Archiv für August 8th, 2012

General Knowledge

Als Medium hat man zwei Möglichkeiten, was man mit Agenturmeldungen macht: Entweder unverändert veröffentlichen (gerne gemacht bei “bunten Meldungen” in Tageszeitungen und bei Onlinemedien) oder selber noch dran rum arbeiten.

Die Meldung, dass der Bundeswehr-Oberst Georg Klein (“bekannt geworden durch die Kundus-Affäre”) zum General befördert werden soll, endete bei der Deutschen Presseagentur so:

Auf dem neuen Posten, den er vermutlich im Frühjahr 2013 übernimmt, wird Klein wie ein Brigadegeneral bezahlt. Die Ernennung zum General wird vermutlich gegen Ende nächsten Jahres erfolgen. Die Bundeswehr hat derzeit etwa 200 Generäle.

Offenbar zu unkonkret für “Focus Online”, wo sie den Schluss deshalb mit eigenen Recherchen anreichern wollten:

Auf dem neuen Posten, den er vermutlich im Frühjahr 2013 übernimmt, wird Klein wie ein Brigadegeneral bezahlt. Laut Besoldungsliste der Bundeswehr wären dies ohne Zuschläge etwa 11 000 Euro (B10). Die Ernennung zum General wird vermutlich gegen Ende nächsten Jahres erfolgen. Die Bundeswehr hat derzeit etwa 200 Generäle.

Nun ist es allerdings so, dass ein Brigadegeneral laut Bundesbesoldungsordnung (und sogar laut Wikipedia) in die Besoldungsgruppe B6 fällt und Klein damit laut Besoldungsliste der Bundeswehr ohne Zuschläge “nur” 8248,04 Euro bekäme.

Dann doch lieber eine unkonkrete Agenturmeldung als ein selbst gemachter Fehler.

Mit Dank an Stephan K.

Nachtrag, 16.55 Uhr: Nachdem “Focus Online” einen Leserkommentar mit Verweis auf die korrekte Besoldungskategorie nicht veröffentlichen wollte, wurde dort immerhin der fehlerhafte Satz entfernt — und sicherheitshalber der direkt davor stehende dpa-Satz gleich mit.

Leichtathletik, Harald Stenger, Blick

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wo die Liebe hinfällt”
(tagesspiegel.de, Harald Martenstein)
Harald Martenstein schreibt über die Berichterstattung deutscher Medien zur Gesinnung des Partners der Ruderin Nadja Drygalla: “Gefahr für die Demokratie geht bis auf Weiteres nicht von Nadja Drygalla aus, sondern von denen, die diese Hetzjagd auf eine 23-Jährige veranstalten. Wenn schon der Kontakt zu einer irgendwie belasteten Person in Deutschland ausreicht, um eine Karriere zu beenden, stellt sich die Frage, wo da die Grenze zu ziehen ist. Ein Bruder, der bei den Islamisten mitmacht? Eine Mutter, die bei der Stasi war? Ein Freund bei Scientology? Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, auch nicht der Willkür.”

2. “Die ‘Wahrheiten’ der Bild-Zeitung über die Reichen-Steuer”
(nachdenkseiten.de, Wolfgang Lieb)
“Bewusste Irreführungen oder glatte Lügen” erkennt Wolfgang Lieb im “Bild”-Artikel “7 Wahrheiten über die Reichen-Steuer”.

3. “Abschied auf Raten”
(11freunde.de, Philipp Köster)
Der Vertrag des Pressesprechers der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, Harald Stenger, wird nicht verlängert. Philipp Köster sieht seine größte Leistung darin, “die Nationalmannschaft aus dem Würgegriff des Boulevards” befreit zu haben. “In den Achtziger- und Neunziger Jahren hatte insbesondere die Bild-Zeitung eine eigene Busspur zur Nationalelf, Aufstellungen wurden dem Blatte ebenso bevorzugt durchgestochen wie wichtige Personalien. Stenger verstand es meisterhaft, Chancengleichheit der Medien herzustellen, ohne allerdings die Boulevardzeitungen schlechter zu behandeln.”

4. “Mein lieber Herr Gesangsverein”
(sueddeutsche.de, Gökalp Babayigit)
Olympia auf Eurosport, zum Beispiel Leichtathletik mit Dirk Thiele und Sigi Heinrich: “Weder sind die Erfolge der deutschen Athleten Anlass für ausgelassenstes Feiern – Thiele und Heinrich freuen sich international, zum Beispiel auch mit Weißrussinnen. Noch ist ihr Scheitern Grund für atemlose Enttäuschung – Thiele und Heinrich schelten auch international, zum Beispiel auch Weißrussinnen (Thiele: ‘Die Weißrussin darf sich aus meiner Sicht ruhig mal ein bisschen freuen. Man wird ja schließlich nicht jeden Tag Olympiasieger. Aber sie nimmt das hin, als wenn sie gerade ‘n Stück Brot isst’)”.

5. “‘Blick’ und der ‘Lügen-Bolt'”
(persoenlich.com, Benedict Neff und Edith Hollenstein)
Heftige Kritik des “Blick” an einem Leichtathletik-Reporter des Schweizer Fernsehens. Siehe dazu auch “Wie viel Lüge erträgt das Schweizer Fernsehen?” (persoenlich.com, Matthias Ackeret).

6. “Das Fest Des Huhns”
(youtube.com, Video, 55:44 Minuten)
Der Film “Das Fest des Huhnes” von 1992 zeigt ein afrikanisches Reporterteam, das in Oberösterreich für die Reihe “Fremde Länder, fremde Sitten” dreht.