Autoren-Archiv

Hallöchen Voyeurchen

Stellen Sie sich mal vor, Sie sind Redakteur bei der “Bild”-Zeitung. Okay, vielleicht etwas heftig …

Stellen Sie sich mal vor, Sie sind Redakteur bei einer Zeitung. Am Mittwochmittag erreicht Sie die Mail eines Lesers, in der er Ihnen Fotos eines Liebespaares anbietet. Das Paar knutscht auf einer Wiese mitten in Bremen, und als sich die Frau über den Mann beugt, um ihn weiter zu küssen, rutscht ihr Rock hoch. Man kann auf den Fotos ihren Hintern und ihren Tanga gut erkennen. Es dürfte sich bei den Leuten nicht um Prominenten handeln. Der Leser schreibt Ihnen noch:

“Die beiden waren so mit sich beschäftigt, dass sie die nur wenige Meter entfernt sitzenden anderen Menschen überhaupt nicht mehr wahrgenommen haben. Ich würde das als schweres Fummeln bezeichnen!”

Welcher Gedanke gehen Ihnen als Blattmacher durch den Kopf?

Mögliche Reaktion 1:
“Moment mal! Das ist doch aber gar nicht in Ordnung, einer Frau unter den Rock zu fotografieren. Klar, man könnte jetzt sagen: Selbst schuld, wenn die zwei da in aller Öffentlichkeit so eine Nummer abziehen. Aber reicht es nicht, dass die Leute drumherum das Ganze gesehen haben? Und die beiden konnten ja auch nicht wissen, dass da irgendein notgeiler Passant direkt sein Handy zückt, Fotos macht und für ein paar Euros das Material an eine Zeitung verkauft. Ich will nicht alles noch peinlicher für das Liebespaar machen und Fotos von nackten Hintern groß in meiner Zeitung mit einer hohen Auflage veröffentlichen. Die Leute auf den Fotos haben schließlich auch eine Würde. Und die will ich ja nicht mit den Füßen treten.”

Mögliche Reaktion 2:
“Boah! Geil! Geiel!! GEIEL!!! Ein nackter Arsch! Darauf habe ich heute den ganzen Tag gewartet. Das bringen wird groß, ach was, riesengroß. Und gleich mit drei Fotos. Dann müssen unsere Leser morgen auch gar nicht auf ihren Lieblingspornoseiten nach Voyeur-Filmen suchen. Und dann packen wir noch ein paar gute Wortspiele dazu. Sowas wie: ‘Hallöchen Popöchen!’ oder ‘Heißes Wetter, heiße Show’. Das wird der Knaller! Vielleicht können wir daraus ja auch eine Serie machen. Morgen schicken wir erstmal den Praktikanten los und lassen ihn nach der Alten fahnden: ‘Ich bin der geile Arsch von der Wiese.’ Und dann suchen wir noch andere Leute, die schon mal jemanden in der Öffentlichkeit geküsst haben. Und dazu bringen wir noch ein Interview mit Nacktschnecke Micaela Schäfer. Vielleicht zeigt die uns ja auch noch ihre Hupen — Jackpot! Ich liebe meinen Job! Genau für solche Geschichten bin ich Journalist geworden!”

Für welche Variante sich die Bremen-Redaktion der “Bild”-Zeitung und Bild.de entschieden haben?


(Nur der Vollständigkeit halber: Unkenntlichmachungen durch uns.)

Mit Dank an basti!

Bild  

Das ist doch wohl ein schlechter Witz

Neben Persönlichkeitsrechtsverletzungen, dumpfem Patriotismus und ein wenig Hetze gegen Minderheiten darf in einer typischen “Bild”-Ausgabe eins nicht fehlen: schlechte Witze. Jeden Tag gibt es eine kleine Humor-Ecke im Blatt, gekennzeichnet durch ein :-)-Emoticon. Mal sind es zwei Kalauer, mal drei, mal vier. Eines haben sie jedenfalls alle gemeinsam: Sie sind sehr, sehr dämlich.

So einen Witz findet man da zum Beispiel:

VATER-SOHN-WITZ
Vater und Sohn gehen spazieren. Plötzlich grüßt der Kleine einen wildfremden Mann. Fragt der Vater: “Wer war denn das?” — “Einer vom Umweltschutz. Er fragt Mutti immer, ob die Luft rein ist …”

Oder so einen:

GÄRTNER-WITZ
Sitzen zwei Gärtner im Garten. Saft der eine: “Pflanzen soll man gut zureden, damit sie schön wachsen.” Darauf der andere: “Gut, dann beschimpfe ich jetzt das Unkraut!”

Oder so einen:

URLAUBS-WITZ
“Ich habe gehört, ihr fahrt dieses Jahr doch nicht nach Argentinien?” — “Nein, das ist falsch. Nicht nach Argentinien sind wir im letzten Jahr gefahren. Dieses Jahr fahren wir nicht nach Hawaii!”

Das ist also der Humor, den die “Bild”-Zeitung ihren Leserinnen und Lesern zutraut.

Zu den “Bild”-Scherzen kommen wir gleich noch mal. Jetzt erstmal kurz zurück zu unserem Blogeintrag von vergangenem Samstag: Da hatten wir darüber geschrieben, dass “Bild” zwei Gegendarstellungen des Musikers Herbert Grönemeyer abdrucken musste. Es ging um eine “Bild”-Titelgeschichte aus dem Mai dieses Jahres. Das Blatt hatte geschrieben, Grönemeyer habe seine 28-jährige Freundin geheiratet. Die war aber gar nicht 28, sondern älter. Außerdem hatte “Bild” behauptet, dass die Trauung auf dem “Anwesen ‘La Fabrique'” stattgefunden habe. Auch das war falsch. Also musste die Redaktion diese zwei Gegendarstellungen von Herbert Grönemeyer veröffentlichen:


(Alle Unkenntlichmachungen in diesem Beitrag durch uns.)

Gegendarstellung
Auf der Titelseite der “Bild”-Zeitung vom 12. Mai 2016 heißt es: “JA-WORT MIT J… (28) IN FRANKREICH Grönemeyer heiratet seine junge Freundin!”
Hierzu stelle ich fest: Meine Partnerin ist nicht 28. Sie ist mehrere Jahre älter.
Berlin, den 12. Mai 2016 — Rechtsanwalt Prof. Dr. Christian Schertz für Herbert Grönemeyer
Anmerkung der Redaktion: Herbert Grönemeyer (60) hat recht. Vor Gericht hat er angegeben, seine Partnerin sei acht Jahre älter als von BILD behauptet.

Gegendarstellung
In der “Bild”-Zeitung vom 12. Mai 2016 schreiben Sie auf Seite 4 in einem Artikel mit der Überschrift “Männer heiraten heimlich“:
“Am vergangenen Wochenende sollen der Sänger und seine Lebensgefährtin (…) Gäste zur Trauung auf das Anwesen ‘La Fabrique’ (…) im südfranzösischen Ort Saint-Rémy-de-Provence eingeladen haben.”
Hierzu stelle ich fest: Es hat keine Trauung zwischen mir und meiner Lebensgefährtin auf dem Anwesen ‘La Fabrique’ stattgefunden.
Berlin, den 12. Mai 2016
Rechtsanwalt Prof. Dr. Christian Schertz für Herbert Grönemeyer

Auch am vergangenen Samstag gab es wieder eine :-)-Ecke in “Bild”, dieses Mal direkt unter der zweiten Gegendarstellung abgedruckt:

Die drei Witze gehen so:

ANWALT-WITZ
“Ich weiß nicht, was Sie haben”, wundert sich der Scheidungsanwalt. “Ihr Mann ist doch für sein Alter noch sehr rüstig!” “Für sein Alter schon”, meint die junge Frau. “Aber nicht für meins!”

HELLSEHER-WITZ
Die Kartenlegerin ist besorgt, als sie in die Karten von Frau Müller schaut: “Ihr Mann wird sterben!” Die Reaktion: “Ich weiß. Mich interessiert, ob sie mich schnappen und zu was ich verurteilt werde.”

ARZT-WITZ
Ein alter Mann beim Arzt: “Meine 50 Jahre jüngere Frau ist schwanger! Wie kann das sein?” Doktor: “Stellen Sie sich vor, Sie laufen im Wald, sehen ein Reh, nehmen Ihren Stock und tun so, als ob Sie das Reh erschießen wollen. Das Reh fällt tot um. Was denken Sie?” “Da hat ein anderer geschossen!” “Richtig!”

Jetzt kann es Zufall sein, dass die Leute von “Bild” genau für den Tag, an dem sie die Gegendarstellungen eines älteren Mannes abdrucken mussten, der eine jüngere Frau geheiratet hat, drei Witze über ältere beziehungsweise sterbende Männer und jüngere beziehungsweise mordende Frauen rausgesucht haben. Oder aber sie sind beleidigte Nachtreter, die mit einer berechtigten Beschwerde und einer gerichtlichen Entscheidung nicht gerade souverän umgehen.

Für Sie geklickt (7)

Unsere Clickbait-Taskforce ist wieder für Sie losgezogen, um zu schauen, was hinter den vollmundigen Versprechen in Titel und Teasern wirklich steckt. So sparen Sie kostbare Zeit, Lebensfreude und Gehirnzellen.

Heute: das vergangene Wochenende auf der Facebookseite von “Focus Online”.

***


Er kriegt eins übergebraten.

***


Föhnen. Abziehen. Reste entfernen. Fertig.

***


Den Rest einer kleinen Dentalbürste, die zur Reinigung des Zahnzwischenraums genutzt wird.

***


Sie können Störgeräusche im Bordfunk verursachen.

***


Schottland.

***


Sie hat sie wieder ausgespuckt.

***


Eine Videokamera.

***


Sie arbeitet viel im Haushalt.

***


Schaden: Statt des richtigen Mindesthaltbarkeitsdatums ließ er “Mother Fucker Day” auf 200.000 Bierdosen drucken. Die Firma musste die Dosen zurückrufen. Reaktion: Er wurde zum “Mitarbeiter des Monats” ernannt, weil die Sache den Kunden super gefallen hat.

***


Glasflaschenverbot.

***


1. Es hilft bei Verdauungsproblemen.
2. Es hat einen hohen Salzgehalt.
3. Es kann Akne und andere Hautprobleme bekämpfen.
4. Es kann als Ersatz für eine Haarspülung eingesetzt werden.
5. Es kann die Körpertemperatur regeln.

***


Grillkohle, weil gutes Wetter.

***


Sie besitzt Uterus und Vagina doppelt.

***


Vielleicht ja, vielleicht nein.

***


Er war zu betrunken, um zu pusten. Die Polizisten haben dann eine Blutentnahme angeordnet.

***


Die sogenannte Reibeisenhaut entsteht, wenn die Haarfollikel durch Keratin-Ablagerungen verstopft werden. Okay.

***


Mit einer Diät und Fitnesstraining.

***


Nein.

Bitte. Keine Ursache.

Bild  

“Blitz-Heilungen” kann nicht mal “Bild” voraussehen

Wenn die Leute bei “Bild” eines können, dann — so sagt man gemeinhin — Fußball (“Aber der Sportteil …”). Die Reporter sind stets nah dran an den Vereinen, geben vor, Interna zu kennen, horchen in die Körper der Spieler. Geht ja auch gar nicht anders, wenn man eine tägliche Fußballzeitung herausbringen will.

Ende vergangener Woche hat das Blatt mal wieder einen Nachweis seiner Fähigkeiten im Kerngeschäft geliefert.

Die Ruhrgebiets-Ausgabe der “Bild”-Zeitung (in der Fußballberichterstattung unter anderem für den BVB zuständig) am Freitagmorgen so:

Der DFB am Freitagnachmittag so:


(Hervorhebung durch uns.)

Die Ruhrgebiets-Ausgabe der “Bild”-Zeitung am Samstag so:

Mit Dank an XY @VM_83!

Bild  

Herbert Grönemeyer hat keine 28-Jährige geheiratet

Zwischen Herbert Grönemeyer und den “Bild”-Medien herrscht nicht gerade das beste Verhältnis. Als der Musiker beispielsweise im Dezember 2014 am Flughafen Köln/Bonn mit Paparazzi aneinandergeriet, schrieb “Bild am Sonntag” dazu: “Herbert Grönemeyer vermöbelt Fotografen”. Grönemeyer wehrte sich gegen die Berichterstattung.

Am 12. Mai dieses Jahres brachte “Bild” ebenfalls eine große Geschichte über den Sänger. Auf der Titelseite machte das Blatt so auf:


(Unkenntlichmachung durch uns.)

Und im Innenteil gab es auf Seite 4 dann noch einen großen Artikel obendrauf:

In der heutigen “Bild”-Ausgabe durfte dann auch Herbert Grönemeyer — beziehungsweise sein Anwalt Christian Schertz — etwas zu der Hochzeitsgeschichte sagen:

Gegendarstellung
Auf der Titelseite der “Bild”-Zeitung vom 12. Mai 2016 heißt es: “JA-WORT MIT J… (28) IN FRANKREICH Grönemeyer heiratet seine junge Freundin!”
Hierzu stelle ich fest: Meine Partnerin ist nicht 28. Sie ist mehrere Jahre älter.
Berlin, den 12. Mai 2016 — Rechtsanwalt Prof. Dr. Christian Schertz für Herbert Grönemeyer
Anmerkung der Redaktion: Herbert Grönemeyer (60) hat recht. Vor Gericht hat er angegeben, seine Partnerin sei acht Jahre älter als von BILD behauptet.

Und da auch in dem Artikel auf Seite 4 von damals etwas nicht stimmte, gibt es in der “Bild”-Zeitung von heute auf Seite 4 gleich noch eine weitere Grönemeyer-Gegendarstellung:

Gegendarstellung
In der “Bild”-Zeitung vom 12. Mai 2016 schreiben Sie auf Seite 4 in einem Artikel mit der Überschrift “Männer heiraten heimlich“:
“Am vergangenen Wochenende sollen der Sänger und seine Lebensgefährtin (…) Gäste zur Trauung auf das Anwesen ‘La Fabrique’ (…) im südfranzösischen Ort Saint-Rémy-de-Provence eingeladen haben.”
Hierzu stelle ich fest: Es hat keine Trauung zwischen mir und meiner Lebensgefährtin auf dem Anwesen ‘La Fabrique’ stattgefunden.
Berlin, den 12. Mai 2016
Rechtsanwalt Prof. Dr. Christian Schertz für Herbert Grönemeyer

Der “Express” erklärt Köln zum Kriegsgebiet

Vor einer Shisha-Bar in der Kölner Innenstadt kam es vor zehn Tagen zu einem Aufeinandertreffen zweier Gruppen. Am Ende musste ein Mann mit acht Messerstichen ins Krankenhaus gebracht werden, außerdem hatte er Verletzungen, weil mit einem Hammer auf ihn eingeprügelt wurde. Die Polizei fand später auch Patronenhülsen am Tatort.

Die eine Gruppe soll aus Männern bestanden haben, die sich im Umfeld des Rappers Xatar bewegen. Die andere aus Männern, die aus dem Umfeld des Rappers KC Rebell stammen. Der Mann, der ins Krankenhaus musste, soll ein Geschäftspartner von KC Rebell sein; die zwei inzwischen festgenommenen Tatverdächtigen sollen mit Xatar befreundet sein. Es deutet allerdings nichts darauf hin, dass der eine und/oder der andere Rapper vor Ort war und unmittelbar etwas mit dem Geschehen zu tun hat.

Bisher sind nicht viele Fakten darüber bekannt, was vor der Shisha-Bar genau passiert ist und wie die Hintergründe aussehen. Die Kölner Polizei hält sich noch bedeckt, die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit wegen versuchten Totschlags.

Als örtliches Medium könnte man das alles nun sachlich berichten und seinen Leserinnen und Lesern klarmachen, dass noch nicht viel klar ist. Man könnte etwas Dampf aus der Sache nehmen, sich auf die bekannten Fakten beschränken und auf Spekulationen verzichten.

Man könnte aber auch das Kölner Stadtgebiet zur Konflikt- und Krisenzone erklären. Man könnte von “Blutrache” sprechen. Man könnte das ohnehin schon schreckliche Geschehen noch schrecklicher wirken lassen und daraus eine Art Kriminalseifenoper machen. Man könnte über Hintergründe mutmaßen und weitere Prominente mit dem Fall in Verbindung bringen. Man könnte das Ganze zu einem “Rapper-Krieg” hochrappen hochjazzen.

Für welche Variante sich der “Express” aus Köln entschieden hat? Nun ja:



















Mit Dank an Yannik S. und Ben F.!

Durchfall! Kollaps! Schenkelklopfer!

Am vergangenen Freitag, zwei Tage bevor die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro zu Ende gingen, waren die männlichen Geher über 50 Kilometer an der Reihe. Kaum Chancen auf spektakuläre Knochenbrüche, lediglich zwei deutsche Starter mit Außenseiterrollen, wenig Hoffnung für schwarz-rot-geilen Goldmedaillen-Patriotismus. Also eine Disziplin, die eher nicht in der Berichterstattung von “Bild” und Bild.de Platz findet.

Dass die “Bild”-Medien dann doch über den Wettbewerb berichteten, lag vor allem an Yohann Diniz. Der Franzose war als Weltrekordhalter einer der großen Favoriten in Rio. Und er führte das Rennen auch lange Zeit an. Doch dann bekam Diniz Verdauungsprobleme, er konnte den Durchfall nicht mehr zurückhalten, versuchte, alles mit einem Schwamm zu säubern, Blut lief seine Beine runter, Diniz brach mehrfach zusammen. Am Ende schleppte er sich als Achter ins Ziel, wurde direkt an einen Tropf angeschlossen und in einen Rollstuhl gesetzt.

Am Tag drauf berichten also “Bild” und Bild.de über diesen Wettbewerb. Dass der Slowake Matej Tóth Gold gewann und der Australier Jared Tallent Silber, erwähnt “Bild” noch schnell im letzten Absatz. Der Fokus der Geschichte liegt auf Yohann Diniz:

Völlig klar: Über so ein Drama kann man berichten, das haben einige andere Medien ebenfalls getan. Die Art und Weise, wie “Bild” und Bild.de das aber tun, ist schlicht verachtend.

Sie zeigen Großaufnehmen von Diniz’ Beinen, an denen der Durchfall runterläuft:

Und das, obwohl der Autor die Bilder bei der TV-Übertragung schon “gnadenlos” fand:

Mit einem Schwamm versuchte er noch, das Schlimmste zu verhindern. Vergeblich! Die TV-Kameras fingen das Durchfall-Malheur gnadenlos ein.

“Bild” zeigt Yohann Diniz, wie er zusammengebrochen auf dem Boden liegt und verkauft es als Kraftauftanken:

Und als wäre das alles nicht schon grässlich genug, machen sich “Bild” und Bild.de mit dämlichen Wortspielen über Diniz lustig:

Dieser Gang ging in die Hose. Aber Schwamm drüber …

Der “flotte Otto” läuft ihm für alle sichtbar die Beine herunter.

Geher musste laufenlassen

Läuft beim 50-km-Geher Yohann Diniz. Nur leider etwas zu doll.

Er war kurz davor, aus Sch**** Gold zu machen. Doch dann läuft’s beim 50-km-Geher Yohann Diniz — so richtig

Yohann Diniz sagte in einem späteren Interview, dass er über weite Strecken des Rennens nicht mehr wusste, wo er ist. Ein verwirrter Mensch, der nicht mehr Herr seiner Sinne und seiner Verdauung ist — genau die richtige Zielscheibe für die Schenkelklopfer bei “Bild”.

Mit Dank an @BalderHelix!

Den Papageien zum Kolumnisten machen

Bei Wolfgang Bosbach und “Bild” ist es ein bisschen wie bei der Henne und dem Ei: Was war zuerst da? Der Quatsch, den Wolfgang Bosbach erzählt und den “Bild” dankbar aufgreift? Oder der Quatsch, den “Bild” verbreitet und den der CDU-Politiker in einem seiner vielen Talkshowauftritte und Interviews zitiert und weiterdreht?

So oder so — “Bild” und Bosbach sind ein starkes Team. Wenn der eine etwas von sich gibt, plappert es der andere gerne nach. Sie leben in Symbiose. Doch jetzt hat “einer der beliebtesten Politiker” (“Bild” meint damit Bosbach) angekündigt, dass er bei der Bundestagswahl 2017 nicht erneut kandidieren wird, aus politischen und privaten Gründen.

Gestern schaffte es lediglich eine kurze sachliche Meldung darüber auf die “Bild”-Titelseite (“Bosbach tritt nicht mehr an”). Dafür gab es heute aber eine umso größere Würdigung:

117 Zeilen Lobhudelei (“So einer wird im Bundestag fehlen”), einen Brief von Franz Josef Wagner (“Warum lieben wir diesen Menschen? Weil er die Wahrheit spricht!”) und obendrauf eine Urkunde mit “Bild”-Siegel:

Für seine besonderen Verdienste als Volksvertreter wird Wolfgang Bosbach ausgezeichnet,
– weil ihm in der Großen Koalition seine Überzeugungen wichtiger sind als Macht und Mehrheiten
– weil er im Bundestag und im Fernsehen so redet, dass ihn Millionen Menschen verstehen
– weil ihm die Wähler in seinem Wahlkreis 22 Jahre lang die Treue hielten
– weil er kein Querulant ist, sondern kritisch UND loyal zu seiner Partei steht
– weil er stets mit dem Florett für seine Meinung kämpft und auch über sich selber lachen kann

Na, da läuft es einem doch eiskalt den Rücken runter das geht doch runter wie Öl.

Der größte Coup der “Bild”-Zeitung aber ist: Die Redaktion hat Wolfgang Bosbach vom Fleck weg als Kolumnisten verpflichtet.

Dort hört er also auf. Aber bei BILD macht er weiter — ab 2017 mit einer wöchentlichen Kolumne. Klar, kantig, kenntnisreich und manchmal mit einem Augenzwinkern.

… und hin und wieder sicher auch genauso falsch wie Berichte der “Bild”-Medien. Denn bei Bosbachs eingangs erwähnter Nachplapperei von “Bild”-Geschichten kommt es immer mal wieder vor, dass er falsche Behauptungen übernimmt und – ganz der Kolumnist – zuspitzt.

Zwei Beispiele.

Im Dezember 2014, kurz vor Weihnachten, vermeldeten “Bild” und Bild.de ganz aufgeregt:

Laut “Bild” sollte der Grünen-Politiker Omid Nouripour gefordert haben, dass in Kirchen zu Weihnachten auch ein muslimisches Lied gesungen wird. Nur: Das hat er nie. Die Idee kam eigentlich von “Bild” selbst, und die Reporter riefen Nouripour an, um zu fragen, was er davon halte. Der Bundestagsabgeordnete war dagegen. Und wenn schon, dann sollte es einen Austausch geben: Im Gegenzug sollten auch christliche Lieder in Moscheen gesungen werden. Gefordert hatte Nouripour also nichts, sondern lediglich einen Gegenvorschlag gemacht.

Und Wolfgang Bosbach? Der schnappte sich die falsche “Bild”-Geschichte und ließ im Interview mit “Focus Online” ordentlich Dampf ab:

“Weihnachten ist kein Hochamt für Multikulti, sondern ein christliches Fest, bei dem traditionell nur christliche Weihnachtslieder gesungen werden. Dabei soll es bleiben”, sagte Wolfgang Bosbach am Montag zu FOCUS Online. “Mir ist auch nicht bekannt, dass in irgendeiner Moschee ‘Stille Nacht, heilige Nacht’ gesungen wird oder es entsprechende Pläne gibt”, fuhr der Innenpolitik-Experte der Union fort. “Bevor Herr Nouripour vorschlägt, dass der Muezzin zur Christmette ruft, hoffe ich sehr, dass es beim christlichen Glockenläuten bleibt.”

Der heutigen “Bild”-Würdigung zufolge ist Bosbach übrigens “nie polternd populistisch”. Joar.

Zweites Beispiel: In der Hochphase der “Bild”-Kampagne gegen die faulen Griechen verkalkulierte sich Dirk Hoeren, Chefverrechner des Hauses, mal wieder. Hoeren wollte zeigen, dass das Renteneintrittsalter in Griechenland viel niedriger sei als in Deutschland — 56 Jahre versus 64 Jahre. Und zog dafür eine völlig unpassende Statistik ran: Die zeigte nämlich nur das angepeilte Renteneinstiegsalter für den öffentlichen Dienst. Hoeren machte daraus das aktuelle Renteneinstiegsalter aller Griechen. Und langte dann auch beim Renteneinstiegsalter in Deutschland daneben. Kurz gesagt: Alles völlig falsch.

Und Wolfgang Bosbach? Der schnappte sich die falsche “Bild”-Geschichte und ließ bei seinem Auftritt bei “Günther Jauch” ordentlich Dampf ab:

Der Griechische Ministerpräsident hat jetzt angeboten, das reale Renteneintrittsalter in Griechenland, das bei uns bei fast 64 Jahren liegt, auf 56 Jahre anzuheben.

Bosbach hatte seinen TV-Auftritt drei Tage, nachdem Dirk Hoeren die Zahlen falsch ins Spiel gebracht hatte, und als schon längst klar war, dass da was nicht stimmt.

Nächstes Jahr wird Wolfgang Bosbach dann also “Bild”-Kolumnist. Das Ei wird zur Henne.

Es war nicht ihr Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu Strandburkini

Die Fotos der vier französischen Polizisten, die am Strand von Nizza um eine am Boden sitzende Frau herumstehen, machten heute die Runde. Auf den Bildern ist zu sehen, wie sie die Frau auffordern, sich auszuziehen, weil sie gegen das inzwischen geltende Burkini-Verbot verstoße.

Die Szene ist so bizarr und grotesk und falsch, dass in den Sozialen Netzwerken direkt hitzige Debatten entstanden. Und auch viele Onlinemedien berichteten.

Unter anderem Bild.de

Gleich vier Polizisten umringten die junge Frau am Strand. Forderten sie auf, sich an Ort und Stelle umzuziehen. Denn: Die Strandbesucherin trug einen muslimischen Ganzkörperbadeanzug — und der ist in diesem Sommer in vielen französischen Urlaubsorten verboten!

… oder “Focus Online”

Bewaffnete Polizisten haben eine muslimische Frau in der südfranzösischen Stadt Nizza gezwungen, ihren Burkini auszuziehen.

… oder die “Deutsche Welle”

Zu erkennen sind demnach mindestens vier bewaffnete Polizisten, die an Nizzas berühmter “Promenade des Anglais” eine am Strand liegende Frau auf ihren Burkini ansprechen.

… oder die “Hamburger Morgenpost”:

In 15 französischen Städten sind inzwischen Burkas verboten — und dazu zählt auch die Schwimmversion, der Burkini. Das musste jetzt eine Muslima am eigenen Leib erfahren. Sie hatte eine unangenehme Begegnung mit Polizisten am Strand von Nizza.

Die “Mopo” hat extra auch noch ein Symbolfoto rausgekramt:

Das Problem an all diesen Berichten — und was die Szene noch bizarrer und grotesker und falscher macht: Die Frau trägt gar keinen Burkini. Und erst recht keine Burka oder einen Niqab oder sonst eine Vollverschleierung, die gegen irgendwas verstoßen soll. Sie trug nach eigener Aussage eine Leggins, eine Tunika und ein Kopftuch.

Dass es kein Ding der Unmöglichkeit war, das herauszufinden, beweist ein Artikel von sueddeutsche.de:

Die Frau liegt alleine inmitten leicht bekleideter Menschen auf dem steinigen Strand. Sie trägt schwarze Leggins, ein hellblaues Oberteil und ein Kopftuch. Die Schuhe hat sie ausgezogen, die Knie angezogen. Vielleicht schläft die Frau, vielleicht döst sie, vielleicht genießt sie einfach die Sonne an der französischen Mittelmeerküste, als sich vier Polizisten nähern, alles Männer.

Das hat irgendwann auch “Focus Online” verstanden und einen zweiten Beitrag zum Thema veröffentlicht:

Sie hat Leggings und ein langes türkisfarbenes Oberteil an. Um den Kopf hat sie ein Tuch gewickelt – einen Burkini trägt sie nicht.

Natürlich ist das mit den “neuen Details” Quatsch. Die Fotos hätte man sich auch vorher schon ordentlich anschauen und erkennen können, dass die Frau keinen Burkini trägt.

Mit Dank an @Alyama1!

Für Sie geklickt (6)

Wir haben unsere Clickbait-Taskforce wieder für Sie losgeschickt, um herauszufinden, was hinter den großen Ankündigungen in Titel und Teaser wirklich steckt. So sparen Sie Lebenszeit und Gehirnzellen.

Heute: das vergangene Wochenende auf der Facebookseite der “Huffington Post”.

***


Einen Hund.

***


Weil sie und ihre Familie die Giraffe zuvor erschossen hatten.

***


Dass ihre Kinder sie oft angucken.

***


Die Supermarktkette hat Weinflaschen mit Plastikbechern ins Sortiment aufgenommen.

***


Ihre Halskette.

***


Rhabarber, Kartoffeln, Rote Beete, zu viel Muskatnuss, zu viele Keimlinge, Auberginen, Holunder, Bohnen, Wildpilze, grüne Tomaten.

***


“Ich liebe Dich, Batman!”

***


Die “11 Marken” sind dann doch nur vier:
1. “Amazon”
2. “Kölner Zoo”
3. “Tour de France”
4. “Toblerone”

***


Sie hat weniger Augenringe und weniger Falten.

***


Das Foto geriet in die falschen Hände und tauchte auf einer Website für Leute auf, die es scharf finden, sich Fotos von Schwangeren anzuschauen.

***


Das Wort “Fatty”.

***


Salz, Thymian, Basilikum, Oregano, Selleriesalz, schwarzer Pfeffer, getrockneter Senf, Paprikapulver, Knoblauchsalz, gemahlener Ingwer und weißer Pfeffer.

***


Bikini.

***


Weil auch auf dem Toilettenpapier Keime sein können.

***


Etwa 226.000 Euro im Jahr.

***


Ignorieren, zurechtweisen, genervt reagieren.

***


Sie machen ein Selfie auf Bahngleisen. Dann kommt ein Zug angerast. Ist aber nur ein Video der “Deutschen Bahn” zur Abschreckung.

***


1. Sie wissen, was sie wollen.
2. Sie klammern nicht.
3. Sie kriegen alles hin.
4. Sie haben Verständnis.
5. Sie sind sexy.
6. Sie lieben.
7. Sie spielen keine Spielchen.

***


Pornos.

***


Die Frage war eigentlich eine Aufgabe: Die Tochter sollte eine Tube Zahnpasta auf einen Teller ausdrücken und es dann schaffen, die Zahnpasta wieder zurück in die Tube zu bekommen. Klappte natürlich nicht. Das sollte symbolisieren, wie wichtig es ist, vorher über seine Worte und Taten nachzudenken. Oder so.

Bitte. Keine Ursache.

Blättern:  1 ... 98 99 100 ... 109