Suchergebnisse für ‘exklusiv’

Wrestling, Bellingcat, Sepp Blatter

1. “Mord war zu gewöhnlich: Presserat rügt Bild wegen Täter-Foto”
(meedia.de, Marvin Schade)
“Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann ist nicht einverstanden mit einem Entscheid des Deutschen Presserats. Er ruft “Bild”-Leser dazu auf, sich in dieser Sache beim Presserat zu melden: “‘Sagen Sie dem Presserat ihre Meinung.’ Dazu veröffentlicht die Redaktion Telefonnummer und Adresse der Ethikinstanz, eine Aufforderung zum personalisierten Protest der Bildleser-Crowd.”

2. “Schlechte Recherche? Dafür habe ich keine Zeit”
(wrestling-point.de, Mathias)
“Muss alles was wir uns täglich zuführen Hochkultur sein?”, fragt Mathias zum Artikel “Prügel gegen Geld” (zeit.de, Felix Lill): “Im Endeffekt haben wir hier ein Paradebeispiel was dabei rauskommt, wenn jemand schon mit einer vorgefertigt Meinung in einen Artikel hüpft. Kein müder Gedanke wurde daran verschwendet nachzuforschen, warum Wrestling beliebt ist. Der Autor kam mit der Einstellung rein ‘Wrestling ist Idiotenunterhaltung’ und brachte das dann auch so zu Papier.”

3. “Wenn alle die Ersten sein müssen”
(deutschlandradiokultur.de, Jakob Schmidt)
Jakob Schmidt sucht Alternativen zum von Eilmeldungen getriebenen Journalismus und kommt auf das Prinzip Langsamkeit, das Prinzip Subjektivität und das Prinzip Unabhängigkeit.

4. “Russland soll MH17-Bilder manipuliert haben”
(ndr.de, Bastian Berbner)
Bastian Berbner schreibt über Recherchen der Website Bellingcat zur Absturzursache von Malaysia-Airlines-Flug 17: “Die Bellingcat-Rechercheure haben die Aufklärung dieses Verbrechens in der Öffentlichkeit so weit vorangetrieben wie niemand sonst. Wie Staatsanwälte haben sie aus Fakten ein dichtes Netz gesponnen, das kaum mehr Zweifel zulässt.”

5. “Bellingcat-Analyse MH 17 so unseriös wie BILD und SPON”
(hogymag.wordpress.com, almasala)
Almasala bezweifelt diese Sichtweise: “Die Ergebnisse von Bellingcat beruhen auf einer fehlerhaften Analyse und unschlüssigen Argumentation. Doch das Desaster ist nicht die stümperhafte und dilettantische Vorgehensweise von Bellingcat. Das Desaster ist, dass Leitmedien eine Laientruppe in den Stand von Experten und investigativen Journalisten erhebt, weil sie die gewünschten Ergebnisse für die gewünschte Meinung liefern. Die Medien schieben die vermeintlichen Experten von Bellingcat wie eine Monstranz vor sich her und lassen ihre eigene Agenda durch den Mund der selbsternannten Bürgerjournalisten verbreiten. Ergebnisse fehlerhafter Analysen werden dabei zu Fakten oder bestenfalls zu mutmaßlichen Fakten erklärt.”

6. “Gerechtigkeit für Sepp Blatter!”
(faz.net, Roger Köppel)
Roger Köppel fordert Gerechtigkeit für Josef Blatter: “Seine Dauerkritiker übersehen: Die Tatsache, dass man ihm nichts nachweisen kann, hat vor allem damit zu tun, dass es nichts gibt, was man ihm nachweisen kann. Was seine Feinde freilich nur noch rasender macht.”

Schokolade, Blogger, Walden

1. “Die freie Presse fühlt sich bedroht. Vom EDEKA in Chemnitz!”
(rheker.wordpress.com)
Sascha Rheker argumentiert zum Entscheid von Zeitschriftenverkäufern, “Bild” nicht mehr verkaufen zu wollen, mit dem Grundgesetz: “Da steht nicht, daß irgendwer in der Pflicht steht, bei der Verbreitung der Meinung anderer mitzuwirken. Da steht nicht, daß jeder Ladenbesitzer alle Medien oder überhaupt Medien anbieten muß.”

2. “I Fooled Millions Into Thinking Chocolate Helps Weight Loss. Here’s How.”
(io9.com, John Bohannon, englisch)
John Bohannon erzählt, wie Journalisten dazu kamen, zu schreiben, dass Schokolade die Gewichtsabnahme beschleunigt: “When reporters contacted me at all, they asked perfunctory questions. ‘Why do you think chocolate accelerates weight loss? Do you have any advice for our readers?’ Almost no one asked how many subjects we tested, and no one reported that number. Not a single reporter seems to have contacted an outside researcher. None are quoted.”

3. “Die Gebührenverschwendungsmaschine”
(theeuropean.de, Thore Barfuss)
“Die Affäre um Gottschalk ist das symptomatische Beispiel eines in die Schieflage geratenen Systems”, schreibt Thore Barfuss zur Kritik an den Verträgen der WDR Media Group mit Thomas Gottschalk: “Der Skandal ist es, dass riesige Millionenbeträge für einzelne Sendungen wie im vorliegenden Fall zum System gehören. Dass für ‘Gottschalk Live’ keine Gebührengelder ausgegeben worden seien, wie ein WDR-Sprecher verlauten ließ, ist natürlich hanebüchener Unsinn. Der leicht zu durchblickende rhetorische Kniff, die Sendung sei ‘werbefinanziert’ gewesen sei, fällt ja allerspätestens da in sich zusammen, wo für die Hälfte der gezahlten Sendungen keine Werbung möglich war. Einfach, weil sie nicht ausgestrahlt wurden.” Siehe dazu auch “Stellungnahme zu ‘Gottschalk live'” (presse.wdr.de).

4. “Was kostet ein Blogger?”
(blogland-bremen.de)
Was sollen Blogger, “die keine blutigen Anfänger mehr sind”, für ihre Leistungen verlangen? “Stundensatz: ab 60 Euro. Tagessatz: ab 350 Euro. Exklusiv erstellter Artikel: ab 150 Euro. Immer zzgl. Reisekosten.”

5. “Das gute Leben”
(nzz.at, Christian Seiler)
Christian Seiler will sich keine zweite Ausgabe der Zeitschrift “Walden” kaufen.

6. “Unsere Top 10: Willkommen im Club der toten Sender”
(dwdl.de, Torsten Zarges)

Spiegel, Apple, Patrick Gensing

1. “Wie wir dem ‘investigativen Qualitätsjournalismus’ des Spiegel auf den Leim gingen”
(blog.seibert-media.net, Matthias Rauer)
Matthias Rauer berichtet von seinen Erfahrungen mit den Recherchen einer “Spiegel”-Redakteurin: “Ganz ehrlich: Am liebsten hätten Sie sich wahrscheinlich eine Beispielfirma ausgedacht, in der es exakt so zugeht, wie Sie es für Ihren Artikel brauchen, richtig?”

2. “Lachen bis zum bitteren Ende”
(nzz.ch, Lennart Laberenz)
Lennart Laberenz beleuchtet die Glaubwürdigkeit und Ernsthaftigkeit von Nachrichten- und Satiresendungen.

3. “Exklusiv: IT-Konzerne umgarnen Journalisten”
(ndr.de, Video, 5:33 Minuten)
Ein Bericht über die Beziehung zwischen Technikjournalisten und Apple.

4. “Patrick Gensing: ‘Medien dürfen keine Ängste schüren'”
(vocer.org, Carla Reveland)
Ein Interview mit Patrick Gensing: “Ich glaube, dass man die Leute eher gewinnen kann, wenn im Journalismus eine Haltung vertreten wird, als wenn da irgendwie einfach nur Fakten angehäuft werden. Das ist in meinen Augen auch überhaupt nicht Journalismus. Einfach nur Fakten zu liefern und sagen, wir können das nicht beurteilen und wissen das nicht. Das zu beurteilen ist doch genau unser Job.”

5. “Die Hassknechte vom Abdiss-Dienst”
(zeit.de, Stefan Mesch)
“Oft laden ganze Feuilletons nur noch ein, laut ‘Zustimmung: Gut gebrüllt! Endlich sagt es jemand!’ zu brüllen oder ‘Blödsinn! Alles falsch! Böser Mensch, böse Presse, böse Welt!'”, schreibt Stefan Mesch in einem Beitrag über Debattenkultur: “Meine Traumartikel als Leser wären ‘100 Museen, die man sich schenken kann’, ‘Gesundheit: 10 unbegründete Sorgen’, ‘Politik: Was niemand wissen muss’. Texte, die versprechen: ‘Du musst nicht umdenken, nichts ändern oder wissen, dir keine Sorgen machen. Wir zählen auf, was du ignorieren darfst. Deine Vorurteile stimmen. Bleib, wie du bist!'”

6. “WER DAS LIEST, IST DOOF”
(medienwoche.ch, Reto Hunziker)
Reto Hunziker beschimpft das Publikum: “Sie zetern über den Schund, den Medien verbreiten, doch wer ist der Erste, der sich darauf stürzt? Sie, Sie werter Leser, Sie!”

Newtopia, Annegret R., Harald Welzer

1. “Scripted Entertainment: Talpa demontiert ‘Newtopia'”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Die Sat.1-Sendung Newtopia: “Seit vergangener Nacht ist jetzt dokumentiert, was in der Branche ohnehin niemanden überrascht: In der Praxis ist ‘Newtopia’ Scripted Entertainment. Wenn das erklärte Ziel der Sendung darin bestand, zu erfahren, ob die für das Format ausgewählten Pioniere im Alleingang eine neue Gesellschaft aufbauen können, dann lässt sich an diesem 13. April sagen: Experiment gescheitert.”

2. “Vulkanasche auf das Haupt des ORF”
(kobuk.at, Moriz Büsing)
Die Nachrichtensendung “Zeit im Bild” berichtet über einen angeblich aktuellen Vulkanausbruch in Island: “Die Bilder sind zwar echt, aber schon ziemlich alt. Dasselbe Bildmaterial wurde schon im November 2014 auf Youtube veröffentlicht.”

3. “Wie RTL die Vierlings-Schwangerschaft vermarktet”
(tagesspiegel.de, Maria Fiedler)
RTL berichtet exklusiv über die Schwangerschaft einer 65-jährigen Frau: “Mit anderen Medien darf Annegret R. nicht sprechen, das ist vertraglich so vereinbart. Sprecher Bolhöfer bestätigte, dass es für Annegret R. einen ‘finanziellen Ausgleich, eine Aufwandsentschädigung’ gebe.”

4. “Journalismus – Dienst an der Gesellschaft”
(br.de, Video, 15 Minuten)
Teil 1 einer sechsteiligen Serie zur Medienethik mit Zuschauerinterviews, Immanuel Kant, Horst Köhler, dem “Spiegel”-Urteil des Bundesverfassungsgerichts und dem Empörungsjournalismus.

5. “‘Journalisten hängen an Klickzahlen wie Junkies an der Nadel'”
(osk.de/blog)
Ein Interview mit Journalist Lars Wienand: “Aufgebauschte Un-Skandale in einer an Informationen überbordenden Welt führen zum Empfinden, dass ‘die Medienmenschen’ in einer abgehobenen Welt leben. Ich spreche hier nicht einmal von unsauberem Journalismus, sondern von Prioritätensetzung bei knappen Ressourcen.”

6. “‘Einfach mal Löcher in die Luft starren!'”
(berliner-zeitung.de, Joachim Frank)
Ein Interview mit Harald Welzer: “Wir bejubeln jede beschissene App oder den Fernseher, der auf Sprachkommandos reagiert. Aber zugleich sind wir empört über Angriffe auf unsere Privatsphäre, obwohl wir den Angreifern Tür und Tor öffnen. (…) Es wäre doch Micky-Maus-Denke, anzunehmen, dass eine Veränderung der Verhältnisse an einem so entscheidenden Punkt zu haben wäre, ohne einen Preis dafür zu bezahlen. Widerstand kostet. Schlimmstenfalls das Leben, wie wir aus der Geschichte wissen. Uns hingegen erscheint es schon als zu teuer bezahlt, wenn wir auf Whatsapp verzichten sollten. Obwohl wir wissen, dass wir uns mit jeder Message einer Totalüberwachung ausliefern.”

Spionage, WAZ, Rundfunkgebühr

1. “Der Mann, der bei der taz Sebastian Heiser war”
(wolfgangmichal.de)
Wolfgang Michal fühlt sich von der “Spionageaffäre” bei der “taz” an den “Mann, der bei ‘Bild” Hans Esser war” erinnert – Günter Wallraff: “Viele Journalisten-Kollegen fanden diese dreiste ‘Eulenspiegelei’ damals großartig. Was für ein Scoop! Wallraff in der Höhle des Löwen!! Niemand – außer vielleicht Springer – nannte Wallraffs Undercover-Aktion damals ‘Spionage’. Im Gegenteil. (…) Heute, nach den Enthüllungen Edward Snowdens über die weltweite Spionagetätigkeit der Geheimdienste und nach zahllosen Fällen von ‘Geheimnisverrat’ scheint sich die Meinung – zumindest in eigener Sache – zu drehen.”

2. “WAZ entschuldigt sich für eigene Fehler beim Verkauf der Herbert Grönemeyer-Tickets ’30 Jahre Bochum’: WAZ-Leser sehr unzufrieden”
(pottblog.de, Jens Matheuszik)
Ein von der WAZ Bochum organisierter “exklusiver Vorverkauf” für ein Sonderkonzert von Herbert Grönemeyer: “Die WAZ Bochum ließ hunderte Leute für den Exklusivverkauf anstehen – obwohl es die Tickets auch online zu ordern gab.”

3. “‘Der geheimnislose Beschiss’ – Störwellen aus der Hölle”
(zukunftia.de, Sparkiller)
Sparkiller hört im Lokalradio dem Gewinnspiel “Das geheimnisvolle Geräusch” zu: “Fazit: Call-In-TV goes Radio, was dessen absteigendem Ast nicht wirklich weiterhilft.”

4. “Frühere GEZ schreibt an Flüchtlinge”
(ruhrnachrichten.de, Gaby Kolle)
800 Asylbewerber in Dortmund erhalten Post vom ARD ZDF Deutschlandradio Beitragsservice: “Das Sozialamt hat ein Schreiben an den Rundfunk-Beitragsservice geschickt mit der Bitte, für Flüchtlinge ohne eigene Wohnung eine Pauschalbefreiung von den Rundfunkgebühren auszusprechen. Ohnehin könnten die Asylbewerber in der Regel kein Deutsch.”

5. “In der Realität ankommen: Auf der SEITE EINS”
(krautreporter.de, Hans Hütt)
Hans Hütt widmet sich dem Theaterstück “Seite Eins”: “Die Journalistenschulen zwischen Hamburg und München sollten den Besuch des Stücks zum Pflichtprogramm in der Bewerbungsphase machen, so wie die die Mediziner ein Praktikum absolvieren, um eine Idee von der künftigen Arbeit zu bekommen.”

6. “‘Bild’-Zeitung zieht Truppen für Invasion Griechenlands zusammen”
(der-postillon.com)

Bild  

Irgendwas vielleicht mit Hitler

Auf die Leute von “Bild” ist eben Verlass. Du schickst sie los, um über die unterirdischen Gänge in München zu schreiben, und womit kommen sie zurück? Mit einem Artikel über Hitlers Badewanne.

Gefunden haben die Reporter das Teil im Keller der Hochschule für Musik und Theater in München:

Sie wurde zwischen 1933 und 1937 im ehemaligen “Führerbau” eingebaut, in das Dienstbad des Diktators.

Dort hat er sich nach Aussage eines Münchner Historikers zwar nur “äußerst selten” aufgehalten, darum gibt sich “Bild” auf die Frage, ob sich Hitler “am Feierabend hier bei einem Schaumbad” entspannte, die Antwort gleich selbst:

Höchstwahrscheinlich nicht.

Aber egal. Hauptsache Hitler.

Und wie ging’s weiter mit der Wanne?

1948 zog das Amerika-Haus ein. Das Bad kam raus, die Wanne wurde in die Wohnung des Hausmeisters im ersten Untergeschoss eingebaut. 1957 bezog die Musikhochschule die Räume. In den 70er Jahren bekam der neue Hausmeister ein neues Bad. Seither steht die Wanne im Keller, wurde nie mehr benutzt.

Ein “rechteckiges Stück Geschichte — direkt aus Adolf Hitlers Büro-Badezimmer!” Und exklusiv hinein in die “Bild”-Zeitung.

Blöderweise liefert das Blatt für all diese Behauptungen keinerlei Belege. Weder Zitate von Experten noch handfeste Spuren oder Beweise, nicht mal die Quelle ihrer Informationen verraten die Autoren.

Wir haben deshalb mal bei der Hochschule nachgefragt, woher “Bild” das alles eigentlich wissen will. Der Kanzler antwortete uns:

Die Meldung ist aufgrund einer nicht autorisierten Auskunft unseres Hausmeisters erschienen. Bild hatte einen Bericht über unterirdische Gänge in München bringen wollen. Dabei sahen die Reporter die Badewanne im Keller und haben nachgefragt. Ob die Badewanne wirklich aus Hitlers Badezimmer stammt, wissen wir nicht. Ich wehre mich deshalb stets gegen Spekulationen. Leider war Bild nicht bereit, auf die Meldung zu verzichten.

Im Gegenteil: “Bild” machte aus der ranzigen Badewanne, in der möglicherweise Hitler höchstwahrscheinlich nicht gebadet hat, eine fast ganzseitige Geschichte. Drei “Bild”-Mitarbeiter haben daran gesessen, zwei Autoren und ein Fotograf. “Bild” holt eben “alles für Sie raus”, zur Not halt irgendwas vielleicht mit Hitler.

Mit Dank an Peter B.!

“Bild” und die Sadomaso-Sabberei

Am Donnerstag kommt “Fifty Shades of Grey” in die Kinos, was von “Bild” seit geraumer Zeit mit einem knisternden Artikelfeuerwerk gewürdigt wird:

Das Liebes-Loft von Christian Grey - Countdown zum heißesten Film des Jahres ++ In Malaysia ist er verboten
Literarisches Vorspiel zum Kino-Start von 'Fifty Shades of Grey' - Das heißeste Sex-Kino ist immer noch Ihr Kopf
'50 Shades of Grey' in 6 Tagen im Kino - Schlecht ist GEIL! - Warum erobert ein eher unbeholfen geschriebenes Märchen über dunklen Sex die ganze Welt?
Wenn der Film vorbei ist... So klappt das 'Shades of Grey'-Nachspiel zu Hause!
BILD zu Besuch im SM-Folterkeller - In den Händen des deutschen Mr. Grey
Neue BILDplus-Serie - Ich mache mein Geld mit der Lust
'Fifty Shades of Grey' für Anfänger - Der große SM-Ratgeber bei BILD

Das da oben sind nur die Schlagzeilen aus den letzten sechs Tagen. Begonnen hat die Hechelei aber schon vor vielen Monaten (Liste mit Sicherheit unvollständig):

50 Schlagzeilen zu SM-Sex

Als das Buch rauskam, präsentierte Bild.de “exklusive Auszüge”, zum Hörbuch gab es “exklusive Audioproben”, und seit die Verfilmung angekündigt wurde (SM-Sex! Auf der Leinwand! Mit Hollywood-Stars!), drehen sie in der Redaktion ohnehin völlig am Rad.

Sie fragten:

Welche Hollywood-Beauty ist die perfekte Sex-Sklavin?

… und:

Wie fesselnd wird DER Film, den Frauen heiß ersehnen?

Freuten sich diebisch über …

'Fifty Shades of Grey' - die ersten Bilder vom Set!

… verkündeten enttäuscht:

Penis-Klausel! Wir werden IHN nicht nackt sehen!

… und feierten den bevorstehenden Trailer, als ginge es um die Ankunft des Heilands persönlich:

'Fifty Shades of Grey - Morgen kommt ER! ... der Film-Trailer, auf den die Welt wartet

Den ersten Trailer zu „Fifty Shades of Grey“ gibt es morgen natürlich bei BILD!

Natürlich.

Und natürlich diente das Buch immer wieder als willkommener Vorwand für fesselnde Erfahrungsberichte und rattenscharfe Ratgeber:

Wie geht eigentlich 'Shades of Grey'?
'Shades of hä' - wie geht eigentlich Fessel-Sex?' data-lazy-src=

Und selbst für solche Geschichten waren sich die “Bild”-Leute nicht zu blöd:
Von wegen 50 Shades of Grey! - 50 Shades of GRAU
Die Trilogie ist vor allem bei Frauen beliebt, aber nicht für jeden etwas. Daher hier UNSERE 50 Shades of Grau ... 1. Anthrazitgrau, 2. Schiefergrau, 3. Umbragrau, 4. Blaugrau, 5. Basaltgrau ...

Der Artikel geht tatsächlich bis 50 (“Lichtgrau”) weiter. Und endet danach ohne weitere Erklärung.

Jedenfalls — gestern kam dann endlich der Höhepunkt der Sabbersause:

BILD zeigt den Busen, auf den die Welt wartet! [Dazu ein großes Foto der halbnackten Dakota Johnson]

(Unkenntlichmachung von uns.)

Das Foto stammt jedoch nicht aus dem Film, denn von den so gierig ersehnten Nacktszenen sind bisher noch keine veröffentlicht worden. Nein, um die Notgeilheit ihrer Leser und Macher endlich zu befriedigen, musste die “Bild”-Zeitung in ihre Trickkiste greifen:

Diese Knospen erblühen ab Donnerstag auf unseren Kinoleinwänden! Da bislang keine Nacktszenen aus dem Film veröffentlicht wurden, gibt es von Dakota Johnson nur diese Aufnahmen beim Nacktbaden in Italien

In medialem Sadismus waren sie eben schon immer Experten.

Focus, Russland, Misstrauen

1. “‘Unfassbar, was der Kerl sich erlaubt'”
(zeit.de, Henning Sussebach)
Fußballer Per Mertesacker und Reporter Boris Büchler unterhalten sich über ihr Gespräch nach dem WM-Spiel Deutschland gegen Algerien. Büchler: “Das werfe ich euch Medienjournalisten von den überregionalen Zeitungen ja immer vor: das Verwissenschaftlichen und Bemäkeln dieser 90 Sekunden! Natürlich gibt es unten am Spielfeldrand nur einen begrenzten Fragenkanon! Ich kann direkt nach dem Abpfiff – schon aus Achtung vor dem Athleten – doch keine Fragen stellen, für die ich später vielleicht einen Poetenpreis bekomme. Einige Kritiker in ihren Büros machen es sich da sehr einfach: mokieren sich immer über unsere vermeintlich sinnentleerten Fragen. Aber wenn eure Blätter alle paar Jahre – immer, wenn EM oder WM ist – mal ein paar Kollegen schicken, fragen viele gar nicht, sondern halten nur still ihre Tonbandgeräte mit rein.”

2. “Exklusiv im ‘Focus’: Das erstletzte Interview mit Schweinsteiger nach der WM”
(stefan-niggemeier.de, Boris Rosenkranz)
Der “Focus” verkauft auf der Titelseite seiner aktuellen Ausgabe ein Gespräch mit Bastian Schweinsteiger als das “erste Interview nach dem WM-Titel”.

3. “Video: Medienkrieg”
(daserste.de, Video, 6:39 Minuten)
Ein “Weltspiegel”-Beitrag über verschiedene Manipulationen im russischen Fernsehen. Siehe dazu auch “Russisches Fernsehen bei homophober Manipulation erwischt” (queer.de).

4. “Die rührende Hilflosigkeit der Holzwirtschaft”
(zeit.de, Jochen Hörisch)
Germanist und Medienwissenschaftler Jochen Hörisch schreibt über den Medienwandel: “Jeder, der nicht über exquisite Verdrängungsleistungen verfügt, kann seit Langem wissen, dass die Internet-Revolution die klassischen Printmedien unumkehrbar marginalisiert. (…) Gedruckte Zeitungen werden wieder das, was sie in ihrer Frühzeit einmal waren – ‘hinkende Boten’, langsame Reflexionsmedien. Der schnell reitende Bote kam mit der Siegesnachricht, der hinkende Bote machte darauf aufmerksam, dass man noch mehr Siege nicht verkraften könne.”

5. “Morgen fangen sie an”
(faz.net, Harald Staun)
Harald Staun stellt neue deutsche TV-Serien vor: “Ein gutes Dutzend neuer Serien ist in Planung – und kaum eine von ihnen kommt ohne den Hinweis auf die Inspiration durch internationale Standards aus.”

6. “5 Thesen zum Misstrauen in die Medien”
(tageswoche.ch, Thom Nagy und Matthias Oppliger)
Thom Nagy und Matthias Oppliger stellen fünf Thesen zum Misstrauen in die Medien zur Diskussion.

Wie “Bild” den Tod einer Studentin ausbeutet

Vor zweieinhalb Wochen wurde in Offenbach eine Studentin auf einem McDonald’s-Parkplatz von einem Mann so schwer verletzt, dass sie zuerst ins Koma fiel und wenige Tage später starb. Offenbar hatte sie versucht, einen Streit zu schlichten.

Der Fall sorgt seither für großes Aufsehen. Und vor allem die “Bild”-Medien schlachten ihn seit Tagen auf beispiellose Weise aus:












































49 Artikel haben “Bild”, Bild.de und die “Bild am Sonntag” seit dem Vorfall rausgehauen, im Schnitt fast drei Artikel täglich. Sie zeigten unzählige Fotos des Opfers und des mutmaßlichen Täters (meist von Facebook kopiert und natürlich kein bisschen verpixelt), veröffentlichten private Details, Informationen aus dem Krankenhaus (“Nach BILD-Informationen begann gegen 21.30 Uhr die Organentnahme”), besuchten den Tatort, die Trauerfeiern, den Friedhof, die Moschee, die JVA, fotografierten Trauernde, wühlten in Facebook-Profilen, bastelten Klickstrecken, aber offensichtlich war die Gier der lüsternen “Bild”-Macher und -Leser damit immer noch nicht befriedigt.

Am Montag folgte, “exklusiv” in “Bild”:

Sowohl in der Print-Ausgabe als auch bei Bild.de werden die Szenen der Überwachungskamera — “die letzten Minuten, die Tugce bewusst erlebte!” — detailliert dokumentiert, die entscheidenen Momente hat die Redaktion sogar extra von einem Illustrator nachzeichnen lassen.


(Alle Unkenntlichmachungen von uns.)

Schon in den Tagen davor hatte das Blatt stolz verkündet:

Und als wäre das nicht schon dreist und eklig genug, versuchten die “Bild”-Geier auch noch, Geld damit zu verdienen: Das exklusive “Protokoll des Überwachungsvideos” gab es nur gegen Bezahlung — hinter der “Bildplus”-Paywall.

Inzwischen dürfen sich auch nicht-zahlende Leser bei Bild.de anschauen, was auf dem Parkplatz passierte; das “Beweis-Video” ist frei verfügbar.

Laut Angaben des “Hessischen Rundfunks” ermittelt deshalb nun die Staatsanwaltschaft:

“Es handelt sich um ein unmittelbares Beweismittel”, so [Axel Kreutz, Sprecher der Zweigstelle Offenbach der Staatsanwaltschaft Darmstadt]. Und ein solches gehöre nicht in die Öffentlichkeit, sondern müsse vor Gericht analysiert und bewertet werden. Die Behörde will herausfinden, woher die Zeitung das Video bekommen hat. Sie ermittelt “gegen Unbekannt”.

Durch die Veröffentlichung des Videos werde das Beweismittel zwar nicht wertlos für den Gerichtsprozess, allerdings bestehe die Gefahr, dass dadurch Zeugen in ihrer Aussage manipuliert werden könnten. “Man muss damit rechnen, dass sich Zeugen vor ihrer Vernehmung das Video anschauen und ihre Aussage dann damit abgleichen”, so Kreutz. Dadurch könnten unter anderem subjektive Erinnerungen an das Geschehen eingefärbt werden.

Auch Interpretationen des Videos, die im Vorfeld eines Prozesses über die Medien verbreitet würden, könnten einen Einfluss auf Zeugenaussagen haben – womöglich auch auf die Schöffen in einem Gerichtsverfahren.

Auch die Familie der Verstorbenen zeigte sich entsetzt über die Veröffentlichung. Auf einer Facebookseite, die von Freunden und Angehörigen betrieben wird, verurteilen sie die Verbreitung des Videos als “bodenlose Frechheit”:

Das Video kannte die Familie, da es als Beweismittel gilt. Jedoch war es nicht mit ihr abgesprochen, dass es in der Öffentlichkeit landet. Wir teilen das Video hier auch nicht.

Ihr könnt euch vorstellen, wie es für die Eltern oder Brüder sein muss, ihre geliebte Tuğçe “live” sterben sehen zu müssen.

Nur den Leuten von “Bild” ist das wie immer scheißegal.

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber.

Ukraine, YouTube, SRF3

1. “Picture power: Pausing the moment”
(bbc.com, Phil Coomes, englisch)
Eine Analyse eines Fotos, das am Rande einer Protestkundgebung in London aufgenommen wurde. Im Vergleich dazu die Videoaufnahme (youtube.com, Video, 1:01 Minuten).

2. “Rückblick auf ein besonderes Jahr für den Kriegs- und Krisenjournalismus”
(heise.de/tp, Malte Daniljuk)
Malte Daniljuk blickt zurück auf den Journalismus rund um die Ereignisse in der Ukraine: “Die massive und konsonante Berichterstattung über den Ukraine-Konflikt hat – erstens – keineswegs dazu geführt, dass das Publikum die intendierte Lesart verinnerlichte, sondern sie hat das Vertrauen in die traditionellen Massenmedien, auch das Selbstvertrauen innerhalb der Medienapparate, massiv geschädigt. (…) Das Publikum hat es – zweitens – gelernt, eigene Sichtweisen effektiv öffentlich vorzubringen. (…) Die etablierten Medien haben sich – drittens – als unfähig und unwillig erwiesen, oppositionelle Lesarten auch nur ansatzweise zu integrieren, um etwa eine ausgehandelte Position zurückzugewinnen.”

3. “Der Westen als Auslaufmodell”
(nzz.ch, Markus Ackeret)
“Im Westen finden sich immer mehr, die westliche Werte selbst für Heuchelei halten”, warnt Markus Ackeret: “‘RT deutsch’ wird zur glaubwürdigeren Quelle als ein etabliertes Medium, obwohl der Fernsehkanal das ohnehin schwierige Kriterium der ‘Objektivität’ von vornherein nicht erfüllt. Dass es einen Sender wie diesen nur geben kann, wo Meinungsfreiheit, Pluralismus und eine freiheitliche politische Ordnung herrschen, entgeht den Applaudierenden.”

4. “Exklusiv: Was Youtuber wirklich verdienen”
(guruticker.blogspot.de)
Eine Rechnung zu den Einkünften von YouTube-Kanälen: “Wenn ein Youtuber also von seinen Videos leben möchte, braucht er konstant mindestens 200.000 Klicks auf seine Videos – und muss mehrmals die Woche etwas veröffentlichen.” Siehe dazu auch “Inside Youtube” (wired.de, Anja Rützel).

5. “Ein offener Brief an Michael Schuler, Leiter der Fachredaktion Musik beim Schweizer Radio und Fernsehen”
(facebook.com/kuttimc)
Der Musiker Kutti MC beklagt die Musikauswahl des öffentlich-rechtlichen Schweizer Rundfunks: “Nur zu Randzeiten bieten Sie minimale Einblicke in die lebendige, originelle Schweizer Musikszene. Auf diese gönnerhafte Alibiübung stützen Sie sich dann auch jeweils in Ihren unbeschwerten Interviews. Das SRF3-Musiktagesprogramm hat keine Tiefen, keine Höhen, keine Ausbrüche, keine Brüche, keine Vision.”

6. “The Sun had 7ft safe with 30 years of ‘eye-popping’ unprintable stories, court told”
(theguardian.com, englisch)

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