Archiv für Mai 12th, 2014

Lustig, was die so schreiben

Der “Berliner Kurier” hat heute aufgedeckt:

Wikipedia lügt.

Und weil sie in der Redaktion von “Berlins ehrlicher Boulevard-Zeitung” (Eigenbeschreibung) immer äußerst viel Wert auf Wahrheit legen, wird die Sache natürlich gleich an die große Glocke gehängt:
Matthias Schweighöfer - Wikipedia schickt ihn in den Hafen der Ehe

Wenn es nach dem Online-Lexikon Wikipedia geht, hat Matthias Schweighöfer (33) längst eine Ehe hinter sich. Er sei von 2004 bis 2012 mit Ani Schromm verheiratet gewesen, steht da. Wir haben nachgehakt.

Was stimmt: Die beiden waren ein Paar. Und sind es inzwischen wieder. Aber Hochzeit? Fehlanzeige. “Ich habe keine Ahnung, warum das da drin steht”, sagt Matthias. “Ich bin und war nicht verheiratet. Finde es aber lustig, was die so schreiben …” Also: Wikipedia lügt.

Allerdings steht in Schweighöfers Wikipedia-Eintrag gar nichts von einer Hochzeit. Die beiden seien von 2004 bis 2012 “liiert” gewesen, heißt es da nur. Auch in früheren Versionen war von “verheiratet” keine Rede, wie die Versionsgeschichte zeigt.

Also: Der “Berliner Kurier” lügt.

Oder er ist zu doof, Wikipedia vom Google Knowledge Graph zu unterscheiden. Da steht es nämlich in der Tat falsch:

Mit Dank an Robi.

Nachtrag, 13. Mai: Im Online-Artikel hat der “Kurier” aus “Wikipedia” überall “Google” gemacht. In der Bildunterschrift steht es aber immer noch falsch.

Nachtrag, 13. Mai: Jetzt ist auch die Bildunterschrift unauffällig geändert worden.

Nachtrag, 14. Mai: Und in der heutigen Print-Ausgabe ist eine Korrektur erschienen.

PDF-Dateien, Raul Zelik, Niklaus Meienberg

1. “Hört endlich auf mit dem Unterhaltungsquatsch!”
(dwdl.de, Peer Schader)
Peer Schader befasst sich mit dem Unterhaltungsauftrag der Öffentlich-rechtlichen: “Das Problem an der Unterhaltung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist, dass sie – entgegen jeder Absicht des Verfassungsrichter – viel zu oft die erste Geige spielt. Eine uralte, schlecht gestimmte Geige, die sich niemand zu erneuern traut. Und die, weil sie so laut und schief vor sich hin geigt, auch das übrige Orchester aus dem Takt bringt.”

2. “Warum ich nicht mehr für die TAZ schreibe”
(raulzelik.net)
Schriftsteller Raul Zelik will nicht mehr für die “taz” schreiben: “Bei mir verfestigt sich damit der Eindruck, dass es in der TAZ handfeste Formen von politischem Ausschluss und Zensur gibt.”

3. “900.000 Euro per Crowdfunding: Warum das Vorhaben von Krautreporter gelingen oder scheitern kann”
(datenjournalist.de, Lorenz Matzat)
Zur Vorfinanzierung will ein journalistisches Projekt in vier Wochen 900 000 Euro sammeln, siehe dazu diese “Spiegel”-Vorabmeldung.

4. “Wollt ihr nur Raumpfleger sein?”
(derbund.ch, Daniel Di Falco)
Daniel Di Falco erinnert an Journalist Niklaus Meienberg: “Was wissen wir über die Fälle Mörgeli, Carlos oder Hildebrand? Alles, was das Fehlverhalten einzelner Akteure betrifft. Nichts aber von den gesellschaftlichen Zuständen und Zusammenhängen, denen diese Fälle entspringen. Ehrenwert zwar, dass die Medien heute – ‘wie bitte?’ – die CO2-Sünden von Bundesstellen oder den Sexismus von Verteidigungsministern beäugen. Aber vielleicht könnten Journalisten auch mehr sein als Inspektoren im Dienst der herrschenden amtlichen und moralischen Normen. Mehr als Raumpfleger im Innern des Systems.”

5. “The solutions to all our problems may be buried in PDFs that nobody reads”
(washingtonpost.com, Christopher Ingraham, englisch)
Die Weltbank analysiert den Traffic ihrer Website und findet heraus, dass fast ein Drittel der veröffentlichten PDF-Dateien noch nicht einmal heruntergeladen wurden. Man könne wohl annehmen, schreibt Christopher Ingraham, “that many big-idea reports with lofty goals to elevate the public discourse never get read by anyone other than the report writer and maybe an editor or two. Maybe the author’s spouse. Or mom.”

6. “OMG tötet es … BILD-Leser empören sich über Conchita Wurst”
(horstson.de)
Screenshots von Leserkommentaren auf der Facebook-Seite von “Bild”.