Joar, Mensch, das ist ja mal gar nicht schlecht, dass das “Abendblatt” dabei war, “als die finnische Fluggesellschaft ‘Finnair’ als erste Fluggesellschaft den Airbus A350 übernahm.” Glückwunsch!
Warum das überhaupt bemerkenswert ist? Weil dieser Screenshot nicht von abendblatt.de stammt, sondern von Bild.de:
Das Portal berichtet heute über einen “SONDERFLUG DES LUFT-GIGANTEN”, denn der “Mega-Airbus besucht Hamburg”:
Der neue Lufthansa-Airbus A350-900, das weltweit modernste Langstreckenflugzeug, besuchte am Donnerstag-Vormittag mit einem Sonderflug die Hansestadt.
Wie da nun die frohe “Abendblatt”-Kunde reingerutscht ist? Vermutlich hat irgendein Bild.de-Mitarbeiter beim Text-Klauen nicht aufgepasst und beim Copyandpasten eben auch die Passage mit “Finnair” übernommen. Auf abendblatt.de steht nämlich ebenfalls (Link mit Bezahlschranke):
Für die Lufthansa sei der Neuzugang eines der wichtigsten Ereignisse des Jahres. Die A350-900 für 293 Passagiere sei das modernste und umweltfreundlichste Langsteckenflugzeug. Es verbrauche 25 Prozent weniger Treibstoff und sei beim Start wesentlich leiser als vergleichbare Flugzeugtypen.
Das Abendblatt war dabei, als die finnische Fluggesellschaft Finnair als erste Fluggesellschaft den Airbus A350 übernahm.
Die Bild.de-Redaktion mopst also einfach zwei Absätze beim “Abendblatt”, inklusive Rechtschreibfehler (“Langsteckenflugzeug”), und vergisst, die Spur zu verwischen. Wir wollen an dieser Stelle nur noch mal daran erinnern: Bild.de geht derzeit mit einer wettbewerbs- und urheberrechtlichen Klage gegen “Focus Online” vor, weil man sich nicht länger bieten lassen wolle, dass das “Burda”-Portal “systematisch exklusive Bezahl-Inhalte von BILDplus abschreibt”. Nun ist das Ausmaß, mit dem “Focus Online” sich bei “Bild plus” bedient, sicher noch mal ein anderes. Aber auch bei den zwei “Abendblatt”-Absätzen handelt es sich um Bezahl-Inhalte. Und abschreiben bleibt abschreiben.
Anfang Januar jubelte die “Bild”-Redaktion auf ihrer Titelseite:
Ein ziemlich enges Rennen zwischen “Bild” und dem “Spiegel”, 1253 Zitate versus 1252 Zitate. Dass Redaktionen und Journalisten sich freuen, wenn Kollegen ihre “exklusiven Nachrichten, Berichte, Interviews etc.” übernehmen und — mit Nennung des Mediums, das das Exklusivmaterial veröffentlicht hat — über das gleiche Thema berichten, kann man gut verstehen.
Der “Spiegel” hat in seiner aktuellen Ausgabe unter anderem so ein Thema. Es geht um Fußballstar David Beckham:
Der Artikel gehört zur Reihe “Football Leaks”, die der “Spiegel” im vergangenen Jahr gestartet hat. Die gleichnamige Enthüllungsplattform hatte der Redaktion zahlreiche Verträge, E-Mails, Informationen aus der Fußballbranche zugespielt. Gemeinsam mit anderen Redaktionen der “European Investigative Collaborations” hat ein “Spiegel”-Team dieses ganze Material ausgewertet; nun veröffentlicht das Magazin peu à peu neue Enthüllungen.
Die Geschichte über David Beckham basiert auf Millionen E-Mails, die Hacker gestohlen haben. Sie zeigen, dass der frühere Mittelfeldspieler ganz heiß darauf war, von der Queen zum Ritter geschlagen zu werden. Und dass er ganz jähzornig und ausfallend wurde, als das nicht geklappt hat. Außerdem lassen die Mails daran zweifeln, dass Beckham sich völlig uneigennützig für “Unicef” engagiert. Vielmehr scheint dieses Engagement ein wichtiger Baustein seiner Selbstvermarktung und der wertvollen Marke “David Beckham” zu sein.
Die “Spiegel”-Autoren Peter Ahrens, Rafael Buschmann, Jürgen Dahlkamp, Christoph Henrichs und Jörg Schmitt hätten sich sicher gefreut, wenn Bild.de ihr Magazin als Quelle genannt hätte. Stattdessen bezieht sich das Portal aber auf das britische Knallblatt “The Sun”:
In einer seiner E-Mails schrieb er dazu laut “The Sun”
“Bis es keine Ritterschaft ist, fuck off”, schrieb er laut der Zeitung “The Sun”.
In den Texten von “Spiegel”, Bild.de und “The Sun” geht es um die gleichen Aspekte zum gleichen Thema mit den gleichen Zitaten.
Einer der “Spiegel”-Autoren, Jörg Schmitt, wandte sich heute per Twitter an “Bild” und Julian Reichelt, der seit einigen Tagen nicht mehr nur Bild.de-Chefredakteur ist, sondern auch Vorsitzender der Chefredakteure der “Bild”-Gruppe:
Reichelt hatte darauf gleich so viel zu erwidern, dass er drei Tweets benötigte:
Nun hat niemand behauptet, dass “The Sun” den “Spiegel” “beklaut” hätte. Und auch die Mitarbeiter der “Sun” selbst tun wahrlich nicht so, als würde die gesamte Beckham-Story von ihnen stammen (auch wenn — und darauf bezieht sich Reichelt — das Boulevardblatt auf seiner Titelseite ein “EXCLUSIVE” gedruckt hat). Ganz im Gegenteil: “The Sun” nennt im Artikel sauber den “Spiegel” als Quelle. Das hätte auch Julian Reichelt rausfinden können, wenn er vor dem Drauflostwittern den “Sun”-Text gelesen hätte, den seine eigene Redaktion gleich zweimal verlinkt hat. Dort steht:
Und auch in all ihren anderen Artikeln zu den Beckham-E-Mails gibt “The Sun” den “Spiegel” als Quelle an. Hier zum Beispiel:
Was jetzt genau Edward Snowden mit David Beckham zu tun hat, ist nicht ganz klar. Und seit wann der Geschmack entscheidet, von wem eine Geschichte stammt, auch nicht. Aber mit solchen Details hält sich Julian Reichelt auch nicht lange auf. Stattdessen gleich die nächste Nebelkerze:
Rafael Buschmann versucht es dann noch einmal sachlich und weist Julian Reichelt auf einen faktischen Fehler im Bild.de-Artikel hin. Dort steht nämlich, dass die Website “Football Leaks” die E-Mails von David Beckham veröffentlicht habe — was nicht stimmt. “Football Leaks” hat sie weitergeleitet, verschiedene Medien haben daraus dann Artikel gemacht:
Gebracht hat all das nichts. In dem Bild.de-Artikel wird der “Spiegel” weiterhin mit keinem Wort erwähnt.
Vor knapp drei Wochen, als bekannt wurde, dass “Bild” wegen “Inhalte-Diebstahls” gegen “Focus Online” klagt, sagte Julian Reichelt:
“Für uns geht es hier um das Wertvollste, was wir als journalistische Marke haben: unsere mit eigenen Ressourcen recherchierten Inhalte.”
Dass andere Redaktionen für ihre “mit eigenen Ressourcen recherchierten Inhalte” gerne den Credit bekommen würden — dafür hat Julian Reichelt dann aber kein Verständnis.
1. Trump-Berater über US-Medien: Ihr seid die Opposition (sueddeutsche.de, Matthias Kolb)
Donald Trump hat bekanntermaßen den früheren Breitbart-Chef und Rechtsausleger der Republikaner Steve Bannon zum “Counselor to the President” ernannt. Bannon ist damit der ranghöchste Berater im Weißen Haus. Nun holzt er entsprechend los, behauptet, dass die Medien “zu 100 Prozent” falsch berichtet hätten und nennt dabei ausdrücklich die “Washington Post” und die “New York Times”. Matthias Kolb erklärt die Hintergründe und weist am Ende auf eine pikante Meldung der “Washington Post” hin, nach der Bannon sowie vier andere Mitglieder des engsten Trump-Zirkels in zwei Bundesstaaten in den Wählerlisten auftauchen: “Dies ist genau jener angebliche “Wahlbetrug”, über den sich Trump beschwert und den er – ohne jegliche Grundlage – als Erklärung ausführt, wieso Hillary Clinton knapp drei Millionen mehr Stimmen erhielt.”
2. Ein schmaler Grat: Springer gegen Burda (irights.info, Till Kreutzer)
Schon seit einiger Zeit wirft der Springer Verlag den Leuten von “Focus Online” vor, sich systematisch beim Bezahlangebot “Bildplus” zu bedienen, sprich Meldungen zu übernehmen. Juristisch ist das Ganze nicht einfach wie iRights-Anwalt Till Kreutzer schreibt. In dem Fall ginge es weniger um Fragen des Urheberrechts als um solche des Wettbewerbsrechts. Dem gegenüber stünde die Freiheit von Informationen. Egal wie die Klage Springers gegen Burda ausginge, sei es jedoch eine Frage von (Doppel)Moral: “Solange es nicht verboten ist, können Verlage oder ihre Redaktionen das vielleicht so machen. Aber die andere Frage ist: Sollte man es machen? Insbesondere, wenn man zu einem Verlag wie dem Burda-Verlag gehört, der für sich reklamiert, Qualitätsmedien herzustellen.”
3. Konstruktive Glückwünsche (taz.de)
“Emma” wird 40 und die “taz” lässt zu diesem Anlass sieben Frauen zu Wort kommen, die mit der Zeitschrift groß geworden sind. Neben den zu erwartenden Geburtstagsglückwünschen gibt es auch einiges an Kritik. Und apropos Kritik: Für “turi2” hat Tatjana Kerschbaumer die aktuelle Jubiläumsausgabe der Emma einer Blattkritik unterzogen.
Und Kommunikationswissenschaftlerin Martina Thiele spricht in der “taz” unter anderem über die Gefahr, dass die “Emma” vor lauter Antiseximus rassistisch werden könnte: “Auf dem rechten Auge blind”
4. War on Facts (medienwoche.ch, Adrian Lobe)
Adrian Lobe schreibt über die Gefahren von Trumps Politik als Reality-Show: “Trumps Krieg gegen die Wirklichkeit besteht darin, dass er seine Politik der Logik der Reality TV unterwirft, in der etablierte und bewährte Spielregeln des politischen Betriebs (Verfassungstreue, Respektierung der Grundrechte, Achtung von Minderheiten) nicht mehr gelten und Medien nur noch Zuschauer sind. Die Folge ist, dass die Lüge gar nicht mehr sanktioniert wird, weil sie als akzeptiertes Stilmittel und Schmiermittel seiner Show-Politik quasi mit dazugehört.”
5. Türkei sperrt neues Onlinemedium “Özgürüz” (spiegel.de)
Die Türkei hat das kritische Onlinemedium “Özgürüz” gesperrt. Und zwar bereits bevor es richtig losgehen sollte, wie “Correctiv”-Verantwortlicher und “Özgürüz”-Herausgeber Markus Grill auf Twitter meldete.
6. Die treuesten Zuschauer sind oft die, die einen hassen. (planet-interview.de, Jakob Buhre)
Sebastian Pufpaff ist ein deutscher Kabarettist, Moderator und Entertainer. In der „Heute-Show“ bekommt er meist die „Arschloch-Rolle“, während er in „Pufpaffs Happy Hour“ als gut gelaunter Gastgeber Comedy- und Kabarett-Kollegen auf die Bühne holt. Im Interview spricht Sebastian Pufpaff über seine Anfänge im Shopping-TV, Sendeplätze für Satire, empfindliche Zuschauer und seine „Schleimfrisur“.
Es kommt nicht häufig vor, dass die “Bild”-Medien so transparent mit einem Fehler umgehen:
Seit heute steht fest, dass Sigmar Gabriel nicht als SPD-Kanzlerkandidat in den anstehenden Bundestagswahlkampf ziehen wird. Der “Stern” und “Die Zeit” berichteten als Erste darüber — ein schöner Scoop.
Bild.de hatte — wie im Screenshot oben steht — am 9. Januar unter Berufung auf interne Parteikreise geeilmeldet und getitelt:
Einen Tag später gab es in “Bild” dann noch das volle Programm obendrauf: Riesenschlagzeile auf Seite zwei …
… und einen Brief von Franz Josef Wagner, der Sigmar Gabriel seine Bewunderung ausspricht, dass dieser sich tapfer “als Kanzlerkandidat der SPD” zur Verfügung stellt:
Andere Nachrichtenseiten zogen nach und beriefen sich dabei — mehr oder weniger deutlich — auf die “Bild”-Medien. Die “Huffngton Post” beispielsweise:
Und selbst das Team von stern.de, das sich aktuell zusammen mit den Print-Kollegen völlig zurecht für die Enthüllung des Gabriel-Rückzugs feiern lässt, übernahm vor zwei Wochen noch die “Bild”-Geschichte:
Auch die Nachrichtenagenturen berichteten, und so fand man den “Bild”-Fehler fast überall. Am 7. Januar, also zwei Tage vor der falschen Gabriel-Geschichte, feierte “Bild” übrigens auf der Titelseite einen “Riesenerfolg für BILD”:
Die Spitzenposition im “ZITATE-RANKING!” kommt nicht nur, aber auch daher, dass andere Medien Quatsch von “Bild” immer wieder ungeprüft übernehmen.
Dass Bild.de und Chefredakteur Julian Reichelt sich jetzt entschuldigen ist gut und verdient Respekt. Ad hoc fallen uns nur zwei Situationen ein, in der Reichelt ähnlich transparent reagiert hat: Als Bild.de mal bei einem “Tagesanzeiger”-Autoren ganze Passagen geklaut hatte, bat der Bild.de-Chef per Twitter um Entschuldigung; als Bild.de mal bei einem Zitat von Günter Wallraff eine nicht ganz unwesentliche kritische Stelle einfach weggelassen hatte, räumte Reichelt per Twitter einen Fehler ein. Gut möglich, dass es noch ein paar weitere Situationen geben mag. Wahnsinnig viele dürften es allerdings nicht sein.
Bei einer ganz ähnlichen Geschichte wie jetzt bei Sigmar Gabriel gab es zum Beispiele keine ähnliche Reaktion: “Bild” und Bild.de behaupteten Anfang Oktober vergangenen Jahres, dass Frank-Walter Steinmeier auf keinen Fall für das Amt des Bundespräsidenten kandidieren werde:
Wenn heute Mittag die Spitzen von CDU, CSU und SPD im Kanzleramt zum Koalitionsgipfel zusammenkommen, wird es KEINE Einigung auf einen gemeinsamen Vorschlag geben. Vielmehr werden die zwei prominentesten Kandidaten aus dem Rennen genommen.
Der in fast allen Umfragen beliebteste Anwärter, Außenminister Frank-Walter Steinmeier (60, SPD), wird nicht aufgestellt, weil Kanzlerin Angela Merkel (62, CDU) klar sagt: DER NICHT!
Als dann rauskam, dass SPD und CDU Steinmeier doch als Kandidaten nominieren, gab es keine Korrektur der “Bild”-Medien, keine Entschuldigung von Julian Reichelt. Der falsche Artikel ist unverändert online.
Doch zurück zur Kanzlerkandidatur bei der SPD. Inzwischen steht fest, dass Martin Schulz für seine Partei als Spitzenkandidat bei der kommenden Bundestagswahl antreten wird.
Der “Spiegel” und “Spiegel Online” berichteten noch vor wenigen Wochen, Ende 2016, dass Schulz es nicht werden wird. Der “Spiegel” titelte etwas zurückhaltender:
Auch auf diese falsche Schlagzeile reagieren “Bild” und Bild.de nicht mit einer Richtigstellung. Dafür ist aber am frühen Abend die von Julian Reichelt angekündigte Aufarbeitung des Bild.de-Fehlers im Gabriel-Fall erschienen:
Warum? Ganz einfach: Sigmar Gabriel und seine Sprunghaftigkeit sind schuld:
Tatsächlich begleiten Gabriel seit jeher Vorwürfe, er sei politisch sprunghaft und persönlich nicht immer berechenbar. Dass er sich in der für die SPD so lebenswichtigen Frage der Kanzlerkandidatur auch kurzfristig noch einmal umentscheiden würde — vielleicht hätte auch BILD das ahnen können oder gar müssen.
Die Entscheidung ist keine ganz einfache für Redaktionen: Wie und wie viel berichtet man über den sogenannten “Islamischen Staat”? Die Gefahr, die dabei immer besteht: Durch die Übernahme von Fotos und Videos und anderem Propagandamaterial wird man schnell selbst zum Sprachrohr der Terrororganisation. Auf der anderen Seite will man seine Leser/Hörer/Zuschauer aber auch über das informieren, was in den Gebieten passiert, die der sogenannte “IS” kontrolliert.
Wie man es auf jeden Fall nicht machen sollte, zeigten in der Vergangenheit “Bild”, Bild.de und “Focus Online”, die Fotos und Videos des sogenannten “IS” veröffentlicht hatten, auf denen Hinrichtungen zu sehen waren, die Opfer teilweise nicht mal verpixelt. Auch das Team von “Spiegel Online” agierte nicht gerade glücklich, als es Propagandaaufnahmen der Terroristen aus der irakischen Stadt Mossul übernommen hatte.
Beim österreichischen Knallportal oe24.at hat man sich offenbar dazu entschlossen, sich gar nicht erst Gedanken zu machen über den Umgang mit Terrorpropaganda und stattdessen alles rauszupfeffern, was der sogenannte “Islamische Staat” so hergibt und reichlich Reichweite bringen könnte.
Zum Hintergrund: Der “7-Stufen-Plan” stammt eigentlich aus einem Buch des jordanischen Journalisten Fuad Hussein und beschreibt eine langfristige Strategie der Terrororganisation Al-Qaida. Yassin Musharbash hatte 2005 bei “Spiegel Online” über Husseins Buch und die “sieben Phasen bis zum Kalifat” geschrieben. Bis 2020, so zeigt es Husseins Recherche, wolle Al-Qaida den “endgültigen Sieg” erreichen. Aktuell würden wir uns in Phase 6 befinden, der Phase der “totalen Konfrontation”.
Inzwischen haben die “IS”-Terroristen den “7-Stufen-Plan” übernommen und einzelne weltpolitische Ereignisse in ihrem Sinne gedeutet: Die Regimestürze im Arabischen Frühling beispielsweise passen zeitlich und inhaltlich wunderbar in Phase 4, die “Phase des Umsturzes”. oe24.at übernimmt diese Deutungen und verbreitet sie auf der eigenen Webseite:
4.Phase 2011-2013 (Die Phase des Umsturzes)
Die verhassten arabischen Regime sollen beseitigt werden. Dies geschah durch den Arabischen Frühling, weniger durch Angriffe der Jihadisten.
Die Redaktion tut nicht erst seit diesem Jahr so, als würde alles nach dem großen “IS”-Masterplan laufen, der dazu führen soll, dass die Terroristen 2020 “große Teile der Welt” beherrschten, “auch Österreich, dass Teil von Oropba werden soll”. Im Juli 2016 gab es einen ganz ähnlichen Artikel:
Jedes Mal ging es um den “7-Stufen-Plan”, jedes Mal präsentierte oe24.at ihn so, als hätte ein Verein aus der Fußball-Bundesliga ein neues Konzept oder ein DAX-Konzern eine neue Strategie vorgestellt. Und jedes Mal hatte der Artikel mehrere Hundert, zum größten Teil sogar mehrere Tausend Likes. Hat sich für das Portal wohl gelohnt, die kühnen Terroristenträume zu verbreiten.
So langsam scheinen die Redakteure den Bogen allerdings überspannt zu haben. Unter dem aktuellsten “7-Stufen-Plan”-Beitrag findet man diese Leserkommentare:
Und wie oft wird derselbe Bullshit noch aufgewärmt und wieder gebracht? Winterloch ausfüllen?
Im Abstand von 3 Monaten postet ihr den selben Bullshit..
Geh bitte, Herr Fellner, nicht schon wieder diese alte Geschichte aufwärmen.
…hahaha, wie oft noch,die Geschichte kenn ma schon auswendig
Ein großer Dank geht an alle Leser! Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten, ein paar schöne freie Tage und einen guten Start ins neue Jahr. Ein besonders großer Dank geht an all jene, die uns in diesem Jahr mit Hinweisen versorgt haben. Leider schaffen wir es zeitlich nie, allen nachzugehen. Vielen aber schon. Und deswegen geht ein ganz besonders großer Dank an diese Personen, deren Hinweise zu Blogeinträgen geführt haben:
@19Rhyno04, @Alyama1, @BalderHelix, @coralandmauve, @dienetzpilotin, @diet_mar, @EFCRODGAU1999, @gabrielvetter, @griboe, @Hasi_Goreng, @herrnkoenig, @HoechDominik, @i_am_fabs, @im_fo, @JimmyRuppa, @KaiOliverKraft, @levinuzz, @macerarius, @mir70, @moethe, @Pertsch, @Pilzeintopf, @ralfheimann, @SteffiinneSonne, @StrohhutPirat, @TanteEla74, @TypischerTyp,@vierzueinser, @VM_83, @Wasserbanane, Alex, Alexander B., Alexander K., Alexander M., Arnd Z., Axel B., Bas Tian, basti, Ben F., Ben, Bernd, Bernhard W., Boris R., C. F., Carsten N., Chris H., Christian H., Conny S., Daniel N., Daniel, David S., Dominik H., Dominik N., Eiko M., Eugen F., Fab, Fabian S., Florian G., Florian, flurfunk-dresden.de, Gabriel M., Gero D., Götz M., Hanuš G., Hauke H., Helena, henry, Herma R., Ingolf L., Jan H., Janna H., Jannis C., Jens L., Johanna, Johannes K., Johannes R., Jonas J., Jonas, Jörn J., Julian H., Julius A., Kai, Katja, Lars B., Lennart, Lukas H., Lutz K., Marcus D., Markus E., Markus M., Martin S., Martin, Matthias K., Matthias M., Michael H., Michael W., Michel M., Micky B., Moritz D., Moritz K., nikita, Nold, Ole, Pascal S., Patrick B., Peter U., Philip W., Philipp S., pwco, Ralf H., Roland B., Rosemarie H., Samuel G., Sander, Sascha K., Sebastian M., Sebastian S., Sebastian, Sinisa M., Sisi T., Stefan K., Stefan N.,Stefan W., Susanne G., Thomas N., Thomas R., Thomas S., Thorsten H., Tobias N., Torben W., Totte, Uwe K., Volker S., Yannik S.
Sollte es in der Zwischenzeit irgendwo medial richtig knallen, unterbrechen wir natürlich unseren Winterschlaf. Außerdem präsentieren wir Ihnen nach Weihnachten jeden Tag ein Best-of aus zwölfeinhalb Jahren BILDblog.
Und damit Ihnen der Lesestoff auf keinen Fall ausgeht, haben wir eine Übersicht mit all unseren Beiträgen aus diesem Jahr zusammengestellt. Klicken Sie sich doch mal durch:
Alle Ausgaben unserer werktäglichen “6 vor 9”-Linkliste finden Sie hier. Die Arbeitsnachweise unserer Clickbait-Taskforce hier. Die “Perlen des Lokaljournalismus” hier. Benedikt Franks Kolumne “Mut zur Wirrheit” über das “Compact”-Magazin hier. Johannes Krams Kolumne “Politically Correct!” hier. Ralf Heimanns Kolumne “Im Abseits” hier. Und Leo Fischers “Bildbetrachtung” hier.
Als der Axel-Springer-Verlag im September 2015 für viele Millionen US-Dollar die Mehrheit an “Business Insider” erwarb und gut zwei Monate später verkündete, auch eine deutsche Version der Nachrichtenseite für Wirtschaftsthemen an den Start gebracht zu haben, waren die Versprechen ziemlich vollmundig: von “innovativem digitalem Journalismus” war da die Rede, von “kompetent und unkonventionell”, vom “typischen Business-Insider-Stil mit seiner unverwechselbaren Erzählweise”.
Dieser “typische Business-Insider-Stil” kommt einem nach eingehender Prüfung vor allem wie eins vor: Clickbait (gut möglich, dass wir bald mal unsere Clickbait-Taskforce dort vorbeischicken). Drei zufällig ausgewählte Facebook-Posts der Redaktion von heute, die zeigen, wie “Business Insider Deutschland” in dem Sozialen Netzwerk auf Leserfang geht:
Der Konzern verlegte die internationale Zentrale von Luxemburg nach London.
Bremerhaven, Gelsenkirchen, Köln, Duisburg und Frankfurt am Main (gemessen wurde das Einkommen im Verhältnis zu den tatsächlichen Lebenshaltungskosten).
Vermutlich hat er in einer Bibel gelesen.
Gestern postete das “Business Insider”-Team diesen Artikel bei Facebook:
“Zum Äußersten” bedeutet in diesem Fall, dass die Polizisten die Frau gezwungen haben sollen, den Burkini auszuziehen.
Und, nein, in Frankreich liegen die Leute nicht im Dezember am Strand. “In den vergangenen Tagen” ist schlicht grob irreführend. Denn die ganze Geschichte — einige werden sich bestimmt erinnern — stammt aus dem August. Genauso der verlinkte “Business Insider”-Text:
Nun ist der Artikel aber nicht nur alt, sondern auch falsch. Die Frau trug nach eigener Aussage gar keinen Burkini, sondern eine Leggins, eine Tunika und ein Tuch um den Kopf. Aber solche Details interessieren die Clickjäger von “Business Insider” natürlich nicht.
Das ständige Neuposten von Clickbait-Artikeln hat übrigens “Focus Online” schon vor einiger Zeit perfektioniert. Wer weiß — vielleicht soll sowas ja auch fester Bestandteil des “unkonventionellen” “Business-Insider-Stils” werden.
1. Rechtes Netz (web.br.de, Niels Ringler, Kira Schacht, Oliver Schnuck & Robert Schöffel)
“Junge Freiheit”, “RT Deutsch”, “Focus Online Politik” — das sind die drei beliebtesten Medien-Facebookseiten der Anhänger von “Pegida Nürnberg”. Ein Team des “BR” hat die Daten von 5880 Facebook-Nutzern ausgewertet, die in dem Sozialen Netzwerk die Seite des bayerischen “Pegida”-Ablegers geliked haben: Wie sind Vertreter des Rechtspopulismus vernetzt? Welchen Nachrichtenseiten folgen die “Pegida Nürnberg”-Fans? Welche Politiker sind bei ihnen am beliebtesten? Das Ergebnis in Hinblick auf Medien: “An die Schlagkraft der Politiker selbst kommen sie in der von uns untersuchten Gruppe (…) nicht heran. Hier wird deutlich, dass die politische Kommunikation nicht mehr auf klassische Nachrichtenmedien als Vermittler angewiesen ist — die direkte Ansprache ist der neue Weg.”
2. LG Hamburg verschärft Linkhaftung (spiritlegal.com, Jonas Kahl)
Wir können nur hoffen, dass auf keiner der hier verlinkten Seiten ein geklautes und illegal veröffentlichtes Foto zu finden ist. Denn das könnte juristische Folgen haben — für uns! Rechtsanwalt Jonas Kahl berichtet über eine Entscheidung des Landgerichts Hamburg, “dass auch die bloße Verlinkung auf eine nicht lizenzierte Fotografie eine eigene Urheberrechtsverletzung sein kann.” Bisher habe immer den Grundsatz gegeben: “Ein Link kann keine Urheberrechte verletzen.” Obwohl der Beschluss des Landgerichts für Kahls Kanzlei “Spirit Legal” ein Erfolg bedeutete, sieht er ihn sehr kritisch: “Diese Entwicklung der Rechtsprechung zur Linkhaftung erschüttert das Internet in seinen Grundfesten. (…) Diese ‘Schere im Kopf’ wird mittelfristig massive negative Auswirkungen auf die Informations- und Kommunikationsfreiheit im Internet haben.”
3. “Er ist kein Journalist” (taz.de, Anne Fromm)
Die Reaktionen auf Jakob Augsteins Entscheidung, den Publizisten Jürgen Todenhöfer zum Herausgeber der Wochenzeitung “der Freitag” zu machen, bewegten sich zu weiten Teilen zwischen Erstaunen und Entsetzen. Im Interview mit Anne Fromm erklärt Augstein seine Wahl und verrät, was er sich von Todenhöfer erhofft (Spoiler: Es geht auch um die “Freitag”-Auflage).
4. Abgehängt (medienwoche.ch, Jens Mattern)
Viel hört man aktuell nicht über Weißrussland. Jens Mattern interpretiert die “relative Ruhe” als gutes Zeichen, bedeute sie doch eine “gewisse Entspannung”, auch für den unabhängigen Journalismus in der “letzten Diktatur Europas”. Die verbesserte Lage bestätigt ihm Aleksej Dzikawicki: Es gebe derzeit keine Prügel und kein Gefängnis mehr für Journalisten, sagt der Nachrichtenchef eines von Warschau aus betriebenen weißrussischen TV-Senders. Bedroht seien die nicht-staatlichen Medien dennoch, finanziell. Mattern hat sich ihre Lage angeschaut — damit man mal wieder was über Weißrussland hört.
5. Wir müssen endlich über sexuelle Gewalt in Videospielen reden (broadly.vice.com, Lisa Ludwig)
Über die tatsächlichen und vermeintlichen Auswirkungen von Ego-Shootern auf Gamer und Gesellschaft wird regelmäßig diskutiert. Lisa Ludwig sieht ein ganz anderes Problem mancher Spiele: sexuelle Gewalt. “Deswegen müssen wir nach all den ‘Ego-Shooter’-Diskussionen auch endlich über eine Form der Gewalt reden, die bisher gerne als emotionalisierende Backstory genutzt wird — deren traumatisierendes Potential aber nicht unterschätzt werden darf. Egal für wen.” Ludwig hat einen Anfang gemacht und mit Psychologen und Spieleentwicklern gesprochen.
6. “Facebook ist komplett ironieunfähig” (faz.net, Andrea Diener)
Wie viele andere (und wir auch) hat sich Tim Wolff am Mittwoch über die “Bild”-Schlagzeile zum “Frauenbild von Flüchtlingen” gewundert. Der “Titanic”-Chefredakteur hat daraufhin eine Collage aus “Bild”-Titelseite, “Nacktmodels, Paparazzi-Fotos und dergleichen” gebastelt und bei Facebook hochgeladen. Die Folge: Er wurde nach eigener Aussage von Facebook gesperrt. Im Gespräch mit Andrea Diener sagt Wolff: “Facebook ist komplett ironieunfähig, während sehr hetzerische Inhalte ganz gut funktionieren. Da muss man auch nicht länger drüber nachdenken. Offenbar darf man nicht mehrdeutig sein, Eindeutigkeit wird verlangt. Selbst wenn die Eindeutigkeit dann sexistisch oder rassistisch ist, bleibt sie stehen.” Die “Titanic” hat zu Wolffs Facebook-Sperre auch eine Pressemitteilung rausgegeben.
Am Wochenende haben sie wieder einen erwischt. 26 Jahre alt. Auf der Bundesstraße 301 in der Nähe von Freising. Der Mann hatte eigentlich nichts angestellt. Keinen Unfall verursacht. Nichts getrunken. Keine Drogen im Blut. Aber irgendwas war da. Das spürten die Polizisten. Irgendetwas, das die Kollegen aus der Pressestelle sehr glücklich machen würde. Auch das ahnten sie.
Kurz darauf hielten sie den Wagen an. Und tatsächlich, es war, wie sie vermutet hatten. Ihr Verdacht bestätigte sich. Die Kollegen aus der Pressestelle brachen am Telefon in Jubel aus. Sie versprachen, bei der Weihnachtsfeier am Freitag dafür einen auszugeben. Dann legten sie auf und machten sich an die Arbeit. Endlich konnten sie den Journalisten das liefern, was die unbedingt haben wollten: Meldungen von Menschen, die ohne Führerschein Auto fahren:
Die Nachricht fiel kurz aus. Dem Mann war sonst wirklich nichts vorzuwerfen. Schade eigentlich, fand man in der Pressestelle. Da hatten die Kollegen in Oldenburg anderthalb Wochen zuvor mehr Glück gehabt. Und sie hatten nicht mal jemanden anhalten müssen. Der Mann war zu ihnen gekommen. Er hatte sich am Eingang gemeldet und dabei gleich zugegeben, dass er gar nicht mit dem Auto hätte fahren dürfen. Den gierigen Journalisten hätte das bestimmt schon gereicht. Aber dann erzählte der Mann auch noch, dass er gekommen sei, um sich bei der Polizei zu bewerben. Kurz danach stellte sich heraus, dass er auch noch Drogen genommen hatte. Ein Hauptgewinn:
Als Polizei-Pressesprecher erlebt man so etwas nicht alle Tage. Als Journalist schon gar nicht. Dabei sind Menschen, die ohne Führerschein ein Auto in Bewegung setzen, eigentlich gar nicht so selten. Es kommt sogar öfter vor, dass die fehlende Fahrerlaubnis gar nicht das einzige Problem ist:
Journalisten kriegen nie genug von dem Zeug. Sie müssen nur das Wort “Führerschein” lesen, schon läuft ihnen der Speichel aus dem Mundwinkel.
Auf der Journalistenschule haben sie gelernt: Eine Nachricht muss wie ein Küchenzuruf sein. Jemand ruft aus dem Esszimmer in die Küche, und gleich erscheint ein Kopf zwischen den Türrahmen und fragt ungläubig: “Wirklich?” Ein Satz, der alle Aufmerksamkeit an sich reißt — das ist ein Küchenzuruf. Und wenn “Autofahrer fährt ohne Führerschein” keiner sein soll, dann weiß man’s wirklich auch nicht mehr.
Ralf Heimann hat vor ein paar Jahren aus Versehen einen Zeitungsbericht über einen umgefallenen Blumenkübel berühmt gemacht. Seitdem lassen ihn abseitige Meldungen nicht mehr los. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht, zuletzt zusammen mit Daniel Wichmann “Hier ist alles Banane — Erich Honeckers geheime Tagebücher 1994 – 2015”. Fürs BILDblog kümmert er sich um all die unwichtigen Dinge, die in Deutschland und auf der Welt so passieren.
(Foto: Jean-Marie Tronquet)
Das kann jeder zu Hause ausprobieren. Abends aus dem Esszimmer ein paar Neuigkeiten in die Küche rufen. Aber immer dran denken: Wichtig ist der Führerschein. Ohne den kann man’s vergessen. Den Satz “Mann fährt jahrelang ohne Verbandskasten” kann man in die Küche rufen, so oft man will. Da erscheint zwischen den Türrahmen niemand.
Wobei — das muss man dazusagen — man immer Pech haben kann. Führerschein hin oder her. Der Mensch gewöhnt sich an alles sehr schnell. Und wer ständig die gleichen Geschichten in die Küche ruft, darf sich nicht wundern, wenn irgendwann niemand mehr da ist, der antworten könnte.
Das wissen natürlich auch die Journalisten. Sie haben sich längst darauf eingestellt. Irgendwann haben sie sich an einen Tisch gesetzt und zusammen über die Frage nachgedacht: “Wie fesseln wir eigentlich sonst unsere Leser?”
Ratlose Gesichter sahen sich an, bis irgendwer zögerlich fragte: “Mit Meldungen über Jubiläen und runde Geburtstage?”
“Genau. Mit Meldungen über Jubiläen und runde Geburtstag”, sagte der Chefredakteur.
Und ab dem 55. trinken sie sogar mit. Daher ist dieser Fall in den Archiven kaum dokumentiert, denn nach dem gemeinsamen Umtrunk kommt es oft gar nicht mehr zu einer Meldung an die Pressestelle.
Die Journalisten — das sollte man hier auch noch erwähnen — stoßen in der Redaktion schon ab dem fünften Jubiläum mit einem Prosecco an. Wahrscheinlich erklärt das überhaupt erst die große Begeisterung für die Führerschein-Meldungen.
Beim 60. Jubiläum öffnen sie schon nach der Mittagspause eine Flasche Schnaps. Und vielleicht ist das dann eine Erklärung für diese Gewichtung:
2. «Breitbart News» wird Trump-Pravda (medienwoche.ch, Adrian Lobe)
Der Erfolg von Donald Trump ist auch der Erfolg von Stephen Bannon, dem Chef der ultrarechten “Breitbart News”. Dieser hatte mit einer aggressiven Agenda den Nährboden für Trump geschaffen und wird nun einflussreicher Berater und Chefstratege des neuen Präsidenten. Adrian Lobe zeichnet für die “Medienwoche” die Entwicklung der “Trump-Pravda” nach, die nun auch nach Europa expandieren will.
3. „Wir weisen auch auf Missstände hin“ (www.taz.de, Wilfried Urbe)
Das Online-Medienmagazin “dwdl.de” liefert mehrmals täglich aktualisierte Nachrichten aus Fernsehen, Print und Internet. Nun wird das Portal 15 Jahre alt. Während andere Seiten um ihre Existenz bangen müssen, erwirtschaftet “dwdl” aktuell einen Jahresumsatz von 700.000 Euro. Die “taz” hat sich mit Chefredakteur und Geschäftsführer Thomas Lückerath unter anderem über das Berufsbild von Journalisten, Einschaltquoten und die Zukunft des Fernsehens unterhalten.
4. Gespaltene Medienwelt: Wahlkampf gegen die Medien (carta.info, Wolfgang Hagen & Hermann Rotermund)
Wie konnte es Trump gelingen, einen Wahlkampf gegen die Medien zu führen? Die “carta”-Autoren Hagen und Rotermund führen dafür im Wesentlichen vier Gründe an: “Eine nunmehr 30-jährige Tradition des überwiegend rechtskonservativen Talk Radios mit inzwischen über 3500 Stationen in den USA; eine inzwischen 20-jährige Tradition des auf Spaltung ausgerichteten, rechtskonservativen Nachrichtensenders “Fox-News”; die durchdringenden Wirkung der “scripted reality”-Formate, die in allen TV-Kanälen majoritär sind; und die verstärkenden Echokammern der abgeschotteten Teil-Öffentlichkeiten in den sozialen Medien des Internet.”
5. Gefühlte Wahrheiten (zeit.de, Lenz Jacobsen)
Lenz Jacobsen beschäftigt sich in seiner neuen “Zeit”-Kolumne mit gefühlten Wahrheiten: “Menschen überschätzen Ungleichheit und Migration, aber unterschätzen die Zahl von Übergewichtigen und Politikerinnen.” Überall dort, wo sich eine besonders große Lücke zwischen Statistik und Wahrnehmung auftue, biete sich dem Populismus ein Einfallstor, so Jacobsen. Besonders eindrucksvoll das von ihm zitierte Zahlenbeispiel, in dem es um die Zahl der jährlich getöteten Amerikaner geht. In der vom Europa-Direktor der Hilfsorganisation “Human Rights Watch” verbreiteten Tabelle werden Todesursachen in den USA nach jährlicher Häufigkeit aufgelistet: zwei Tote pro Jahr durch eingewanderte, islamistische Terroristen. 21 Tote durch bewaffnete Kleinkinder, 31 durch Blitzeinschläge. 737 Amerikaner sterben jährlich, weil sie aus dem Bett fallen. Und 11.737 werden von anderen Amerikanern erschossen. Doch was sind die Konsequenzen und wie sollte Politik auf falsche Wahrnehmungen reagieren? Die Antworten darauf sind nicht einfach.
Nachtrag: Jacobsen hat auf Facebook noch ein paar Gedanken ergänzt
6. Gefahr für Geiseln – Tabus für Medien (ndr.de, Sinje Stadtlich)
Letztes Jahr wurde eine deutsche Journalistin von einer islamistischen Gruppe entführt. Fast alle Medien hätten sich an das ungeschriebene Gesetz gehalten, über laufende Entführungsfälle nicht zu berichten, um das Leben der Geiseln nicht zu gefährden. Der “Focus” war davon abgewichen, hatte den vollen Namen der Frau nebst Bild veröffentlicht, Details zu ihrem Verschwinden genannt und munter drauflos fabuliert. Nachdem die Reporterin wieder frei und wohlbehalten in Deutschland zurück ist, hat das Medienmagazin “Zapp” den “Focus” dazu befragt. Dort ist man sich keiner Schuld bewusst. Ganz im Gegensatz zu der Einschätzung der “Reporter ohne Grenzen”, die die “Focus”-Berichterstattung als “verantwortungslos” bezeichnen.