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Gerüchterstattung

Es ist schon ein Kreuz mit dem Twitter-Journalismus oder der “neuen Medienwelt”, wie sie Thomas Schuler heute auf der Medienseite der “Süddeutschen Zeitung” anhand von Gerüchten über den Gouverneur des US-Bundesstaats New York beschreibt:


Manchmal schicken Journalisten heute eine Frage über das Internet raus und nennen das Recherche. Erkundungen über die Stichhaltigkeit des Gerüchts, die eigentlich vor der Entscheidung über eine Veröffentlichung steht, machen das Gerücht bereits öffentlich.

Und weiter:

Alle greifen die Twitter-Frage von Koblin auf und rechtfertigen damit ihre Berichte. New York Post, Daily News, Talkradio, Huffingtonpost.com, AP, Reuters, die Online-Ausgabe der Washington Post - alle berichten. Sie nennen die Gerüchte Gerüchte, das schon. Aber sie verbreiten sie und sie befördern den Rufmord.

Doch man muss nicht nach Amerika schweifen, um diesen Medien-Mechanismus zu betrachten. Um zu sehen, wie die Berichterstattung Gerüchterstattung funktioniert, kann der Leser der “SZ” auch einfach zwei Seiten weiter blättern. Dort, mitten im Wirtschaftsteil, berichtet gerüchtet die “Süddeutsche” selbst. Über Kim Schmitz, den C-Prominenten der deutschen IT-Szene der 90er Jahre, gibt es nämlich neue Fakten Informationen. Nunja:

Der inzwischen 36-Jährige hat im Leben schon viele Rollen verkörpert: Einst ein vermeintlich genialer Hacker, dann ein scheinbar erfolgreicher Unternehmer, schließlich ein verurteilter Betrüger, und dann nur noch ein Phantom. Nun soll er wieder aufgetaucht sein. Das zumindest glaubt die neuseeländische Zeitung New Zealand Herald. Sie will den verschollenen "Kimble" gefunden haben, und zwar als Käufer einer der teuersten Villen des Inselstaates.

Das mag richtig sein oder auch nicht – mehr als einen anonymen Insider weiß auch der “New Zealand Herald” nicht zu zitieren. Dies ist freilich ein Informationsweg, der gerade in Sachen Kim Schmitz chronisch unzuverlässig ist. Aber die “Süddeutsche” hat nicht einfach nur Gerüchte abgeschrieben, sondern sogar recherchiert:

Seine längst stillgelegten Websites sind bis heute auf die Firma Kimpire Ltd mit Geschäftsadresse in der Metropole registriert. Kim Schmitz war dort am Montag weder telefonisch noch per E-Mail erreichbar.

Und so wird aus einem unbestätigten Gerücht ein – nunja – unbestätigtes Gerücht.

Warum sich deutsche Leser für den angeblichen Hauskauf 23000 Kilometer entfernt interessieren sollten, lässt die “Süddeutsche Zeitung” freilich offen – es ist schlichtweg ein willkommener Anlass, die uralten Kimble-Stories noch einmal zu erzählen.

Der Branchendienst “Meedia” versuchte bereits am Montag die Dringlichkeit dieser Fast-Informationen zu vermitteln. Nicht neue Fakten, sondern das gewaltige Medienecho ist Anlaß für die Berichterstattung:

New Economy-Hochstapler zurück in den Schlagzeilen

Das Wort “Schlagzeilen” ist freilich eine gewagte Interpretation der Sachlage, denn mehr als den einen Bericht einer neuseeländischen Zeitung hatte es bis dahin nicht gegeben.

Und der IT-Nachrichtendienst “Golem” fantasierte am Montag gar von einer öffentliche Verlautbarung des notorisch lauten Schmitz. Nicht ein anonymer Insider, Schmitz selbst habe sich sich in den Medien zurückgemeldet:

Kim Schmitz meldet sich zurück

Aber wen interessieren schon Details, schließlich ist die Medienspirale längst in Gang gesetzt: Aus Gerüchten sind Schlagzeilen geworden, die dann von weiteren Medien zitiert werden können. So zum Beispiel am Dienstagnachmittag von der Online-Ausgabe des österreichischen “Standard”, die den Artikel der “Süddeutschen” dankbar abschreibt aufgreift.

Obwohl die Geschichte damit durch die Hände von fünf Redaktionen gegangen ist, ist nicht einen Deut klarer, ob das Gerücht mehr als ein wildes Gerücht ist. Aber das ist egal. Denn wie es Alexander Becker bei Meedia formuliert:

Mittlerweile finden sich im Web so viele Gerüchte, Geschichten und Anekdoten über den vermeintlichen Hacker, dass sich Wahrheit und Fakten nur noch schwer trennen lassen. Damit hat der vermeintliche Kauf der Chrisco Mansion alles, was eine gute Schmitz-Story braucht. Fortsetzung folgt garantiert.

Nachtrag, 18.2.: Am Mittwoch hat auch die “Abendzeitung” das Gerücht aufgegriffen – die Münchner haben wenigstens pro forma eine E-Mail verschickt.

Und am Donnerstag hat schließlich auch Bild.de die Nicht-Nachricht entdeckt und präsentiert sie natürlich brandheiß und inaktuell. Obwohl die “Bild” Schmitz über Jahre unkritisch jede PR-Eskapade geglaubt hat, weiß die Redaktion jetzt nicht einmal von einem misslungenen Kontaktversuch mit dem “Prahlhans” zu berichten.

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber.

Wie sich alle mit Hartz IV verrechnen

Der schmale Grat zwischen Arbeit und Hartz IVAm 6. Februar veröffentlichte die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” unter der Überschrift “Der schmale Grat zwischen Arbeit und Hartz IV” einen mehr als halbseitigen Bericht über Berufe im Niedriglohnbereich. Unter Berufung auf Berechnungen des Karl-Bräuer-Instituts behauptet der Autor Sven Astheimer, dass das sogenannte “Lohnabstandsgebot” in mehreren Wirtschaftszweigen nicht eingehalten wird. Das Gehalt, das in bestimmten Branchen gezahlt wird, liege zum Teil noch unter dem Hartz-IV-Anspruch des jeweiligen Arbeitnehmers.

Die “FAZ” schreibt:

Besonders gefährdet sind Geringverdiener, vor allem, wenn von dem Lohn mehrere Familienmitglieder ernährt werden müssen.

Und tatsächlich: Studiert man die beigefügten Charts mit den Ergebnissen der Studie, so erfährt man, dass in einigen Extremfällen der Nettolohn eines Geringverdieners nur knapp über oder sogar unter dem jeweiligen Hartz-IV-Anspruch liegt.

Oder, wie es die “FAZ” formuliert:

In einigen Branchen sind die finanziellen Anreize zur Arbeitsaufgabe besonders stark: in der Zeitarbeit, dem Gastgewerbe, dem Wach- und Sicherheitsgewerbe und dem Garten- und Landschaftsbau.

Das Gehalt eines Zeitarbeiters an der unteren Lohngrenze mit Frau und zwei Kindern etwa liegt dieser Berechnung zufolge 278 Euro unter seinem Hartz-IV-Anspruch von 1.653 Euro. Wenigstens, so die “FAZ” weiter, “haben die Betroffenen einen Anspruch darauf, sich die Differenz ‘aufstocken’ zu lassen”.

Hart arbeitende Bürger haben also letztlich nur genausoviel in der Tasche wie Hartz-IV-Empfänger? Das klingt in der Tat zutiefst unsozial. Was die “FAZ” jedoch völlig unterschlägt, ist die Tatsache, dass Aufstocker durch Freibeträge als Anreiz für Erwerbstätigkeit auf einen deutlich höheren Betrag kommen.

Wir haben testweise den oben genannten Extremfall aus der “FAZ” in den Einkommensrechner des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales eingegeben und sind auf Freibeträge von 286,20 Euro gekommen (unter Einbeziehung eines 50-Euro-ÖPNV-Tickets zum Pendeln). Diese Freibeträge, die sich je nach Einkommen zwischen 240 und 350 Euro bewegen, erhalten Niedriglöhner noch zusätzlich zu ihrem auf Hartz-IV-Niveau aufgestockten Gehalt.

Auf Anfrage bestätigte uns dies auch die Bundesagentur für Arbeit:

Bevor Einkommen angerechnet wird, sind die Freibeträge abzusetzen. In Höhe dieser Freibeträge liegt somit der “Vorteil” des Erwerbstätigen. In dem Beispiel hat der Zeitarbeiter somit tatsächlich ein um 286,20 € höheres Haushaltseinkommen als die Familie, die nur Alg II bezieht. (…) Ihre Berechnung ist korrekt, die der FAZ nicht.

Auch das Karl-Bräuer-Institut distanziert sich auf Anfrage unsererseits von den Ergebnissen der “FAZ”. Das Institut habe keine Vergleichsstudie angefertigt, sondern lediglich die Brutto- und Nettolöhne ausgesuchter Branchen im Niedriglohnsektor berechnet. Den Vergleich mit Hartz-IV-Empfängern und insbesondere die Unterschlagung der Freibeträge hat demnach allein die “FAZ” zu verantworten.

Wir halten also fest: Die “FAZ” prangert einen Missstand an, den es so gar nicht gibt, und steuert dadurch die ohnehin schon hysterische Debatte, ob gewollt oder ungewollt, in eine nachweislich falsche Richtung. Und was machen andere Medien? Sie verbreiten die Mär vom fehlenden Lohnabstand völlig unreflektiert weiter:

Neue Hartz-IV-Sätze - In diesen Branchen lohnt sich Arbeit nicht mehr!
“Bild”

Diese Jobs bringen weniger Geld als Hartz IV
(“Welt Online”)

Studie: Diese Jobs bringen weniger als Hartz IV
(“Münchner Merkur”)

Studie: Diese Jobs bringen weniger Geld als Hartz IV
(“Hamburger Abendblatt”)

Einkommen auf Hartz-IV-Niveau: Arbeiten für ein Almosen
(“Spiegel Online”)

Selbst Finanzexperte Historiker Außenminister Guido Westerwelle plappert die Zahlen der “FAZ” nach, wie man in einem Gastbeitrag auf welt.de nachlesen kann:

Wer kellnert, verheiratet ist und zwei Kinder hat, bekommt im Schnitt 109 Euro weniger im Monat, als wenn er oder sie Hartz IV bezöge. Diese Leichtfertigkeit im Umgang mit dem Leistungsgedanken besorgt mich zutiefst.

Diese Leichtfertigkeit im Umgang mit Fakten besorgt uns zutiefst.

Mit Dank an Sven H.

Bild  

Verpulverschnee von heute

Für die Axel Springer AG ist die ARD im Internet plötzlich ein Konkurrent. Der Verlag schäumt, dass der Senderverbund mit seinen “kostenlosen”, durch die Rundfunkgebühren finanzierten Angeboten Springers eigene Versuche erschwert, Geld für informationen zu nehmen.

Deshalb arbeitet sich “Bild” gerade mal wieder an den öffentlich-rechtlichen Sendern ab — heute z.B. mit der Schlagzeile:

So werden unsere TVGebühren verpulvert - 1 Minute "Anne Will" kostet 3164 Euro - 610 Millionen Euro für Online-Portale - 2,3 Milliarden Euro für Pensionen

Am Montag hatte die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) ihren 17. Prüfbericht (PDF) vorgestellt und “Bild” hat sich für die heutige Ausgabe viel Mühe gegeben, “die wichtigsten und skurrilsten Fakten” des Berichts herauszusuchen — also, die öffentlich-rechtlichen Sender in einem möglichst schlechten Licht erscheinen zu lassen:

So erwähnt “Bild”, dass die KEF die Reduzierung der Personalkosten bei der ARD als “völlig unzureichend” betrachtet, unterschlägt aber im Gegenzug dazu den Hinweis, dass das ZDF die Vorgaben “durch Reduzierung des Personalaufwands um 18 Mio. Euro im Aufwand vollen Umfangs” umgesetzt hat.

Völlig unerwähnt bleibt, dass die Kommission davon ausgeht, “dass die Anstalten zusätzliche Einsparungen in einem Umfang erwirtschaften, der ausreicht, zum Ende 2012 ein ausgeglichenes Finanzergebnis zu realisieren”. “Bild” fasst die 388 Seiten des Berichts lieber in einem Satz zusammen:

Besonders die ARD wird von den Prüfern für ihren geringen Sparwillen gerügt.

Den Begriff “Grundversorgung”, den das Bundesverfassungsgericht 1986 als Anforderung an die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten geprägt hatte, versteht “Bild” – wie alle anderen Kritiker des öffentlich-rechtlichen Systems – sowieso nicht im Sinne einer alles umfassenden Versorgung, sondern einer Minimalversorgung. Dass der von “Bild” kritisierten Verdreifachung der Kosten für die ZDF-Digitalkanäle eine Reduzierung der Kosten bei 3sat und Kinderkanal gegenübersteht, erfährt nur, wer in den Bericht schaut. “Bild” unterschlägt auch dieses Faktum.

Laut “Bild” explodieren die Online-Kosten und “verdoppeln sich auf mehr als 610 Millionen Euro”. Von einer Verdopplung ist auch im Bericht die Rede, allerdings ist die Summe vielleicht schon nicht mehr ganz so beeindruckend, wenn man weiß, dass sie sich über einen Vierjahreszeitraum erstreckt — oder, dass die Zahl der Visits (Besuche) bei ARD Online beispielsweise “sogar um 119,1 % ” angestiegen ist.

Die Behauptung von “Bild”, dass der ARD-Videotext “den Gebührenzahler in diesem Jahr stolze 78 Mio. Euro.” koste, ist gleich völlig falsch, denn die Zahl von 78 Millionen Euro bezieht sich auf die Kosten für “Telemediendienste” (etwa die Streaming-Angebote) der einzelnen Landesrundfunkanstalten. Für Radio- und Videotexte wollen diese Landesrundfunkanstalten dieses Jahr 12,3 Millionen Euro ausgeben — knapp 300.000 Euro mehr als im Vorjahr.

Dass die Kosten pro Sendeminute bei “Anne Will” doppelt so hoch sind wie bei “Menschen bei Maischberger” kann man natürlich “merkwürdig” finden und auch noch mal in die Überschrift auf Seite 10 schreiben:

SO WERDEN UNSERE GEBÜHREN VERPULVERT: Anne Will kostet doppelt so viel wie Maischberger!

Mindestens ebenso merkwürdig ist aber wohl, dass “Bild”-Autor Nikolaus Harbusch gestern beim NDR nachgefragt hat, warum die Minutenkosten so unterschiedlich seien, auf die Verwendung der Antwort des Pressesprechers dann aber doch verzichtete.

Zur Erhellung veröffentlichen wir sie gerne an dieser Stelle:

1. “Anne Will” ist eine komplette Auftragsproduktion, während “Menschen bei Maischberger” in WDR-eigenen Studios mit eigener Technik produziert wird. Die internen Produktionskosten sind in dem Ihnen vorliegenden Minutenvergleich nicht berücksichtigt.

2. “Menschen bei Maischberger” ist 75 Minuten lang, “Anne Will” nur 60 Minuten. Die Fixkosten schlagen bei längerer Sendezeit naturgemäß geringer zu Buche.

Stattdessen darf SWR-Intendant Peter Boudgoust, derzeit ARD-Vorsitzender, im “Bild”-Interview die Frage beantworten:

Bei den Fragen liegt die Erklärung nicht nur in völlig unterschiedlichen redaktionellen Konzepten, die einen unterschiedlichen Programmaufwand erfordern, sondern auch in der völlig unterschiedlichen Herstellung, manche Sendungen werden komplett eigen- andere komplett fremdproduziert. Anders gesagt: Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen.
(Hervorhebung von uns.)

Auf tagesschau.de sagt Peter Boudgoust heute über die “Bild”-Titelgeschichte:

Das ist ein Stück Kampagnenjournalismus. Ich finde das sehr schade, weil es auch alte Vorurteile bestätigt, was die Seriosität dieser Zeitung angeht.

Mit Dank auch an Christoph.

Angebot und Nachfrage

Atlético Madrid hat angeblich Interesse am Brasilianer Rafinha, zur Zeit in Diensten des FC Schalke 04. Das berichtete gestern die spanische Sportzeitung “El Mundo Deportivo”.

Dem konnte Bild.de gestern Nachmittag etwas hinzufügen:

Magath bestätigt Angebot: Atletico Madrid jagt Rafinha!

Schon im August wollte der derzeitige Tabellenelfte der Primera Division den Rechtsverteidiger ausleihen. Wird’s diesmal ernster? Trainer Felix Magath: “Ja, ein Klub hat wegen Rafinha angefragt…”

Magath bestätigt Angebot – Atletico will Rafinha!

Was man auf den ersten Blick kaum sieht: Dieser kleine Strich zwischen “Magath bestätigt Angebot” und “Atletico will Rafinha!” markiert die Grenze zwischen sicherer Faktenlage und dünnem Eis.

Laut Sportinformationsdienst (sid) war Magaths Ausspruch nämlich noch etwas länger:

“Ich habe eine Anfrage für den Spieler Rafinha vorliegen, aber von einem Interesse von Atletico Madrid höre ich zum ersten Mal. Das ist nicht der Verein, der bei mir angeklopft hat”, sagte Schalke-Trainer Felix Magath am Mittwoch zu diesem Gerücht.

So lange Magath nicht verrät, welcher Verein angefragt hat, kann also munter weiter spekuliert werden: Die “Westdeutsche Allgemeine Zeitung” munkelt recht unpräzise von einem “größeren ausländischen Klub”, die Sportwebsite Spox.com will erfahren haben, dass der VfL Wolfsburg an Rafinha interessiert ist — was wiederum bei Bild.de in Frage gestellt wird.

Mit Dank an Bastian.

Markwort, SZ-Magazin, Wagner

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wie sich der Focus-Chef inszeniert”
(ndr.de, Video, 5:30 Uhr)
Helmut Markwort, Herr über die “Focus-Welt” (“bunt, besteht aus Tabellen und anderen Schnipseln”), will dem neuen Chefredakteur Wolfram Weimer vor seinem Abgang noch eine Überarbeitung des Hefts aufzwingen, so dass dieser über Jahre hinweg blockiert wird, eine eigene Neugestaltung vorzunehmen.

2. “Neues Futter für den Provokanten-Stadl”
(heise.de/tp, Rudolf Stumberger)
Rudolf Stumberger liest die Titelgeschichte “Schloss mit lustig” des SZ-Magazins und findet keine Fakten und keinen realen Gehalt. “Wir sehen zwar noch die äußere Hülle eines journalistischen Textes vor uns, aber es fehlt quasi das schlagende Herz. Derartigen Artikeln mangelt es an einem wesentlichen Moment, es fehlt die Anbindung an das grundlegende Lebensprinzip des Journalismus, eine kritische Ernsthaftigkeit. Sie wurde in Deutschland vor ungefähr zehn Jahren eingetauscht gegen eine benommen machende Beliebigkeit.”

3. “Das Medienbeben – Die Katastrophe von Haiti, das Fernsehen und die Opfer”
(haz.de, Imre Grimm)
Wie die Medien mit dem Erdbeben in Haiti umgehen: “‘Die grausamen Fotos der Katastrophe’, schreibt der Onlinedienst ‘Bild.de’ über eine Fotogalerie. Nach dem Bild eines nackten Mannes, den ein Lynchmob durch die Straßen zieht, poppt Werbung auf: ‘Wir schicken Deutschland in den Urlaub! 35 Prozent für Frühbucher.'”

4. “Ein Film, eine Meinung­­”
(woz.ch, Silvia Süess)
Ein Text zum aktuellen Zustand der Filmkritik. “Die Texte in den Zeitungen werden kürzer – Filmtipps bestehen oft nur noch aus ein paar Sätzen und Sternchen. Gleichzeitig werden die Presseunterlagen immer dicker: Nicht selten umfasst ein von den Filmverleihern verfasstes Pressedossier fünfzehn Seiten oder mehr, Produktionsnotizen des Produzenten oder Interviews mit der Regisseurin oder mit der Hauptdarstellerin sind darin abgedruckt.”

5. “Post an Wagner (44)”
(off-the-record.de, Spießer Alfons, Video, 1:24 Minuten)
Spießer Alfons fragt “Bild”-Chef Kai Diekmann, wann endlich “Bild”-Kolumnist Franz Josef Wagner die versprochene Weihnachtsgeldspende für Kinder in Afrika zahlt. Diekmann: “Ich werde dafür sorgen, dass Franz Josef zahlt.”

6. “German Publishers Go After Google; Apparently Very Confused About How The Internet Works”
(techdirt.com, Mike Masnick, englisch)
Mike Masnick sucht nach den Gründen der Kartellklage der deutschen Verlegerverbände gegen Google und findet eine selbstverschuldete Inkompetenz. “Yet the publishers he represents had all of the advantages in the world. They were local. Google was not. They had been around for many more years than Google. They had brand recognition and loyalty that Google did not. Fuhrmann is basically admitting what a colossal failure the companies he represents have been. They failed to capitalize on a huge opportunity. And now, when Google sends them traffic, they are still failing to use that traffic wisely. And then they blame Google for it? Wow.”

Weniger bleibt mehr

Barack Obama ist auf dem absteigenden Ast. Kein Zweifel — denn man kann es schließlich überall lesen. Und so kam man auch heute Morgen kaum an den Schlagzeilen über den neusten, schwer herben Rückschlag für den US-Präsidenten vorbei:

Bei Focus.de:
Obama erleidet schweren Rückschlag. Es läuft nicht gut für Barack Obama. Bei den Nachwahlen haben die Demokraten eine Hochburg und damit ihre Mehrheit im Senat verloren. Damit können die Republikaner große Projekte blockieren – auch die Gesundheitsreform.

Bei Bild.de:
 Schwerer Rückschlag  US-Präsident Obama verliert Mehrheit im Senat

Und bei Express.de:
Herber Rückschlag Obama verliert Mehrheit im Senat

Kenner der US-Politik reiben sich verwundert sie Augen: Gestern hatte Obama noch eine satte Mehrheit: zehn Stimmen mehr als die Häfte der Senatoren. Wie konnte der Präsident – oder besser: seine Partei – diesen Vorsprung quasi über Nacht verlieren, wo am Dienstag doch nur die Nachwahl eines einzigen Abgeordneten anstand?

Die Auflösung ist einfach: Natürlich meinten die deutschen Medien nicht etwa, dass Obama die Mehrheit verloren habe, sondern nur eine Mehrheit — nämlich die qualifizierte Mehrheit von 60 Prozent der Senatssitze. Die erlaubt es einer Partei, so genannte Filibuster zu unterbrechen, bei denen ein Abgeordneter des politischen Gegners durch lange Debattenbeiträge eine Abstimmung zu verhindern versucht.

Klingt kompliziert? Ist auch so. Was also der Verlust eines Sitzes im US-Senat bedeutet, erklärt uns der Express deshalb sogar fett gedruckt — ohne mit gesetzgeberischen Details zu langweilen:

Damit verfügt Obama ein Jahr nach seiner Amtsübernahme in der kleineren Kongresskammer nicht mehr über die nötige 60-Stimmen-Mehrheit zur Durchsetzung wichtiger Gesetzesvorhaben.

So ähnlich scheint es auch der Redakteur von Stern.de gesehen zu haben, der die Lage heute Morgen noch etwas prägnanter zusammenfasste:

Massachusetts republikanisch: Demokraten verlieren Senat

Inzwischen wurde die Überschrift geändert und bekam einen “-orenposten” angehängt.

Gewiss: Ein etwas harsches Urteil für eine Senatsmehrheit, die zum Beispiel weit oberhalb der Mehrheit der schwarz-gelben Koalition im Deutschen Bundestag liegt. Aber wenn Obama nun keine wichtigen Gesetze mehr durchbringen kann, ist das Fazit sicher gerechtfertigt. Außerdem klingt es so viel besser als die komplizierten Fakten.

Allerdings war Barack Obama im vergangenen Jahr der erste Präsident seit Jimmy Carter, der über diese super majority verfügte. Und dass weder Ronald Reagan, noch George Bush, Bill Clinton oder George W. Bush je ein wichtiges Gesetz durchgebracht hätten, ist eine Interpretation, die wohl nur wenige Menschen teilen würden.

Mit Dank auch an TM.

Nachtrag, 21. Januar: Focus.de hat inzwischen den Beitrag berichtigt und den Fehler richtig gestellt.

Medienarchiv 68, N24, Google

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Editorial zum Medienarchiv68”
(medienarchiv68.de, Mathias Döpfner)
Der Axel-Springer-Verlag macht mit dem Medienarchiv 68 “rund 5.900 Beiträge, Kommentare, Leserbriefe, Karikaturen, Reportagen, Glossen und Interviews aus den Jahren 1966 bis 1968” zugänglich. Der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner will damit die “publizistische Positionierung der Axel-Springer-Zeitungen in der damaligen Zeit” zur Debatte stellen: “Manche Klischees in den Köpfen erweisen sich auch als Endmoränen einer bis heute wirkungsvollen SED-Propaganda und Stasi-Desinformation.” Reaktionen auf die Lancierung des Medienarchivs sind auf taz.de, sueddeutsche.de oder fr-online.de zu lesen.

2. “Focus: Fakten, Fakten, Fakten??”
(klima-luegendetektor.de)
Der Klima-Lügendetektor schreibt über den “Focus”-Titel “Fällt die Klima-Katastrophe aus?” und kommt zu folgendem Schluß: “Die sensationsheischende Frage des ‘Nachrichtenmagazins’, ob die Klimakatastrophe ausfalle, lässt sich also kurz und bündig beantworten: Leider nein!”

3. “Du sollst nicht langweilen!”
(faz.net, Harald Staun)
Harald Staun über den Nachrichtensender N24: “Die bloße Etikettierung des Programms mit dem Begriff ‘Nachrichten’ scheint auszureichen, damit die sonst so fleißigen Kritiker des Privatfernsehens ihre fundamentalen Dünkel gegen Boulevardisierung und Infotainment vergessen. Die Solidaritätsbekundungen klingen ein wenig, als würde sich der Vegetarierbund beschweren, weil McDonald’s seine Salate abschafft.”

4. “‘Bild’-App ist bereits geknackt”
(dwdl.de, Alexander Krei)
“Einigen Usern ist es gelungen, die erst Anfang Dezember gestartete kostenpflichtige App der ‘Bild’ für das iPhone zu knacken. Dem Springer-Verlag ist das Problem bekannt, dennoch gibt man sich derzeit noch gelassen.”

5. “SF: Trickserei beim ‘Swiss Award'”
(persoenlich.com)
“Stand der ‘Schweizer des Jahres’ schon fest, bevor ihn das Volk per Televoting bestimmte?”

6. “Wieso Holzmedien bei Google-Kritik versagen”
(largeneuroncollider.com, Andreas Braendle)
Andreas Braendle hält Skepsis für angebracht, wenn Printmedien über Google schreiben. “Die seltsame Argumentation der Journalisten hört sich meist etwa so an, wie wenn Fährenbetreiber einen Autofahrer davon überzeugen wollen, nicht mit der neuen Brücke den Fluss zu überqueren, sondern weiterhin die Fähre zu nehmen – weil sie langsamer und teurer ist.”

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Kopfloser Horrorjournalismus

Es gibt Unfälle, die sind an Grausamkeit kaum zu überbieten: Am 4. Januar gegen 23 Uhr prallte ein 20-jähriger Pkw-Fahrer auf der Hauptstraße im niedersächsischen Seckenhausen frontal gegen einen LKW-Anhänger, der auf der Fahrbahn abgestellt war. Der Kleinwagen schoss unter dem Anhänger hindurch, das Dach wurde dabei abgerissen, der Fahrer verstarb noch an der Unfallstelle. Es gibt Medien wie den “Weserkurier”, die sich bei einem solchen Unfall an die Fakten halten, die auch durch eine Polizei-Pressemitteilung belegt sind.

Und es gibt die “Bild”. Deren Berichterstatterin Astrid Sievert musste offenbar noch ein wenig an der Horror-Schraube drehen:

Horrorunfall: Autofahrer geköpft

Auch im Text lässt Sievert die Leser wissen, wie der “Horror-Unfall” konkret ausgesehen hat: “ER WURDE GEKÖPFT” steht dort in fetten Lettern. An anderer Stelle ist zu lesen, dass der junge Autofahrer “mit rund 100 km/h” in den Tod raste.

Wie die Horror-Berichterstatterin der “Bild” zu ihren Beobachtungen kam, ist unklar. Möglicherweise hat sie sich von “Nonstop-News” inspirieren lassen, einem Bereitschaftsdienst für Blut- und Blechschaden-Berichterstattung auf dem platten niedersächsischen Land. Die Reporter, die kurz nach dem Unfall zur Stelle waren und in ihrer Filmausbeute unter anderem eine “Totale der Unfallstelle mit viel Blaulicht” anzubieten haben, berichten: “Der Fahrer war offenbar bei dem Aufprall in Kopfhöhe sofort getötet worden.” Fest steht: Von einer Enthauptung kann keine Rede sein. “Die Pressemeldung der Polizei Diepholz ist maßgeblich und richtig. Der Fahrer wurde nicht geköpft”, stellt Thomas Gissing, Verkehrssicherheitsberater der Polizeiinspektion Diepholz, gegenüber BILDblog klar. Wäre der “Bild”-Berichterstatterin bei ihrer Arbeit nicht der eigene Kopf abhanden gekommen, hätte sie sich übrigens selbst denken können, dass die Darstellung vom “geköpften” Autofahrer nicht stimmen kann — immerhin heißt es in der Polizeimeldung, dass der Fahrer “noch an der Unfallstelle” verstarb und nicht “sofort tot” war.

Und auch die Geschwindigkeit, mit der sich der 20-Jährige auf den Anhänger zubewegte, ist nicht klar: Im “Weserkurier” konnte die Polizei dazu keine Angaben machen. Polizeisprecherin Jutta Stricker vermutet jedoch, dass der Kleinwagenfahrer langsamer als die 100 km/h gefahren war, die “Bild” behauptet. Die Situation sei ohnehin nicht nur mit hoher Geschwindigkeit gefährlich: Wenn sich so ein Hindernis auftue, sei eine Reaktion ohnehin schwer möglich, sagte Stricker dem “Weserkurier”.

Aber warum bei den Fakten bleiben, wenn sich ein grausamer Unfall mit gewissen verbalen Verrenkungen noch grausamer machen lässt – das denkt man sich offenbar auch hier, hier oder hier.

Klicks, N24, Paid Content

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Lass klicken, Baby!”
(jungle-world.com, Ivo Bozic)
Ivo Bozic beschäftigt sich mit den Klicks im Internet, die nach wie vor die Grundlage für Werbeeinnahmen sind: “Um Klicks zu erschleichen, scheint jeder Trick gerechtfertigt, so plump er auch sein mag. (…) Der Nachrichtenseite N24.de gelang es im Sommer, ihre Visits innerhalb von nur einem Monat um 328,7 Prozent zu steigern auf beacht­liche 19,4 Millionen. Einfach dadurch, dass der Traffic der viel stärker frequentierten, ebenfalls zur ProSieben-Sat.1 Media AG gehörende Seite Wer-weiß-was.de seit Juli mitgezählt wird. Ein ganz legaler Trick.”

2. “Der Wert von Nachrichten bei N24”
(ndr.de, Anne Ruprecht, Video, 5:44 Minuten)
Das Medienmagazin “Zapp” zu den Sparplänen bei N24. Das Blog “Nachrichten sind wichtig” liefert Zahlen zum Thema und schreibt, dass N24 2008 einen Jahresüberschuss von 13.13 Millionen Euro machte. “Im Jahr 2008 waren alle deutschen Sender im operativen Geschäft rentabel.”

3. Interview mit Matthias Eberl
(beim-wort-genommen.de, Jonas Schaible)
Ein Gespräch mit Matthias Eberl, der Audioslideshows macht und damit kürzlich den Deutschen Reporterpreis in der Kategorie Online gewann: “Bisher bin ich nur wie ein Getriebener einigen wirren Idee hinterhergelaufen, jetzt ist rückblickend das Gefühl da, etwas gemacht zu haben, was journalistische Relevanz hat. Und ich hoffe auch, dass sich das Ansehen der Audioslideshow geändert hat.”

4. “Wer will Geld, wer nicht?”
(persoenlich.com)
Eine Umfrage unter Schweizer Medienmachern zu Paid Content. Kurt W. Zimmermann: “Geld für Content können nur Medien verlangen, die etwas bieten, was sonst niemand bietet.”

5. “100 Jahre Zweisamkeit”
(ftd.de, Thomas Birkner)
Thomas Birkner glaubt, dass trotz der Paid-Content-Debatte “der Vertriebsweg keine Alternative zum Anzeigengeschäft” bieten kann. “Es ist erst die Mischfinanzierung aus Anzeigen- und Vertriebserlös von etwa 65 zu 35 Prozent, die es dem Journalismus 100 Jahre lang ermöglicht hat, sich als Kontrollorgan für den Staat zu etablieren.”

6. “Die Recherchen amerikanischer Online-Medien”
(ndr.de, Mareike Fuchs, Video, 4:46 Minuten)
Und gleich noch ein “Zapp”-Beitrag aus New York über die Stiftung Pro Publica, die sich dem investigativen Journalismus verschrieben hat.

Autoerotischer Journalismus

Es ist ein außergewöhnlich detailreicher Artikel, den der Kölner “Express” nebst eindrucksvollem Symbolbild vergangene Woche über ein Gerichtsurteil veröffentlichte:

Köln: Tödliche Selbstbefriedigung. Gericht: Versicherung muss nicht zahlen

Eine “große Versicherung” musste eine “Lebensversicherungssumme in Höhe von knapp 300.000 €” nicht auszahlen, weil sich ein “Kölner Familienvater (†55)” und “Manager”, der “statt einer Hose” “ein im Schritt freies Leder-Ketten-Arrangement” trug, “an einem Sommertag” “versehentlich am Ehebett erdrosselt” hatte.

Sogar aus den Akten des Kölner Landgerichts werden pikante Details zitiert:

“Durch leichtes Herauf- und Herunterfahren der Rückenlehne drückte er sich dabei die Luft ab”, heißt es in den Akten.

Dieses Detailwissen ist insofern erstaunlich, als sich in der Pressestelle des Kölner Landgerichts niemand mehr an diesen Fall erinnern kann. “Das war lange vor unserer Zeit und ist mindestens fünf Jahre her”, erklärte man uns auf Anfrage.

Richter Jörg Baack, der im “Express” mehrfach zitiert wird, datiert das Urteil etwa auf das Jahr 2003, weil er seit 2004 nicht mehr für Lebensversicherungen zuständig sei. An Details des Falles könne er sich aber auch nicht mehr erinnern, weil er in der Zwischenzeit “etwa drei- bis viertausend Fälle” verhandelt habe.

Und wie kam der Fall dann jetzt in den “Express”? Baack habe vor kurzem in einer Runde mit Pressevertretern über den Richterberuf im Allgemeinen gesprochen, wie er uns auf Anfrage sagt. Um zu verdeutlichen, dass man als Richter auch in jungen Jahren schon mit außergewöhnlichen und dramatischen Fällen konfrontiert sein könne, habe er anekdotisch und allgemein einen Fall erwähnt, über den er selbst zu Beginn seiner Laufbahn zu befinden hatte: eben den einer Witwe, deren Ehemann bei einem “autoerotischen Unfall” ums Leben gekommen sei.

Kurz darauf habe er dem “Express” Altersangaben und Fakten entnehmen können, an die er sich selbst nicht mehr erinnern konnte, sagt Baack.

Im Übrigen sei das Urteil von der 23. Zivilkammer gesprochen worden und nicht von der 21., wie im “Express” stehe, und der Begriff der Fahrlässigkeit sei für den Fall unerheblich gewesen. Der Finanzjournalist Andreas Kunze vermutet darüber hinaus in seinem Blog, dass es sich allenfalls um eine Unfalltod-Zusatzversicherung zu einer Lebensversicherung gehandelt haben könne, weil bei der Auszahlung von Lebensversicherungen irgendeine Form von “grober Fahrlässigkeit” gar keine Rolle spiele.

Wir halten fest: Der “Express” veröffentlicht einen Artikel über einen mindestens sechs Jahre alten Fall (ohne jede Zeitangabe) voller Details, an die sich niemand beim Gericht mehr erinnern kann, und vertut sich an entscheidender Stelle mit den juristischen Begrifflichkeiten.

Wer könnte so einen Fall einen Tag später aufgreifen, dem Richter weitere wörtliche Zitate in den Mund legen und ihm einen falschen Vornamen verpassen?

Lebensversicherung muss nicht zahlen: Tod bei bizarrem Selbstbefriedigungs-Spiel - Mann erdrosselt sich versehentlich im eigenen Ehebett

“Express”-Chefreporter Volker Roters erklärt, dass er nach wie vor zu seinem Text stehe, seine Informationen “aus seriöser Quelle im Bereich des Kölner Justizpalastes” habe und die Akten beim Landgericht eingesehen habe. Dass das Urteil schon Jahre zurückliege, streitet er nicht ab — aber so ein Fall könne ja auch mit zeitlichem Abstand noch relevant sein.

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