Und so sieht die heutige Seite 6 der “Bild”-Zeitung aus:
Der Artikel mit der Überschrift “SIE OPFERTEN KINDER FÜR DEN SONNENGOTT” gehört zur Titelgeschichte:
Auch bei Bild.de ist die Illustration, die “den König des bisher unbekannten Reiches mit seiner Himmelsscheibe” zeigen soll, erschienen.
Wie kommt es dazu, dass eine exklusiv für “GEO” erstellte Illustration in “Bild” und bei Bild.de landet?
Der Illustrator sagt: “Ich wurde wohl von ‘Bild’ verarscht.”
Die “GEO”-Redaktion sagt: “Nie im Leben hätten wir ‘Bild’ die Rechte für diese Illustration eingeräumt.”
“Bild” sagt: nichts*.
Anruf bei Illustrator Samson J. Goetze. Er sagt uns, dass jemand von “Bild” sich bei ihm gemeldet habe: Die Redaktion würde gern seine Illustration verwenden. Goetze fragt, ob das denn mit “GEO” abgesprochen sei. Der “Bild”-Mitarbeiter soll geantwortet haben, dass man bei “GEO” nachgefragt und das Einverständnis bekommen habe. “Das war wohl eine Falschaussage”, sagt Goetze.
“Das war definitiv nicht abgesprochen”, sagt uns Jürgen Schäfer von “GEO” auf Nachfrage. Die Illustration sei exklusiv für die eigene Titelseite produziert worden, die Verwendung durch “Bild” hätten sie “nie im Leben” erlaubt.
Auch bei “Bild”-Sprecher Christian Senft fragen wir nach. Er könne aktuell nichts zu dem Fall sagen, weil er noch nichts davon wisse, sagt er uns am Telefon. Er wolle versuchen, uns noch mal zurückzurufen, wenn er mehr weiß. Wir haben es dann noch einmal vergeblich bei ihm probiert. Bisher haben wir nichts von ihm gehört*.
In ihren Artikeln kriegen es “Bild” und Bild.de noch nicht mal hin, die richtige Quelle der Illustation anzugeben. Sie schreiben beim Fotocredit zwar korrekterweise “samson-illustration”, in der Bildunterschrift heißt es aber:
So sehen Zeichner im neuen Buch “Die Himmelsscheibe von Nebra” (Propyläen Verlag) den König des bisher unbekannten Reiches mit seiner Himmelsscheibe
“Das ist Quatsch”, sagt Illustrator Goetze. Seine Illustration komme im Buch gar nicht vor, sondern nur in “GEO”. Und jetzt eben auch in “Bild”.
Nachtrag, 17:11 Uhr: Auf Wunsch des Illustrators haben wir dessen Aussage (und damit auch unsere Zitat-Überschrift) von “Ich wurde von ‘Bild’ verarscht” in “Ich wurde wohl von ‘Bild’ verarscht” geändert.
*Nachtrag, 23:46 Uhr: “Bild”-Sprecher Christian Senft hat sich am frühen Abend mit dieser Stellungnahme bei uns gemeldet:
Wir sind bei der Anfrage der Nutzungsrechte von der GEO Redaktion direkt an den Illustrator verwiesen worden. Dieser hat uns diese für BILD schriftlich eingeräumt und eine Rechnung gestellt. Sollten dabei bei GEO die üblichen internen Abstimmungsprozesse nicht berücksichtigt worden sein, tut es uns leid.
Nachtrag, 25. September: Nachdem “Bild”-Sprecher Christian Senft gesagt hat, seine Redaktion sei von “GEO” bei einer Anfrage zu den Nutzungsrechten der Illustration “direkt an den Illustrator verwiesen worden” (siehe einen Nachtrag weiter oben), bleibt die “GEO”-Redaktion dabei, dass es einen solchen Kontakt nicht gegeben habe.
“GEO”-Sprecherin Christine Haller sagte uns dazu:
Eine erneute eingängige Prüfung hat bestätigt: Kein Mitarbeiter von GEO hatte im relevanten Zeitraum schriftlichen oder telefonischen Kontakt mit der Bild-Zeitung. Die Behauptung eines Fotoredakteurs von Bild, er habe mit jemandem bei GEO gesprochen, ist für uns nicht nachvollziehbar.
Am Sonntagmorgen sprang der Sänger und Schauspieler Daniel Küblböck offenbar von einem Kreuzfahrtschiff im Nordatlantik. Nur wenige Stunden später ging bei Bild.de ein erster, kostenpflichtiger Artikel online, bei dem gleich drei Autoren und Autorinnen erste Fakten zusammengetragen hatten:
Laut BILD-Informationen gab es an Bord bereits mehrere Durchsagen an die gesamte Besatzung und Gäste. Der Inhalt der Durchsage: Eine Person wird vermisst — und bei dieser Person handelt es sich um Daniel Küblböck.
Und weiter:
Mehrere Passagiere bestätigen gegenüber BILD, dass Daniel Küblböck die vermisste Person ist. Ein Augenzeuge sagte zu BILD, dass Küblböck von Deck 5 gesprungen ist.
Noch vor wenigen Jahren wären solche Informationen frühestens beim Anlaufen des nächsten Hafens zu bekommen gewesen — das W-LAN an Bord eines solchen Kreuzfahrtschiffes ist zwar nicht ganz billig, aber offenbar ausreichend, um darüber Boulevardredaktionen in Deutschland zu informieren.
Seitdem dominiert die Geschichte die Startseite von Bild.de, es erschienen bisher fast 30 Artikel über Daniel Küblböcks Verschwinden, viele davon als kostenpflichtige “Bild plus”-Beiträge: Die Redaktion “zeichnet sein ungewöhnliches Leben nach” (der Artikel beginnt trotzdem eher gewöhnlich mit seiner Geburt), berichtet detailliert über die laufenden Rettungs- und Suchaktionen, ordnet den Vorfall (“alles andere als ein Einzelfall”) in einen größeren Zusammenhang ein (“Jedes Jahr gehen 24 Menschen über Bord”) — und beginnt auch mit nebulösen Mutmaßungen darüber, warum Küblböck gesprungen sein könnte:
(Alle Unkenntlichmachungen in diesem Beitrag druch uns.)
Nach BILD-Informationen fiel der Sänger an Bord auf: Er soll sich aggressiv verhalten haben und die meiste Zeit in Frauenkleidung rumgelaufen sein. Tatsächlich zeigt eines der letzten Fotos Küblböck bei einer Abendveranstaltung an Bord im Kleid und mit hohen Schuhen.
Für Küblböcks Familie ist die Nachricht ein Schock. Vater Günther Küblböck (54) zu BILD: “Ich klammere mich jetzt nur an die Hoffnung, dass irgendwie doch noch alles gut wird!”
In diesen zwei Absätzen steckt vieles, was man über die Arbeit von “Bild” und Bild.de wissen muss: Zunächst einmal werden irgendwelche Gerüchte kolportiert über das, was sich “nach BILD-Informationen” ereignet haben “soll”. Dabei werden aggressives Verhalten und das Tragen von Frauenkleidung nebeneinander gestellt, als sei beides irgendwie vergleichbar oder habe irgendetwas miteinander zu tun. Und weil aggressives Verhalten negativ besetzt ist, wird es das Tragen von Frauenkleidern spätestens durch diese sprachliche Montage auch. Mit beidem “fiel” Küblböck angeblich “auf”.
Mit dem Wort “tatsächlich” kann “Bild” den einen Teil der “BILD-Informationen” bestätigen — und den anderen damit gewissermaßen auch, denn beides gehört ja irgendwie zusammen, wie der Satz davor suggeriert. “Bild” präsentiert also Fotos, die Küblböck an Bord des Schiffes in Frauenkleidern zeigen sollen (praktisch, dieses W-LAN an Bord!) und die sehr danach aussehen, als wären sie ohne sein Einverständnis oder auch nur sein Wissen gemacht worden.
Es folgt ein neuer Absatz, der anscheinend direkt auf den vorherigen Bezug nimmt: “die Nachricht” ist “ein Schock” — das klingt bei unbedarftem Lesen erstmal so, als ginge es hier immer noch um die mutmaßlichen Aggressionen und die Frauenkleider. Dann wird einem allerdings klar: Es geht natürlich eigentlich um das Verschwinden. Und man wünscht Angehörigen in einer solchen Situation sicherlich vieles, aber bestimmt keine “Bild”-Reporter, die knackige O-Töne einholen wollen.
Besonders die Sache mit den Frauenkleider hat es den “Bild”-Leuten angetan — umso mehr, als sie entdeckten, dass Küblböck selbst ein Foto, das ihn geschminkt und offenbar in einem Kleid zeigt, auf Instagram veröffentlicht hatte.
Die Autorin Sophie Passmann kritisierte in einer Instagram-Story die Nebeneinanderstellung der Informationen, dass Küblböck verschwunden sei und Frauenkleider getragen haben soll, als Musterbeispiel für tendenziöse Berichterstattung:
Das ist natürlich mehr als zwei Informationen nebeneinander. Wenn man diese beiden Informationen hintereinander gibt, möchte man damit ja irgendwas sagen. Nämlich: “Daniel Küblböck hat Frauenkleider getragen. Irgendwas scheint nicht mit ihm zu stimmen — wahrscheinlich hat er sich selbst in den Tod gestürzt.”
Mehr noch: Weil Daniel Küblböck im August in einem inzwischen gelöschten Facebook-Post auf einer Fanseite Vorwürfe erhoben haben soll, an seiner Schauspielschule Opfer von Mobbing geworden zu sein, konnten die Gerüchteküchenpsychologen von “Bild” aus den zusammengeraunten Zutaten “Mobbing”, “Depression” und “Frauenkleider” einen geschmacklosen Unheilsbrei anrühren.
Was trieb ihn zu seinem Sprung in die Atlantik-Fluten?
Vieles spricht dafür, dass Ex-DSDS-Sänger Daniel Küblböck (33) unter psychischen Problemen litt. Doch niemand ahnte, dass sich seine Seele schon so verdunkelt hatte.
BILD auf Spurensuche.
In immer neuen Artikeln tackert die Redaktion Puzzleteile, die sie mutmaßlich, angeblich, vielleicht, offenbar irgendwo aufgetrieben hat, zusammen. Dabei stets im Fokus: das vermeintlich Abnorme.
Seit September 2015 studierte Küblböck am “Europäischen Theaterinstitut” (ETI) in Berlin. Zuletzt lernte er wie besessen seinen Text für das Abschluss-Stück “Niemandsland”. Darin spielte er “Aurora” — einen Transvestiten. Auch privat trat er fast nur noch in Frauenkleidern auf.
Der Artikel, der weitere “BILD-Informationen”, Konjunktive und Formulierungen wie “einige seiner Kommilitonen berichten” und “sei gemunkelt worden” enthält, endet ernsthaft so:
Schon in seiner Kindheit fühlte sich Küblböck nicht geliebt.
In seiner Autobiografie “Ich lebe meine Töne” (2003) schreibt er: “Ich bin nicht erwünscht. Zumindest nicht von meiner Mutter. (…) Sie hat mich nicht haben wollen. Aber wenn schon mich, dann ein Mädchen.”
Bei der Lektüre nimmt man zweierlei mit: Wer als Mann in Frauenkleidern herumläuft, hat offensichtlich psychische Probleme — und wer sich als Kind ungeliebt fühlte, springt halt zwangsläufig irgendwann von einem Kreuzfahrtschiff.
Unter den meisten Artikel zum Thema prangt pflichtschuldig ein Hinweis auf Hilfsangebote, die Menschen mit Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen in Anspruch nehmen können. Ausgerechnet unter dem “Bild plus”-Artikel “So entglitt Daniel Küblböck das Leben” (auch Titelgeschichte der gedruckten “Bild” am Dienstag) fehlt er.
Solche Informationen sind, neben dem Hinweis, dass man “normalerweise” nicht über Selbsttötungen berichte, auch bei seriösen Medien seit einiger Zeit üblich. Bei Bild.de allerdings wirkt es so, als würde sich die Redaktion damit selbst einen Freifahrtschein ausstellen: Solange wir hinschreiben, wo man sich Hilfe holen kann, können wir das Thema so ausführlich und gedankenlos ausbreiten, wie wir wollen. Also quasi sowas wie Warnhinweise auf einer Zigarettenschachtel.
Und so begannen die “Bild”-“Spurensuchen” schon, als die Rettungs- und Suchaktionen noch liefen, und hörten nach deren Einstellung (“ER stellte die Suche nach dem DSDS-Star ein” — ganz so, als sei “ER”, der kanadische Einsatzleiter, “der perfekt Deutsch spricht”, irgendwie schuld) natürlich nicht auf.
Vorläufiger Tiefpunkt: Ein “Bild plus”-Artikel, in dem referiert wird, was “Reiseexperte Ralf Benkö bei RTL” vorgetragen habe.
Zum Beispiel:
“Es gibt einige Gerüchte und unbestätigte Informationen, wonach es Augenzeugen gegeben haben soll, für das was passiert ist”
Passiert ist “nach weiteren Gerüchten”, “möglicherweise”, “vielleicht” etwas, denn “es gibt Informationen, die das sagen”. Nach weiteren Konjunktiven stellt der Bild.de-Artikel am Ende wieder so etwas ähnliches wie Klarheit her:
Was es mit all diesen unbestätigten Informationen auf sich hat, muss nun die kanadische Polizei herausfinden.
Aber das ist natürlich noch lange nicht alles zum Thema: In einem Artikel beschreiben mehrere Passagiere die Stimmung an Bord des Kreuzfahrtschiffs, das weiter auf dem Weg nach New York ist, als wahlweise “gelassen”, “ganz gut” und “sehr gedämpft”, wodurch der informative Mehrwert für Leserinnen und Leser in Deutschland gegen Null tendiert.
Weil Dieter Bohlen, der als Juror von “Deutschland sucht den Superstar” dabei war, als Daniel Küblböcks Karriere begann, auf Instagram ein Video zu dem Vorfall veröffentlicht hatte, in dem er ausgerechnet einen Kapuzenpulli mit der Aufschrift “Be one with the ocean” (“Sei eins mit dem Ozean”) trägt, konnte Bild.de fleißig weitere Artikel (“Ist dieser Pulli dein Ernst, Dieter?!”, “Dieter Bohlen erklärt seinen Geschmacklos-Pulli”) zum Thema (also: “zum Thema”) veröffentlichen.
Und weil der Comedian Oliver Kalkofe auf Facebook einen Post über Daniel Küblböcks Verschwinden veröffentlicht hatte, in dem er die “die Auswirkungen der Casting-Shows und des immer seelenloser werdenden Fernsehens” kritisierte, kann Bild.de Kalkofes Fernseh-Kritik munter weiterverbreiten — und so tun, als hätten Boulevardzeitungen und Onlinemedien mit alledem nichts zu tun.
Unsere Zusammenstellung hier ist natürlich unvollständig — und “Bild” und Bild.de sind längst nicht die einzigen Medien, die sich jetzt durch das Privatleben von Daniel Küblböck mutmaßen. Bei RTL und der “Bunten” kommen jede Menge “enger Freunde” zu Wort, die man, wenn sie wirklich enge Freunde sein sollten, in ihrer aktuellen Verfassung tunlichst nicht in die Öffentlichkeit zerren sollte, und deren Einschätzungen, wenn sie dem Verschwundenen nicht so nahe standen, wie sie behaupten, erst rechts nichts zur Sache tun. Bei DerWesten.de fragen sie, ob es einen Zusammenhang zwischen Küblböcks Sexualität und seinem Verschwinden gibt. Rosenheim24.de hat einen News-Ticker eingerichtet, den das Portal seit Tagen mit Meldungen zu Daniel Küblböck füllt. Express.de berichtet über eine “intime SMS”. Bei Stern.de sind sogar noch mehr Artikel erschienen als bei Bild.de.
Über Medien wie diese hat sich der Youtuber David Hain bereits am Dienstag ausgelassen:
Diese Art der Berichterstattung kann jetzt noch länger so weitergehen: Bild.de hat vorsorglich schon mal erklärt, dass Daniel Küblböck frühestens sechs Monate nach seinem Verschwinden für tot erklärt werden kann.
Mit Dank an die vielen Hinweisgeber!
***
Du bist depressiv oder steckst in einer schwierigen Situation? Hilfe gibt es bei der TelefonSeelsorge — auf telefonseelsorge.de sowie unter den kostenlosen Telefonnummern 0800 – 111 0 111 und 0800 – 111 0 222.
Ernst Elitz zu sein hat auch seine Vorteile. Man könnte ihn pink anstreichen und mit quietschenden Clownschuhen in die Innenstadt schicken — es müsste nur jemand von “Bild” kommen und sagen: “Nee, Ernst, keine Sorge, du siehst ganz normal aus!” Er würde es glauben und beruhigt weiterquietschen.
So läuft das beim “Bild”-Ombudsmann. Als er jetzt von Leserinnen und Lesern gefragt wurde, was “Bild” auf Facebook tue, um den Hass in den Kommentaren einzudämmen, sagte ihm die Redaktion, dass sie den Hass lösche.
Werden Migranten einer Gewalttat verdächtigt, reagieren Leser auf die Facebook-Beiträge von BILD im Sekundentakt. Viele testen dabei die Grenzen des Rechts auf freie Meinungsäußerung aus. Mich erreichen Mails mit der Frage: Was tut BILD, um dabei den Hass “einzudämmen” und nicht noch zu “schüren”? (…)
Die Redaktion greift bei unangemessenen Äußerungen ein, stellt Fake News richtig und sperrt Hetzer, die andere “an den Eiern aufhängen” oder Flüchtlinge “wieder im Mittelmeer aussetzen” wollen, mit einem Klick auf die Löschtaste aus.
Hätte Elitz selbst mal einen Blick auf die Facebook-Seite von “Bild” geworfen, wäre er auf diesen Beitrag gestoßen:
Da einsperren wo die harten Jungs sind er lacht dann nicht mehr
Solch eine Person an die Wand stellen und exekutieren.
Dies wäre eine angemessene Strafe
Bitte Deutschland holt die Todesstrafe
Dreckiges pack 😡😡😡😡
Ich wäre für öffentlich steinigen
Eine kugel ist noch zu schade für den Asch
..ab in die Heimat aber schnell, gerne mit Folter.
Mein Vorschlag. Eisenstange und dann jeden Knochen brechen, aber nur jeden Tag einen, damit es sich auch lohnt.
Aufhängen
gesindel.schlimmer als tiere.
Wo ist nur der gute alte Galgen geblieben
Für solche Menschen wöre die Todesstrafe angebracht.!!!!!
weg mit dem Abschaum die sollen genau so leiden wie der kleine
So ein urvieh hat jegliches recht auf Existenz verwirkt
Auf den Stuhl! Mit so einem abschaum.
Dieses Pack macht hier was es will !
Wer noch schäbig lacht hat eine sehr qualvolle Todesstrafe verdient!
Sofort erschiessen den Eselsohn
das ist deren Kultur, nichts neues
Direkt Giftspritze setzen ohne Knade
Das gleiche mit die Schweine machen
Beide in Flieger. Aussteigen ohne Landen. Fertig.
Hinter die Karre binden und über die Autobahn schleifen bis Ihnen das Grinsen vergeht! Welche Monster leben nur unter uns! Unfassbar
Ein weiterer Beweis das diese Menschengruppe nicht mal ansatzweise europäische Werte in sich tragen bzw. fähig sind sie anzunehmen.
15 Jahre Knast, danach direkt abschieben……DRECKSPACK !!!!! Und die so genannten Anwälte, die solche ARSCHLÖCHER noch verteidigen, direkt die Lizenz entziehen !!!!!!!!!!!!!
Köpfen dieses schwein
Schädel runter und nicht noch Steuergelder verschwenden.
Sind die schuldig, dann ab in den Keller 7,62 mm gesunden Menschenverstand einsetzen und gut ist es.
Tötet ihn!!
Monster 👹😡beide abschieben Richtung Todesstrafe 💣💉👹😡😡😡😡
Einfach nur Aufhängen und richtig leiden lassen die beiden , was sie Ihrem Kind angetan haben.
Wenn ich allein die Vornamen lese, wird mir schlecht…, alles klar…
In deren Wüstenstaaten is son menschenverachtendes Verhalten ja völlig normal.
Kanake bleibt Kanake!
Dreckspack!!!
Dem sollte man nen Schneeschieber ins Maul stopfen
In der hölle wünsche ich ihnen 72 dauergeile rosettenvögler
Viele der Kommentare stehen seit über 20 Stunden auf der Seite. “Auf die Löschtaste” geklickt hat niemand.
Hätte Elitz dann kurz weitergescrollt, wäre er auf diesen Beitrag gestoßen:
Und auf diese Kommentare:
Direkt Todesstrafe
Ne 9mm Kopfschmerztablette und der Müllhaufen kostet nicht noch unnötig Gelder !
Kastrieren… basta !
Der hat einen Kopfschuss verdient was gibt es da noch zu verhandeln 😡😡😡😡wer sich an einem Kind vergeht hat für mich alle rechte verloren Punkt
Sowas gehört sich gleich direkt getötet
Wer sich an Kindern vergeht, hat das Recht auf sein Leben verwirkt!
Pimmel ab……!!!!!
Das sowas überhaupt noch einen Prozess bekommt. Kostet wieder nur Steuergelder 🤦♀️ Erst Schippi abhacken, dann Kopf abhacken und dann hat sich das kostengünstig erledigt.
Der hat seine Daseinsberechtigung verspielt und gehört an die Wand gestellt 😠😠
Ekelhafter Untermensch! Mehr fällt mir da nicht ein. Wie krank kann ein Mensch sein.
Der gehört in ein Loch gesperrt und zugemauert 🤬🤬🤬🤬🤬
Tut mir leid aber solche Menschen gehören an die Wand gestellt!
Eier mit allem ab !!!
Töten ihn
Bei lebendigen Leib verbrennen. Vorher noch 24 Stunden foltern!
Verbuddelt dieses Unkraut 😠😠 und die Richterin gleich mit…
Im Wald an einen Baum verkert an seinem Schwanz aufhāngen.Und kreppieren lassen.
Da hilft nur der Elektrische Stuhl.
Ein Strick geht auch
Diese mistmade wird (hoffentlich im knast) so rangenommen, das er dauerhaft ne auffangschüssel braucht 😤😡
Einschläfern !!!!
Kastrieren ohne medizinischen Eingriff und ausbluten lassen !
Todesstrafe für ihn ! Wer ander Meinung hat müsste sie auch bekommen !!!!!
Töten
Warum lebt so was noch?Kann den mal jemand bei Seite schaffen 😡😡
Öffentlich hinrichten lassen aber vorher zu Tode quälen ! Mittelalterliche Methoden als Strafe für Kinderschänder und alle die was damit zu tun haben! Ich bring euch alle um!
Ein Baum Ein strick ein pedogenick
Du reudiger Köter erschießen müsste man dich Du dreckiger Asphaltbesen😠😠
Das einzige recht das ihm jetzt bleiben sollte ist sein Tod!
Da gibt es doch sooo viele gaaaanz tiefe Löcher und Schluchten auf diesem Planeten….einfach rein mit solchen Leuten….spart man Nerven und Kosten…was anderes verdienen die sowieso nicht!
Schwanz ab das einzige was hilft
Totesstrafe für solche Drecksschweine 😡😡😡mit welcher Begründung darf so ein Drecksschweine überhaupt Leben😡😡
Schnipp Schnapp Schwänzchen ab😎Punkt
Sofort Kopf ab
Hätte Elitz dann noch ein bisschen weitergescrollt, wäre er auf diesen Beitrag gestoßen:
Der mutmaßliche Täter ist ein zehnjähriger Junge aus Afghanistan. Und was meinen die “Bild”-Leser?
Ein Täter
Eine Wand
Muss ich mehr sagen
Die ganze sippe ausrotten
Öffentlich wie im Afghanistan auf dem Marktplatz steinigen
Natürlich kommt der Täter in ein Schutzprogramm. Im “Rechtsstaat” muss man ja mehr für einen armen Täter tun. Vorallem wenns ein Batschake aus irgendwo ist. Wie wäre es mit ordentlich Prügel und Abschieben in sein Bauerndorf? Sollen die doch mit ihm klarkommen
Unfassbar 🤬😠!Und da soll man keinen Hass bekommen….!!!Dreckspack🤬🤬
Hätte man bei der Beschneidung besser Mal die restlichen cm mit weggeschnibbelt. Ich bin für Zwangskastration aufgrund psychischer Störung. Sonst passiert dem Mistblag ja nix !
Statt sich Gedanken zu machen wo er unterrichtet werden soll, sollte man ihn mitten auf einem Mienenfeld aussetzen. Danke für nix Frau Merkel
Das ist ja wohl eine saudumme Frage, wo der unterrichtet werden soll, der gehört nach Afghanistan! Dort scheint das zur Kultur zu gehören!
Es geht mir nicht in Kopf, wie ein (angeblich) 10jähriger schon zu solch einer widerlichen Tat fähig ist. Der gehört kastriert!
Was du nicht willst was man dir tu, das füg auch keinem andren zu. Ab in die Zelle zu nem Pedo. Feierabend
Gäbe es keine Flüchtlinge in unserem Land, gäbe es keine derartigen Verbrechen. Es ist an der Zeit, dass wieder Ruhe und Ordnung in Deutschland einzieht .
Klatscht die Leute einfach selber weg meine Güte. Was will man sich auf Gerichte verlassen, das ist doch lächerlich.
Gehört eingeschläfert. Das Leben eines solchen Wesens ist weniger wert, als das von Schweinen. Die tun wenigstens niemandem Leid an. Und die werden auch Tag für Tag zu Tausenden geschlachtet. Einschläfern und fertig, Ende des Problems.
Hätte Ernst Elitz dann noch weiter gescrollt, wäre er auf viele, viele, viele weitere Kommentare gestoßen, in denen sich “Bild”-Leser ausmalen, wie sie Ausländer foltern und Kinder kastrieren, in denen sie beleidigen, zum Mord aufrufen und sich Auschwitz zurückwünschen. Stattdessen gibt er Entwarnung: “BILD löscht Hass”!
1. “Sie haben versucht, die Tür einzuschlagen” (deutschlandfunk.de, Philip Banse, Audio, 5:11 Minuten)
Die Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu ist nach einem langen Gefängnisaufenthalt in der Türkei wieder zurück in Deutschland. Im “Deutschlandfunk” erzählt sie von den Umständen ihrer Verhaftung und ihrer Zeit im Frauengefängnis, wo sie mit 20 Frauen in einer Zelle leben musste. Gemeinsam mit der Organisation “Reporter Ohne Grenzen” äußert sie sich kritisch zur Sicherheitslage für Journalistinnen und Journalisten in der Türkei. Die Bundesregierung müsse bei Besuchen Druck ausüben.
Weiterer Lesehinweis: Der ebenfalls lange Zeit in der Türkei inhaftierte Deniz Yücel hat die türkische Regierung wegen “unrechtmäßiger Inhaftierung” auf Schadenersatz verklagt. In der “taz” erklärt sein Anwalt Veysel Ok die Gründe.
2. Die Absurdität von Fake-News (taz.de, Sarah Kohler)
“Bild”-Boss Julian Reichelt veröffentlichte auf Twitter einen Screenshot, der den Sänger der Gruppe “Feine Sahne Fischfilet” zeigt und fragte scheinheilig: “Auf Twitter kursiert ein Foto von @feinesahne Sänger Gorkow, der in Chemnitz den Hitlergruß zeigen soll. Allerdings weist das Foto am Handansatz zwei auffällige Pixel auf, die auf Montage hindeuten könnten. Handelt es sich um eine Fälschung? Wer kann helfen?” Das Bild, ein aus dem Zusammenhang gerissener Screenshot eines Videos, stammte vom ehemaligen NPD-Landeschef von Berlin, der schon wegen Volksverhetzung und Körperverletzung vor Gericht stand. Darf man solche Gerüchte teilen, zumal, wenn man “Bild”-Chef ist und ein Rechercheteam hinter sich weiß? Die “taz” hat einige Reaktionen dazu zusammengestellt. Die Sammlung sei hier noch um die in eine Gegenfrage gekleidete Antwort des 6-vor-9-Kurators ergänzt.
3. Leistungsschutzrecht: Verleger fordern weiter Millionen von Google (heise.de)
Die deutschen Presse-Verleger pokern weiter um eine millionenschwere Vergütung von Google für die sogenannten Snippets (bei einem Snippet handelt es sich um einen kurzen Textauszug aus einer Webseite, der in der Ergebnisliste einer Suchmaschine angezeigt wird). Strittig ist derzeit, wie umfangreich die Snippets auf den Google-Seiten sein dürfen, bevor Google zahlen muss. Eduard Hüffer, Geschäftsführer des Aschendorff-Verlags in Münster, besteht darauf, die entsprechende Gesetzesformulierung eng auszulegen: “Wir gehen davon aus, dass bis zu drei Wörter lizenzfrei genutzt werden können”, sagte Hüffer der dpa. Der Kölner Verleger Christian DuMont Schütte gibt sich ähnlich konfliktbereit: “Beim Rechtsstreit mit Google haben wir uns auf eine grundsätzliche Auseinandersetzung eingestellt.”
Ach, und weil gerade der Name DuMont gefallen ist: Das Kartellamt hat wegen verbotener Absprachen auf dem regionalen Zeitungsmarkt Bußgelder in Höhe von 16 Millionen Euro gegen die DuMont-Gruppe verhängt.
4. Interviewreihe: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk (journalist-magazin.de, Matthias Daniel)
Wer sich für die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und damit verbundene Themen interessiert, sollte diese Übersicht in seine Bookmarks aufnehmen: Das Magazin “journalist” hat zusammen mit Studierenden der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft eine große Interviewreihe mit 17 dokumentierten Einzelgesprächen initiiert. Der Link führt zu einer Übersicht, die von “journalist”-Chefredakteur Matthias Daniel erläutert wird.
5. Prozess gegen Sigi Maurer: Livebericht (derstandard.at, Marie-Theres Egyed)
Beim österreichischen “Standard” gibt es ein Echtzeit-Protokoll vom gestrigen Prozess gegen die Ex-Grüne Sigi Maurer. Maurer hatte obszöne und beleidigende Nachrichten veröffentlicht, die ihr ein Barbesitzer über Facebook geschrieben haben soll. Obwohl, nun ja, viele Indizien gegen den Barbesitzer sprechen (so zum Beispiel seine eigenwillige Interpunktion und die Tatsache, dass die Nachrichten von seinem PC stammen), bestreitet er den Vorgang. Und nicht nur das: Er hat das Opfer auf 60.000 Euro verklagt. Wegen “übler Nachrede” und “Kreditschädigung”. Abgesehen von der Thematik als solcher bietet die Verhandlungsmitschrift einen interessanten Einblick in die Abwicklung eines derartigen Verfahrens.
6. “Satire muss wehtun” – Drei Tage Praktikum bei der ‘Titanic’ (vice.com, Yasmina Banaszczuk)
Die “Vice”-Autorin Yasmina Banaszczuk hat beim Satire-Magazin “Titanic” ein dreitägiges Betriebspraktikum absolviert und dabei viel über Satire und noch mehr über Medien gelernt. Ein toller Einblick in das Innere der “Titanic”, begleitet von gelungenen Bildern aus dem Redaktionsalltag.
1. Meinungsfreiheit: Fehlt Twitter der Durchblick? (netzpolitik.org, Jillian York)
Apple, Facebook und Youtube haben den Verschwörungstheoretiker und ultrarechten US-Online-Schreihals Alex Jones von ihren Plattformen geschmissen. Nur Twitter lässt Jones dessen Hassbotschaften und Wutreden weiter verbreiten. Dies ist laut Jillian York von der “Electronic Frontier Foundation” (EFF) auch deshalb inkonsequent, weil Twitter auf der anderen Seite den preisgekrönten ägyptischen Journalisten und Anti-Folter-Aktivisten Wael Abbas gesperrt habe: “Ein bekannter Verschwörungstheoretiker wie Jones, der verantwortlich ist für die Belästigung der Eltern ermordeter Kinder, darf also auf der Plattform bleiben. Ein preisgekrönter Journalist, der mit seinen Recherchen zu Polizeigewalt dazu beigetragen hat, eine Diktatur zu stürzen, wird dauerhaft verbannt. Es wird Zeit, diese Regeln in Frage zu stellen — und die Verantwortung derjenigen, die sie aufgestellt haben.”
2. Zielgruppe „Volk“: Das „Compact Magazin“ (der-rechte-rand.de, Kilian Behrens)
Als “Hasskommentare auf Papier” bezeichnet Kilian Behrens die Druckwerke aus dem “Compact”-Universum: “Die neue soziale Bewegung von Rechts hat mit »Compact« ein publizistisches Sprachrohr gefunden. Der offen völkische Flügel der AfD wird hier nach Kräften unterstützt, so lange es opportun erscheint. Im Zusammenspiel von Partei und Bewegung kommt dem Magazin derzeit eine Schlüsselrolle zu.” Dazu auch: unsere BILDblog-Serie “Mut zur Wirrheit” über “Compact”.
3. Meinung, Männer, Mobmaschinen (spiegel.de, Sascha Lobo)
Elon Musk ist ein erfolgreicher Geschäftsmann und Visionär, der durch diverse Unternehmen (u.a. Paypal und Tesla) reich und berühmt geworden ist. Auf Twitter fällt er gelegentlich durch sein ausgesprochen rüdes und aggressives Auftreten auf, das unangenehme Konsequenzen für die von ihm derart Angegangenen haben kann: Unter den 20 Millionen Followern gibt es eine enorme Menge von Männern, die sich als eine Art virtueller Mob auf Musks Opfer stürzen. Sascha Lobo kritisiert die Art und Weise, wie sich Musk seine Reichweite zunutze macht: “Natürlich ist die Grenze zwischen persönlicher Empfindlichkeit und objektiven Drohungen nicht immer absolut eindeutig. Und in Zeiten größter Reichweite einzelner Personen ist man nach wie vor nicht für alle Worte und Taten des eigenen Publikums verantwortlich, natürlich nicht. Aber die Verantwortung ist viel, viel größer, als die meisten Leute glauben: Öffentlichkeit kann eine Waffe sein, und je größer die Reichweite, desto Knall.”
4. Die Welt ist kompliziert – und das ist auch gut so (krautreporter.de, Amanda Ripley)
Bei den “Krautreportern” ist ein längeres Lesestück von Amanda Ripley vom “Solutions Journalism Network” erschienen: “Es ist mir peinlich, das zuzugeben: Ich habe mich völlig überschätzt. Ich bin seit 20 Jahren Journalistin und dachte, dass ich sehr gut darin sei zu verstehen, warum Menschen tun, was sie tun. Dann habe ich mich mit Streitschlichtern, Psychologen und Rabbinern unterhalten und festgestellt: Journalisten berichten viel über Konflikte, aber haben erstaunlich wenig Ahnung, was diese eigentlich wirklich antreibt. Wenn wir unsere Berichterstattung ändern, können wir Menschen dazu bringen, sich nicht zu verschließen in Hass und Empörung, sondern aufeinander zuzugehen und sich neuen Ideen zu öffnen.”
5. Dranbleiben ist Bürgerpflicht (kontextwochenzeitung.de)
Jüngst hat ein Gericht entschieden, dass “Kontext” zunächst nicht mehr über ein Chat-Protokoll in Zusammenhang mit dem Mitarbeiter der AfD-Landtagsfraktion Baden-Württemberg berichten darf. Die “Kontext”-Redaktion hat einige Reaktionen auf den Richterspruch zusammengetragen.
6. Dokumentarfilm im Ersten: Kulenkampffs Schuhe (daserste.de)
In den 60er- und 70er-Jahren erlebte das Fernsehen mit Einschaltquoten von 80 Prozent seine goldenen Zeiten. Am Samstagabend saß die Familie einträchtig vor dem TV-Gerät und schaute “Einer wird gewinnen” mit Hans-Joachim Kulenkampff oder die “Peter-Alexander-Show”. Die Regisseurin Regina Schilling wirft in ihrer Doku einen Blick auf das Unterhaltungsfernsehen von damals und hat dazu zahlreiche Showausschnitten aus der Zeit, Interviews, privates Super-8-Material sowie historische Dokumenten und Fotos zusammengetragen. Die 90-minütige Doku ist noch bis zum 15. August in der ARD-Mediathek zu sehen und verschwindet danach leider im öffentlich-rechtlichen Depublizierungs-Nirwana.
Es ist schwierig mit der “Bild”-Redaktion und dem Rechtsstaat. Der heutige Kommentar im Blatt handelt vom Urteil im Prozess gegen eine Mutter, die gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten den eigenen Sohn missbraucht und an Pädophile verkauft hat. “Bild”-Ressortleiter Christian Stenzel schreibt:
Was muss man in Deutschland tun, um nicht mehr aus dem Gefängnis herauszukommen?
Seit gestern wissen wir: Als Mutter den eigenen Sohn zu missbrauchen und an Kinderschänder aus ganz Europa zu verhökern, reicht nicht. Es wird nicht einmal die Höchststrafe verhängt.
15 Jahre Haft wären laut Gesetz möglich gewesen. Nur 12 Jahre hat die Horror-Mutter von Staufen bekommen. Die Milde des Richters mag vom Gesetz gedeckt sein — wütend macht sie trotzdem. Aus drei Gründen besonders.
1.) Zugutegehalten wird Berrin T., dass sie ein zögerliches Geständnis abgelegt hat. Leugnen hätte sie aber auch kaum können — sie hat den Missbrauch selbst auf Film festgehalten!
2.) Die Horror-Mutter ist nicht vorbestraft.
Rechtlich ist sie vielleicht eine Ersttäterin. Doch kann jemand nach dem gesunden Menschenverstand ein Ersttäter sein, der sein Kind 19-fach missbraucht? Sie konnte ja auch nicht zuvor verurteilt werden. Warum nicht? Weil Jugendämter gepennt haben, ersten Hinweisen auf Missbrauch nicht nachgegangen sind.
3.) Sicherungsverwahrung war laut Gesetz nicht möglich, Wiederholungsgefahr bestünde auch nicht.
Der Gesetzgeber sollte darüber nachdenken, ob das Gesetz für Fälle wie in Staufen angepasst werden muss.
Wer tat, was Berrin T. tat, sollte das Gefängnis nie wieder verlassen dürfen. Ich bin kein Richter. Aber ich bin sicher: Das Urteil von Freiburg ist kein Urteil im Namen des Volkes.
Ja, der Missbrauch macht wütend. Und man kann sich definitiv darüber wundern, dass das Freiburger Landgericht darauf verzichtet hat, gegen Berrin T. die Höchststrafe von 15 Jahren zu verhängen, die für den besonders schweren Fall des sexuellen Missbrauchs von Kindern vorgesehen ist. In seiner Urteilsbegründung nannte der Vorsitzende Richter Gründe, die zur Strafmilderung führten, darunter das abgelegte Geständnis. Dennoch kann man sich der Frage anschließen, die Heribert Prantl bei Süddeutsche.de stellt:
Wann, wenn nicht in diesem Fall, soll denn bitte die Höchststrafe verhängt werden?
Einen wichtigen Punkt erwähnen Stenzel in seinem Kommentar und Reichelt in seinem Kommentar zum Kommentar interessanterweise überhaupt nicht: Im Prozess von Freiburg wurde jemand “für immer weggesperrt”, die Gesetze geben es also bereits her. Der Lebensgefährte von Berrin T., der ebenfalls angeklagt war, bekam zwölf Jahre Gefängnis mit anschließender Sicherungsverwahrung. Der Unterschied zwischen den beiden Angeklagten: Der Lebensgefährte war bereits vorbestraft wegen sexuellen Missbrauchs. Das Gericht entschied daher, dass von ihm als Wiederholungstäter auch weiter eine Gefahr für die Allgemeinheit ausgeht. Für Berrin T. hingegen hat ein Gutachter festgelegt, dass sie nicht pädophil veranlagt sei. Daher sehe man keine Wiederholungsgefahr. Ihr stehe unter anderem deswegen die Chance auf Resozialisierung zu.
Wofür plädiert Christian Stenzel stattdessen in seinem Kommentar? Ein Strafmaß nach dem “gesunden Menschenverstand”? Gesetze und Urteile dem wutgeladenen Bauch nach? “Im Namen des Volkes” heißt nicht: im Namen des Volkszorns.
Aber noch mal zurück zur Resozialisierung: Dass die im Fall von Berrin T. kaum klappen wird, dafür wird die “Bild”-Redaktion schon sorgen, so, wie sie häufigdafür sorgt, dass die Resozialisierung von Straftätern nicht klappt. Sie legt damit heute schon los, indem sie die verurteilte Frau, anders als viele andere Medien, im Blatt und online ohne Verpixelung zeigt.
Wer in Deutschland ein Recht auf Resozialisierung hat, entscheidet laut “Bild” immer noch “Bild” und nicht so ein Pillepalle-Verein wie ein Gericht.
Ach, und eine Bitte noch, Christian Stenzel und “Bild”: Überlegen Sie doch mal, ob Ihnen nicht ein anderer Begriff als das unsägliche Wort “Kinderschänder” einfällt. Warum das im Sinne der Opfer dieser schrecklichen Taten ist, können Sie hier nachlesen.
Es wäre doch eigentlich gar nicht so schwer, mal ein bisschen zu differenzieren. Warum nicht Mesut Özils Erklärung zu seinem Foto mit Recep Tayyip Erdogan fragwürdig und schwach finden — gleichzeitig aber die Rassismusvorwürfe, die er erhebt, ernst nehmen? Warum nicht sagen: Das Foto war und ist falsch, Erdogan ist ein Autokrat, der Menschen unterdrückt, ihnen die Freiheit raubt, sie ohne Grund aus dem Job schmeißen und ohne Anklage ins Gefängnis stecken lässt — aber auch sagen: Rassismus ist nie in Ordnung, egal gegen wen? Warum nicht fragen, wo Özils Selbstkritik bleibt — die Kritik an gesellschaftlichen Zuständen und an medialen Kampagnen dennoch gelten lassen?
Das Gegenteil einer solchen Differenzierung sieht so aus:
Das ist die Seite 1 der “Bild”-Zeitung von gestern. Die Titelseiten mancher “Bild”-Regionalausgaben, zum Beispiel in Hamburg und in Chemnitz, sind noch ein bisschen schlimmer, weil sie den Schwerpunkt etwas anders setzen: der da gegen Deutschland.
… und dann auch noch im Internet und auf Englisch!
Schreibt Özil, “dass die Medien die schlechte Weltmeisterschaft einer ganzen Mannschaft auf meine doppelte Herkunft und ein Foto schieben”, schreibt das “Bild”-Team: “Kompletter Unfug, pures Selbstmitleid”, “frei erfunden”.
Schreibt Özil: “Gewisse deutsche Zeitungen nutzen meine Herkunft und mein Foto mit Erdogan als rechte Propaganda, um ihre politische Agenda voranzutreiben”, schreibt das “Bild”-Team: “Hier ist Özil in seinem Weltbild gefährlich nah an Erdogan und anderen Despoten. Wer es wagt, ihn zu kritisieren, muss eine politische Agenda haben.”
Schreibt Özil, die Medien hätten nicht meine Leistung, sondern bloß meine türkische Herkunft kritisiert”, schreibt das “Bild”-Team: “Frei erfundener Unfug. ALLE Medien kritisierten zurecht Özils Leistung, keine große Medienmarke kritisierte je seine Herkunft. Eine Dreistigkeit gegenüber den freien Medien seiner Heimat, denen Özil pauschal und ohne jeden Beleg Rassismus vorwirft.”
So unsachlich und aufgebracht ist der Ton durchgehend.
Schaut man sich die Berichterstattung von “Bild” und Bild.de seit dem Erdogan-Foto an, kann man sehen, dass es dort — wenig überraschend — tatsächlich keinen offenen Rassismus gegen Mesut Özil im Stile der NPD gegeben hat. “Der Türke soll raus aus der Nationalmannschaft” oder “Wann schmeißt Löw endlich das Ölauge raus?” steht dort nicht. Aber natürlich gab es Stimmungsmache. Natürlich haben die “Bild”-Medien eine Grundlage für dumpfesten Nationalismus gelegt. Natürlich gab es eine Kampagne gegen Mesut Özil. Sein Deutschsein wurde hinterfragt. Die Redaktion hat gezeigt: Hier, schaut mal, der ist schon anders als wir. Rassistische Beleidigungen von der Tribüne gegen Özil wurden als “Ärger” abgetan (wobei man gar nicht weiß, was schlimmer ist: dem Rassismusopfer den “Ärger” in die Fußballschuhe zu schieben oder Rassisten als “Fans” zu bezeichnen).
Ein paar Beispiele in chronologischer Reihenfolge.
Viele fragen sich: Wie deutsch sind Gündogan und Özil wirklich?
Es dauert gerade mal ein paar Stunden, da hat die “Bild”-Redaktion schon das Deutschsein von Mesut Özil und Ilkay Gündogan zur Diskussion gestellt. Die zwei sind, so sieht es für “Bild”-Leser aus, Fälle, bei denen man mal genauer nachschauen muss, wie deutsch sie “wirklich” sind. Egal, dass beide einen deutschen Pass haben, in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, seit Jahren für deutsche Nationalmannschaften spielen. Der, der “zuhause nur Türkisch” sprach, ist Mesut Özil.
In anderen Fällen bringt Bild.de auch solche Überschriften. Kurz vor dem WM-Finale zwischen Frankreich und Kroatien veröffentlicht die Redaktion diesen Artikel über Dejan Lovren und Mario Mandzukic, die wegen des Krieges in ihrer Heimat als Kinder in Deutschland lebten:
Bei zwei kroatischen Staatsbürgern, die in Deutschland aufwuchsen, fragt Bild.de, wie viel Deutschland in ihnen steckt. Und bei den zwei deutschen Staatsbürgern Mesut Özil und Ilkay Gündogan.
Zwei Redakteure diskutieren im Pro und Contra, ob Jogi Löw Gündogan und Özil rauswerfen muss?
Den Pro-Part übernimmt “B.Z.”-Chefredakteurin Miriam Krekel. Die Position kann man vertreten, aber dann sollte man als Redaktion auch dazu stehen, dass man dieser Position Platz eingeräumt hat. Julian Reichelt und seine fünf Kollegen behaupten gestern in ihrer “Analyse” hingegen:
Özil schwelgt in seiner Opferrolle, die mit der Realität nichts zu tun hat. Die meisten deutschen Medien haben TROTZ des Erdogan-Fotos nie seinen Rauswurf gefordert, auch BILD nicht.
Der angeblich nötige Rauswurf von Özil und Gündogan ist auch einen guten Monat später noch mal Thema in den “Bild”-Medien. Am 13. Juni titelt Bild.de:
Seine Experten-Meinung hatte Stefan Effenberg bei t-online.de hinterlassen. Bild.de adelte sie als “Klartext”.
Bei den Özils zu Hause sprach man Türkisch, auf dem Bolzplatz um die Ecke auch.
Am 19. Juni, also zwei Tage nach der WM-Auftaktniederlage gegen Mexiko, zitiert die “Bild”-Redaktion ihren WM-Kolumnisten Lothar Matthäus auf der Titelseite:
Ähnlich pseudoseriös und verschwörerisch unkte Weltmeister Lothar Matthäus kürzlich. Özil fühle sich im Nationaltrikot nicht wohl, so Matthäus. Das ist infam. Die Aussage suggerierte, dass der in Gelsenkirchen geborene Sohn türkischer Einwanderer Identitätsprobleme hat, dabei spielt Özil seit seiner Jugend in der Nationalmannschaft, er ist einer ihrer verdientesten Repräsentanten.
Am selben Tag berichtet Bild.de von Mario Baslers Auftritt in der TV-Sendung “Hart aber fair”:
Am 27. Juni — die deutsche Nationalmannschaft hat da bereits das letzte Gruppenspiel gegen Südkorea verloren und ist aus dem Turnier ausgeschieden — titelt Bild.de:
Es stellt sich raus: Mesut Özil wurde nach dem Spiel von der Tribüne aus auf übelste Weise rassistisch beleidigt. “Bild” titelt dazu am 29. Juni:
… als ginge die Aggression von Özil aus. Das meinen Julian Reichelt und seine fünf Co-Autoren wohl, wenn sie gestern in ihrer “Analyse” zu Özils Aussagen schreiben:
Ein Schlag ins Gesicht für Millionen Fans, die ihn vorurteilsfrei bewundert und bejubelt haben. Und für diejenigen, die ihn — wie auch BILD — gegen Rassismus in Schutz genommen haben. Die ausländerfeindlichen Beleidigungen eines Fans nach dem Südkorea-Spiel, die Özil beschreibt, verurteilt BILD ebenso aufs Schärfste.
Natürlich hätte die Redaktion den Artikel auch mit “Er ist ein Gelsenkirchener Junge” überschreiben können oder mit “Mops Balboa ist sein treuer Begleiter”. Beides steht im Artikel und beides ist faktisch genauso richtig wie die Infos zu Özils Reise nach Mekka und zu seiner Freundin. Das Bild.de-Team hat aber das Fremde, das Nicht-Deutsche in die Titelzeile gepackt.
Auch das liefert Futter für den Stammtisch. Auf die Kritik, dass ihre Überschriften Tatsachen verzerren, entscheidende Aspekte weglassen oder durch bestimmte Schwerpunkte Stimmungen erzeugen können, antworten “Bild”-Mitarbeiter gern: “Unsere Leser können mehr als nur Überschriften lesen.” Man muss entweder sehr doof sein oder sich sehr doof stellen, wenn man bei “Bild” arbeitet und nicht die Wirkungskraft von Schlagzeilen kennt; bei einem Blatt, das sich tagtäglich über große Schlagzeilen verkauft.
Die Geschichte aus dem “Kosmos Özil” mit dem Mekka-und-Miss-Türkei-Titel hat Bild.de gestern übrigens noch einmal, mit einer Aktualisierung zum Rücktritt des Fußballers, auf die Startseite gepackt.
Es war natürlich nicht immer so, dass die Herkunft von Mesut Özil so im Mittelpunkt der “Bild”-Berichterstattung stand. Wühlt man sich durch das Bild.de-Archiv dieses Jahres, findet man von 1. Januar bis zum 13. Mai keinen Artikel mit einem solchen Schwerpunkt. Seit dem Erdogan-Foto ist das anders.
Schaut man noch weiter zurück, findet man solche Beiträge: Mesut Özil als Musterbeispiel der Integration, aus dem September 2011. Özil war da schon Nationalspieler, aber noch längst nicht Weltmeister:
BILD stellt 50 Beispiele für gelungene Integration vor. Heute: Fußballnationalspieler Mesut Özil (22).
Davon könnte die “Bild”-Berichterstattung heute nicht weiter weg sein. “Sport Bild”-Chefredakteur Matthias Brügelmann schrieb gestern in seinem “Bild”-Kommentar:
BILD hatte nie Özils Rauswurf aus der Nationalelf gefordert. Jetzt wäre es soweit gewesen, wenn er nicht selbst zurückgetreten wäre. Wer so über Deutschland denkt, kann nicht für Deutschland spielen.
Es gibt einen Spruch von der extremen Rechten, von Neonazis: “Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen.” Wir glauben nicht, dass Brügelmann daran andocken wollte. Seine Aussage ist aber auch nicht wahnsinnig weit davon entfernt.
Das eigentlich Traurige und Erschreckende an der “Bild”-Berichterstattung von gestern ist, dass sie offenbar nicht im Ansatz verstanden haben, dass man Mesut Özils Erklärungen zum Erdogan-Foto für kompletten Unsinn halten und falsch finden und dennoch die Rassismusvorwürfe ernst nehmen kann. Patrick Markowski, leitender Chef vom Dienst bei “Bild”, twitterte gestern zum Beispiel:
Was ist das für eine Logik? Weil Mesut Özil zum Nationalspieler des Jahres 2016 gewählt wurde, kann er nicht “vom Rassismus getroffen werden”? Weil er “Fußball-Millionär” ist, kann er nicht “vom Rassismus getroffen werden”? Weil er in London lebt, kann er nicht “vom Rassismus getroffen werden”? Weil 54,5 Prozent von 316.850 Leuten Özil wählten, können einem genug andere das Leben nicht zur Hölle machen?
Heute geht es bei “Bild” mit dem Thema weiter, verständlicherweise. “Bild”-Chef Julian Reichelt schreibt in seinem Kommentar:
Die SPD-Chefin Andrea Nahles mahnt: “Das Gefühl, ausgegrenzt zu sein, … droht auf viele Migranten auf und neben dem Fußballplatz überzugehen.” Unsere Justizministerin warnt, es sei “ein Alarmzeichen” wenn Özil sich “in seinem Land wegen Rassismus nicht mehr gewollt” fühle.
Nur pflichtschuldig erwähnt wird dagegen, worum es eigentlich gehen sollte: Ein Deutscher hat sich an der Propaganda für einen Mann beteiligt, der deutsche Staatsbürger ohne Anklage eingekerkert hat. (…)
Özils Foto steht symbolisch für den Kampf zwischen freiheitlichen und unterdrückerischen Systemen. Viele deutsche Politiker haben sich in diesem Kampf auf die verheerend falsche Seite geschlagen!
Politiker und Politikerinnen, die sich Gedanken um Menschen mit Migrationshintergrund und deren Gefühl der Ausgrenzung machen, sind laut Julian Reichelt Kämpfer gegen freiheitliche und für unterdrückerische Systeme. Der “Bild”-Chef beweist einmal mehr: Es geht immer noch ein bisschen irrer.
Auf der “Bild”-Titelseite gab es am Dienstag Torte:
Nun gibt es beim “digitalen Premium-Angebot BILDplus” aber nicht nur “die besten Geschichten, die besten Videos, den besten Service”. “Bild plus” steht auch für ekliges Geldmachen.
Den eher seltenen Namen haben wir unkenntlich gemacht. Das Gesicht die Bild.de-Redaktion — allerdings nicht aufgrund einer ethischen Überzeugung oder aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen. Bild.de versuchte lediglich, mit dem Foto einer Verstorbenen Kohle zu verdienen. Denn hinter der Paywall konnten alle Leserinnen und Leser, die ein Abo hatten, die Frau ohne Unkenntlichmachung sehen. “Bild plus” ist auch das Versprechen: Wer zahlt, kann Opfer in aller Ausführlichkeit anglotzen.
Und nur nebenbei: Es ist höchst unwahrscheinlich, dass Bild.de die Erlaubnis der Eltern hatte, das Foto der 19-Jährigen zu zeigen. Oder dass die Redaktion sie überhaupt gefragt hatte — denn beide Elternteile saßen zur Zeit der Veröffentlichung schon länger in Untersuchungshaft.
Eine andere “Bild plus”-Geschichte: Als eine Frau im Oktober 2016 schon mehrere Tage verschwunden war, und bereits eine Mordkommission ermittelte, schrieb Bild.de auf der Startseite:
Das Gesicht der Frau haben wir verpixelt, das unscharfe Handydisplay kommt von Bild.de. Die Redaktion wollte nämlich mit “Doros letzter SMS” Geld verdienen: Nur wer zahlt, darf alles sehen — in diesem Fall war es die letzte Kurznachricht einer möglicherweise verstorbenen Person (Bild.de: “Wurde sie getötet und verscharrt?”), mit der das “Bild”-Team versuchte, Abos zu verkaufen.
Ein weiteres Beispiel: Im März dieses Jahres berichtete Bild.de über einen schrecklichen Fall, bei dem eine 17-Jährige lebensgefährlich mit einem Messer verletzt wurde:
Der Hinweis “MIT VIDEO” war tatsächlich so gemeint, wie man direkt befürchtet. Bild.de zeigte die Aufnahmen, die die Familie gemacht hatte. Für Leserinnen und Leser ohne “Bild plus”-Abo erschien folgender Teaser:
Mit BILDplus lesen Sie das grausame Protokoll einer Familie ohne Gnade, verhaftet in einem vorsintflutlichen Weltbild. Außerdem dazu, das Video der schrecklichen Tat — von der Familie gefilmt.
Unter welches Qualitätsmerkmal des “Premium-Angebots” “Bild plus” fällt das wohl? “Die besten Geschichten”? “Die besten Videos”? “Der beste Service”? Auf jeden Fall ist das billigster, menschenverachtender Sensationsjournalismus.
Die Bild.de-Mitarbeiter haben das Video übrigens gelöscht, nachdem sich die zuständige Staatsanwaltschaft bei ihnen gemeldet hatte.
Und noch ein Beispiel: Nach dem Terroranschlag in Manchester im Mai 2017, bei dem 22 Menschen getötet wurden, ein Großteil von ihnen Kinder und Jugendliche, brachte Bild.de einen Artikel über die 18-jährige Georgina. Titel: “Ausgelöscht!”. Der Beitrag bestand fast ausschließlich aus Postings des Mädchens in verschiedenen sozialen Netzwerken. Um ihn lesen zu können, brauchte man ein “Bild plus”-Abo.
Manchmal ist auch einfach die Paywall an sich problematisch, weil die Bild.de-Redaktion ganz entscheidende Informationen erst dahinter verrät.
Im März vergangenes Jahres beispielsweise wollte Bild.de wohl sowas wie Aufklärung betreiben und stellte dafür “Fragen, die sich keiner zu stellen traut”:
Das erfuhren auch die Bild.de-Leserinnen und -Leser — blöderweise aber nur jene paarhunderttausend mit “Bild plus”-Abo. Für die anderen Millionen Besucher der Seite hatte die Redaktion an prominenter Stelle ein Schimpfwort reproduziert, ohne die Auflösung zu liefern, dass dessen Verwendung überhaupt nicht in Ordnung ist.
Ein ähnliches Problem bei diesem Bild.de-Artikel aus dem Januar 2018:
Nur für “Bild plus”-Kunden gab es die Info, dass gar nicht “4 von 5 Flüchtlingen” bei ihrem Deutsch-Test durchfallen, sondern dass vier von fünf Flüchtlingen, die als Analphabeten in einen Sprachkurs kamen, nicht das Sprachniveau B1 erreichen. Das war gleich ein doppelter Unterschied: Es ging weder um alle Flüchtlinge noch um die Frage “bestehen oder nicht bestehen?”, sondern darum, ein gewisses Niveau beim Bestehen zu erreichen. Alle, die kein “Bild plus”-Abo hatten und nur die Überschrift sehen konnten, wurden von Bild.de falsch informiert.
Nur mit einem “Bild plus”-Abo kann man herausfinden, dass an der “Bild”-Umfrage zum Thema “Zurückweisung von Flüchtlingen”, auf der der Artikel fußt, längst nicht alle 246 Unions-Abgeordneten im Bundestag teilgenommen haben, sondern nur 69 von ihnen. “Merkel ganz allein” also nur im Sinne von “Merkel ganz allein in Bezug auf 69 von 246 Unions-Abgeordneten”. Für Bild.de-Besucher ohne “Bild plus”-Abo wird das nicht klar.
Das waren jetzt nur ein paar Beispiele aus der Geschichte von “Bild plus”. Es gibt noch viele mehr. Es kommen ständig neue dazu. Und das seit fünf Jahren. Glückwunsch!
Fährt in Deutschland jemand mit einem Kleinbus in eine Menschenmenge, steht für das selbsterklärte Wahrheitsmagazin “Compact” direkt fest: Hinterm Steuer muss ein islamistischer Terrorist gesessen haben. Stellt sich später allerdings heraus, dass der Täter Deutscher war, wird es erst richtig wild.
Wie wenig dem Blatt daran liegt, journalistische Aufklärungsarbeit zu leisten, kann man gut an der “Compact”-Berichterstattung zur Amokfahrt in Münster Anfang April erkennen, die wir uns mit etwas zeitlichem Abstand noch einmal genauer angeschaut haben. Ein Mann fuhr damals in eine Gruppe von Menschen, vier Personen kamen ums Leben. Und “Compact” legte los: Die Redaktion brachte erstmal eine Falschmeldung in Umlauf, nahm diese später keinesfalls zurück, sondern löschte heimlich und flüchtete in neue haltlose Behauptungen. Beliebig änderte “Compact” Standpunkte und Geschichten und konstruierte eine widersprüchliche Erzählung. Gemeinsamer Nenner war nur ein Misstrauen in die offizielle Version zur Tat — und selbst das wurde ohne zu zögern geopfert, wenn es der “Compact”-Agenda diente.
Doch der Reihe nach. Am 7. April, dem Tag der Tat, veröffentlicht die “Compact”-Redaktion abends einen Bericht auf ihrer Website. Sie wählt folgende Überschrift:
Während “Comapct” bereits in der Titelzeile Schuldige suggeriert (woher könnte der Täter schon stammen, wenn er mit seiner Tat “die Multikulti-Hochburg” wachrüttelt? Aus Deutschland sicher nicht), berichten andere Medien aufgrund der dünnen Faktenlage vorsichtiger. Bei “Compact” heißt es empört:
Die ARD-Tagesschau sprach in einer ersten Meldung verharmlosend von einem “Zwischenfall mit einem Auto”. DIeselbe (sic) Formulierung übernahm auch Die Welt. Dabei ist klar, dass es ein Anschlag war, denn der Fahrer hat sich nach seiner Terrorfahrt erschossen. (…)
Dass es ein islamistischer Anschlag war, ist zur Stunde nicht nachweisbar. Aber die Indizien sind stark: Das Anschlagsmuster gleicht dem von Nizza im Sommer 2015 (siehe Aufmacherfoto) und von London Anfang 2017. Und: Am heutigen Tag jährt sich der islamistische LKW-Anschlag von Stockholm 2017.
Die Schutzstrategie der Stadt Münster habe versagt, man habe nämlich nicht nur Poller aufstellen, sondern die Salafistenszene verbieten müssen. Die Tat soll laut “Compact” auch irgendwie mit einer Anti-Pegida-Demonstration und dem schlechten Ergebnis der AfD in Münster bei der Bundestagswahl zu tun haben.
Die Frage stellt sich: Wann werden die Bunt-Besoffenen aus ihren kuschelweichen Träumen aufwachen? Was muss noch passieren?
“Compact” hat sich also früh auf einen Täter festgelegt, vermutlich soll es ein Islamist sein, ganz sicher ein Ausländer, dessen Anschlag den “Bunt-Besoffenen” den Wahnsinn vor Augen führt. Später ändert die Redaktion ihre Überschrift klammheimlich:
Der anonyme “Compact”-Autor ergänzt den Artikel. Er kommentiert nun die Erkenntnisse seriöser Medien und wundert sich über deren Enthüllungen:
Der gleiche Rechercheverbund, der bereits vor der Polizei den Namen des Täters wusste und an die Öffentlichkeit gab, soll jetzt also diesen persönlichen Brief “gefunden” haben, der doch eigentlich als Beweismittel ebenfalls zuerst in die Hände der Polizei gehören sollte. Darf man sich fragen, wie die Journalisten das angestellt haben?
Darf man. Zunächst aber muss man festhalten, dass “Compact” nur behauptet, sie — also NDR, WDR und “Süddeutsche Zeitung” — hätten den Brief gefunden, bevor die Polizei das tat. Denn was “Compact” dazu zitiert, belegt lediglich, dass der Dreier-Rechercheverbund die Meldung über den Brief veröffentlicht hat, bevor die Polizeipressestelle öffentlich von dem Brief sprach. Das ist gleich viel weniger aufregend.
Die Journalistinnen und Journalisten von NDR, WDR und “Süddeutscher Zeitung” haben einfach ordentlich recherchiert. Dass dieses Vorgehen in der “Compact”-Redaktion Verwunderung auslöst, sagt vor allem etwas über “Compact” aus. Die Leute dort arbeiten in aller Regel nicht an seriösen Nachrichten, sondern verdienen ihr Geld damit, möglichst aufbrausend Ressentiments zu bedienen.
Und so schließt das AfD- und “Pegida”-nahe Magazin nicht zum ersten Mal überstürzt auf falsche Täter. Als 2016 in Grafing ein aus einer Psychiatrie geflohener Mann wahllos auf Menschen einstach, schrieb “Compact”-Chefredakteur Jürgen Elsässer auf seinem persönlichen Blog dazu unter der Überschrift “Islamistischer Terror in Grafing bei München? Davon will die Lügenpresse nichts wissen.” Später löschte er den Artikel, “Compact” versuchte, den Täter weiter als Islamisten darzustellen.
Nach dem Amoklauf am Münchner Olympia-Einkaufszentrum 2016 rettete sich “Compact” in eine Verschwörungstheorie. Nach Darstellung des Magazins soll es sich auch hier um einen islamistischen Anschlag gehandelt haben und zwar von mehreren Tätern. Das sei dann durch die Behörden und die “Lügenpresse” vertuscht worden. Nichts will man dagegen bei “Compact” davon wissen, dass neben persönlicher Rache wegen Mobbings auch Fremdenfeindlichkeit und rechtsextreme Ansichten ein Motiv des Einzeltäters gewesen sein könnten.
“Compact” weiß offenbar gut, was die eigene Zielgruppe hören beziehungsweise lesen will. Dennoch birgt eine so eklatante Falschmeldung wie die zu Münster selbst für ein wirres, fremdenfeindliches Verschwörungsmagazin die Gefahr eines gewissen Imageverlusts. Auch der überzeugteste “Compact”-Leser könnte bei derart gravierenden Fehlern Zweifel am Redaktionsclaim “Mut zur Wahrheit” bekommen. Wohl auch deswegen folgten in den Tagen nach der Tat Artikel, die sichtlich damit ringen, wie man mit dem Vorfall in Münster nun umgehen soll — und zwar möglichst, ohne sich selbst korrigieren zu müssen oder gar um Entschuldigung zu bitten.
Da von den Medien keine ehrliche Aufklärung zu erwarten ist, bitten wir um Ihre Mithilfe
Der Vorwurf an andere Medien, “keine ehrliche Aufklärung” zu betreiben. Von einer Redaktion, die kurz zuvor erst zum selben Fall einen falschen Täter in den Ring geworfen hat. Das ist mutig.
Es scheint tatsächlich Rückmeldungen auf den Aufruf gegeben zu haben, allerdings wohl nicht von Zeugen, sondern von Leuten, die ebenfalls verfrüht irgendwelche Behauptungen aufstellen. Denn später ergänzt die Redaktion folgenden Absatz:
Wir wollen betonen, dass es uns um die Sammlung von Fakten geht, nicht um die verfrühte Aufstellung irgendwelcher Behauptungen. Deshalb möchten wir bei den Tatsachen bleiben und hoffen auf eine baldige Aufklärung.
Der Autor des Textes, “Polit-Profiler” Wolfgang Eggert, ist aktiv in der Verschwörungsszene und hat zuletzt 2014 im Verlag von “Compact”-Verleger Kai Homilius ein Buch über den Abschuss des Flugs MH17 veröffentlicht. Er will mit seinen acht Fragen wohl vor allem eines: Zweifel säen an allen anderen Berichten zum Geschehen, ob nun von seriösen Medien oder offiziellen Stellen.
Die Fragen 1 (“Was ist das Motiv?”) und 2 (“Wer ist der Täter?”) sind noch neutrale Recherchefragen. Eggert liefert zu ihnen zwar skurrile Kurzschlüsse (etwa: Jens R. könne wohl kaum gleichzeitig Rechtsradikaler und drogenabhängig gewesen sein, was erstens Unsinn ist und zweitens nicht länger relevant, da die Ermittler später bekannt gaben, dass sie ein rechtsextremes Motiv ausschließen); aber es sind Fragen, die viele Redaktionen in den Tagen nach der Tat gestellt haben. Die restlichen Fragen sind hingegen eher suggestiv gestellt. Zum Beispiel Frage 3:
Warum gibt es so wenig Bildmaterial?
Heutzutage müsse es doch mehr Bilder von der Tat geben, meint Eggert und fragt weiter: “Warum griff niemand zu seinem sonst ständig präsenten Handy, wenn der Vorfall die Brisanz hatte, welche die Presse ihm nachher zuschrieb?” Genau gegenteilig argumentiert Eggert, wenn es um andere Ereignisse geht. So verdächtigte er den Journalisten Richard Gutjahr in einem “Compact”-Interview, beim Anschlag von Nizza eingeweiht gewesen zu sein, weil er die Tat mit dem Handy filmte. Das Interview wurde mittlerweile gelöscht, kursiert aber noch auf Verschwörungs-Blogs.
Eggerts Frage 6 lautet:
Wie starb der angebliche Fahrer “Jens”?
Ab hier geht Eggert von mehreren Beteiligten aus. Bereits in der Frage deutet er an, dass es sich für ihn beim offiziellen Täter nicht um den tatsächlichen handeln könnte. Außerdem zweifelt er an, dass dieser sich erschossen habe, aus dem einzigen Grund, dass keine Bilder der Leiche veröffentlicht wurden. Polizei und Medien hätten für seinen Geschmack zu schnell Antworten geliefert. Dabei hatte “Compact” selbst ja direkt nach Bekanntwerden der Tat diese erklärt. Nur eben falsch.
In seinen Anmerkungen zu Frage 8 …
Die zwei Flüchtigen: Warum widerspricht sich der Polizeisprecher?
… zieht Eggert nicht weiter genannte oder verlinkte “angloamerikanische und israelische Medien” als Beleg dafür heran, dass ein Polizeisprecher erst von zwei Flüchtigen gesprochen habe. Dass der Beamte diese Meldung später dementierte, lässt Eggert nicht gelten, weil es ein Video aus Münster gebe, in dem “ein südländischer Jugendlicher” festgenommen werde. Eggert meint, dieses Video finde bei deutschen Medien keine Beachtung. Dabei hat “Spiegel Online” nachgefragt, was es mit dem Video auf sich hat: Die in der Aufnahme zu sehenden Personen waren Inder, die kein Deutsch verstanden. Nachdem ihre Personalien festgestellt wurden, ließ die Polizei sie gehen.
Nun kommt die “Compact”-Zeugensuche wieder ins Spiel. Einen Tag nach der Veröffentlichung des Aufrufs meint Redakteur Marc Dassen, der bereits für die Berichte zum Münchner Amoklauf verantwortlich war, einen Zeugen gefunden zu haben:
Egon T. (Name geändert) war einige Zeit direkter Nachbar von Jens R. in einer seiner vier Wohnungen. Was er uns erzählte, passt so gar nicht zur Suizid-Story der Massenmedien.
In einer späteren Version relativiert die Redaktion intransparent wie gewohnt das “so gar nicht” zu einem “auf den ersten Blick”.
In seinem Artikel erzählt Dassen, dass er bei einem Mann, der sich als Nachbar von Jens R. ausgibt, angerufen hat. Und was hat dieser nun über Jens R. zu berichten, was “so gar nicht zur Suizid-Story der Massenmedien” passt?
Er sei “immer nett und freundlich” gewesen, “ganz normal halt”, “aufgeschlossen”, so T. Von depressivem Verhalten war “gar nichts zu spüren”. Das könne T. mit Sicherheit sagen, da er selbst bereits unter Depressionen zu leiden hatte und deshalb wisse, wie man sich da fühle.
Eine einzige per Telefon übermittelte Ferndiagnose eines nur oberflächlich mit dem Täter bekannten Laien-Psychologen ist für “Compact” glaubwürdiger als Ermittler der Polizei und ein Großteil der Medien.
Es geht ihm vor allem ums Fragenstellen — beziehungsweise um ein vermeintliches Fragen-Tabu: Das Stellen offener Fragen sei verpönt und “der Verschwörungssucht verdächtig”. Bezogen auf den Brief von Jens R. schreibt Dassen:
Darf man fragen, wie die Medien an diese Schriftstücke rangekommen sind? Müssten diese als wichtige Beweismittel nicht zuerst einmal unter Verschluss gehalten werden, um eine mediale Spekulationsblase zu vermeiden? Auch solche Fragen traut man sich kaum zu stellen. Ist halt so. Finde dich damit ab. Fall erledigt. Basta. Wer sich dennoch nicht zufrieden geben will, der wird gerne mit Aluhut-Vorwürfen konfrontiert — oder wie zuletzt auch oft gesehen: Als notorischer Ausländerfeind bezeichnet, der es nicht ertragen kann, dass diesmal kein Muslim als Täter in Frage kommt.
Nur noch mal fürs Protokoll: Marc Dassen arbeitet in einer Redaktion, die es kaum erwarten konnte, einen Muslim als Täter von Münster präsentieren zu können.
Der “Compact”-Autor meint, weitere Fragen gefunden zu haben, die man kaum noch stellen dürfe, die allerdings schon längst gestellt worden sind. Etwa, wie der Täter an die Waffe gekommen ist. Das wollen nicht nur seriöse Journalisten wissen, auch die Polizei Münster stellt diese Frage. Oder, warum Jens R. Menschen tötete und verletzte, wenn er eine Suizidabsicht hatte. Auch das wurde bereits ausführlich thematisiert.
Schließlich äußert sich auch “Compact”-Chefredakteur Jürgen Elsässer zur Amokfahrt in Münster. Nachdem zwei Tage zuvor die dpa meldete, dass die Polizei weitere Projektile im Tatfahrzeug gefunden habe, die Untersuchung dazu aber noch nicht abgeschlossen sei, titeln er und seine Redaktion:
Erstmal: Das Aufmacherfoto in Elsässers Beitrag zeigt den Tatort eines völlig anderen Verbrechens, auf das der Artikel nicht Bezug nimmt. Im Text verrät der “Compact”-Chef dann seine Entdeckung: Parallelen zum Mord an John F. Kennedy und zum NSU, zu dessen Ende er noch mal eine ganz eigene Theorie parat hat:
Erinnerungen werden wach: Zum Beispiel an den Kennedy-Mord am 22. November 1963, als die These vom Alleintärer (sic) Lee Harvey Oswald durch die kriminaltechnische Untersuchung — Stichwort: Magic Bullet — erschüttert wurde. Und vor allem an den sogenannten Selbstmord von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos am 4. November 2011: Die Patronenhülsen am Tatort weisen darauf hin, dass ein dritter Mann die beiden hingerichtet hat.
Zum Abschluss seines Artikels schreibt Elsässer, kein Witz:
Und nun Münster. Warten wir ab, was die weiteren Ermittlungen bringen. COMPACT wird nicht vorab wilde Theorien in die Welt setzen.
1. Kai Diekmann startet eine Kampagne für seinen Zukunftsfonds. (turi.de, Anne Fischer)
Ex-“Bild”-Chef Kai Diekmann hat zusammen mit einem Ex-Banker einen Geldanlage-Fonds aufgelegt, den Analysten als “Mogelpackung“ bezeichnen. Beworben wird die “Mogelpackung” unter anderem mit einer Kampagne bei Bild.de im reißerischen und alarmistischen Advertorial-Stil. Für die junge Zielgruppe hat Diekmann gleich ein neues Finanzportal („Zaster“) gegründet, das “Lust auf Geldanlage” machen und “das Tabuthema Geld” aufbrechen soll. Siehe dazu: Wohin mit der Kohle? (sueddeutsche.de, Christoph Fuchs)
2. Hetze mit Foto von Dreharbeiten (faktenfinder.tagesschau.de, Patrick Gensing)
Ein Bild eines grimmig blickenden Flüchtlings in körperlicher Konfrontation mit einem Polizisten wurde von rechten Seiten tausende Male geteilt. Meist mit hämischen Kommentaren zu Flüchtlingsthematik und Abschiebepraxis. Das Bild stammt jedoch von Dreharbeiten zu einer Netflix-Serie („Dogs of Berlin“) und zeigt einen Schauspieler.
3. Michael Angele: Schirrmacher (begleitschreiben.net, Gregor Keuschnig)
Der Journalist, Buchautor und Mitherausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ Frank Schirrmacher beschäftigt noch nach seinem Tod viele Menschen. Michael Angele, stellvertretender Chefredakteur des „Freitag“, hat Schirrmacher ein ganzes Buch gewidmet, das von Andrian Kreye, Co-Leiter Feuilleton der „SZ“, jüngst als „geschwätzig und durch und durch boshaft“ bezeichnet wurde. Nun hat Gregor Keuschnig das Buch besprochen.
4. Dates gegen Amokläufe! Oder warum Frauen daran Schuld haben, wenn sie umgebracht werden (genderequalitymedia.org, Rebecca)
„Bild“ berichtete über eine Amoktat und stellte in der Schlagzeile die Frage, ob die zehn Opfer sterben mussten, weil ein Mädchen kein Date mit dem Täter haben wollte. „Gender Equality Media“ kritisiert sowohl die konkrete Berichterstattung als auch die dahinter stehende Denkungsart: „Unsere Medien sind, für die meisten ganz unbewusst, von patriarchalen Denkmustern und toxischer Maskulinität geprägt. Nicht nur BILD denkt, dass Mord etwas mit Liebe zu tun hat. Zuletzt konnte man auch eine ähnliche Schlagzeile bei stern.de finden. Um in unserer Gesellschaft etwas zu ändern, müssen wir endlich da hinsehen, wo es am meisten wehtut. Und das ist ironischerweise genau auf die (jungen) Männer, die in ihrer Enttäuschung, ebenso wie die Medien, lieber auf die Opfer, statt auf die Ursachen blicken.“
5. Vom Versuch, die Wirklichkeit zu illustrieren (deutschlandfunk.de, Martina Kollroß, Audio: 4:58 Minuten)
Der „Deutschlandfunk“ hat sich mit dem sogenannten „Comic-Journalismus“ beschäftigt und Stärken und Schwächen des neuen Genres herausgearbeitet.
6. Ein Netzwerk von rund 70 Bots macht auf Twitter Stimmung für Homöopathie und wow, die Recherche war ein wilder Ritt (buzzfeed.com, Karsten Schmehl)
Auf Twitter machen viele Accounts auf auffällige Weise positive Stimmung für Homöopathie. “BuzzFeed News” hat einen Social Media Analyst mit der Recherche beauftragt, der ein Bot-Netzwerk aus rund 70 Schein-Identitäten identifiziert hat. Durch gegenseitiges Liken und Retweeten sorge dieses Netzwerk dafür, dass Hashtags wie #Homöopathie oder #MachAuchDuMit mit besonders vielen Beiträgen geflutet werden. Karsten Schmehl hat die Recherche mit vielen Screenshots unterhaltsam zusammengefasst.