herr fürs Gröbste unter lauter Männern fürs Grobe. Bei Jauch hat er mal erzählt, dass man in seiner Redaktion zum Beispiel nicht über einen großen deutschen Nationalspieler mit Alzheimer berichten würde. Das war ein einigermaßen vergiftetes Beispiel für Diskretion, weil er ein Thema in den Raum gestellt hatte, von dem die Masse draußen am Fernseher gar nichts gewusst hätte.

Und “Spiegel”-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer kommentiert im aktuellen Heft:

Jeder, der Mitglied der Clique ist, profitiert davon, und jeder, der das System hinterfragt, gilt als Feind und wird abgestoßen. In anderen Welten, beispielsweise in der Politik, wäre Joseph Blatter unwählbar und Wolfgang Niersbach nicht gut genug, und Herren wie Alfred Draxler, Chefredakteur von “Sport Bild” und zugleich Franz Beckenbauers Förderer und Schützling, oder auch Helmut Markwort, “Focus”-Herausgeber und bis ins hohe Alter Verwaltungsbeirat des FC Bayern, würden dort als Fans und Handlanger der Regierenden entlarvt werden.

Wie weitreichend Draxler als “Handlanger der Regierenden” eingesprungen ist, zeigt eine Passage im “Spiegel Online”-Interview mit Hans-Jörg Metz, dem Anwalt von Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger. (Wobei man natürlich beachten muss, dass Theo Zwanziger in diesem Zusammenhang gewichtige Interessen hat.)

SPIEGEL: Ihrem Mandanten wird jetzt vorgeworfen, er wolle sich an einem Intimfeind rächen, DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.

Metz: Um Rache geht es doch überhaupt nicht. Ich kenne Theo Zwanziger seit vielen Jahren und arbeite gut mit ihm zusammen; Rache, das passt nicht in seine Vorstellungswelt. Die Meinungsverschiedenheiten, die er mit Niersbach hatte, hat er immer offen ausgetragen und sich damit der Diskussion gestellt. Er hat allen Beteiligten bis zuletzt immer wieder Gesprächsangebote gemacht. Herrn Niersbach sogar über den Chef der Sport-Bild, Alfred Draxler, der bekanntermaßen mit Herrn Niersbach und Herrn Beckenbauer vertraut ist.

SPIEGEL: Über Herrn Draxler?

Metz: Ja. Herr Draxler fühlte sich am 19. Februar 2015 veranlasst, Herrn Zwanziger per SMS seine “private” Meinung zur Auseinandersetzung mit Herrn Niersbach in drastischen Worten mitzuteilen. Herr Zwanziger hatte dann in seiner Antwort angeboten, die Sache mit beiden in einem gemeinsamen Gespräch zu erörtern. Eine Antwort hierauf hat er nie erhalten.

Draxler reagierte bei Twitter auf Metz’ Aussagen:

Keine Frage: Alfred Draxler kann an wen auch immer so viele SMS schreiben, wie er mag. Die Posse zeigt aber, dass er ganz und gar nicht zum neutralen Aufklärer rund um die WM-Vergabe taugt. Auch wenn er das selbst, einem knapp ein Jahr alten Interview mit “Meedia” zufolge, etwas anders sehen dürfte:

Sie selbst sind jemand, der sich dazu bekennt, engen Kontakt zu einigen Akteuren und Protagonisten zu pflegen. Wann hat Sie zu viel Nähe oder gar Freundschaft mal in Ihrer journalistischen Arbeit behindert?
Eigentlich gar nicht. Und das Wort Freundschaft ist reichlich hoch gegriffen.

Nach seiner “Nachgehakt”-“Enthüllung”, dass das Sommermärchen “nicht gekauft” gewesen sei, hat sich Draxler in den letzten Tagen etwas zurückgehalten. Gestern aber, als er dachte, er könne einen Punkt machen, twitterte es aus ihm heraus:

Das Problem dabei: “Spiegel Online” nutzt Sepp Blatter in dem Artikel gar nicht als Kronzeugen. Vielmehr distanziert sich die Redaktion vom gesperrten FIFA-Präsidenten:

Nun meldete sich Joseph Blatter zu Wort: “Ich habe niemals Geld von Beckenbauer verlangt. Nie im Leben. Auch nicht vom DFB. Das stimmt einfach nicht”, sagte der derzeit suspendierte Chef des Fußball-Weltverbandes der Zeitung “Schweiz am Sonntag”. Blatters Verteidigung verwundert etwas, da weder Niersbach noch Beckenbauer jemals öffentlich behauptet hatten, Blatter selbst habe die Millionenforderung gestellt.

Doch solche Details lässt Alfred Draxler auf seinem Verteidigungsfeldzug einfach unter den Tisch fallen. Die Welt soll glauben, dass die WM nicht gekauft war. Punkt. Er nutzt seine publizistische Macht, um die Leser von dieser Version zu überzeugen, und vermutlich merkt er nicht einmal, was für eine peinliche Figur er dabei macht.

Eingriff durch Arbeitgeberverbände, AfD-Angriffe, Vätermagazine

1. Vorläufiges Vertriebsverbot der Sammelpublikation “Ökonomie und Gesellschaft” durch das Bundesministerium des Innern
(soziologie.de)
Der Sammelband “Ökonomie und Gesellschaft” ist laut Website der “Bundeszentrale für politische Bildung” momentan “vergriffen”. Tatsächlich aber ist die Auslieferung der Publikation derzeit gestoppt. Die “Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände” hatte sich beim Bundesinnenministerium (BMI) über die Veröffentlichung beschwert. Offenbar hat den Arbeitgebern der kritische Blick auf Lobbyismus und alternative wirtschaftstheoretische Ansätze nicht geschmeckt. Das BMI ist dann eingeschritten. “Inakzeptabel”, findet die “Deutsche Gesellschaft für Soziologie”.

2. Angriff auf Störungsmelder-Autor bei AfD-Kundgebung
(blog.zeit.de)
Die AfD radikalisiert sich weiter — und hat offensichtlich wenig Lust, diese Entwicklung von Journalisten begleiten zu lassen. Bei einer Kundgebung in Nürnberg, mit Björn Höcke als Redner, wurde ein Autor des “Störungsmelder” mit einem “gezielten Kopfstoß” attackiert. An der Veranstaltung nahmen nicht nur AfD-Anhänger teil, sondern auch Mitglieder von NPD, “Die Rechte” und der neonazistischen Partei “Der Dritte Weg”. Auch “Spiegel”-Redakteur Markus Deggerich wurde bei einer AfD-Demonstration in Erfurt bespuckt, geschubst und als “Volksverräter” und “Merkels Lügenknecht” beschimpft.

3. Ich habe mich schweren Herzens entschlossen, nicht mehr für die NachDenkSeiten zu arbeiten
(nachdenkseiten.de, Wolfgang Lieb)
Nach beinahe zwölf Jahren hört Wolfgang Lieb bei den “NachDenkSeiten” auf, da sie sich “mit einem zunehmenden Anteil von Beiträgen meines Mitherausgebers” verändert und verengt hätten: “thematisch, in der Methode der Kritik und in der Art der Auseinandersetzung mit Menschen anderer Meinung (…). Meine Verständigungsversuche mit Albrecht Müller sind leider gescheitert. Ich habe mich deshalb entschlossen, meine Mitherausgeberschaft ruhen zu lassen und meine redaktionelle Mitarbeit bei den NachDenkSeiten einzustellen.”

4. Barbara und der Mainzelmann
(blogmedien.de, Horst Müller)
Barbara Schöneberger ist “Editor at Large” beim neuen “Gruner + Jahr”-Magazin “Barbara”. Barbara Schöneberger war neulich zu Gast in der ZDF-Sendung “Volle Kanne”. Das große Thema: “Barbara”. Horst Müller meint: “Als ‘Schleichwerbung’ kann das wirklich nicht mehr bezeichnet werden: Das war offene Werbung, allerdings außerhalb der öffentlich-rechtlichen Reklameblöcke”.

5. Zu tief recherchiert
(taz.de, Knut Henkel)
Seit dem Attentat steht auf dem zentralen Platz von Mazatenango eine Gedenktafel für Meinungsfreiheit. Darüber kann der Journalist Marvin Israel Túnchez aber nur bitter lächeln. Als auf ihn geschossen wurde, konnte er sich gerade so retten. Eine Geschichte über das gefährliche Leben von Journalisten in Guatemala — und die ständige Sorge, ob die abgestellten Beschützer wirklich zu den Guten gehören.

6. Habt ihr es nicht satt? Über Babes und Babys
(dasnuf.de)
“Das Nuf” hat die “Men’s Health Dad” gelesen. Und fand es unerträglich. Doch statt sich nur darüber zu ärgern, liefert sie gleich auch ein paar Verbesserungsvorschläge für “würdevolle Beiträge für ein Vätermagazin”.

Skandal! „Pegida“-Chef hat sich nicht bei Schwulenplattform angemeldet

Christian Fischer, Chefreporter bei „Bild“ Dresden, fragt heute in der Regionalausgabe:

Huch, hat Pegida-Anführer Lutz Bachmann (42) jetzt das Ufer gewechselt?

Als „Bachibear“ sucht er angeblich mit aufreizenden Urlaubsfotos auf der schwulen Datingseite PlanetRomeo.com (1,8 Mio. Nutzer weltweit) nach Männern.

Er mag laut Profil italienisches Essen, Fußball und Schlager. Sein Fetisch sei Leder, Uniform, Anzug und Jeans: „Nach einem längeren Zeitraum kristallisiert sich langsam heraus, dass auch wenn mein Geist rationell arbeitet, meine Gefühlswelt sich nach menschlichen Kontakten sehnt.“

Erst ganz am Ende löst „Bild“ auf:

Mehr als 1400 Männer durchstöberten die Seite – vergeblich. Denn ein Date wird es nicht geben. „Das bin nicht ich. Das Profil ist ein Fake“, sagt der echte Lutz Bachmann zu BILD. „Ich bin glücklich mit meiner Vicky verheiratet. Aber lustig ist die Sache. Ideen haben sie ja, meine Gegner.”

PS: Das Profil wurde gestern gelöscht.

Heißt also: Es gab mal ein Profil auf einer Datingplattform für Schwule, jetzt aber nicht mehr, und mit dem, der es vorgab zu sein, hatte es auch nichts zu tun. Knaller. Und was wäre erst passiert, wenn es doch der echte Bachmann gewesen wäre? Bundesausgabe? Titelseite?

Im Laufe des Tages hat sich offenbar auch jemand bei „Bild“ die Story mal angeguckt – und sie gelöscht.

Mit Dank an @jpschlueter!

Füreinander da zu sein

Zur musikalischen Untermalung des folgenden Beitrags empfehlen wir dieses Werk.

Sie nennen ihn “Lichtgestalt”, “Held”, “Mythos” und “Legende”, aber am allerliebsten nennen sie ihn “Franz”. Ihren guten Freund Franz.

Was Franz sagt, ist Gesetz. Seine Meinung — Klartext. Jeder Spruch eine Schlagzeile. Jedes Lob eine Krönung. Jede Kritik ein Donnerschlag.

Sie – „Bild“, Bild.de, „Bild am Sonntag“ und „Sport Bild“ – knien regelmäßig nieder vor ihrem Kaiser, sie verkünden sein Wort, sorgen sich um ihn, sie suchen seinen Rat und preisen seine edlen Taten. Dafür gewährt er ihnen exklusive Einblicke, kommt zu ihren Events, leiht ihnen seine Stimme und sein Gesicht. Gute Freunde eben.

9. Januar:

10. Januar:

Platz 1: Franz Beckenbauer (69)

13. Januar:

28. Januar:

2. Februar:

5. Februar:

16. Februar:

18. Februar:

23. Februar:

11. März:

16. März:

2. April:

4. April:

14. April:

17. April:

19. April:

21. April:

21. April:

22. April:

27. April:

30. April:

7. Mai:

7. Mai:

9. Mai:

11. Mai:

29. Mai:

30. Mai:

31. Mai:

31. Mai:

9. Juni:

10. Juni:

13. Juni:

18. Juni:

26. Juni:

30. Juni:

10. Juli:

16. Juli:

17. Juli:

18. Juli:

19. Juli:

2. August:

3. August:

3. August:

3. August:

5. August:

8. August:

8. August:

9. August:

5. September:

6. September:

10. September:

11. September:

11. September:

11. September:

11. September:

11. September:

11. September:

11. September:

16. September:

19. September:

20. September:

4. Oktober:

5. Oktober:

5. Oktober:

6. Oktober:

7. Oktober:

7. Oktober:

Franz Beckenbauer (70)

Der „Kaiser“ gilt bis heute als der eleganteste Fußballer aller Zeiten und wurde auch als Trainer Weltmeister (1990) sowie Französischer (Olympique Marseille/1991) und Deutscher Meister (Bayern München/1994). Als Leiter des Organisationskomitees holte er die Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland.

Seine weltweiten Auszeichnung sind (fast) unzählbar – er gilt schlichtweg als die „Lichtgestalt des deutschen Fußballs“.

Österreichs Post gab am 12. April 2006 eine Briefmarke für 75 Cent zu Beckenbauers Ehren heraus (Michel-Nr. 2579) mit einem Bild von ihm, das Andy Warhol 1977 während Beckenbauers Zeit bei Cosmos New York gemalt hatte.

Beckenbauers soziales Engagement ist herausragend. Behinderten, Bedürftigen und unschuldig in Not geratenen Menschen hilft er mit der Franz-Beckenbauer-Stiftung. Seit 2013 ist er zudem Botschafter des (usw.)

14. Oktober:

So sah die „Bild“-Berichterstattung von, mit und über Franz the one and only Beckenbauer allein in diesem Jahr aus.

Und dann kam plötzlich der „Spiegel“ und schmiss diesen „ungeheuerlichen Vorwurf“ in den Raum:

Aber, aber … Franz? Unser? Franz??

“Bild” unterstützt ihn selbstverständlich dabei — noch. Vor allem „Sport Bild“-Chefredakteur Alfred Draxler legt sich für seine DFB-Homies dermaßen “intensivst” ins Zeug, als wäre er ihr persönlicher Pressesprecher. Immer wieder verkündet er:

Doch heute muss selbst „Bild“ ein großes „ABER“ einräumen:

… und zugeben, dass ihr Kumpel „definitiv eine tragende Rolle“ spielt und jetzt „unter Druck“ gerät. So langsam sinkt die Kuschelstimmung — aus “Franz” wird “Beckenbauer”.



Wie hieß es noch so schön?

Lass doch die andern reden
Was kann uns schon geschehn
Wir werden heut und morgen
Nicht auseinander gehn

Wir werden sehn.

“Tagesspiegel” ohne Freie, SMS, Sex-Maschinen

1. Die kleine sechsstellige Summe
(taz.de, Anne Fromm)
Der Berliner “Tagesspiegel” muss bis Jahresende einen “kleinen sechsstelligen Betrag” einsparen. Konkret bedeutet das: keine Dienstreisen, keine Bezahlung von Praktikanten, weniger Abomarketing — und der Verzicht auf freie Mitarbeiter bis Anfang 2016. Für den Betriebsratsvorsitzenden ist das “vollkommen gaga” und ein “Ausdruck der Hilflosigkeit”.

2. Gehetzte Hetzer — Rache der Gerechten?
(lto.de, Niklas Haberkamm)
Ist es rechtlich zulässig, dass “Bild” sich einzelne Hass-Kommentatoren bei Facebook rauspickt und an den Pranger stellt? Niklas Haberkamm findet: ja. Ähnlich sieht es die Kanzlei Härting. Die Kanzlei “Rechtsanwälte Steinhöfel” ist anderer Meinung: “‘Facebook’-Pranger von BILD in weiten Teilen rechtswidrig”.

3. You’re probably underestimating how much your articles are being shared via text message
(niemanlab.org, Joshua Benton)
Die SMS wurde schon unzählige Male für tot erklärt. “Whatsapp” und andere Messaging-Dienste hätten der klassischen Kurzmitteilung längst den Rang abgelaufen. Zumindest unter “Buzzfeed”-Lesern lebt die SMS weiter: Die Nutzer der “Buzzfeed”-Newsapp teilen die meisten Artikel per Textnachricht — damit liegt die SMS noch vor (in dieser Reihenfolge) Twitter, E-Mail und Facebook.

4. Das berüchtigte Nicht-Anonymous-Kollektiv aus Erfurt postet heute über die AfD-Demo in Erfurt
(facebook.com, Wir sind VIELE)
Das “Anonymous.Kollektiv” (nicht zu verwechseln mit “Anonymous”) verbreitet bei Facebook unter seinen knapp eine Million Fans stolz die Meldung, dass beim “Pegida”-Ableger in Erfurt am Mittwochabend “erneut Zehntausende Menschen gegen die verbrecherische Berliner Regierungsclique protestiert” hätten. Die Betreiber der Facebook-Seite “Wir sind VIELE” schreiben dazu: “Nun, der Domplatz war wirklich voll, dank Photoshop”. Siehe auch: das “Kraftfuttermischwerk”.

5. Die neuen Sex-Maschinen
(zeit.de, Thorsten Schröder)
Der Pornobranche in den USA geht es nicht gut. Studios müssen dichtmachen, es bilden sich Monopole. Im Schnitt entstehe alle 39 Minuten ein neuer Film, schreibt Thorsten Schröder, die Konkurrenz sei durch die vielen Kostenlosportale enorm: “Die Inhalte werden extremer, in immer weniger Zeit werden immer mehr Filme produziert. Die Darsteller werden zu Sexmaschinen.”

6. Es ist Zeit
(frank-stauss.de)
“Es ist Zeit für eine glasklare Haltung. Kein Wackeln. Kein Zaudern. Kein Zögern.”

Alfred Draxlers Intensiv-Kumpanei

Schon bevor DFB-Präsident Wolfgang Niersbach heute am frühen Nachmittag bei einer Pressekonferenz erklärte, es habe rund um die Fußball-WM 2006 keine schwarzen Kassen und keinen Stimmenkauf gegeben, stand für Bild.de fest:

“Nachgehakt” hatte Alfred Draxler, “Bild”-Kolumnist und Chefredakteur der “Sport Bild”. Und er teilte — wie später auch Niersbach — mit, dass es rund um die Fußball-WM 2006 keine schwarzen Kassen und keinen Stimmenkauf gegeben habe.

Sowieso wirkte alles perfekt konzertiert: Um 12:32 Uhr veröffentlicht Bild.de Draxlers Artikel. Eine knappe halbe Stunde später setzt sich Wolfgang Niersbach auf seinen Platz bei der PK in Frankfurt. Er erzählt eine Geschichte, die so klingt, als hätte er sich Draxlers Text noch schnell ausgedruckt, dreimal durchgelesen und würde sie nun in eigenen Worten wiedergeben.

In Kurzform geht Draxlers (und Niersbachs) Begründung für die vom “Spiegel” aufgedeckte 6,7-Millionen-Euro-Überweisung des DFB an die FIFA so: Der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus sei 2002 für das deutsche WM-Organisationskomitee mit umgerechnet 6,7 Millionen Euro eingesprungen. Diese seien als eine Vorauszahlung an die FIFA nötig gewesen, um später “Organisationsunterstützung in Höhe von 250 Millionen Franken” zu bekommen. Das OK habe damals nicht zahlen können, daher die nötige Hilfe durch Louis-Dreyfus. Der habe sein Geld 2004 wiederhaben wollen, woraufhin das OK die Summe 2005 an die FIFA geschickt, und diese die 6,7 Millionen Euro dann an Louis-Dreyfus weitergeleitet habe.

Um so etwas herauszufinden, reicht natürlich keine normale Recherche. Draxler:

Darum habe ich in den vergangenen Tagen eine Intensiv-Recherche angestellt

Dabei sei ihm zugutegekommen …

dass ich handelnde Personen wie Franz Beckenbauer, Wolfgang Niersbach, Günter Netzer, Fedor Radmann seit Jahren gut kenne, teilweise sogar sehr gut kenne. Sie haben lange und intensiv mit mir gesprochen.

Das ist für Draxler also eine “Intensiv-Recherche”: “lange und intensiv” mit guten und sehr guten Freunden sprechen; und dann aufschreiben, was die einem erzählt haben. Zum Beispiel dass an den Vorwürfen gegen sie nichts dran ist.

Dass die persönliche Nähe zu seinen Berichterstattungsobjekten als problematisch eingestuft werden könnte, scheint Draxler klar zu sein. Über ein Treffen mit Franz Beckenbauer schreibt er beispielsweise:

Bei der WM 2006, um die es hier geht, bin ich mit Beckenbauer im Hubschrauber zu einem Spiel geflogen. Ich sage dies, weil es teilweise bekannt ist, weil es Fotos gibt

Heißt im Umkehrschluss: Gäbe es diese Fotos nicht, und wäre der Hubschrauberflug nicht bekannt, würde Draxler ihn nicht erwähnen? Jedenfalls bleibt er dabei: “‘Vetternwirtschaft’ oder Beeinflussung” habe er “bei dieser Recherche trotzdem komplett ausgeschlossen”.

Mit dieser Unvoreingenommenheit sei er zu einem klaren Ergebnis gekommen:

Die alles entscheidende Frage aber ist, ob das Sommermärchen 2006 gekauft war. Nach meinen Recherchen war es das nicht! Und es gab auch keine “schwarzen Kassen”.

Danach kommt: nichts. Kein Beleg, kein Beweis. Alfred Draxler postuliert. Er beruft sich einzig auf Aussagen der Beschuldigten und Involvierten. Das ist das Draxler-Prinzip: Wenn Beckenbauer und Niersbach ihm sagen, die Anschuldigungen, die sich gegen sie richten, “seien a Kaas”, dann ist an ihnen auch nichts dran. Alfred Draxler, den an der “Spiegel”-Geschichte vor allem stört, dass dort einfach so Behauptungen aufgestellt würden, stellt einfach so Behauptungen auf.

“Bild”-Chef und “Sport Bild”-Herausgeber Kai Diekmann: begeistert.

Und selbst “Die Zeit” auch “Bild am Sonntag”-Chefin Marion Horn, die den Twitter-Account der “Zeit” für eine Woche übernommen hat, springt Draxler zur Seite:

Der Zuspruch der “Bild”-Chef-Kollegen könnte Alfred Draxler vielleicht etwas beruhigen. Denn er weiß, wie heikel die ganze Geschichte ist:

ICH BIN MIR BEWUSST, DASS ICH MIT DIESEM ARTIKEL MEINE REPUTATION ALS JOURNALIST UND REPORTER AUFS SPIEL SETZE.

Doch, doch, das hat er tatsächlich so geschrieben.

Inzwischen ist bekannt, dass die FIFA und auch ihr derzeit suspendierter Präsident Sepp Blatter Wolfgang Niersbachs Darstellung widersprechen — bei Bild.de eine “Breaking News”:

Dass damit automatisch auch die identische Argumentation ihres Kollegen Alfred Draxler ins Wanken gerät, war der Redaktion keine Erwähnung wert.

Lichterkette, Pirinçci, VfL Bochum

1. Früher war auch mehr Lichterkette: Wie alte Aufnahmen in einen aktuellen „Tagesschau“-Film kamen
(stefan-niggemeier.de)
Am Wochenende sollte sich eine Menschen- und Lichterkette quer durch Berlin ziehen, als Solidaritätsbekundung mit den Flüchtlingen in Deutschland. Statt mehrerer Zehtausend kamen nach Polizeiangaben allerdings “nur sieben– bis achttausend Leute”; die Lichterkette war recht lückenhaft. In einem Beitrag der “Tagesschau” sah es trotzdem nach viel mehr Teilnehmern aus, was vor allem daran lag, dass die Redaktion Bilder einer ähnlichen Aktion von 2003 untermischte. Stefan Niggemeier klärt die Frage: “Wie können in eine aktuelle Nachrichtensendung zwölf Jahre alte Archivaufnahmen rutschen?”

2. “Bild” bei den Facebook-Hetzern
(tagesspiegel.de, Sonja Álvarez und Joachim Huber)
“Der ‘Bild’-Gerichtshof tagt weiter”, schreibt der “Tagesspiegel”: Nach dem “Pranger der Schande” haben “Bild”-Reporter die Facebook-Hetzer zu Hause besucht und nennen diesmal “neben den echten Namen auch noch die Wohnorte. Damit sind die Betroffen sehr leicht zu identifizieren, eine Tatsache, die die ‘Bild’-Leute nicht im Mindesten zu stören scheint.” Der „Bild“-„Pranger“ werde “Hass und Hetze im Netz nicht stoppen”, die Springer-Zeitung müsse sich aber “fragen, zu welchem Klima sie mit ihrer Berichterstattung beiträgt”.

3. 7 Medien, denen Akif Pirinçci nicht menschenverachtend genug war
(schantall-und-scharia.de, Fabian Köhler)
Seit seiner “Pegida”-Rede mit dem KZ-Spruch empören sich die Medien über Akif Pirinçci. “Gut so”, meint Fabian Köhler, allerdings viel zu spät: “Denn menschenverachtend sind die Auftritte und Bücher Pirinçcis schon seit Jahren. Hier sind sieben Medien, denen sie offenbar nicht menschenverachtend genug waren.” Siehe auch unseren Eintrag von gestern.

4. Freie Berichterstattung unmöglich
(freelens.com, Roland Geisheimer)
Ein Jahr rechte Parolen — “Pegida” feierte am Montag Geburtstag. Fotograf Roland Geisheimer hat seit Start der Kundgebungen immer wieder aus Dresden und von Ablegern in anderen Städten berichtet. So schlimm wie am Montagabend war es bisher nie: “Ich bekam Schubse und auch Tritte zu spüren, gepaart mit der Ansage, dass ich mich sofort verpissen solle, wenn ich heil nach Hause kommen wolle.” Geisheimers ernüchterndes Fazit: “Der Artikel 5 Grundgesetz ruht montagabends in der Landeshauptstadt Sachsens.” Dazu auch: “Reporter ohne Grenzen” verurteilt die Angriffe auf Journalisten.

5. Warum der Algorithmus der Retter des Qualitätsjournalismus ist
(journalist.de, Andreas Moring)
Der Medienwissenschaftler Andreas Moring findet die Skepsis vieler Journalisten gegenüber Algorithmen übertrieben. Statt die Medienwelt zu bedrohen, könnten sie den “Qualitätsjournalismus” fördern — denn Leser würden den Unterschied zwischen handgemacht und der Maschine leicht erkennen. Moring analysiert, woher die Ablehnung kommt.

6. Man muss nach vorne denken
(dirkvongehlen.de)
Bochum-Fan Dirk von Gehlen freut sich über die jüngsten Nachrichten von seinem VfL. Erst die Absage an die “Bild”-Aktion “Wir helfen”, dann eine Brandrede des Trainers gegen die Boulevardzeitung, und nun spricht eben jener Gertjan Verbeek im FAZ.net-Interview auch noch darüber, wie Journalisten mit dem Medienwandel umgehen könnten. Nunja, zumindest fast.

Als mit Akif Pirinçci noch gut Currywurst essen war

Die Medien diskutieren momentan, wie Akif Pirinçci seine grässliche KZ-Aussage (“Aber die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb.”) am Montagabend bei der “Pegida”-Kundgebung genau meinte. Dass seine Rede in Dresden furchtbar war, darauf können sie sich hingegen einigen. Auch “Bild” und Bild.de:

Das sei eine “Hetzrede des irren Autors” gewesen. Sowieso falle Pirinçci schon seit 2012 “durch rechte Äußerungen in Blogs auf.” Und seine Bücher erst:

Im März 2014 hetzt er in seinem Buch “Deutschland von Sinnen” gegen Frauen, Schwule und Zuwanderer (“Manuscriptum”-Verlag).

Nanu? Damals, “im März 2014”, fanden die “Bild”-Medien Pirinçcis “Deutschland von Sinnen” eigentlich noch ganz spannend:

Von Hetze ist im Currywurstbudenbericht von “Bild am Sonntag”-Reporterin Anja Hardenberg keine Rede. Das Buch sei “schonungslos”, von einem geschrieben, “der politisch völlig unkorrekt ist.”

Ein paar Tage später legte Hardenberg bei einem zweiten Treffen mit Pirinçci noch einmal nach:

Pirinçci — laut Teaser möglicherweise ein Genie — liebe den “kalkulierte[n] Tabubruch”:

Wer ist dieser Pirinçci, der mal eben die politische Korrektheit schreddert?

Antwort:

Pirinçci, in dessen Krimis das Blut in Strömen fließt, ist eigentlich ein sympathisches Weichei.

Und:

Der Mann, der sich so wortmächtig über deutsches Schubladendenken und kulturelle Arroganz ereifert, ist ein verkappter Romantiker.

Während Akif Pirinçci aus heutiger “Bild”-Sicht in “Deutschland von Sinnen” “gegen Frauen, Schwule und Zuwanderer” “hetzt”, hieß es vor eineinhalb Jahren über das “Pöbel-Buch” noch:

Darin ledert er gegen Frauenquote, Homosexuelle, Öko-Fundamentalisten und anmaßende Zuwanderer.

“BamS” und Bild.de fanden das Abledern damals anscheinend so interessant, dass sie nicht nur werbewirksam Preis und Verlag des Buches nannten, sondern ihren Lesern auch noch eine Leseprobe spendierten:

Kurz darauf durfte Akif Pirinçci in “Bild am Sonntag” und auf Bild.de sogar als Gastautor über einen Deutschlandauftritt des türkischen Präsidenten Erdoğan schreiben:

Ein Hetzer als “Bild”-Autor. Unvorstellbar.

Siehe auch:

Blättern:  1 2 3 4 5