Manchmal sind sie bei “Bild” doch erfrischend ehrlich:
(… auch wenn das wohl etwas anders gemeint war.)
Manchmal sind sie bei “Bild” doch erfrischend ehrlich:
(… auch wenn das wohl etwas anders gemeint war.)
So sieht das aktuelle “GEO”-Cover aus:
Und so sieht die heutige Seite 6 der “Bild”-Zeitung aus:
Der Artikel mit der Überschrift “SIE OPFERTEN KINDER FÜR DEN SONNENGOTT” gehört zur Titelgeschichte:
Auch bei Bild.de ist die Illustration, die “den König des bisher unbekannten Reiches mit seiner Himmelsscheibe” zeigen soll, erschienen.
Wie kommt es dazu, dass eine exklusiv für “GEO” erstellte Illustration in “Bild” und bei Bild.de landet?
Der Illustrator sagt: “Ich wurde wohl von ‘Bild’ verarscht.”
Die “GEO”-Redaktion sagt: “Nie im Leben hätten wir ‘Bild’ die Rechte für diese Illustration eingeräumt.”
“Bild” sagt: nichts*.
Anruf bei Illustrator Samson J. Goetze. Er sagt uns, dass jemand von “Bild” sich bei ihm gemeldet habe: Die Redaktion würde gern seine Illustration verwenden. Goetze fragt, ob das denn mit “GEO” abgesprochen sei. Der “Bild”-Mitarbeiter soll geantwortet haben, dass man bei “GEO” nachgefragt und das Einverständnis bekommen habe. “Das war wohl eine Falschaussage”, sagt Goetze.
“Das war definitiv nicht abgesprochen”, sagt uns Jürgen Schäfer von “GEO” auf Nachfrage. Die Illustration sei exklusiv für die eigene Titelseite produziert worden, die Verwendung durch “Bild” hätten sie “nie im Leben” erlaubt.
Auch bei “Bild”-Sprecher Christian Senft fragen wir nach. Er könne aktuell nichts zu dem Fall sagen, weil er noch nichts davon wisse, sagt er uns am Telefon. Er wolle versuchen, uns noch mal zurückzurufen, wenn er mehr weiß. Wir haben es dann noch einmal vergeblich bei ihm probiert. Bisher haben wir nichts von ihm gehört*.
In ihren Artikeln kriegen es “Bild” und Bild.de noch nicht mal hin, die richtige Quelle der Illustation anzugeben. Sie schreiben beim Fotocredit zwar korrekterweise “samson-illustration”, in der Bildunterschrift heißt es aber:
So sehen Zeichner im neuen Buch “Die Himmelsscheibe von Nebra” (Propyläen Verlag) den König des bisher unbekannten Reiches mit seiner Himmelsscheibe
“Das ist Quatsch”, sagt Illustrator Goetze. Seine Illustration komme im Buch gar nicht vor, sondern nur in “GEO”. Und jetzt eben auch in “Bild”.
Mit Dank an @phsteffen für den Hinweis!
Nachtrag, 17:11 Uhr: Auf Wunsch des Illustrators haben wir dessen Aussage (und damit auch unsere Zitat-Überschrift) von “Ich wurde von ‘Bild’ verarscht” in “Ich wurde wohl von ‘Bild’ verarscht” geändert.
*Nachtrag, 23:46 Uhr: “Bild”-Sprecher Christian Senft hat sich am frühen Abend mit dieser Stellungnahme bei uns gemeldet:
Wir sind bei der Anfrage der Nutzungsrechte von der GEO Redaktion direkt an den Illustrator verwiesen worden. Dieser hat uns diese für BILD schriftlich eingeräumt und eine Rechnung gestellt. Sollten dabei bei GEO die üblichen internen Abstimmungsprozesse nicht berücksichtigt worden sein, tut es uns leid.
Nachtrag, 25. September: Nachdem “Bild”-Sprecher Christian Senft gesagt hat, seine Redaktion sei von “GEO” bei einer Anfrage zu den Nutzungsrechten der Illustration “direkt an den Illustrator verwiesen worden” (siehe einen Nachtrag weiter oben), bleibt die “GEO”-Redaktion dabei, dass es einen solchen Kontakt nicht gegeben habe.
“GEO”-Sprecherin Christine Haller sagte uns dazu:
Eine erneute eingängige Prüfung hat bestätigt: Kein Mitarbeiter von GEO hatte im relevanten Zeitraum schriftlichen oder telefonischen Kontakt mit der Bild-Zeitung. Die Behauptung eines Fotoredakteurs von Bild, er habe mit jemandem bei GEO gesprochen, ist für uns nicht nachvollziehbar.
Dr. Peter Jäger ist Experte, genauer: Arachnologe, also Spinnenforscher, und Leiter der Sektion Arachnologie am Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt am Main. “Bild” nennt Jäger auch mal “Dr. Spinne”, weil er sich so gut auskennt mit den Tieren, immer wieder neue Arten entdeckt und ihnen interessante Namen gibt, etwa Heteropoda davidbowie. Kurzum: Peter Jäger hat ziemlich viel Ahnung von Spinnen.
Bei Bild.de erklärt Jäger nun:
Und er gibt im Text Tipps, wie man eine etwaige Spinnen-Angst bekämpfen könne:
Er hat sogar einen konkreten Therapie-Ansatz: “Wenn Sie das Gefühl haben, Angst oder Ekel vor Spinnen zu haben, setzen Sie sich am besten direkt mit den Tieren auseinander. Beispiel: Halten Sie eine Spinne in einem kleinen selbst gemachten Terrarium und beobachten Sie, wie sich das Insekt verhält.”
“… wie sich das Insekt verhält”? Bei einer Spinne? Wird Peter “Dr. Spinne” Jäger tatsächlich nicht wissen, dass Spinnen keine Insekten sind?
Oder bekommen sie es bei Bild.de einfach nicht hin, ihn ordentlich zu zitieren? Dort in der Redaktion laufen ja auch einige Experten rum.
Mit Dank an Daniel für den Hinweis!
Bei Pegida München freuen sie sich, dass sie keine Plakate drucken müssen, sondern einfach “Bild”-Doppelseiten aufhängen können.
Und bei der AfD Bayern freuen sie sich, dass sie für ihre Parolen jetzt nur noch aus den Kommentaren von “Bild”-Chef Julian Reichelt abschreiben müssen.
Reichelt gestern Abend bei Bild.de:
Die AfD Bayern heute früh bei Twitter:
Wie schwer die Aussagen von “Bild” und AfD auseinanderzuhalten sind, kann jeder selbst testen — in unserem neuen Quiz: Wer hat’s gesagt: “Bild“ oder AfD?
Die Polizei Aachen, die derzeit bei der Räumung des Hambacher Forsts aktiv ist, schrieb gestern bei Twitter:
Es gibt erhebliche Zweifel an dieser Geschichte. Und ein Anruf von uns bei der Polizei Aachen nährt diese Zweifel — dazu weiter hinten mehr.
Dennoch verbreitete sich der Polizei-Tweet gestern rasant. Auch weil “Welt”-Chefredakteur Ulf Poschardt drauf ansprang:
Genauso “Bild”-Chef Julian Reichelt, der diesen Tweet gerade offenbar gelöscht hat:
Und selbst Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet äußerte sich:
Verschiedene Onlinemedien haben den Tweet der Polizei in ihre Artikel eingebettet: ZDF.de, t-online.de*, jungefreiheit.de.
Zur Erzählung der Aachener Beamten gab es bei Twitter starken Widerspruch: Es handele sich nicht um eine Falle, sondern um ein relativ übliches Gegengewicht für ein Kletterseil. Tatsächlich ist es etwas merkwürdig, dass auf einem der Fotos, die die Polizei Aachen getwittert hat, noch eine Schaufel oder Hacke zu sehen ist; dass auf den Fotos Löcher im Boden zu erkennen sind; und dass die Handschuhe des Polizisten, der auf einem der Fotos kniet, recht erdig sind.
Auf unsere Nachfrage widerspricht eine Sprecherin der Polizei Aachen dann auch der Geschichte, die die Behörde im Tweet verbreitet hat: Der betongefüllte Eimer wurde nicht “mittels einer Drahtseilkonstruktion” “in die Höhe gezogen”. Man habe den Eimer am Boden vorgefunden. Dennoch gehe man davon aus, dass er geeignet wäre, “Kolleginnen und Kollegen zu verletzen”.
Es zeigt sich einmal mehr: Für Redaktionen und Journalisten (und Ministerpräsidenten) reicht es nicht, sich einzig und allein auf Verlautbarungen der Polizei zu verlassen.
*Nachtrag, 14:51 Uhr:Die Redaktion von t-online.de hat den Tweet inzwischen aus ihrem Artikel entfernt.
Nachtrag 18. September: Die Polizei Aachen schreibt in einer Pressemitteilung nun auch, dass es sich um “einen auf dem Waldboden liegenden mit Beton gefüllten Eimer” handelte:
Darin waren Seile eingelassen, die auch auf dem Boden lagen. Aus Sicht der Polizei hätte der Eimer in die Höhe gezogen und beim Passieren von Polizeibeamten zu Boden fallen gelassen oder als Pendel eingesetzt werden können.
Um bei “Bild” Sportchef zu werden, muss man besondere Fähigkeiten besitzen. Man muss während eines Fußballspiels zum Beispiel Dinge sehen, die andere nicht sehen.
Walter M. Straten, aktueller “Bild”-Sportchef, kann das. Zum gestrigen Bundesligaspiel zwischen dem FC Bayern München und Bayer 04 Leverkusen schreibt er in “Bild am Sonntag” und bei Bild.de:
Heiko Herrlich dachte wirklich, wenn er seine Leverkusener zu einer Maurer-Truppe umbaut, könnte er sich einen Punkt ermörteln. Julian Brandt, der beim Frankreich-Spiel in München noch so begeistert hat, wurde zunächst sogar geopfert.
Für Laien wie uns ist es schwer zu sagen, was einen Fachmann wie Straten da “so begeistert hat” — Leverkusens Julian Brandt kam beim 0:0-Unentschieden der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich gar nicht zum Einsatz.
Mit Dank an Frank L. für den Hinweis!
Nachtrag, 13:19 Uhr: Bei Bild.de haben sie den Fehler inzwischen korrigiert. Dort heißt es nun:
Heiko Herrlich dachte wirklich, wenn er seine Leverkusener zu einer Maurer-Truppe umbaut, könnte er sich einen Punkt ermörteln. Julian Brandt, der beim Peru-Spiel noch so begeistert hat, wurde zunächst sogar geopfert.
Beim 2:1-Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Peru hat Julian Brandt auch tatsächlich mitgespielt und sogar ein Tor erzielt. Kann also gut sein, dass er den “Bild”-Sportchef “begeistert” hat.
Walter M. Straten hat die Sache auch bei Twitter noch mal geradegerückt:
Bei ihrem Versuch, Geflüchtete mit negativen Geschichten und Schlagzeilen in Verbindung zu bringen, entfaltet die “Bild”-Redaktion ihre ganze kreative Energie. Erst gestern wieder, in diesem Artikel:
“BILD FORDERT” scheint die nächste Stufe zu sein nach “Das meint BILD”, dem Kommentar der gesamten Redaktion, den Julian Reichelt eingeführt und den Julian Reichelt für gut befunden hat. “BILD FORDERT” jedenfalls erstmal auf einer falschen faktischen Grundlage:
Die Clan-Kriminalität in der deutschen Hauptstadt und im ganzen Land ist außer Kontrolle.
Mehrere Hunderttausend (!) Menschen werden ihr zugerechnet. Sie hat sich zum Staat im Staat entwickelt.
Die Redaktion hat das ganz ähnlich schon mal behauptet:
Doch weder “mehrere Hunderttausend (!)” noch “200.000” stimmt. Stefan Niggemeier hat das bereits vor einem Monat drüben bei “Übermedien” ge- und erklärt. Und auch Martin Klingst erläuterte in der “Zeit” vom 9. August: Das Bundeskriminalamt schätzt nicht, dass 200.000 Clan-Mitglieder kriminell sind, sondern dass die Clans, die in Deutschland immer wieder kriminell auffällig sind, insgesamt etwa 200.000 Familienmitglieder haben. Ein Teil davon ist kriminell, ein anderer Teil nicht. “FORDERT” “Bild” etwa auch die Rückkehr zur Sippenhaft?
Apropos “Kennste einen, kennste alle” — “Bild” und Bild.de schrieben gestern weiter:
Die Entstehung der arabischen, organisierten Kriminalität in Deutschland war das Ergebnis von Flucht und Zuwanderung aufgrund eines Krieges in einem arabischen Land (Libanon).
Viele Politiker sehen solche Szenen [von Clan-Mitgliedern, die die Gesetze nicht achten,] einige wenige Male im Jahr, wenn sie — wie jetzt — in der Zeitung gedruckt sind.
Aber für viele Menschen in deutschen Großstädten gehören sie zum Stadtbild. Natürlich macht das Angst.
Natürlich schmälert das den Glauben an den Rechtsstaat und daran, dass wir weitere Hunderttausende Menschen, die bei uns Zuflucht gefunden haben, erfolgreich integrieren werden.
Krieg in einem arabisches Land, Flucht, Kriminelle in Deutschland. Das ist die dünne wie toxische Logik, die die “Bild”-Medien verbreiten: Wenn die Personen der Gruppe A als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen und hier kriminell geworden sind — wieso sollen dann die Personen der Gruppe B nicht auch kriminell werden? Die sind doch schließlich auch als Flüchtlinge gekommen.
Dazu passt dann auch die bemerkenswerte Verkürzung bei der Entstehungsgeschichte der Clan-Kriminalität: Als wäre zwischen der Flucht vor dem libanesischen Bürgerkrieg, der von 1975 bis 1990 dauerte, und dem Schutzgeldeintreiben, dem Drogengeschäft, dem Menschenhandel einiger Großfamilien Jahre und Jahrzehnte später nichts weiter passiert; als wäre das eine (Clan-Kriminalität) die unausweichliche Folge des anderen (Flucht).
Um die “Bild”-Redaktion zu zitieren: “Natürlich macht das Angst.”
Es steht heute fast überall:
Bei der Übung Wostok 2018 will das russische Verteidigungsministerium 300 000 Soldaten, 36 000 Panzer, mehr als 1000 Flugzeuge, Hubschrauber und Drohnen sowie 80 Marineschiffen einsetzen.
297.000 Soldaten seien bei “Wostok-2018” (Osten-2018) im Einsatz, 1000 Flugzeuge wie Suchoi Su-34 und Su-35-Jagdbomber, Kampfhubschrauber und Drohnen, 80 Schiffe der Pazifik- und Nordmeerflotte, darunter Fregatten mit Kaliber-Raketen, die in Syrien zum Einsatz kamen, Luftlandetruppen, bis zu 36.000 Panzer, verkündete Walerij Gerassimow, der Generalstabschef der russischen Streitkräfte, vor internationalen Militärs.
Russland beginnt sein größtes Manöver seit sowjetischen Zeiten 1981. Bei der Übung Wostok (Osten) 2018 will das russische Verteidigungsministerium 300.000 Soldaten, 36.000 Panzer, mehr als 1000 Flugzeuge, Hubschrauber und Drohnen sowie 80 Marineschiffen einsetzen.
Das russische Verteidigungsministerium will 300.000 Soldaten, 36.000 Panzer, hunderte Flugzeuge, Hubschrauber und Drohnen sowie 80 Marineschiffe einsetzen.
Bei der Übung Wostok (Osten) 2018 will das russische Verteidigungsministerium 300.000 Soldaten, 36.000 Panzer, mehr als 1000 Flugzeuge, Hubschrauber und Drohnen sowie 80 Marineschiffen einsetzen.
Bei der Übung Wostok (Osten) 2018 wolle das russische Verteidigungsministerium 300.000 Soldaten, 36.000 Panzer, mehr als 1000 Flugzeuge, Hubschrauber und Drohnen sowie 80 Marineschiffe einsetzen.
Russland beginnt heute sein größtes Manöver seit sowjetischen Zeiten 1981. Bei der Übung Wostok 2018 will das russische Verteidigungsministerium 300 000 Soldaten, 36 000 Panzer, mehr als 1000 Flugzeuge, Hubschrauber und Drohnen sowie 80 Marineschiffen einsetzen.
Das waren, in dieser Reihenfolge: “Focus Online”, “RT Deutsch”, FAZ.net, “Spiegel Online”, “Zeit Online”, Stern.de, Deutschlandfunk.de, Welt.de, n-tv.de, “Die Achse des Guten”, Stuttgarter-Nachrichten.de. Und wir könnten die Liste noch eine ganze Weile fortführen.
Tatsächlich verfügt Russland gar nicht über 36.000 Panzer. Es sind deutlich weniger: Laut “Statista” 15.500, laut “Wikipedia” etwas über 22.000, wobei dort auch die Panzer mitgezählt sind, die als “retired” gelten. Es existieren also durchaus viele Panzer in Russland, aber eben nicht 36.000.
Dass so viele deutsche Medien von “36.000 Panzern” schreiben und dass sie häufig so gleich klingen in ihren Artikeln, dürfte an der dpa liegen. Die hat heute früh um 3:27 Uhr über den Basisdienst eine erste Agenturmeldung verschickt, in der von eben jenen 36.000 Panzern die Rede ist. Drei Minuten später kam ein “Nachrichtenüberblick” mit derselben falschen Zahl, ebenfalls über den großen Basisdienst. Viele Redaktionen übernehmen diese Artikel automatisch.
In russischen Quellen findet man die Zahl 36.000 ebenfalls im Zusammenhang mit dem Manöver “Wostok”. Etwa bei der staatlichen Nachrichtenagentur “TASS”. Allerdings setzt sie sich dort anders zusammen:
Taking part in the drills are about 300,000 Russian troops, over 1,000 aircraft, helicopters and unmanned aerial vehicles, up to 36,000 tanks, armored personnel carriers and other vehicles, up to 80 ships and supply vessels, the Defense Ministry added.
Also: bis zu 36.000 Fahrzeuge, zu denen die Panzer genauso zählen wie die Jeeps der Kommandeure.
Die dpa verschickte um 9:36 Uhr eine Berichtigung über ihren Basisdienst. Dort waren die “36.000 Panzer” in “bis zu 36.000 Panzer, Panzerwagen und andere Fahrzeuge” geändert. Manche Redaktionen übernahmen diese Änderung, andere — siehe oben — nicht.
Bei den falschen 36.000 Panzern dürfte es sich um einen Übersetzungs- und/oder Flüchtigkeitsfehler handeln. Dass überall ebenfalls von 300.000 Soldaten geschrieben wird, die vor Ort im Einsatz sein sollen, sieht manch einer als Verbreiten von aufgeblasenen Zahlen der “russischen Münchhausens”. Nur zum Vergleich: An Sapad-81, dem größten Manöver, das je in der Sowjetunion stattgefunden haben soll, mitten im Kalten Krieg, nahmen rund 150.000 Soldaten teil.
Mit Dank an Tom S. für den Hinweis!
Wenn zwei mal drei vier macht, widewidewitt und drei macht neune, dann dürfte diese Überschrift der “B.Z.”-Onlineredaktion im Sinne Pippi Langstrumpfs korrekt sein:
Sonst eher nicht.
Mit Dank an Marco S. für den Hinweis!
Nachtrag, 12. September: In der “B.Z.”-Onlineredaktion haben sie noch mal nachgezählt und die Überschrift angepasst:
“Zeit”-Journalist Marc Brost hat da einen Punkt: Wenn man Innenminister Horst Seehofer schon seine Aussage vorhält, wenn man aufgrund dieser Aussage seinen Rücktritt fordert, dann sollte man die Aussage zumindest richtig zitieren — das gilt für Journalistinnen und Journalisten genauso wie für jeden anderen.
Brost könnte mit seinem Doppel-Tweet allerdings gleichzeitig auch falschliegen. Es gibt Hinweise darauf, dass Seehofer beides gesagt hat: “Migration” als “Mutter aller Probleme” und die “Migrationsfrage” als “Mutter aller Probleme”.
Die “Rheinischen Post” veröffentlichte gestern ein Interview mit Horst Seehofer. Darin diese Antwort-Einwurf-Antwort-Kombination:
Seehofer Wir haben erstmals eine Partei rechts der Union, die sich mittelfristig etablieren könnte, ein gespaltenes Land und einen mangelnden Rückhalt der Volksparteien in der Gesellschaft. Glauben Sie, das hat alles nichts mit der Migrationspolitik zu tun?
Nicht nur.
Seehofer Natürlich nicht alleine. Aber die Migrationsfrage ist die Mutter aller politischen Probleme in diesem Land. Das sage ich seit drei Jahren. Und das bestätigen viele Umfragen, das erlebe ich aber auch in meinen Veranstaltungen. Viele Menschen verbinden jetzt ihre sozialen Sorgen mit der Migrationsfrage.
Also: “die Migrationsfrage ist die Mutter aller politischen Probleme in diesem Land.” Die “Rheinische Post” strich für ihre Überschrift die beiden Eingrenzungen “politischen” und “in diesem Land”:
Dass diese Schlagzeile in der weiteren Diskussion noch stärker eingedampft wurde zu “Migration ist die Mutter aller Probleme” liegt unter anderem auch an Michael Bröcker, dem Chefredakteur der “RP”, der das Interview zusammen mit seiner Kollegin Eva Quadbeck führte. Bröcker twitterte:
Man kann Seehofers Aussage im Interview mit der “RP” immer noch für völlig falsch halten und sie kritisieren. Sie zielt aber in eine etwas andere Richtung als “Migration ist die Mutter aller Probleme”.
An dieser Stelle könnte man also sagen, dass “Zeit”-Journalist Marc Brost mit seiner Kritik recht hat. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass Horst Seehofer beides gesagt haben soll, also: “die Migrationsfrage ist die Mutter aller politischen Probleme in diesem Land” und “Mutter aller Probleme ist die Migration”.
“Welt”-Journalist Robin Alexander schrieb bereits vorgestern am frühen Abend, also einige Stunden bevor das “RP”-Interview mit Seehofer erschienen ist, bei Twitter:
Natürlich gibt es da noch einen qualitativen Unterschied: Während das Zitat aus der “Rheinischen Post” direkt von Horst Seehofer stammt, zitiert Robin Alexander Teilnehmer einer CSU-Sitzung, die Seehofer zitieren. Durchaus möglich, dass die Sitzungsteilnehmer beim Weiterleiten “Migrationsfrage” zu “Migration” verkürzt haben. Wie schnell das passiert, haben wir ja gerade erst gesehen.