1. So gefährlich werden Radfahrer in Berlin überholt (tagesspiegel.de)
Der Berliner “Tagesspiegel” hat ein spektakuläres und in vielfacher Hinsicht äußerst bemerkenswertes Stück Datenjournalismus abgeliefert: Mittels ausgegebener Abstandssensoren hat die Redaktion erfasst, wie nah sich Rad- und Autofahrer auf Berlins Straßen wirklich kommen. Die Ergebnisse sind besorgniserregend und erklären, warum es auf Berlins Straßen teilweise so aggressiv zugeht. Alle Ergebnisse des Versuchs samt interaktiver Grafiken, Umfragen und Interviews gibt es auf der besuchenswerten und preisverdächtig gut aufbereiteten Seite radmesser.de.
Weiterer Lesehinweis: Auf Facebook erzählt “Tagesspiegel”-Redakteur Hendrik Lehmann vom Zustandekommen des Projekts, an dem so viele Menschen über einen langen Zeitraum mitgewirkt haben.
2. “In Österreich geht es verrohter zu” (sueddeutsche.de, Oliver Das Gupta)
Die Wiener Grünen-Politikerin Sigi Maurer hat sich öffentlich gegen obszöne und beleidigende Verbalattacken gewehrt und ist dafür vom Gericht verurteilt worden (noch nicht rechtskräftig). Im Interview mit der “Süddeutschen Zeitung” erklärt Maurer, wieso sie im Internet belästigten Frauen davon abrät, Täter offen anzuprangern, warum eine Klarnamenpflicht nicht die Lösung sei und was man als Opfer dennoch tun könne.
3. Massive Drohungen gegen Stiftung (faktenfinder.tagesschau.de, Wolfgang Wichmann)
Verschiedene Boulevardmedien wie “Bild” und “B.Z.” prangerten eine Kita-Informationsbroschüre der Amadeu Antonio Stiftung als “Schnüffel-Fibel” an (“Übermedien” berichtete). Nun sieht sich die Stiftung massiven Drohungen und Hassbotschaften ausgesetzt und musste die Polizei einschalten.
5. Die erfundene Guillotine der “Gelbwesten” (faz.net, Michaela Wiegel)
In der Auseinandersetzung zwischen “Gelbwesten” und französischer Regierung bleibt auch die Wahrheit auf der Strecke. Das liegt daran, dass der Streit nicht nur auf der Straße, sondern auch in den sozialen Medien ausgetragen wird. Nicht immer mit fairen Mitteln, wie ein als Fotomontage entlarvtes Bild einer Guillotine beweist. Journalisten, die über die Demonstrationen berichten wollen, werden teilweise beschimpft und angegriffen, was auf unangenehme Art an die deutschen “Pegida”-Umzüge erinnert. Aber auch die französische Regierung nimmt es nicht so genau mit der Wahrheit.
6. Zusammenarbeit von Familienministerium und Inlandsgeheimdienst: Wir klagen für Transparenz (fragdenstaat.de, Arne Semsrott)
Das Familienministerium lässt Demokratieprojekte vom Inlandsgeheimdienst auf ihre Demokratietauglichkeit überprüfen, ohne dass diese davon erfahren. Ein juristisches Gutachten habe ergeben, dass diese Überprüfung rechtswidrig sei, das Familienministerium habe seine Praxis jedoch fortgesetzt. Nun wehren sich die Informationsfreiheits-Kämpfer von “Frag den Staat” mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht.
In der gedruckten “Bild” steht ebenfalls, wie “das Raab-Comeback” ablaufen solle:
Bevor wir uns jetzt die Mühe machen, in die Details einzusteigen, kommen wir besser direkt zur Reaktion der Mitarbeiter von Stefan Raab, die für die Planungen zum Auftritt in Köln verantwortlich sind. Bei Facebook schreiben sie zu den Artikeln der “Bild”-Medien und zu einem “Spiegel Online”-Beitrag:
“Spiegel Online” hat den entsprechenden Artikel inzwischen korrigiert und am Ende des Textes folgenden Absatz hinzugefügt:
Anmerkung: In einer früheren Version des Artikel hieß es, ProSieben würde die Show komplett live übertragen. Das ist nicht korrekt.
Bei Bild.de haben sie die Passage zum kleinen TV-Comeback und zur Live-Schalte klammheimlich gelöscht. Dafür aber diese Information ergänzt:
Auf der Facebook-Seite von TV-Total wird die Zusammenstellung der Gäste und die Inhalte der Sendung allerdings als “in Teilen erfunden” beschrieben.
Trotzdem behauptet die Redaktion auch jetzt noch, dass “Bild” “den geheimen Ablauf” kenne.
Nachtrag, 14. Oktober: Inzwischen haben sie bei Bild.de den Artikel noch einmal geändert. An der Stelle, die wir bereits gestern weiter oben zitiert haben, heißt es nun:
Auf der Facebook-Seite von TV-Total wird die Zusammenstellung der Gäste und die Inhalte der Sendung allerdings als “in Teilen erfunden” beschrieben. Bis zur Sendung sind einige Tage Zeit. Möglich, dass das Programm nun bis dahin noch einmal angepasst wird. Die Auftritte von Lena und Mutzke könnten nun in eine der anderen Shows verschoben werden.
Das ist ausgesprochen trickreich. Statt zu sagen: “Wir haben schlichtweg falsche Informationen weiterverbreitet — Pardon!”, raunt die “Bild”-Redaktion nun, dass das Raab-Team nachträglich das Programm ja “noch einmal anpassen” könnte (etwa um die “Bild”-Vorhersage, die eigentlich doch richtig war, dann als falsch dastehen zu lassen?).
Stefan Raabs Sprecherin Gaby Allendorf bestätigte uns noch einmal, dass es keine “Sendung” im Sinne einer TV-Sendung geben werde: “ProSieben überträgt nicht eine Sekunde”. Damit sei dieser Absatz im Bild.de-Artikel …
Aaron Troschke (29) übernimmt die Moderation. Während der Show soll Raab von der Bühne ins laufende Live-Programm von ProSieben zugeschaltet werden.
… gleich doppelt falsch. Denn die Live-Show werde auch nicht von Aron Troschke moderiert. Dieser habe “mit der Show nichts zu tun. Er ist dort auch kein Gast, das war auch nie eine Überlegung. Ist schlicht erfunden.”
1. Wie „Tichys Einblick“ fast einen Skandal beim ZDF-“Politbarometer” aufdeckte (uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Ein Stamm-Autor des rechten Online-Magazins “Tichys Einblick” meint einen Skandal um das ZDF-Politbarometer aufgedeckt zu haben, doch der eigentliche Skandal ist, dass es keiner ist. Oder um Stefan Niggemeier zu zitieren: “Es handelt sich dabei, freundlich formuliert, um ein Missverständnis.”
Weiterer Lesehinweis: Der Ex-CDU-Politiker Friedrich Merz lehnt die Annahme des Ludwig-Erhard-Preises ab (turi2.de). Er wolle nicht mit dem Stiftungsvorsitzenden Roland Tichy auf einer Bühne stehen. Nach der Absage von Merz seien die Journalisten Rainer Hank, Ursula Weidenfeld, Ulric Papendick und Nikolaus Piper aus der Jury des Preises zurückgetreten, denen nach der Absage von Merz anscheinend aufgefallen ist, für wen sie da in der Jury sitzen.
2. Beliebt, bedroht, beschossen – Leben mit Morddrohungen (ennolenze.de)
Enno Lenze ist Verleger, Autor und Journalist, aber auch Museumsdirektor und politischer Aktivist. Und er zahlt für sein Engagement einen hohen Preis: Derzeit hätten 581 Personen angekündigt, ihn töten zu wollen. (“Wie sie die Reihenfolge festlegen wollen, ist mir unklar — aber wäre für mich dann ja auch das gleiche.”) In einem Blogbeitrag beschreibt Lenze, was das für ihn im Alltag bedeutet, ob in Berlin oder in Kriegsgebieten wie der Autonomen Region Kurdistan.
3. Twitter sperrt meinen Account für zwölf Stunden (internet-law.de, Thomas Stadler)
Rechtsanwalt Thomas Stadler ist wegen eines Tweets zu Horst Seehofer (“Geh endlich sterben, menschenverachtender Zyniker”, verbunden mit einem Link) mit einer zwölfstündigen Twitter-Sperre belegt worden. Zu Unrecht wie er findet: “Mein Tweet bewegt sich äußerungsrechtlich ganz klar im zulässigen Bereich. Mit dem Tweet habe ich Seehofer keinesfalls den Tod gewünscht. Es handelt sich vielmehr um eine drastische Aufforderung endlich zu verschwinden, ähnlich einer Formulierung wie “Fahr zur Hölle”. Der Tweet setzt sich mit kontroversen politischen Aussagen des Innenminsters auseinander und stellt somit eine Kritik an öffentlichen Äußerungen eines Spitzenpolitikers dar.” Stadler hat seinen Beitrag mittlerweile zweimal aktualisiert und um Bemerkungen zu Debattenkultur und Meinungsfreiheit ergänzt.
4. David Berger: Ein Theologe im Kampf gegen „Islamisierung” und „Nanny-Medien” (correctiv.org, Caroline Schmüser)
Der Blog “Philosophia Perennis” ist ein Leitmedium der rechten Szene und in Kreisen der sogenannten “alternativen Medien”. Im Mai habe es die Seite auf Platz 18 der Seiten mit den meisten Social-Media-Interaktionen geschafft, noch vor n-tv.de, taz.de oder Tagesspiegel.de. Die Plattform fällt besonders durch spekulative Berichterstattung, Falschmeldungen und AfD-Nähe auf. Hinter der Seite steckt David Berger, ein katholischer Theologe, der gewissermaßen zum Islamhasser konvertiert ist. “Correctiv” hat die Hintergründe um Person und Seite recherchiert.
5. Drei Pressemitteilungen und eine Abschiebung (keienborg.de)
Der Jurist Marcel Keienborg ist Spezialist für Asyl- und Aufenthaltsrecht und hat deshalb besonders aufmerksam registriert, dass vergangene Woche ein Tunesier abgeschoben wurde, obwohl ein Gericht die Abschiebung untersagt hatte. In einem Blogbeitrag widmet er sich den Pressemitteilungen, die zu diesem Thema vom Verwaltungsgericht veröffentlich wurden. Der Vorgang sei in jeder Beziehung ungeheuerlich: “Wenn Behörden sich nicht mehr verpflichtet fühlen, Gerichten gegenüber vollständige und wahre Angaben zu machen, was eben auch eine gewisse Sorgfalt bei der Lektüre der eigenen Akten voraussetzt, ist letztlich die Effektivität der gerichtlichen Kontrolle der Behörden insgesamt in Frage gestellt.”
1. Anklage gegen First-In-Betreiber wegen erfundenem Sexmob (hessenschau.de, Heike Borufka)
Ein Frankfurter Gastwirt und eine weitere Beteiligte hatten Anfang 2017 gegenüber einem Journalisten der “Bild”-Zeitung behauptet, bis zu 50 arabischstämmige junge Männer hätten in der Silvesternacht in Frankfurt Frauen belästigt, Schlägereien angezettelt und Gäste beklaut. Daraufhin veröffentlichte “Bild” einen Artikel mit der Überschrift: “Sex-Mob tobte in der Freßgass”. Rund 900 “größtenteils betrunkene Flüchtlinge” seien es gewesen. Schnell war klar: Alles war erfunden. Nun kommen der Gastwirt und seine Komplizin vor Gericht.
2. Whistleblower sind keine Verräter (sueddeutsche.de, Heribert Prantl)
Werden Whistleblower von Gesellschaft und Politik zutreffend wahrgenommen und angemessen behandelt? Heribert Prantl hat seine Zweifel: “Whistleblower sind keine Verräter, sie leiden aber oft am schlechten Ruf, den Denunzianten und Wichtigtuer haben. Whistleblower sind Leute, die in den Zeitungen oft als die Heldinnen und Helden des Alltags gefeiert werden. Aber wenn der Whistleblower der Hinweise wegen, die er öffentlich gemacht hat, von seinem Arbeitgeber entlassen oder sonst bedroht wird, braucht er Schutz — da genügen Elogen in der Zeitung nicht. Es sollte endlich ein Whistleblower-Gesetz geben, das solche Nachteile zu vermeiden oder wenigstens zu minimieren hilft.”
3. Ärger gehabt mit #Spiegelonline? (facebook.com/Freischreiber.de)
Vertreter des sich “Freischreiber” nennenden Berufsverbands freier Journalistinnen und Journalisten haben sich mit dem Ombudsmann für freie Journalisten von “Spiegel Online” getroffen. Es ging vornehmlich um die Einhaltung des Autorenvertrags. Die “Freischreiber”-Kritikpunkte an “Spiegel Online” sind unter anderem reißerische Teaser, keine Möglichkeit eines “letzten Blicks”, verspätete Veröffentlichungen und — last but not least — das ihrer Ansicht nach zu geringe Honorar.
4. #werbung #lifestyle (zeit.de, Anja Reiter)
Beim “Influencer Marketing” machen Menschen ihren Alltag im Internet öffentlich, mischen jedoch Werbeinhalte unter, für die sie von Firmen teilweise üppig bezahlt werden. Diese geschäftstüchtigen Exhibitionisten gebe es mittlerweile in fast allen Branchen, sie würden über Mode, Tourismus oder Medizin, über Gastronomie, Autos oder Fitness schreiben. Doch wie lange hält der Hype noch an? Anja Reiter hat sich bei den digitalen Selbstdarstellern umgesehen. Weiterer Lesetipp: “Neue Liebe” in der “SZ”. Im Beitrag geht es um Frauenmagazine, die die Influencer für sich entdeckt hätten und immer öfter zu Titelhelden machen würden.
5. Wie ich die Türkei verließ, um in Deutschland Journalist zu werden (ze.tt, Isabel Schneider)
Isabel Schneider berichtet über einen türkischen Journalisten, der vielleicht gerade noch rechtzeitig nach Deutschland flüchten konnte und nun in Hamburg Journalistik studiert. Obwohl er vorerst in Sicherheit ist, geschieht dies nicht frei von Druck: Falls er nach Ablauf seines Studentenvisums keine Arbeit in Deutschland findet, müsse er in die Türkei zurückkehren.
6. “Time”-Redaktion nennt Trump-Behauptung “Bullshit” (spiegel.de)
Der amerikanische Präsident Donald Trump schreibt auf Twitter, dass er eine angeblich mögliche Ehrung zur “Person des Jahres” des “Time Magazine” abgelehnt hätte (“‘Time Magazine’ rief an, um zu sagen, dass ich WAHRSCHEINLICH ‘Mann (Person) des Jahres’ werde, wie vergangenes Jahr, aber ich müsste einem Interview und einem großen Fotoshooting zustimmen. Ich sagte, ‘wahrscheinlich’ nützt mir nichts und hab abgelehnt. Danke trotzdem”). Ein Verantwortlicher des “Time Magazine” antwortet: “Erstaunlich. Nicht ein Hauch von Wahrheit in der Geschichte”. Und ergänzte bekräftigend: “Totaler Bullshit.”
Wir müssen nochmal auf die Sache mit Christoph Harting zurückkommen.
Als der Diskus-Olympiasieger vor gut zwei Monaten mit seiner Frau spätabends im Auto unterwegs war, hatte er auf dem Weg nach Hause einen Unfall. Dabei kam es, wie er später in einem Interview erzählte, “zu einer leichten seitlichen Berührung von einem anderen Fahrzeug und meinem”:
Hierbei handelt es sich aber lediglich um einen Bagatellschaden. Danach habe ich angehalten und die Polizei gerufen, um den Sachverhalt aufnehmen zu lassen. Anschließend bin ich in mein Auto gestiegen und nach Hause gefahren.
Kein großes Drama also. Blechschaden, Polizei hinzugezogen, nach Hause gefahren, alles gut.
Bis die “Bild”-Zeitung kam.
So stand es eineinhalb Wochen später riesengroß im Blatt. Auch auf der Titelseite verkündete “Bild”:
“Nach BILD-Recherchen”, hieß es im Artikel, “hat der Olympia-Held unter offenbar erheblichem Alkoholeinfluss einen Unfall verursacht”.
“Völlig aufgebracht” sei er danach auf den Fahrer des anderen Autos losgegangen, schrieb “Bild” unter Berufung auf “Zeugenaussagen”. Selbst die hinzugerufenen Polizisten hätten ihn “nur schwer bändigen können”.
Weil Harting — im Hauptberuf Bundespolizist — sich außerdem gegenüber den Polizeibeamten aggressiv verhalten haben soll, brachten ihn seine Kollegen auf die Wache. Dort wurde eine Blutentnahme angeordnet und der Führerschein erst einmal einbehalten.
Verfasst wurde der Artikel von Chefreporter Peter Rossberg und Guido Brandenburg, dem Leiter des “Bild”-Ressorts für Investigative Recherche.
Und obwohl Christoph Harting die Geschichte noch am selben Tag gegenüber einer Nachrichtenagentur als “erlogene Falschdarstellung” zurückwies, wurde sie auch von vielen anderen Medien verbreitet. Zwar meist mit dem Zusatz, dass Harting die Vorwürfe dementiert habe, aber hey, könnte ja auch sein, dass er lügt und die “Bild”-Zeitung doch recht hat.
Hatte sie nicht.
Nachdem Harting juristisch gegen die Berichterstattung vorgegangen war, musste “Bild” eine Gegendarstellung abdrucken und zugeben, dass die Geschichte falsch war.
Da war sie allerdings schon fast zwei Monate in der Welt. Und Christoph Harting permanent unter Rechtfertigungszwang. “Man muss sich das einfach mal vorstellen”, sagte er Ende August in einem Fernsehinterview:
Da veröffentlicht ein Medium (…) erlogene Tatsachen, und das zieht so einen elenden Rattenschwanz mit sich: Man rechtfertigt sich an Stellen, die einen einfach nur unterstützen sollten, das heißt, sei es die Bundespolizei als mein Arbeitgeber, seien es meine Sponsoren oder der Deutsche Leichtathletikverband – man erklärt sich, erklärt die Situation, erklärt, dass an dieser ganzen Story nichts dran ist, dass man rechtliche Schritte ergriffen hat, und trotz allem: Das Vertrauen, das dabei verloren geht, das kann man einfach nicht wieder gutmachen.
Damit aber noch nicht genug, es gibt auch im privaten Bereich — ich bin Familienvater, habe eine zehnjährige Tochter, und das Letzte, was ich machen würde, wäre das, was man mir da vorgehalten hat, das muss man einfach mal ganz klar sagen — und man wird dann auch im privaten Bereich in eine Rechtfertigungsschiene gedrückt, die einfach nur unangenehm ist.
Unklar bleibt, wie es zu der falschen Darstellung kommen konnte. Nach Ansicht von Christoph Harting handelt es sich um eine absichtliche Lüge, eine “bewusste Diffamierung”.
Und was sagt die “Bild”-Zeitung?
Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns zu redaktionellen Abläufen grundsätzlich nicht äußern.
Erst hat der 1. FC Kaiserslautern kein Glück, und dann kommt auch noch “Bild” dazu. Der Verein ist derzeit Letzter in der 2. Fußball-Bundesliga, gerade mal zwei Punkte aus sechs Spielen haben die Pfälzer, am vergangenen Samstag verlor das Team gegen den SV Sandhausen. Und jetzt müssen sich die Verantwortlichen aus Kaiserslautern auch noch gegen die “Bild”-Zeitung wehren.
Grund ist dieser Artikel von gestern, der gedruckt in der Mainz-Wiesbaden-Ausgabe und online bei Bild.de erschienen ist:
“Bild”-Redakteur Ulli Schauberger zitiert in seinem Text mehrmals Boris Notzon, den Sportdirektor des 1. FC Kaiserslautern. In einer Aussage soll Notzon auch etwas zur beruflichen Zukunft von Trainer Norbert Meier andeuten:
Und wenn das [eine Steigerung im heutigen Spiel gegen Erzgebirge Aue] nicht klappt? Notzon: “Dann weiß auch Norbert, dass das Team einen neuen Impuls braucht.” Dann muss der Trainer für seine Schlaffis büßen.
Der Satz “Dann weiß auch Norbert, dass das Team einen neuen Impuls braucht.” soll im Gespräch zwischen Notzon und Schauberger aber nie gefallen sein. Der 1. FC Kaiserslautern hat auf der vereinseigenen Website heute eine Stellungnahme veröffentlicht:
Der 1. FC Kaiserslautern nimmt hiermit Stellung zum inhaltlich fehlerhaften Bericht der Bild-Zeitung vom 18. September 2017 mit dem Titel “Lautern Letzter! Meier wackelt”.
Das diesem Beitrag zugrunde liegende Gespräch zwischen FCK-Sportdirektor Boris Notzon und dem Redakteur der Bild-Zeitung wurde am 17. September 2017 zum Thema “Legt der FCK Einspruch gegen die Schiedsrichter-Entscheidung in Sandhausen ein?” geführt. Der am 18. September 2017 in der Bild-Zeitung veröffentlichte Artikel gab jedoch nicht die Inhalte des Gesprächsverlaufes wieder. Insbesondere die Aussage “dann weiß auch Norbert, dass das Team einen neuen Impuls braucht” wurde im Rahmen dieses Gespräches niemals getätigt.
“Gerne hätten wir über die Veröffentlichung dieser nicht getroffenen Aussage locker hinweggesehen, die darauf folgende Berichterstattung, die sich inhaltlich größtenteils auf diese Aussage bezieht, lässt uns jedoch keine andere Wahl, als den Sachverhalt deutlich klarzustellen. Die Aussage ‘dann weiß auch Norbert, dass das Team einen neuen Impuls braucht’ wurde niemals getätigt. Dies wurde vom zuständigen Bild-Redakteur bereits bestätigt. Eine zugesagte Klarstellung ist bis dato ausgeblieben”, erklärt FCK-Sportdirektor Boris Notzon.
Statt einer “Klarstellung” veröffentlichte die Mainz-Wiesbaden-Ausgabe der “Bild”-Zeitung heute noch einmal das vermeintliche Notzon-Zitat:
Es verdichten sich die Hinweise, dass “Bild” auf eine Betrügerin reingefallen ist.
Am 28. März 2015, vier Tage nach dem Absturz des “Germanwings”-Flugs 4U9525 in den französischen Alpen, veröffentlichte die “Bild”-Zeitung diese Titelgeschichte, die auch Bild.de aufgriff:
Die angebliche “Ex-Freundin” von “Germanwings”-Co-Pilot Andreas Lubitz lieferte “Bild”-Reporter John Puthenpurackal genau die Bausteine, die wenige Tage nach dem Unglück für das Psychogramm eines Wahnsinnigen noch fehlten: Ausraster, Drohungen, die Ankündigung einer aufsehenerregenden Tat. Es passte alles wunderbar in das Bild, das Puthenpurackals Redaktion die Tage zuvor gezeichnet hatte.
In dem Artikel vom 28. März 2015 schrieb “Bild”:
Die Stewardess Maria W. (26) war eine zeitlang die Freundin von Todes-Pilot Andreas Lubitz (27).
Fünf Monate lang flogen sie im vergangenen Jahr zusammen durch Europa und übernachteten heimlich gemeinsam in Hotels.
BILD-Reporter John Puthenpurackal hat ihre Identität überprüft. Er ließ sich u.a. ein Foto zeigen, das die Stewardess und den Amok-Piloten bei einem Flug in derselben Crew zeigt.
Bereits im März dieses Jahres schrieb die Journalistin Petra Sorge in der “Zeit”, dass es trotz der Identitätsprüfung durch “Bild” erhebliche Zweifel an der Geschichte von Maria W. gebe. Der für den “Germanwings”-Absturz zuständige Düsseldorfer Staatsanwalt Christoph Kumpa sagte damals: “Ich gehe davon aus, dass ihre Geschichte erfunden ist.” “Bild”-Oberchef Julian Reichelt startete daraufhin eine ganz beachtliche Twitter-Kampagne gegen Sorge.
Heute liefert Petra Sorge in einem Artikel für “Buzzfeed” neue Indizien dafür, dass Maria W. eine Hochstaplerin ist, und dass die “Bild”-Medien auf sie reingefallen sind.
Da ist zum Beispiel die Tatsache, dass die Einsatzpläne bei “Germanwings” aus Kostengründen so konzipiert waren, dass die Piloten am Ende eines Diensttages so gut wie immer in ihren Heimatflughafen zurückkehrten. Das Personal schlief dann meist in der eigenen Wohnung. Das passt kaum mit der Aussage von Maria W. zusammen, dass sie mit Andreas Lubitz durch Europa geflogen sei und heimlich mit ihm in Hotels übernachtet habe.
Außerdem ist es ausgesprochen unwahrscheinlich, dass Andreas Lubitz und Maria W. “fünf Monate lang” zusammen flogen. Bei “Buzzfeed” sagt ein Sprecher von Lubitz’ früherer Fluggesellschaft, dass die Crew täglich wechsle und man nur in Ausnahmefällen und durch Zufall mehrere Tage hintereinander gemeinsam fliege.
Schwerwiegender als diese Indizien ist eine Stellungnahme von RTL zu dem Fall. Maria W. hat sich nach der Veröffentlichung bei “Bild” mit ihrem Anliegen nämlich auch bei dem TV-Sender gemeldet. Nach fünf Monaten Recherche stand für die Redaktion fest: Maria W. ist eine Betrügerin. Petra Sorge zitiert in ihrem “Buzzfeed”-Text einen RTL-Pressesprecher: “‘Wir können vollumfänglich bestätigen, dass Maria W. ihre Geschichte frei erfunden hat. Dies hat sie bei einem 4. Treffen im Dezember 2015 explizit zugegeben'”.
Bei diesem vierten Treffen soll Maria W. laut eines RTL-Abteilungsleiters auch gesagt haben, dass sie überrascht gewesen sei, wie viel Arbeit sich der Sender mit der Recherche gemacht hat. Das kannte sie von ihrem Kontakt mit der “Bild”-Redaktion und John Puthenpurackal offenbar nicht.
Morgen jährt sich zum zweiten Mal der Absturz des “Germanwings”-Flugs 4U9525. 150 Menschen sind damals in den französischen Alpen ums Leben gekommen, darunter auch Co-Pilot Andreas Lubitz, der die Maschine bewusst zum Absturz gebracht haben soll. Während viele der Hinterbliebenen sich treffen und gemeinsam trauern werden, werden Lubitz’ Eltern in Berlin bei einer eigens organisierten Pressekonferenz sitzen. Sie wollen ein Gutachten präsentieren, in dem es um Zweifel an den offiziellen Ermittlungen zur Absturzursache gehen soll.
In der “Zeit” von heute ist ein lesenswertes Stück von Petra Sorge zum Thema erschienen (hier eine Zusammenfassung von “Zeit Online”). Sie hat sich mit Günter Lubitz, dem Vater von Andreas, getroffen und mit ihm über verschiedene Gutachten, Vorwürfe gegen die Staatsanwaltschaft, seine Motivation gesprochen:
Der Text handelt auch von der Berichterstattung rund um den “Germanwings”-Absturz. Es geht um ein brennendes Grab, um herumschleichende Reporter, um möglicherweise erfundene Interviewaussagen. Es geht vor allem um die “Springer”-Blätter “Bild” und “Welt am Sonntag”.
***
Da ist zum Beispiel der “Bild”-Bericht über das Grab von Andreas Lubitz. In der Print-Ausgabe und online hatten die “Bild”-Redaktionen Ende Juni 2015 groß auf der Titel- beziehungsweise Startseite über die Beerdigung des “Germanwings”-Co-Piloten berichtet …
… und dabei auch dessen Grab, niedergelegte Kränze, letzte Grüße von Freunden gezeigt.
Petra Sorge schreibt in ihrem “Zeit”-Artikel:
Kurz nach der Beerdigung von Andreas Lubitz gelangte ein Reporter auf den Friedhof. Er fotografierte das Grab: Kränze, die letzte Widmung der Familie. Bild veröffentlichte das Foto. Kurze zeit später setzte jemand das Grab in Brand. Der Brandstifter wurde nie gefunden.
Zur Berichterstattung über den Germanwings-Absturz:
Wegen der Veröffentlichung des Fotos folgte ein Gerichtsverfahren, das noch immer nicht endgültig entschieden ist. Inzwischen liegt der Fall beim Bundesgerichtshof:
Das Kammergericht Berlin untersagte den Abdruck des Fotos schließlich, mit der Begründung, die Berichterstattung stelle “einen schwerwiegenden Eingriff in die Persönlichkeitsrechte” der Kläger dar. Der Springer-Verlag hat Nichtzulassungsbeschwerde eingelegt. Über die Frage von Pietät, Persönlichkeitsrecht und Grenzen der Pressefreiheit muss nun der Bundesgerichtshof entscheiden.
Nun kann man über einen direkten Zusammenhang von Bericht und Feuer nur mutmaßen. Die Tatsache aber, dass “Bild” und Bild.de trotz des Brandes und der möglichen Gefahr einer weiteren Brandstiftung im vergangenen August wieder mit großen Fotos über das Grab von Andreas Lubitz und den neuen Grabstein dort berichtet haben, wird vor diesem Hintergrund noch ekliger als es eh schon ist.
***
Direkt im Anschluss schreibt Petra Sorge:
Günter Lubitz hat lange überlegt, ob er mit der ZEIT sprechen soll. Mehrmals stand das Treffen auf der Kippe, besonders nachdem im Februar zwei Journalisten nahe dem Haus waren und danach behauptet hatten, die Familie habe sich erstmals öffentlich geäußert. Diese aus dem Zusammenhang gerissene “Äußerung” stammte aus einem Antwortschreiben, mit dem Günter Lubitz schon im November 2016 auf die Bitte um ein Interview reagiert hatte.
Bei den “zwei Journalisten” dürfte es sich um Mitarbeiter der “Welt am Sonntag” handeln. Die Wochenzeitung hatte vor gut einem Monat, am 26. Februar, vier Seiten über den “Germanwings”-Absturz veröffentlicht. In dem langen Text findet sich auch diese Passage:
Erstmals überhaupt haben sich die Eltern nun zu Wort gemeldet. Auf Anfrage der “Welt am Sonntag” schrieben sie: “Zum Absturz des Germanwings-Fluges 9525 ergeben sich auch für uns noch viele unbeantwortete Fragen, merkwürdige Sachverhalte und Zweifel am bisher kommunizierten Unfallhergang. Wir sind momentan selber noch am Recherchieren.” Zu dem “völlig falsch gezeichneten Bild” ihres Sohnes wollen sie sich momentan aber noch nicht äußern.
Ein “Unfallhergang”? Ein “völlig falsch gezeichnetes Bild” ihres Sohnes?
Aus einer E-Mail-Absage auf eine Interview-Anfrage vom November 2016 macht die “Welt am Sonntag” im Februar 2017 also die exklusive Nachricht, dass Lubitz’ Eltern sich “erstmals überhaupt” geäußert hätten.
Die Aussagen der angeblichen “Ex-Freundin” über Lubitz’ angebliche Ausraster und seine angeblichen Ankündigungen waren nur wenige Tage nach dem Unglück entscheidende Bausteine bei der medialen Konstruktion eines Psychogramms.
“Bild” schreibt in dem Artikel:
Die Stewardess Maria W. (26) war eine zeitlang die Freundin von Todes-Pilot Andreas Lubitz (27).
Fünf Monate lang flogen sie im vergangenen Jahr zusammen durch Europa und übernachteten heimlich gemeinsam in Hotels.
BILD-Reporter John Puthenpurackal hat ihre Identität überprüft. Er ließ sich u.a. ein Foto zeigen, das die Stewardess und den Amok-Piloten bei einem Flug in derselben Crew zeigt.
Wir haben den Namen auf ihren Wunsch geändert, sie so fotografiert, dass sie nicht erkannt werden kann. In BILD spricht jetzt die Frau, die diesem Mann sehr, sehr nah war.
Trotz Identitätsprüfung durch Reporter Puthenpurackal und Foto-zeigen-lassen glaubt Staatsanwalt Christoph Kumpa laut “Zeit” inzwischen, dass die Aussagen in dem “Bild”-Artikel erfunden seien. Petra Sorge schreibt:
Und dann ist da die Sache mit der angeblichen Ex-Freundin seines Sohnes, der Stewardess Maria W. Bild druckte im März 2015 ein Interview mit ihr, wonach Andreas Lubitz angekündigt haben soll: “Eines Tages werde ich etwas tun, was das ganze System verändern wird, und alle werden dann meinen Namen kennen und in Erinnerung behalten.” Maria W. habe sich wegen seiner Probleme von ihm getrennt: “Er ist in Gesprächen plötzlich ausgerastet und schrie mich an. Ich hatte Angst. Er hat sich einmal sogar für längere Zeit im Badezimmer eingesperrt.” Das Interview schien genau jenes Puzzleteilchen zu liefern, das noch fehlte zum Bild eines Wahnsinnigen. Als die Staatsanwaltschaft einen Zeugenaufruf startete, meldete sich aber keine Maria W. Staatsanwalt Kumpa erklärt jetzt auf ZEIT-Anfrage: “Ich gehe davon aus, dass ihre Geschichte erfunden ist.”
“Bild” wehrt sich im “Zeit”-Artikel gegen diesen Vorwurf.
Wissenschaftler der Columbia University und des staatliche französischen Forschungsinstituts Inria haben neulich untersucht, wie sich Nachrichten in Sozialen Netzwerken verbreiten. Zusammengefasst sagt ihre Studie “Social Clicks: What and Who Gets Read on Twitter?” (PDF): 59 Prozent der Links, die Leute bei Twitter retweeten, wurden von der Person, die sie verbreitet, zuvor nicht gelesen. Oder anders gesagt: Für viele reicht eine knackige Überschrift, um einen Link bei Twitter verbreiten zu wollen.
Scientists have discovered a massive asteroid that is on course to hit the Earth next week, and are scrambling to find a way to divert the object.
The asteroid has been named 2016-FI and measures approximately 1 km across. If it strikes a populated area is could wipe out entire cities and potentially devastate an entire continent or … nah. I’m totally messing with you. There’s no asteroid (at least not about to strike next week).
But there is a new study by computer scientists at Columbia University and the French National Institute that has found that 59 percent of links shared on social media have never actually been clicked, meaning that most people who share news on social media aren’t actually reading it first. […]
RTFA, of course, and don’t share things you haven’t read. Being informed is being responsible.
Bei “Focus Online” muss jemand auf Bromsteins Text gestoßen sein. Idee geklaut, kurzerhand übersetzt und schnell einen eigenen Artikel veröffentlicht:
Wissenschaftler haben kürzlich einen Asteroiden entdeckt, der sich auf Kollisionskurs mit der Erde befindet. Nun versucht man herauszufinden, wie die Katastrophe abgewendet werden könnte. Ein Einschlag könnte einen ganzen Kontinent verwüsten.
Wissenschaftler haben einen massiven Asteroiden von einem Kilometer Durchmesser entdeckt, der in der kommenden Woche die Erdumlaufbahn kreuzen könnte. Solche und vergleichbare Nachrichten erregen Aufmerksamkeit und werden im Netz tausendfach geklickt.
Allerdings haben Wissenschaftler der Columbia Universität und des Französisch Nationalen Instituts nun herausgefunden, dass 59 Prozent der geteilten Links in den sozialen Netzwerken nur in den seltensten Fällen angeklickt werden. Das bedeutet, dass sich die meisten Menschen geteilte Neuigkeiten zuvor gar nicht richtig durchlesen und sie einfach blind teilen. […]
Es ist also ratsam einen Artikel zunächst aufmerksam zu lesen und erst dann zu teilen oder sich an einer Diskussion zu beteiligen. Informiert sein heißt nämlich auch Verantwortung übernehmen.
Die Redaktion hat sich auf ihrem Raubzug nicht mal die Mühe gemacht, sich einen eigenen Namen für den Fantasie-Asteroiden auszudenken.
Blöderweise hat “Focus Online” eine ganz entscheidende Stelle hingegen nicht vom “Yackler Magazine” übernommen: Die eindeutige Auflösung, dass es sich bei der bedrohlichen Lage um eine bewusste Falschmeldung handelt. Besorgte Leser bitten nun die “Gute Frage”-Community um Aufklärung. Und auch unter dem “Focus Online”-Artikel herrscht Verwirrung:
Was hat der Bericht nun mit dem Asteroiden zu tun ?? Anstatt über ihn zu berichten und Fakten mitzuteilen wird über das Verhalten der Leute im Netz gelabert. […]
wow gerade mal 5sec bekam der Asteroid am Aufmerksamkeit — er sollte vielleicht doch mal die Erde aufsuchen – dann ist er in den Topnachrichten für die nächsten Wochen
Ist das euer Ernst? Eine solche Nachricht und dann der Großteil des Berichts über das teilen von Links? Stimmt die Sache mit dem Kometen überhaupt oder soll das nur verdeutlichen, dass meistens nur die Überschrift gelesen wird? Ist auf jeden Fall nicht witzig.
Mit Dank an Christian D. und Heiko S.!
Nachtrag, 15. Juli: Neben “Focus Online” haben auch die Seiten “Macwelt”, “Gulli” und “Yahoo Nachrichten” die Geschichte vom Asteroiden, der auf die Erde prallen wird, geklaut. Im Gegensatz zu “Focus Online” haben sich die drei Portale immerhin Mühe gegeben, den Fake im Artikel aufzulösen.
“Focus Online” hat seinen Artikel inzwischen geändert. Die Überschrift lautet nun:
Unter dem Slogan „Die Toten kommen“ werden seit ein paar Tagen an verschiedenen Stellen in Berlin symbolische Gräber ausgehoben, um an die im Mittelmeer gestorbenen Flüchtlinge zu erinnern. Gestern fand die Aktion auch vor der Hamburger Uni statt.
Die Teilnehmer hoben mit selbst mitgebrachten Schaufeln Gräber aus. Anschließend stellten sie Kreuze auf und legten Blumen auf die Grabstätten. Die Aktion wurde vom Uni-Präsidenten Prof. Dr. Dieter Lenzen geduldet. Entstandene Schäden würden jedoch von Mitteln der Studiengebühren beglichen.
Tatsächlich erklärt der Präsident in einer heute veröffentlichten Stellungnahme, die Gedenkveranstaltung sei …
aus Sicht der Universität absolut angemessen und wird insofern begrüßt.
Allerdings:
Die Meldung „entstandene Schäden würden aus Mitteln von Studiengebühren beglichen“ ist unsinnig und frei erfunden. Dieses ist schon daran erkennbar, dass in Hamburg seit Jahren gar keine Studiengebühren mehr erhoben werden.
Mit Dank an @mahatma_django.
Nachtrag, 24. Juni: Die “Mopo” hat die Passage unauffällig korrigiert:
Nach einer Information vor Ort hieß es anfänglich, dass entstandene Schäden aus Mitteln der Studiengebühren beglichen würden. Dem ist nicht so: Die Universität betrachtet die Aktion vielmehr als “Bestandteil des Auftrags der Universität.”