Suchergebnisse für ‘anonym’

KW 36/24: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Warum sich Nachrichtenmeldungen oft wiederholen
(deutschlandfunk.de, Sören Brinkmann, Audio: 30:56 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Fragen, ob und warum sich bei den Nachrichten “ständig dieselben Meldungen wiederholen”. Es diskutieren DLF-Hörer Luc Perraudin, Judith Möller vom Hans-Bredow-Institut und DLF-Nachrichtenchef Marco Bertolaso.

2. Mit keiner Sache gemein machen?
(br.de, Jasper Ruppert, Audio: 23:09 Minuten)
“BR 24 Medien” geht dem wohl bekanntesten Zitat des Journalismus nach: “Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich mit keiner Sache gemein macht, auch nicht mit einer guten”. Die oben verlinkte Folge eins beschäftigt sich mit der Geschichte des Satzes, der dem Journalisten Hanns Joachim Friedrichs zugeschrieben wird. Folge zwei geht den Fragen nach: “Stimmt er? Macht sich ein guter Journalist mit keiner Sache gemein?” Als Expertinnen und Experten sind der ehemalige “Spiegel”-Journalist Cordt Schnibben, die NDR-Moderatorin Anja Reschke und der Kommunikationswissenschaftler Christian Hoffman von der Universität Leipzig dabei.

3. Papageno-Medienpreis für suizidpräventive Berichterstattung 2024
(youtube.com, Sozialministerium Österreich, Video: 1:29:20 Stunden)
Der Papageno-Medienpreis des österreichischen Sozialministeriums zeichnet herausragende journalistische Beiträge aus, die sich verantwortungsvoll mit dem Thema Suizidprävention auseinandersetzen. Im Mittelpunkt steht die Bedeutung einer sensiblen Berichterstattung, die Nachahmungstendenzen reduziert und gleichzeitig Betroffenen Wege aus der Krise aufzeigt. Besonders gewürdigt werden Arbeiten, die positive Bewältigungsstrategien thematisieren und dazu beitragen, der Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen entgegenzuwirken.
(Solltest Du Suizid-Gedanken haben, dann gibt es Menschen, die Dir helfen können, aus dieser Krise herauszufinden. Eine Übersicht mit verschiedenen Hilfsangeboten bieten “Spiegel” und “taz”.)

Bildblog unterstuetzen

4. Wissenschaftsjournalismus – Reicht es, sich nur schlau zu machen?
(fachjournalist.de, Swane Jung, Audio: 11:31 Minuten)
Swane Jung spricht mit dem freien Wissenschaftsjournalisten Tim Schröder über die Arbeit als Wissenschaftsjournalist. Im Gespräch teilt Schröder Einblicke in seinen Werdegang und erklärt, was diesen journalistischen Bereich ausmacht. Zudem gibt er wertvolle Tipps für den erfolgreichen Einstieg in den Wissenschaftsjournalismus.

5. Fritz Jergitsch – Gründer der Satire-Website “Die Tagespresse”
(youtube.com, Peter Blau, Audio: 30:55 Minuten)
Im ORF-Podcast sprechen Peter Blau und Fritz Jergitsch über die Entstehung des satirischen Projekts “Die Tagespresse” und dessen Einfluss auf die österreichische Medienlandschaft. Blau beleuchtet dabei den satirischen Zugang der “Tagespresse” zu politischen und gesellschaftlichen Themen. Außerdem diskutieren die beiden darüber, wie Satire als journalistisches Mittel eingesetzt werden kann, um Missstände humorvoll und dennoch kritisch aufzuzeigen.

6. Haariges Statussymbol – Wie gefährlich ist das Geschäft mit den Glatzen?
(youtube.com, Sashka, Video: 23:47 Minuten)
Die Youtuberin Sashka spricht über Haartransplantationen und deren Risiken, die in den derzeit gehäuft vorkommenden Influencer-Kooperationen nicht ausreichend thematisiert würden. Sie betont, dass viele Menschen, vor allem Männer, unter Haarausfall leiden und oft zu schnellen und teuren Lösungen wie Haartransplantationen greifen, ohne die Risiken oder Alternativen zu bedenken. Auf verschiedenen Videoplattformen finden sie reichlich Werbung dafür, präsentiert von reichweitenstarken Influencern.

Betr.: “Anwältin des Solingen-Terroristen”

Zum Anschlag in Solingen am vergangenen Freitag, bei dem drei Menschen getötet worden sind, und ein Mann aus Syrien als Tatverdächtiger gilt, fragen die “Bild”-Medien heute:

Wie schaffte es der Solingen-Terrorist, das deutsche Asylsystem auszutricksen?

Laut “Bild” so:

[Issa al H.] umging seine Abschiebung, indem er beim ersten Termin nicht auftauchte und die sechsmonatige Frist verstreichen ließ. Danach meldete er sich wieder, bekam den Schutzstatus und durfte bleiben.

(Das ist eine recht kurze Zusammenfassung des Geschehens. Ausführlicher kann man das beispielsweise hier oder hier nachlesen.)

Die nächste Frage der “Bild”-Medien:

Woher wusste er, dass das funktioniert?

Da hat die Redaktion eine mögliche “Beraterin” ausfindig gemacht, “eine Rechtsanwältin, die auf Abschiebe-Verhinderung spezialisiert” sei:

Nach BILD-Informationen vermuten Behörden, dass sie [al H.] erklärte, wie er die Abschiebung abwenden und wann er wieder risikofrei mit staatlichen Stellen in Kontakt treten konnte.

“Bild” schreibt recht ausführlich über die Rezensionen, die die Anwältin von früheren Mandanten bekommen haben soll, über den von der Kanzlei betriebenen Instagram-Account und lässt einen anonymen “Branchenkollegen” den “Internet-Auftritt der Anwältin” “analysieren”; irgendetwas Illegales, was die Frau gemacht haben soll, speziell im Zusammenhang mit der möglicherweise stattgefundenen Beratung für Issa al H., kann die “Bild”-Redaktion hingegen nicht nennen. Im Gegenteil. Sie schreibt:

Was fragwürdig klingt, ist Alltag in Deutschland. So wie Steuerberater versuchen, mithilfe von Schlupflöchern Steuern zu sparen, suchen Asylanwälte nach Lücken im Asylsystem. Die Anwältin von [al H.] ist eine von Tausenden.

Die Frau scheint einfach ihren Job als Anwältin gemacht zu haben. Und der besteht nun mal unter anderem darin, für die eigenen Mandantinnen und Mandanten das beste Ergebnis herauszuholen, das die Gesetzeslage bietet. Nichts Verbotenes. Dennoch präsentiert “Bild” sie heute wie sonst Schwerverbrecher:

Ausriss Bild-Zeitung - Die Anwältin des Solingen-Terroristen

Die großflächige Unkenntlichmachung stammt von uns. In “Bild” ist ein riesiges Foto der Frau zu sehen, die “Bild”-Redaktion hat ihr Gesicht verpixelt. Genauso auf der Bild.de-Startseite:

Screenshot Bild.de - Half sie dem Solingen-Terroristen, seiner Abschiebung zu entgehen? Migranten feiern Asyl-Anwältin: Empfehle sie jedem

Dass “Bild” die Frau als “Asyl-Anwältin des Solingen-Terroristen” präsentiert, ist bestenfalls fahrlässig formuliert und schlimmstenfalls eine böswillige Verzerrung der Tatsachen: Den Schutzstatus hat Issa al H. Ende 2023 bekommen, also mehrere Monate vor dem Anschlag in Solingen. Er soll zuvor nie als Straftäter aufgefallen sein. Die Frau ist also nicht “die Anwältin des Solingen-Terroristen”, sondern die Anwältin des Mannes, der später wohl als “Solingen-Terrorist” drei Menschen getötet hat. Trotzdem macht die “Bild”-Redaktion sie sprachlich schon fast zu einer Art Komplizin, wenn sie schreibt, “dass diese Anwältin dem Solingen-Terroristen erklärte, wie er die Abschiebung abwenden” konnte.

In derart aufgeladenen Zeiten, in denen schon für Kleinigkeiten Hass und Hetze und Drohungen über Menschen ausgegossen, sie teils tätlich angegriffen werden, ist das unverantwortlich.

Bildblog unterstuetzen

Faeser verbietet “Compact”, BVG erreicht Endstation, “Leuchtturm”

1. Faeser verbietet “Compact”
(tagesschau.de, Michael Götschenberg & Holger Schmidt)
Bundesinnenministerin Nancy Faeser habe das rechtsextreme Magazin “Compact” wegen Verstoßes gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung verboten. Seit den frühen Morgenstunden würden in mehreren Bundesländern Geschäftsräume und Wohnungen der Verantwortlichen durchsucht, um Beweismaterial zu sichern. Ziel des Verbots sei es, alle Formate und Online-Auftritte von “Compact” zu beenden und das Vermögen zu beschlagnahmen.
Weitere Lesetipps: Wir hatten vergangenen Mittwoch in den “6 vor 9” einen Beitrag über eine “Compact”-Kundgebung verlinkt, bei der eine Regenbogenflagge öffentlich zerrissen und in Brand gesetzt worden war. Außerdem empfehlen wir den BILDblog-Beitrag von Benedikt Frank, in dem dieser bereits im Jahr 2018 über die Verbindungen von “Compact” zu Rechtspopulisten und Rechtsradikalen berichtete.

2. Netzwerk Recherche verleiht den Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen
(netzwerkrecherche.org)
Einmal im Jahr vergibt das Netzwerk Recherche (NR) den “Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen”. In diesem Jahr wird die Auszeichnung an das Medienhaus “Correctiv” gehen, das im Januar über ein geheimes Treffen von Rechtsextremen in einer Potsdamer Villa berichtete. “Die Arbeit von Correctiv steht exemplarisch für den Wert und die Notwendigkeit von investigativem Journalismus”, so der NR-Vorsitzende Daniel Drepper: “Selten hat eine einzelne Recherche einen solchen Impact gehabt und uns allen gezeigt, wie wichtig diese Art von Journalismus für unseren demokratischen Diskurs ist.”

3. Mit wem reden, wenn nichts mehr geht?
(druckausgleich.podigee.io, Annkathrin Weis & Luca Schmitt-Walz, Audio: 47:25 Minuten)
Die “Helpline” ist laut Eigenbeschreibung eine “unabhängige, anonyme und kostenlose Telefonberatung für mental belastete Journalist*innen”. Dass es sie weiterhin gibt, liegt auch daran, dass sie für ein zweijähriges Förderprogramm der Bundesregierung ausgewählt wurde. Annkathrin Weis und Luca Schmitt-Walz sprechen in ihrem Podcast “Druckausgleich” mit Malte Werner, der Projektleiter der “Helpline” ist.

Bildblog unterstuetzen

4. Khesrau Behroz: “Ich bin Öffentlichkeitsjournalist”
(laeuft-programmschau.podigee.io, Alexander Matzkeit, Audio: 27:21 Minuten)
Zu Gast bei “Läuft” ist Khesrau Behroz, bekannt für seine dokumentarischen Podcasts. In seiner neuesten Produktion geht es um einen berühmten Mordfall aus dem Jahr 2007: “Judging Amanda Knox”. Behroz spricht mit Alexander Matzkeit darüber, ob er sich selbst als Medienjournalist sieht und warum der Fall Amanda Knox immer noch aktuell ist. Außerdem erklärt er seine verschiedenen Rollen in seiner Produktionsfirma.

5. Katapult kündigt Zeitung für Sachsen an: Ziel sind 500.000 Exemplare
(flurfunk-dresden.de, Peter Stawowy)
Das Greifswalder Magazin “Katapult” plane, im August 2024 eine Zeitung für Sachsen herauszugeben, um vor der Landtagswahl über die AfD aufzuklären und die positiven Aspekte der Migration hervorzuheben. Die Finanzierung der angestrebten Auflage von 500.000 Exemplaren solle über Spenden erfolgen. Und auch bei der Verteilung der Zeitung setze “Katapult” auf die Community.

6. Hass und Hetze – BVG verkündet “Endstation”
(tagesspiegel.de, Dominik Mai)
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) waren dafür bekannt, auf Twitter einen oft humorvollen und direkten Kommunikationsstil zu pflegen, der bei vielen Nutzerinnen und Nutzern beliebt war. Nun haben sie ihre Accounts auf der Social-Media-Plattform X/Twitter wegen zunehmender Hetze und Hass sowie mangelnder Moderation stillgelegt. Das Umfeld auf X entspreche nicht mehr den Werten des Unternehmens.

Ein heißer Herbst?, “Haut endlich ab!”, Anzügliches Instagram

1. ARD-Vorsitzender Kai Gniffke: “ARD 2.0” wird jetzt Realität
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Joachim Huber berichtet im “Tagesspiegel” über die Reformbemühungen der ARD, ist aber skeptisch, ob sie das letzte Wort sind: “Keine wagemutige Prognose ist es, dass die Rundfunkkommission zu weit größeren Synergie-Maßnahmen kommen wird als ARD, ZDF und Deutschlandradio selbst. Ein heißer Herbst kündigt sich an.”

2. Nd erreicht Teilsieg vor Gericht
(verdi.de, Peter Nowak)
Die Tageszeitung “nd” hatte über “fatale Zustände” im Ankunftszentrum für Geflüchtete in Berlin-Tegel berichtet und sich dabei auf anonyme Hinweisgeber bezogen. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK), das das Ankunftszentrum gemeinsam mit anderen Hilfswerken betreibt, ging gegen die Berichterstattung vor und zog vor Gericht. Für die meisten der strittigen Aussagen habe dem Gericht eine eidesstattliche Versicherung der Zeitung gereicht. In vier Fällen gab das Berliner Landgericht jedoch dem DRK recht. Die “nd”-Redaktion müsse nun die betreffenden Passagen aus der Onlineversion des Artikels entfernen und bleibe auf 6.000 Euro Prozesskosten sitzen.

3. Instagram schlägt 13-Jährigen offenbar anzügliche Videos vor
(spiegel.de)
Unter Berufung auf eine Recherche des “Wall Street Journal” berichtet der “Spiegel” von bedenklichen Algorithmen bei Instagram: “Innerhalb des Konzerns soll demnach seit 2022 bekannt sein, dass Instagram Teenagern mehr pornografische und gewaltvolle Inhalte empfehle als Erwachsenen. Minderjährige sahen demnach dreimal so viele eigentlich in der App verbotene Inhalte mit Nacktheit wie Erwachsene, heißt es in Firmenunterlagen, die die Zeitung einsehen konnte.”

Bildblog unterstuetzen

4. New York plant Gesetz gegen Social-Media-Inhalte mit Suchtpotenzial
(zeit.de)
Im US-Bundesstaat New York wurde ein Gesetz zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor “Social-Media-Inhalten mit Suchtpotenzial” unterzeichnet. Es soll Eltern ermöglichen, ihre Kinder vor algorithmisch vorgeschlagenen Beiträgen zu schützen und automatische Benachrichtigungen zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens zu unterbinden. Beobachter würden mit einem langwierigen Verfahren und möglichen Klagen von Social-Media-Unternehmen gegen das Gesetz rechnen.

5. Haut endlich ab!
(taz.de, Carolina Schwarz)
In der “taz” empfiehlt Carolina Schwarz den verbliebenen Twitter/X-Nutzerinnen und -Nutzern, die Plattform zu verlassen. Sie geht dabei auf das häufig anzutreffende Argument ein, man dürfe diesen digitalen Ort nicht den Rechten überlassen: “So richtig die Solidarität mit den Bedrohten ist, so falsch ist X als Ort dafür. Die Rechten haben ihn übernommen, Musk hat es so gewollt. Diejenigen, die sich dem entgegenstellen, dringen schon lange nicht mehr durch. Das hinzunehmen, mag schwer sein, aber es gibt dort nichts mehr zu gewinnen.”

6. Wie steht es um die Pressefreiheit – in Deutschland und weltweit?
(fachjournalist.de, Nadine Zeidler, Audio: 14:08 Minuten)
Nadine Zeidler hat sich im “Fachjournalist”-Podcast mit Katharina Viktoria Weiß von Reporter ohne Grenzen (RSF) über die diesjährige “Rangliste der Pressefreiheit” unterhalten: “Im Gespräch beleuchten sie die Spitzenreiter und Schlusslichter des Rankings und besprechen die generelle Bedeutung der Pressefreiheit in einer demokratischen Gesellschaft sowie deren rechtliche Grenzen. Die RSF-Pressesprecherin gibt zudem Tipps, was jede und jeder Einzelne für mehr Sicherheit von Medienschaffenden und im Kampf gegen Zensur tun kann.”

Verwirrender Wahlabend, Spagat, Verspätetes Hinweisgebersystem

1. Wie verwirrend kann so ein Wahlabend sein?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 22:05 Minuten)
Aus aktuellem Anlass hat Holger Klein die neueste Ausgabe des “Übermedien”-Podcasts vorgezogen und unterhält sich mit dem Politikwissenschaftler und Wahlforscher Thorsten Faas über die Berichterstattung rund um die Europawahl. Faas ist einigermaßen frustriert: “Es sei fast gar nicht um Europa gegangen, sondern vor allem um Bundespolitik und die Frage, was das Ergebnis für die Ampel bedeutete.”

2. Wer für rechts­ex­t­reme Medien arbeitet, ist nicht ver­fas­sung­s­treu
(lto.de, Luisa Berger)
Das Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) hat entschieden, dass eine Lehramtsreferendarin, die für das rechtsextreme Magazin “Compact” gearbeitet hat, wegen mangelnder Verfassungstreue aus dem Beamtenverhältnis entlassen werden darf. Die Referendarin hatte unter falschem Namen und mit Perücke für den Nachrichtenkanal von “Compact” moderiert und dabei verfassungsfeindliche Inhalte verbreitet. Ihre Argumente, sie habe aus Geldnot gehandelt und die extremistischen Inhalte nicht gekannt, ließ das Gericht nicht gelten und wertete ihr Handeln als arglistige Täuschung.

3. Russland weist österreichische Journalistin aus
(faz.net)
Als Reaktion auf den Entzug der Akkreditierung eines russischen Korrespondenten in Österreich hat Russland einer österreichischen Journalistin die Akkreditierung entzogen und sie zur Ausreise aufgefordert. Von russischer Seite habe es dazu geheißen: “Im Einklang mit den Grundsätzen der Medienfreiheit und auf der Grundlage der Gegenseitigkeit werden wir bereit sein, die Möglichkeit der Akkreditierung neuer ORF-Mitarbeiter in Russland zu prüfen, sobald die österreichische Regierung die Voraussetzungen für die Arbeit russischer Medienvertreter geschaffen hat und das Tass-Korrespondentenbüro in Wien wieder voll einsatzfähig ist.”

Bildblog unterstuetzen

4. Journalisten dürfen mithören
(taz.de, Christian Rath)
Wie Christian Rath in der “taz” berichtet, hat der Bundestag beschlossen, internationalen Medien den Zugang zu Prozessen gegen Folterer, Kriegsverbrecher und Völkermörder zu erleichtern. Journalistinnen und Journalisten haben nun ein Recht auf Übersetzungen und dürfen die Prozesse aufzeichnen. Außerdem können Medien auf eigene Kosten Dolmetscher engagieren und wichtige Urteile sollen künftig auch auf Englisch veröffentlicht werden.

5. Hinweisgebersystem geht verspätet online
(reporter-ohne-grenzen.de)
Das Hinweisgebersystem für die Fußball-Europameisterschaft ist online gegangen. Viel zu spät, findet Sophie von Waitz von Reporter ohne Grenzen (ROG): “Wir begrüßen sehr, dass der Meldekanal für die Fußball-EM nun endlich online ist. Allerdings kommt die Eröffnung des Kanals viel zu spät. Es war schon bei der Vergabe der Spiele vor sechs Jahren klar, dass die Veranstalter einen Meldekanal einrichten müssen.” Ein anonymes Hinweisgebersystem sei “nicht nur wichtig, um Berichte von Whistleblowern zu ermöglichen”, schreibt ROG, “auch Journalistinnen und Journalisten nehmen oft hohe Risiken auf sich, um Korruption und Machtmissbrauch im Spitzensport an die Öffentlichkeit zu bringen.” Mit dem Meldekanal der EM “können sich Medienschaffende nun zumindest gegen Repressionen absichern. Denn das Hinweisgeberschutzgesetz greift häufig nur, wenn Whistleblower einen Hinweis an einen nicht-öffentlichen Meldekanal abgeben, bevor sie an die Öffentlichkeit gehen.”

6. Das Erste: Wie viel Streaming verträgt das Hauptprogramm?
(dwdl.de, Alexander Krei)
Bei “DWDL” kommentiert Alexander Krei den schwierigen “Spagat” zwischen dem linearen ARD-Hauptprogramm Das Erste und der immer wichtiger werdenden ARD-Mediathek: “Es ist ein Spagat, der dem ZDF bislang augenscheinlich besser gelingt. Denn während die Mainzer ihre linearen Marktanteile zuletzt sogar noch leicht ausbauen konnten, fiel Das Erste nach einem zwischenzeitlichen Januar-Hoch jüngst wieder auf weniger als zwölf Prozent zurück.”

Offener Brief gegen Kürzungen, Telefonseelsorge, Wutköder

1. Offener Brief zu Kürzungen beim MDR
(djv.de)
Verschiedene Journalistinnen und Journalisten haben sich in einem offenen Brief gegen die Kürzungspläne des MDR im Bereich der investigativen Recherche und der regionalen Hintergrundberichterstattung gewandt: “Wir fürchten um die publizistische Schlagkraft des MDR, um die Erfüllung unseres öffentlich-rechtlichen Auftrags und nicht zuletzt um das Vertrauen unseres Publikums. Daher fordern wir Sie auf, die geplanten Kürzungen zurückzunehmen. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen braucht es mehr statt weniger investigative, regionale politische Berichterstattung.” Die im Brief angesprochene Leitungsebene des Senders hat mit einer Stellungnahme reagiert, über die Medienjournalist Stefan Niggemeier schreibt: “Da wird schroff deklamiert, statt den Kollegen, die es gut meinen und viele Leute hinter sich gesammelt haben, denen der MDR offenbar nicht egal ist, ein Gesprächsangebot zu machen.”

2. Rufen Sie bitte später zurück
(taz.de, Shoko Bethke)
Viele Medien, darunter auch das BILDblog, verbinden ihre Berichterstattung zum Thema Suizide mit einem Hinweis auf die Telefonseelsorge. Dies helfe Menschen in akuten Krisen jedoch nur bedingt. Die Erreichbarkeit und die Eignung für akute Fälle würden von einigen Personen, die versucht haben, die Telefonseelsorge zu erreichen, kritisch gesehen. Auch die Telefonseelsorge selbst fühlt sich überlastet. Medien wie der “Spiegel” und neuerdings auch die “taz” verweisen daher auf verschiedene Hilfsangebote.

3. Meine Beschwerde beim Deutschen Presserat gegen die verleumderische Hetze von BILD
(michael-wildt.de)
Michael Wildt, Professor für Deutsche Geschichte mit Schwerpunkt Nationalsozialismus, hat beim Deutschen Presserat Beschwerde gegen einen seiner Ansicht nach verleumderischen Artikel der “Bild”-Zeitung eingelegt. Darin werde fälschlicherweise behauptet, er und weitere Unterzeichner einer Erklärung von Lehrenden an Berliner Universitäten würden “Juden-Hass-Demos” unterstützen. Der Artikel verdrehe laut Wildt bewusst die Tatsachen, da die unterzeichnete Erklärung lediglich den Polizeieinsatz an der Freien Universität Berlin kritisiere und das Grundrecht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit verteidige.

Bildblog unterstuetzen

4. “Da kann man nur den Kopf schütteln”
(t-online.de, Amir Selim)
ZDF-Wettermoderator Özden Terli warnt nicht nur im Fernsehen, sondern auch in den Sozialen Medien vor den Folgen der Klimakrise. Amir Selim sprach mit ihm unter anderem über die aktuellen Temperaturrekorde. Außerdem geht es in dem Interview um die Fragen, welche konkreten Auswirkungen die hohen Temperaturen in Deutschland haben, worauf Terli bei seiner Berichterstattung Wert legt, und was Medien generell besser machen können.

5. »Wenn ich von links und rechts beschimpft werde, ist das genau richtig«
(spiegel.de, Markus Böhm)
Der “Spiegel” hat mit dem Youtuber Alexander Prinz gesprochen, der sich als “Dunkler Parabelritter” auf seinem Kanal mit politischen und kulturellen Kontroversen auseinandersetzt. Dabei fällt eine Parallele zum gestern verlinkten Interview mit der Aufklärungsseite “Volksverpetzer” auf, in dem Betreiber Thomas Laschyk erklärt, warum er oft reißerische Überschriften verwendet. Was für den einen reißerische Überschriften sind, sind für den anderen Vorschaubilder als Wutköder, über die Prinz sagt: “Von diesen wütenden Gesichtern würde ich gern wegkommen. Aber viele Leute klicken ohne solche Stilmittel nicht auf das Video. Und wenn mehrere Prozent der Zuschauer wegbleiben, ist das für den YouTube-Algorithmus und die weitere Verbreitung des Videos toxisch. Da kann die wochenlange Arbeit mehrerer Leute einfach untergehen.”

6. Wie Sie sehen, hören wir nichts
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz, Video: 2:09 Minuten)
Boris Rosenkranz wollte sich beim NDR über den Hamburger Hafengeburtstag informieren, hatte aber Hörprobleme. Die lagen jedoch ausdrücklich nicht an ihm: “Beim Hafengeburtstag in Hamburg platziert der NDR seine Moderatorin direkt vor der schwimmenden Bühne. Wer hätte ahnen können, dass es da EIN BISSCHEN LAUT WIRD – und dass dann auch noch Scooter spielt!?”

Podcast-Jackpots, Rechtswidrig durchsucht, Einsatzkommandos

1. Die Suche nach dem Jackpot
(journalist.de, Sonja Peteranderl)
Sonja Peteranderl beschäftigt sich mit der Entwicklung und Kommerzialisierung der Podcast-Szene in Deutschland. Die anfängliche Euphorie und Experimentierphase sei einer strategischen Konsolidierung und Professionalisierung gewichen. Dabei gehe es auch um das Thema Geld: “Welche Finanzierungsmodelle setzen sich durch? Und: Können journalistische Projekte überleben?”

2. Leipzig: Rechtswidrige Durchsuchung
(verdi.de, Peter Nowak)
Ein 19-jähriger Journalist habe im Juni 2023 Fotos von einer Antifa-Demonstration ins Internet gestellt. Etwa ein halbes Jahr später sei er von einer Hausdurchsuchung überrascht worden, weil er als Zeuge in einem Ermittlungsverfahren geführt werde, das im Zusammenhang mit jener Demonstration stehe. Trotz Vorlage eines Jugendpresseausweises seien seine technischen Geräte beschlagnahmt worden, was vom Landgericht Leipzig nun als rechtswidriger Eingriff in die Pressefreiheit bewertet wurde.

3. Arbeitsplätze erhalten
(djv.de, Hendrik Zörner)
Angesichts aktueller Pläne einiger Zeitungsverlage, Stellen abzubauen, fordert der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) die Verleger auf, redaktionelle Arbeitsplätze zu schützen. Dies geschieht in Reaktion auf den geplanten Personalabbau bei der “Süddeutschen Zeitung”, die Schließung eines Ressorts beim “Kölner Stadt-Anzeiger” und die Reduzierung der Druckfrequenz der “Hamburger Morgenpost” (dazu auch die “6 vor 9” vom vergangenen Freitag). Der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster kritisiert diese Entscheidungen als “absolut kurzsichtig”.

Bildblog unterstuetzen

4. Arbeit im Haifischbecken
(taz.de, Elisa Kautzky)
Elisa Kautzky stellt die “Helpline” des Netzwerks Recherche vor, ein anonymes und kostenloses Beratungsangebot für psychisch belastete Journalistinnen und Journalisten, bei dem geschulte Kolleginnen und Kollegen die Hilfesuchenden unterstützen. Der hohe Stressfaktor im Journalismus durch steigende Arbeitsbelastung, geringe Wertschätzung und Angst vor den Folgen der Digitalisierung belaste die psychische Gesundheit vieler Medienschaffender stark. Die “Helpline” fördere den Austausch und solle helfen, Scham- und Schuldgefühle abzubauen; sie ersetze aber keine professionellen Therapieangebote.

5. Sondereinsatzkommando
(deutschlandfunk.de, Stefan Fries, Audio: 1:14 Minuten)
Im Sprach-Check “Sagen & Meinen” des Deutschlandfunks macht Stefan Fries auf einen häufigen Fehler in der Berichterstattung aufmerksam: So sei in Medien oft von “Sondereinsatzkommandos” der Polizei die Rede, gemeint seien aber “Spezialeinsatzkommandos”. Der Begriff “Sondereinsatzkommando” sei durch die NS-Zeit belastet und passe schon deshalb nicht.

6. Haken dran mit Benny Windolph
(open.spotify.com, Gavin Karlmeier, Audio: 37:18 Minuten)
Für seinen Social-Media-Podcast “Haken dran” hat Gavin Karlmeier mit Benny Windolph jemanden als Gast eingeladen, der nicht nur Suchmaschinenoptimierer, sondern auch Administrator einer Mastodon-Instanz ist und über entsprechendes Hintergrundwissen verfügt. In dem Gespräch geht es unter anderem um die Frage, warum bei Twitter nur noch dilettantisch programmiert werde, um “NetfliTwitter”, Brasilien und die APIs von Threads.

Gericht legt Axt an, Cybermobbing, TikTok als Propagandaplattform

1. FragDenStaat ab jetzt nur noch analog
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Wie Markus Reuter bei netzpolitik.org berichtet, hat das Bundesverwaltungsgericht auf Antrag des Bundesinnenministeriums anonyme Informationsfreiheitsanfragen für unzulässig erklärt. Die Entscheidung betreffe insbesondere die Plattform “FragDenStaat”, über die Bürgerinnen und Bürger einfach und anonym Dokumente bei Behörden anfordern konnten. Damit erschwere das Gericht den bisher niedrigschwelligen digitalen Zugang zu Informationen und zwinge die Kommunikation zurück auf den traditionellen Postweg.
Lesenswert dazu auch die Stellungnahme von “FragDenStaat”: Bundesverwaltungsgericht legt die Axt ans Informationsfreiheitsgesetz (fragdenstaat.de, Arne Semsrott).

2. Zwischen Medienhype und Cybermobbing
(deutschlandfunk.de, Lena Fuhrmann, Audio: 5:39 Minuten)
“Spiegel TV” hat kürzlich eine Reportage über den selbsternannten “Anzeigenhauptmeister” ausgestrahlt, in der das Fernsehteam einen 18-Jährigen bei seinem Einsatz gegen Parksünder begleitet hat. Das Video verbreitete sich viral, das Thema wurde von vielen anderen Medien aufgegriffen – mit unangenehmen Folgen für den jungen Mann, der sich nun auch im realen Leben Beschimpfungen, Drohungen und Angriffen ausgesetzt sehe. Der Fall wirft die Frage nach der Verantwortung der berichtenden Redaktionen auf.
Dazu auch ein Lesetipp: Boris Rosenkranz hatte bereits vor zwei Wochen in einem lesenswerten Beitrag bei “Übermedien” berichtet: Wie “Spiegel TV” einen 18-Jährigen zur Hetze freigab (uebermedien.de).

3. TikTok: Im Zentrum der politischen Debatte
(socialmediawatchblog.de, Martin Fehrensen & Simon Hurtz)
Die aktuelle Ausgabe des “Social Media Watchblog” beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Videoplattform TikTok, die verschiedentlich auch für Propaganda genutzt werde: “Welche Rolle spielt TikTok als Propagandaplattform beim Krieg in Nahost? Warum ist die AfD auf TikTok so erfolgreich? Kommt ein TikTok-Verbot in den USA?”

Bildblog unterstuetzen

4. So unterstützt RSF Medien in Gaza
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisationen Reporter ohne Grenzen (RSF) und Arab Reporters for Investigative Journalism unterstützen Journalistinnen und Journalisten im Gazastreifen mit Arbeitsmaterialien, Hilfsgütern und eingerichteten Arbeitszonen. Seit beginn des Krieges habe man mehr als 90 Medienschaffende versorgt, trotz Schwierigkeiten wie blockierten Kommunikationswegen und Luftangriffen. “Vor allem palästinensische Journalistinnen und Journalisten sind unser Fenster nach Gaza”, sagt RSF-Vorstandssprecherin Katja Gloger: “Deshalb ist es wichtig, dass sie vor Ort weiterarbeiten können, so gut und so sicher es geht.”

5. Wie finde ich das? – Meinungen und Tatsachen
(detektor.fm, Charlotte Thielmann & Lars Feyen, Audio: 19:35 Minuten)
Im Podcast “Fit for news” sprechen Charlotte Thielmann und Lars Feyen mit Michael Haller vom Europäischen Institut für Journalismus- und Kommunikationsforschung über die Frage, wie sich Meinungen von Fakten unterscheiden lassen. Und dies sei wichtiger denn je: “Wenn Menschen bei wichtigen Entscheidungen nur ihren Vorurteilen folgen – zum Beispiel, welchem Politiker sie ihre Stimme geben -, dann gewinnen die Populisten und Demagogen an Zuspruch. Nicht das bessere Argument, sondern die krassere Meinung hat Erfolg.”

6. X entsperrt Konto von extremistischer Identitärer Bewegung
(zeit.de)
Die rechtsextreme Identitäre Bewegung (IB) sei im Juli 2020 wegen mehrerer Verstöße gegen die damaligen Twitter-Regeln zu Terrorismus oder gewalttätigem Extremismus gesperrt worden. Nun habe die Plattform von Free-Speech-Absolutist Elon Musk den IB-Account wieder freigeschaltet. Musk hatte vor wenigen Tagen in einem Interview mit dem ehemaligen CNN-Moderator Don Lemon (von dem er sich später distanzierte) davon gesprochen, dass der Begriff Moderation “ein Propagandawort für Zensur” sei.

Union Busting, Üble Einschüchterung, Klicks mit Obdachlosen

1. Ein Kompromiss
(taz.de, Christoph Schmidt-Lunau)
Bei der “Frankfurter Rundschau” kam es nach einem Streik zu umstrittenen Entlassungen von drei jungen Journalistinnen und Journalisten. Eine der Betroffenen erwirkte in einem außergerichtlichen Vergleich Lohnfortzahlung bis Ende März und Freistellung zur Stellensuche. Die Gewerkschaft Verdi sehe in den Entlassungen eine Vergeltung für den Streik und einen Akt des Union Busting, während die Verlagsleitung die Entscheidung mit der Einstellung unrentabler Produkte rechtfertigt.

2. Strafrechtsänderung für die Pressefreiheit
(reporter-ohne-grenzen.de)
Anlässlich der Ankündigung der Bundesregierung, überholte Straftatbestände abschaffen zu wollen, weist die Organisation Reporter ohne Grenzen auf den aus ihrer Sicht überholten und gefährlichen Paragraphen 353d Nr. 3 des Strafgesetzbuchs hin. Ihre Kritik: “Medienschaffende, die in Deutschland über laufende Strafverfahren berichten, setzen sich der Gefahr aus, selbst zum Ziel der Strafverfolgungsbehörden zu werden. Denn wer wörtlich aus amtlichen Dokumenten zu laufenden Verfahren zitiert, macht sich in vielen Fällen strafbar.”

3. Meta ignoriert DSGVO-Recht auf einfachen Widerruf der Einwilligung
(noyb.eu)
Meta, der Mutterkonzern von Instagram und Facebook, verlangt seit Kurzem bis zu 251,88 Euro pro Jahr von Nutzerinnen und Nutzern, die nicht getrackt werden wollen, wobei die Zustimmung zum Tracking nur einen Klick, der Widerruf aber einen komplizierten Prozess und ein kostenpflichtiges Abonnement erfordere. Dies verstoße gegen die Datenschutz-Grundverordnung, die verlange, dass der Widerruf einer Einwilligung genauso einfach sein muss wie deren Erteilung. Das Europäische Zentrum für digitale Rechte “noyb” habe deshalb eine Beschwerde bei der österreichischen Datenschutzbehörde eingebracht.

Bildblog unterstuetzen

4. Ebay zahlt Millionenstrafe nach Einschüchterungsversuchen
(spiegel.de)
Mitarbeiter von Ebay haben sich offenbar über kritische Berichterstattung geärgert und das Autoren-Duo eines Online-Newsletters gemobbt. Sie sollen dem Blogger-Ehepaar zur Einschüchterung unter anderem lebende Kakerlaken, einen Trauerkranz und eine mit Kunstblut verschmierte Schweinemaske anonym zugeschickt haben. Dafür sei das Unternehmen nun zu einer Strafe in Millionenhöhe verurteilt worden. Die betroffenen Blogger hätten ihrerseits auch Ebay verklagt, der Prozess beginne jedoch erst nächstes Jahr.

5. Taiwans polarisierte Medienlandschaft
(deutschlandfunk.de, Felix Lill, Audio: 5:07 Minuten)
Taiwan halte die Pressefreiheit hoch, stehe aber auch vor großen Herausforderungen. Im Inselstaat finden an diesem Wochenende Präsidentschaftswahlen statt und der Druck Chinas auf die örtlichen Medien sei enorm. Felix Lill berichtet für den Deutschlandfunk über die polarisierte Mediendebatte, in der sich pro- und antichinesische Medien gegenüberstehen.

6. MrBeast und Co. – Viele Klicks mit Obdachlosen
(ndr.de, Zapp Medienmagazin, Philipp Walulis & Marcus Müller, Video: 6:20 Minuten)
Einige Youtuber verschenken in ihren Videos zum Teil hohe Geldbeträge oder teure Luxusgüter an ihre Follower und Followerinnen. “MrBeast” ist so zum reichweitenstärksten Mann auf der Plattform geworden. Fast schon ein eigenes Genre bilden Videos, in denen Youtuber obdachlose Menschen überfallartig beschenken und kamerawirksam umstylen lassen. Philipp Walulis hat sich angesehen, wie mit Obdachlosen Klicks produziert werden.

“Torial” überlebt, Neuer RBB-Staatsvertrag, Cyborg Axel Springer

1. Torial überlebt vorerst
(taz.de, Lotte Laloire)
Wie die “taz” berichtet, wurde die Plattform “Torial”, ein LinkedIn-ähnliches Netzwerk für Medienschaffende, das eigentlich vor dem Aus stand, durch eine Spende von 50.000 Euro vorerst gerettet. Zu verdanken sei dies wohl einer IT-Unternehmerin, die anonym bleiben wolle und nicht aus dem Journalismus komme. Die Plattform sei insbesondere für FLINTA-Personen (Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen) unverzichtbar. Unterdessen plane der Berufsverband “Freischreiber”, ein ähnliches Angebot für seine Mitglieder zu schaffen.

2. Berlin und Brandenburg beschließen neuen RBB-Staatsvertrag
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Die Landesparlamente von Berlin und Brandenburg haben dem neuen Staatsvertrag für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) zugestimmt, der Anfang 2024 in Kraft treten soll. Trotz der Kritik von RBB-Intendantin Ulrike Demmer, die Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit ihres Senders äußerte, enthalte der Vertrag Änderungen wie die vorgeschriebene Eröffnung eines neuen Regionalbüros. Auch von Seiten der Belegschaft gebe es Kritik – man befürchte den “Eingriff in unsere Programmautonomie”.

3. Wir brauchen Teams – und zwar generationsübergreifende
(journalist.de, Henriette Löwisch)
Henriette Löwisch, Leiterin der Deutschen Journalistenschule, schreibt über die Herausforderungen und Möglichkeiten, die sich aus der Zusammenarbeit zwischen erfahrenen Journalistinnen und Journalisten einerseits und digital versierten Nachwuchskräften andererseits ergeben: “In Zeiten des Fachkräftemangels könnte eine zukunftsgewandte Personalentwicklung beinhalten, jeweils eine Nachwuchskraft und ein älteres Redaktionsmitglied zusammenzuspannen, so dass sie sich eine Stelle teilen.”

Bildblog unterstuetzen

4. Axel Springer ist jetzt ein Cyborg
(verdi.de, Tina Groll)
Tina Groll, Redakteurin bei “Zeit Online” und Vorsitzende des Bundesvorstandes der Gewerkschaft Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union, kommentiert die Partnerschaft zwischen dem ChatGPT-Anbieter OpenAI und dem Axel-Springer-Konzern: “Axel Springer soll ein rein digitales Medienhaus werden, heißt es vom Konzern. So weit okay. Dass Konzernlenker Mathias Döpfner aber ankündigt, ‘die Möglichkeiten des durch KI gestärkten Journalismus ausloten – um Qualität, gesellschaftliche Relevanz und das Geschäftsmodell für Journalismus auf die nächste Stufe zu heben’ klingt eher wie eine Drohung als ein Versprechen.”

5. Verleger Jimmy Lai endlich freilassen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen fordert die sofortige Freilassung des Hongkonger Verlegers Jimmy Lai, dem wegen angeblicher Verstöße gegen ein von Peking erlassenes Sicherheitsgesetz eine lebenslange Haftstrafe droht. Lai ist bereits seit mehr als drei Jahren inhaftiert und wurde wegen seiner Teilnahme an Pro-Demokratie-Demonstrationen sowie wegen Betrugsvorwürfen verurteilt. Das Sicherheitsgesetz, das Journalistinnen und Journalisten weltweit betreffe, werde von den chinesischen Behörden zur Verfolgung von Medienschaffenden in Hongkong eingesetzt und habe zu einem Klima der Angst und zur Schließung mehrerer Medien geführt.

6. Kuchenskandal – Influencerin muss Millionenstrafe zahlen
(spiegel.de)
Chiara Ferragni, eine bekannte italienische Influencerin mit fast 30 Millionen Followern auf Instagram, müsse wegen “unlauterer Geschäftspraktiken” eine Strafe in Millionenhöhe zahlen. Ihre Unternehmen Fenice und TBS Crew hatten eine von ihr kreierte Pandoro-Torte vermarktet und dabei fälschlicherweise den Eindruck erweckt, ein Teil des Erlöses komme krebskranken Kindern zugute. Tatsächlich habe der Kuchenhersteller nur einen vorher festgelegten Betrag an ein Krankenhaus gespendet.

Blättern:  1 ... 6 7 8 ... 50