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Gesund Grillen ist ja sooo 2007

Gute Nachrichten: Die Grillsaison beginnt immer früher!

Zumindest drängt sich dieser Eindruck auf, wenn man sich den jeweiligen Zeitpunkt im Jahr ansieht, an dem die Online-Ausgabe des “Südkuriers” quasi schon traditionell ein und denselben Artikel über gesundes Grillen veröffentlicht:

28.04.2011 Kochen mit Feuer und Flamme

20.05.2009 Kochen mit Feuer und Flamme

28.04.2011 Kochen mit Feuer und Flamme

Dabei zeigt sich, dass selbst eine “aktuelle Debatte” zeitlos sein kann. In der Einleitung heißt es seit vier Jahren:

Der aktuellen Debatte über gesunde Ernährung sei dank: Viele Grillfans entdecken heute statt Steaks und fetten Würsten auch Fisch und Gemüsespieße für den Rost.

Der Artikel wird schon so lange recycelt, dass es die Nachrichtenagentur ddp, von der er laut “Südkurier” ursprünglich stammt, heute in dieser Form gar nicht mehr gibt. Immerhin fusionierte der Deutsche Depeschen-Dienst (ddp) schon im Dezember 2009 mit dem deutschen Ableger von Associated Press (AP) zur neuen Vollagentur dapd.

Alles nicht so schlimm, meinen Sie? Leider ist der ddp nicht das einzige an “Kochen mit Feuer und Flamme”, was es schon seit 2009 nicht mehr gibt:

“Damit lassen sich viele Fallen ungesunder Ernährung umgehen”, betont Professor Volker Pudel, Ernährungspsychologe aus Göttingen. (…)

“Es sollte eine weiße Schicht auf den Kohlen sein”, rät Volker Pudel. (…)

“Solange man nicht jeden Tag grillt, kann man ab und zu über die Stränge schlagen”, sagt Volker Pudel.

Über den Ernährungspsychologen Volker Pudel aus Göttingen heißt es bei Wikipedia:

Volker Pudel starb am 7. Oktober 2009 nach langer schwerer Krankheit.

Mit Dank an Michael B.

Nachtrag, 17.10 Uhr: suedkurier.de hat die aktuellste Version des Artikels gelöscht.

Die Bochumer Stadtmusikanten

An dem Artikel, der auf express.de von der “Langen Nacht der ungeschriebenen Hausarbeiten” an der Uni Bochum berichtet, ist auf den ersten Blick nichts auszusetzen: Da werden Studenten der Uni Bochum zitiert, ebenso die Initiatorin Gabi Meihswinkel von der Uni Bochum, bevor der Artikel mit dem Satz schließt:

Auch die Uni Bochum will die Aktion wiederholen.

Wie gesagt: Auf den ersten Blick erscheint der Artikel völlig normal. Wenn da nicht der Umstand wäre, dass die Studenten in Wahrheit an der Uni Bremen studieren, Gabi Meihswinkel an der Uni Bremen arbeitet und die “Lange Nacht der ungeschriebenen Hausarbeiten” von der Uni Bremen veranstaltet wurde.

Der ganze Artikel, der bei express.de in der Jugendreporter-Rubrik “X-Scouts” erschien, ist eine gekürzte und leicht veränderte Fassung einer Meldung der Nachrichtenagentur dapd, bei der (aus welchen Gründen auch immer) das Wort “Bremen” durch das Wort “Bochum” ersetzt wurde.

Noch einmal: Die Jugendreporterin hat eine dapd-Meldung genommen und “Bremen” durch “Bochum” ersetzt, um den Text dann dem “Express” anzudrehen.

Und der “Express” hat nichts gemerkt.

Mit Dank an Rüdiger F.

An Forderster-Front

Obwohl es mit Dschungelcamp, Hochwasser und Frau Sarrazin gerade eigentlich genug Themen gibt, macht “Bild” noch ein Fass auf: In der heutigen Ausgabe darf Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle vorschlagen, “Discounter wie ALDI und LIDL” sollten auch Kraftstoff anbieten:

Brüderle zu BILD: “Preise bilden sich am besten immer noch durch Wettbewerb. Wenn das Angebot steigt, sinkt der Preis. Ich freue mich deshalb über jeden zusätzlichen Wettbewerber und kann Unternehmen nur ermutigen, in den Benzinmarkt einzusteigen.” Hintergrund: In Österreich können Autofahrer bei der ALDI-Süd-Tochter Hofer deutlich billiger tanken.

Doch damit nicht genug: Ebenfalls in “Bild” (und sehr viel ausführlicher bei Bild.de) fordert ein weiterer Politiker energische Maßnahmen:

Unterdessen droht der erste Politiker den Multis mit staatlich festgelegten Höchstpreisen beim Benzin!

Der saarländische SPD-Chef Heiko Maas zu BILD.de: “Sollten die Ölkonzerne weiter die Preisspirale willkürlich nach oben drehen, muss die Politik reagieren. Auch in Deutschland muss es dann nach dem Vorbild Luxemburgs möglich sein, staatliche Höchstpreise bei Benzin, Öl und Gas zu verhängen.” Luxemburg habe längst erkannt, dass die Energiepreise die “Brotpreise des 21. Jahrhunderts” seien.

Mit dem “ersten” Politiker hatte “Bild” offenbar Recht — das kennt man ja auch anders. Nur äußert Maas diese Forderung nicht zum ersten Mal:

Der saarländische SPD-Chef Heiko Maas zu BILD: “Sollten die Ölkonzerne weiter die Preisspirale willkürlich nach oben drehen, muss die Politik reagieren. Auch in Deutschland muss es dann nach dem Vorbild Luxemburgs möglich sein, staatliche Höchstpreise bei Benzin, Öl und Gas zu verhängen!”

(“Bild”, 13. März 2010)

Der saarländische SPD-Chef Heiko Maas fordert in der “Saarbrücker Zeitung” sogar gesetzlich geregelte Sprit-Höchstpreise wie im Nachbarland Luxemburg.

(“Bild”, 26. April 2008)

Den Nachrichtenagenturen dapd und AFP hielten es dennoch für eine Nachricht, weswegen Maas jetzt u.a. bei “RP Online”, “Focus Online” und “Der Westen” fordern darf.

Mit großem Dank an Philipp M.

Ervolksmeldung für die NPD

Es gibt Meldungen, bei denen jeder, der sie liest, bearbeitet oder veröffentlicht, eigentlich stutzen und sagen müsste: Hier stimmt doch was nicht.

Die Meldung, die die Nachrichtenagentur dapd heute um 10:34 Uhr veröffentlichte, ist eine solche:

Ulbig sieht in NPD-Volkszählung Aufruf zum Rechtsbruch

Dresden (dapd). Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) hat ein striktes Vorgehen gegen die von der rechtsextremen NPD geplante Volkszählung angekündigt. (…)

Die NPD plant in Sachsen eine Volkszählung unter dem Titel “Zensus 2011”. Die Partei hat ihre Sympathisanten dafür zu Haushaltsbefragungen aufgerufen. Die Interviewer sollen nach Angaben der NPD die Einwohnerzahlen sowie Alter, Geschlecht und Migrationshintergrund feststellen, aber auch Eindrücke über politische Einstellungen, mentale Befindlichkeiten und die soziale Situation sammeln. Die Erhebung von Informationen über persönliche Lebensverhältnisse sind nach Auffassung Ulbigs rechtswidrig. In Nordrhein-Westfalen plant die Partei eine ähnliche Aktion.

Die NPD plant eine eigene Volkszählung? Das wäre wirklich eine ganz außergewöhnliche Geschichte.

“Zensus 2011” aber ist nicht der Name einer bizarren rechtsextremen Kampagne, sondern schlicht der staatlichen Volkszählung. Die NPD will keine eigene Konkurrenz dazu etablieren, sondern ermuntert ihre Mitglieder, sich als Interviewer zu bewerben. Auf diese Weise könnten sie “persönliche Gespräche” an der Haustür führen und die Aufwandsentschädigung in die Parteiarbeit investieren. Gegen diese Unterwanderung der Volkszählung will Ulbig vorgehen.

Fast drei Stunden brauchte der dapd, bis er die Falschmeldung zurückzog; wenig später veröffentlichte er eine neue Fassung.

Trotz der Unwahrscheinlichkeit einer eigenen NPD-Volkszählung übernahm “Welt Online” die Meldung (und löschte den Artikel dann unauffällig). “Focus Online” hat zu der dapd-Meldung sogar noch einen eigenen Vorspann gebastelt:

Ulbig (CDU) gegen geplante Volkszählung der NPD

Die rechtsextreme NPD plant eine Volkszählung in Deutschland. Bei der Zählung Informationen über persönliche Lebensverhältnisse aufgenommen werden. Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) sieht die Erhebung als rechtswidrig an und kündigte ein striktes Vorgehen an.

Nachtrag, 17:00 Uhr. “Focus Online” hat sich korrigiert.

Wohin hinkt Brüderles Vergleich?

“Stasivergleiche machen immer was her”, muss sich Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) gedacht haben, als er gestern auf dem fünften nationalen IT-Gipfeltreffen in Dresden folgende Worte sagte:

Manches, was ich bei Wikileaks da entnehme, erinnert mich an die Sammelwut, die früher Institutionen im Osten hatten, die Stasi dabei.

Beim absehbaren kollektiven Aufschrei, etwa auf Twitter, hinterher gab es allerdings ein Problem: Wen oder was genau hat Brüderle denn jetzt eigentlich mit dem berüchtigten DDR-Geheimdienst verglichen?

Für die “Financial Times Deutschland” war ganz klar die US-Botschaft gemeint:

Wikileaks-Enthüllungen Brüderle vergleicht US-Sammelwut mit Stasi Die Enthüllungen auf Wikileaks erregen noch immer die Gemüter der Liberalen. Der Wirtschaftsminister sieht Parallelen zwischen der US-Botschaft und dem Überwachungsapparat der früheren DDR. Das geht selbst Parteifreunden zu weit. Brüderle rudert zurück.

Ähnlich berichteten gestern die Nachrichtenagentur dpa und “Focus online”, sowie in jeweils abgeschwächter Form “Spiegel Online” und die “Süddeutsche Zeitung”.

Auch Brüderles Parteifreund Wolfgang Kubicki, der den Wirtschaftsminister nach dessen Rede heftig kritisierte, sah hier einen Affront gegen die Amerikaner. Der “Leipziger Volkszeitung” sagte er laut Vorabbericht:

Die Depeschen der US-Botschaften mit Stasi-Unterlagen zu vergleichen, heißt erstens das Unrecht der DDR zu relativieren und heißt zweitens, einen Rechtsstaat mit einem Unrechtsstaat zu vergleichen. Beides sollte sich von selbst verbieten.

Dennoch hatte eine ganze Reihe anderer Medien und Blogs aus Brüderles Aussage einen ganz anderen Adressaten herausgehört — nämlich die Enthüllungsplattform Wikileaks selbst.

Bild.de etwa titelte:

Internet-Portal: Brüderle vergleicht Wikileaks mit Stasi. Minister: Eine "Sammelwut, die früher Institutionen im Osten hatten"

Im Artikel heißt es:

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) hat die Internet-Plattform Wikileaks scharf attackiert. Das Vorgehen der Enthüllungsplattform bereite ihm Unbehagen und erinnere ihn an die DDR-Staatssicherheit!

Ähnlich sehen das die Presseagentur dapd, “Welt online” und zunächst auch netzpolitik.org und “Carta”. Beide Blogs schwächten allerdings im Laufe des gestrigen Abends ihre Artikel noch ab.

Aber wer ist denn nun wirklich gemeint? BILDblog hat beim Wirtschaftsministerium nachgefragt und von Pressesprecherin Beatrix Brodkorb die Bestätigung erhalten: Brüderle habe tatsächlich nicht die US-Botschafter mit der Stasi vergleichen wollen, sondern den Überbringer der Nachricht, Wikileaks. Der Wirtschaftsminister sei unter anderem wegen der Ankündigung weiterer Veröffentlichungen zu den Geschäftspraktiken amerikanischer Großbanken in Sorge.

Alle Unklarheiten beseitigt? Dann empören Sie sich jetzt!

Stuttgart 42

Arno Luik ist der “Stuttgart 21"-Beauftragte beim “Stern”. Er hat zahlreiche Dokumente und geheime Akten zu dem umstrittenen Großprojekt öffentlich gemacht und dafür gestern den “Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen” des “Netzwerk Recherche” erhalten.

Vor der Preisverleihung hat Luik noch mal einen Artikel rausgehauen, für den er neue Quellen aufgetan hatte: Die “Betriebliche Aufgabenstellung zur Umsetzung der Konzeption Netz 21" (BAST) aus dem Jahr 2002. Darin sind alle geplanten Arbeiten rund um “Stuttgart 21" aufgelistet und mit Schätzwerten versehen. Die Bahn weigert sich, die Zahlen öffentlich zu machen, und nennt dafür einen guten Grund: Unternehmen, die sich im Rahmen einer Ausschreibung um Aufträge bewerben, könnten sich dann daran orientieren.

Arno Luik hat eine andere Erklärung, warum die Bahn das Dokument zurückhält:

Die BAST enthält brisante Zahlen

Warum wurden “BAST”-Zahlen verschwiegen?
Denn in dieser BAST aus dem Jahr 2002 heißt es in der Anlage 15, in der die “Kosten nach Jahresscheiben und Bereichen” aufgelistet sind, Stuttgart 21 werde 4, 203,0 Milliarden Euro kosten.

4,2030 Milliarden Euro. Das ist etwas mehr als die 4,0878 Milliarden Euro, die Bahnchef Grube diesen Juli verkündete. Ist es wahrscheinlich, dass heute S 21 billiger sein soll als vor acht Jahren? Wohl kaum.

Luik beantwortet sich seine Frage selbst — und ist offenbar doch falsch abgebogen: Die Deutsche Bahn veröffentlichte gestern Mittag eine Pressemitteilung, in der sie mit einer erschütternd banalen Erklärung aufwartet:

In der vom “stern” zitierten BAST (Betriebliche Aufgabenstellung) aus dem Jahr 2002 ist in einer Tabelle über die jährlichen Kosten für das Bahnprojekt Stuttgart 21 die Gesamtsumme von 4,2 Milliarden DM fälschlicherweise in “Euro” angegeben worden. Bei der Verwechslung der Währungsangabe handelt es sich um einen redaktionellen Fehler im Zusammenhang mit der Währungsumstellung von DM auf Euro im Jahr 2002.

Die Bahn wirft Luik vor allem vor, er hätte das Missverständnis mit einem einzigen Anruf in ihrer Pressestelle aufklären können. Die “vermeintliche Enthüllung” sei “nicht mehr als die Entdeckung eines Schreibfehlers”.

Als Reaktion auf die Erklärung durch die Bahn zog die Agentur dapd, die zunächst die Vorabmeldung des “stern” blind übernommen hatte, ihre entsprechende Meldung zurück und folgte stattdessen nun der Bahn-Interpretation.

Das wiederum brachte stern.de dazu, in einem weiteren Artikel zu schreiben:

Die Bahn hatte die Deutungshoheit zurück.

stern.de rechnet Euro- und DM-Beträge gegeneinander auf und scheint den Aussagen der Konzern-Pressestelle immer noch gründlich zu misstrauen:

Fehler und Umrechnungsmissverständnisse in Milliardenhöhe, acht Jahre lang unentdeckt im wichtigsten Planungsinstrument des größten Bauprojektes der Bahn AG. Darauf muss man erst mal kommen.

Arno Luik ließ sich von dapd mit den Worten zitieren:

Ich staune, wenn das ein Schreibfehler wäre.

Die Bahn will beim morgigen Schlichtungsgespräch, bei dem es auch um die BAST gehen soll, alle Unklarheiten beseitigen.

Mit Dank an Michael K.

Flickschusterei bei der Marsmission

Wissenschaft ist selten so spannend wie ein Hollywoodfilm. Wenn also zwei amerikanische Wissenschaftler vorschlagen, bei bemannten Marsmissionen in einer nicht mehr allzu fernen Zukunft die Astronauten auf dem roten Planeten abzusetzen und nicht mehr zur Erde zurückkehren zu lassen, weil man damit etwa 80% der Kosten einsparen könnte, ist das erst mal nur ein trockener Vorschlag.

Doch dapd hilft, diesen Vorschlag richtig einzuordnen:

“Man würde ältere Menschen schicken, um die 60 oder so”, sagt [Wissenschaftler Dirk] Schulze-Makuch. Filmfans denken hier sofort an “Space Cowboys”, ein Streifen, in dem Helden älteren Semesters unter der Führung von Bruce Willis die Erde vor der Zerstörung durch einen Asteroiden retten.

Verwirrte Filmfans vielleicht. Denn “Space Cowboys” ist ein Film, in dem “Helden älteren Semesters” unter Führung von Clint Eastwood ins Weltall geschickt werden, um einen aus der Bahn geratenen russischen Satelliten vom Absturz auf die Erde abzuhalten. Der “Streifen”, in dem Bruce Willis als Anführer einer Truppe von (eher mittelalten) Öl-Bohrarbeitern die Erde vor der Zerstörung durch einen Asteroiden retten soll, heißt “Armageddon”.

Gut, dass den Redakteuren verschiedener Online-Portale dieser Fehler aufgefallen ist. Schlecht, dass sie ihn dennoch nicht richtig korrigiert bekommen haben:

“Welt Online” etwa kriegt die Besetzung richtig auf die Reihe, irrt dann aber bei der Aufgabe der tapferen Film-Astronauten:

Filmfans denken hier sofort an “Space Cowboys”, ein Streifen, in dem Donald Sutherland, Tommy Lee Jones, Clint Eastwood und James Garner die Erde vor der Zerstörung durch einen Asteroiden retten.

Ebenso die “Basler Zeitung”:

Filmfans denken hier sofort an “Space Cowboys”, ein Streifen, in dem Helden älteren Semesters unter der Führung von Clint Eastwood die Erde vor der Zerstörung durch einen Asteroiden retten.

“RP Online” hatte ursprünglich den falschen dapd-Satz veröffentlicht, diesen dann aber im Nachhinein dahingehend korrigiert, dass jetzt Filmtitel, Hauptdarsteller und Mission zusammenpassen — aber der Bezug zu den Renter-Astronauten verloren gegangen ist:

Filmfans denken hier sofort an “Armageddon”, ein Streifen, in dem ein paar Helden unter der Führung von Bruce Willis die Erde vor der Zerstörung durch einen Asteroiden retten.

Lediglich bei der “Financial Times Deutschland” saß offenbar ein Filmfan, der sich richtig auskannte — und gleich den Schluss des Films verrät:

Filmfans denken hier sofort an “Space Cowboys”, ein Streifen, in dem Helden älteren Semesters unter der Führung von Clint Eastwood ins Weltallt aufbrechen – allerdings um einen defekten Sateliten zu reparieren. Die “Space Cowboys” wenden schließlich eine nukleare Katastrophe ab, ein Astronaut muss dafür allerdings sein Leben lassen.

Mit Dank an David L.

Besoffenheitsjournalismus

Vergangene Woche begann vor dem Landgericht in Arnsberg die Verhandlung im Falle eines 80-Jährigen, der vor über einem Jahr mit seinem Wagen in einen Schützenumzug gefahren war und dabei drei Menschen getötet hatte. 50 weitere wurden zum Teil schwer verletzt.

Die Presseagentur dapd wusste folgendes über den Angeklagten zu berichten:

Mit tränenerstickter Stimme bedauert der gebrochen wirkende Mann zum Prozessauftakt das Geschehen: “Es tut mir unendlich leid, was ich so vielen Menschen zugefügt habe. Was da passiert ist, kann man nie wieder gut machen.” (…) Der erste Geschäftsführer des Schützenvereins Sankt-Hubertus, Rüdiger Morena, zeigt sich von der Reue des Angeklagten beeindruckt. “Das war ein großes Zeichen von Stärke”, sagt er im Anschluss. Für den Verein, die Hinterbliebenen und alle Betroffenen sei es “wichtig, dass er sich entschuldigt hat”.

express.de fasst diese bewegenden Momente in seiner Überschrift so zusammen:

Besoffen in die Menge gerast: Amok-Fahrer von Menden jammert vor Gericht

Offenbar war es express.de nicht genug, eine Entschuldigung in “Gejammer” umzudeuten oder die versöhnlichen Worte im Namen der Hinterbliebenen im dazugehörigen Artikel gar nicht erst zu erwähnen — es musste auch noch die Unterstellung her, der Rentner sei “besoffen in die Menge gerast”.

Dabei taucht weder im aktuellen Gerichtsfall, noch in der Berichterstattung vor einem Jahr (auch nicht auf express.de selbst) der Vorwurf auf, Alkohol habe bei der Unglücksfahrt eine Rolle gespielt. Stattdessen deutet einiges darauf hin, dass der Angeklagte, der sich an den Unfall nicht mehr erinnern kann, damals einen Schwächeanfall erlitten hatte.

Ein Sprecher der zuständigen Kreispolizeibehörde Märkischer Kreis bestätigte gegenüber BILDblog, dass es keinen einzigen Hinweis darauf gebe, dass der Angeklagte zum Zeitpunkt des Unfalls in irgendeiner Form alkoholisiert war. Dies sei auch nie Gegenstand der Ermittlungen gewesen.

Es scheint sich also eher um eine Schnapsidee von express.de zu handeln.

Mit Dank an Ralf M.

Nachtrag, 20.05 Uhr: express.de hat das Wort “besoffen” inzwischen entfernt und in einer Anmerkung ergänzt:

In der Dachzeile dieses Beitrags (und nur dort) stand ursprünglich “Besoffen in die Menge gerast”. Das war ein bedauerlicher Fehler: Der Unfallfahrer war bei dem Vorfall nicht betrunken.

dapd, dpa  

Symbolfoto LVI

In Schmalkalden ist in der vergangenen Nacht durch einen Erdfall ein Loch von ca. 30 mal 40 Metern entstanden, in dem ein PKW verschwunden ist.

Doch wie sieht so ein Loch aus?

Der dpa-Ticker von Yahoo! News hat diesen Vorschlag im Angebot:

Krater in Thüringen verschluckt Auto

Ein vergleichsweise kleines Loch und ein großer PKW, was? Oder auch einfach ein Foto vom Busunglück in München-Trudering, bei dem im Jahr 1994 drei Menschen ums Leben gekommen waren.

Eine Meldung der Nachrichtenagentur dapd, die auf verschiedenen Portalen zu finden ist, macht mit diesem Foto auf, das sicher auch nicht den Krater von Schmalkalden zeigt:

Mit Dank an Andreas F., Joachim H. und Gregor K.

Nachtrag, 3. November: dpa-InfoLine erklärte uns auf Anfrage, dass man die falsche Bebilderung dort sehr schnell bemerkt habe, aus technischen Gründen aber auf der Yahoo!-Seite keine Korrekturen mehr habe vornehmen können.

Gala  

Til Schweigers Achselhaare des Bösen

Es ist an der Zeit, dass endlich einmal über die wirklich wichtigen Themen gesprochen wird: Sollten sich Männer die Achselhaare rasieren? Zu welcher Zeit trugen Frauen wie viel Intimbehaarung? Tut Haarentfernung mit Wachs wirklich so weh, wie alle sagen?

Das People-Magazin “Gala” war so frei, sie mit dem Schauspieler und Brusthaarrasierer Til Schweiger zu diskutieren.

Zum Beispiel so:

Kommen wir zur Enthaarung bei Frauen. Eine Frau mit Achselhaaren hätte bei Ihnen vermutlich wenig Chancen, oder?
Achselhaare bei einer Frau finde ich jetzt nicht so prickelnd.Aber wenn ich die Frau total lieben würde und sie die lustigste und tollste Person wäre, die mir je begegnet ist, dann würde ich auch eine Zeitlang über die Achselhaare hinwegsehen. Irgendwann würde ich sie dann wahrscheinlich heimlich nachts im Bett abschneiden …(lacht)

Das etwas unmotiviert wirkende Interview ist mit dieser schwer unmotiviert wirkenden Fotomontage bebildert:

Zwei scharfe Superhelden: Schauspieler Til Schweiger und der "Braun Bodycruzer" (ca. 70 Euro).

Andererseits ist Schweiger Testimonial von Braun, was das ganze Interview in einem etwas anderen Licht erscheinen lässt.

Und weil “Gala” ein paar Krumen aus dem Gespräch vorab von dapd weiterverteilen ließ, berichten auch “Spiegel Online”, abendblatt.de oder “Focus Online” davon, dass sich Schweiger seine Brusthaare entferne — “mit dem Rasierer”.

Mit Dank an Marcel Sch. und an Jeannine J. für den Ausriss.

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