1. Wie berechtigt ist die Kritik an der “Drosten-Studie”? (spiegel.de, Julia Köppe)
“Bild” missbrauchte wissenschaftliches Feedback zu Teilaspekten einer Studie im Pre-Print-Stadium, an der der Virologe Christian Drosten mitgearbeitet hat, um diese in ihrer Gesamtheit zu diskreditieren. Julia Köppe erklärt die Hinweise von Statistikern und kommentiert: “Unter Forschern ist es üblich, einen eigenen Beitrag zu verfassen, wenn es Anlass zur Kritik gibt und in sachlicher Sprache darzulegen, wo der Fehler liegt. Das kann auf Laien schon mal harsch wirken. Die aktuelle ‘Bild’-Berichterstattung skandalisiert einen in der Wissenschaft völlig üblichen Vorgang.”
Weitere Hörempfehlungen: Der aktuelle “FAZ”-Podcast: “Wir haben allerbeste Chancen” – Virologe Drosten über Corona und die “Bild” (Audio, 26:46 Minuten) mit einem Gesprächsangebot von Christian Drosten an “Bild” in den letzten Minuten.
Und die aktuelle Folge des “Coronavirus-Updates” (NDR), in der Christian Drosten ebenfalls Stellung zu den Vorwürfen der “Bild”-Zeitung nimmt (Audio, 52:30 Minuten).
2. Meine (fast) sechs Monate mit Gabor Steingart (indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer hatte Großes vor: “Ein halbes Jahr lang Gabor Steingarts ‘Morning Briefing’ auf den Prüfstand stellen, um zu sehen, wie nah er an seinem Markenversprechen ‘100% Journalismus. Keine Märchen’ liegt.” Knüwer hat das Experiment nicht durchgehalten, aber die immerhin vier Monate haben gereicht, um die Methode Steingart zu dechiffrieren: “1. Nur Fakten einblenden, die eine These stützen. 2. Behauptungsjournalismus galore. 3. Niemals an das Gute im Menschen glauben. 4. Hasse die Medien – aber bediene Dich ihrer. 5. Erschwere die Recherche. 6. Korrigiere Dich niemals. 7. Habe keine Meinung – tu nur so.”
Weiterer Lesehinweis aus dem Archiv: Die Weihnachtsgeschichte im Gabor-Steingart-Style aus der Feder des “6 vor 9”-Kurators: Steingarts “Morning Briefing” über Marias neues Religions-Startup (uebermedien.de, Lorenz Meyer).
3. “Das Wort Idiot hätte Loriot nie verwendet” (sueddeutsche.de, Mareen Linnartz)
Die “Süddeutsche Zeitung” hat sich mit Gerald Krieghofer unterhalten, einem Experten für sogenannte Kuckuckszitate. Dabei handelt es sich um Falschzitate, die allerlei Berühmtheiten untergeschoben werden. In seinem Blog führt Krieghofer 493 dieser vermeintlichen Zitate auf, von Adorno bis Zola. Anlass für das Gespräch ist ein erfundenes Loriot-Zitat, das gerade in den Sozialen Medien die Runde macht.
4. Ärger um einen Hörfunkklassiker: Darum steigt der NDR beim “Zeitzeichen” aus (rnd.de, Imre Grimm)
Der NDR will in den kommenden Jahren 300 Millionen Euro einsparen und sich dabei auch von Sendungen trennen. Der Hörfunkklassiker “Zeitzeichen” soll zum Beispiel komplett ins Netz verlegt werden. Imre Grimm kommentiert: “Ist das zeitgemäß? Gewiss. Ist das sinnvoll? Gewiss nicht. Das ‘Zeitzeichen’ gehört zu den profiliertesten Radiomarken des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Es passt blendend ins Profil. Der Verweis auf die Audiothek schließt Hunderttausende aus, die dem Tagestakt des Radios noch immer massenhaft bereitwillig folgen und den Podcast-Kosmos kaum je für sich entdecken werden.”
5. Der Rassismus einiger Medien (deutschlandfunk.de, Mirjam Kid, Audio: 6:18 Minuten)
Thuy-Tien Nguyen vom post-migrantischen, asiatisch-deutschen Netzwerk korientation beobachtet die Corona-Berichterstattung und entdeckt dabei immer wieder Formen von anti-asiatischem Rassismus. Auch bei Medien, von denen man dies eigentlich nicht erwarte würde: “Die Bildzeitung und das Cicero-Magazin sind natürlich mit dabei. Aber auch ganz vorne ist der Spiegel, die Frankfurter Allgemeine, die Tagesschau — da ist auch mal ein Fall passiert — Hamburger Morgenpost, Mitteldeutsche Zeitung, die Abendzeitung München.”
6. Twitter zerpflückt Trump-Tweet in erstem Faktencheck (spiegel.de)
US-Präsident Donald Trump nutzt Twitter gern als sein tägliches Verlautbarungsorgan für Lügen, Stuss und Hetze, und Twitter ließ ihn dabei stets gewähren. Dies scheint sich zu ändern. Erstmals hat Twitter einen Trump-Tweet auf Richtigkeit überprüft und den Tweet des Präsidenten mit einem Link zur Richtigstellung versehen. Die Reaktion des US-Präsidenten ließ nicht lange auf sich warten: “Twitter unterdrückt das Recht auf freie Meinungsäußerung, und ich, als Präsident, werde das nicht zulassen!”
Weiterer Lesehinweis: Das Interview von “Zeit Online” mit dem US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz: “Das Bewusstsein wächst, dass Trump nicht der Richtige ist” (zeit.de, Marcus Gatzke).
Wann ist man eigentlich Deutscher? Also so richtig deutsch, akzeptiert sogar von der “Bild”-Redaktion? Braucht man dafür einen deutschen Namen, deutsche Vorfahren, ein irgendwie geartetes deutsches Aussehen? Muss man in Deutschland geboren sein? Oder reicht die deutsche Staatsbürgerschaft?
In Leipzig soll ein Mann seine Ex-Freundin getötet haben. Der 30-Jährige ist Deutscher mit deutschem Pass und lebt seit knapp 25 Jahren in Deutschland. Als 6-Jähriger flüchteten er und seine Familie aus Afghanistan, was bei dieser Geschichte eigentlich keine Rolle spielen sollte. “Bild” und Bild.de sehen das offenbar anders. Denn wenn man möglicherweise zum Straftäter geworden ist, dann kann man noch so lange schon in Deutschland leben und einen noch so deutschen Pass haben. Dann ist man direkt: einstiger “Vorzeigeflüchtling”, wie die “Bild”-Redaktion in einem Facebook-Teaser schreibt.
Mehrere Tage berichteten die “Bild”-Medien in der vergangenen Woche über den Fall. In ihrer Leipzig-Ausgabe titelte die “Bild”-Zeitung am Mittwoch:
Man kann nur mutmaßen, was der Leserschaft eine solche Überschrift sagen soll — hängen bleibt aber irgendein Zusammenhang zwischen Migration und Gewaltverbrechen. Und dann noch nicht mal von irgendeinem sowieso schon kriminellen Dahergelaufenen verübt, sondern von einem “Musterbeispiel gelungener Integration”. Wenn jetzt die sogar schon …
Die Onlineversion des Artikels wurde über 4000 Mal bei Facebook geteilt, von AfD-Politikern und -Ortsverbänden, von der NPD, von “Pegida”, von Facebookgruppen mit Namen wie “Büdingen wehrt sich — Asylflut stoppen”, “Klartext für Deutschland — FREI statt bunt” und “Aufbruch deutscher Patrioten”. Sie alle stürzen sich auf die Bezeichnungen “Vorzeigeflüchtling” und “Musterbeispiel gelungener Integration”. Die “Bild”-Redaktion weiß sehr genau, für wen sie schreibt.
Den viel passenderen größeren Zusammenhang lässt sie hingegen außen vor: Gewalt gegen Frauen. Der Tod der Frau in Leipzig reiht sich ein in die zahlreichen Frauenmorde, die hierzulande und überall auf der Welt eine traurige Alltäglichkeit haben. Wegen Fällen wie diesem gab es in letzter Zeit Debatten zu verharmlosenden Bezeichnungen in Medien wie “Beziehungsdrama”: Gewalttaten in Beziehungen sollen nicht mehr als einzelne “Tragödien” beschrieben werden, sondern als strukturelles Problem. Die dpa kündigte beispielsweise an, künftig auf Begriffe wie “Familientragödie” verzichten zu wollen.
Anders Bild.de. Als die genauen Hintergründe der Tat in Leipzig noch nicht bekannt waren, titelte die Redaktion:
War der Mordversuch eine Beziehungstat?
Kolumnistin Katja Thorwarth schrieb vergangenes Jahr in der “Frankfurter Rundschau” darüber, “warum Mord keine ‘Beziehungstat’ ist”. Solche Überlegungen scheinen an “Bild” spurlos vorbeizugehen.
Das gilt auch für Überlegungen zu Persönlichkeitsrechten: Regelmäßig veröffentlichen die “Bild”-Medien unverpixelte Fotos von Tatopfern und von bisher nicht verurteilten Tatverdächtigen. Die Unschuldsvermutung ist der Redaktion eher lästig. Und so lässt “Bild” auch diese Gelegenheit nicht aus und zeigt sowohl ein Foto der Getöteten als auch eines des mutmaßlichen Täters ohne jegliche Unkenntlichmachung.
Das Foto der Getöteten hat “Bild” vom Facebook-Account der Frau:
Facebookeintrag kein Freibrief für Verwendung von Opferfotos
Konkret ging es damals um einen Fall, bei dem Bild.de ein Foto einer getöteten Frau von Facebook gezogen und veröffentlicht hatte — für den Presserat ein Verstoß gegen den Opferschutz. Der Ehemann des Opfers sei in den Sozialen Netzwerken zwar offen mit dem Tod seiner Frau umgegangen, so das Gremium, trotzdem hätte die “Bild”-Redaktion eine Erlaubnis zur Veröffentlichung der Bilder einholen müssen:
Die Veröffentlichung von Fotos und Angaben zu Opfern durch die Angehörigen in sozialen Netzwerken ist nicht gleichzusetzen mit einer Zustimmung zu einer identifizierenden Darstellung in den Medien.
Gab es für die “Bild”-Berichterstattung aus Leipzig so eine Zustimmung? “Bild”-Sprecher Christian Senft wollte sich dazu nicht äußern: Man kommentiere, “wie üblich”, keine redaktionellen Entscheidungen. Nach unserer Anfrage hat die Redaktion die Fotos des Opfers bei Bild.de verpixelt.
Mit Dank an Maria T. und anonym für die Hinweise!
Nachtrag, 23:24 Uhr: Mit dem Herauskramen der Bezeichnung “Vorzeigeflüchtling” ist die “Bild”-Redaktion nicht allein. Auch Sächsische.de bezeichnet den Tatverdächtigen in einem später erschienenen Artikel so.
Nachtrag, 21. April: Auch die “Leipziger Volkszeitung” berichtet von dem Fall und schreibt über den Tatverdächtigen, er sei ein “Musterbeispiel gelungener Integration” gewesen.
“Tag24” bekommt es hin, den Mord an der Frau sprachlich auf ganz besondere Weise zu verharmlosen: Die Redaktion schreibt vom “dramatischen Höhepunkt einer toxischen Liebe im Sozialarbeiter-Milieu”.
1. Ich war sehr gerne beim SPIEGEL und schätze die Kolleginnen und Kollegen sehr. Dennoch … (twitter.com, Hasnain Kazim)
Der Autor, Journalist und ehemalige “Spiegel”-Korrespondent Hasnain Kazim kritisiert das aktuelle Höcke-Cover des Nachrichtenmagazins: “1. Wir heben keinen Neonazi auf den Titel, denn das normalisiert diese Leute, macht sie gesellschaftsfähig. 2. Bernd Höcke ist weder ein Dämon noch ein Demokrat. Sondern er ist einfach ein mieser kleiner Faschist. 3. Es ist nicht erst der ‘Flirt mit Höckes AfD’, der die Republik vergiftet, sondern die Tatsache an sich, dass Neonazis seit mittlerweile Jahren als akzeptable Stimme im demokratischen Meinungsspektrum gesehen werden. Aber wer Menschen wie mir wegen meiner Hautfarbe vorwirft, zum ‘schleichenden Volkstod der Deutschen’ und zum ‘Bevölkerungsaustausch’ beizutragen, bewegt sich weit jenseits des zivilisierten Miteinanders. 4. Wir heben keine Neonazis auf den Titel.”
Weiterer Lesehinweis: Der ehemalige “Spiegel”-Kolumnist Georg Diez schließt sich dem an: “Ich sehe das wie @HasnainKazim, ich war auch gern beim Spiegel, aber das, nach dieser Woche, als Belohnung für einen Faschisten, zeigt, wie wenig selbst Menschen in den Medien verstehen oder verstehen wollen, wie Medien, mediale Kommunikation, die mediale Demokratie funktioniert.”
2. Der Mann, der in Assange ein Folteropfer sieht (sueddeutsche.de, Isabel Pfaff)
Wer ist dieser Nils Melzer, der als UN-Rechtsexperte neulich so deutliche Worte zum Fall des in Großbritannien inhaftierten Julian Assange fand? Isabel Pfaff schreibt über einen Diplomaten und Menschenrechtsexperten, der wohltuend undiplomatisch für Aufklärung sorgt — auch wenn ihn die Staaten immer wieder ohne echte Antworten abspeisen wollen.
3. Marietta Slomka ist unangenehm – und damit ein Vorbild (dwdl.de, Hans Hoff)
Medienkolumnist Hans Hoff wünscht sich mehr TV-Moderatorinnen und -Moderatoren wie Marietta Slomka (“heute-journal” im ZDF). Sie sei auf positive Weise “unangenehm, weil sie schlicht und einfach zeigt, wie es zu gehen hat, wenn man als Anchor-Frau einer Nachrichtensendung vorsteht, die mehr will als nur Oberfläche abbilden. Das aber wirft ein trübes Licht auf ihre Mitbewerber. Schließlich stellt sich angesichts der vielen packenden Interviews, die Marietta Slomka führt, schon die Frage, warum das immer nur bei ihr so aufsehenerregend wirkt. Wer kann sich an das letzte wirklich kontroverse Gespräch bei den ‘Tagesthemen’ erinnern? Gab es das? Und wenn ja, warum ist es nicht im Gedächtnis geblieben?”
4. Facebook und Twitter wollen Pelosi-Fake-Video nicht entfernen (spiegel.de)
Nachdem Donald Trump ein bösartig und irreführend zusammengeschnittenes Video über Oppositionsführerin Nancy Pelosi gepostet hat, verlangt diese von Twitter und Facebook die Löschung. Die Plattformen kommen dem jedoch nicht nach. Der Fall berührt mal wieder die Frage nach der Verantwortung der Sozialen Medien.
5. Rassismus in Corona-Nachrichten: “China ist keine Krankheit” (derstandard.at, Doris Priesching)
In den Nachrichten über das Coronavirus gebe es oft verdeckten Rassismus, so die in Berlin lebende Autorin und Filmemacherin Sun-Jo Choi: “Viele Bilder, Titel und Aufmacher der letzten Tage spielen mit dem alten Bild der ‘gelben Gefahr aus dem Osten’. Da schlummert ein Rassismus, der aus kolonialen Zeiten des 19. Jahrhunderts stammt. Es wird suggeriert, dass alle Asiatinnen und Asiaten als infiziert gelten. Das ist eine rassistische Annahme.”
6. Und der Oscar für den meisten Dank geht an … (uebermedien.de, Mats Schönauer)
Wem wurde bei den Oscars am häufigsten gedankt? Aufopferungsvoll ist Mats Schönauer dieser Frage nachgegangen und hat sich unzählige Dankesreden angehört. Das Resultat sind zwei toll aufbereitete Grafiken und ein überraschendes Ranking.
1. Macht und Missbrauch (taz.de, Peter Weissenburger)
Der Auslandssender Deutsche Welle (DW) kommt nicht zur Ruhe. Im Hintergrund schwelt ein noch nicht geklärter #Metoo-Fall. Nun berichtet ein Whistleblower im “Guardian” von weiteren Missständen: Dem Sender werden Rassismus, Mobbing und systematische Unterdrückung von Kritik vorgeworfen (worauf Angestellte der DW mit einem offenen Brief geantwortet haben). Die “taz” hatte in den vergangenen Monaten Kontakt mit verschiedenen ehemaligen und gegenwärtigen DW-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern, die von Drohungen und Machtmissbrauch sprechen.
2. Björn Höcke will doch nicht reden (n-tv.de, Benjamin Konietzny)
Björn Höcke, AfD-Fraktionsvorsitzender im thüringischen Landtag, beklage sich oft, dass viel über ihn, aber nie mit ihm geredet werde. Die Redaktion von RTL und n-tv hat sich nach eigener Aussage vier Monate lang um ein Interview mit Höcke bemüht, doch 48 Stunden vor dem abgesprochenen Termin sei überraschend die Absage erfolgt. Die habe vermutlich auch mit angekündigten Fragen zu Höckes Buch zu tun: “Auf Nachfrage, wann der Termin nachgeholt werden könne, heißt es, man werde ntv überhaupt keine Interviews mehr geben.”
4. Leipziger Polizeisprecher mischte sich unter Pseudonym in Gewalt-Debatte ein (tagesspiegel.de, Maximilian König)
Von einem Polizeisprecher erwartet man öffentliche Stellungnahmen, doch der Leipziger Polizeisprecher schaltete sich unter Pseudonym in die Debatte zur Gewalt in Connewitz ein. Nicht das erste Mal, dass er sich ungefragt einmische, wie Maximilian König feststellt: “Unter einem Artikel des Leipziger Stadtmagazins ‘Kreuzer’ zu einer Attacke von Kampfsportfans auf einen Club, kommentierte er 2016 unter dem Usernamen ‘Polizei Leipzig’ Vorwürfe an die Polizei.”
5. Journalistischer Kitsch über Soleimani (nzz.ch, Rainer Stadler)
Rainer Stadler kritisiert Teile der Berichterstattung über den Anschlag der USA auf den iranischen General Kassem Soleimani: “Man mag Soleimani zu den brutalen Zeitgenossen zählen. Wer ihn jedoch zum schlechthin Bösen erklärt, macht aus der realen Welt, in der der Mensch aus krummem Holz geschnitzt ist, ein Disneyland. Mit journalistischem Kitsch missachtet man das mündige Publikum.”
6. Das Problem mit den Seichtreportagen im Fernsehen (dwdl.de, Hans Hoff)
Hans Hoff hat sich eine ZDF-Reportage über deutsche Trucker angeschaut, in der es um Dinge wie einen verschwundenen Grillrost gehe. Anhand dieses Beispiels erklärt er, wie das Genre “Seichtreportage” funktioniere: “Man muss nur alle paar Minuten ein gewichtiges Problem andeuten, dann bleibt der Zuschauer dran. Mögen die Probleme auch noch so nichtig sein, sie müssen benannt werden.”
1. “Bild” und “Welt” rutschen ab, “Spiegel” und “Focus” stabil (dwdl.de, Alexander Krei)
Die neuen Quartalszahlen der Printmedien weisen teilweise schwere Auflagenverluste aus. Besonders gebeutelt sind die zwei Flaggschiffe des Axel-Springer-Konzerns: “Bild” habe im Vergleich zum Vorjahr 9,6 Prozent verloren. Bei der “Welt” sei es sogar ein Rückgang um 13,1 Prozent. Verloren habe auch die “FAZ”. Zu den “Gewinnern” kann man “Handelsblatt”, “Spiegel”, “Focus” und “Zeit” rechnen, die ihre Auflagen halten oder sogar leichte Zuwächse verzeichnen konnten.
2. Ein russischer Milliardär stiftet sich den grössten Journalismuspreis der Welt (medienwoche.ch, Herwig G. Höller & Benjamin von Wyl)
Eine halbe Million Franken lässt sich ein russischer Milliardär den nach ihm benannten Journalismuspreis “Fetisov Journalism Awards” kosten. Was bewegte den Superreichen zu dieser Tat? Es hat etwas mit seiner Biographie, politischen Umständen und dem Verlangen nach Reputation zu tun. Aber warum die Schweiz, warum nur englischsprachige Beiträge, und was hat es mit den zwei kontroversen Jury-Mitgliedern auf sich? In ihrer spannenden Recherche sind Herwig G. Höller und Benjamin von Wyl all diesen Fragen nachgegangen.
3. “Journalisten sind wie Junkies” – #5 | Rekonstruktion eines Medienversagens (ardaudiothek.de, Bastian Berbner & Alexandra Rojkov, Audio: 49:33 Minuten)
In der aufwändigen und journalistisch sorgsam produzierten Podcastreihe “180 Grad: Geschichten gegen den Hass” (NDR Info) geht es um die Frage, warum Populismus, Hass und Intoleranz immer mehr zunehmen und fast zu einer Spaltung der Gesellschaft führen. Die aktuelle Folge ist die “Rekonstruktion eines Medienversagens”. Es geht um die angebliche “Massenbelästigung” im Kieler Sophienhof, einem Einkaufszentrum in der Innenstadt: “Als Oliver Pohl seinen Job als Pressesprecher der Kieler Polizei antritt, nimmt er sich vor, so transparent wie möglich zu sein. Er will den Journalisten sagen, was er weiß und darauf vertrauen, dass sie vernünftig mit den Informationen umgehen. Genau das macht er am Morgen des 26. Februar 2016 und bringt so einen Strudel aus Hysterie und Rassismus in Gang, der ihn zu dem macht, was er nie sein wollte.”
4. Friedliche Worte für Krieg (taz.de, Eric Wallis)
Viele Redaktionen tun sich schwer, einen Krieg einen Krieg zu nennen, und verwenden stattdessen lieber Umschreibungen wie “Militäreinsatz”. So auch beim jüngsten Fall des “völkerrechtswidrigen Angriffskriegs” der Türkei gegen die Kurden im benachbarten Syrien, wie es Eric Wallis beispielsweise eher bezeichnen würde: “Das Wort “Militäreinsatz” ist ein Euphemismus und enthält den Rezipienten im Falle von Nordsyrien die entscheidende Kriegsbotschaft vor. Unter Militäreinsatz firmiert schließlich auch das Sandsäckeschleppen beim Oderhochwasser oder das Eskortieren von Handelsschiffen.”
5. Medizinische Fakten mit Mehrwert (fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
Das Magazin “Fachjournalist” hat sich mit dem freien Medizinjournalisten Christoph Specht über seine Arbeit für n-tv, RTL oder das ZDF unterhalten. Eine abwechslungsreiche Tätigkeit mit teilweise minimalen Vorbereitungszeiten. Im Gespräch geht es um die immer wiederkehrenden Schwerpunktthemen, die laiengerechte Aufbereitung und Vermittlung, Recherchemethoden und Werte wie Objektivität und Neutralität. Es lohnt sich, das Interview komplett zu lesen. Zum Ende hin erklärt Specht mit einfachen Worten, warum die unterschiedlichen Statements von WHO-Instituten zu Glyphosat nur scheinbar so unterschiedlich ausfielen.
6. Mario Barth rechnet das Elektroauto kaputt – ein Versagen in 3 Akten (watson.de, Philip Buchen)
“Mario Barth deckt auf” heißt das pseudoaufklärerische RTL-Format, in dem der Comedian den dauerempörten und staatsverdrossenen Wutbürger mimt und vermeintliche Skandale aufdeckt beziehungsweise Missstände zu Skandalen hochjazzt. In seiner jüngsten Sendung ging es unter anderem um die Öko-Bilanz von Elektroautos. Dabei hat sich Barth anscheinend tüchtig verrechnet, Fakten falsch präsentiert und einseitig Experten befragt.
Weiterer Lesehinweis: Christian Vock kommentiert bei web.de: “Hier wird nicht fein differenziert, sondern möglichst grob drauflos geklopft. Hauptsache am Ende steht das Bild von “denen da oben” und “uns da unten”. Glaubt man Barths Gesellschaftszeichnung, werden “wir” von lauter unfähigen Politikern und bekloppten Bürokraten regiert, drangsaliert und ausgenommen. Kennste, wa, kennste?”
Ist Rassismus weniger schlimm, wenn er von einem Grünen-Politiker kommt? Oder sind die meisten Medien der Ansicht, dass es sich bei Palmer in Wahrheit ja gar nicht um Rassismus handeln kann, weil er eben Palmer ist? Der provoziert nun mal gern. Der übertreibt es halt manchmal. Das ist ungefähr das, was deutschen Medien gerade zu Boris Palmers rassistischem Post über eine Bildcollage der Deutschen Bahn einfällt. Und nicht etwa, dass es ein rassistischer Post ist.
Muss man tatsächlich noch darüber diskutieren, ob eine Aussage rassistisch ist, die Hautfarbe per se mit “andere Herkunft” gleichsetzt? Oder dass es nicht-weiße Menschen sind, die in Werbung und Medien eklatant unterrepräsentiert sind? Und dass man weißen Menschen keinen Schaden zufügt, wenn sie einmal nicht in der Mehrheit sind? Ist es tatsächlich erklärungsbedürftig, dass man Menschen rassistisch angreift, wenn man faktisch eine Hautfarbe als erwünscht darstellt und andere nur, wenn sie unter einer Art Obergrenze verschwinden? Muss es immer so weit kommen, dass einer der direkt Angegriffenen sich persönlich zu Wort meldet, bis überhaupt über Rassismus gesprochen werden kann?
Bevor Sternekoch Nelson Müller sich persönlich diskriminiert und „tief bestürzt“ durch Palmers „rassistisch anmutende Äußerungen“ zeigte, stellte “Spiegel Online” die ganze Sache noch auf eine Stufe zu Palmers Frotzeleien gegen die Hauptstadt: “Palmer hatte in der Vergangenheit immer wieder für Kontroversen gesorgt. So sagte er beispielsweise über die Bundeshauptstadt Berlin: ‚Wenn ich dort ankomme, denke ich immer: ‘Vorsicht, Sie verlassen den funktionierenden Teil Deutschlands'”.
All das, was Theaterautor, Blogger und Marketingexperte Johannes Kram schon so gemacht hat, würde nicht in diese Box passen. Deswegen hier unvollständig und im Schnelldurchlauf: Nicht nur, aber auch wegen seiner Medien-Kampagne ist Guildo Horn zum “Eurovision Song Contest” gekommen. In seinem neuen Buch “Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber” prangert er die “schrecklich nette Homophobie” auch in den Medien an. Für seinen “Nollendorfblog” bekam er eine Nominierung für den “Grimme Online Award”, er selbst erhielt 2018 den Tolerantia Award. Und mit “Seite Eins — Theaterstück für einen Mann und ein Smartphone” hat er Boulevard-Kritik auf die Bühne gebracht. Dafür ein herzliches Dankeschön vom BILDblog.
So sieht das Fazit in fast allen Berichten aus: Der will doch nur spielen, einen raushauen. Kann sein. Aber ist das so wichtig, warum Palmer das macht? Ist es nicht viel wichtiger, was er da macht? Warum fällt es deutschen Medien so schwer, das zu benennen? Warum taucht das Wort Rassismus so gut wie nicht auf? Und wenn, dann fast nur als der Vorwurf seiner Gegner, also derer, denen Palmer sowieso suspekt ist? So, als ob das eigentliche Problem eines solchen Posts das ist, wer parteipolitisch davon gerade profitiert? So, als ob die eigentliche Nachricht ein Streit unter Politikern ist und nicht die Tatsache, dass da gerade ein Politiker Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe abspricht, Deutsche Wirklichkeit zu repräsentieren. Oder zumindest nicht, wenn es zu viele davon sind.
Über “Bild” braucht man in der ganzen Sache eigentlich gar nicht reden. Muss man aber trotzdem. Natürlich nutzen die Leute von “Bild” auch dieses Ereignis, um die Messlatte für Rassismus noch weiter nach unten zu ziehen. „Boris ist eine eitle Krawallnudel aber kein Rassist. Und die Deutschen haben nicht zu 80 Prozent Migrationshintergrund. Können wir uns darauf einigen?“, twittert Nikolaus Blome. Rassistisches doch mal eben so sagen zu wollen und gleichzeitig damit durchzukommen, kein Rassist zu sein, ist seit gestern noch salonfähiger geworden. In “Bild” hatte Blome zuvor sogar die Sichtbarkeit von Nicht-Weißen in der öffentlichen Wahrnehmung selbst zum Problem erklärt, wenn diese nicht der tatsächlichen Repräsentanz in der Bevölkerung entspricht: „Der Kampf gegen alltägliche Diskriminierung ist auch in Deutschland längst nicht gewonnen. Traurig, aber wahr. Doch mit einseitigem Überbetonen ist auch niemandem gedient. Das wirkt nur lächerlich.“ Nicht die Regel, in der People of Colour fast immer unterrepräsentiert sind, machen also Rassismus, sondern die eine Ausnahme, in der das nicht so ist. Mit dieser Logik schafft sich “Bild” eine lupenreine Rassismus-Formel, da jeder Versuch, Rassismus dadurch zu bekämpfen, immer öfter auch nicht-weiße Menschen sichtbar zu machen, dadurch skandalisiert werden kann, dass es hier eine Art Bevorzugung gäbe.
Wo “Bild” offen Rassismus schürt, fällt es anderen Medien schwer, Rassismus überhaupt zu benennen. Ist der Rassismus in der Geschichte etwa so abwegig? Oder so unwichtig? Oder ist das Eis einfach zu dünn, wenn man über Rassismus schreiben muss? „Palmer hat offenbar ein Problem damit, dass vier der fünf Bilder keine Nord- oder Mitteleuropäer zeigen, sondern Menschen mit dunkleren Hautfarben“, meint etwa “RP Online”, so, als ob es keine Nord- oder Mitteleuropäer mit dunkler Hautfarbe gebe.
„Ob Enteignung, Erziehung von Zuwanderern oder Multikulti-Werbekampagnen – Boris Palmer provoziert. Das Tübinger Stadtoberhaupt sucht Streit. Meist sehr zum Leidwesen seiner Partei“, beginnt heute.de seinen Bericht und kommt bis zum Ende kein einziges mal auf die Idee, dass das eigentliche Leid die Minderheiten trifft, die die Opfer seiner Ausgrenzungen sind.
Wieso steht eigentlich bei der rassistischen Entgleisung eines AfD-Politikers die rassistische Entgleisung im Vordergrund der Berichterstattung, während es hier bei einem Grünen-Politiker vor allem die — wie suggeriert wird — überbändige Reaktion darauf ist? Lautete die Durchschnittsüberschrift damals „Gauland beleidigt Boateng“, heißt es heute „Shitstorm gegen Boris Palmer“. Der Arme. Meinetwegen will er nur spielen. Meintewegen will er nur provozieren. Aber ganz offensichlich will er eben rassistisch spielen und provozieren. Was muss Palmer eigentlich noch alles machen, dass er von deutschen Medien endlich als Rassist wahrgenommen wird?
Das Schlimmste aber, und das wird selbst an den Chefetagen nicht spurlos vorbeigegangen sein, waren die Verkaufszahlen. Laut IVW war die letzte Auflagenmeldung von “Bild” die schlechteste seit 64 Jahren. Schon im ersten Quartal dieses Jahres war die verkaufte Auflage um fast zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen.
Darum musste sich “Bild” dieses Jahr in besonderem Maße auf alte Stärken besinnen. Ein kleiner Rückblick.
***
Das Tier des Jahres
Der Wolf. Das Lamm. Und die ewig grausame Geschichte von Tod und Verderben.
Hurz!
Stellte sich später heraus, dass es doch kein Wolf war, ließ “Bild” das natürlich unerwähnt.
***
Das Geschlecht des Jahres
Von den “Gewinnern” des Tages auf der Titelseite waren über 80 Prozent — Männer.
Auch von den Verlierern waren über 80 Prozent männlich. Selbst Tiere und Gegenstände tauchten in dem Ranking häufiger auf als Frauen.
***
Die Religion des Jahres
Gehen wir doch mal die großen durch. Also. Hinduismus: kam in der Print-“Bild” in diesem Jahr genau einmal vor. Der Buddhismus kam immerhin auf zwei Erwähnungen. Das Judentum kam auf sieben, das Christentum auf 28. Der Islam auf 266.
Und anders als bei anderen Religionen sind beim Islam für “Bild” nur zwei Gefühlsrichtungen zugelassen: Angst und Empörung. Das war auch 2018 nicht anders, und relativierende Fakten blieben dabei selbstverständlichunbeachtet.
***
Der Skandal des Jahres
Über 800 Mal hat “Bild” in diesem Jahr das Wort “Skandal” gedruckt, am größten und empörtesten im Frühjahr — beim großen:
Auch “BAMF-Skandal” genannt. BAMF, ihr wisst schon, diese von einer “Skandal-Chefin” geleitete und mit “Skandal-Akten” vollgestopfte “Skandal-Behörde”.
Und als ein paar atemloseWochen später herauskam, dass der Fall nicht mal ansatzweiseso wild war, wie von “Bild” dargestellt, war das der Redaktion wie viele Titelschlagzeilen wert? Genau.
***
Der Experte des Jahres
Brauchte “Bild” in diesem Jahr ein knackiges Zitat, war einer sofort zur Stelle:
Prof. Michael Wolffsohn (München) spricht aus, was vielen schwerfällt: “Trump, über den viele lachen, hat mit seiner Strategie mehr erreicht als seine Vorgänger.”
Ob zu Trump, zu Putin, zur Bundeswehr, zum ZDF — das ganze Jahr über versorgte der “Publizist und Historiker” (je nach Bedarf auch mal “Bundeswehr-Historiker” oder “Hochschullehrer des Jahres”) Michael Wolffsohn die “Bild”-Redaktion zuverlässig mit “deutlichen Worten”, auch und am liebsten zu hochkontroversen Themen. Und praktischerweise war er dabei immer einer Meinung mit “Bild”.
Als “Bild” sich darüber beklagte, dass Deutschland sich nicht genug gegen die Gasangriffe in Syrien einsetze, beklagte sich auch Michael Wolffsohn über die “bundesdeutsche Drückebergerei”:
Wolffsohn: “Auf der einen Seite hören wir seit Jahrzehnten ‘Nie wieder Auschwitz!’. Über die damals von deutschem Gas Ermordeten wird heute in Deutschland geweint, gegen die jetzige Auschwitz-Variante wird nichts getan.”
Als “Bild” sich über den Rassismus-Vorwurf von Mesut Özil empörte, empörte sich auch Michael Wolffsohn:
(Fazit: “Den größten Respekt hätten die mächtigsten Machos der Welt vermutlich vor Friedrich Merz.”)
Als “Bild” sich über eine antisemitische Karikatur in der “Süddeutschen Zeitung” echauffierte, wetterte auch Wolffsohn:
Als Michael Wolffsohn dann im Herbst einen Preis von einer Stiftung bekam, ließ die “Bild”-Zeitung im Gegenzug eine Meldung auf der Titelseite springen — und kürte Wolffsohn ein paar Wochen später, Überraschung: zum “Gewinner” des Tages.
Das zentrale Thema der wochenlangen Hysterie: Ausländer. Kriminelle Ausländer. Und was alles passieren könnte, wenn wir da nicht sofort etwas tun, und zwar: “Abschieben!”
Wenn sich dann herausstellte, dass sie falsche Vorwürfe verbreitet hatte, gab sich die Redaktion große Mühe, die Korrektur möglichst gut zu verstecken. Oder brachte erst gar keine.
Aber kein Wunder, konnten sie doch ein weiteres Jahr Tag für Tag lesen, dass wir überschwemmt werden von Terroristen und Kindsmördern, und dass uns, wenn wir uns nicht bald zur Wehr setzen, die kriminellen Ausländer mit Sicherheit alle umbringen. Wenn uns bis dahin nicht schon die Wölfe gefressen haben.
Nachtrag, 27. Dezember: Der Vollständigkeit halber: Auch wenn in der Collage im Abschnitt “Die Religion des Jahres” ein Beispiel mit “Islamismus” zu sehen ist — bei den 266 Nennungen handelt es sich tatsächlich nur um Nennungen des Wortes “Islam”. Schon klar: Wenn man nach “Islam” sucht, findet man in den Ergebnisse auch Treffer wie “Islamismus” (da steckt ja schließlich die Buchstabenkombination “Islam” drin). Diese Treffer haben wir allerdings nicht mitgezählt.
Vorgestern twitterte “Bild”-Chef Julian Reichelt das hier:
Das Foto mit Mesut Özil sei Teil von Erdogans “bisher größtem Propaganda-Erfolg in Deutschland”, und das auch dank deutscher Medien — ja, da könnte Julian Reichelt recht haben. Man erinnere sich nur mal daran, wie häufig diese Fotos von Erdogan mit Özil und mit Ilkay Gündogan und mit beiden deutschen Fußballern seit dem 14. Mai in Zeitungen und bei Onlineportalen zu sehen waren.
Manche Redaktionen waren besonders besessen von dem Bild haben dem türkischen Präsidenten bei diesem PR-Coup besonders fleißig geholfen. Dazu gehören ganz sicher Bild.de, “Bild” und “Bild am Sonntag”, die alle von Julian Reichelt verantwortet werden:
(Ohne Anspruch auf Vollständigkeit — draufklicken für größere Version)
Dazu kommen noch einige Fotos, die nur Erdogan und Gündogan zeigen, die wir hier aber weggelassen haben.
Gestern twitterte “Bild”-Chef Julian Reichelt dann das hier:
In puncto “Propaganda-Tür” öffnen: siehe oben. Zu Reichelts Aussage, dass Deutschland jetzt “wegen Özil” als rassistisch gesehen werde: Klar, Erdogans Partei AKP und einige ihrer Anhänger schlachten die Sache jetzt auf üble Weise aus. Mesut Özil aber hatte in seinemdreiteiligenStatement nie behauptet, dass der Rassismus vom gesamten Land komme. Im Gegenteil. Er schrieb zum Beispiel …
I don’t want to even discuss the hate mail, threatening phone calls and comments on social media that my family and I have received. They all represent a Germany of the past, a Germany not open to new cultures, and a Germany that I am not proud of. I am confident that many proud Germans who embrace an open society would agree with me.
… und nannte die Leute, die ihn aus seiner Sicht rassistisch angegangen seien, größtenteils namentlich.
Es wäre doch eigentlich gar nicht so schwer, mal ein bisschen zu differenzieren. Warum nicht Mesut Özils Erklärung zu seinem Foto mit Recep Tayyip Erdogan fragwürdig und schwach finden — gleichzeitig aber die Rassismusvorwürfe, die er erhebt, ernst nehmen? Warum nicht sagen: Das Foto war und ist falsch, Erdogan ist ein Autokrat, der Menschen unterdrückt, ihnen die Freiheit raubt, sie ohne Grund aus dem Job schmeißen und ohne Anklage ins Gefängnis stecken lässt — aber auch sagen: Rassismus ist nie in Ordnung, egal gegen wen? Warum nicht fragen, wo Özils Selbstkritik bleibt — die Kritik an gesellschaftlichen Zuständen und an medialen Kampagnen dennoch gelten lassen?
Das Gegenteil einer solchen Differenzierung sieht so aus:
Das ist die Seite 1 der “Bild”-Zeitung von gestern. Die Titelseiten mancher “Bild”-Regionalausgaben, zum Beispiel in Hamburg und in Chemnitz, sind noch ein bisschen schlimmer, weil sie den Schwerpunkt etwas anders setzen: der da gegen Deutschland.
… und dann auch noch im Internet und auf Englisch!
Schreibt Özil, “dass die Medien die schlechte Weltmeisterschaft einer ganzen Mannschaft auf meine doppelte Herkunft und ein Foto schieben”, schreibt das “Bild”-Team: “Kompletter Unfug, pures Selbstmitleid”, “frei erfunden”.
Schreibt Özil: “Gewisse deutsche Zeitungen nutzen meine Herkunft und mein Foto mit Erdogan als rechte Propaganda, um ihre politische Agenda voranzutreiben”, schreibt das “Bild”-Team: “Hier ist Özil in seinem Weltbild gefährlich nah an Erdogan und anderen Despoten. Wer es wagt, ihn zu kritisieren, muss eine politische Agenda haben.”
Schreibt Özil, die Medien hätten nicht meine Leistung, sondern bloß meine türkische Herkunft kritisiert”, schreibt das “Bild”-Team: “Frei erfundener Unfug. ALLE Medien kritisierten zurecht Özils Leistung, keine große Medienmarke kritisierte je seine Herkunft. Eine Dreistigkeit gegenüber den freien Medien seiner Heimat, denen Özil pauschal und ohne jeden Beleg Rassismus vorwirft.”
So unsachlich und aufgebracht ist der Ton durchgehend.
Schaut man sich die Berichterstattung von “Bild” und Bild.de seit dem Erdogan-Foto an, kann man sehen, dass es dort — wenig überraschend — tatsächlich keinen offenen Rassismus gegen Mesut Özil im Stile der NPD gegeben hat. “Der Türke soll raus aus der Nationalmannschaft” oder “Wann schmeißt Löw endlich das Ölauge raus?” steht dort nicht. Aber natürlich gab es Stimmungsmache. Natürlich haben die “Bild”-Medien eine Grundlage für dumpfesten Nationalismus gelegt. Natürlich gab es eine Kampagne gegen Mesut Özil. Sein Deutschsein wurde hinterfragt. Die Redaktion hat gezeigt: Hier, schaut mal, der ist schon anders als wir. Rassistische Beleidigungen von der Tribüne gegen Özil wurden als “Ärger” abgetan (wobei man gar nicht weiß, was schlimmer ist: dem Rassismusopfer den “Ärger” in die Fußballschuhe zu schieben oder Rassisten als “Fans” zu bezeichnen).
Ein paar Beispiele in chronologischer Reihenfolge.
Viele fragen sich: Wie deutsch sind Gündogan und Özil wirklich?
Es dauert gerade mal ein paar Stunden, da hat die “Bild”-Redaktion schon das Deutschsein von Mesut Özil und Ilkay Gündogan zur Diskussion gestellt. Die zwei sind, so sieht es für “Bild”-Leser aus, Fälle, bei denen man mal genauer nachschauen muss, wie deutsch sie “wirklich” sind. Egal, dass beide einen deutschen Pass haben, in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, seit Jahren für deutsche Nationalmannschaften spielen. Der, der “zuhause nur Türkisch” sprach, ist Mesut Özil.
In anderen Fällen bringt Bild.de auch solche Überschriften. Kurz vor dem WM-Finale zwischen Frankreich und Kroatien veröffentlicht die Redaktion diesen Artikel über Dejan Lovren und Mario Mandzukic, die wegen des Krieges in ihrer Heimat als Kinder in Deutschland lebten:
Bei zwei kroatischen Staatsbürgern, die in Deutschland aufwuchsen, fragt Bild.de, wie viel Deutschland in ihnen steckt. Und bei den zwei deutschen Staatsbürgern Mesut Özil und Ilkay Gündogan.
Zwei Redakteure diskutieren im Pro und Contra, ob Jogi Löw Gündogan und Özil rauswerfen muss?
Den Pro-Part übernimmt “B.Z.”-Chefredakteurin Miriam Krekel. Die Position kann man vertreten, aber dann sollte man als Redaktion auch dazu stehen, dass man dieser Position Platz eingeräumt hat. Julian Reichelt und seine fünf Kollegen behaupten gestern in ihrer “Analyse” hingegen:
Özil schwelgt in seiner Opferrolle, die mit der Realität nichts zu tun hat. Die meisten deutschen Medien haben TROTZ des Erdogan-Fotos nie seinen Rauswurf gefordert, auch BILD nicht.
Der angeblich nötige Rauswurf von Özil und Gündogan ist auch einen guten Monat später noch mal Thema in den “Bild”-Medien. Am 13. Juni titelt Bild.de:
Seine Experten-Meinung hatte Stefan Effenberg bei t-online.de hinterlassen. Bild.de adelte sie als “Klartext”.
Bei den Özils zu Hause sprach man Türkisch, auf dem Bolzplatz um die Ecke auch.
Am 19. Juni, also zwei Tage nach der WM-Auftaktniederlage gegen Mexiko, zitiert die “Bild”-Redaktion ihren WM-Kolumnisten Lothar Matthäus auf der Titelseite:
Ähnlich pseudoseriös und verschwörerisch unkte Weltmeister Lothar Matthäus kürzlich. Özil fühle sich im Nationaltrikot nicht wohl, so Matthäus. Das ist infam. Die Aussage suggerierte, dass der in Gelsenkirchen geborene Sohn türkischer Einwanderer Identitätsprobleme hat, dabei spielt Özil seit seiner Jugend in der Nationalmannschaft, er ist einer ihrer verdientesten Repräsentanten.
Am selben Tag berichtet Bild.de von Mario Baslers Auftritt in der TV-Sendung “Hart aber fair”:
Am 27. Juni — die deutsche Nationalmannschaft hat da bereits das letzte Gruppenspiel gegen Südkorea verloren und ist aus dem Turnier ausgeschieden — titelt Bild.de:
Es stellt sich raus: Mesut Özil wurde nach dem Spiel von der Tribüne aus auf übelste Weise rassistisch beleidigt. “Bild” titelt dazu am 29. Juni:
… als ginge die Aggression von Özil aus. Das meinen Julian Reichelt und seine fünf Co-Autoren wohl, wenn sie gestern in ihrer “Analyse” zu Özils Aussagen schreiben:
Ein Schlag ins Gesicht für Millionen Fans, die ihn vorurteilsfrei bewundert und bejubelt haben. Und für diejenigen, die ihn — wie auch BILD — gegen Rassismus in Schutz genommen haben. Die ausländerfeindlichen Beleidigungen eines Fans nach dem Südkorea-Spiel, die Özil beschreibt, verurteilt BILD ebenso aufs Schärfste.
Natürlich hätte die Redaktion den Artikel auch mit “Er ist ein Gelsenkirchener Junge” überschreiben können oder mit “Mops Balboa ist sein treuer Begleiter”. Beides steht im Artikel und beides ist faktisch genauso richtig wie die Infos zu Özils Reise nach Mekka und zu seiner Freundin. Das Bild.de-Team hat aber das Fremde, das Nicht-Deutsche in die Titelzeile gepackt.
Auch das liefert Futter für den Stammtisch. Auf die Kritik, dass ihre Überschriften Tatsachen verzerren, entscheidende Aspekte weglassen oder durch bestimmte Schwerpunkte Stimmungen erzeugen können, antworten “Bild”-Mitarbeiter gern: “Unsere Leser können mehr als nur Überschriften lesen.” Man muss entweder sehr doof sein oder sich sehr doof stellen, wenn man bei “Bild” arbeitet und nicht die Wirkungskraft von Schlagzeilen kennt; bei einem Blatt, das sich tagtäglich über große Schlagzeilen verkauft.
Die Geschichte aus dem “Kosmos Özil” mit dem Mekka-und-Miss-Türkei-Titel hat Bild.de gestern übrigens noch einmal, mit einer Aktualisierung zum Rücktritt des Fußballers, auf die Startseite gepackt.
Es war natürlich nicht immer so, dass die Herkunft von Mesut Özil so im Mittelpunkt der “Bild”-Berichterstattung stand. Wühlt man sich durch das Bild.de-Archiv dieses Jahres, findet man von 1. Januar bis zum 13. Mai keinen Artikel mit einem solchen Schwerpunkt. Seit dem Erdogan-Foto ist das anders.
Schaut man noch weiter zurück, findet man solche Beiträge: Mesut Özil als Musterbeispiel der Integration, aus dem September 2011. Özil war da schon Nationalspieler, aber noch längst nicht Weltmeister:
BILD stellt 50 Beispiele für gelungene Integration vor. Heute: Fußballnationalspieler Mesut Özil (22).
Davon könnte die “Bild”-Berichterstattung heute nicht weiter weg sein. “Sport Bild”-Chefredakteur Matthias Brügelmann schrieb gestern in seinem “Bild”-Kommentar:
BILD hatte nie Özils Rauswurf aus der Nationalelf gefordert. Jetzt wäre es soweit gewesen, wenn er nicht selbst zurückgetreten wäre. Wer so über Deutschland denkt, kann nicht für Deutschland spielen.
Es gibt einen Spruch von der extremen Rechten, von Neonazis: “Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen.” Wir glauben nicht, dass Brügelmann daran andocken wollte. Seine Aussage ist aber auch nicht wahnsinnig weit davon entfernt.
Das eigentlich Traurige und Erschreckende an der “Bild”-Berichterstattung von gestern ist, dass sie offenbar nicht im Ansatz verstanden haben, dass man Mesut Özils Erklärungen zum Erdogan-Foto für kompletten Unsinn halten und falsch finden und dennoch die Rassismusvorwürfe ernst nehmen kann. Patrick Markowski, leitender Chef vom Dienst bei “Bild”, twitterte gestern zum Beispiel:
Was ist das für eine Logik? Weil Mesut Özil zum Nationalspieler des Jahres 2016 gewählt wurde, kann er nicht “vom Rassismus getroffen werden”? Weil er “Fußball-Millionär” ist, kann er nicht “vom Rassismus getroffen werden”? Weil er in London lebt, kann er nicht “vom Rassismus getroffen werden”? Weil 54,5 Prozent von 316.850 Leuten Özil wählten, können einem genug andere das Leben nicht zur Hölle machen?
Heute geht es bei “Bild” mit dem Thema weiter, verständlicherweise. “Bild”-Chef Julian Reichelt schreibt in seinem Kommentar:
Die SPD-Chefin Andrea Nahles mahnt: “Das Gefühl, ausgegrenzt zu sein, … droht auf viele Migranten auf und neben dem Fußballplatz überzugehen.” Unsere Justizministerin warnt, es sei “ein Alarmzeichen” wenn Özil sich “in seinem Land wegen Rassismus nicht mehr gewollt” fühle.
Nur pflichtschuldig erwähnt wird dagegen, worum es eigentlich gehen sollte: Ein Deutscher hat sich an der Propaganda für einen Mann beteiligt, der deutsche Staatsbürger ohne Anklage eingekerkert hat. (…)
Özils Foto steht symbolisch für den Kampf zwischen freiheitlichen und unterdrückerischen Systemen. Viele deutsche Politiker haben sich in diesem Kampf auf die verheerend falsche Seite geschlagen!
Politiker und Politikerinnen, die sich Gedanken um Menschen mit Migrationshintergrund und deren Gefühl der Ausgrenzung machen, sind laut Julian Reichelt Kämpfer gegen freiheitliche und für unterdrückerische Systeme. Der “Bild”-Chef beweist einmal mehr: Es geht immer noch ein bisschen irrer.
Kurz nach dem Ausscheiden bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland berichteten viele Medien vor allem über einen deutschen Nationalspieler: Mesut Özil. Es war schließlich auch etwas passiert nach dem letzten Gruppenspiel gegen Südkorea: Eine Person auf der Tribüne beleidigte Özil, vermutlich ausländerfeindlich. Der DFB schrieb uns auf Nachfrage, dass dem Verband Informationen vorliegen, die diesen Vorgang bestätigen. Özil ließ sich das nicht bieten. Torwarttrainer Andreas Köpke und ein Bodyguard mussten einschreiten.
Doch statt zu schreiben “Eklige Attacke gegen Mesut Özil” oder “Rassistischer Angriff auf Nationalspieler”, titelten die Redaktionen:
So, als ginge die Aggression von Özil aus; als hätte nicht zuerst irgendein Holzkopf ausländerfeindlichen Dreck von sich gegeben; als müsste ein Nationalspieler nach dem Ausscheiden bei einer WM alles hinnehmen, auch rassistische Anfeindungen; als dürfte er sich gegen die Beleidigung nicht wehren, ohne mit dieser Reaktion für Ärger zu sorgen.
Ärger Nummer 1 laut “Bild”-Medien: das unsägliche Treffen von Mesut Özil und dessen Nationalmannschaftskollegen Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Ärger Nummer 2: die Szene nach dem Südkorea-Spiel:
Emotionen zeigte Özil bei der WM nur einmal: Als er nach dem Aus vorm Spielertunnel von einem “Fan” beleidigt wurde, musste er von Torwart-Trainer Andy Köpke zurückgehalten werden.
Köpke zu BILD: “Der Fan hat ihn beschimpft. Ich habe Mesut zurückgezogen und zu dem Fan gesagt, er soll den Schnabel halten.” Nach BILD-Info sollen ausländerfeindliche Beleidigungen gefallen sein.
Die bewusste Teilnahme an einem Treffen mit einem Autokraten auf der einen Seite, eine Beleidigung durch eine fremde Person auf der anderen — für die Mitarbeiter von “Bild” und Bild.de alles dieselbe kritikwürdige Soße, die sie Özil vorhalten:
Es begann mit Zoff und endete mit Zoff. Und dazwischen war sportlich leider nix los.
“sportlich leider nix los” ist dann auch eine ausgesprochen negative Auslegung dessen, was Mesut Özil beispielsweise gegen Südkorea auf dem Spielfeld gezeigt hat. Er hat sicher kein überragendes Spiel gemacht, aber laut Statistiken deutlich mehr als “nix”: mit 110 Ballberührungen die zweitmeisten im deutschen Team, mit 95 Pässen ebenfalls die zweitmeisten, darunter sieben sogenannte “Key Passes”, also solche, die direkt zu guten Chancen führen. Mesut Özil war, glaubt man den Zahlen, gegen Südkorea einer der Besten einer insgesamt schwachen Mannschaft.
Und dennoch suchten zahlreiche Redaktionen Fotos von Özil aus, um das Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft zu bebildern: Die “Welt” zeigte, “wie schwach Deutschland wirklich war”, und wählte für den Artikel ein Foto von Özil. Bei der “FAZ” brachten sie die Schlagzeile “Der deutsche Untergang” und wählten ein Foto von Özil (was die Redaktion später änderte). “Bild” schrieb bei Instagram “Peinlicher Auftritt” und wählte dazu ein Foto von Özil. “Pro Sieben” forderte ausschließlich Mesut Özil per Twitter zum Rücktritt auf (wofür sich der Sender später entschuldigte). “11 Freunde”-Chefredakteur Philipp Köster hat das alles drüben bei “Übermedien” detailliert aufgeschrieben.
Mit der sportlichen Leistung allein lässt sich die Wucht der Kritik an Mesut Özil nicht erklären. Vielleicht spielt eine angestaute Wut darüber, dass er die deutsche Nationalhymne nicht mitsingt, eine Rolle. Vielleicht das generelle Misstrauen gegenüber, der Hass auf Türken. Auf jeden Fall immer noch das Foto mit Erdogan. Karim Benzema, französischer Fußballer mit algerischen Wurzeln und früher Stürmer in Frankreichs Nationalmannschaft, sagte mal: “Wenn ich ein Tor schieße, bin ich Franzose, aber wenn ich keins schieße oder wenn es Probleme gibt, dann bin ich Araber.”
Am Sonntag erschien in “Bild am Sonntag” und bei Bild.de (dort inzwischen gelöscht) ein Kommentar von Hatice Akyün:
Sie kritisiert völlig zurecht die ausländerfeindlichen Parolen von AfD-Politikern gegen Mesut Özil. Zur Rolle der Medien verliert sie hingegen kein Wort, leider auch nicht zur Kampagne von “Bild” und Bild.de, die für den “Rassismus gegen Özil” mindestens ein nützliches Klima geschaffen hat.