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“In Loriots unverwechselbarem Tonfall”

Die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” hat sich dafür entschieden, mit diesem Bild des verstorbenen Humoristen Loriot zu gedenken:

Er läuft nicht mehr

Es entstammt dem Trickfilm “Auf der Rennbahn”, den Loriot 1970 zu einer alten Tonaufnahme gezeichnet hatte.

Und damit kommen wir zu einem kleinen Problem: Auch wenn die Bilder von Loriot sind, so sind die Stimmen die von Franz Otto Krüger und Wilhelm Bendow, letzterer hat den Sketch auch geschrieben.

Dieses Randwissen hilft einem vielleicht irgendwann mal bei der Beantwortung der 500.000-Euro-Frage bei “Wer wird Millionär?” — und es hätte einige Nachrufer vor Fehlern bewahrt:

n-tv.de:

Er rettete den Ruf des deutschen Humors. Seine Schöpfungen: “Ja, wo laufen sie denn?” und “Früher war mehr Lametta” kennt jeder.

“Zeit Online”:

Mit seinen Sketchen prägte Loriot nicht zuletzt die deutsche Umgangssprache. Sentenzen wie “Ein Klavier, ein Klavier”, “Ich schreie dich nicht an!”, “Die Ente bleibt draußen!”, “Ja, wo laufen Sie denn?” oder “Sagen Sie jetzt nichts” sind längst in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen.

“taz”:

Loriot hingegen sollte sich mit seinen gezeichneten oder gespielten Sketchen tief ins kulturelle Gedächtnis der Deutschen einschreiben. Man denke nur an Erwin Lindemann, “seit 66 Jahren Rentner”, die Akademiker Kloebner und Müller-Lüdenscheid in ihrer Badewanne (“Herr Doktor Kloebner, ich leite eines der bedeutendsten Unternehmen der Schwerindustrie und bin Ihnen in meiner Badewanne keine Rechenschaft schuldig”), man denke an Zitate wie “Ja, wo laufen sie denn?”, “Früher war mehr Lametta”, “Morgen bringe ich sie um!” oder Hamanns konsterniertes “Ach was!”

news.de:

Jahr für Jahr fällt in unzähligen weihnachtlich geschmückten Haushalten der Satz “Früher war mehr Lametta!”. Geprägt hat ihn Loriot, während der Weihnachtsfeier bei Hoppenstedts. Auch Formulierungen wie “Das Bild hängt schief”, “Ein Klavier, ein Klavier!”, “Ach was?!” und “Ja wo laufen sie denn?” haben Einzug in den alltäglichen Sprachgebrauch gehalten.

“Focus Online”:

Zu seinen berühmtesten Szenen gehört zweifellos der Sketch mit der Nudel im Gesicht eines Restaurantbesuchers und dem Zitat “Sagen Sie jetzt nichts, Fräulein Hildegard”. Auch viele andere Redewendungen aus seinen Szenen wurden zu geflügelten Worten, etwa “Ein Klavier, ein Klavier”, “Wo laufen sie denn?” oder “Früher war mehr Lametta”.

dpa:

Und Sprüche aus Loriot-Sketchen wie “Hildegard, warum sagen Sie denn nichts?” oder “Wo laufen sie denn?”, “Früher war mehr Lametta” und das knappe und doch alles umfassende “Ach was!?” sind längst zu geflügelten Worten in der deutschen Umgangssprache geworden.

“Financial Times Deutschland”:

Um es vorwegzunehmen: Loriot war ein Ausnahmekünstler, ein genialer Kopf- und Baucharbeiter, dessen Humor quer durch alle Gesellschaftsschichten ging. Vielleicht war er sogar der wichtigste Humorist, den Deutschland bislang hervorgebracht hat – und der uns geflügelte Worte schenkte wie “Wo laufen Sie denn?”, “Im Herbst eröffnet der Papst mit meiner Tochter eine Herrenbutike in Wuppertal” oder “Früher war mehr Lametta”.

Das Pferd Den Vogel abgeschossen hat aber “Der Freitag”, der unter der Überschrift “Ja wo laufen Sie denn?” behauptet:

Einige seiner Sketche wurden zu Klassikern des deutschen Humors, etwa jener mit der Nudel, auf deren unstatthafte Existenz die Tischdame mit allerlei unauffälligen Andeutungen vergeblich hinweist, oder “Auf der Rennbahn” mit dem immer wieder zitierten Spruch “Ja wo laufen sie denn?” in Loriots unverwechselbarem Tonfall.

Mit Dank an M. Sch. und Stefan K.

Nachtrag, 15.05 Uhr: “Der Freitag” hat den Absatz geändert:

Einige seiner Sketche wurden zu Klassikern des deutschen Humors, etwa jener mit der Nudel, auf deren unstatthafte Existenz die Tischdame mit allerlei unauffälligen Andeutungen vergeblich hinweist, oder auch der Zeichentrickfilm zu Wilhelm Bendows “Auf der Rennbahn” mit dem immer wieder zitierten Spruch “Ja wo laufen sie denn?”.

Autor Thomas Rothschild schreibt in den Kommentaren:

Sie haben Recht. Ich fühle mich beschämt. Das hätte auch in der Eile eines Nachrufs nicht passieren dürfen. Danke jedenfalls für die Korrektur.

Die dpa hatte ihren Fehler sogar schon gestern Nachmittag korrigiert, bei zahlreichen OnlineMedien steht aber immer noch die ursprüngliche, fehlerhafte Version.

Störfall im Netz

Wir würden inzwischen bezweifeln, dass bei “Focus Online” die Agenturmeldungen überhaupt noch gelesen werden, bevor sie online gehen. Das wäre nicht schlimm (und weitgehend üblich), wenn “Focus Online” nicht die Angewohnheit hätte, diesen Agenturmeldungen eigene Vorspänne und Überschriften voranzustellen. Und da wird’s dann schwierig, wenn niemand die Meldung gelesen hat.

Vor drei Wochen wurde so aus der Forderung eines Papstkritikers eine Forderung des Papstes (BILDblog berichtete), gestern ging einer der (weitgehend zerstörten) Unglücksreaktoren von Fukushima weltexklusiv bei “Focus Online” wieder ans Netz.

Und das kam so: AFP hatte gestern Vormittag unter der Überschrift “Reaktor nimmt erstmals nach Fukushima wieder vollen Betrieb auf – Japanische Behörden geben grünes Licht” eine kurze Meldung verschickt. Ihre ersten Sätze lauteten:

Erstmals nach der Katastrophe im japanischen Atomkraftwerk Fukushima hat die Regierung des Landes die Wiederaufnahme des wirtschaftlichen Betriebs eines Atomreaktors genehmigt. Reaktor 3 der Atomanlage Tomari auf der Nordinsel Hokkaido nahm am Mittwoch wieder den vollen Betrieb auf, nachdem die Behörden dafür grünes Licht gegeben hatten, wie der Betreiber Hokkaido Electric Power (Hepco) mitteilte.

Von einigen vielleicht unbekannten Wörtern mal ab sollten Kinder der vierten Klasse diesen Sätzen entnehmen können, dass Reaktor 3 der Atomanlage Tomari auf der Nordinsel Hokkaido am Mittwoch wieder den vollen Betrieb aufgenommen hat.

Und das hat “Focus Online” diesen Sätzen entnommen:

Fukushima: Reaktor nimmt wieder vollen Betrieb auf. Erstmals nach der Atomkatastrophe in Fukushima nimmt der Reaktor 3 des Atomkraftwerks wieder den vollen Betrieb auf. Die japanische Behörde gab dafür grünes Licht, wie die Betreiber Hokkaido Electric Power mitteilte. Seit der Katastrophe sind fast drei Viertel der Atomreaktoren wegen Sicherheitschecks und zur Wartung außer Betrieb.
Mit Dank an Stefan.

Nachtrag, 19. August: “Focus Online” hat Überschrift und Vorspann unauffällig korrigiert. Beim Papst war es noch transparent gewesen.

2. Nachtrag: Unser Leser Andre Sch. weist uns darauf hin, dass “Focus Online” die Fehler nicht komplett “unauffällig” korrigiert hat. Wer sich durch die Leserkommentare klickt, findet dort einen kleinen Hinweis:

Erster Satz ist falsch. "Erstmals nach der Atomkatastrophe in Fukushima nimmt der Reaktor 3 des Atomkraftwerks wieder den vollen Betrieb auf." Eben gerade nicht der Reaktor 3 von Fukushima... Anmerkung der Redaktion: Vielen Dank für den Hinweis. Wir haben den Fehler inzwischen korrigiert.

Wir sind Papst!

Im Hinblick auf den anstehenden Papst-Besuch im September hat die “Rhein-Zeitung” mit Christian Weisner gesprochen, dem Sprecher der Kirchen-Volksbewegung “Wir sind Kirche”.

Weisner sagt in dem Interview unter anderem:

RZ: Wo brennt es in der Kirche?

Weisner: Dazu gehören vor allem der fehlende Nachwuchs an Priestern, die unbefriedigende Rolle der Frau, der fehlende theologische Diskurs, die mangelhafte Bereitschaft zur Ökumene und der sexuelle Missbrauch. (…)

Die Nachrichtenagentur dapd hat daraus eine kleine Meldung gemacht, die unter der Überschrift “Papst soll etwas für die Ökumene bewegen” bei verschiedenen Medien veröffentlicht wurde.

Auch “Focus Online” hat sich der Meldung angenommen und ihr einen eigenen Vorspann und eine eigene Überschrift verpasst. Und so kann die Internetseite jetzt weltexklusiv eine Sensation vermelden:

Katholische Kirche: Papst Benedikt XVI. fordert mehr Ökumene. Papst Benedikt XVI. hat im Vorfeld seines Deutschland-Besuches die „mangelnde Bereitschaft in der katholischen Kirche zur Ökumene“ kritisiert. Er nimmt damit Stellung zur wachsenden Kritik, dass die Kosten für den Papst-Besuch zu hoch seien.

Mit Dank an Wolfgang.

Nachtrag, 31. Juli: “Focus Online” hat den Fehler heute transparent korrigiert.

Journalismus zum Davonlaufen

Torsten Oletzky, Chef der Ergo-Versicherungsgruppe, hat der “Rheinischen Post” für ihre Samstagsausgabe ein Interview gegeben. Darin sprach er auch über die Folgen, die das Bekanntwerden von Lustreisen für Versicherungsmitarbeiter gehabt hatte:

“Verloren haben wir mit konkretem Bezug darauf etwa 500 Kunden – von insgesamt immerhin 20 Millionen.”

Wirklich neu war diese vergleichsweise niedrige Zahl nicht: Ergo-Personalvorstand Ulf Mainzer hatte der “Berliner Zeitung” rund eine Woche vorher fast exakt das Gleiche gesagt, was Dank der Nachrichtenagentur dapd auch recht ordentlich verbreitet worden war.

Diesmal nannte also Oletzky die Zahl und die Nachrichtenagentur dpa verbreitete sie. Allerdings klingt das in der dpa-Variante schon eine Spur beunruhigender:

Die Affären um Lustreisen und Riester-Verträge haben den Versicherer Ergo nach eigenen Angaben mehrere hundert Kunden gekostet. “Verloren haben wir mit konkretem Bezug darauf etwa 500 Kunden”, sagte Ergo-Chef Torsten Oletzky der “Rheinischen Post” (Samstag).

(Die Relationsgröße von insgesamt 20 Millionen Kunden hat dpa* einfach mal weggelassen. Dabei wäre es dem Verständnis natürlich durchaus zuträglich gewesen, zu wissen, dass es um 0,025 Promille der Ergo-Kunden geht.)

Richtig irre wurde die Meldung dann aber im “Spiegel Online”-Remix:

Sexparty-Skandal: Versicherer Ergo laufen die Kunden davon

Kunden nehmen dem Versicherer Ergo die Skandal-Serie der vergangenen Wochen übel. Mindestens 500 Versicherte kündigten infolge der Negativ-Schlagzeilen ihren Vertrag, sagte Ergo-Chef Oletzky. Sein Job scheint aber nicht in Gefahr.

Mit Dank an Markus Sch. und Philipp K.

*) Nachtrag, 21. Juli: Die Deutsche Presseagentur hat uns nach eingehender interner Prüfung mitgeteilt, dass sie das Zitat zunächst deshalb verkürzt wiedergegeben hatte, weil die “Rheinische Post” es selbst so verbreitet hatte. In einer späteren Wochenendzusammenfassung vom Sonntag zitiert dpa Oletzky dann ausführlicher.

Die Nachrichtenagentur dapd, die bereits Anfang Juli über die rund 500 Kündigungen berichtet hatte (s.o.) verbreitete die Meldung am Samstag dann übrigens ein weiteres Mal.

dapd  

Lohnsteuermann über Bord

Der Unterschied zwischen einem Einkommensnachweis (oder auch Entgeltnachweis) und einer Lohnsteuerkarte mag sich einem Laien vielleicht nicht gleich erschließen, aber er ist gewaltig. Der Einkommensnachweis wird beispielsweise von Banken und Behörden zur Einstufung bei der Kreditvergabe bzw. bei der Klärung von Unterhaltsverpflichtungen genutzt, während eine Lohnsteuerkarte dem Arbeitgeber zur Berechnung der Lohnsteuer dient. Die einzige Gemeinsamkeit eines Einkommensnachweises und einer Lohnsteuerkarte ist, dass es beide in elektronischer Form gibt — oder gab.

Die Nachrichtenagentur dapd hatte diesen Unterschied nicht begriffen, als sie gestern zusätzlich zum Aus des elektronischen Entgeltnachweisverfahrens ELENA das Ende der elektronischen Lohnsteuerkarte erklärte:

Bund verabschiedet sich von elektronischer Lohnsteuerkarte

Berlin (dapd). Die Bundesregierung will die Einkommen der deutschen Steuerzahler nun doch nicht elektronisch erfassen. (…) Der elektronische Entgeltnachweis sollte ab 2014 die alte Lohnsteuerkarte endgültig ersetzen. (…)

Auch in der eine Stunde später folgenden Zusammenfassung hieß es in der Überschrift:

Regierung beerdigt digitale Lohnsteuerkarte – Elektronischer Entgeltnachweis Elena vor dem Aus

Zwar steht das seit Jahren umstrittene ELENA-Verfahren tatsächlich vor dem Aus, mit der digitalen Lohnsteuerkarte hat das jedoch rein gar nichts zu tun. Sie soll, wie geplant, im Jahr 2012 unter dem Namen ELStAM (Elektronische Lohnsteuerabzugsmerkmale) eingeführt werden.

Die “Berichtigung”, die die Agentur dann heute morgen nachlegte (“Damit wird klargestellt, dass die elektronische Lohnsteuerkarte nicht vom Aus für Elena betroffen ist”), kam leider zu spät für die heute erschienenen Printausgaben der “Berliner Morgenpost”, von “Welt Kompakt” und vielen anderen.

Die kursierende Falschmeldung sorgte sogar für eine Richtigstellung des saarländischen Finanzministeriums:

Saarbrücken: Elektronische Lohnsteuerkarte bleibt
Trotz der geplanten Einstellung des Verfahrens zum elektronischen Entgeltnachweises (Elena) bleibt den Arbeitnehmern die elektronische Lohnsteuerkarte erhalten.

Darauf hat das saarländische Finanzministerium hingewiesen. Ein Sprecher sagte, die elektronische Lohnsteuerkarte habe mit Elena nichts zu tun. Elena betreffe nur die Sozialversicherung.

Während heute.de und focus.de ihre zwischenzeitlich falschen Meldungen korrigiert haben, scheint sich bei anderen Online-Ausgaben niemand für die sechs Stunden alte dapd-Berichtigung zu interessieren. Obwohl sich die digitale Lohnsteuerkarte bester Gesundheit erfreut, heißt es etwa in den Online-Auftritten der “Sächsischen Zeitung” und der “Augsburger Allgemeinen” immer noch:

Bund begräbt elektronische Lohnsteuerkarte

"Elena" scheitert am Datenschutz Das Ende der elektronischen Lohnsteuerkarte

Vielleicht wäre es am besten, wenn Nachrichtenagenturen gleich Zugriff auf alle Redaktionssysteme bekämen. Dann könnten sie im Falle mögliche Fehler gleich selbst korrigieren. Denn die Online-Medien überprüfen die Meldungen vor Veröffentlichung ja offensichtlich sowieso nicht.

Mit Dank an Jens G. und Christoph T.

Nachtrag, 21:03 Uhr: Als könnte es Bild.de nicht auf sich sitzen lassen, wenn andere Medien Fehler machen. Gut zehn Stunden nachdem dapd die Falschmeldung von gestern zurückgenommen hat und rund eine Stunde nachdem wir diesen Beitrag veröffentlicht haben, ist ein Artikel erschienen, der alles bisher dagewesene in den Schatten stellt. Bild.de glaubt allen Ernstes immer noch, dass das Aus von ELENA gleichzeitig das Aus für die elektronische Lohnsteuerkarte bedeutet:

Projekt "Elena" gescheitert Aus für digitale Lohnsteuerkarte

Dazu gibt es einen Screenshot von einer Website, die für ELENA wirbt (oder warb), mit diesem Bildtext:

Die digitale Lohnsteuerkarte hat ausgedient. (…)

Im Text heißt es fälschlicherweise:

„Elena” sollte ab 2014 die herkömmliche Lohnsteuerkarte ablösen und die Erstellung von Einkommensbescheinigungen erheblich erleichtern.

Noch größerer Unfug ist jedoch das:

Zwar erhalten sie ihre Lohnsteuerkarte im Gegensatz zu früher weiter auf elektronischem Weg. Diese Form enthält jedoch wesentlich weniger sensible Daten, als das bei „Elena“ der Fall gewesen wäre.

Die Lohnsteuerkarte erhält man nicht “weiter auf elektronischem Weg” wie Bild.de schreibt, sondern im Jahr 2012 zum ersten Mal. Bis dahin gilt die Lohnsteuerkarte von 2010. Der zweite Satz ergibt überhaupt keinen Sinn, wenn man bedenkt, dass ELENA mit der Lohnsteuerkarte rein gar nichts zu tun hat.

Mit Dank an Thomas, Michael M. und Joachim K.

Nachtrag, 20. Juli: Bild.de hat reagiert und die elektronische Lohnsteuerkarte ohne jeden Hinweis aus dem Artikel entfernt.

Das kann nicht Euer ERNSTL sein

Vergangene Woche stellte ein Mann namens Paul Awe bei eBay ein ganz besonderes Objekt zur Versteigerung ein:

GLÜCKSRAD - Original aus dem TV - Ikone der 80/90er

Diese Produktbezeichnung war womöglich etwas missverständlich, denn Awe versteigert nicht das Glücksrad aus der unfassbar erfolgreichen Sat.1-Sendung “Glücksrad” (1988 – 1998), sondern das Glücksrad aus der erfolglosen 9Live-Reinkarnation der Sendung (2004 – 2005) — deutlich zu erkennen etwa an den Euro-Beträgen auf dem Rad.

Das steht so ähnlich auch in der Produktbeschreibung:

Die zu versteigernde Version des Glücksrads drehte sich zuletzt auf 9Live. Es wurde mit Genehmigung des amerikanischen Lizenzgebers hergestellt und dürfte das einzig verfügbare Glücksrad in Deutschland sein.

Paul Awe hätte klar sein müssen, dass sein Angebot falsch verstanden werden könnte — zum einen von möglichen Bietern, ganz sicher aber von Journalisten.

Die Deutsche Presseagentur (dpa) berichtete bereits letzten Montag:

Das “Glücksrad” und die Buchstabenwand werden jetzt versteigert. Das kündigte der Münchner Medienunternehmer Paul Awe, dem die Kulissen gehören, am Montag an. Awe hatte das Glücksrad aus dem Fundus des Privatsenders Neun live übernommen, der im Jahr 2005 den Spielshowklassiker zuletzt übertragen hatte.

Das war (bis auf Awes Berufsbezeichnung, zu der wir später kommen) nicht falsch. Irreführend wurde die Meldung durch den darauf folgenden Absatz, der nichts mit dem angebotenen Glücksrad zu tun hatte:

Das “Glücksrad”, das im amerikanischen Original “Wheel of Fortune” heißt, war mit der meist stummen Buchstabenfee Maren Gilzer sowie den Moderatoren Frederic Meisner und Peter Bond im Jahr 1988 bei Sat.1 auf Sendung gegangen und wechselte 1998 zu Kabel eins, wo es sich bis 2002 drehte. 2004 und 2005 probierte es Neun live noch einmal. Awe kündigte an, er werde das mehrere hundert Kilo schwere Rad samt Buchstabenwand von Dienstag an im Online-Auktionshaus ebay anbieten – Mindestgebot: ein Euro.

Am Mittwoch berichtete “Welt Online”:

Online-Versteigerung: Glücksrad und Buchstabenwand landen bei Ebay. Vor über zwei Jahrzehnten drehte sich das "Glücksrad" erstmals im deutschen Fernsehen. Nun können Nostalgiker das berühmte Requisit im Internet ersteigern.

“Welt Online” hatte sich sogar die Mühe gemacht, die legendäre “Buchstabenfee” Maren Gilzer zu befragen, was sie von der Versteigerung halte (“Besser, als wenn es in einem Kulissenkeller irgendwo verstaubt.”) und ob sie selbst mitbieten werde (“Ich nicht, denn mein Hund Tinka interessiert sich nicht für Buchstaben.”).

Auch “Focus online” hatte einen schicken O-Ton aufgetan:

Auch Frederic Meissner, der “Das Glücksrad” 14 Jahre lang moderiert hat, denkt gerne an diese Zeit zurück. “Natürlich kommt auch etwas Wehmut auf, wenn die Studioeinrichtung nun versteigert wird”, so Meissner gegenüber FOCUS Online.

Gegen Ende der Woche hatten die “B.Z.”, die “Hamburger Morgenpost” und sogar die “Süddeutsche Zeitung” über die Auktion berichtetet. Letztere, obwohl die Sendung im Rückblick “dermaßen dämlich” sei, “dass es fast schade um jede Zeitungszeile ist, die man darüber verliert”.

Nachdem Paul Awe übereinstimmend als “Medienunternehmer” bezeichnet worden war, stellte er am 30. Juni in einem Update auf der Auktionsseite klar:

Ich bin KEIN “Medienunternehmer” (wie in der Presse dargestellt), sondern ein ganz normal arbeitender Mensch – jetzt mit ein bisschen Glück, hoffentlich!

Am gleichen Tag beantwortete er die Frage eines eBay-Mitglieds, um welches Glücksrad es sich denn jetzt eigentlich handle, so:

Die zur Verstiegerung stehende Version ist nicht die, die 1988 auf SAT.1 zu sehen war, sondern lief auf 9 Live.

Zwei Tage später war die Auktion auch zu Bild.de durchgedrungen:

Auktion bis 7. Juli: Das "Glücksrad" wird bei Ebay versteigert

Die Auktionsseite hatte die Autorin für ihren Artikel offensichtlich nicht gelesen, denn sie schrieb:

Der Münchner Medien-Unternehmer Paul Awe versteigert die Original-Requisite aus der gleichnamigen TV-Sendung jetzt im Online-Auktionshaus Ebay.​

Außerdem schrieb Bild.de:

Demnächst soll auch noch die dazugehörige Buchstabenwand, die bei der Show jahrelang das Reich von Buchstaben-Fee Maren Gilzer war, bei Ebay unter den Hammer kommen.

Die Buchstabenwand, die deutlich kleiner ist als die, vor der Maren Gilzer jahreland auf und ab schritt, stand da bereits seit mehreren Tagen zur Versteigerung.

Die Kabel-1-Variante des Glücksrads war übrigens bereits im Jahr 2002 für einen guten Zweck versteigert worden.

Mit Dank an Axel Sch. und Jens L.

dapd  etc.

Hilfe!

Gestern Mittag vermeldete die Nachrichtenagentur dapd aufgeregt das “Aus für Notrufsäulen an deutschen Straßen bis Jahresende”. Wer bei dieser Überschrift angenommen hatte, die orangefarbenen Notrufsäulen entlang der Autobahnen (die ja durchaus als “deutsche Straßen” durchgehen dürften) würden – etwa bis Jahresende – verschwinden, wurde schon im ersten Satz eines besseren belehrt:

Alle Notrufsäulen an den deutschen Bundes-, Landes- und Kreisstraßen werden bis zum Jahresende abgebaut. Dies teilte die Björn-Steiger-Stiftung in Stuttgart auf Anfrage der Nachrichtenagentur dapd mit. (…)

Nicht betroffen vom beschlossenen Abbau sind die derzeit rund 16.000 Notrufsäulen an den deutschen Autobahnen, für die der Gesamtverband der Deutschen Versicherer (GDV) zuständig ist.

Aber auch das war offensichtlich nicht ganz richtig, denn dapd verschickte rund vier Stunden später eine “Berichtigung”. Dort hieß es nun:

Nur Baden-Württemberg behält Notrufsäulen

Was genau es bedeutet, wenn “nur Baden-Württemberg” die Notrufsäulen behält, erklärte dapd natürlich auch gerne:

Nur Baden-Württemberg behält Notrufsäulen an den Bundes-, Landes- und Kreisstraßen, in den anderen Bundesländern werden sie abgebaut. Das teilte die Björn-Steiger-Stiftung in Stuttgart auf Anfrage der Nachrichtenagentur dapd mit. Bundesweit gibt es den Angaben zufolge derzeit knapp 2.100 Säulen, davon allein rund 1.800 in Baden-Württemberg.

dapd hatte also herausgefunden, dass immerhin 14% der noch bestehenden Notrufsäulen an deutschen Bundes-, Landes- und Kreisstraßen abmontiert werden sollen — nämlich die außerhalb Baden-Württembergs. Die restlichen der ehemals rund 7.000 Notruftelefone sind nämlich seit der Einführung eines Handyortungssystem für die Leitstellen im Jahr 2006 sukzessive abgebaut worden, wie uns die Björn-Steiger-Stiftung auf Anfrage erklärte.

Nun würde man als Laie sagen: “Hmmmmm, das ist dann wohl eher keine Meldung! dapd war sich nur zu fein, den ursprünglichen Schwachsinn komplett zurückzuziehen.” Doch Profis denken da anders.

“Bild” bringt heute auf der Titelseite folgende Kurzmeldung, die sich offensichtlich auf eine der ersten dapd-Varianten beruft:

Notrufsäulen an Bundesstraßen werden abgeschafft

Stuttgart – Alle Notrufsäulen an den deutschen Bundes-, Landes- und Kreisstraßen werden bis zum Jahresende abgebaut. Das teilte die Björn-Steiger-Stiftung in Stuttgart mit. Die Notrufsäulen seien nicht mehr finanzierbar. Außerdem habe die heute selbstverständliche Handynutzung sowie die nun mögliche Ortung von Mobiltelefonen die Säulen zuletzt zunehmend überflüssig gemacht. Bundesweit gibt es noch rund 2000 Säulen. Nicht betroffen sind die rund 16000 Notrufsäulen an den Autobahnen.

Diese Quelle muss auch der “Tagesspiegel” benutzt haben:

Notrufsäulen an deutschen Straßen verschwinden bis Jahresende

Stuttgart – Für die Notrufsäulen an Bundes-, Landes- und Kreisstraßen kommt das Aus. Sie würden bis zum Jahresende abgebaut, teilte die Björn-Steiger-Stiftung mit. Die Säulen seien nicht mehr finanzierbar. Zudem seien sie durch die Handynutzung zunehmend überflüssig. Nicht betroffen sind die 16 000 Notrufsäulen an den Autobahnen. dapd

Die “Süddeutsche Zeitung” brachte einen längeren Artikel, der auf der ersten dapd-Meldung basierte und auch die Online-Medien haben die NichtGeschichte natürlich dankbar aufgenommen — wobei abendblatt.de eine wahre Meisterleistung geglückt ist: In dem Artikel, der mit den Worten “nur Baden-Württemberg behält Notrufsäulen” beginnt, zeigt sich ein ADAC-Experte vom “kompletten Aus für die Notrufsäulen an Bundes-, Landes- und Kreisstraßen” überrascht. Der dapd hatte das ADAC-Zitat aus seiner berichtigten Fassung herausgenommen, weil sich das “komplette Aus” als wenig haltbar erwiesen hatte.

Auch die dpa erweckt seit gestern den Eindruck, der seit fünf Jahren voranschreitende Abbau der Notrufsäulen sei eine Neuigkeit:

Aus für Notrufsäulen – Steiger Stiftung baut ab

Stuttgart (dpa) – Die Björn Steiger Stiftung baut ihre Notrufsäulen bundesweit nach und nach ab. Von den ursprünglich 7000 Säulen stehen noch 2095, davon gut 1800 in Baden-Württemberg, sagte eine Sprecherin der Stiftung am Mittwoch in Stuttgart. Die hohen Kosten für das Notrufsystem über die Säulen an Bundes-, Landes- und Kreisstraßen seien in Zeiten von Handys nicht mehr zu rechtfertigen, begründete sie die Entscheidung. Nicht betroffen sind die Säulen an Autobahnen. Sie werden vom Gesamtverband der Deutschen Versicherer (GDV) betrieben.

Mit großem Dank an Tobias.

Hinweis, 19.10 Uhr: In der ursprünglichen Fassung dieses Eintrags hatten wir geschrieben, die dpa-Meldung sei “immer noch völlig unkorrigiert”. Die dpa erklärte uns dazu, dass es an der Meldung “nichts zu korrigieren” gebe, da alle Fakten korrekt wiedergegeben würden.

Spiegel Online, Springer-Boys, Oliver Kalkofe

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Über das Spektakuläre an ‘Spiegel online'”
(titanic-magazin.de, Stefan Gärtner)
Stefan Gärtner denkt über “Spiegel Online” und seine Auswirkungen nach: “Anders als Springers Kettenhund nicht im Schmuddeleck angepflockt, hat ‘Spon’ mit demselben Crossover aus Sex, Crime und Politik (‘Türkischer Wahlkampf: Sexvideos und Größenwahn’) paradigmatisch werden können: Nichts hat der allgemeinen Sensationitis und Boulevardisierung im Preßbereich so den Boden bereitet wie die Kopplung des Nimbus vom ewigen Nachrichtenmagazin ans sexy Atemlose des Netzmediums.”

2. “Die fabelhaften Springer-Boys”
(wolfgangmichal.de)
Wolfgang Michal schreibt über Mitarbeiter des Axel-Springer-Verlags: Mathias Döpfner, Kai Diekmann, Christoph Keese, Thomas Schmid und Manfred Hart.

3. “Der neue Medienjournalismus”
(funkkorrespondenz.kim-info.de)
Die Funkkorrespondenz wundert sich über die ausserordentliche Produktivität von Alexander Krei auf dwdl.de und erkennt in ihm “einen Medienjournalisten neuen Typs”. Der Besprochene antwortet: “All das ist schnell (und, soweit ich das beurteilen kann, auch sauber) vermeldet. Den sich daraus möglicherweise ergebenden (versteckten) Vorwurf, die Qualität bleibe dabei möglicherweise auf der Strecke, müssen natürlich andere beurteilen.”

4. “Ein neuer Typus von Web-Journalisten”
(2axbecker.blogspot.com, Alexander Becker)
Alexander Becker nimmt die Diskussion auf: “Das fast schon selbstverständliche Aggregieren der Leistungen anderer Medien in Form von eigenen Meldungen, wie es Redaktion wie DWDL, genauso wie MEEDIA.de und viele andere Web-Portale betreiben, ist eine Reaktion auf die noch recht junge Blogger-Kultur. Denn der ihr innewohnenden Anspruch alle Nachrichten möglichst schnell und direkt bloggen zu wollen, haben sich vor allem kleine Fach-Redaktionen – wie selbstverständlich – zu eigenen gemacht.”

5. “Oliver Kalkofe: Kein Mitleid für 9live”
(rockbär.de, Sebastian Pertsch)
Oliver Kalkofe im ausführlichen Interview. Zur Einstellung des TV-Senders 9Live sagt er: “Das war ein Auswuchs des modernen Fernsehens, was ganz deutlich gezeigt hat, wie in Deutschland momentan gedacht wird: Du machst etwas, das billig ist und was Kohle bringt. Das ist Betrug – wir können es nicht schön reden.”

6. “FOCUS killt Künast-Interview”
(gruene-bundestag.de, Michael Schroeren)
Die Grünen ärgern sich über den “Focus”: “Ein abgestimmtes Interview, das ohne nachvollziehbare Begründung aus dem Heft geworfen wird: Das ist mehr als ein starkes Stück, das ist ein beispielloser Affront.”

Bild, dpa  etc.

Die Medien sind krank

Wie wird aus einer interessanten Information eine Nachricht, die viele Medien und damit viele Menschen erreicht? Die Geschichte der Meldung, dass die Deutschen 2010 wieder häufiger krank feierten, die in dieser Woche durch die Medien ging, ist ein gutes Lehrstück.

1.

Immer am Anfang des Jahres gibt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit eine große Tabelle mit Daten über die Entwicklung der Arbeitszeit in Deutschland heraus. Darin steht unter anderem, wie viele Überstunden die Arbeitnehmer gemacht haben und wie oft sie krank waren.

In diesem Jahr veröffentlicht das IAB die Zahlen am 20. Januar und erwähnt in einer Pressemitteilung unter anderem, dass der Krankenstand 2010 gegenüber dem Vorjahr leicht zugenommen habe. Die Agentur dapd berichtet, doch die Nachricht bleibt ohne größere Resonanz.

2.

Irgendwann später im Jahr ruft der “Bild”-Redakteur Stefan Ernst beim IAB an und fragt, ob man nicht irgendwelche exklusiven Daten für ihn habe. Das Institut verneint, weist aber auf die vielen interessanten Informationen auf der eigenen Internetseite hin. Ernst greift auf die Arbeitszeit-Tabelle zurück und macht aus den eigentlich längst bekannten Angaben über die Überstundenentwicklung einen Artikel, der am 14. Februar auf Seite 1 erscheint.

3.

Die Nachrichtenagenturen AFP, dpa und epd melden daraufhin unter Bezug auf “Bild” die IAB-Zahlen aus dem Januar über die Entwicklung der Überstunden. dpa ergänzt sie in einer weiteren Meldung am selben Tag um die IAB-Daten über den leicht erhöhten Krankenstand.

4.

Einige Monate vergehen. Eines Tages erinnert sich “Bild”-Mann Stefan Ernst bei der Suche nach einer aufregenden Wirtschaftsgeschichte für die Seite 1 offenbar an die alte IAB-Tabelle. Diesmal greift er sich ein anderes Detail heraus: die Angaben über den erhöhten Krankenstand. So meldet “Bild” am 14. Juni noch einmal, was das IAB bereits im Januar und dpa bereits im Februar gemeldet hat:

5.

Die Nachrichtenagentur dpa berichtet daraufhin eilig unter Bezug auf “Bild”, dass sich der Krankenstand laut IAB 2010 leicht erhöht habe. Autor der Meldung ist derselbe dpa-Mann, der dieselbe Nachricht schon vier Monate zuvor geschrieben hatte.

6.

Auf der Grundlage der dpa-Meldung verkaufen nun “Handelsblatt”, “taz”, “Berliner Zeitung”, “B.Z.”, “Spiegel Online” und viele andere als Neuigkeit, was das IAB gut fünf Monate zuvor veröffentlicht hat und was dpa vier Monate zuvor bereits einmal gemeldet hat.

Und wir lernen:

  • Nachrichten müssen in der “Bild”-Zeitung stehen, damit Nachrichtenagenturen sie wahrnehmen.
  • Wenn sie in der “Bild”-Zeitung stehen, sind sie für Nachrichtenagenturen immer ein Thema, selbst dann, wenn sie sie bereits Monate zuvor schon vermeldet haben.
  • Was Nachrichtenagenturen melden, ist für andere Medien eine Nachricht, selbst wenn es alt, bekannt oder falsch ist.

Falsch auch? Ja. Vermutlich hat der Krankenstand im vergangenen Jahr gar nicht zugenommen. Die IAB-Studie beruht auf Stichproben, die solche Schlüsse, wie sie das Institut und die Medien ziehen, gar nicht zulässt. Mehr dazu hier:

Und wir holen den Pokal

In der vergangenen Nacht deutscher Zeit gewannen die Boston Bruins im entscheidenden siebten Spiel der Playoff-Finals nach einem 4:0-Sieg gegen die Vancouver Canucks den Stanley Cup, die legendäre Trophäe der nordamerikanischen Eishockeyliga NHL.

Da jeder Spieler der Siegermannschaft den Pokal anschließend für einen Tag mit nach hause nehmen darf und Dennis Seidenberg als zweiter deutscher Spieler den Stanley Cup gewonnen hat, freut sich sueddeutsche.de:

Eishockey: Boston gewinnt NHL-Finale. Seidenberg holt Stanley-Cup nach Deutschland

Schon im Vorspann des Artikels heißt es:

Dank Bruins-Spieler Dennis Seidenberg gastiert damit im Sommer der Stanley Cup in Schwenningen – und kommt zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder nach Deutschland.

Der Text selbst schließt dann mit den Worten:

Uwe Krupp hatte 1996 mit der Colorado Avalanche als erster Deutscher die begehrteste Eishockey-Trophäe der Welt gewonnen und den Stanley Cup anschließend für einen Tag nach Deutschland gebracht.

Diese Behauptung ist offensichtlich falsch.

In einem Interview mit dem Internetmagazin Hockeyweb antwortete Uwe Krupp vor zwei Wochen auf die Frage, was er denn mit dem Pokal, den er 1996 und 2002 gewonnen hatte, gemacht hätte:

1996 hatten wir eine Party bei mir zu Hause in Colorado, so dass Freunde und Familie den Pokal bewundern konnten. Das zweite Mal wohnte ich bereits in Montana. Da der Cup noch nie dort war, habe ich ihn in Seeley Lake ausstellen lassen. Er wurde in der Stadt präsentiert, unter anderem in der Turnhalle. Doch im Nachhinein tut es mir leid, den Cup nie nach Deutschland mitgenommen zu haben. Aber das können ja jetzt Christian [Ehrhoff, Vancouver Canucks] oder Dennis nachholen.

Sollte Dennis Seidenberg den Stanley Cup also tatsächlich in seine Schwarzwälder Heimat bringen, wäre der Pokal damit zum ersten Mal auf deutschem Boden.

Mit Dank an Michael W.

Nachtrag, 15.50 Uhr: Den Fehler hat sueddeutsche.de offenbar von der Deutschen Presse Agentur (dpa) übernommen, die heute in mehreren Meldungen schreibt:

Uwe Krupp hatte 1996 mit der Colorado Avalanche als erster Deutscher die begehrteste Eishockey-Trophäe der Welt gewonnen und den Stanley Cup anschließend für einen Tag nach Deutschland gebracht.

Der Satz steht daher unter anderem auch bei faz.net, sportschau.de, “Focus Online” und Eurosport.

Mit Dank an Benjamin M.

2. Nachtrag, 19.45 Uhr: dpa hat eine Berichtigung ihres Artikels verschickt und mit einem Hinweis versehen:

Der zweite Satz und der vierte Absatz wurden neu formuliert. Damit wird klargestellt, dass Krupp zwar 1996 die Trophäe gewonnen, den Pokal aber nicht rpt nicht mit nach Deutschland gebracht hat.

sueddeutsche.de bleibt bisher bei ihrer Darstellung.

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