Suchergebnisse für ‘exklusiv’

Reuters-Handbuch, Renner, Tricks

1. Interview mit Bernd Ziesemer und Jochen Wegner

(mediummagazin.de, Jochen Brenner und Annette Milz)

Jochen Wegner: “Das Filtern wird in Zukunft eine der wichtigsten Aufgaben von Journalisten sein: Menschen werden dafür bezahlen, nicht jede verfügbare Information zu bekommen, sondern ausgewählte.”

2. “Markiere die Gesichter deiner Freunde!”

(tagesschau.de, Marjan Parvand)

Die Aufmerksamkeit aus dem Westen ist erstmal weg, das Leben im Iran geht aber weiter. Ein Bericht eines Bloggers: “Die Beamten fordern ihn auf, das Passwort seines Facebook-Accounts zu nennen. (…) Sie legen ihm Ausdrucke von Facebook-Seiten mit Listen der Fotos und Namen seiner Facebook-Freunde vor. Aschkan muss ihre Namen und alles, was zu ihrer Identifizierung notwendig ist, aufschreiben.”

3. “Aus der Trickkiste für freie Mitarbeiter”

(taz.de, Ella Carina Werner)

4 witzige Tricks für freie Mitarbeiter (Strecken, Mehrfachverwerten, Imaginieren, Outsourcen), die dem Leser zuliebe niemals angewendet werden sollten. Aus Trick 2: “Wer noch ein paar Universal-Phrasen sucht, der kopiert einfach die Einstiegssätze des Spiegel. Die Sentenz ‘Eigentlich ist es egal, was er sagt, am Ende wird immer gejubelt’ ist zwar auf Obama gemünzt, lässt sich aber bei Publikumslieblingen wie Mario Barth, Benedikt XVI. oder Kim Jong II zweitverwursten.”

4. Interview mit Kai-Hinrich Renner

(medienhandbuch.de)

“In wirtschaftlich guten Zeiten hat man es als Medienjournalist relativ einfach. Heute aber, in Zeiten der Krise, ist die Angst, etwas Falsches zu sagen, bei allen Akteuren der Branche riesengroß. Das betrifft auch und gerade Pressestellen von Medienunternehmen: Wenn es hart auf hart kommt, schrecken manche Pressesprecher auch vor dreisten Lügen nicht zurück.”

5. Reuters stellt sein Handbuch für Journalisten komplett online

(blogs.reuters.com, Dean Wright)

Bis jetzt war es für die Öffentlichkeit nicht frei zugänglich: Das Reuters Handbook of Journalism liefert sowohl “Reporting and Writing Basics” als auch einen “Style Guide“.

6. “News of the World phone-hacking”

(guardian.co.uk, Nick Davies)

“Rupert Murdoch’s News Group News­papers has paid out more than £1m to settle legal cases that threatened to reveal evidence of his journalists’ repeated involvement in the use of criminal methods to get stories.” (Siehe auch faz.net oder handelsblatt.com)

Lipp, Strehle, WAZ, Wahlversprechen

1. “WWW – unser liebstes Werkzeug”

(presseverein.ch/blog)

Eine Studie (PDF-Datei), die 596 Medienschaffende befragte, fand heraus, dass diese “heute wesentlich öfter und länger mit dem Internet arbeiten”: “Das Internet ist für Journalistinnen und Journalisten in der Schweiz ist als Quelle mittlerweile wichtiger als Tageszeitungen oder das persönliche Gespräch. Suchmaschinen und E-Mail sind für Medienschaffenden die wichtigsten Arbeitswerkzeuge.”

2. “WAZ denkt über Tabloid-Format nach”

(horizont.net, Jürgen Scharrer)

“Die Essener WAZ-Gruppe plant offenbar eine Zeitung im Tabloid-Format.” WAZ-Geschäftsführer Christian Nienhaus: “Unter dem Stichwort ‘U-Bahn-Zeitung’ haben wir das nach wie vor auf der Agenda.”

3. “Fall Schlatter: Protokoll der Hilflosigkeit”

(shn.ch, Robin Blanck)

Die Schaffhauser Nachrichten veröffentlichen Details aus dem E-Mail-Verkehr zwischen dem SF-Reporter Christian Lipp und dem unter Mordverdacht stehenden Erich Schlatter. Lipp an Schlatter: “Sei froh, dass du die nötigen Beruhigungsmittel (gemeint ist Geld, Anm. d. Red.) ratenweise bekommst. Wenn du das noch verbleibende Geld auf einen Schlag kassieren willst, von mir aus o. k. Aber dann rechne nicht mehr mit regelmässigem Nachschub aus dem Norden.”

4. Interview mit Res Strehle

(woz.ch, Daniel Ryser)

Einer der Chefredaktoren des Tages-Anzeigers gibt Auskunft über die zukünftige Ausrichtung des Blatts: “Wir können und wollen nicht Boulevardjournalismus betreiben. Wir sollten intelligenter werden, klüger, die analytischen Fähigkeiten erhöhen. Einfach gesagt: So klug sein wie die NZZ, aber zugänglicher.” Unter dem Interview findet sich ein “Kreativpapier”, das “bitte nicht als neues Konzept zu verstehen” ist.

5. “Die ‘Küsnachter Schläger’ und die Medien”

(medienspiegel.ch, Fred David)

“Als Medienkonsument erwarte ich zehn Tage nach einer Tat, die den Rahmen des ‘Üblichen’ in mehrfacher Weise dramatisch sprengt, mehr als wiederum diese einzelnen News-Bruchstückchen, die ich mir gefälligst selber zu einem Bild zusammenkleben soll. Diese Mühe machen sich Journalisten nicht mehr, ein Medienmuster, das immer mehr auffällt.”

6. “Steuern: Versprochen, gebrochen?”

(ndr.de, Video, 1:45 Minuten)

Die Sendung Zapp vergleicht den von deutschen Politiker vor den Wahlen versprochenen Abbau der Staatsschulden mit dem effektiven Ergebnis. Mit dabei: Hans Matthöfer (1978), Gerhard Stoltenberg (1989), Theo Waigel (1994), Hans Eichel (2002) und Peer Steinbrück (“Ja, wir schaffen die Null”).

Michael Jackson: kaum tot, schon untot

Videoaufnahme von der Neverland Ranch: Spukt hier Michael Jackson?

Unglaublich, dieser Michael Jackson. Gerade mal tot — und schon wieder als Geist unterwegs. In “Neverland” so berichtet Bild.de, habe man etwas gesehen, was nach Meinung von Johannes von Buttlar (laut Bild.de ein “Mysterien-Experte”) zum einen der Geist von Jackson sein könne und zum anderen leicht erklärbar sei: Das Phänomen kenne man, Jackson habe sich vermutlich noch von “Neverland” verabschieden wollen. Oder so.

Prominente machen das ohnehin gerne mal, dieses Rumgeistern, weiß Bild.de weiter. Elvis beispielsweise. Der wird ja alle Naslang irgendwo gesehen. Als Kronzeugen dafür nennt “Bild.de” die Seite “ghost-pictures.org”. Und in der Tat, die Seite nimmt ihren Auftrag (nämlich ganz offensichtlich den der Satire) sehr ernst und enthüllt sagenhafte neue Dinge.

Beispielsweise, wie das wirklich war, als die ersten Menschen den Mond betraten:

What the astronauts failed to see was that the ghost of Elvis was there to greet them and indeed to serenade them with a medley of his best loved songs.

Natürlich belegt “ghost-pictures.org” auch mit exklusivem Fotomaterial, wie Elvis die Astronauten mit einem kleinen “Medley seiner beliebtesten Lieder” auf dem Mond begrüßte — und vermutlich ist es auch nur noch eine Frage der Zeit, wann Jackson dort auftaucht, als Erfinder des Moonwalk ist er dafür geradezu prädestiniert.

Wenn’s soweit ist — Bild.de wird uns sicher auf dem Laufenden halten.

Mit Dank an Markus F.

Nachtrag, 14.7.: Unser Leser Klaus M. hat den Freunden von “ghost-pictures.org” eine nette Mail geschickt und sie darauf hingewiesen, dass auf ihrer Seite stehe, “Elvis was there to great them”. Inzwischen haben es die Geisterbildersammler in ein korrektes “to greet them” umgewandelt, weswegen jetzt  auch bei uns die korrekte Version zu finden ist.

Echtzeit-Web, Bildblog, Gossweiler

1. “Michael Jackson – Jahre vor seinem Tod”

(bildblog.de, Lukas Heinser)

Bild, Welt und Berliner Morgenpost machen ihre Titelseiten auf mit Fotos von Michael Jackson, die angeblich “Stunden vor seinem Tod” aufgenommen wurden. Sie stammen aber aus dem November 2003.

2. “Bildblog – Alles Müll oder was?”

(merkur.de, Katharina Zeckau)

“Seit fünf Jahren beobachtet der Journalist Stefan Niggemeier Deutschlands größte Boulevardzeitung und listet ihre Fehler im Internet auf. Zarte Anzeichen einer Läuterung hat er erkannt.”

3. Interview mit Urs Gossweiler

(persoenlich.com, Corinne Bauer)

Der Verleger der Jungfrau Zeitung spricht sich klar gegen “gegen jegliche staatliche Stützungsmassnahmen” der Branche aus und stellt sich “gegen das Manifest [PDF] des Schweizerischen Zeitungsverlegerverbandes”: “Im Moment hat man tatsächlich den Eindruck, dass gewisse Verleger ausschliesslich mit der Frage beschäftigt sind, wie man möglichst schnell ein Konjunkturpaket vom Bundesrat erhalten kann.”

4. “Das ‘Echtzeit-Web’ und die Zukunft des Journalismus”

(urchs.de, Ossi Urchs)

Durch das Echtzeit-Web verlieren Journalisten “Autorität, die wesentlich auf mehr oder weniger exklusiven Zugängen zu Informationen und einem Zeitvorsprung bei ihrer Verbreitung gegründet war”. Noch nicht verstanden haben viele, “dass sie mit dem Echtzeit-Web ein neues, machtvolles Werkzeug in die Hände bekommen, das ihre Möglichkeiten nicht nur quantitativ, sondern vor allem qualitativ vergrößert.”

5. Interview mit Nicole Simon

(faz.net, Stefan Herber)

Die Buchautorin von “Twitter – Mit 140 Zeichen zum Web 2.0” gibt Auskunft: “Viele, vor allem die mittleren und kleinen Unternehmen, haben ja bis heute noch nicht einmal eine brauchbare Onlinestrategie. Wie sollen sie da Twitter verstehen?”

6. “China: Der große Kinderklau”

(ardmediathek.de, Video, 7:31 Minuten)

Ein bedrückender Report des Weltspiegels aus China, wo nicht wenige Kinder pro Jahr entführt werden wie hierzulande, sondern Tausende.

Bild, focus.de  etc.

Michael Jackson – Jahre vor seinem Tod

Man kann nicht sagen, dass “Bild” dieser Geschichte nicht genug Platz eingeräumt hätte:

Michael Jackson Stunden vor seinem Tod - Da tanzte er noch auf dem Tisch

Im Innenteil widmet “Bild” Jackson drei Seiten, zeigt “die letzten Fotos” und wagt weitreichende Interpretationen:

Vor vier Tagen starb der “King of Pop” mit nur 50 Jahren. Nur wenige Stunden zuvor probte er noch in Los Angeles für seine neue Show. Jacko trägt schwarze Klamotten, er tanzt, er wirkt gelöst, zufrieden, er spricht mit den Komparsen. Es sind Fotos der letzten Probe, die das Drama um Michael Jackson in einem noch mysteriöseren Licht erscheinen lassen. Denn der Jackson, den wir auf den Fotos sehen, sieht nicht totkrank [sic] aus.

Dass Jackson auf den Fotos so vital wirkt, könnte natürlich auch damit zusammenhängen, dass sie nicht am “vergangenen Mittwoch” entstanden sind, sondern schon etwas früher: im November 2003, bei den Dreharbeiten zum Musikvideo “One More Chance”, das nie fertiggestellt wurde, weil zeitgleich die Ermittlungen gegen den Popstar wegen Kindesmissbrauchs begannen.

Ein Kalender für 2006 zeigt Jackson im gleichen Aufzug und mit der gleichen Frisur an dem Tisch sitzen, auf dem er angeblich am Mittwoch tanzte.

Möglicherweise ist das auch der Grund, warum der Artikel bei Bild.de — ohne jede Erklärung — plötzlich nicht mehr verfügbar ist.

Aber “Bild” ist nicht als einziges Medium auf die umetikettierten Fotos hereingefallen. Auch “Welt” und “Berliner Morgenpost” und viele andere internationale Medien berichteten über die Bilder vom “Tag vor seinem Tod”. Auch der Internetdienst TMZ.com, der am Donnerstag als erstes Medium über Jacksons Tod berichtet hatte, zeigte zwischenzeitlich die Fotos und präsentierte sie als neu.

“Focus Online” hat inzwischen recherchiert, wie es zu dem Vorfall kommen konnte:

Des Rätsels Lösung: Die “Bild”-Zeitung ist einem dreisten Betrug aufgesessen, denn die Aufnahmen schienen zwar exklusiv und noch nie veröffentlicht worden zu sein, doch sie entstanden bereits 2003. “Es stimmt, die Bilder sind sechs Jahre alt”, erklärte Michael Symanowski von der Potsdamer Agentur Reflex im Gespräch mit FOCUS Online. […]

“Wir sind den Tränen nah”, sagt Michael Symanowski. Für die “Bild”-Redaktion gilt heute sicher das Gleiche.

Was “Focus Online” dabei elegant verschweigt: In einem eigenen Artikel, auf den sich wiederum max.de und tvspielfilm.de bezogen, prangten bis vor kurzem noch diese Bilder:

Einen Tag vor seinem Tod steht Jackson nochmals im Rampenlicht, klatscht seine Komparsen ab. / Jacksons letzter Tisch-Tanz.

PS: Einigermaßen bemerkenswert ist übrigens die selektive Wahrnehmung der “Focus Online”-Redaktion:

Die Verwunderung war groß, als der Blick in die Montagausgabe der “Bild”-Zeitung fiel. Stolz präsentierte das Blatt die angeblich letzten Fotos von Michael Jackson. […]

Doch schnell kamen Zweifel an der Echtheit der Bilder auf.

Mit Dank auch an die vielen Hinweisgeber.

Nachtrag, 16:15 Uhr: “Focus Online” hat seinen Artikel noch mal ein bisschen nachbearbeitet. Plötzlich finden sich darin auch Bezugnahmen aufs eigene Medium:

Auch FOCUS Online war den falschen Bildern zunächst aufgesessen und hatte einige davon für die Berichterstattung zum Tod von Michael Jackson übernommen. […]

Die “Bild”-Zeitung und andere Medien, darunter auch FOCUS Online, sind einem dreisten Betrug aufgesessen […]

Über die Tränen der “Bild”-Redaktion wird dafür nicht mehr gemutmaßt.

2. Nachtrag, 17:15 Uhr: Bild.de erklärt in einem eigenen Artikel, wo die falschen Bilder herkamen, und schließt ungewohnt offen:

Ausdrücklich bedankt sich BILD bei den zahlreichen Michael-Jackson-Fans, die uns auf den Schwindel aufmerksam gemacht haben. Dass auch wir darauf reingefallen sind, bedauern wir.

3. Nachtrag, 30. Juni: Auch “Welt Online”, “Berliner Morgenpost” und “Frankfurter Rundschau” haben bereits gestern teils ausführlich erklärt, wie die falschen Bilder in ihre Angebote gekommen waren.

Copycats, Internet-Sperren, Bellut

1. Das ZDF kupfert schamlos ab und steht dazu

(faz-community.faz.net/blogs/fernsehblog, Peer Schader)

Der ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut nennt sich selbst einen schamlosen Abkupferer. Konkret: “Wir sind doch alles große Abkupferer. Ich bin schamlos da. Abkupfern gehört dazu.” Es stellt sich die Frage: Warum sollen dafür Gebühren erhoben werden?

2. “Klära entfacht Begeisterungsstürme in Österreichs Medien”

(gesundheit.blogger.de, strappato)

Die neue “Verhütungspille Qlaira® (gesprochen ‘Klära’) des Pharmakonzerns Bayer Schering” ist auf dem Markt. Im Gesundheitsmagazin der Kronen-Zeitung ist dazu zu lesen: “Und die kleinen Pillen sind auch dann nützlich, wenn es einmal gar nichts zu verhüten gibt. Dann tut sie was für die Schönheit, man sieht’s an Haut und Haaren.”

3. “Meine Nebenverdienste”

(zapp.blog.ndr.de, Anja Reschke)

Anja Reschke geht mit Transparenz voran: “Nachdem es ja aufgrund unserer Berichterstattung über die Nebenverdienste von Moderatoren einige Nachfragen – auch hier im Blog – auch zu meiner Person gab, möchte ich mich gerne äußern. Auch ich moderiere gelegentlich auf Veranstaltungen außerhalb des NDR.”

4. “Liebe Copycats an der Dufourstrasse…”

(klatschheftli.ch, BJ Hyatt)

Blick Online schreibt aus Blogs ab und verkauft diese Recherchen als “exklusiv”. Seltsam, wo doch in Blogs gemäss Verleger Michael Ringier nur “Gewäsch von Dumpfbeuteln”, “Schwachsinn” und “Schrott” zu finden ist.

5. Interview mit Daniel Suter

(woz.ch, Daniel Ryser)

Einer der Entlassenen beim Tages-Anzeiger vermisst die Stellungnahmen ehemaliger Chefredakteure des Blatts: “Dass Peter Hartmeier in seine alte Rolle des Konzernsprechers zurückfällt, kann ich verstehen. Aber der grosse Welterklärer Roger de Weck: Was ist von seinen wohlformulierten Essays über den Kapitalismus zu halten, wenn ihm zum real existierenden Kapitalismus in dem Haus, für das er arbeitet, nichts einfällt?”

6. Franziska Heine vs. Ursula von der Leyen

(zeit.de, Kai Biermann und Heinrich Wefing)

Ein ausführliches Streitgespräch zur Einführung der Internet-Sperren in Deutschland.

Bankhofer, Becker, Stuckrad-Barre, taz

1. “Eine Liebeserklärung an die Zeitung”

(welt.de, Benjamin von Stuckrad-Barre)

Benjamin von Stuckrad-Barre analysiert in der Welt am Sonntag, wie alles ins Internet drängt. Die “schlecht getarnten Anbahnungsversuche”, mit denen Zeitungen ihre Leser ins Internet locken, hätten “auch immer etwas von Aufdenstrichgehen; man hört die Lockrufe von Peepshow-Türstehern: ‘Hereinspaziert – gucken kostet nix!'”.

2. “Der vorinstallierte Zensor”

(faz.net, Till Fähnders)

Alle in China produzierten sowie importierten Computer müssen ab dem 1. Juli das Filterprogramm “Grüner Damm” installiert haben: “Offiziell soll die Software dem Kinderschutz dienen und Pornographie oder Gewaltdarstellungen, aber offenbar auch Inhalte zum Thema Homosexualität blockieren.”

3. “Die Melissen-Masche”

(sueddeutsche.de, Marcus Anhäuser)

“Der selbsternannte Medizin-Experte Hademar Bankhofer hat über Jahre verdeckt die Produkte der Klosterfrau-Gruppe angepriesen. Eine klare Verbrauchertäuschung, sagen Kritiker.”

4. “Die taz, Bascha Mika und die Propaganda der Systemmedien”

(mein-parteibuch.com)

Ein taz-Leser fragt sich, wie die taz ein kritisches Zeitungsprojekt bleiben könnte, wenn die Chefredakteurin schon am Morgen “Mainstream-Medien” konsumiere: “Also im Klartext: taz-Chefredakteurin Bascha Mika zieht sich morgens eine volle Dröhnung verlogener Systempropaganda rein und geht dann in die taz, um für ‘eine kritische Öffentlichkeit’ zu sorgen, wie es im Redaktionsstatut der taz heißt.”

5. “Boris Becker und Braut fallen bei den St. Moritzern durch”

(nzz.ch, Ruth Spitzenpfeil)

Die NZZ berichtet von “hässlichen Szenen” anlässlich der Hochzeit von Boris Becker und Lilly Kerssenberg. Grund dafür ist der Exklusiv-Vertrag mit RTL: “Dutzende von Securitas-Wächtern verwehren mit Schirmen jeden Blick auf die Frischvermählten. ‘Schämt euch, schämt euch!’, ertönt es im Chor. Doch das Mercedes-280SE-Cabrio aus den sechziger Jahren kommt nicht schnell genug weg mit dem Brautpaar. Die Fotografen stürzen sich darauf, werden brutal weggezerrt.”

6. “US-Blogger schielt auf blick.ch”

(blick.ch, mky)

Zitatehren mal andersrum. Blick Online sieht sich veranlasst, seinen Lesern mitzuteilen, dass der US-Blogger Perez Hilton einen Tweet abgesondert hat, in dem er blick.ch verlinkt.

Journalistische-Todsünden-Experten unter sich

Man kann die Empörung von Bild.de förmlich mit Händen greifen:

Neues Tuschel-Thema: der CSU-Chef und seine Ex-Geliebte - Taz bringt Seehofer mit neuen Gerüchten in Verruf

“Seehofers Geliebte erneut schwanger?” fragt die Taz in ihrer heutigen Ausgabe. Und: “Das ungeklärte Privatleben des CSU-Chefs verärgert viele Parteifreunde”.

Einen Beleg für Seehofers angebliches Doppelleben bleibt die links-alternative Tageszeitung allerdings schuldig.

Eigentlich eine journalistische Todsünde – dreht die Taz jetzt total durch?

Ja, verdammte Axt, die “taz” muss tatsächlich des Wahnsinns sein, wenn sie solche Sachen schreibt:

Bald hörte man in Berlin von CSU-Leuten: “Die sind noch zusammen.” In den letzten Wochen kam noch ein Detail dazu: “Die beiden bekommen ein zweites Kind.” […]

Am Tag, als das Gerücht den Weg in manche Blätter fand, feiern die Katholiken in Bayern das Fest Fronleichnam mit Prozessionen.

Fronleichnam war gestern. Und wer würde da schon Gerüchte über ein “angebliches Doppelleben” verbreiten?

"Bunte" spekuliert über Liebes-Comeback mit Ex-Geliebter

Also: Wer, außer “Bild” unter Berufung auf die “Bunte”? Denn die Klatsch-Illustrierte ist offensichtlich auch total durchgedreht, als sie schrieb:

In Berlin und München überschlugen sich vergangene Woche die Gerüchte: Anette Fröhlich sei angeblich zum zweiten Mal schwanger vom CSU-Vorsitzenden, hieß es. Sogar anonyme Briefe mit dieser Behauptung wurden an mehrere Redaktionen verschickt.

Einar Koch hat sich gestern wirklich bemüht, in keinem Moment den Eindruck zu erwecken, er mache sich die vielen angeblichen Details aus dem Privatleben Horst Seehofers zu eigen, die er für “Bild” aus der “Bunten” abschrieb. Er führte sogar aus:

Nach BILD-Informationen lässt die Rechtsanwältin wegen der Veröffentlichung der Kinderfotos rechtliche Schritte gegen die Münchner Illustrierte prüfen.

Die Juristen in der Münchner Staatskanzlei hatten zeitweilig erwogen, die Auslieferung der Illustrierten wegen der Kinderfotos in letzter Minute gerichtlich stoppen zu lassen.

Der selbe Einar Koch hat übrigens für die heutige “Bild” ein Interview mit Horst Seehofer geführt:

BILD: Herr Seehofer, die “Bunte” spekuliert über ein angebliches Liebes-Comeback mit Anette Fröhlich, der Mutter Ihrer unehelichen Tochter Anna-Felicia. Was sagen Sie zu den Spekulationen?

Horst Seehofer: Dazu äußere ich mich generell nicht mehr.

BILD: Dann zur Politik: Mit dem CSU-Erfolg bei der Europawahl haben Sie Ihre Feuertaufe als Parteichef bestanden. Was ist das nächste Etappenziel?

Und das war’s dann mit dem knallharten Kreuzverhör unter der Überschrift:

Herr Seehofer, was sagen Sie zu den Gerüchten um ihre Ex-Geliebte?

“Bild” und Bild.de können sich jetzt entspannt zurücklehnen und ganz geschickt über Bande spielen: Während man die Schwangerschafts-Gerüchte heute bequem der “taz” in die Schuhe schieben kann (obwohl sie als erstes von der “Bunten” veröffentlicht wurden), plapperte man gestern fröhlich nach, was andere woanders erzählt hatten:

RTL fragte in seiner Morgensendung bei Tanja May, “BUNTE”-Chefreporterin und Autorin des Berichts, nach: Sie lässt keine Zweifel aufkommen. Auf dem einen Foto sei die kleine Anna-Felicia zu sehen, “die Kleine schlendert da raus, die Händchen in den Hoschentaschen, als wenn sie da jeden Tag rausmarschiert.” […]

Laut “Bunte” sollen beide in der Nacht vom 1. auf den 2. Mai in Seehofers Ein-Zimmer-Wohnung den 35. Geburtstag von Anette Fröhlich am 1. Mai “gefeiert” haben. Die Fotos sollen also das immer noch sehr enge Verhältnis der beiden belegen!

Für Tanja May sind die Fotos der letzte Beweis, “okay, die beiden sind nach wie vor ein Paar”.

PS: Als “Bild” vor zweieinhalb Jahren exklusiv über die Schwangerschaft von Seehofers Geliebter berichtete (s.a. BILDblog vom 16. und 17. Januar 2007), hatte die Zeitung einen ähnlich schwachen “Beleg für Seehofers angebliches Doppelleben”, wie sie ihn jetzt der “taz” vorwirft:

Wie BILD zuverlässig erfuhr, wird Seehofer noch einmal Vater. Seine junge heimliche Geliebte erwartet in Berlin ein Kind von ihm.

Mit Dank auch an die vielen Hinweisgeber!

Wenn HSV-Fans über Werder berichten

“The winner takes it all”, sagen die Amerikaner (und Schweden) gerne, wenn es darum geht, den schmalen Grat zwischen Sieg und Niederlage zu beschreiben. Wenn dem tatsächlich so sein sollte, dann bedeutet das im Umkehrschluss, dass dem Verlierer nichts, aber auch gar nichts bleibt. Im Sport dürfte diese Haltung ganz besonders ausgeprägt sein, weswegen es auf den ersten Blick auch nicht verwundert, dass nach Meinung der Sportredaktion der “Welt” Werder Bremen am Mittwoch im Finale des Uefa-Pokals nicht einfach nur ein Fußballspiel verloren hat, sondern weitaus mehr:

Werder Bremen hat alle Sympathien verspielt

Klingt auf den ersten Blick nach verschmähter Liebe, oder, noch viel schlimmer — nach enttäuschter Liebe. Von Liebe oder auch nur dem Ansatz von Zuneigung kann bei der “Welt” allerdings nicht ganz die Rede sein. Eher vom Gegenteil, wenn man so nachliest, was die Redaktion von “Welt kompakt” vor und während des Finales so alles twitterte. Generell, so viel Patriotismus muss ja im Finale einer deutschen gegen eine ukrainische Mannschaft schon sein, finde man ja Werder nicht sooooo schlimm, aber ein Spieler ganz speziell hat anscheinend die geballte Antipathie auf sich gezogen, zu der die “Welt” fähig ist:

Stramme Leistung der Kollegen: In nur elf Minuten wird Werder-Torwart Tim Wiese erst zum Grund dafür gemacht, sich nicht für Werder erwärmen zu können. Danach jubelt man ihm einen Fehler unter, den man “unfassbar” nennt (eine sehr exklusive Meinung; einen “unfassbaren Fehler” Wieses hat ungefähr niemand während des Spiels gesehen), garniert das dann mit ein wenig Häme (“zu viel Sonnenbank” — und lässt schließlich mal eben alle Hemmungen fahren: “Und wer ist der peinliche Typ im Tor?”

Und überhaupt, wenn man schon mal dabei ist, journalistische Maßstäbe über den Haufen zu werfen, kann man ja auch mal ganz offen sagen, was man von diesem Verein hält:

Kein Wunder also, dass man die 1:2-Niederlage Werders gegen Donezk nicht so richtig bedauert, im Gegenteil:

Das wird dann einem “Follower”  doch ein wenig zuviel, weswegen er folgenden kleinen Hinweis wagt:

@weltkompakt: Peinlich eigentlich nur, dass sich eine redaktion öffentlich derart äußert.

Aber bitte sehr, denkt man sich bei den “Welt”-Twitterern, die es inzwischen vollends aus der Kurve getragen hat, wer wird denn kleinlich sein — wir und peinlich?

(Mit der “Treue” meint die “Welt” übrigens den HSV, den man eindeutig zum Verein des Herzens erkoren hat und daraus ebenso wenig einen Hehl macht wie aus der Abneigung gegen Werder.)

So, und nun kommen wir dann doch nochmal zurück zum wohlüberlegten und sicher von keinerlei persönlichen Animositäten getrübten Kommentar in der “Welt”, der zu folgendem — man könnte sagen: beinahe zwingenden — Fazit kommt:

Viele Peinlichkeiten garnieren den Sympathieverlust beim Absteiger der Herzen: Dass der Klub seiner Fürsorgepflicht nachkommt, indem er Ärzte gegen den eigenen Stürmer Ivan Klasnic stützt, der Behandlungsfehler beklagt. Dass der früher wegen seiner Sachlichkeit beliebte Klubchef Jürgen Born wegen ungeklärter Transferseltsamkeiten zurücktrat. Dass der nicht nur zu Sonnenbank-Exzessen neigende Torwart Tim Wiese Gegner öffentlich via Megaphon beleidigt. Alles hat dazu geführt, dass wohl viele Fans beim Siegtor von Donezk nicht bar jeder Schadenfreude dachten: Ein Weltklassetorhüter hätte das verhindert.

Mit Dank an das Worum-Blog!

Bild  

Der spektakulärste Wechsel aller Zeiten

Am Dienstag traute sich die Sportredaktion von “Bild” wirklich mal was: Während nahezu die ganze Fußball-Welt (einschließlich der Fußball-Bibel “Kicker”) davon ausging, dass der Spieler Diego von Werder Bremen zu Juventus Turin wechseln würde, vermeldete “Bild” “exklusiv”:

“BILD weiß…:

BILD weiß: Bayern und Werders Super-Star Diego (24) sind sich schon einig! Der Brasilianer soll in Kürze einen Vier-Jahres-Vertrag unterschreiben. Juventus ist aus dem Rennen. (…) Der Wechsel nach Italien scheitert an Diego! (…)

Heute wollte Juventus erneut zu Verhandlungen nach Bremen fliegen. Vermutlich hatte Bayern Angst, dass die Turiner beim Gehalt doch noch mal ordentlich drauflegen.

Den Flug im Lear-Jet nach Bremen können sich die Italiener sparen. Diegos Vater ist aus München direkt nach Brasilien geflogen. Im Gepäck den spektakulärsten Wechsel aller Bundesliga-Zeiten!

In gewohnter Unbescheidenheit hieß es dann gleich zu Beginn des Textes: “Das ist der Transferhammer des Jahres!” Der Hammer bestand in der Information von Bild.de, es habe ein “Geheimtreffen” zwischen Diegos Vater und Berater sowie den Verantwortlichen des FC Bayern gegeben. Diego sei sich mit den Bayern einig und werde den Münchnern den Vorzug gegenüber Turin geben. Die Vereine müssten nur noch letzte Modalitäten klären. Und damit es sich der Leser auch bildlich vorstellen konnte, packte ihn die “Bild”-Fotomonteure gleich mal in das Trikot des FC Bayern.

Der “Transferhammer” hatte nur einen kleinen Haken: Diego dachte nicht im Traum daran, zu den Bayern zu gehen. Der “Kicker” schrieb bereits am Mittwoch:

Von einem offiziellen Angebot der Bayern, wie es die Bild-Zeitung berichtet und bereits Vollzug über den Transfer vermeldet hatte, wollte Diego nichts wissen. “Es gibt losen Kontakt zu den Bayern, aber nur über meine Berater”, erklärte der 2006 von Porto zu Werder gekommene Spieler. Auch Manager Uli Hoeneß schlägt in die gleiche Kerbe: “Wer sagt das, dass wir uns getroffen haben? Wir haben überhaupt nicht verhandelt.”

So richtig zugeben, dass die Exklusiv-Meldung eine Exklusiv-Ente war, mochte man bei “Bild” allerdings dann doch nicht. Und so war man nicht unglücklich, einen Schuldigen für das Exklusiv-Debakel präsentieren zu können. Der Papa war’s, Papa Diego. Denn der ist — ganz unbrasilianisch — ein Baron:

Papa Diego ist als Lügen-Baron aufgeflogen! Weil Djair da Cunha die Bayern gelinkt hat, ist der Wechsel geplatzt. Als Berater seines Sohnes verhandelte er noch vorgestern mit den Bayern-Bossen, obwohl er sich bereits mit Juventus Turin über einen Wechsel zum Saisonende geeinigt hat.

Bayern gelinkt — und, was fast noch schlimmer ist: “Bild” gelinkt! Kein Wunder also, dass man so jemandem nur die niedersten Motive unterstellen kann, die Frage nach dem “Warum” beantwortet sich für “Bild” jedenfalls ziemlich leicht:

Die Antwort: Reine Gier! Diego und sein Vater versuchten die Ablösesumme in die Höhe zu treiben, weil sie daran mit 15 Prozent beteiligt sind…

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber!

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