Lindner-Ministerium muss antworten, Twitter am Limit, Dekade unter al-Sisi

1. Bun­des­fi­nanz­mi­nis­te­rium muss bestimmte Pres­se­fragen beant­worten
(lto.de)
Bundesfinanzminister Christian Lindner hatte von der BBBank einen Privatkredit erhalten und ein gutes Jahr später ein Grußwort für die weitgehend unbekannte Bank gesprochen. Das wirft Fragen auf. Mit einigen dieser Fragen hatte sich ein Redakteur einer deutschen Tageszeitung an das Bundesfinanzministerium gewandt, doch dort wollte man ihm keine Antworten geben. Nun hat das Verwaltungsgericht Berlin entschieden, dass das Ministerium zumindest zu vier der neun Fragen Stellung nehmen muss. Es kann aber noch Beschwerde gegen den Gerichtsbeschluss eingelegt werden.

2. Frankreich: Riskante Berichterstattung
(verdi.de)
Nach dem tödlichen Polizeischuss auf einen 17-Jährigen flammen in ganz Frankreich Proteste auf. Dabei seien mindestens sieben Journalistinnen und Journalisten angegriffen worden. Eine Entwicklung, die Pavol Szalai, Leiter des EU-Balkan-Desks der Organisation Reporter ohne Grenzen als “völlig unakzeptabel” bezeichnet. Es müsse alles dafür getan werden, damit Medienschaffende “das Recht auf Nachrichten und Informationen mit größtmöglicher Sicherheit gewährleisten können”. Auch der “Faktenfinder” der “Tagesschau” beschäftigt sich mit den Protesten in Frankreich, legt den Fokus aber auf die Flut an falschen Videos und Bildern (tagesschau.de, Carla Reveland & Pascal Siggelkow).

3. Twitter am Limit
(zeit.de, Jakob von Lindern)
Die Benutzerfreundlichkeit von Twitter nimmt weiter ab. Elon Musk schränkt nun ein, wer wie viele Tweets am Tag lesen darf. Damit wolle er “Datenplünderung” verhindern und meint wohl automatisierte Zugriffe, die von KI-Modellen wie beispielsweise ChatGPT ausgehen können. Die Nutzung von Programmierschnittstellen hatte Musk bereits so teuer gemacht, dass Apps von Drittanbietern ihre Dienste einstellen mussten. Auch das beliebte Twitter-Dashboard TweetDeck soll es laut “Spiegel”-Meldung künftig nur noch für die zahlende Kundschaft geben.
Und noch ein Hörtipp: Im Deutschlandfunk bezeichnet Medienprofessor Wolfgang Schweiger die Twitter-Drosselung als “betriebswirtschaftlich begründbare” Maßnahme, die jedoch völlig absurd kommuniziert worden sei: Musk und die Lesebeschränkung (deutschlandfunk.de, Christoph Sterz, Audio: 8:09 Minuten).

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4. Für ChatGPT 300 Millionen Wörter aus dem Internet gestohlen
(faz.net, Johanna Schwanitz)
Wie Johanna Schwanitz in der “FAZ” berichtet, hat eine kalifornische Anwaltskanzlei im Auftrag anonymer Kläger eine Sammelklage gegen OpenAI, den Betreiber der KI-Software ChatGPT, eingereicht. Das Unternehmen soll “systematisch 300 Millionen Wörter aus dem Internet gekratzt” haben, darunter persönliche Informationen und Gespräche, etwa aus E-Mails oder Chats, sowie sensible Gesundheitsdaten.

5. Eine Dekade unter al-Sisi: Die schlimmsten Jahre
(reporter-ohne-grenzen.de)
Anlässlich der Machtübernahme des ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi vor zehn Jahren erinnert Reporter ohne Grenzen an die katastrophale Lage der Medien im Land: “Präsident Abdel Fattah al-Sisi lässt sich heute feiern, aber er ist ein Diktator, der die Medien brutal unterdrückt”, sagt Geschäftsführer Christian Mihr: “Nach zehn Jahren an der Macht haben seine Behörden und die Geheimdienste den unabhängigen Journalismus fast vollständig ausgelöscht. Wir kämpfen darum, dass die letzten noch verbliebenen medialen Inseln überleben.”

6. Ist Fraktur eine Nazischrift?
(taz.de, Ulrich Gutmair)
Die Frakturschrift hat viele Fans, besonders im rechtsextremen Lager, aber nicht nur dort. Auch die “Stern”-Redaktion nutzte die Typo, um ihrem umstrittenen Alice-Weidel-Cover einen entsprechenden Spin zu geben. Doch die Geschichte der Schrift sei kompliziert, schreibt “taz”-Kulturredakteur Ulrich Gutmair und zitiert Adolf Hitler, der kein Fan der Jahrhunderte alten Schrift gewesen sein soll: “Eure vermeintliche gotische Verinnerlichung passt schlecht in das Zeitalter von Stahl und Eisen, Glas, Beton.”