Suchergebnisse für ‘fakten’

Corona-Faktencheck, Krisenmänner, Die Sendung mit dem Virus

1. Die 15 häufigsten Gerüchte und Theorien zum Coronavirus im Faktencheck
(correctiv.org, Alice Echtermann)
Vor allem in den Sozialen Medien kursieren rund um das Coronavirus die unterschiedlichsten Gerüchte und Theorien zur Entstehung und Ausbreitung des Erregers. Das reicht von schlichten Falschaussagen bis hin zu abenteuerlichen Behauptungen, die kunstvoll zu Verschwörungstheorien verwoben werden. “Correctiv” hat sich “die 15 häufigsten Gerüchte” vorgeknöpft und sie auf ihren Wahrheitsgehalt untersucht.

2. EU-Kommissions-Chefin Ursula von der Leyen: Immer Ärger um ihre Berater
(aargauerzeitung.ch, Remo Hess)
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen lässt sich in Sachen Social Media von der umstrittenen PR-Agentur “Storymachine” beraten. Die Tätigkeit sei jedoch nirgendwo offiziell festgehalten, sondern basiere auf einem Vertrag, den von der Leyen “in privater Kapazität” abgeschlossen habe. Zu den Kosten wolle sie sich nicht äußern, außer dass sie “nicht nennenswert” seien. Lobbywächter und Transparenz-Verfechter halten die Vorgehensweise der Kommissionspräsidentin für problematisch.

3. Kriegsherren, Erklärbären, Sunnyboys: Männer für die Krise
(uebermedien.de, Annika Joeres & Susanne Götze)
In Krisenzeiten werde oft nach dem “starken Mann” gerufen. Das mache sich auch in vielen Medien bemerkbar. Annika Joeres und Susanne Götze sprechen in diesem Zusammenhang von der “Reproduktionsschleife der Ungleichheit”: “Zwar tut es allen leid, aber am Ende reproduziert sich das männlich dominierte System so immer wieder selbst: Männer empfehlen Männer, die dann auffallen und von Männern aufgegriffen werden. Die Medien sind dabei Helfershelfer der Ungleichheit.”

4. Staatshilfen für private Medien?
(deutschlandfunk.de, Sören Brinkmann, Audio: 5:10 Minuten)
Derzeit kämpfen viele Verlage und Medienhäuser mit den Auswirkungen der Corona-Krise. Nun haben einige Bundesländer direkte Hilfen angekündigt, was auf der Empfängerseite recht unterschiedlich aufgenommen wird: Private Rundfunkanbieter würden die Unterstützung befürworten, Verlage seien aus Sorge vor einer möglichen Einflussnahme oft zurückhaltend.

5. G20-Akkreditierungen rechtswidrig entzogen
(mmm.verdi.de)
Im Rahmen des G20-Gipfels 2017 in Hamburg wurden einigen Journalistinnen und Journalisten die Presseakkreditierungen entzogen. Dies war im Fall von sechs Betroffenen, die dagegen geklagt haben, rechtswidrig. Das Verwaltungsgericht Berlin habe ihnen daraufhin sogenannte Anerkenntnisurteile zugestellt. Zwei weiteren Journalisten habe man dies schon im November 2019 bestätigt.

6. Bloß nicht zu ernst
(sueddeutsche.de, Theresa Hein)
Theresa Hein hat sich im Kinderfernsehen umgeschaut und geguckt, wie dort thematisch mit dem Coronavirus umgegangen wird. Es geht vor allem um die Frage: “Wie bleibt man gleichzeitig unterhaltsam, macht aber auf den Ernst der Lage aufmerksam — und dabei auch keine Angst?”

Neue Fakten der “Storymachine”, Was für ein Aufzug, Sonja Zietlow

1. Streeck, Laschet, StoryMachine: Schnelle Daten, pünktlich geliefert
(riffreporter.de, Christian Schwägerl & Joachim Budde)
Die “Riffreporter” haben in einem längeren Lesestück die Vorgänge um das sogenannte “Heinsberg Protokoll” rekonstruiert. Eine lesenswerte Chronologie und Analyse mit erschreckenden Erkenntnissen: “Es ist Laschet, Streeck und StoryMachine gelungen, in der politischen Themen- und Prioritätensetzung neue Fakten zu schaffen und Aufmerksamkeit vom Lockdown auf den Exit umzulenken. Doch das PR-Bündnis hat einen Preis: Die Kritik an der Seriosität des Vorgehens.”

2. Traue keiner Statistik, …?
(spiegel.de, Marcel Pauly & Patrick Stotz)
Die Berichterstattung über das Coronavirus basiert häufig auf Zahlen. Doch welche Datenquellen und welche Messgrößen werden verwendet? Der “Spiegel” erklärt, woher die Daten kommen, wie aussagekräftig die Infiziertenzahlen sind, welche Kennzahlen für die Ländertabelle verwendet werden, und beantwortet weitere Fragen zum Umgang mit den Covid-19-Zahlen.

3. Was machen all diese Politiker in einem Aufzug?
(hessenschau.de)
Im ganzen Land heißt es Abstand halten, aber ausgerechnet die, die es besser wissen müssten, quetschen sich in einen proppenvollen Aufzug. Mit dabei: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, Kanzleramtsminister Helge Braun, Ministerpräsident Volker Bouffier, Regierungssprecher Michael Bußer (alle CDU) und Hessens Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne), dazu noch mindestens sechs weitere Personen. Das Foto der irren Szene sorgte in den Sozialen Medien für allerlei Gesprächsstoff: von kritischen Anmerkungen bis hin zu spöttischen und lakonischen Bemerkungen.

4. Susanne Gaschke fragt sich, ob Corona der neue Hitler ist
(uebermedien.de, Jürn Kruse)
Gefallen sich die Deutschen tatsächlich “in 150-prozentigem Corona-Gehorsam”, wie von Susanne Gaschke in der “NZZ” behauptet? Jürn Kruse hat sich den Artikel absatzweise vorgenommen und die darin enthaltenen Vorwürfe und Unterstellungen (“Totalitarismus”, “Ermächtigungsgesetz”, “Unterwerfung”) seziert.

5. Forum Recht, Ausgabe “Don’t @ me” (1/2020)
(forum-recht-online.de)
“Forum Recht” ist ein rechtspolitisches Magazin, das vom Bundesarbeitskreis kritischer Juragruppen sowie einem Trägerverein herausgegeben und vor allem von Studierenden, Referendarinnen und Referendaren gefüllt wird. Die aktuelle Ausgabe widmet sich dem Thema Social Media: Wie agieren Menschen und staatliche Akteure in den Sozialen Medien? Und wie kann das Recht darauf reagieren? Das Heft steht jetzt zur freien Online-Lektüre bereit.

6. Sonja Zietlow irritiert mit Facebook-Posts zum Coronavirus
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
In den vergangenen Tagen postete die prominente RTL-Moderatorin Sonja Zietlow (“Dschungelcamp”) allerlei Seltsamkeiten auf ihrem verifizierten Facebook-Kanal und lockte damit Verschwörungstheoretiker der unterschiedlichsten Couleur an. Am Ostersonntag veröffentlichte sie eine Liste mit Personen aus Medizin und Forschung, die ihrer Auffassung nach in der Gesellschaft als “Verschwörungstheoretiker” gelten würden. Das Problem: Viele davon hatten tatsächlich fragwürdige oder gänzlich widerlegte Aussagen über das Coronavirus verbreitet. “Wer nicht als Verschwörungstheoretiker gilt”, so Zietlow weiter in ihrem Post: “Prof. Dorsten (!), Lothar Wieler RKI, Bill Gates, Spahn.” Der Spuk scheint jedoch beendet, zumindest vorerst: Zietlows Facebookseite ist seit gestern Abend nicht mehr erreichbar.

Wie Robin Alexander Fakten verdreht, um sich empören zu können

Kaum ein Politikjournalist ist gerade in den Medien so präsent wie der stellvertretende Chefredakteur Politik der “Welt” Robin Alexander. Vor allem in Talkshows gibt er den Politik-Erklärer. Bei “Übermedien” hat Arno Frank den “Politischen Journalisten des Jahres” 2017 nach dessen Selbstverständnis und dessen Haltung befragt. Gleich mehrmals behauptet Alexander, dass seine persönliche Haltung keine Rolle spiele. Hier etwa:

Persönlich hältst du also Äquidistanz? Keine politischen Vorlieben?

Ich entscheide danach, welche Geschichte stimmt.

Oder ein paar Fragen später:

Also gar keine Versuchung, sozusagen selbst in dieses Rad zu greifen oder den Dingen eine andere Richtung zu geben?

Ich wüsste gar nicht, welche.

Nochmal:

Sagen, was ist?

So ist es.

Es muss aber doch auch eine Haltung geben, die hat doch jeder!

Der Journalismus liefert Informationen für die offene Gesellschaft. Haltungen gibt es auch anderswo.

An anderer Stelle im Interview beschreibt Alexander, wie er sich frei macht vom “Spin” im politischen Journalismus, also von den Versuchen der politischen Akteure, ein Thema in eine bestimmte Richtung zu drehen:

Du bekommst also eine SMS, wo der Fakt einen Spin hat. Dann fragst du ein paar andere Teilnehmer: “Wie haben Sie es gehört?” Zwei sagen so, drei sagen so. Und dann schreibst du: Die einen haben dies gehört, die anderen jenes.

Ich behaupte, dass Robin Alexander in diesem Interview unwidersprochen ziemlich viel Unsinn erzählt. Zumindest in bestimmten Politikgebieten offenbart er nicht nur eine eindeutige Haltung; er betreibt auch selbst ziemlich abgebrühtes Spinning. Er manipuliert, dreht sich Zitate, Zeitabläufe und Fakten so zurecht, dass diese seine Haltung unterstützen. Ich kann nicht beurteilen, wie symptomatisch das ist, ob er das generell so macht, also ob er bei seiner Arbeit notorisch manipuliert. Aber zumindest bei einem Thema kann ich das sehr gut beurteilen, weil ich Teil einer seiner Geschichten um dieses Thema bin. Und da es nicht irgendein Thema ist, sondern eines, das offensichtlich symptomatisch für seine Sicht auf den Hauptstadtjournalismus ist, möchte ich seinen Spin hier etwas geraderücken.

Alexander nutzt im Interview die Schilderung der medialen Berichterstattung um den Karnevalswitz von Annegret Kramp-Karrenbauer Anfang März dieses Jahres dazu, um eine grundsätzliche Aussage über das Funktionieren medialer Berichterstattung zu treffen:

Es sind darüber Artikel erschienen, die ihren Auftritt super fanden. Und zweieinhalb Tage später steht im Nollendorfblog ein Text von einem Autor, den ich gar nicht kenne, gegen den ich auch nichts habe, aber der erkennbar sauer auf Kramp-Karrenbauer ist.

Wegen des Witzes?

Eher, weil sie mal gegen die Ehe für alle war. Als fast alle in der CDU noch dagegen waren, by the way. Und dieser Autor schreibt sinngemäß, die Aussage von AKK sei das Schlimmste, was in Deutschland seit 1945 gesagt wurde. Was ich für eine sehr gewagte These halte. Ich habe nichts dagegen, dass das in irgendeinem Blog steht! Ich habe auch nichts dagegen, dass es in der “taz” steht. Was ich aber problematisch finde: Angesicht dieser Empörung vom Rand fallen in der Mitte nun alle, alle um und beginnen mit zweitägiger Verspätung, sich ebenfalls zu empören! Es ändert also der gesamte Betrieb wegen eines einzigen Empörten seine Meinung. Und das kann nicht sein.

Es mag kleinlich wirken, hier all die Dinge aufzuzählen, die an dieser Schilderung nicht stimmen. Aber die Sache, über die wir hier reden, ist keine Kleinigkeit. Einer der “wichtigsten Politik-Erklärer” (“Übermedien” über Robin Alexander bei Facebook) erklärt hier die Hintergründe einer Mediengeschichte, die laut seiner eigenen Einschätzung dazu geführt hat, dass eine der wichtigsten Politikerinnen und Politiker Deutschlands in der öffentlichen Wahrnehmung plötzlich völlig anders beurteilt wird. Und er erklärt sie eben falsch.

All das, was Theaterautor, Blogger und Marketingexperte Johannes Kram schon so gemacht hat, würde nicht in diese Box passen. Deswegen hier unvollständig und im Schnelldurchlauf: Nicht nur, aber auch wegen seiner Medien-Kampagne ist Guildo Horn zum “Eurovision Song Contest” gekommen. In seinem neuen Buch “Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber” prangert er die “schrecklich nette Homophobie” auch in den Medien an. Für seinen “Nollendorfblog” bekam er eine Nominierung für den “Grimme Online Award”, er selbst erhielt 2018 den Tolerantia Award. Und mit “Seite Eins — Theaterstück für einen Mann und ein Smartphone” hat er Boulevard-Kritik auf die Bühne gebracht. Dafür ein herzliches Dankeschön vom BILDblog.

Also:

Es stimmt nicht, dass der von Alexander erwähnte Blogbeitrag mit dem von ihm erwähnten “1945”-Zitat die “Empörung” verursachte, sondern ein Facebook-Post von mir. Als der Blogbeitrag einen Tag nach diesem Facebook-Post erschien, war der Witz schon längst Thema in den aktuellen Medien. In vielen Berichten und Agenturmeldungen ist auch zu lesen, dass es eben nicht mein Blog war, sondern mein Facebook-Beitrag, der die Berichterstattung ins Rollen brachte. In diesem Posting spielt das von Alexander angeführte Zitat, das angeblich die Empörung verursachte, überhaupt keine Rolle — es kommt darin nicht vor.

Es stimmt nicht, was Alexander über das Zitat im Blog behauptet. Seine Aussage “dieser Autor schreibt sinngemäß, die Aussage von AKK sei das Schlimmste, was in Deutschland seit 1945 gesagt wurde” ist zumindest grob irreführend, auf jeden Fall aber manipulativ. Wie “Übermedien” nachträglich kenntlich machte, habe ich tatsächlich geschrieben: “Hat es das nach 1945 schon einmal gegeben, dass ein aussichtsreicher Bewerber, eine aussichtsreiche Bewerberin um das Kanzleramt so hemmungslos diese niederen Instinkte bedient?”

In meinem (wie gesagt: nach der “Empörung” geschriebenen) Blogbeitrag ging es also nicht um ganz Deutschland, sondern um potenzielle Kanzlerkandidatinnen und Kandidaten. Und es ging nicht um “das Schlimmste, was (…) gesagt wurde”, sondern um das Bedienen niederer Instinkte. Ich vertrete in dem Beitrag die These, dass selbst einem Franz Josef Strauß so etwas — also eine solche Äußerung wie die von Kramp-Karrenbauer — nicht passiert wäre, “dass dieser ein Niveau hatte, um eine Grenze wusste, die man nicht übertritt: Sich genau auf Kosten einer der Minderheiten zu profilieren, die aufgrund der Mißstände in dieser Gesellschaft besonders verletzlich ist. Und diese dann auch noch genau da zu bespotten, wo sie am verletzlichsten ist.”

Nun kann man diese These natürlich für Blödsinn halten, sie ablehnen und kritisieren. Aber mir einfach eine andere These zu unterstellen, zu behaupten, da stünde sinngemäß, “die Aussage von AKK sei das Schlimmste, was in Deutschland seit 1945 gesagt wurde”, ist so ziemlich das Gegenteil von “sagen, was ist”, also dem Leitsatz, dem sich Alexander nach eigener Aussage verpflichtet fühlt.

In einem Beitrag für die “Welt” hatte er sich vorher schon einmal an meinem Zitat abgearbeitet und damals sogar versucht, mir dieses aufgrund der Formulierung “seit 1945” als “Nazi-Vergleich” in Bezug auf Kramp-Karrenbauer unterzujubeln. Dass er zumindest diesen Punkt im Interview mit “Übermedien” nicht wiederholt, mag damit zu tun haben, dass ich ihn darauf hingewiesen hatte, wie er selbst die “seit 1945”-Formulierung benutzt. Etwa in einem Artikel für die “Welt” über den damaligen Unions-Fraktionschef Volker Kauder und das Thema Werbeverbot für Abtreibungen:

Kauder tat nicht, was jeder Vorsitzende jeder Fraktion seit 1945 in so einer Situation getan hätte: Auf den Koalitionsvertrag verweisen

(Hervorhebung durch den Autor.)

Es stimmt nicht, was Robin Alexander über meine Kritik an Kramp-Karrenbauers Position zur Ehe für alle behauptet. Seine Aussage im “Übermedien”-Interview, mit der er meine Motivation, mich über den Karnevalswitz aufzuregen, zu erklären versucht, ist ebenfalls eine ziemlich dreiste Verdrehung: Ich sei ein Autor, der “erkennbar sauer” auf die CDU-Parteivorsitzende sei, “eher, weil sie mal gegen die Ehe für alle war.” Ich habe sehr erkennbar Annegret Kramp-Karrenbauer nie dafür kritisiert, dass sie gegen die Eheöffnung war, sondern immer dafür, wie sie diese Haltung begründet hat. Und ich habe deutlich gemacht, dass die Position selbst in der CDU eine extreme gewesen ist.

Es stimmt deshalb auch nicht, wenn Robin Alexander behauptet, dass “sie mal gegen die Ehe für alle war. Als fast alle in der CDU noch dagegen waren, by the way“, auch weil Kramp-Karrenbauer ihre grundsätzliche Position zur Ehe für alle nie revidiert hat. Sogar im September noch, auf mehrmalige Nachfrage, ob sie “ihren Frieden” mit der Eheöffnung gemacht habe, wollte sie dieses nicht bejahen und gab lediglich zu Protokoll, die gesetzlichen Bestimmungen hierzu durchsetzen zu wollen.

Es stimmt nicht, wenn Robin Alexander sagt: “Es ändert also der gesamte Betrieb wegen eines einzigen Empörten seine Meinung.” Bevor der “gesamte Betrieb”, also die nicht-queeren Medien über das Thema berichteten, taten das die wichtigsten queeren Medien, als erstes das Online-Portal queer.de, dessen Reichweite in der LGBTI-Community enorm ist und das im Nachrichtensektor als das unbestrittene Leitmedium gilt. Noch am selben Tag meines Facebook-Posts, also bevor “der gesamte Betrieb” losging, hatten sich bereits der queerpolitische Sprecher der grünen Bundestagsfraktion Sven Lehmann und Berlins Kultursenator Klaus Lederer kritisch zu Kramp-Karrenbauers Witz geäußert. Es stimmt, dass der Witz vor meinem Facebook-Post untergegangen war. Aber als ich ihn in dem Sozialen Netzwerk dann öffentlich machte, war die Reaktion fast der gesamten Community die gleiche: Dass es sich um eine krasse Grenzüberschreitung auf Kosten von Minderheiten handele und dass man diese einer potenziellen Kanzlerkandidatin nicht durchgehen lassen dürfe.

Problematisch finde ich nicht nur, dass und wie Robin Alexander in dieser Sache die Fakten verdreht. Problematischer noch finde ich, dass hinter all dem eben doch eine Haltung, eine politische Agenda steckt, die er hier versucht, als neutrale Faktenberichterstattung zu camouflieren. Er desinformiert nicht nur, er propagiert eine politische Position und erklärt diejenigen, die diese Position nicht vertreten, zum “Rand”. Denn natürlich kann man der Meinung sein, ein solcher Witz einer möglichen Kanzlerkandidatin sei nicht so schlimm und verdiene nicht diese Aufmerksamkeit. Aber das ist eben eine Haltung. Und so zu tun, als stamme die Aufregung darüber nur von einem Einzelnen, ist nicht nur falsch, sondern Propaganda.

Alexanders Gesamterzählung ist eine Art Täter-Opfer-Umkehr. Er verbindet sie mit der Kritik an Kramp-Karrenbauers Position zur Ehe für alle und erweckt so den Anschein, dass die CDU-Politikerin ohne triftige Gründe angegangen wurde. Deshalb zur Erinnerung: Kramp-Karrenbauer argumentierte nicht wie “fast alle in der CDU”. Sie hat bis heute ihrer Aussage, hinsichtlich der Ehe für alle müsse man im Blick behalten, “dass das Fundament unseres gesellschaftlichen Zusammenhalts dadurch nicht schleichend erodiert”, nicht widersprochen. Sie suggeriert also, dass die gleichen Rechte für eine Minderheit eine Gefahr für die Gesellschaft darstellen. Auch das muss man nicht problematisch finden. Aber es ist eben eine Haltung, es nicht problematisch zu finden. Und die, die es problematisch finden, zum gesellschaftlichen “Rand” zu erklären, ist es ebenfalls.

Falsch ist auch Alexanders Behauptung: “Angesicht dieser Empörung vom Rand fallen in der Mitte nun alle, alle um und beginnen mit zweitägiger Verspätung, sich ebenfalls zu empören!” Denn natürlich war es nicht so, dass “alle” “umgefallen” sind. Ja, es gab eine breite Berichterstattung, aber die Kommentierung war höchst unterschiedlich. Hinter der Formulierung, alle seien umgefallen, steckt die Unterstellung, Medien seien hier vor homosexueller Meinungsmacht eingeknickt. Dabei hat sich ein beachtlicher Teil der veröffentlichten Meinung eben nicht über Kramp-Karrenbauer empört, sondern über die ihrer Meinung nach ungerechtfertigte Empörung.

Alexander spinnt sich hier eine Geschichte zurecht, die zwar vorgeblich nur einen Homosexuellen, tatsächlich aber einen Großteil der queeren Community an den “Rand” stellt. Dabei lässt er so ziemlich alle journalistischen Grundsätze sausen, die er an gleicher Stelle für sich proklamiert. Er prangert eine angeblich maßlose Empörung an, aber in Wahrheit ist er es, der maßlos an den Fakten herumbastelt, so, dass man sich möglichst gut über sie empören kann. Wenn Robin Alexander wirklich einer der wichtigsten deutschen Politik-Erklärer ist, dann sollte man sich um die Politik-Erklärerei in Deutschland wirklich Sorgen machen.

Bild  

Gefühle statt Fakten: “Bild” will TV-Sender werden

Im aktuellen “Spiegel” spricht “Bild”-Chef Julian Reichelt über seine Pläne, “Bild” auf die TV-Bildschirme zu bringen:

Wir sind selbstbewusst genug zu glauben, dass es genug Menschen gibt, die lieber das schauen, was »Bild« zeigt, als etwas anderes.

Auf die Frage von “Spiegel”-Redakteurin Isabell Hülsen, was “Bild” als TV-Sender denn könne, was andere nicht längst können und machen, sagt er:

Reichelt: Exklusive News zeigen und emotionale Geschichten erzählen. Man kann natürlich sagen, das bieten andere auch schon. Die Wahrheit ist: Die meisten Fernsehsender machen das, was wir uns vorstellen, eben nicht. Aus dem brennenden Amazonasgebiet, so wie wir zuletzt, sendet nicht jeder.

SPIEGEL: Vielleicht nicht mit acht Reportern wie »Bild«, aber etliche Sender haben durchaus direkt vor Ort berichtet.

Reichelt: Ja, aus dem Hotelzimmer. Aber nicht mit mehreren Teams, die im brennenden Regenwald stehen und mit Menschen reden, um die herum alles gerodet wird. Ich habe nicht das Gefühl, dass es diese menschliche Geschichte im Nachrichtenangebot gab.

Nun, blöderweise hat er da falsch gefühlt. Die ARD zum Beispiel stand auch im brennenden Regenwald und redete mit Menschen:

Screenshot vom ARD-Weltspiegel: Eine Frau wird interviewt, um sie herum abgebrannter Regenwald

Genauso RTL:

Screenshot von RTL: Ein Reporter steht vor einem brennenden Waldstück in Brasilien

Auch das ZDF war vor Ort:

Screenshot einer ZDF-Reportage: "Die Brände im Amazonas-Regenwald"

Und Stern-TV schickte gar Ex-DSDS-Jurorin Fernanda Brandão los, um mit Amazonas-Bewohnern über ihre Gefühle zu reden:

Screenshot von Stern-TV: Fernanda Brandao unterhält sich mit Amazonas-Einwohnern, umgeben von abgebranntem Regenwald

Wenn das nicht der Gipfel des menschlichen Fernsehens ist, dann wissen wir auch nicht.

Aber das alles passt natürlich nicht in Reichelts Erzählung.

Die Fernsehsender, so der “Bild”-Chef, vor allem die Öffentlich-Rechtlichen, würden über einige wichtige Dinge gar nicht berichten. Die Medien und die Politik hätten “das Gefühl für den Alltag der großen Masse von Menschen in diesem Land verloren. Die Leute haben das Gefühl, sie werden nicht gehört.”

Ich frage mich: Wo findet die Realität, die wir auf der Seite 2 von »Bild« abbilden, im Fernsehen statt? Etwa, dass Menschen, die 40 Jahre gearbeitet haben, jetzt Flaschen sammeln müssen.

Wo das im Fernsehen stattfindet?

Im ZDF zum Beispiel, wie Medienjournalist Daniel Bouhs korrekterweise bei Twitter anmerkt. Der Sender zeigte erst vor Kurzem die “37 Grad”-Reportage “Warum Menschen Flaschen sammeln”.

Oder in der ARD. Die befasste sich schon 2013 für die Reihe “Menschen hautnah” mit den Schicksalen von Flaschensammlern.

Der RBB begleitete erst Ende Juli dieses Jahres zwei Flaschensammler in Berlin. Vor sieben Jahren hatte der Sender die beiden schon einmal für eine Reportage begleitet: “Die Flaschensammler – ohne Pfandgeld geht’s nicht mehr”.

Im NDR lief schon vor fast zehn Jahren eine Reportage über die Geschichte eines Flaschensammlers in Hamburg.

Arte brachte 2017 eine Reportage, in der es um Rentner geht, die nur 400 Euro im Monat haben und darum Flaschen sammeln müssen.

2018 befasste sich “Akte” bei Sat.1 mit dem Thema. Zwei Jahre zuvor gab es auch im Sat.1-Frühstücksfernsehen einen Beitrag: “Wegen Minirente: Immer mehr Rentner gehen Flaschen sammeln!”

Und so weiter.

Julian Reichelt aber tut so, als gäbe es so etwas im Fernsehen nicht, als klaffe dort eine Lücke, die nur “Bild” füllen kann. Er sehe da “großes Potenzial”.

Wir wollen das Land, die Welt, die Politik und den Alltag der Menschen so zeigen, wie es die Leute erleben, und nicht so steril und weichgespült wie teilweise bei den Öffentlich-Rechtlichen.

Wir können es kaum erwarten.

Besonders witzig von jemand der in Twitter vor Fakten geflüchtet ist

Das Argument kommt schon seit Jahren, vor allem aus der rechten Ecke. Als sich Herbert Grönemeyer 2015 gegen die “verbale Brandstiftung” in der Flüchtlingskrise ausgesprochen hatte, giftete “Bild” auf der Titelseite über den “arroganten Auftritt” des Sängers:

Er gab sich die Rolle als Allwissender in puncto Flüchtlingskrise — aus der bequemen Perspektive des in London lebenden Millionärs.

Als sich Grönemeyer im Sommer dieses Jahres unter dem Motto “Kein Millimeter nach Rechts” für eine “solidarische, bunte Gesellschaft ohne Hass und Hetze” aussprach, twitterte AfD-Politiker Björn Höcke:

Tweet von Björn Höcke: Herbert Grönemeyer flüchtete aus dem »bunten« Bochum und vor dem Finanzamt.  Jetzt will er jene belehren, die mit den Konsequenzen seiner politischen Spinnereien leben und mit ihren Steuern alles bezahlen müssen.

So geht das seit Jahren immer wieder: Was mischt der sich eigentlich ein, der wohnt ja nicht mal in Deutschland, der zahlt hier nicht mal Steuern!

Blöd nur: Grönemeyer lebt seit über zehn Jahren wieder in Deutschland. Auch Steuern zahlt er in Deutschland, und zwar schon sein Leben lang, wie er immer wieder in Interviews erklärt:

Ich zahle auch mein Leben lang Steuern in Deutschland, selbst zu der Zeit als ich in England gewohnt habe, dort habe ich bis 2009 gewohnt.

Mein erster Wohnsitz ist Berlin. Inzwischen sind meine Kinder auch wieder in Deutschland. Und, Achtung, ich zahle meine Steuern in Deutschland. Schon immer.

Wer also sagt, Grönemeyer habe die Klappe zu halten, weil er ja in Deutschland weder lebt noch Steuern zahlt, ist entweder ein Lügner oder zu blöd zum Googeln. Und damit zum Chefredakteur der “Welt”-Gruppe.

Nachdem sich Grönemeyer vor ein paar Tagen bei einem Konzert in einer vielbeachteten Rede erneut gegen Rassismus geäußert hatte, twitterte Ulf Poschardt:

Tweet von Ulf Poschardt: Besonders witzig von jemand der in London vor unseren Steuersätzen geflüchtet ist

Viele Twitternutzer machten ihn schnell darauf aufmerksam, dass das nicht stimmt. Auch Grönemeyers Anwalt schaltete sich ein.

Nun hätte Poschardt natürlich einfach den Fehler einsehen, um Entschuldigung bitten und die Sache richtigstellen können. Aber: nee.

Tweet von Ulf Poschardt: BREAKING - ein weltberühmter, liberaler popstar hetzt mir seinen klugen anwalt auf den hals, wegen eines tweets. ohje, was soll ich machen, liebe follower*innen?

Und obwohl die lieben Follower*innen mit deutlicher Mehrheit für das Genießen des Rechtsstreits stimmten, zeichnete sich schon wenig später ab, dass Poschardt die lässig-bissige Kampfmasche doch nicht durchziehen würde.

Tweet von Ulf Poschardt: Ulf Poschardt @ulfposh die vielen kritischen anmerkungen von meinen follower*innen machen mich richtig nachdenklich und zerknirscht. vielleicht ist es wirklich gut, wenn es da eine schöne auflösung gibt. danke für die diskussion, insbesondere von den liberalen kritischen geistern.

Was wohl so viel heißt wie: Ich hab mich jetzt doch mal schlau gemacht und, uiuiui, das würde vor Gericht ganz schön in die Hose gehen, darum lege ich jetzt möglichst breit grinsend den Rückwärtsgang ein.

Auch hinter den Kulissen lenkte Poschardt ein und gab eine Unterlassungserklärung ab. Am Abend dann seine vorerst letzte Mitteilung in der Sache:

Tweet von Ulf Poschardt: RIchtigstellung In einem Tweet habe ich in Bezug auf Herbert Grönemeyer erklärt: 'Besonders witzig von jemand der in London vor unseren Steuersätzen geflüchtet ist" Hierzu stelle ich richtig: Herr Grönemeyer hat seinen steuerlichen Wohnsitz in Deutschland. Seine frühere 1/2
Tweet von Ulf Poschardt: 2/2 Entscheidung, nach London zu ziehen, hatte keinerlei steuerlichen Gründe. Ulf Poschardt

Die tatsächlichen Gründe für den Umzug erklärte Herbert Grönemeyer vor ein paar Jahren übrigens so:

Es gab mehrere Gründe. Wir zogen hin, als meine Frau schon sehr krank war und Angst hatte, dass die deutsche Presse das rauskriegt. Zudem wollten wir, dass unsere Kinder groß werden können ohne die Last des Namens. Für mich selbst war es auch gut. Man vergisst zuweilen, wer man ist. Im Ausland muss man sich ohne jedwede Vorteile behaupten. Das ist für den Charakter ganz gut.

Wenn er also vor etwas geflüchtet ist, dann nicht vor deutschen Steuern, sondern vor deutschen Journalisten. Wer kann es ihm verdenken?

Mit Dank an die Hinweisgeber!

Nachtrag, 2. Oktober: Wie die Kanzlei Schertz Bergmann bei Twitter schreibt, hat nun auch Björn Höcke eine Unterlassungserklärung abgegeben.

CDU und “FAZ” widersprechen Rezo mit falschen Fakten

In der Elf-PDF-Seiten-Antwort der CDU auf die Kritik des Youtubers Rezo findet man auch diesen Absatz:

Und dann noch eine grundsätzliche Bewertung der Messung von arm und reich in Deutschland: Die oft angeführte Armutsgefährdungsquote (nicht Armutsquote) ist irreführend. Sie ist kein Indikator für Armut, sondern drückt nur die unterschiedliche Einkommensverteilung aus. […] Diese Betrachtungsweise führt auch dazu, dass es auf einen Schlag mehr Armutsgefährdete in Deutschland gäbe, wenn z.B. Jeff Bezos nach Deutschland ziehen würde. Im Vergleich zu ihm und seinem Vermögen gäbe es dann nämlich einige mehr von Armut gefährdetet [sic] Personen (http://www.rwi-essen.de/unstatistik/40/).

So viel schon mal jetzt: Das mit der Auswirkung eines Zuzugs von Amazon-Chef Jeff Bezos auf die Armutsgefährdung ist Unsinn.

Die CDU verlinkt zum Beleg auf einen Text von Statistiker Walter Krämer aus dem Jahr 2015, der dort die damalige “Armutsstudie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes” kritisiert. Krämer schreibt:

Dabei beruft sich der Paritätische Wohlfahrtsverband auf eine angebliche Armutsquote von 15,5 Prozent aller Bundesbürger, definiert als die Menschen, die pro Monat weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens zur Verfügung haben.

Und das ist genauso falsch wie die Aussage von Jasper von Altenbockum, der gestern bei FAZ.net Rezo unter anderem mit dieser Behauptung widersprach:

Was für Rezo zählt, ist der Eindruck, die Armen würden immer ärmer, die Reichen immer reicher. Dass Armut eine Frage der Definition ist und vom Durchschnittseinkommen abhängt — kein Wort darüber.

Doch das ist nicht so: Armut und Armutsgefährdung hängen nicht “vom Durchschnittseinkommen” ab. In seinem aktuellen Armutsbericht schreibt der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband zur eigenen Methodik (PDF, ab Seite 6):

Als einkommensarm wird in diesem Bericht jede Person gezählt, die mit ihrem Haushaltsnettoeinkommen unter 60 Prozent des mittleren Einkommens liegt. (…) Beim mittleren Einkommen handelt es sich nicht um das geläufige Durchschnittseinkommen, das so ermittelt würde, dass man alle Haushaltseinkommen addiert und die Summe dann durch die Anzahl der Haushalte teilt (arithmetisches Mittel). Es wird stattdessen der sogenannte Median, der mittlere Wert, errechnet

Ganz ähnlich schreiben es auch die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder:

Die Armutsgefährdungsquote ist ein Indikator zur Messung relativer Einkommensarmut und wird — entsprechend dem EU-Standard — definiert als der Anteil der Personen, deren Äquivalenzeinkommen weniger als 60 % des Medians der Äquivalenzeinkommen der Bevölkerung (in Privathaushalten) beträgt.

Der Median beziehungsweise das mittlere Einkommen ist also entscheidend.

Zum bedeutsamen Unterschied zwischen arithmetischem Mittel beziehungsweise Durchschnittseinkommen und Median beziehungsweise mittlerem Einkommen haben wir bereits vor zehn und vor sieben Jahren hier im BILDblog was geschrieben. Wir schreiben es aber gern noch mal.

Man erhält das mittlere Einkommen, indem man alle Bürgerinnen und Bürger sortiert nach Einkommen in einer Reihe aufstellt und diejenige Person, die dann genau in der Mitte steht, fragt, was er oder sie verdient. Der Unterschied zum durchschnittlichen Einkommen kann erheblich sein — und zwar genau dann, wenn etwa einzelne Milliardäre wie Jeff Bezos ins Spiel kommen wie im Beispiel der CDU.

Denken wir uns ins Konrad-Adenauer-Haus, in dem sich gerade elf CDU-Mitarbeiter befinden (Schema rechts). Zwei von ihnen verdienen 1000 Euro, fünf 2000 Euro, drei 3000 Euro — und einer hat sagenhafte 10.000 Euro im Monat. Ihr durchschnittliches Einkommen beträgt 2818 Euro (die Summe geteilt durch elf); das mittlere Einkommen ist das, das bei einer Aufreihung der elf Mitarbeiter der sechste hat (*): 2000 Euro. Als armutsgefährdet gelten alle, die weniger als 60 Prozent von 2000 Euro zur Verfügung haben, also: die beiden 1000-Euro-CDUler.

Nun stellen wir uns vor, dass zwei zusätzliche CDU-Mitarbeiter mit jeweils 10.000 Euro Einkommen das Konrad-Adenauer-Haus betreten. Das durchschnittliche Einkommen steigt deutlich. Das mittlere aber bleibt konstant: diesmal müssen wir bei 13 anwesenden Mitarbeitern in der Reihe von arm nach reich den siebten (*) fragen: Auch er hat 2000 Euro.

Läge die Grenze der Armutsgefährdung laut Definition bei 60 Prozent des Durchschnittseinkommens, wären nun auch die 2000-Euro-CDUler armutsgefährdet. Da sie sich aber nach dem mittleren Einkommen richtet, ändert sich — in diesem Beispiel — nichts.

Der Median ist deshalb eine so praktische statistische Größe, weil er gegen Ausreißer sehr robust ist. Oder anders gesagt: Ein Zuzug von Jeff Bezos hätte auf die Armutsgefährdung in Deutschland keinerlei Auswirkungen, auch wenn die CDU anderes behauptet.

  • Volker Quaschning hat sich den Teil “Die Klimakrise” der CDU-Antwort auf Rezo genauer angeschaut. Sein Fazit: “In diesem Faktencheck wurden keine belastbaren Aussagen der CDU gefunden, welche die Inhalte in Bezug auf Klimaschutz des Videos von Rezo substanziell widerlegen.”

Mit Dank an thorsten und @Helkonie für die Hinweise!

Influencer-Urteil, Faktenchecker-Tipps, Dieselvernebelter Mario Barth

Vorbemerkung: Aus aktuellem Anlass folgt im Lauf des Tages morgen eine Sonderausgabe zur umstrittenen Urheberrechtsreform.

1. Fünf Tipps und Tools von Faktencheckerin Karolin Schwarz, die zeigen, wie man Fake-News im Netz erkennt
(meedia.de, Marina Friedt)
Die Journalistin Karolin Schwarz ist die Gründerin von Hoaxmap, einem Portal, auf dem Falschmeldungen u.a. über Geflüchtete zusammengetragen werden. Außerdem arbeitet sie unter anderem für den “Faktenfinder” der ARD. Im Interview mit “Meedia” spricht sie über die Praxis des Factchecking im Journalismus und gibt nützliche Tipps zu Online-Tools, die wir alle in den Bookmarks haben sollten.
Weiterer Lesehinweis: In der “Hannoverschen Allgemeinen” gibt es ein Interview mit dem Bildforensiker Jens Kriese: So erkennen Profis manipulierte Fotos — und so erkennt sie auch der Laie.

2. Anwalt von Billy Six widerspricht seinem Mandanten
(tagesspiegel.de, Madlen Haarbach)
Der Journalist Billy Six schreibt für rechtskonservative Medien wie die “Junge Freiheit” und ist nach Angaben von “Reporter ohne Grenzen” vom radikal rechten Verein “Die Deutschen Konservativen” für eine Reportage nach Venezuela entsandt worden. Dort saß er vier Monate in Haft, wegen angeblicher Rebellion, Spionage und dem Verletzen von Sicherheitszonen. Vor einigen Tagen wurde er überraschend freigelassen und ist wieder zurück in Deutschland. Nun behauptet Six, die deutschen Diplomaten hätten nicht gegen seine Inhaftierung protestiert und ihm nicht geholfen: Man habe ihn dort “verrecken” lassen wollen. Aussagen, denen sogar sein eigener Anwalt widerspricht.

3. Über das Gründegeben
(christophkappes.de)
Christoph Kappes nimmt den Abgang des nun ehemaligen “FAZ”-Herausgebers Holger Stelzner zum Anlass, eine persönliche Geschichte zu erzählen: Kappes hatte selbst für die “FAZ” geschrieben und erhielt irgendwann die überraschende Nachricht, der zuständige Redakteur dürfe keine Texte mehr von ihm annehmen. Kappes versuchte, der Zurückweisung auf den Grund zu gehen, was sich als nicht so einfach erwies. Am Ende blieb nur eine Vermutung.

4. Auch das Private ist geschäftlich
(tagesschau.de, Frank Bräutigam)
Pamela Reif ist sogenannte Influencerin in Sachen Fitness und Mode und hat über vier Millionen Instagram-Follower. In einer Entscheidung des Landgerichts Karlsruhe wurde Reif verpflichtet, bestimmte Posts als Werbung zu kennzeichnen. Dabei ging es um Beiträge, von denen Reif behauptet hatte, es seien Ausschnitte aus ihrem Privatleben. Die Posts waren jedoch mit Tags zu Markennamen zu ihrer Kleidung versehen, was vom Gericht als Werbung gewertet wurde.

5. Facebook speicherte Hunderte Millionen Passwörter unverschlüsselt
(zeit.de)
Facebook hat zugegeben, Passwörter von Hunderten Millionen Nutzerinnen und Nutzern unverschlüsselt gespeichert zu haben. “Wir gehen davon aus, dass wir Hunderte Millionen Nutzer von Facebook Lite, Dutzende Millionen weitere Facebook-Nutzer sowie Zehntausende Instagram-Nutzer benachrichtigen werden”, so das Unternehmen.
Weiterer Lesehinweis: Kritik an Social-Media-Plattform: EU-Kommissarin Jourova ruft zum Verlassen von Facebook auf (spiegel.de).

6. “Mario Barth deckt auf” oder: Verantwortungsloses Fernsehen
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Kennste-Kennste-Komiker Mario Barth hat in der vergangenen Ausgabe seiner Aufdecker-Sendung (“Mario Barth deckt auf”, RTL) mal wieder alle Populismus-Register gezogen. In einer AfD-verdächtigen Dummifizierung hat er sich der Debatte um die Diesel-Grenzwerte gewidmet. Ein einseitiges und irreführendes Stück Fake News, in dem Barth die Argumentation des längst widerlegten Lungenfacharztes und Zahlen-Konfusius Dieter Köhler ins Spiel brachte.

Fakten ignorieren für die Hetzschlagzeile (2)

Wenn es um das Eingestehen von Fehlern geht und das Korrigieren dieser, ist “Bild”-Chef Julian Reichelt 1A-Superspitzenklasse — laut Julian Reichelt:

Es fällt mir grundsätzlich leicht, mich zu entschuldigen, wenn wir Fehler gemacht haben. Es ist aber nicht so, dass ich mich über Entschuldigungen freue, gar nicht. Ich glaube aber, dass sie ein wichtiger Teil der journalistischen Aufrichtigkeit und Ausdruck unserer proaktiven Kommunikation sind.

… und auch laut Springer-Chef Mathias Döpfner:

Und was ich toll finde: Dass Julian Reichelt, wenn er Fehler macht, sich dafür entschuldigt und sofort Transparenz herstellt.

Wie das in der Praxis aussieht, kann man heute in “Bild” beobachten.

Zur Erinnerung: Gestern titelte die Redaktion auf Seite 1:

Ausriss Bild-Titelseite - Justiz ignorierte Tausende Hinweise auf Kriegsverbrecher unter Flüchtlingen

Wie wir bereits gestern geschrieben haben, ist sowohl das “ignorierte” als auch das “unter Flüchtlingen” falsch. Und das war nicht nur bei uns Thema, sondern auch bei Süddeutsche.de, bei Tagesschau.de, im “Deutschlandfunk”, im “heute journal” (ab Minute 9:20) und so weiter.

In “Bild” und bei Bild.de, wo es dem Chef “grundsätzlich leicht” falle, “mich zu entschuldigen, wenn wir Fehler gemacht haben”, ist der eigene Fehler kein Thema. Im Gegenteil:

Ausriss Bild-Zeitung - Seehofer verspricht Aufklärung in Kriegs-Verbrecher-Skandal

Kamen in der Flüchtlingskrise massenhaft Kriegsverbrecher nach Deutschland, ohne dass die Sicherheitsbehörden Hinweisen nachgingen?

Nachdem BILD gestern darüber berichtete hatte, verspricht Bundesinnenminister Horst Seehofer (69, CSU, Foto) Antworten: “Wenn es etwas aufzuarbeiten gibt, wird dies geschehen”, sagte er am Rande eines EU-Innenministertreffens in Brüssel.

Seehofer, selbst massiver Kritiker der damaligen Flüchtlingspolitik, der Bundesregierung, weiter: “Ich lege Wert darauf, dass ich schriftlich einen Bericht bekomme, damit die Öffentlichkeit informiert werden kann, was mit diesen Meldungen geschehen ist.”

Die “Bild”-Redaktion und “Bild”-Chefreporter Peter Tiede tun heute so, als hätten sie die Aufklärung zur Verwirrung um die Hinweise auf Kriegsverbrecher angeschoben, dabei waren sie es, die gestern mit ihrer falschen Seite-1-Überschrift überhaupt erst für die Verwirrung gesorgt haben. Das ist die Transparenz unter Julian Reichelt, über die Mathias Döpfner so jubelt: Das Weglassen eines weiteren Seehofer-Zitats, in dem der Innenminister “Bild” und Tiede widerspricht, wenn er sagt, die Hinweise seien “nicht einfach von den Sicherheitsbehörden abgelegt worden, sondern natürlich geprüft worden”.

Peter Tiede wiederholt heute noch einmal seine falsche Behauptung, es handele sich um “5000 Hinweise auf Kriegsverbrecher unter Flüchtlingen”:

BILD hatte unter Berufung auf eine Anfrage der FDP-Innenexpertin Linda Teuteberg (37) berichtet, dass beim Bundeskriminalamt seit 2014 zwar mehr als 5000 Hinweise auf Kriegsverbrecher unter Flüchtlingen eingegangen sind — daraus aber nur 129 konkrete Ermittlungen erfolgten.

Wir wiederholen das auch gern noch einmal: Tatsächlich geht es um 5000 Hinweise auf Kriegsverbrecher von Flüchtlingen, die diese in ihren Asylverfahren gegeben haben. Es sind nicht “5000 Hinweise auf Kriegsverbrecher unter Flüchtlingen”. Es können sich mehrere Hinweise auf dieselbe Person beziehen, genauso kann sich ein Hinweis auf eine Personengruppe beziehen. Manche dieser Hinweise sind sehr konkret, mit Namen eines oder mehrerer Beschuldigten. Manche sind aber auch sehr vage, ohne mögliche Ermittlungsansätze für die zuständigen Behörden. Viele der Personen, die in diesen Hinweisen als Kriegsverbrecher beschuldigt werden, befinden sich im Ausland, etwa in Syrien oder dem Irak, und nicht in Deutschland. Das heißt allerdings nicht, dass keine möglichen Kriegsverbrecher als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind.

Es bleibt dabei, auch wenn “Bild” nichts in Richtung Korrektur unternimmt: Die Seite-1-Überschrift von gestern war Alarmismus und falsch. Lustigerweise fragt die Redaktion heute im Blatt, direkt neben ihrem Kriegsverbrecher-Weiterdreh:

Ausriss Bild-Zeitung - Ständig Alarm, wo eigentlich keiner ist - Wo ist das Problem?

Wo das Problem sitzt, das dazu führt, dass ständig Alarm herrscht, wo eigentlich keiner ist? Unter anderem im Axel-Springer-Hochhaus.

Fakten ignorieren für die Hetzschlagzeile

Heute mal wieder große Panik auf der “Bild”-Titelseite:

Ausriss Bild-Titelseite - Justiz ignorierte Tausende Hinweise auf Kriegsverbrecher unter Flüchtlingen

In der Flüchtlingskrise sind Tausende Hinweise auf mögliche Kriegsverbrecher unter den Asylsuchenden unbearbeitet liegen geblieben!

… schreibt “Bild”-Chefreporter Peter Tiede: Es seien allein vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) etwa 5000 solcher Hinweise an die ignorierende Justiz, ans ignorierende Bundeskriminalamt, an den ignorierenden Generalbundesanwalt gegangen. Doch …

Doch nur in 129 Fällen wurden Ermittlungen begonnen! Das geht aus der Antwort des Innenministeriums auf eine FDP-Anfrage hervor (liegt BILD vor).

Die Zahlen mögen so stimmen. Was Tiede und “Bild” daraus machen, ist aber eine mittlere Katastrophe. Fangen wir mit dem kleinsten Fehler an, den Tiede in seinem Text untergebracht hat. Er schreibt:

Von 2014 bis Anfang 2019 gab das Bundesamt für Migration (BAMF) demnach etwa 5000 Hinweise auf “Straftaten nach dem Völkerrecht” an Bundeskriminalamt und Generalbundesanwalt weiter. Von anderen Stellen kamen 2000 Hinweise.

Tatsächlich sind es nicht 2000 Hinweise von anderen Stellen, sondern, so steht es in der Antwort des Innenministeriums, auf das sich Tiede bezieht, 200. Gut, die eine Null. Bei Bild.de haben sie diesen Fehler inzwischen immerhin korrigiert.

Deutlich schwerwiegender ist das Wort “ignorierte” in der Schlagzeile. Tiedes Rechnung dazu — Tausende Hinweise minus 129 Fälle mit Ermittlung gleich Behördenversagen — ist schlicht zu simpel. Man kann diese zwei Größen nicht einfach gegeneinanderrechnen. Denn erstens bedeutet die Differenz zwischen den zwei Zahlen nicht automatisch, dass etwas “ignoriert” wurde oder “liegen geblieben” ist: Nicht jeder Hinweis taugt zwingend für eine Ermittlung. Schließlich sind, zweitens, die Hinweise, die Asylsuchende bei der Befragung in ihrem Asylverfahren geben können, qualitativ extrem unterschiedlich. Ronen Steinke erklärt das gut bei Süddeutsche.de:

Es gilt, folgende Frage zu beantworten, wenn ein Mensch aus Syrien oder dem Irak kommt: “Waren Sie selbst Augenzeuge, Opfer oder Täter von begangenem Völkermord, Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit; Übergriffen (Folter, Vergewaltigungen oder andere Misshandlungen) von kämpfenden Einheiten auf die Zivilbevölkerung; Hinrichtungen bzw. Massengräbern oder Einsätzen von Chemiewaffen?” Wird dies mit Ja beantwortet, zählt das als “Hinweis”. Auch wenn es kein Geständnis eigener Schuld ist. Sondern oft nur eine Angabe als Zeuge oder Opfer. Das Bamf unterteilt diese vielen “Hinweise” in fünf Kategorien. Kategorie 1 ist aus Sicht der Strafverfolgung das beste. In diese Kategorie fallen “namentliche Hinweise auf in Europa oder Deutschland befindliche Täter von Kriegsverbrechen”. (…)

Meist fallen die Bamf-Hinweise eher in die Kategorie 2: Der Flüchtling hat Namen genannt, aber keine konkreten Vorwürfe, nach denen sich ermitteln ließe. Oder Kategorie 3: Konkrete Vorwürfe, aber keine Namen. Einen großen Anteil, so heißt es unter Strafverfolgern, mache Kategorie 5 aus: Jemand berichtet als Zeuge von einer Gräueltat in Syrien oder dem Irak — ohne dass es aber einen Bezug zu Personen gäbe, die sich derzeit in Deutschland aufhalten. Mit vielen der 5000 Bamf-Hinweise konnten die Ermittler daher nicht weit kommen.

Diese Definition, was beim Bamf als “Hinweis” gilt, macht dann auch gleich den zweiten gravierenden Fehler in der “Bild”-Überschrift deutlich: Es handelt sich nicht um “Tausende Hinweise auf Kriegsverbrecher unter Flüchtlingen”, sondern um Tausende Hinweise auf Kriegsverbrecher von Flüchtlingen.

Aber mit solchen Feinheiten machen sie bei “Bild” eben genau das, was sie anderen so gerne vorwerfen: ignorieren.

Nachtrag, 8. März: Noch ein, zwei Gedanken zu den “Hinweisen auf Kriegsverbrecher”: 5000 Hinweise bedeuten nicht automatisch, dass es sich um 5000 Kriegsverbrecher handelt (und schon gar nicht um 5000 in Deutschland untergetauchte Kriegsverbrecher). Die Zahl sagt erstmal nur, dass es 5000 Hinweise gab. Es können sich mehrere Hinweise auf dieselbe Person beziehen, genauso kann sich ein Hinweis auf eine Personengruppe beziehen. Bei manchen Hinweisen ist, siehe oben, auch gar nicht klar, auf wen sie sich beziehen.

Natürlich ist es gut möglich, dass sich unter den Flüchtlingen, die nach Deutschland gekommen sind, Kriegsverbrecher befinden. Darüber sagt die Zahl, die “Bild” auf der Titelseite in Spiel gebracht hat, aber nichts aus. Der Großteil der möglichen Kriegsverbrecher soll sich im Ausland aufhalten, meist noch dort, wo das Kriegsverbrechen stattfand (siehe das “heute journal” von gestern, ab Minute 9:20).

Und noch zum Vorwurf, die Justiz ignoriere die Hinweise: Bundesinnenminister Horst Seehofer widersprach “Bild” und sagte, die Hinweise seien “nicht einfach von den Sicherheitsbehörden abgelegt worden, sondern natürlich geprüft worden”.

Nachtrag 2, 8. März: “Bild” berichtet heute noch einmal über die “Hinweise auf Kriegsverbrecher”. Doch nicht etwa in einer Korrektur — Chefreporter Peter Tiede wiederholt den Unsinn einfach noch mal.

“BILD checkte die Fakten” und wirft sie dann durcheinander

Bei zwei Gruppen bringen die “Bild”-Medien besonders gern falsche Zahlen in Umlauf oder reißen richtige Zahlen aus dem Zusammenhang: bei Geflüchteten/Asylbewerbern und bei Hartz-IV-Empfängern. Daher sollte man bei so einem Artikel — heute erschienen auf der “Bild”-Titelseite — doppelt misstrauisch sein:

Ausriss Bild-Titelseite - Zwei von drei Flüchtlingen leben von Hartz IV

“Bild” schreibt:

Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer hat die Integration der Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt gelobt. “Ich bin selbst überrascht, dass das so schnell geht”, sagte Kramer der “Augsburger Allgemeinen”. BILD checkte die Fakten. So steht es um Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt:

► Von 1,6 Mio. Migranten aus den Haupt-Fluchtländern (Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien) sind aktuell 360 000 beschäftigt (Sept. 2018). Das sind 41 % mehr als vor einem Jahr!

► Aber: Zwei von drei Migranten aus den Flüchtlingsländern (63,7 %) beziehen Hartz IV.

Die Verbindung aus “So steht es um Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt” und “Zwei von drei Migranten aus den Flüchtlingsländern (…) beziehen Hartz IV” ist mindestens irreführend: Es stimmt zwar, dass 63,7 Prozent dieser Personengruppe Hartz IV bezieht (womit auch die Überschrift auf der “Bild”-Titelseite, für sich genommen, richtig ist) — allerdings sind dort auch Kleinkinder und Greise eingerechnet, die noch nicht oder nicht mehr arbeiten können. Die Zahl bezieht sich also auf alle “Migranten aus den Flüchtlingsländern”, egal wie alt.

Nimmt man hingegen, wie die Bundesagentur für Arbeit es macht (Excel-Tabelle, siehe Tabelle “T-Quoten”, Spalte “Arbeitslosenquote mit eingeschränkter Bezugsgröße”), nur die 15- bis 65-Jährigen, ergibt sich eine Arbeitslosenquote von 36 Prozent im September 2018 (zum Vergleich: im September 2017 lag sie noch bei 44,8 Prozent). Das ist immer noch deutlich höher als der Durchschnitt in Deutschland, aber eben auch deutlich niedriger als die 63,7 Prozent.

Im Artikel bei Bild.de war interessanterweise Platz für die Arbeitslosenquote der 15- bis 65-Jährigen. Auf der Bild.de-Startseite allerdings hat die Redaktion Erwerbsfähige und Gesamtbevölkerung wieder durch­ei­n­an­der­gewor­fen:

Screenshot Bild.de - So ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt wirklich - Zwei von drei Flüchtlingen leben von Hartz IV

Dazu auch:

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