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FIFA kuscht vor “Bild” – und widerspricht ihr

Wenn man irgendein Problem hat und nicht weiterweiß, kann man sich an “Bild” wenden, und dann heißt es: “BILD kämpft für Sie”. Das Boulevardblatt regelt die Sache für einen — zum Beispiel, dass der Kioskbesitzer das Überraschungsei erstattet, das er einem verkauft hatte, obwohl das Mindesthaltbarkeitsdatum schon zwei Tage überschritten war. Sowas halt.

In den vergangen zwei Tagen hat “Bild” aber noch etwas viel Größeres erkämpft, für Sie, für uns, für die Welt: den Erhalt der Pressefreiheit. Doch, doch, lesen Sie selbst:

Das Ganze ging gestern los. Da schrieb die “Bild”-Redaktion groß auf ihrer Titelseite:

Grund für die “Zensur”-Rufe von “Bild” ist ein Dokument mit dem Titel “Media Visa Procedure and Guidelines on Foreign Media Work in Russia”. Diese “Guidelines” haben Journalisten zugeschickt bekommen, die sich für den “Confederations Cup” akkreditiert haben, ein Fußballturnier, das immer ein Jahr vor der Weltmeisterschaft im jeweiligen Gastgeberland stattfindet. Dieses Mal in Russland.

“Bild” zitierte gestern aus dem Dokument:

In der Akkreditierungs-Bestätigung steht:

“1. Medienvertreter mit einer Akkreditierung für den FIFA Konföderationen-Pokal dürfen ausschließlich über den FIFA Konföderationen-Pokal 2017 und damit verbundene Ereignisse berichten.

2. Medienvertreter mit einer Akkreditierung für den FIFA Konföderationen-Pokal dürfen nur auf dem Gebiet der Spielorte und nahe gelegener Sehenswürdigkeiten tätig sein.”

Die Schlussfolgerung der Redaktion:

Bedeutet: Die Reporter dürfen mit der Akkreditierung kaum über die Außenlinie des Platzes hinaus berichten. Über Missstände, über mögliche Proteste.

Die FIFA kuscht wohl vor Putin.

In einem Kommentar machte “Bild” dann auch noch klar: Nicht mit uns!

Putin zensiert die WM-Generalprobe im Sommer, an der auch unsere Weltmeister teilnehmen.

Journalisten dürfen beim sogenannten Confed-Cup nur über die Fußballspiele berichten. Außerdem ist die Tätigkeit auf die Spielorte und “nahegelegene Sehenswürdigkeiten” begrenzt. (…)

BILD jedenfalls wird keine Reporter zum Confed-Cup schicken, solange diese Zensur gilt.

Ziemlich viele Leute aus Sport und Politik schlossen sich “Bild” an, und auch viele Medien berichteten über die “Guidelines” der FIFA (obwohl die schon eine ganze Weile bekannt sind, mindestens seit Ende März).

Heute dann die oben bereits präsentierte, vermeintliche “Wende”: “Fifa und Putin lenken ein”, schreibt “Bild” und lässt keinen Zweifel daran, wer dafür gesorgt hat:

Und sie bewegen sich doch! Nachdem BILD die Knebel-Klausel für Journalisten beim Confederations Cup in Russland (17. Juni bis 2. Juli) enthüllt hat, lenken beide ein — die Fifa und Präsident Wladimir Putin (64). (…)

BILD kündigte an, den Confederations Cup zu boykottieren, falls die Zensur-Regelung bestehen bleibt.

Gestern die sensationelle Wende!

Schaut man sich die Reaktion der FIFA und des russischen Organisationskomitees auf den “Zensur”-Vorwurf von “Bild” genauer an, hat man das Gefühl, dass es sich eher um ein Widersprechen handelt — und nicht um ein Einlenken. Die “Bild”-Zeitung zitiert heute aus einer Erklärung der gemeinsamen Ausrichter:

“Journalisten, die eine FIFA-Akkreditierung für den FIFA Konföderationen-Pokal erhalten, können an den Spielorten und in den umliegenden Gebieten ohne jede Einschränkung frei arbeiten.”

Bild.de schrieb gestern am Nachmittag selbst noch, dass die FIFA die Zensur-Vorwürfe zurückweise:

Und “Bild” schreibt, dass die kritisierten Stellen in den “Guidelines” auch nicht gestrichen werden sollen:

BILD hakte bei der Fifa nach: Werden die Akkreditierungs-Unterlagen geändert und die Zensur-Regel auch schriftlich gestrichen?

Die mündliche Antwort eines Sprechers: Man habe die Unterlagen bereits vor knapp drei Wochen an die Medienvertreter verschickt. Eine Neuversendung mit Änderungen ist nicht geplant.

Das Dementi der FIFA zur “Bild”-Berichterstattung und das Nicht-Streichen der kritisierten Passagen nutzt “Bild” heute also, um sich als Retter der Pressefreiheit zu inszenieren.

Natürlich ist es überhaupt nicht abwegig zu vermuten, dass Wladimir Putin kritische Berichterstattung während der Fußballweltmeisterschaft im kommenden Jahr und während des “Confederations Cup” in diesem verhindern will. Und es ist auch klar, dass in einem Land wie Russland, das in der “Rangliste der Pressefreiheit” von “Reporter ohne Grenzen” auf Platz 148 von 180 liegt, nicht sicher ist, ob und wie man berichten kann. Man kann sich also über den Passus in den “Guidelines” der FIFA völlig zurecht aufregen und darüber schreiben — schließlich bringt er zusätzliche Unsicherheiten für die Journalisten, die bald nach Russland reisen wollen. Die Hysterie, mit der “Bild” dies tut, und der sich viele Medien gestern angeschlossen haben, ist dabei das Problem. Dass gleich “Zensur” geschrien wird und “Boykott”. Für “Bild” ist momentan alles vieles, was aus Russland kommt, die Ausgeburt des Bösen.

Dazu kommt, dass die “Guidelines”, auf die sich “Bild” bezieht, gewisse Schwächen bei der Übersetzung aufweisen. Es gibt sie in Englisch, Spanisch, Französisch und Deutsch. Schaut man sich das Dokument (PDF) an, sieht man, dass bei Punkt 2 …

2. Medienvertreter mit einer Akkreditierung für den FIFA Konföderationen-Pokal dürfen nur auf dem Gebiet der Spielorte und nahegelegener Sehenswürdigkeiten tätig sein.

… im Deutschen ein “nur” steht und im Spanischen ein “solo”. Im Englischen gibt es hingegen kein “only” und im Französischen kein “seulment”. Ohne das “nur” wird aus dem Satz, der etwas einschränkt, auf einmal eine Erlaubnis.

Und auch der Begriff “Spielort” ist in der Deutschen Übersetzung unglücklich gewählt. Damit kann sowohl die gesamte Stadt als “Spielort” gemeint sein, beispielsweise Sotschi, aber auch nur das Stadion in Sotschi. Die “Bild”-Redaktion hat sich bei ihrer Interpretation offenbar für Variante zwei entschieden:

Die Reporter dürfen mit der Akkreditierung kaum über die Außenlinie des Platzes hinaus berichten.

Allerdings steht in der englischen Variante “host cities”, in der spanischen “ciudades anfitrionas” und in der französischen “villes hôtes”, was alles eher für die gesamte Stadt spricht, in der gespielt wird.

Klar, auch wenn man “Spielort” durch “Gastgeberstadt” ersetzt, mögen die FIFA-“Guidelines” noch eine Einschränkung bei der Berichterstattung darstellen. Diese scheint aber nicht so eng gefasst zu sein, wie “Bild” behauptet.

Mit Dank an Roland B. und Andreas für die Hinweise!

TV-Bühne für Populisten, Faktencheck mit AfD-Höcke, AutismusFAQ

1. Kasperletheater im Weißen Haus
(zeit.de, Daniel-C. Schmidt)
Heute ist es dann also soweit: Donald Trump wird 45. Präsident der USA. Erst kürzlich gab es bei einer Pressekonferenz wieder einen Vorgeschmack darauf, wie er mit Medien umgeht — ruppig und respektlos. Daniel-C. Schmidt fragt daher in Richtung US-Journalisten: “Sind sie also vorbereitet auf den nächsten US-Präsidenten, der in den vergangenen Monaten so keinerlei Hehl daraus gemacht hat, wie sehr er Journalisten verabscheut?” Er schaut, wie sich Mitarbeiter von “Washington Post”, “New York Times” und “Chicago Tribune” auf Trump einstellen. Ebenfalls zum Thema: Ein offener Brief im Namen der US-Presse von Kyle Pope, Chefredakteur der “Columbia Journalism Review”, der durchaus als Kampfansage verstanden werden kann (englisch) sowie die Forderung der “Reporter ohne Grenzen” an Donald Trump, die Feindseligkeiten gegen Journalisten zu beenden.

2. Talkshows: Bühne frei für Populisten
(wdr.de, Georg Restle, Naima El Moussaoui & Andreas Maus, Video, 8:08 Minuten)
Bieten TV-Talkshows rechten Provokateuren zu oft eine zu große Bühne? Georg Restle, Naima El Moussaoui und Andreas Maus haben alle 141 Sendungen der ARD- und ZDF-Talkformate aus dem vergangenen Jahr ausgewertet und sich dabei unter anderem gefragt: “Schüren Talkshows Ängste? Verstärken sie Hysterie?” Um ein ganz ähnliches Thema geht es im “Tagesanzeiger”-Interview mit dem Publizistikwissenschaftler Uwe Krüger: “Rechte machen eine Talkshow spannend”. Für Krüger ist das Quotendenken der TV-Redaktionen der Grund für die vielen Einladungen an “AfD”-Politiker.

3. Herr Höcke und die Fakten
(br.de, Matthias Hacker)
Eigentlich hat Moritz Hoffmann etwas ganz simples gemacht: Der Historiker hat sich mehrere Aussagen angeschaut und überprüft, ob sie stimmen. In seinem Fall waren es die Aussagen des “AfD”-Rechten Björn Höcke aus dessen Rede in Dresden vor einigen Tagen. Viele stimmten nicht, Hoffmann korrigierte sie und veröffentlichte seine Korrekturen bei Twitter. Der Post ging durch die Decke. Im Gespräch mit Matthias Hacker erzählt Moritz Hoffmann von den Reaktionen auf seine Aktion und der Möglichkeit, auf diese Weise mit Leuten ins Gespräch zu kommen, die man sonst nicht mehr erreicht.

4. Pressefreiheit ausgesetzt
(taz.de, Andreas Zumach)
Ausgesperrte Journalisten am “UN”-Sitz in Genf, keine Journalistenfragen im Berner Bundeshaus — Chinas Staatspräsident Xi Jinping war zu Gast in der Schweiz, und die Schweizer Behörden taten viel dafür, dass kritische Worte und Fragen ihn nicht erreichten. “Durch eine beispiellose Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit wurde der Staatschef vor Kritik bewahrt”, schreibt Andreas Zumach.

5. What it feels like for a girl
(annesophiekeller.ch)
Gegen Hassbriefe sei sie, das schreibt Anne-Sophie Keller selber, inzwischen “auf eine kranke Art abgehärtet.” Als neulich aber einer dieser “ganz banalen Hassbriefe eines Clinton-Gegners” nicht bei ihr, sondern im Briefkasten ihrer Mutter landete, habe sie das mehr getroffen als sonst. Deswegen hat sie bei sich auf der Seite nun einen Text veröffentlicht “über das, was für viele Schweizer Journalistinnen Redaktionsalltag bedeutet: Hassbriefe, Drohungen, Belästigungen.”

6. Autismus in den Medien
(autismusfaq.de)
Autismus werde “in den Medien immer wieder als Metapher für Empathielosigkeit, Versagen und mangelndes Denkvermögen verwendet”, kritisiert das Duo hinter der Seite “AutismusFAQ”. Für mehr Aufklärung zum Thema gibt es dort Antworten auf Fragen zum Autismus. Zum Beispiel: “Ist Autismus eine passende Metapher für emotionale Kälte?” Der Text ist auch ein Appell an alle Medien: “Bitte verwendet Autismus nicht als Metapher für politisches und anderes Versagen.”

Sendeschluss, Medien-Honorare, Bundesliga

1. Das war’s dann
(taz.de, Jürgen Gottschlich)
Ein Besuch bei der letzten Mitarbeiterversammlung des türkischen Senders “IMC TV” brachte die traurige Gewissheit: Der unabhängige, linke Fernsehsender muss dicht machen, die mehr als 100 Mitarbeiter sind arbeitslos. Nun bleibt nur noch der Gang nach Straßburg zum Gerichtshof für Menschenrechte. Doch das kann Jahre dauern und der bisherige Finanzier befürchtet eine Enteignung, sollte er den Sender finanziell unterstützen. Damit seien im türkischen Fernsehen jetzt praktisch nur noch regierungsnahe Kanäle zu sehen.

2. “Tichys Einblick” – die konservative Alternative
(sueddeutsche.de, Johannes Boie)
Johannes Boie hat sich das Monatsmagazin “Tichys Einblick” angeschaut, hinter dem der Ex-Chef der “Wirtschaftswoche” Roland Tichy steckt. “Tichy kann es”, befindet der Autor. Das neue Heft habe eine Auflage von 70 000, erste Abos seien verkauft, Immobilienmaklern und Banken würden Inserate schalten. Unter den Autoren würden sich bekannte Konservative, aber auch “Internetkrawallos” befinden. “Tichy positioniert sich seriös, profitiert aber selbstverständlich vom Pegida-Narrativ der “Lücken- und Lügenpresse”. Es klingt nur vornehmer bei ihm: Sein Blatt, so schreibt er, sei “für Menschen, die die Nase voll haben vom bevormundenden Mainstream-Journalismus, die selber denken, die die Wahrheit vertragen”. Das stimmt. Jedenfalls solange die eigene Wahrheit ist, dass Merkel dringend abgewählt werden muss.”

3. Medien-Honorare: David gegen Goliath
(carta.info, Laurent Joachim)
Laurent Joachim fragt sich, warum Deutschlands Journalisten in fremden Angelegenheiten so mutig seien, aber innerhalb ihrer Verlage so verzagt. In kaum einer anderen Branche seien die Stundenlöhne so schlecht wie in den Medien. Und kaum irgendwo sonst würden sich die Betroffenen so selten dagegen wehren. Joachims trauriges Fazit: “Inzwischen ist Lohndumping überall so verbreitet, dass keine Krähe einer anderen ein Auge aushacken kann, ohne sich selbst in Verlegenheit zu bringen. Eigentlich ein perfektes Machtsystem samt Schweigekartell.”

4. Erdogan geht gegen Einstellung des Böhmermann-Verfahrens vor
(zeit.de)
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan wehrt sich gegen die Einstellung der strafrechtlichen Ermittlungen gegen den ZDF-Moderator Jan Böhmermann. Die Generalstaatsanwaltschaft in Koblenz muss nun über die Beschwerde Erdoğans entscheiden.

5. Seniorbook heißt jetzt Wize.life
(horizont.net, Katrin Ansorge)
Das Netzwerk “Seniorbook” weicht einem Rechtsstreit mit Facebook aus und benennt sich “freiwillig” um in “wize.life”. Laut IVW hätte “Wize.life” im September dieses Jahres 5,9 Millionen Visits verzeichnen können, bei 320.000 registrierten Nutzern.

6. Wie sich das Facebook-Wachstum der Bundesliga-Klubs ins Ausland verschiebt
(andreasrickmann.de)
Der FC Bayern hat 39 Millionen Fans auf Facebook. Doch nicht einmal mehr 10 Prozent kommen aus Deutschland. Ein Trend, der auch bei anderen Bundesligisten zu sehen ist und die Vereine vor neue Herausforderungen stellt, findet Andreas Rickmann. So habe der FC Bayern seine Teamvorstellung im August via Facebook Live auf Englisch gestreamt. Dies sei im Sinne von über 90 Prozent der Facebook-Fans und konsequent am (Facebook) Publikum ausgerichtet gewesen, hätte aber für Unmut bei den heimischen Fans gesorgt. Rickmann spricht von einem Spagat, vor dem gerade Traditionsklubs im Bereich der Internationalisierung stehen würden: “Die Emotionen und Identität der wichtigen deutschen Fans respektieren, die Werte und die Seele des Klubs wahren und zugleich neue Zielgruppen erschließen.”

NPD, Olympia, Snowden

1. Bewährungschance missachtet: taz-Autor darf nicht vom NPD-Bundesparteitag berichten
(blogs.taz.de, Andreas Speit)
“Leider gehören Sie zu der Sorte ‘Journalisten’, die im Umgang mit der NPD bzw. der nationalen Opposition notorisch den presserechtlichen Pflichten zuwider handeln und die journalistischen Sorgfaltspflichten chronisch missachten.” Mit dieser Begründung schloss die NPD den “taz”-Autor Andreas Speit 2010 vom Bundesparteitag aus. Auch fünf Jahre später verweigert ihm die Partei den Zugang, da Speit “in den letzten Jahren nicht dazu beigetragen [habe], dass wir unsere Beurteilung Ihrer Tätigkeit seit dem letzen Akkreditierungswunsch aus dem Jahre 2010 ändern konnten.”

2. No, 1 in 5 British Muslims doesn’t have sympathy with ISIS — here’s why
(mirror.co.uk, Mikey Smith, englisch)
In bester Knallblattmanier titelte “The Sun” gestern: “1 in 5 Brit Muslims’ sympathy for jihadis”. Mikey Smith erkennt an der Geschichte allerdings ein ganz gravierendes Problem: Die Boulevardzeitung frage in ihrem selbsternannten “shock poll” nach etwas ganz anderem als nach “sympathy for jihaids”. Bei der “Independent Press Standards Organisation” seien für die “Sun”-Titelgeschichte bereits mehrere Hundert Beschwerden eingegangen.

3. SPIEGEL blamiert sich mit Social Media-Schelte für @RegSprecher
(jensrehlaender.com)
Der “Spiegel” ärgert sich darüber, durch die Facebook-Seite der Bundesregierung nun vollends die Informationshoheit verloren zu haben. Das wiederum stört Jens Rehländer, der jede Kritik des Nachtrichtenmagazins an Regierungssprecher Steffen Seibert nur als vorgeschoben ansieht. Da werde mit BVerfG-Urteil von 1977 argumentiert, obwohl damals wohl noch niemand soziale Medien für Regierungsposts für möglich gehalten hätte. Rehländer findet: Der “Spiegel”-Artikel ende “als Blamage für das Autoren-Duo”.

4. Presserat bewertet Fotos von Aylan und Leichen in LKW unterschiedlich
(derstandard.at)
Ende August und Anfang September sorgten zwei Fotos für heftige medienethische Diskussionen: die Leichen von Flüchtlingen im Laderaum eines LKWs und der ertrunkene Aylan Kurdi. Der österreichische Presserat hält die Abbildung von Aylan Kurdi für “angemessen” und stellt das Verfahren gegen die Medien ein, die das Bild zeigten. Für den Abdruck des LKW-Fotos erhält die “Kronen Zeitung” dagegen eine Rüge, zuvor waren mehr als 180 Beschwerden eingegangen.

5. Mit Sonne
(sueddeutsche.de, Thomas Hahn)
Thomas Hahn sieht in der Berichterstattung der Hamburger Lokalmedien rund um die Olympiabewerbung der Stadt — ganz im Sinne der sportlichen Veranstaltung, um die es geht — “eine Art Rekordversuch des abhängigen Journalismus”.

6. Citizenfour
(mediathek.daserste.de, Laura Poitras, Video, 1:46:17 Stunden)
Einen Oscar hat er bekommen, einen Emmy und noch eine ganze Reihe weiterer Auszeichnungen. Jetzt (und noch bis zum 30. November) ist der Dokumentarfilm “Citizenfour” in der ARD-Mediathek abrufbar. In aller Kürze: Es geht um Edward Snowden und den NSA-Skandal. Der Journalist Glenn Greenwald und die Dokumentarfilmerin Laura Poitras spielen dabei wichtige Rollen.

Twitter-Kodex, “taff”, Gysi-Tricks

1. Auskunftsanspruch gegenüber Bundesbehörden: Netzwerk Recherche fordert schnelle gesetzliche Regelung
(netzwerkrecherche.org)
Anfragen von Journalisten haben Bundesbehörden immer mal wieder mit dem Argument unbeantwortet gelassen, dass die Landespressegesetze für sie nicht gelten. Gestern hat das Bundesverfassungsgericht bekanntgegeben, eine daran anknüpfende Beschwerde eines “Bild”-Reporters nicht anzunehmen; gleichzeitig sagt das Gericht aber, dass die Informationsrechte gegenüber Behörden des Bundes kein geringeres Niveau erreichen dürfen als auf Landesebene. Für Manfred Redels vom “Netzwerk Recherche” ist nun “der Gesetzgeber gefordert, schnell ‎eine Regelung auf den Weg zu bringen, die die Rechercherechte stärkt und auch bei Anfragen an Bundesbehörden für Klarheit sorgt”.

2. Twitter gibt sich einen Pressekodex
(konradlischka.info)
Mit seinem kürzlich gestarteten Angebot “Moments” hat sich Twitter endgültig von der reinen Plattform zum “Platisher” entwickelt und wildert jetzt im Geschäft der Publisher. Für den neuen Dienst wählen Redakteure Tweets aus und erstellen daraus kleine Geschichten. Dafür hat sich Twitter selbst Richtlinien auferlegt, die Konrad Lischka bekannt vorkommen: “Passagen dieses Dokuments lesen sich, als hätte Twitter den Pressekodex kopiert.” Für ihn ist das Vorgehen “ein Meilenstein”, da Suchmaschinen und soziale Netzwerke “als Publikumsverteiler ähnlich wie Medien” funktionierten. Allerdings seien die Richtlinien an einigen Stellen problematisch und könnten schon bald zu Problemen führen, etwa beim Schutz der Persönlichkeit und dem Umgang mit Richtigstellungen.

3. Juristisch falsche Berichterstattung des NDR zum Thema Identitätsdiebstahl
(internet-law.de, Thomas Stadler)
Den NDR-Bericht “Wie Kriminelle Identitäten missbrauchen” findet Thomas Stadler alarmistisch und “juristisch falsch”. Schließlich hafte man grundsätzlich nur für sein eigenes Verhalten — und nicht dafür, dass sich jemand der Identität bemächtigt hat und im Namen eines anderen Geschäfte tätigt.

4. Mir geht eure Sensationsgeilheit auf den Sack! #taff
(lilies-diary.com, Christine)
Snapchat-Fan Christine hat ein Kamerateam von “taff” ins Haus gelassen und ärgert sich im Nachhinein. “Das habe ich jetzt davon. Es lief eine völlig bescheuerte, teilweise frei erfundene Geschichte auf taff.” Der ganze Beitrag sei “auf einer Lüge aufgebaut”, schreibt sie: “Weder ich bin süchtig, noch habe ich Zeit 6 Stunden vor Snapchat zu hängen, noch ist meine Beziehung gefährdet.” Allerdings, so Alexander Krei bei DWDL, sei die 30-Jährige nicht ganz unschuldig am entstandenen Eindruck, schließlich habe sie “in der Vergangenheit gleich mehrfach mit einer Snapchat-Sucht kokettiert.”

5. The growing problem of Internet “link rot” and best practices for media and online publishers
(journalistsresource.org, Leighton Walter Kille, englisch)
Ein Problem, über das sich Print-Journalisten garantiert nie Gedanken machen müssen: Wie verlinke ich meine Quellen richtig? Online-Journalisten können dabei aber eine Menge falsch machen. Klar ist: Gar keine Links sind unsauber, aber auch mit dem Gegenteil tut man seinen Lesern keinen Gefallen — zu viele, wahllose Verweise schaden dem Lesefluss und stiften unnötig Verwirrung. Leighton Walter Kille gibt zehn wirklich wertvolle Tipps zum richtigen Umgang mit Hyperlinks — nicht nur für Journalisten, sondern für alle Menschen, die ins Internet schreiben.

6. So hat uns Gregor Gysi ausgetrickst
(heute.de, Andreas Kynast)
Gestern hatte Gregor Gysi seinen letzten Tag als Vorsitzender der Linksfraktion im Bundestag. “Der politische Langzeit-Erfolg” des Politikers beruhe zu einem Großteil auf seiner Wirkung im TV, schreibt ZDF-Korrespondent Andreas Kynast. Er stellt “sieben typische Gysi-Tricks” vor, “um im Fernsehen gut auszusehen”.

Fanproteste gegen die “Bild”, Türkei, Vorratsdaten

1. “Es wirkt befremdlich”
(11freunde.de, Andreas Bock)
Nach dem FC St. Pauli haben gestern dreieinhalb weitere Fußballklubs der “Bild”-Aktion “Wir helfen” abgesagt. Die Fan-Organisation “Unsere Kurve” fordert in einem offenen Brief alle Teams der 1. und 2. Bundesliga auf, am Wochenende nicht an der “Bild”-Kampagne teilzunehmen. Im Interview mit 11freunde.de erklärt ihr Sprecher, warum die “Interessenvertretung der Fans aller Vereine” gegen die “Wir helfen”-Aufnäher ist. Das Verhalten von “Bild”-Chef Kai Diekmann, der nur Vollgas kenne, “auch wenn die Karre längst feststeckt”, kommentiert Jürn Kruse in der “taz”. Die Website “Faszination Fankurve” und der Journalist Sören Kohlhuber versuchen, einen Überblick zu behalten, welcher Verein bei “Wir helfen” mitmacht, welcher nicht, und welche Fangruppen ihre Klubs auffordern, sich der Aktion zu verweigern. Dass es der “Bild” bei ihrer Kampagne vor allem um die “Bild” geht, hatte Stefan Niggemeier bereits am Wochenende im Gespräch mit “DRadio Kultur” gesagt; im “Neo Magazin Royale” versucht Jan Böhmermann, das auch “dem kleinen Mann” zu erklären. “Eine Zeitung” beruhigt indes die verwirrten “Bild”-Leser mit der Ankündigung, das Blatt werde im Oktober “die erfolgreiche Kampagne ‘Wir hetzen'” wieder aufnehmen.

2. FanRun mit Fragezeichen
(miasanrot.de, Jan)
Eine undurchsichtige Organisationsstruktur, kein Anschluss unter einer angegebenen Telefonnummer, Intransparenz bei der Verwendung der Spenden — es gibt ein paar Merkwürdigkeiten rund um den Charity-“FanRun”, den der FC Bayern München zusammen mit der “Bild” veranstaltet. Das Bayern-Blog “Miasanrot” versucht herauszufinden, wer und was dahintersteckt. Frank Helmschrott hat zum Artikel ein Recherche-Storify gebastelt.

3. Kritische Medien unerwünscht
(taz.de, Jürgen Gottschlich)
In sechs Wochen wird in der Türkei neu gewählt, und dementsprechend erhöht Präsident Erdogan den Druck auf die letzten kritischen Medien des Landes. Jürgen Gottschlich befürchtet, dass die Einschüchterungspolitik die Stimme der “Hürriyet” zum Verstummen bringen könnte — und Kritik an der AKP folglich nur noch in kleinen Zeitungen und Sozialen Medien geäußert würde. Eine gute Zusammenfassung von Erdogans Offensive gegen die Pressefreiheit gibt Thomas Seibert im “Tagesspiegel”.

4. What happened after 7 news sites got rid of reader comments
(niemanlab.org, Justin Ellis, englisch)
“Recode”, Reuters, “Popular Science”, “The Week”, “Mic”, “The Verge” und “FTW” von “USA Today” — diese Medien haben im Laufe des letzten Jahres ihre Kommentarfunktion abgeschaltet. Justin Ellis hat bei den Verantwortlichen nachgefragt: Warum? Auf welche Kanäle hat sich das Nutzer-Feedback verlagert? Und wie fällt die vorläufige Bilanz aus?

5. Alles durchleuchtet
(sueddeutsche.de, Karoline Meta Beisel)
Was würde die Vorratsdatenspeicherung für den Informantenschutz bedeuten? Der Journalist Daniel Moßbrucker hat sich mehr als 40 Tage lang selbst überwacht — mit genau den Mitteln, die auch Strafermittlern zur Verfügung stünden. Sein Fazit: “Das Netz der Daten ist viel enger, als ich erwartet hatte. […] Darum reicht es für Informantenschutz nicht mehr, sich auf Paragrafen in der Strafprozessordnung zu verlassen. Man muss sich bewusst machen, dass man theoretisch die ganze Zeit durchleuchtbar ist.”

6. Facebook führt automatisch wechselndes Aktions-Profilbild ein
(der-postillon.com)

Derailing, Gehirnwäsche, eBay-Geburtstag

1. Derailing im Netz: Wie Diskussionen in eine völlig andere Richtung gelenkt werden
(t3n.de, Andreas Weck)
Als Antwort auf einen Text über Rechtsextremismus bekommt man einen Artikel präsentiert, der davon handelt, dass Linksextremismus auch gefährlich ist. Das ist “Derailing”, zu Deutsch “Entgleisung” — ein Verhalten, das die Diskussion von Anfang an vom eigentlich Thema weg lenkt. Andreas Weck stellt einige Fälle von Derailing vor und gibt Tipps, wie man mit dieser perfiden Taktik am besten umgeht, ohne sich auf überflüssige Diskussionen mit bewusst provozierenden Trollen einzulassen.

2. Urheberrecht auf Memes? Getty Images, der „Socially Awkward Penguin“ und eine Lösung aus dem Markenrecht
(netzpolitik.org, Leonhard Dobusch)
Die Seite “Getdigital” verwendete das bekannte Meme des “Socially Awkward Penguin” — und kassierte dafür eine Abmahnung von Getty Images, weil der darin enthaltene Pinguin urheberrechtlich geschützt ist. Anhand von vier Gründen erklärt Leonhard Dobusch, warum es absurd ist, dass Memes abgemahnt werden können und wünscht sich dafür eine Sonderregelung im Immaterialgüterrecht.

3. This Is How Fox News Brainwashes Its Viewers
(autostraddle.com, Heather Hogan, englisch)
Zwölf Jahre hintereinander sei “Fox News” nun das “most watched cable news network” in den USA, schreibt Heather Hogan. Und schon immer gehöre es zur Agenda des Senders, seine Zuschauer einer systematischen Gehirnwäsche zu unterziehen: “Once they’ve settled on the outcome they want, Fox News shapes its narrative and sets in motion its brainwashing cycle.”

4. Verschmähte Liebe
(ejo-online.eu, Michael Haller)
Der Medienwissenschaftler Michael Haller schaut “den jungen Leuten gern mal über die Schulter” und sieht, wie sie sich “durch Mitteilungen auf Facebook klicken, Nachrichten auf WhatsApp schreiben, über Bilder- und Videogalerien wischen oder ihr Game spielen.” Zeitung liest kaum jemand. Um herauszufinden, woran das liegen könnte, hat er an der Hamburg Media School das Forschungsprojekt “Was wird aus den Digital Natives?” initiiert und insbesondere die Bedeutung von Lokalzeitungen für die “Generation Smartphone” untersucht. Sein Fazit: Eigentlich schätzten auch Digital Natives den klassischen Zeitungsjournalismus, “[d]och leider scheinen sich die Zeitungsmacher für das Lebensgefühl und die Sichtweisen der Jungen nicht zu interessieren.”

5. “Der Begriff ‘Asylant’ ist ganz klar verbrannt”
(sueddeutsche.de, Karin Janker)
“Political Correctness ist zu einem Kampfbegriff geworden, um Menschen lächerlich zu machen, die andere nicht unnötig verletzen wollen”, entgegnet der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch Menschen, die bedachte Wortwahl als “Gutmenschentum” abtun. Im Interview erklärt er, warum Begriffe wie “Asylkritiker”, “Flüchtlingswelle” und “Asylant” problematisch sind. Passend dazu hat Hannah Beitzer ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen der Flüchtlingsdebatte erstellt und nimmt “besorgte Bürger” aufs Korn, die vor “Asylmissbrauch” warnen.

6. 3… 2… 1… Meins: 20 Jahre eBay
(heise.de, Ralf Bülow)
Heute hat eBay Geburtstag. Gefeiert haben deutsche Medien aber schon gestern – weil das Geburtsdatum falsch in der Wikipedia stand, schreibt Ralf Bülow. “Ebenfalls nicht richtig ist der Mythos, [eBay-Gründer] Omidyar habe damit seine Verlobte unterstützen wollen, die Spenderfiguren für PEZ-Bonbons sammelte. Das stellt eBay in der offiziellen Chronologie richtig. Der erste Artikel, der über eBay verkauft wurde, war ein Laserpointer. Der Käufer zahlte zur Überraschung Omidyars 14,83 US-Dollar, obwohl das Gerät als defekt beschrieben war.”

Gerd Bacher, Glyphosat, BND

1. “Die Klage gegen den BND”
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Reporter ohne Grenzen verklagen den Bundesnachrichtendienst aufgrund einer unverhältnismäßigen Überwachungspraxis wegen “Verletzung des Fernmeldegeheimnisses”: “Angesichts dieser Überwachung sehen wir den Informantenschutz für Journalisten nicht mehr garantiert und die freie Berichterstattung in Deutschland bedroht. Den Medien ist es nicht mehr ausreichend möglich, ihrer Rolle als vierte Gewalt in einer demokratischen Gesellschaft nachzukommen.”

2. “Offener Brief”
(stallbesuch.de)
Ein Offener Brief zur Berichterstattung der Medien über die Medienmitteilung “Wahrscheinlich krebserregendes Pflanzengift: Glyphosat in Muttermilch” (gruene-bundestag.de): “Wir appellieren nachdrücklich an alle Medienvertreter, gerade Verlautbarungen von Interessengruppen und Parteien stets einer kritischen Prüfung zu unterziehen.”

3. “Am Boden”
(freitag.de, Karsten Krampitz)
Karsten Krampitz, ehemaliger Redakteur des “Strassenfeger”, schreibt über die Auseinandersetzungen innerhalb des Magazins: “‘Betrugsversuche und aggressives Betteln’ sollen jetzt geahndet werden. Tatsächlich. Warum eigentlich nicht beim ‘Chefredakteur’? Andreas Düllick bettelt doch in jeder Ausgabe. Unter seiner Ägide findet sich auf der Rückseite des Strassenfegers seit vielen Jahren ein auszufüllender Spendencoupon. Wofür genau das Geld gebraucht wird, erfährt der Leser nicht.”

4. “Der graue Leitwolf hat uns verlassen”
(diepresse.com, Rainer Nowak)
Ein Nachruf auf Gerd Bacher, “den wichtigsten Medienmann Österreichs”: “Den ORF hatte er de facto im Alleingang erfunden, aufgestellt und mit Leben erfüllt. Was heute öffentlich-rechtlich genannt wird, geht auf sein Konto. Was heute die Politik nicht versteht und daher unterbinden will, ist das Erbe Bachers. (…) Bacher war ein deklarierter Gegner und Kritiker der Boulevardisierung der Medien, er kämpfte ein hartes Match mit Hans Dichand und der ‘Krone’. Deren Berichterstattung erkannte er als Gefahr für die Redlichkeit und die Kultur im Lande.”

5. “Die Heucheleien der Internet-Journalisten”
(medium.com, Quinn Norton, 24. Juni)
Quinn Norton reflektiert Möglichkeiten der Überwachung und Meinungsbildung. Eine Übersetzung von “The Hypocrisy of the Internet Journalist”: “Ich könnte die Werbebotschaften, und oft sogar die Inhalte, die du siehst, so zusammenstellen, dass ich damit langsam, aber sicher und zuverlässig deine Sicht auf die Welt verändern könnte. Ich könnte dich mit den tausenden oder Millionen gezielten Botschaften und Inhalten in eine bestimmte Richtung stoßen und dich verändern — in winzigen Schritten, wieder und wieder und immer wieder. Ich könnte Testsysteme, die deinen Geschmack verändern sollen, automatisch gegeneinander testen, ein A/B-Test für die Veränderung deines Geschmacks über die Zeit hinweg, das Ganze dann wiederholen und somit eine immer perfektere Maschine zur Meinungsbildung erschaffen. Aber ich bin gegangen, bevor all das wirklich gut wurde.”

6. “Greek Bailout Fund”
(indiegogo.com, englisch)

Apple, Angst, Alfred Neven DuMont

1. “Josef K. im Hubschrauber”
(taz.de, Ulrich Schulte)
Journalisten am G7-Gipfel auf Schloss Elmau 2015: “Alles da, alles einfach, alles toll. Es gab Geschenke, G7-Gipfel-Schlüsselanhänger, G7-Gipfel-Kugelschreiber, einen Rucksack samt Gipfellogo und bayerischem Wappen. Es gab ein sagenhaftes Buffet im Cateringzelt, das von morgens bis abends Schweinebraten, Knödel und frische Salate anbot. Es gab einen stylischen Entspannungsraum mit einer Cocktailbar, Sitzsäcken, Tischfußball und Großbildschirmen.” Siehe dazu auch “The G7 media centre – a German sausage factory of news” (theguardian.com, Charlie Skelton, englisch).

2. “Pressefreiheitsrankings unter der Lupe”
(de.ejo-online.eu, Anna Carina Zappe)
Anna Carina Zappe analysiert Stärken und Schwächen fünf verschiedener Rankings der Medienfreiheit.

3. “‘Unsere Patienten gelten als verrückt, nicht als krank'”
(faz.net, Lucia Schmidt)
“Der mediale und gesellschaftliche Umgang mit der Flugzeugkatastrophe hat die Entstigmatisierung von psychisch kranken Menschen um Jahre zurückgeworfen”, sagt Psychiatrieprofessor Andreas Reif über die Folgen des Absturzes von Germanwings-Flug 9525: “Psychische Erkrankungen sind häufig. (…) Diese Patienten dürfen in keine Ecke gedrängt werden, das verschlechtert ihre Prognose und Versorgung dramatisch, das wiederum hat Auswirkungen auf unsere gesamte Gesellschaft.”

4. “Raus aus dem Hamsterrad: Warum wir nicht mehr über Apple-Events berichten”
(basicthinking.de, Tobias Gillen)
Das Blog Basicthinking.de fährt die gut geklickte (Live-)Berichterstattung über Apple-Events zurück: “Das alles bedeutet natürlich nicht, dass es auf BASIC thinking nie mehr Apple-Themen zu lesen geben wird. Aber wir haben uns von diesem Hype-Denken verabschiedet und werden uns Produkten mit der nötigen Ruhe und Distanz widmen, genauso wie wir es mit anderen Dingen und Themen auch machen (über Microsoft-Präsentationen u.ä. berichten wir auch nicht im Liveticker).”

5. “Reden der Trauerfeier für Alfred Neven DuMont”
(ksta.de)
Fünf Reden zum Tod von Alfred Neven DuMont. Hans Werner Kilz: “Natürlich konnte – und wollte – er in seinen Blättern verhindern, was ihm nicht in den Kram passte. ‘Ich hätte nicht gerne eine Zeitung führen wollen, wo ich mich am Schluss nicht hätte durchsetzen können’, sagte er ganz offen. Redaktionsstatute, die Verleger-Entscheidungen dem Votum der Mitarbeiter unterwarfen, fand er ein Gräuel. Aber er ließ andere Meinungen gelten, sie mussten nur gut begründet sein. Wer sauber recherchiert hatte, brauchte Interventionen nicht zu fürchten.”

6. “Die Angstgesellschaft”
(internet-law.de, Thomas Stadler)
Siehe dazu auch “Informationsfreiheits-Ablehnung des Tages: Der Bundesnachrichtendienst antwortet uns überhaupt nicht mehr” (netzpolitik.org, Andre Meister).

Scheidenpilz, Ronja Von Rönne, Walter Scott

1. “Boykott am Kiosk”
(deutschlandfunk.de, Murat Koyuncu)
Murat Koyuncu holt Statements ein zum “Bild”-Boykott einiger Zeitungsverkäufer.

2. “Die stärkste Zeitung der Schweiz und Sexismus”
(flugangstweb.wordpress.com, Anne-Sophie Keller)
Anne-Sophie Keller schreibt einen offenen Brief an Blick.ch-Chefredaktor Rüdi Steiner und Blick.ch-People-Ressortchef Dominik Hug: “Ich finde nicht, dass ein Scheidenpilz Bestandteil des öffentlichen Interesse ist.”

3. “Aufräumen nach dem Shitstorm, 1. Teil”
(fembio.org, Luise F. Pusch)
Durch die Übernahme ihrer Kolumne auf Emma.de wird Luise F. Pusch für Sätze kritisiert, die sie gar nicht geschrieben hatte: “Fünf Sätze, die nicht von mir sind, mir aber im Shitstorm und in den Medien dauernd vorgeworfen wurden.”

4. “I dont even know what to say”
(facebook.com/rroenne)
“Welt”-Journalistin Ronja Von Rönne befasst sich mit einer Kritik (Nachtrag) auf ihren Text “Warum mich der Feminismus anekelt”.

5. “Should You Watch the Video?”
(newyorker.com, Philip Gourevitch, englisch)
Sollte man sich das Video, das die Schüsse auf Walter Scott zeigt, ansehen? “This is uncharted territory, and it is not insignificant that Walter Scott’s family has expressed gratitude that the video exists. So we are, to some degree, our own editors when we choose to click or not.”

6. “Big Jack und die Ja!-Quark-Lady”
(schnipselfriedhof.de, Volker Strübing)
Volker Strübing schreibt über arme Menschen: “Meinen ersten Bettler sah ich live als ich 18 war, am 10.11.1989 bei meinem zweiten Besuch in Westberlin und ich war geschockt, obwohl ich natürlich wusste, dass es sie gab. Heute gehe ich jeden Tag an was weiß ich wievielen vorbei und muss mich zusammenreißen, um nicht aufzustöhnen und mit den Augen zu rollen, wenn der dritte Motzverkäufer in die S-Bahn steigt. Das Elend nutzt sich ja auch irgendwann ab, und überhaupt, ich habs weiß Gott auch nicht leicht und dann sind da ja auch noch die sprichwörtlichen Kinder in Afrika, die froh wären, wenn sie sich mit ein paar leeren Flaschen so einen schönen Ja!-Quark verdienen könnten.”

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