Archiv für Mai 28th, 2014

Bild  

Keine “Bild zur WM”

Nächste Woche, am 6. Juni, will der Axel-Springer-Verlag anlässlich der Fußball-WM wieder eine Sonderausgabe der “Bild”-Zeitung veröffentlichen und kostenlos “an alle deutschen Haushalte” verteilen. Warum? Na, entweder aus Liebe zu seinen Nächsten oder aus geschäftlichem Kalkül. Wir tippen auf Letzteres.

Die Aktion ist die dritte ihrer Art, im November (zum Jubiläum des Mauerfalls) soll die vierte folgen. Für den Verlag scheinen sich diese Gratis-“Bild”-Nummern also durchaus zu lohnen. Für eine ganzseitige Anzeige in der ersten Gratis-“Bild” verlangte der Verlag vier Millionen Euro, für eine halbseitige Anzeige 2,2 Millionen. Auch für die WM-Ausgabe hat Springer ordentlich getrommelt; eine Werbefläche auf der Titelseite wurde mit großem Tamtam versteigert, der Verlag zählt sie zu den “besonders begehrten Werbeformaten, die stets ausgebucht sind”.

Aber am meisten wirbt “Bild” mit dieser Aktion natürlich für sich selbst. Millionenfach wird das Blatt mitsamt seinen Ansichten unters Volk gebracht, flächendeckend und ungefragt. Eine gigantische PR-Aktion in eigener Sache, schon wieder.

Man kann die Aktion ignorieren und die Ausgabe einfach wegschmeißen. Man kann dem Verlag aber auch zeigen, dass man sein Blatt nicht haben will. Man kann ihm die Zustellung untersagen und ihm das Leben damit zumindest ein bisschen schwerer machen — weil man mit seinen Methoden und seiner Auffassung von Journalismus nicht einverstanden ist, weil man den Papiermüll vermeiden will oder weil man einfach keine Lust darauf hat, ungefragt eine “Bild”-Zeitung zu bekommen.

Wenn Sie die “Bild zur WM” nicht haben wollen, müssen Sie dem Verlag bis übermorgen (30. Mai) mit einer Mail an [email protected] widersprechen.

Die Mail sollte Ihren Namen, ihre vollständige Adresse und eine Widerspruchserklärung enthalten — etwa so:

Max Mustermann
Musterstraße 1
12345 Musterstadt

Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie haben für Juni 2014 die bundesweite kostenlose Verteilung einer „BILD zur WM“ angekündigt. Hiermit untersage ich der Axel Springer SE, ihren Tochtergesellschaften, Beauftragten und anderen Vertragspartnern ausdrücklich, mir an die oben genannte Anschrift „BILD zur WM“ (auch nicht als Bestandteil einer anderen Publikation) zuzustellen oder in den Briefkasten einzulegen oder durch Dritte zustellen oder in den Briefkasten einlegen zu lassen. Ferner untersage ich Ihnen ausdrücklich, meine persönlichen Daten zu einem anderen Zwecke zu verwenden, als es für die logistische Umsetzung des hier ausgesprochenen Zustellverbotes sowie der Vermeidung von Missbrauch zwingend notwendig ist, und fordere Sie auf, anschließend sämtliche Daten umgehend und restlos zu löschen.

Sie können der Zustellung auch (kostenpflichtig) per Telefon widersprechen — unter 01806 00 87 41.

Laut der Deutschen Post sollen auch Hinweise am Briefkasten beachtet werden, aus denen ausdrücklich hervorgeht, dass man die “Bild” nicht erhalten möchte. Der Aufkleber, den der Cartoonist Ralph Ruthe vor zwei Jahren gebastelt hat (siehe ganz oben), ist ja ohnehin zeitlos verwendbar.

Nachtrag, 31. Mai: Viele Widersprecher haben heute folgende Antwort vom Axel-Springer-Verlag erhalten:

Leider haben Sie Ihren Widerspruch so spät versandt, dass er von unseren logistischen Prozessen, die einen organisatorischen Vorlauf erfordern, nicht mehr erfasst werden konnte.

Wir wissen nicht, ob das stimmt oder eine Ausrede ist. Die Deadline für die Widersprüche (30.5.) wurde uns von der Deutschen Post genannt (auch heute auf erneute Nachfrage) und geht auch aus einer internen Anweisung hervor, aber offenbar hat der Verlag sie kurzfristig geändert.

Diesmal gibt es also kein Entrinnen vor der Gratis-“Bild”. Zumindest nicht per Widerspruch. Nach wie vor gilt aber: Wer an seinem Briefkasten deutlich darauf hinweist, dass er kostenlose Zeitungen oder spezifisch die “Bild”-Zeitung nicht erhalten möchte, sollte (theoretisch) verschont bleiben. Ein “Keine Werbung”-Aufkleber reicht aber nicht aus, weil die Gratis-“Bild” als “Presseerzeugnis” gilt.

Und wenn die Druckerpatrone gerade leer ist: Bei dieser Druckerei erhält man gegen einen rückadressierten und frankierten Umschlag (0,60€) zehn Briefkasten-Aufkleber mit der Aufschrift “Bitte keine Bild einwerfen”.

Nachtrag, 4. Juni: Der Axel-Springer-Verlag hat jetzt den Grund für die Nichtbeachtung einiger Widersprüche genannt: Es habe an der “sehr späten, punktuellen Häufung” gelegen, heißt es in einer Mail an die Widersprecher:

Sehr geehrte […],

der 30.05.2014 war das letzte Datum, an welchem die bei uns eingegangenen Widersprüche in aufbereiteter Form an unseren Vertriebspartner, die Deutsche Post AG, übermittelt werden mussten, um für die komplexen, bundesweiten logistischen Prozesse berücksichtigt zu werden. Dies ist uns trotz sorgfältiger Vorbereitung wegen einer sehr späten, punktuellen Häufung für einige wenige Widersprüche nicht gelungen.
Sie gehören leider dazu und es tut uns leid, dass Ihr Widerspruch nicht auf diese Art und Weise verarbeitet werden konnte.

Sie haben aber die Möglichkeit, der Zustellung durch einen Hinweis („Bitte keine BILD zur WM“) an Ihrem Briefkasten zu widersprechen. Bitte beachten Sie in diesem Zusammenhang, dass ein einfacher Widerspruch gegen Werbung („Bitte keine Werbung einwerfen“) hierfür nicht ausreicht, da es sich bei dieser Sonderausgabe der BILD um ein Zeitungsprodukt handelt.

Kompakt, DS Ventures GmbH, BND

1. “Springers neue Nachrichten-App KOMPAKT ist ein Desaster”
(iphone-ticker.de, nicolas)
Die Nachrichten-App “Kompakt” liefere einen “sagenhaft gut bedienbaren News-Reader”, schreibt Nicolas Oestreich, “der nun unter den miserablen Inhalten seiner Schreiber bzw. seines Schreibers (der gebotene Umfang könnte auch von einer Person abgedeckt werden) zu leiden hat.”

2. “Wer hinter Heftig.co steckt, wird Sie überraschen”
(wiwo.de, Peter Steinkirchner und Michael Kroker)
Hinter der Website Heftig.co stehen Michael Glöß und Peter Schilling: “Das Webportal gehört der DS Ventures GmbH mit Sitz in Potsdam und stellt das jetzt auch in seinem Impressum klar. Das Unternehmen befindet sich im vollständigen Besitz der beiden Gesellschafter.”

3. “‘Mir droht Strafe wegen Spionage'”
(taz.de, Christian Rath)
Glenn Greenwald erklärt, warum er Dokumente aus den Snowden-Leaks nicht wahllos ausländischen Medien zur Verfügung stellt: “Es bestünde die Gefahr, dass die US-Regierung uns nicht mehr als Journalisten ansehen würde, sondern als Informationsverteiler. Wir könnten so den verfassungsrechtlichen Schutz der Pressefreiheit verlieren und der Spionage beschuldigt werden.” Siehe dazu auch “‘Die Bürger sollen Reformen einfordern'” (nzz.ch, Thomas Schuler).

4. “‘Ich weiß, wann Sie ins Bett gegangen sind – und mit wem'”
(stern.de, Katja Gloger und Martin Knobbe)
“Über einen Mittelsmann und auf verschlüsseltem Weg” gewährt Edward Snowden dem “Stern” ein Interview: “Der Bundesnachrichtendienst BND arbeite mit ähnlichen Methoden wie die NSA, so Snowden. Er bestätigte auch, dass Mitarbeiter deutscher Dienste Zugang zum X-Keyscore Programm der NSA gehabt hätten, das unter anderem Milliarden deutscher Kommunikationsdaten durchsuche. ‘Die deutschen Dienste liegen mit den Amerikanern in einem Bett.'”

5. “Verschwörung gegen die Freiheit”
(zdf.de, Video, 43:36 Minuten)
Eine Dokumentation zur Überwachung – Teil 2, “Big Brother im Weißen Haus”, wird heute um 22:45 Uhr auf ZDF ausgestrahlt.

6. “Das beweist seine Unschuld! Leserbriefe 1994”
(vongestern.com)
Leserbriefe, die 1994 in der Zeitschrift “Bravo” erschienen.