Warum Don Dahlmann sein SZ-Abo kündigt (don.antville.org)
Ich hab die SZ seit Jahren im Abo. Früher mal im Vollabo, jetzt nur noch in einem Wochenendabo. Immerhin komme ich so dazu alle drei Wochen mal das SZ-Magazin zu lesen. Oder die Seite drei. Aber ich hab mein SZ-Abo jetzt gekündigt. Und ich hoffe mal, ich werde nicht der Letzte aus dem Netz sein, der das macht.
Der Nächste, bitte (taz.de, S. Grimberg und K. Raab)
Nach Claus Klebers Absage geht die Chefredakteurssuche beim “Spiegel” weiter, im Januar soll sie beendet sein. Das ZDF feiert derweil einen Triumph.
Lieber vertuschen (nzz.ch, Colin Porlezza)
Eine Studie des Medienwissenschafters Scott R. Maier von der Universität Oregon hat ergeben, dass mehr als 98 Prozent aller in US-Tageszeitungen publizierten Fehler nicht berichtigt werden.
StudiVZ verkauft Nutzerdaten (welt.de)
Die Plattform für Studenten StudiVZ ändert zum Jahreswechsel die Geschäftsbedingungen. Folge: Die persönlichen Daten der vier Millionen Nutzer können an interessierte Unternehmen verkauft werden. Handynummern, Mail-Adressen, Hobbys, Musikgeschmack – alles im Angebot.
Verschlumpft noch einmal (blogs.radio24.ch/christoph)
Eveline Widmer Schlumpf – was hat es bloss mit dem Namen unserer neuen Bundesrätin auf sich, dass wir Journis ihn nicht richtig sagen können?
Medien mit Migrationshintergrund (bundblog.espace.ch, Artur Vogel)
Wenn etwas vom Staat an uns Journalisten herangetragen wird, sei es in Form einer Empfehlung, einer Anregung oder eines Befehls, werde ich hellhörig. Staat und Medien, das verträgt sich nur auf Distanz; es ist immer wieder zu beobachten, wie einer, wenn er die alleinige Herrschaft anstrebt — sei dies Putin in Russland, Mugabe im Simbabwe, Chavez in Venezuela oder Mubarak in Ägypten — stets zuerst versucht, die Medien unter Kontrolle zu bringen.
Zensur? Nein, Zivilität (tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Anstatt gleich Zensur zu schreien, sollte sich das deutsche Online-Völkchen lieber Verantwortung auf die Fahnen schreiben. So frei wie das Medium Internet ist, so stark hat es sich in der Vergangenheit kommerzialisiert und verlangt der Kontrolle.
Der Süddeutschen wird das Internet zuviel (telepolis.de, Florian Rötzer)
Zuerst ließ man einen Redakteur eine Breitseite gegen den Internetpöbel reiten, dann schließt man das Forum über Nacht und am Wochenende vor den Barbaren aus der Tiefe des virtuellen Raums.
Weißer Mann, was nun? (Lesetipp) (zeit.de, Andrea Jeska)
Die Zweifel am Engagement Prominenter für die Armen der Welt wachsen. Eine Reise mit dem Kölsch-Rocker Wolfgang Niedecken nach Uganda
Enteignet Springer! (youtube.com, Video, 0:20 Minuten)
Spontane Aktion der Grünen Jugend Münster gegen Medien-Mogul Springer, anläßlich dessen Beteilung an der Aktion “Licht aus”.
Blogs in plain english (youtube.com, Video, 2:58 Minuten)
A video for people who wonder why blogs are such a big deal.
Tagesansatz: 100 Franken (klartext.ch, Cyrill Pinto)
Die Südostschweizer Mediengruppe zahlt freien JournalistInnen miese Honorare und verletzt das Urheberrecht. Jetzt klagt eine Journalistin.
Kloppen und klicken (stefan-niggemeier.de)
Das ist der Stand der Dinge: Die Online-Medien mischen Werbung und Redaktion und zwingen ihre Leser dazu, dutzendfach zu klicken, um einen einzigen Artikel zu lesen, und empören sich darüber, dass man ihnen vorwirft, Werbung und Redaktion zu mischen und ihre Leser als Klickvieh zu missbrauchen.
12 Tipps für ein erfolgreiches Onlineangebot (falk-lueke.de)
Pageviews sind nach wie vor das Maß aller AdImpressions-bezahlten Dinge. Und auch Durchklickrate ist nicht zu verachten. Wie kann man also richtig reich werden mit diesem Interdings? Eine fast wertungsfreie Übersicht der Möglichkeiten.
“Wir wollen auf jeden Bildschirm” (welt.de, Dirk Nolde und Lars Winckler)
Chad Hurley hat gemeinsam mit zwei Freunden YouTube gegründet. Auf WELT ONLINE erklärt der 30-jährige Multimillionär, wie er das Videoportal endlich profitabel machen will, wie er es aufs iPhone geschafft hat – und wie er sich früher auf Weihnachtsbaum-Plantagen durchschlagen musste.
Markus Beckedahl von Netzpolitik.org im Blogpiloten-Interview (blogpiloten.de, Video, 10:32 Minuten)
Markus Beckedahl, Autor des Weblogs Netzpolitik.org, spricht über den digitalen Graben in der Politik, Netzneutralität und die Chancen, die das Mitmachnetz gerade kleinen Organisationen bietet.
Wenn es also stimmt, dass (wie die “Bild”-Zeitung heute in ihrer Korrekturspalte eingesteht) Maischberger sich “gegenüber BILD nicht geäußert” hat*, wie konnte es dann passieren, dass die “Bild”-Autoren Sven Kuschel und Bettina Lüke gestern in “Bild” Folgendes schrieben?
*) Bild.de hat Maischbergers “zu BILD”-Zitat inzwischen ersatzlos gestrichen — anders als z.B. Netzeitung.de, de.msn.com und heute-online.ch, die Maischbergers exklusiven vermeintlichen “Bild”-O-Ton nach wie vor weiterverbreiten. Gesagt hat Maischberger in der Sendung übrigens zu Lady Bitch Ray: “Wenn Sie jetzt sagen: ‘Ich bin ne geile Schlampe und, äh, fick mich…’ — sieht man den Unterschied, ob das jetzt Sie sagen oder [der Berliner Rapper] Frauenarzt?”
Sascha Lobo, 32, ist Autor, Kommunikationsstratege, Werber, Blogger, Berufs- und Freizeitprovokateur und gilt als Erfinder des kommentierbaren Kommentarlogs (Klog) sowie des Frisuren-Buchmarketings. Er ist Inoffizieller Mitarbeiter der “Zentralen Intelligenz Agentur” (ZIA) und Autor des Weblogs “Riesenmaschine”, das 2006 mit dem Grimme-Online-Award ausgezeichnet wurde. Gemeinsam mit Holm Friebe schrieb er das Buch “Wir nennen es Arbeit”; zusammen mit Katrin Passig schiebt er gerade ein Buch über die Kunst der Prokrastination auf, das 2008 bei Rowohlt erscheinen soll. In diesem Jahr gründete er mit Tanja Kreitschmann, Max Winde und Johnny Haeusler das Blog-Netzwerk “adical”, das auch BILDblog.de vermarktet.
Von Sascha Lobo
Ich lese BILDblog nicht. Ich kann und will BILDblog nicht lesen. Das hat ganz praktische Gründe, ich bin nämlich mit den Machern befreundet und möchte es auch bleiben. Und die Art, wie BILDblog an die Fehler und die ideologische Verbrämung von Tatsachen durch die “Bild”-Zeitung herangeht, ertrage ich nicht. Sicher ist es dringend notwendig, dass jemand penibel aufschreibt, was dort für mediale Vergewaltigungen der Realität begangen werden und dabei um Gottes Willen nicht emotional wird. Ich kann das nicht, mir kommt es so vor, als stehe jemand direkt neben einem Gewaltverbrechen und schreibt präzise den Tathergang mit.
So geschehen bei der “Bild”-Kampagne gegen den Mindestlohn: Die angebliche “Stimme des Volkes” (Eigenwerbung) feuert seit vielenWochen aus allen Abflussrohren dagegen. Das Mutterhaus, die Axel Springer AG, ist ja mit über 70 Prozent Anteilseigner an der PIN-AG, dem grössten privaten Postdienstleister, der sein Geschäftsmodell auf Niedrigstlöhnen aufgebaut hat. Aus dieser Konstellation ergibt sich eine Reihe von Punkten, die bei aufgeklärten Menschen etwa die Übelkeit auslösen sollten, die einen beim Hyperventilieren neben einer Jauchegrube überfällt.
Zum Beispiel wurde erwartungsgemäß in der “Bild”-Berichterstattung die Interessenverquickung des Verlages lange lautestmöglich verschwiegen. Interessanter aber die Kehrtwendung, die “Bild” in diesem Punkt vollzogen hat: Irgendwann im Jahr 2007 dürfte eine SMS geschickt worden sein mit dem Inhalt “Lieber Kai, ab jetzt seid ihr gegen Mindestlohn. Deine Friede.” “Bild” hat sich nämlich noch vor einem Jahr exakt gegenteilig echauffiert — mit dem Artikel “Die Tabelle der Schande — Von diesen Hungerlöhnen soll man leben” aus dem Dezember 2006:
Dort aufgeführt sind in der Tat lachhafte Stundenlöhne von 3,05 Euro bis 5,73 Euro. Die Springer’sche PIN-AG zahlt laut “Report aus Mainz” Stundenlöhne unterhalb von 4,50 Euro — vor einem Jahr hätte “Bild” also den eigenen Konzern mitten auf die Liste der Schande setzen müssen, irgendwo zwischen sächsische Gebäudereiniger und thüringer Floristen.
Das Bild von jemandem, der Wein trinkt und Wasser predigt, reicht nicht aus, um zu beschreiben, was Kai Diekmann — Gehalt über eine Million Euro im Jahr — tut, wenn er seine Redaktion in den letzten Wochen mit mehr als zwanzig Artikeln von “Bild” selbst so genannte Löhne der Schande angreifen lässt. Dagegen, liebe BILDblogger für alle Tage, könnte ich nicht sachliche Aufklärung und entlarvende Dokumentation setzen, sondern Wut und Zorn, zwei wichtige emotionale Instrumente, die leider von Nazis und Islamisten missbraucht werden. Ich würde mit Beschimpfungen und Herabwürdigungen bis an die Grenze der Legalität gehen wollen und eine ordentliche, schleimgrüne Aule auf die andere Seite spucken. Und ich würde mich gleichzeitig freuen und übergeben, wenn endlich einer der vielen Kämpfer gegen den Mindestlohn seine echte, ungefilterte Meinung über dieses Thema sagt: “Ich bin gegen den Mindestlohn, weil ich den ungebildeten Pöbel verachte und weil mir die Rendite wichtiger ist als das Leid derjenigen, die für eine knappe 60-Stunden-Woche 800 Euro brutto verdienen. Früher wäre ich bestimmt adelig gewesen.” Und wer in Bigotterie, Tatsachenverdrehung und künstlichen Realitäten derart geübt ist wie “Bild”, wird sicher auch das mit der Position als “Stimme des Volkes” in Einklang bringen können.
Oliver Kahn beim Handball-Spielen – Antwort auf das Killerspiel-Video bei YouTube (jetzt.sueddeutsche.de, Dirk von Gehlen) In der vergangenen Woche sorgte Matthias Dittmayer für Aufregung im deutschsprachigen Internet. Der 21-Jährige hatte verfälschende Fernsehberichte über Computerspiele gesammelt und diese in einem Video zusammengeschnitten. Mittlerweile haben fast 350.000 Menschen das Video angeschaut. Darunter auch Rainer Fromm. Der Autor von Frontal21 ist Experte für Computerspiele und wehrt sich gegen einige Vorwürfe, die in dem Video erhoben werden (mehr dazu auch hier).
Journalist des Jahres ist – Johann Oberauer (presseverein.ch)
Der umtriebige Österreicher Johann Oberauer ist als Verleger von Branchen-Magazinen für die Medienwelt äusserst erfolgreich. Auch in der Schweiz hat er ein Journalisten-Heft etabliert, das sich ganz der Nabelschau des Berufsstandes widmet.
Forschungsreport: Google muss zerschlagen werden (heise.de, Stefan Krempl)
Eine Studie der TU Graz warnt mit drastischen Worten vor der “Bedrohung der Menschheit” durch Google. Der Suchmaschinenprimus schicke sich nicht nur an, den Schutz der Privatsphäre auf dem Müllhaufen der Geschichte zu entsorgen, heißt es in dem 187-Seiten umfassenden Bericht “über die Gefahren und Chancen großer Suchmaschinen unter besonderer Berücksichtigung von Google” (pdf, 7255 kb).
Presseausweis vor dem Aus (spiegel.de, Andrea Brandt)
Das Plastikkärtchen ist begehrt: Der bundeseinheitliche Presseausweis erleichtert Journalisten nicht nur ihren Arbeitsalltag – sondern auch den Zugang zu Firmenrabatten. Nun drohen die Innenminister, die Ausweise nicht mehr amtlich zu autorisieren.
Die wohl teuerste Gratiszeitung der Welt (20min.ch) In Ägypten kriegt man die meistgelesene Zeitung der Schweiz nicht umsonst. 20 Minuten kostet im Badeort Scharm el-Scheich umgerechnet 7.20 Franken.
Obscene Losses (portfolio.com, Claire Hoffman)
DVD sales are in free fall. Audiences are flocking to pornographic knockoffs of YouTube, especially a secretive site called YouPorn. And the amateurs are taking over. What?s happening to the adult-entertainment industry is exactly what?s happening to its Hollywood counterpart?only worse.
Killerspiele im TV: Ein 21-Jähriger zeigt ARD und ZDF, wie man sachlich berichtet (jetzt.sueddeutsche.de, Dirk von Gehlen)
Auf YouTube sorgt gerade ein zehnminütiger Angriff auf ARD und ZDF für Aufsehen: Killerspiele in ARD, ZDF und WDR heißt der Clip, in dem der 21-jährige Matthias Dittmayer den Sendern mit einfachen Mitteln beweist, wie irreführend und verfälschend sie zum Teil über das Thema Computerspiele berichten. Der Bremer Student der Rechtswissenschaften unterzieht dabei die Sendungen Panorama, Hart aber Fair, Kontraste und Frontal 21 einer journalistischen Prüfung, stellt Fakten richtig und bewertet Behauptungen, die getroffen werden.
Verleger planen neues “Meta-Portal” für Regionalzeitungen (persoenlich.com, David Vonplon)
Nicht nur in Deutschland, auch in der Schweiz macht man sich Gedanken über die “Zukunft der Regionalzeitungen im Internet”. Nachdem Tamedia und BZM die Lancierung eines Online-Netzwerks angekündigt haben, geht ein Verbund weiterer Verlagshäuser — unter den Initianten sind die NZZ Gruppe und die MZ — in die Offensive. Der Verbund will die Inhalte verschiedener Regionalzeitungen auf einem titelübergreifenden Portal bündeln. Ob das Projekt realisiert wird, entscheidet sich Mitte Dezember.
Krass ist online, zart ist Print (woz.ch, Ulrich Stock)
Das Schreiben über Musik im Internet bietet für AutorInnen, LeserInnen und Verlage neue Perspektiven und Hörvergnügen, mindestens wenn das Problem mit dem Geld gelöst ist.
Seit dem überregionalen Start der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung« Ende 2001 hat der Sonntagszeitungs-Markt an Qualität und Dynamik gewonnen. Weil es für ihn bisher noch keinen regelmäßigen Übersichtsdienst gibt, gehen medienlese.com (Ronnie Grob, Florian Steglich) und Der Umblätterer (Frank Fischer, Marc Reichwein) in einer einmaligen konzertierten Aktion mit gutem Beispiel voran. Das Ganze geschieht im Stil des Perlentauchers, den wir von hier aus herzlich grüßen. Wahrscheinlich muss nur noch die lange geplante »Süddeutsche am Sonntag« an den Start gehen, bevor der Perlentaucher auch am Sonntag nicht mehr um eine Feuilleton-Rundschau herumkommt. Wir freuen uns darauf. Read On…
Peter Heinlein, 56, ist so eine Art Söldner der Medienbranche. Er stand unter anderem schon in den Diensten von “Spiegel”, “Welt am Sonntag”, “Handelsblatt”, “Bunte” und “Max” und zeichnete sich immer durch Artikel über die Medien- und Werbebranche aus, die seine jeweiligen Auftraggeber ganz besonders glücklich machte. Er hatte keine Skrupel, seine Kolumnen ganz in den Dienst der Verlagsinteressen zu stellen, egal, ob das bedeutete, besonders gehässig über die Konkurrenz zu lästern, besonders üppig die eigenen Erfolge herauszustellen oder besonders ungeniert den Werbekunden zu schmeicheln.
Für die “Bunte” porträtierte er vor einigen Jahren in einer großen Reihe Werber. Die Artikel hatten programmatische Überschriften wie “Das ist ein wirklich kluger Kopf!”, “Der Hugh Grant der Werbung”, “Dieser Typ ist ‘ne echte Marke”, “Ein Turbo-Werber macht Druck” oder “Der smarte Werbe-Künstler”. Für “Max” schrieb er über die Agentur Crispin Porter + Bogusky (“von der die derzeit beste Werbung der Welt kommt”), die Agentur Jung von Matt (“Deutschlands beste Werbeagentur”), die Agentur Heimat (“der kreativste Werberladen Deutschlands”).
“Viele Websites bieten inzwischen bewegte Bilder an. Aber bei Bild.T-Online gibt’s ab sofort eine eigene Web-TV-Show. BILD live sendet zweimal täglich das Neueste von Stars aus Entertainment und Sport.
Das neue Videoformat wird von meiner Hamburger Kollegin Julia Josten präsentiert. Dazu wählt die Online-Redaktion in Berlin das Interessanteste aus der Fülle des internationalen Themenangebotes aus. (…) Es macht richtig Spaß, [mit dem Videoplayer] durch die aktuellen Newsfilme zu “blättern”, sich Kinotrailer, Musikclips oder Videos der Community auf den Schirm zu holen.”
Quelle: Bild.de
Vor gut drei Jahren ist er mit seiner Medienkolumne zu “Bild” gezogen, und man kann nicht sagen, dass ihn ein Rückgrat bei der Arbeit behindere. Er scheut sich zum Beispiel nicht, Interviews anderer Leute so auf Links zu krempeln, dass sie sich als Lob auf die Zeitung verkaufen lassen, für die Heinlein schreibt (wir berichteten). Wenn er für Bild.de über Probleme bei der Münchner “Abendzeitung” berichtet, flicht er, wie als Erklärung, den Satz ein: “Modernen Boulevard bietet in München die BILD-Zeitung.” Und zur Post und ihrer neuen Konkurrenz durch die PIN-AG fällt ihm zufällig exakt das ein, was auch Linie der Axel-Springer-AG ist, der die PIN-AG gehört, was für Heinlein aber anscheinend keine für die Leser relevante Information darstellt.
Heinlein kann nicht nur positiv. Wenn es um die (auch von Chefredakteur Kai Diekmann nicht geschätzte) “Zeit” geht oder den Verlag Gruner+Jahr, findet er gern ein böses Wort, und den “Geo”-Chef Peter-Matthias Gaede scheint er besonders wenig leiden zu können:
Bevor der gern kritische Journalistik-Papst des Hauses Gruner + Jahr und König der “GEO”-Gruppe, Peter-Matthias Gaede, im Aufsichtsrat seines Verlages neue Weihen erhält, darf er abgeben von seiner Machtfülle.
Aber man täte Peter Heinlein Unrecht, wenn man jedem seiner Texte unterstellte, er habe ein erklärtes publizistisches Ziel. Viele sind auch einfach, sichtlich unredigiert, dahingeworfen. Ein Höhepunkt aus dem Genre “Eh-Egal” findet sich in Heinleins heutiger Bild.de-Kolumne:
Das immer beliebter werdende digitale Aufzeichnen mit automatischem Herausschneiden der Fernsehreklame hat TV-Werber in den USA auf neue Ideen gebracht. Dort gibt’s nämlich schon Fernsehen im Supermarkt. In den Läden der “Wal-Mart”-Kette zum Beispiel, wo sich Leute beim Einkaufen im Schnitt eine Stunde aufhalten. Dort werden sie jetzt zunehmend mit TV-Werbung berieselt. Ausschalten geht nicht, pinkeln auch nicht. Die Werbeerinnerung dort ist mit 56 Prozent deutlich höher als beim Zuhause Gucken (21 Prozent), ergab eine US-Studie.
Nach “Ford Unilever” und “Gilette” will jetzt auch die US-Navy diesen Kanal nutzen und für ihr PC-Spiel “Call of Duty” werben.
Offenbar hat Heinlein diesen Artikel aus der amerikanischen Fachzeitschrift “Brandweek” zum Thema gelesen. Oder besser: flüchtig überflogen. Denn mal abgesehen davon, dass Ford und Unilever zwei verschiedene Unternehmen sind, dass sich Gillette mit Doppel-L schreibt und es vielleicht wichtig gewesen wäre, darauf hinzuweisen, dass die “US-Studie” mit den für das Wal-Mart-Fernsehprogramm so vorteilhaften Ergebnissen von dem Produzenten des Wal-Mart-Fernsehprogramms erstellt wurde… also, mal abgesehen davon ist das PC-Spiel “Call of Duty” natürlich nicht von der US-Navy. Die “Brandweek” hatte nur darauf hingewiesen, dass jugendliche Käufer dieses Kriegsspiels doch die perfekte Zielgruppe wären für die eigene Werbung der US-Navy im Ladenfernsehen (bei GameStop übrigens, nicht Wal-Mart).
Da muss man schon sehr schludrig arbeiten, um all das, wie Heinlein, misszuverstehen. Aber es geht in diesem Fall ja auch nicht um “Bild”, die Axel-Springer-AG oder ihre Konkurrenten.
Nachtrag, 22. November: Bild.de hat die Wal-Mart-Meldung aus Heinleins Kolumne ersatz-, wort- und restlos gelöscht.
Wehrmut, Bloggen als Beicht-Instrument, Alien-Geschöpfe.
Das Schweizer Portal persoenlich.com jubelte über eine Studie, in der 75 Prozent von 1367 Befragten aus Deutschland angaben, dass sie die gedruckte Tageszeitung auch in Zukunft für unverzichtbar halten. In einer ersten Fassung hiess der Untertitel: “Trend geht zu Printmedien zurück“. Wohl etwas gar mutig, denn in der zweiten Fassung heisst es jetzt: “Tageszeitungen bleiben unverzichtbar”. Dafür musste Uli Rubner, wohl unfreiwillig, lesen, die “Eintstellung” von “Facts” bleibe ein “Wehrmutstropfen“. Wir, auch nicht fehlerlos, verweisen auf die Unterkategorie “Beliebte Fehler” von korrekturen.de.
Wie sagte ein Springer-Manager, hinter vorgehaltener Hand aber im vollen Ernst, vor 3 Jahren, dem facts.ch-Macher Christoph Lüscher? “Dieses Internet wird irgendwann wieder verschwinden, hoffe ich manchmal, wenn ich Abends nach Hause gehe”.