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Alice Schwarzer nicht zwangsprostituiert

Bloggen für BILDSchon in der Vergangenheit hatten wir gelegentlich, nicht oft, den Eindruck, dass “Bild” zu Unrecht (oder zumindest mehr als nötig) in die Kritik geraten sei. So naheliegend es in den meisten Fällen auch sein mag, “Bild” die Schuld zu geben: Manchmal glauben wir, “Bild” doch irgendwie in Schutz nehmen zu müssen. Und dann tun wir das auch.

Aber beginnen wir einfach wieder wie so oft:

Seit ein paar Tagen wirbt “Bild” bundesweit nicht nur mit einem legendären Kniefall und einem falsch geschriebenen Namen für sich, "Jede Wahrheit braucht eine Mutige, die sie ausspricht."sondern auch (wie schon einmal) mit…
Alice Schwarzer.

Ebenfalls seit ein paar Tagen erreichen uns Leser- und Medienanfragen, die auf diesen Umstand hinweisen — und uns mit Blick auf Alice Schwarzer fragen:

Ob die sich wohl wehrt?

Im Gästebuch von Alice Schwarzers Homepage finden sich ähnliche Fragen:

Ist das von Ihnen autorisiert?

Wie konnte das passieren?

Wie viel hat die ‘Bild’ geboten, dass Sie sich zu dieser Werbung prostituieren ließen? Oder wurden sie gar nicht gefragt?

Haben sie wirklich zugestimmt für solch eine Werbung/Zeitung ihr Gesicht zu geben?

Ist dieses Photo mit Ihrem Einverständnis genutzt worden oder sind Sie nicht gefragt worden und schlicht als “Person öffentlichen Interesses” verwandt worden?

Ich kann mir die Sache nur so erklären, dass diese Plakate gegen Ihren Willen aufgehängt wurden. Denn Sie würden doch niemals im Leben Werbung, für so ein Drecksblatt wir BILD machen.

Und die Verunsicherung ist nachvollziehbar. Es ist noch nicht sooo lange her, da hatte Schwarzers Zeitschrift “Emma” gegen eine frühere “sexistische” Werbekampagne von “Bild” gewettert und es als “einen der größten Erfolge in der Protest-Geschichte” gefeiert, dass die Kampagne, die “auf eine Verhurung aller Frauen” ziele, “in mehreren Städten gestoppt” worden war. “Emma” zitierte damals u.a. “Bild”-Chef Kai Diekmann (“Eine Massenzeitung kann man nur mit dem Trend, aber nicht gegen den Trend machen”) und stellte fest: “Doch hat er Neigung, seinen sehr persönlichen Trend zur Pornografie mit einem Massentrend zu verwechseln.”

Aber: Anders als beispielsweise bei der Frau, deren (Nackt-)Foto “Bild” gegen ihren Willen benutzte, findet sich auf aliceschwarzer.de folgende “Stellungnahme” Schwarzers zur “Bild”-Kampagne:
"Verständlich, dass viele glauben, dies sei ohne meine Zustimmung geschehen, denn mein kritisches Verhältnis zu BILD (und deren Wahrheitsgehalt) ist kein Geheimnis. Doch ich habe zugestimmt. Ganz einfach, weil ich finde, dass es nicht schaden kann, wenn in so einer Runde -- von Gandhi bis Willy Brandt -- auch mal eine Frau auftaucht. Und eine sehr lebendige noch dazu."
Ganz einfach! Und Sibel Kekilli hätt’s wahrscheinlich nicht gemacht.

Mit Dank an begleitschreiben fürs Foto.

Wechsel bei “Bild”, Geschwisterzoff wg. Wendler-Doku, SLAPP-Richtlinie

1. Axel Springer wirft komplette »Bild«-Führung raus
(spiegel.de, Anton Rainer)
Wie der Axel-Springer-Verlag gestern überraschend mitteilte, trennt man sich von allen drei Führungskräften der bisherigen “Bild”-Chefredaktion. Johannes Boie, Alexandra Würzbach und Claus Strunz scheiden demnach aus ihren “bisherigen Rollen” aus. Über “mögliche künftige Aufgaben” im Hause Springer werde man zu einem späteren Zeitpunkt informieren. Mit den zwei “Bild”-Rückkehrern Marion Horn und Robert Schneider steht die Nachfolge bereits fest.

2. Neuer Anlauf für ein Hinweisgeberschutzgesetz
(whistleblower-net.de)
Am heutigen 17. März wollen die Regierungsfraktionen einen neuen Anlauf zur überfälligen Umsetzung der EU-Whistleblowing-Richtlinie unternehmen und gleich zwei neue Gesetzentwürfe in den Bundestag einbringen. Das Whistleblower-Netzwerk befürchtet eine “Verschlimmbesserung statt Mängelbeseitigung”. Es sei bedauerlich, dass die Ampelfraktionen den neuen Anlauf nicht dazu genutzt hätten, “zwei offensichtliche Mängel des vorherigen Gesetzesbeschlusses zu beheben”.

3. SLAPP-Richtlinie in Gefahr
(verdi.de)
“SLAPP” ist die englische Abkürzung für “Strategic Lawsuits Against Public Participation”. Derartige Klagen sollen Medienschaffende sowie Aktivistinnen und Aktivisten einschüchtern und von ihrer Arbeit abhalten. Die EU will solche missbräuchlichen Verfahren verhindern und hat eine entsprechende Richtlinie vorgelegt. Nun befürchtet ein zivilgesellschaftliches Bündnis aus Gewerkschaften, Menschenrechts- und Nichtregierungsorganisationen einen faulen Kompromiss.

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4. Mehr Kontrolle bei ARD und ZDF
(tagesspiegel.de)
Die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder haben sich auf einen vierten Medienänderungsstaatsvertrag und einheitliche Regeln zur Stärkung von Transparenz und Kontrolle bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten geeinigt. Ausschlaggebend für die Reformdiskussion sei die RBB-Affäre um Verschwendung und Vetternwirtschaft gewesen.

5. Medienkritik professionalisieren: Medienwatchblog Kobuk sammelt Geld
(derstandard.at, Oliver Mark)
Das österreichische Medienwatchblog “Kobuk”, das wir auch gern hier in den “6 vor 9” verlinken, will sich professionalisieren und setzt künftig auf ein Mitglieder- und Spendenmodell, das von 3 bis 35 Euro im Monat reicht. Die Artikel sollen aber nicht hinter einer Bezahlschranke verschwinden. Mit den Einnahmen sollen Honorare für Autorinnen und Autoren sowie neue Inhalte finanziert werden.

6. RTL gegen RTL 2: Geschwisterzoff wegen Wendler-Doku
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Nachdem RTLzwei die (mittlerweile abgesagte) Dokusoap mit dem umstrittenen Ex-Schlagersänger und Verschwörungsideologen Michael Wendler angekündigt hatte, meldete sich RTL zu Wort. Die Staffel werde weder vor noch nach der TV-Ausstrahlung auf dem Portal RTL+ verfügbar sein. Matthias Schwarzer erklärt, warum es mit der von “Respekt und Wertschätzung” getragenen “vertrauensvollen Zusammenarbeit” der Sender nicht so weit her ist.

Das Ende von Gruner + Jahr?, “ÖRR-Blog”, Katastrophenbilder

1. “Gruner wird sich auf die Haupttitel konzentrieren”
(wiwo.de)
Was viele befürchtet haben, tritt nun ein: Nach der Verschmelzung der Magazinsparte des Hamburger Verlagshauses Gruner + Jahr mit RTL kommt es zur Einstellung mehrerer Zeitschriftentitel sowie zu Stellenstreichungen. Insgesamt 46 Titel sollen entweder vom Markt genommen oder verkauft werden – mit bitteren Folgen für die dort Beschäftigten: “Mit dem Wegfall von rund 700 Stellen wäre das mehr als jede dritte der 1900 Vollzeitstellen im Zeitschriftensegment, die vorwiegend in Hamburg angesiedelt sind.”
Weiterer Lesehinweis: Imre Grimm kommentiert den “Kahlschlag bei Gruner + Jahr”: “Es fehlte an Mut und Ideen” (rnd.de).

2. Gegen ARD und ZDF: Watchblog mit politischer Agenda
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Das “ÖRR-Blog” kritisiert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk auf Twitter und Instagram und hat bereits mehrere zehntausend Follower. Nur wenige wissen, dass sich hinter dem Account ein CSU-Kommunalpolitiker verbirgt. Matthias Schwarzer hat sich die Arbeitsweise des “ÖRR-Blogs” genauer angesehen und kritisiert die seiner Meinung nach unlauteren Mittel: “Zwar findet sich zum Teil in den Beiträgen fundierte Kritik – etwa wenn der NDR in einer Bürger-Talkshow die Parteizugehörigkeit seiner Gäste verschweigt. Nicht selten aber werden Begebenheiten mit Screenshots oder abgeschnittenen Videobeträgen derart aus dem Zusammenhang gerissenen und ad absurdum geführt, dass vom Vorwurf bei näherer Betrachtung kaum noch etwas übrig bleibt.”

3. Das Wunschkonzert verstummt
(taz.de, Ralf Leonhard)
Robert Ziegler, bisheriger Landesdirektor und ehemaliger Chefredakteur des ORF-Landesstudios Niederösterreich, ist am 3. Februar freiwillig zurückgetreten, weil ihm die “massive mediale Berichterstattung und die damit verbundene Belastung” die Ausübung seines Amtes unmöglich gemacht hätten. Wie Ralf Leonhard in der “taz” berichtet, sei Ziegler so der Veröffentlichung eines kritischen Berichts über seine Amtsführung und seinem wohl sicheren Rauswurf zuvorgekommen.

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4. Welche Schwierigkeiten es im Umgang mit Katastrophenbildern gibt
(deutschlandfunk.de, Isabelle Klein & Annika Schneider, Audio: 6:17 Minuten)
Welche Bilder Medien von Katastrophen und Kriegen zeigen (und welche sie vielleicht nicht zeigen sollten), wird immer wieder diskutiert, so auch nach dem Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet. Der Deutschlandfunk geht der Frage nach, wo die ethischen Grenzen liegen, und was Journalistinnen und Journalisten beachten sollten, wenn sie über Katastrophen berichten.

5. Unzu­läs­sige Ein­wir­kung auf den Wahl­kampf
(lto.de, Christian Conrad)
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) will Ministerpräsidentin von Hessen werden und hat dafür ihren bisherigen Twitter-Account umgewidmet. Der Jurist Christian Conrad findet das in seinem Gastbeitrag bei “Legal Tribune Online” sehr bedenklich: “Der Wechsel eines bislang (auch) amtlich betreuten und auch derart wahrgenommenen Accounts zu einem parteipolitischen Wahlkampfaccount ist nicht nur rechtswidrig, sondern wegen des damit verbundenen Eingriffs in den demokratischen Willensbildungsprozess auch demokratiefeindlich und verfassungswidrig.”

6. Bayerische Staatsbibliothek stellt Fotos aus dem “Stern”-Archiv online
(sueddeutsche.de)
Das umfassende Bildarchiv des Magazins “Stern” ist nun online verfügbar. Die ersten 250.000 Bilder hat die Bayerische Staatsbibliothek auf einer eigenen Website zur Verfügung gestellt. Das Archiv, das das Hamburger Magazin der Bibliothek in München 2019 geschenkt hat, umfasst insgesamt 15 Millionen Fotos, Dias, Negative und Abzüge, die nach und nach erschlossen und digitalisiert werden sollen. Bis Ende 2025 will die Staatsbibliothek die ersten drei Millionen Negative samt Kontaktbögen online verfügbar machen.

Facebook und Insta als Grabschaufler, “Offener” Funke-Diskurs, 12 Euro

1. Angst vor Tiktok: Schaufeln sich Facebook und Instagram ihr eigenes Grab?
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Wie bereits am 25. Juli in den “6 vor 9” berichtet, wollen Facebook und Instagram – offenbar in Reaktion auf die Konkurrenz durch den Kurzvideo-Dienst TikTok – ihre Seiten umbauen. Das könnte schiefgehen, analysiert Matthias Schwarzer: “Die US-Techkonzerne stehen nun vor einer riesigen Herausforderung – und möglicherweise vor einem Dilemma. Sie setzen technisch alles daran, Tiktok die Nutzerinnen und Nutzer abzugewinnen – und laufen gleichzeitig Gefahr, mit den Updates Kreative und die Stammnutzerschaft zu verjagen.”

2. Schon knauserig, oder?
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Der RBB und dessen Intendantin Patricia Schlesinger sehen sich in Zusammenhang mit der Planung des Digitalen Medienhauses zahlreichen Vorwürfen ausgesetzt. Auch der Hauptausschuss des Brandenburger Landtags hat Fragen an Schlesinger und ihr, nachdem sie einer Einladung in eine Ausschusssitzung nicht gefolgt war, einen entsprechenden Fragenkatalog geschickt. Nun soll eine vom Sender mandatierte Kanzlei Klarheit in das Dickicht aus Beraterverträgen, Medienhaus und Abendessen bringen. Für Unterstützung soll eine journalistisch vorgebildete Aushilfskraft sorgen, die der Sender für ihre Mitarbeit bei der Recherche, Aufarbeitung und “Identifizierung des Aktualisierungsbedarfs der rbb-internen Regelungen” mit 12 Euro die Stunde entlohnen will.
Weiterer Lesehinweis: RBB-Intendantin gibt erste Auskünfte: “Was die Abendessen bei RBB-Chefin pro Gast kosteten. Brandenburger Politiker über Auskünfte empört” (tagesspiegel.de, Joachim Huber & Benjamin Lassiwe).

3. Die Funke-Mediengruppe und der “offene Diskurs” über Presseethik
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Die Funke-Mediengruppe hat ein recht ambivalentes Verhältnis zur Presseethik. Nach außen hin gibt man sich moralisch, verantwortungsvoll und zum “offenen Diskurs” bereit. Wenn ein medienkritisches Portal das Haus mit Vorwürfen zu Falschmeldungen oder Schleichwerbung konfrontiert, kippe die Stimmung jedoch schnell, berichtet Stefan Niggemeier bei “Übermedien”. Dann werde gemauert, geghostet und mit Gegenvorwürfen operiert. Niggemeier erzählt vom schwierigen Verhältnis mit der Mediengruppe und erklärt, warum er immer noch und trotz alledem an die Wirksamkeit von Presserats-Beschwerden glaubt.

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4. Kommentar: Wie sollen Betroffene über Rassismus sprechen?
(annabelle.ch, Alice Hasters)
Die Journalistin, Podcasterin und Buchautorin Alice Hasters (“Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten”) beschäftigt sich mit der mitunter nicht leichten Frage, wie Betroffene über Rassismus sprechen sollen, aber auch damit, was Medienschaffende tun können, um dem Thema vollumfänglich gerecht zu werden: “Meines Erachtens sind die haarsträubende Inkompetenz und die mangelnde Diversität in Redaktionen für den frustrierenden Stand des Rassismus-Diskurs zum grossen Teil verantwortlich. Journalist:innen unterscheiden oft nicht, wer Expert:in ist, wer Betroffene, wer beides ist. Wer Aktivist:in ist, mit konkreten Forderungen; wer Pädagog:in, mit Interesse für Erziehung und Aufklärung; wer Akademiker:in, wer Autor:in, wer Künstler:in. Und dass zusätzlich zu diesen Rollen auch noch unterschiedliche antirassistische Ansätze und Schwerpunkte kommen.”

5. Italien schränkt Informationsfreiheit drastisch ein
(netzpolitik.org, Matthias Monroy)
Die italienische Regierung wolle Medien keine Auskunft mehr zur Zusammenarbeit ihres Landes mit der libyschen Küstenwache erteilen und habe zu diesem Zweck das Recht auf Zugang zu Verwaltungsdokumenten drastisch eingeschränkt, berichtet Matthias Monroy bei netzpolitik.org. Als Grund werde behördlicherseits “die Gefährdung der nationalen Sicherheit oder Verteidigung” angegeben.

6. Antonia Rados – Reporterin im Ruhestand?
(sr.de, Thomas Bimesdörfer & Michael Meyer, Audio: 17:45 Minuten)
Thomas Bimesdörfer und Michael Meyer sprechen mit Antonia Rados, die auf mehr als vier Jahrzehnte in der Auslandsberichterstattung zurückblicken kann: “Wie konnte sie sich als Frau behaupten, wie hat sich ihr Beruf verändert, was hat sie motiviert?”

Funke will Döpfners Rücktritt, Sophie Scholl, Steingarts Schiffsverluste

1. Funke Mediengruppe fordert Döpfners Rücktritt
(sueddeutsche.de, Anna Ernst)
Die Funke Mediengruppe fordert den Rücktritt von Mathias Döpfner als Verleger-Präsident und droht mit dem Austritt aus dem Verband. Man sehe “die Werte, die wohl jedes dem Journalismus verpflichtete Verlagshaus auszeichnen”, nicht mehr ausreichend repräsentiert. Zudem haben man Sorge, “dass die Glaubwürdigkeit der gesamten Branche gefährdet ist.” Diese Art der Begründung lässt Medienkritiker Stefan Niggemeier auf Twitter leise den Kopf schütteln.

2. Bewegt auf fremde Kosten
(taz.de, Erica Zingher)
Beim Projekt @ichbinsophiescholl von SWR und BR wurden die letzten zehn Monate im Leben der Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus mit den Mitteln von Instagram nachgezeichnet – “emotional, radikal subjektiv und in nachempfundener Echtzeit”, so die Ankündigung der verantwortlichen Sender. Nun ist das Projekt beendet und Zeit für ein Fazit, wie Erica Zingher in der “taz” findet: “Die Geschichte von Sophie Scholl und der Weißen Rose muss erzählt werden. Problematisch wird es, wenn dabei Perspektiven der Verfolgten und Entrechteten nicht vorkommen. Das Projekte hat bewegt und die Tradition von öffentlich-rechtlichem Erinnerungskitsch souverän weitergeführt. Die Frage ist nur, auf wessen Kosten.”

3. Berichten über Klimawandel: Raus aus der “Spezialisten-Ecke”
(deutschlandfunk.de, Mirjam Kid, Audio: 7:56 Minuten)
Das Oxford Climate Journalism Network setzt sich dafür ein, dass Redaktionen die Klimaberichterstattung verstärkt in den Fokus nehmen. Dafür müssten Medien verstehen, dass das Thema Klimawandel redaktionsübergreifend relevant ist, so Instituts-Mitgründer Wolfgang Blau im Deutschlandfunk.

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4. Skandale und Sendeverbote: Was ist eigentlich die Deutsche Welle?
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Der deutsche Auslandsfernsehsender Deutsche Welle stand in letzter Zeit immer wieder im Mittelpunkt der Berichterstattung. Erst wegen interner Skandale um Sexismus und Antisemitismus, dann wegen drohender Sendeverbote in Russland und der Türkei. Doch was ist die Deutsche Welle eigentlich genau, welche Aufgaben hat sie und wer bezahlt sie?

5. Rote Zahlen bei Media Pioneer: Wie läuft es bei Gabor Steingart wirklich?
(kress.de, Markus Wiegand)
Als Medienunternehmer Gabor Steingart sein Redaktionsschiff zu Wasser ließ, fragten sich viele in der Branche, wie er damit Gewinne erwirtschaften kann. Die knappe Antwort: Er kann es nicht, zumindest nicht bisher. Laut Geschäftsbericht des Springer-Konzerns, der Anteilseigner bei Steingarts Firma Media Pioneer ist, hat diese im Jahr 2020 einen Verlust von 3,3 Millionen Euro produziert. Das hält die Betreiber jedoch nicht von weiteren Investitionen ab. In den kommenden Jahren sollen nochmal 8 Millionen Euro in das Projekt fließen. Der Break-even sei nach eigenen Angaben für 2023 geplant.

6. “Boot”-Kameramann: Verwirrung um angebliches Prozess-Ende
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Am Dienstag meldeten verschiedene Medien das angebliche Prozessende zwischen dem “Das-Boot”-Kameramann Jost Vacano und Bavaria Film (auch wir berichteten). Die Auseinandersetzung ist jedoch offenbar noch nicht beendet.
Weiterer Lesehinweis: Bizarre Wendung im Rechtsstreit um “Das Boot” (sueddeutsche.de, Tobias Kniebe).

Ungeimpfte Fake-Annoncen, ServusTV, Der Sinn von Dislike-Buttons

1. Suche Aufmerksamkeit, biete Stellenanzeige
(uebermedien.de, Lisa Kräher)
In einigen Anzeigenblättern und Lokalzeitungen erschienen in letzter Zeit angebliche Jobgesuche von angeblichen Fachkräften aus Gesundheits- und Pflegeberufen. Diese beschrieben sich selbst meist als ungeimpft, mit langjähriger Erfahrung und ab dem 16. März arbeitslos, dann gelte nämlich die “einrichtungsbezogene Impfpflicht”. Es gibt zahlreiche Indizien dafür, dass es sich um orchestrierte Fake-Annoncen handelt. Lisa Kräher hat bei den Blättern nachgefragt: “Hätte das der Anzeigenabteilung nicht komisch vorkommen müssen? Und welche Kontrollmechanismen gibt es da überhaupt bei Anzeigen?”

2. Wie ein Senderchef die eigenen Werbekunden vergrault
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Timo Niemeier legt eine lesenswerte Analyse zu den Entwicklungen beim österreichischen Privatsender ServusTV und dessen Chef Ferdinand Wegscheider vor: “Wegscheider bedient sich ganz bewusst rechter Rhetorik und grenzt sich nicht ab von Verschwörungstheoretikern und ihren Ansichten. Im Gegenteil: Der ServusTV-Chef nutzt regelmäßig entsprechende Aussagen und Argumentationen. Wenn er, wie in letzter Zeit geschehen, dafür kritisiert wird, suhlt er sich in Selbstmitleid und äußert die Befürchtung, mundtot gemacht werden zu sollen.”

3. BGH-Urteil: Der Klarname hindert kaum jemanden am Hass
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Matthias Schwarzer nimmt eine aktuelle Entscheidung des Bundesgerichtshofs zum Anlass, über die Klarnamenpflicht nachzudenken. Seiner Meinung nach hindere eine derartige Pflicht kaum jemanden an Hassbotschaften. Es sei zielführender, die Plattformen stärker in die Verantwortung zu nehmen, statt die Anonymität im Netz für alle abzuschaffen.

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4. Faeser distanziert sich von eigener Abschaltdrohung
(spiegel.de)
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat sich von ihrer Drohung distanziert, den Messengerdienst Telegram bei weiteren Verstößen gegen deutsche Gesetze sperren zu lassen. Es sei nicht ihr Ziel, den Dienst abzuschalten, sie habe nur den Druck erhöhen wollen, so Faeser in einem aktuellen Interview bei hr-info.

5. Ist er “Risiko” oder “Chance”?
(taz.de, Nicole Opitz)
Eine vom Mediendienst Integration beauftragte Studie (PDF) hat die Berichterstattung über Eingewanderte und Geflüchtete untersucht: Wann wird stärker über “Risiken” und wann mehr über “Chancen” berichtet? Nicole Opitz fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Untersuchung zusammen.

6. Der Sinn von Dislike-Buttons – das sagt die Wissenschaft
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Youtube hat Ende 2021 entschieden, bei allen hochgeladenen Videos die Anzahl der Dislikes (“Daumen runter”) auszublenden. Sebastian Meineck kommentierte seinerzeit: Endlich schaltet YouTube das Hassfeature ab. Nun hat er sich angeschaut, was die Wissenschaft über Sinn und Unsinn von Dislikes herausgefunden hat, wobei sich die Erkenntnisse in Grenzen halten: Die Plattformen würden ihre Zahlen nicht herausrücken und sich teilweise sogar gegen das Auswerten öffentlich einsehbarer Daten wehren.

Townhall-Inszenierungen, “Elle” ohne Pelze, Afrika-Stigmatisierung

1. Wenn Medien die Inszenierungen von Parteien übernehmen
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Marion G. Müller & Christoph Sterz, Audio: 6:31 Minuten)
Beim aus den USA bekannten Townhall-Prinzip antworten die Kandidierenden auf Fragen von ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern. Auch die CDU hat sich bei ihrer Suche nach einem neuen Parteivorsitzenden für dieses Format entschieden. Die Veranstaltung wurde von Phoenix übertragen und von anderen TV-Sendern übernommen. Doch handelt es sich überhaupt um ein solches Townhall-Treffen, wenn die inhaltliche Ausgestaltung samt Inszenierung von einer Partei stammt?

2. Begreift endlich, wie pauschal ihr Afrika stigmatisiert!
(uebermedien.de, Anne Haeming)
Wenn Redaktionen pauschal über Afrika berichten, aber eigentlich nicht den ganzen Kontinent, sondern ein einzelnes Land meinen, ist dies nicht nur eine Nachlässigkeit, sondern hat oft andere Ursachen und Nebenwirkungen. Anne Haeming erklärt die Folgen einer derartigen Berichterstattung, und das ist nicht nur für Personen aus der Medienbranche interessant.

3. Corona in Serien und Filmen: Wo die Pandemie nie stattgefunden hat
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
In den allermeisten Fällen vermeiden Serien- und Kinoproduktionen das Thema Corona, obwohl einige Filme sogar während des Lockdowns gedreht wurden. Matthias Schwarzer hat sich angeschaut, wie die Branche mit der neuen Wirklichkeit umgeht (beziehungsweise nicht umgeht). Die Frage sei, wann fiktionale Produktionen damit beginnen, diese neue Realität auch abzubilden: “Für immer ignorieren kann man sie jedenfalls nicht.”

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4. Klage gegen Kieler Nachrichten
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband hat zusammen mit der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union Klage gegen die “Kieler Nachrichten” beim Landgericht Flensburg eingereicht. Dabei geht es um die Einhaltung der Gemeinsamen Vergütungsregeln für Freie an Tageszeitungen. Die “Kieler Nachrichten” hätten einseitig für ihre freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deutlich niedrigere Honorare für Texte und Fotos eingeführt.

5. Schurke aus Prinzip
(sueddeutsche.de, Nils Minkmar)
Bei der “Süddeutschen” hat Nils Minkmar einen Nachruf auf den unlängst verstorbenen “Konkret”-Gründer Klaus Röhl verfasst, eine provozierende und polarisierende Medienfigur: “Röhl bemühte sich zeitlebens, allen auf den Wecker zu gehen, ein analoger Troll in allen Lagern, der auf vielen ironischen Ebenen Verstecken spielte – auch, als längst niemand mehr nach ihm suchte.”

6. Modezeitschrift “Elle” will keine Pelze mehr zeigen
(spiegel.de)
Die Modezeitschrift “Elle” will zukünftig keine Fotos von Pelzen veröffentlichen – das betreffe auch Werbeanzeigen: “Tierische Pelze auf unseren Seiten und in unseren Onlinemedien zu zeigen, stimmt nicht mehr mit unseren Werten oder den Werten unserer Nutzer überein”, so Valéria Bessolo Llopiz, die internationale Chefin des Magazins. Eine Entscheidung, die 45 Ausgaben in verschiedenen Teilen der Welt betrifft.

Politische Werbung, Rechte Bilderwelten, Der Hund ist eine Ente

1. Politische Werbung soll transparenter werden
(netzpolitik.org, Alexander Fanta)
Die EU-Kommission möchte das Thema politische Werbung europaweit einheitlich regeln und schlägt Transparenzvorgaben für alle Institutionen und Werbetreibenden vor, ob Werbeagenturen, Parteien, Soziale Netzwerke, Online-Nachrichtenseiten oder Zeitungen. Man wolle damit eine offene und faire politische Debatte stärken und Desinformation sowie illegale Wahlbeeinflussung bekämpfen. netzpolitik.org-Autor Alexander Fanta rechnet wegen des heiklen Themas mit einem eher langwierigen EU-Gesetzgebungsprozess.

2. Verlegerverband akzeptiert Mathias Döpfners Distanzierung
(tagesspiegel.de, Kurt Sagatz)
Kann jemand privat alle Journalistinnen und Journalisten des Landes (bis auf Ex-“Bild”-Chef Julian Reichelt) als “Propaganda Assistenten” eines “neuen DDR-Obrigkeitsstaats” herabsetzen und gleichzeitig Präsident des Zeitungsverlegerverbands BDZV sein? Ja, das funktioniert sogar ausgezeichnet, wie der Fall Döpfner beweist.

3. “Das ist schockierend und völlig inakzeptabel”
(faz.net)
Zwei Journalisten des norwegischen Staatsfernsehens NRK haben im Vorfeld der anstehenden Fußball-WM im arabischen Emirat Katar recherchiert. Als sie ausreisen wollten, sind sie am Flughafen von Sicherheitskräften über 30 Stunden lang festgehalten worden. Dabei ging es auch um die Filmaufnahmen, die sie in einem Arbeitsmigrantenlager aufgenommen hatten. Sowohl die norwegische Journalistengewerkschaft als auch der norwegische Fußballverband haben die Verhaftung der Journalisten kritisiert.

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4. Der Kampf der Bilder
(sueddeutsche.de, Sabina Zollner)
Unter dem Hashtag “fashwave” verbreiten rechtsextreme Nutzerinnen und Nutzer ihre Inhalte beispielsweise bei Instagram. Das Besondere daran sei die poppige Aufmachung und die Retro-Optik, die einer neuen Ästhetik folgt. Sabina Zollner erklärt, wie der Onlinetrend funktioniert, und hat sich mit Experten und Expertinnen über die neue bunte Rechtspropaganda unterhalten.

5. Das Netflix-Geheimnis: Warum Streaming­dienste ihre Aufrufzahlen unter Verschluss halten
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Die großen Streamingdienste halten ihre Abrufzahlen in der Regel sorgfältig unter Verschluss, nur Netflix ist neulich leicht von dieser Praxis abgewichen. Matthias Schwarzer erklärt, was hinter der Geheimniskrämerei der Plattformen steckt, durch die häufig noch nicht mal die Film-Produzen­tinnen und -Produzenten die Zahlen ihrer eigenen Werke kennen sollen.

6. Schäferhund ist reichste Ente der Welt
(uebermedien.de, Frederik von Castell)
Seit mittlerweile Jahrzehnten kursiert in vielen Medien die Geschichte von Schäferhund Gunther, der dank einer Millionenerbschaft in Saus und Braus lebe. Frederik von Castell hat die Fährte von Gunther aufgenommen und festgestellt: Der Hund ist eine Ente.

Kritik an Döpfner, Debatte um Buchmesse, Helene oder Hindukusch?

1. Medienhäuser üben offene Kritik an Verlegerpräsident Döpfner
(spiegel.de)
Zeitungsverlegerpräsident und Springer-Chef Mathias Döpfner gerät wegen einer privaten Äußerung, die von der “New York Times” zitiert worden war, zunehmend unter Druck. Döpfner hatte darin den damaligen “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt als nahezu einzigen Journalisten in Deutschland bezeichnet, der noch “mutig” gegen den “neuen DDR-Obrigkeitsstaat” aufbegehre. Fast alle anderen seien zu “Propaganda Assistenten” geworden. Nachdem bei anderen Verlegern zunächst vielfach Schweigen herrschte, melden sich nun kritische Stimmen zu Wort. Der “Stern”-Chefredakteur Florian Gless fordert beispielsweise in einem Meinungsbeitrag: “Mathias Döpfner sollte von allen Posten und Ämtern zurücktreten.”

2. Wehrhaft sein und es den Rechten ungemütlich machen
(deutschlandfunkkultur.de, Nicole Dittmer, Audio: 7:13 Minuten)
Erneut wird über rechte Verlage auf der Frankfurter Buchmesse debattiert. Dieses Mal sei der Protest allerdings lauter als in den Jahren zuvor, sagt die Journalistin Hadija Haruna-Oelker, die auch Mitglied der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland ist: “Faktisch ist es nun einmal so, dass sie (die Verlage, die Red.) einen sehr prominenten Raum bekommen haben. Und neu ist, dass es total viele Autor:innen gibt, die früher keine Bücher geschrieben haben, die jetzt sehr prominent aus dem Diversitätsspektrum kommend eine Welle ausgelöst haben, eine Dynamik entfacht haben, die Druck ausübt. Und dieser Druck ist neu und stärker.”

3. IVW-Analyse: “Bild” fällt fast unter die Mio.-Marke, “Zeit” gewinnt massiv
(meedia.de, Jens Schröder)
Die Auflagenzahlen für das dritte Quartal 2021 sind draußen. Zu den Gewinnern gehört einmal mehr die “Zeit” (plus 10,8 Prozent), zu den Verlierern einmal mehr “Bild”: “Durch das Minus von 8,5 Prozent in den beiden wichtigsten IVW-Kategorien Einzelverkauf (in Kiosken, Supermärkten, etc.) und Abos fiel ‘Bild’ auf inzwischen 1.006.365 Exemplare zurück. Das Unterschreiten der Mio.-Marke ist also nicht mehr fern und wurde im dritten Quartal nur noch knapp verhindert.”

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4. Coming-out von Karin Hanczewski: Wer darf eigentlich queere Rollen spielen?
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Die fortschreitende Diversität bei Filmproduktionen bringe ganz neue Probleme mit sich. Probleme, die auch unter queeren Menschen für hitzige Debatten sorgen würden und für die es aktuell keine zufriedenstellende Lösung zu geben scheine, wie Matthias Schwarzer ausführt: “Es geht um nichts weniger als die Frage: Wer darf heterosexuelle, schwule, lesbische, transsexuelle oder behinderte Menschen überhaupt auf dem Bildschirm darstellen?”

5. Diversity im Fernsehen? “Die Branche ist bemüht”
(dwdl.de)
Bei “DWDL” kommentiert Timo Niemeier eine relativ neue Studie über Sichtbarkeit und Vielfalt im Fernsehen: “Gerade für die Fernsehbranche, in der sich viele selbst gern als tolerant und weltoffen beschreiben, sind durch die Studie eklatante Versäumnisse offengelegt worden. Zwar sind sich alle einig, dass man den eingeschlagenen Weg fortsetzen werde, doch um echte Vielfalt auf den Bildschirmen zu gewährleisten, wird es wohl noch dauern.” Niemeier hat sich in der Branche umgehört, inwieweit auf Diversity-Kriterien Rücksicht genommen werden kann, wenn innerhalb von kurzer Zeit ein Job zu besetzen ist.

6. the time has arrived
(twitter.com/TwitterSpaces)
Anfang des Jahres machte die App Clubhouse von sich reden. Die Audio-Plattform ermöglicht es Menschen, sich in digitalen Räumen zusammenzuschließen und live miteinander zu diskutieren. Twitter hat diese Live-Audio-Funktionalität nun im eigenen Netzwerk integriert und zeigt in einem kleinen Video, wie die Sache funktioniert. Mit Blick auf Medienthemen könnte das vor allem deswegen interessant sein, weil sich bei Twitter viele Journalistinnen und Journalisten tummeln. Und die nutzen die neue Funktion bereits: Erst kürzlich gab es eine mehrstündige Audio-Diskussion zum Aus von Julian Reichelt als “Bild”-Chef – mit über 1000 Personen, die zugehört haben.

7. Helene oder Hindukusch?
(sueddeutsche.de, Mats Schönauer & Moritz Tschermak)
Zusätzlicher Link, weil die Autoren aus unserem Haus stammen: In einem Gastbeitrag für die “Süddeutsche Zeitung” überlegen Mats Schönauer und Moritz Tschermak, wie die Post-Reichelt-Ära bei “Bild” aussehen könnte.

Starke Botschaft, Werbebedrohte Mediathek, Kampf der Wetteransager

1. Starke Botschaft für mutigen Journalismus
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen freut sich über die Verleihung des Friedensnobelpreises 2021 an Maria Ressa und Dmitri Muratow: “Sie verkörpern in ganz besonderer Weise den Kampf für die Unabhängigkeit des Journalismus. Diese Auszeichnung ist eine Würdigung des Journalismus, aber auch ein Aufruf zur Mobilisierung, denn das vor uns liegende Jahrzehnt wird entscheidend sein für die Zukunft des Journalismus. Es ist eine starke Botschaft in einer Zeit, in der Demokratien weltweit durch Desinformation und Hassrede bedroht werden.”
Weiterer Lesehinweis: “Gerade erst wurde Maria Ressa mit dem Friedensnobelpreis geehrt. In einem ihrer ersten Interviews attackiert sie Facebook. Die Algorithmen der Plattform würden eher Lügen und Hass streuen, als Fakten zu verbreiten” – Nobelpreisträgerin Ressa nennt Facebook Gefahr für Demokratie (spiegel.de).

2. Könnten in der ARD-Mediathek bald Werbespots laufen?
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Eigentlich sind die gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Mediatheken werbefrei, doch bei einem Branchentreff empfahl der scheidende Intendant des Hessischen Rundfunks listig eine Art Revolution von unten: “Sie sollten sich dafür einsetzen”, empfahl er den Werbekunden und Agenturchefs, “dass Sie bei uns auch in der Mediathek und in der Audiothek werben dürfen, wenn Sie weiterhin Menschen erreichen wollen, die Qualität suchen und denen Gemeinwohl am Herzen liegt. Wir sind da eher schüchtern und zurückhaltend, wie es unsere Art ist. Aber Sie können das zum Thema machen.”

3. Der einsame Klimakampf der Wetteransager
(spiegel.de, Christian Stöcker)
Wenn TV-Meteorologen immer deutlicher über Extremwetterkatastrophen reden, habe das auch mit dem Versagen öffentlich-rechtlicher Sender zu tun, findet Christian Stöcker in seiner “Spiegel”-Kolumne: “Tatsächlich ist der Wetterbericht in vielen Nachrichtensendungen mittlerweile politischer – oder vielmehr: relevanter als weite Teile der übrigen Berichterstattung. Das liegt daran, dass die einst so unpolitischen Wetterleute offenkundig die Nase voll davon haben, dass das wichtigste Thema der Gegenwart auch in den Öffentlich-Rechtlichen oft noch immer wie eine Randnotiz behandelt wird.”

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4. Polizei behindert mehrfach Pressearbeit und nimmt Fotografen in Gewahrsam
(tagesspiegel.de, Madlen Haarbach)
Am Rande einer Demonstration gegen die Räumung des linksalternativen Køpi-Wagenplatzes in Berlin habe die Journalistengewerkschaft dju am Samstagabend mindestens drei Verstöße gegen die Pressefreiheit durch die Polizei registriert. Insgesamt seien ihm zwei grobe Behinderungen und ein tätlicher Angriff seitens der Einsatzkräfte bekannt, so dju-Landesgeschäftsführer Jörg Reichel.
Weiterer Lesetipp: “Das Netzwerk ‘Copservation’ will polizeiliches Fehlverhalten dokumentieren. Fast jeden Tag erhalten die Mitglieder in sozialen Medien Berichte über Vergehen” – “Das Einzelfall-Narrativ ist absurd” (taz.de, Emeli Glaser).

5. Was mit Medien? Das braucht Hartnäckigkeit
(verdi.de, Susanne Stracke-Neumann)
Im Journalismus Fuß zu fassen, ist oftmals gar nicht so leicht. Obwohl in manchen Bereichen, wie den Lokalredaktionen, von Nachwuchsmangel die Rede sei, hätten es junge Leute schwer mit dem Berufseinstieg. Susanne Stracke-Neumann hat für das Verdi-Medienmagazin zwei junge Frauen auf ihrem Weg in den Beruf begleitet.

6. Ich habe einen langen Atem.
(planet-interview.de, Jakob Buhre & Adrian Arab)
Tilo Jung ist mit seinen Interviews für das Format “Jung & Naiv” und seinen regelmäßigen Berichten von der Bundespressekonferenz inzwischen fester Bestandteil des Politikjournalismus in Deutschland. Im ausführlichen Interview spricht er über die Ära Merkel, heikle Interview-Partner, Absagen von der AfD, seine Kritik an Boris Reitschuster, über die Frage, wo er die Öffentlich-Rechtlichen als “staatstragend” empfindet. Und er beantwortet die Frage, unter welchem Kanzler er Regierungssprecher werden würde: “Ich werde niemals Sprecher eines Politikers oder einer Politikerin, das habt ihr hiermit auf Band. Ich glaube, das wird auch nie irgendjemand wollen. Okay, eine Ausnahme würde ich machen: Wenn Jürgen Todenhöfer Kanzler wird.”

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