Suchergebnisse für ‘Tichy’

Weggang, Doppelstrategie, Abwehrzentrum

1. Tichy & Co: Warum es legitim ist, Unternehmen zu einer politischen Positionierung zu zwingen
(metronaut.de, Mikael in den Fahrt)
Roland Tichy, auf dessen Portal ein Autor “grün-linke Gutmenschen” als “geistig-psychisch krank” bezeichnet hatte, gibt seinen Posten als Herausgeber von XING News ab. Ursache waren vor allem der lautstarke Twitter-Protest und die vielen Kündigungsankündigungen. Nun gibt es kritische Stimmen wie die von Fefe, die sich gegen eine “Existenzvernichtung als Mittel des politischen Diskurses” wenden. War es also legitim, wenn Menschen von Unternehmen wie Xing eine politische Positionierung einfordern? Eine ähnliche Frage stellt sich Johnny Haeusler bei Wired: “War die „Abstimmung mit den Konten“ hilfreich?”

2. Zuckerbrot und Twitter
(tagesspiegel.de, Thomas Seibert)
Donald Trump fährt in Sachen Öffentlichkeitsarbeit eine Doppelstrategie: Wichtige Stellungnahmen posaunt er über Twitter direkt an seine rund 19 Millionen Follower raus. Und nur, wenn es ihm ausdrücklich passt, redet er mit Zeitungen und Fernsehen. Die Presse hätte noch kein Konzept gefunden, wie sie mit dieser Doppelstrategie umgehen soll, schreibt Thomas Seibert im “Tagesspiegel”. Die Vorteile von Trumps Vorgehens lägen auf der Hand: Auf Twitter braucht sich der zukünftige US-Präsident keinen kritischen Fragen zu stellen.

3. Der Rockstar-Finanzminister
(de.ejo-online.eu, Dominik Speck)
Dominik Speck hat sich im Rahmen seiner Bachelorarbeit die Berichterstattung über den ehemaligen griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis in deutschen und französischen Qualitätszeitungen angeschaut. Varoufakis galt während seiner kurzen Amtsperiode von Januar bis Juli 2015 als eine Art “Rockstar Finanzminister” und erlangte zusätzliche Berühmtheit durch die Causa Stinkefinger.

4. Von ganz links nach ganz rechts
(blog.zeit.de, Jürgen P. Lang)
Im Störungsmelder-Blog der “Zeit” und ihren Partnern schreiben Autoren aus allen Regionen Deutschlands über Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus. Im aktuellen Beitrag von Jürgen P. Lang geht es um Jürgen Elsässer, den Chefredakteur des rechtspopulistischen Monatsmagazins “Compact”. Der Autor diskutiert gleich zu Beginn Elsässers politische Wandlung, die so überraschend dann doch nicht sei: “Wer die Rechts-Links-Brille beiseitelegt, wird allerdings erkennen, dass Elsässers Vita mehr Brücken als Brüche aufweist. Im Kern war er schon immer Nationalist.”

5. Her mit der Wahrheit!
(mdr.de)
In Tschechien hat man 20 Mitarbeiter des Innenministeriums zu einem sogenannten “Abwehrzentrum” zusammengefasst, in dem Falschmeldungen in sozialen Netzwerken aufgedeckt, gekennzeichnet und entkräftet werden sollen. Doch das Projekt ist umstritten. Tschechiens Präsident Miloš Zeman sagte in seiner Weihnachtsansprache: “Wir brauchen keine Zensur, keine Ideenpolizei, wir brauchen kein Amt für Presse und Information, solange wir in einem freien, demokratischen Staat leben wollen.”

6. Jetzt geht’s rund
(sueddeutsche.de, Hans Hoff)
Entertainer Thomas Gottschalk feiert sein Radio-Comeback: Einmal im Monat drei Stunden bei Bayern 1. Eine “Radio-Sendung, in der er vor allem seinen Ruf als größte Ich-AG Deutschlands pflegt”, so Hans Hoff in seiner Kritik.

Sandsäcke, Silvesternacht, Kristallkugel

1. Sandsäcke gegen pseudo-psychologisches Blabla
(schräglage.org, Peter Teuschel)
Auf der rechtslastigen Seite “Tichys Einblick” erschien ein Artikel, der für breites Entsetzen und Empörung sorgte. Die “psychopathologisch gestörten grün-linken Gutmenschen”, so die Schmähung des Autors, seien Kranke, mit denen man nicht reden solle. Auf Twitter kündigten daraufhin viele Nutzer an, ihre Xing-Mitgliedschaften zu kündigen (Roland Tichy ist dort Herausgeber der News). Mittlerweile ist der Artikel auf dem Tichy-Portal zwar gelöscht, wegen der Brisanz des Vorgangs lohnt dennoch ein Blick in die Erwiderung von Peter Teuschel. Und auch Blogger stefanolix hat sich den Beitrag näher angeschaut und stellt am Ende die Frage: “Wie kann ein Mann so viele wunderbare Fachgebiete (inklusive Philosophie und Ethik!) studieren und dann so eine Scheiße schreiben?”

2. „Wir wissen nichts. Alles ist möglich“
(taz.de, Malte Göbel)
“Herr Kachelmann, was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie im Spiegel lesen, dass dem Noch-Herausgeber der Bild-Gruppe Kai Diekmann von einer Springer-Mitarbeiterin vorgeworfen wird, sie im Sommer beim Baden belästigt zu haben?” Die “taz” hat mit dem Meteorologen Jörg Kachelmann über die Causa Diekmann gesprochen.

3. Warum wir über Racial Profiling reden müssen
(internet-law.de, Thomas Stadler)
Der Jurist Thomas Stadler hat sich mit den Kontrollen der Kölner Polizei in der Silvesternacht beschäftigt. “Das Verhalten der Kölner Polizei rüttelt an den Grundfesten unserer Verfassung. Wenn wir den Gleichheitssatz unseres Grundgesetzes ernst nehmen, dürfen wir derartige polizeiliche Maßnahmen nicht dulden.” Auch der Jurist Heinrich Schmitz findet bei den Kolumnisten, dass Fragen zum Verhalten der Polizei erlaubt seien.

4. Bunte-Nachbarschaft.de: „Man konnte Wahrheit und Lüge kaum noch unterscheiden“
(flurfunk-dresden.de)
Anfang 2015 startete Jan Pötzscher einen Nachbarschaftsblog, ein “Tagebuch über meine persönlichen Erfahrungen zum Vorhaben der Einrichtung eines Asylbewerberheims, zu den Diskussionen mit Politik und Behörden und dem Für und Wider der Unterbringung von Asylbewerbern – so wertfrei und objektiv wie möglich!” Im Interview mit “Flurfunk” berichtet er über seine Erfahrungen, die Reaktion der Nachbarn, Höhe- und Tiefpunkte und zieht eine persönliche Bilanz.

5. Drei Jahre Moscow Times – sowas wie ein Fazit
(kscheib.de, Katrin Scheib)
Fünf Jahre will Journalistin Katrin Scheib in Moskau arbeiten. Die ersten drei Jahre hat sie bei der “Moscow Times” verbracht. Nun zieht sie ein Zwischenfazit, das neugierig auf das Weiter macht. Aber auch der Blick zurück lohnt: Auf ihrem Blog gibt es viele interessante Beiträge über ihr Leben als Journalistin in Russland.

6. Was Social-Media-Experten von 2017 erwarten
(joca.me, Jörgen Camrath)
Jörgen Camrath hat Social-Media-Experten um einen Blick in die Kristallkugel gebeten und sie gefragt, was uns im neuen Jahr in Bezug auf die sozialen Medien erwartet. Die Antworten gehen erfreulicherweise oft über die üblichen Allgemeinplätze hinaus. Und einer der Befragten hat das Ganze etwas getrollt. Aber auch das liest sich ganz nett.

Sendeschluss, Medien-Honorare, Bundesliga

1. Das war’s dann
(taz.de, Jürgen Gottschlich)
Ein Besuch bei der letzten Mitarbeiterversammlung des türkischen Senders “IMC TV” brachte die traurige Gewissheit: Der unabhängige, linke Fernsehsender muss dicht machen, die mehr als 100 Mitarbeiter sind arbeitslos. Nun bleibt nur noch der Gang nach Straßburg zum Gerichtshof für Menschenrechte. Doch das kann Jahre dauern und der bisherige Finanzier befürchtet eine Enteignung, sollte er den Sender finanziell unterstützen. Damit seien im türkischen Fernsehen jetzt praktisch nur noch regierungsnahe Kanäle zu sehen.

2. “Tichys Einblick” – die konservative Alternative
(sueddeutsche.de, Johannes Boie)
Johannes Boie hat sich das Monatsmagazin “Tichys Einblick” angeschaut, hinter dem der Ex-Chef der “Wirtschaftswoche” Roland Tichy steckt. “Tichy kann es”, befindet der Autor. Das neue Heft habe eine Auflage von 70 000, erste Abos seien verkauft, Immobilienmaklern und Banken würden Inserate schalten. Unter den Autoren würden sich bekannte Konservative, aber auch “Internetkrawallos” befinden. “Tichy positioniert sich seriös, profitiert aber selbstverständlich vom Pegida-Narrativ der “Lücken- und Lügenpresse”. Es klingt nur vornehmer bei ihm: Sein Blatt, so schreibt er, sei “für Menschen, die die Nase voll haben vom bevormundenden Mainstream-Journalismus, die selber denken, die die Wahrheit vertragen”. Das stimmt. Jedenfalls solange die eigene Wahrheit ist, dass Merkel dringend abgewählt werden muss.”

3. Medien-Honorare: David gegen Goliath
(carta.info, Laurent Joachim)
Laurent Joachim fragt sich, warum Deutschlands Journalisten in fremden Angelegenheiten so mutig seien, aber innerhalb ihrer Verlage so verzagt. In kaum einer anderen Branche seien die Stundenlöhne so schlecht wie in den Medien. Und kaum irgendwo sonst würden sich die Betroffenen so selten dagegen wehren. Joachims trauriges Fazit: “Inzwischen ist Lohndumping überall so verbreitet, dass keine Krähe einer anderen ein Auge aushacken kann, ohne sich selbst in Verlegenheit zu bringen. Eigentlich ein perfektes Machtsystem samt Schweigekartell.”

4. Erdogan geht gegen Einstellung des Böhmermann-Verfahrens vor
(zeit.de)
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan wehrt sich gegen die Einstellung der strafrechtlichen Ermittlungen gegen den ZDF-Moderator Jan Böhmermann. Die Generalstaatsanwaltschaft in Koblenz muss nun über die Beschwerde Erdoğans entscheiden.

5. Seniorbook heißt jetzt Wize.life
(horizont.net, Katrin Ansorge)
Das Netzwerk “Seniorbook” weicht einem Rechtsstreit mit Facebook aus und benennt sich “freiwillig” um in “wize.life”. Laut IVW hätte “Wize.life” im September dieses Jahres 5,9 Millionen Visits verzeichnen können, bei 320.000 registrierten Nutzern.

6. Wie sich das Facebook-Wachstum der Bundesliga-Klubs ins Ausland verschiebt
(andreasrickmann.de)
Der FC Bayern hat 39 Millionen Fans auf Facebook. Doch nicht einmal mehr 10 Prozent kommen aus Deutschland. Ein Trend, der auch bei anderen Bundesligisten zu sehen ist und die Vereine vor neue Herausforderungen stellt, findet Andreas Rickmann. So habe der FC Bayern seine Teamvorstellung im August via Facebook Live auf Englisch gestreamt. Dies sei im Sinne von über 90 Prozent der Facebook-Fans und konsequent am (Facebook) Publikum ausgerichtet gewesen, hätte aber für Unmut bei den heimischen Fans gesorgt. Rickmann spricht von einem Spagat, vor dem gerade Traditionsklubs im Bereich der Internationalisierung stehen würden: “Die Emotionen und Identität der wichtigen deutschen Fans respektieren, die Werte und die Seele des Klubs wahren und zugleich neue Zielgruppen erschließen.”

Schleichwerber, Selbstverletzer, Graslutscher

1. Journalismus im Ausverkauf
(dossier.at)
Die Redaktion von “Dossier” behauptet im Besitz von internen E-Mails zu sein, die belegen würden, dass die Tageszeitung “Österreich” regelmäßig Schleichwerbung verbreitet hat. Der Herausgeber der Zeitung, Wolfgang Fellner, hätte beispielsweise eine mehrwöchige Serie an redaktionellen Berichten über einen seiner größten Werbekunden veranlasst. Auch von Gefälligkeitsinterviews für Firmenchefs ist die Rede. Und den Unternehmen sei die Entscheidung überlassen worden, ob Sie „klassische Werbung“ oder doch lieber positive Berichterstattung kaufen wollten. Juristisch seien die aufgezeigten Fälle verjährt, doch Gegenwart und Zukunft sehen, was dies Thema anbelangt, laut “Dossier” düster aus: “Solange die Behörden das Gesetz so schlampig, wenn nicht gar fahrlässig vollziehen wie bisher, so lange wird das System Fellner funktionieren. So lange wird er in Österreich zu haben sein, der Journalismus im Ausverkauf, wie man auch anhand der Ausgabe vom 2. September 2016 vermuten kann.”

2. Chlorgasangriff auf Aleppo?
(blog.tagesschau.de, Michael Wegener)
In Aleppo soll es einen Chlorgas-Angriff des syrischen Regimes mit rund 80 Opfern gegeben haben. Die Tagesschau hat entsprechendes Bild- und Videomaterial gesichtet, es jedoch nicht verwendet. Im Blog erklärt Michael Wegener, warum man sich so entschieden hat und welcher technischen Mittel man sich bediene, um die Authentizität von Videomaterial zu prüfen.

3. Laut MOPO: Schweres ‚Sichselbstverletzen‘ aufgrund von ‚Übersehen‘
(inside-ottensen.de)
Das Stadtteilblog “Inside Ottensen” macht am Beispiel eines Berichts der “Hamburger Morgenpost” über einen Unfall auf ein verbreitetes Problem aufmerksam: Radfahrern würde in vielen Unfallberichten durch die Verwendung bestimmter Formulierungen unterschwellig eher die Schuld zugewiesen als Autofahrern.

4. Roland Tichy startet Monatsmagazin zum Meinungsportal
(horizont.net, Roland Pimpl)
Seit geraumer Zeit betreibt der ehemalige “Wirtschaftswoche”-Chef Roland Tichy die Internetseite “Tichys Einblick”, eine “liberal-konservative Meinungsseite” wie er sie nennt. Nun setzt der streitbare Publizist zum Sprung Richtung Print an. Im Oktober erscheint erstmals “Tichys Einblick” als Monatsmagazin mit einer Auflage von 70.000 Heften, zum Copypreis von 8 Euro für rund 100 Seiten. “Horizont”-Autor Roland Pimpl stellt die Frage, warum Leser Geld für ein paar Texte auf Papier bezahlen sollten, wo es doch auf Tichys Portal diese und noch viel mehr Beiträge gratis gebe. Der Herausgeber selbst spricht von einem “Fanartikel”, zum Sammeln oder zur Auslage im Ärzte-Wartezimmer. Pimpl dazu: “Betriebswirtschaftlich formuliert, will Tichy mit seinem Heft die hohe Zahlungsbereitschaft einer kleinen Zielgruppe für eine besondere Darreichungsform eigentlich kostenloser Inhalte abschöpfen.”

5. Media Startup Fellowship
(vocer.org, Thilo Kasper)
Das VOCER Innovation Medialab und das Media Lab Bayern starten gemeinsam ein neues Förderprogramm. Gesucht werden “innovative Teams, die Ideen für neue Medienangebote und Geschäftsmodelle in der Multichannel Distribution umsetzen wollen”. Die Gewinner des Auswahlverfahrens will man mit dem Media Startup Fellowship vier Monate lang mit 10.000 Euro, Mentoring, Business-Coaching und Workshops unterstützen. (Es geht um “Lean-Startup-Methoden”, um das Entwickeln einer Roadmap, “Insights in die Branche gebende Medien-Mentoren”, ein “Prototyping-Budget” und ein “Comitment”. Nur, ob auch ein Denglisch-Kurs enthalten ist, ist leider nicht ersichtlich. Und nicht vergessen: “Wenn ihr Technologie macht, habt ihr Coder dabei, macht ihr Content, kennt ihr euch im Storytelling aus.”)

6. Ich habe den Bericht über den veganen Selbstversuch im aktuellen SPIEGEL gelesen, damit Ihr es nicht tun müsst.
(graslutscher.de, Jan Hegenberg)
Der “Spiegel” hat in der aktuellen Ausgabe eine Reportage über vegane Lebensweise abgedruckt. Genauer gesagt war es ein Selbstversuch, bei dem Autorin Barbara Rupp sieben Tage auf Fleisch, Käse, Leder, Wolle, Milch und Honig verzichtet hat. Verbunden mit der Frage: “Und wenn wir alle Veganer wären? Wo kämen wir da hin?” Der Blogger und “Graslutscher” Jan Hegenberg hält das Ganze für eine “Aneinanderreihung absurd arrangierter Selbsterfahrungsberichte” und schlechter Recherche und kommt zu dem Schluss: “Jemand, der sich nach vier Tagen veganer Ernährung ernsthaft als besserer Mensch vorkommt, obwohl er laut eigener Aussage schon das Steak für die Zeit nach dem Versuch deponiert hat, der wirkt einfach vollkommen unglaubwürdig. Ihrer eigenen Projektion eines veganen Dummkopfes kann sie vermutlich einfach selbst wenig abgewinnen.”

Bild  

“Extrem drastisches Video”, munter retweetet

Vergangene Nacht, als die ersten Meldungen und Fotos und Videos vom Attentat in Nizza auftauchten, hat Tanit Koch sich richtig heißgetwittert. Die “Bild”-Chefredakteurin verbreitete Titelseiten von französischen Tageszeitungen, Aussagen vom früheren Bürgermeister von Nizza und vom deutschen Regierungssprecher, Fotos von Leichen. Und sie retweetete mehrere Videos aus der südfranzösischen Stadt.

Dafür gab es bei Twitter einiges an Kritik:

Es gab aber auch Leute, die Tanit Koch zur Seite sprangen und sie gegen ihre Kritiker verteidigten:

Was der frühere “Bild”-Mitarbeiter Dirk Benninghoff und “Tichys Einblick”-Autor Dushan Wegner offenbar nicht wissen: Die Kritik an Tanit Koch richtet sich nicht gegen das Verbreiten von News beziehungsweise von “Videos von Reuters oder ABC”, sondern gegen den Retweet eines ganz bestimmtes Videos: Es zeigt 45 Sekunden lang sehr explizit und sehr nah viele blutüberströmte und tote Menschen. Zuschauer, die die Personen aus dem Video persönlich kennen, dürften keine großen Probleme haben, sie zu identifizieren.

Diese Aufnahmen, die mit dem Warnhinweis “Extremely GRAPHIC VIDEO” versehen sind, hatte Tanit Koch bei einer britischen Sensationsplattform — die fälschlicherweise auch Meldungen über Geiselnahmen in Nizza verbreitet hatte — gefunden und retweetet:


(Unkenntlichmachung durch uns, da wir dieses Video, das jegliche Würde der abgebildeten Personen missachtet, nicht weiter promoten wollen.)

Dass selbst Tanit Koch die Kritik an ihr offenbar nicht für völlig unangebracht hielt, zeigt sich womöglich daran, dass sie ihren Retweet inzwischen gelöscht hat. (Das hinderte sie freilich nicht daran, Dushan Wegner, den Kritiker ihrer Kritiker, zu retweeten.)

Dennoch, und auch auf die Gefahr hin, dass wir uns wiederholen: Der Pressekodex sagt recht deutlich, was bei der Berichterstattungen über Situationen wie aktuell in Nizza in Ordnung ist und was nicht:

Unangemessen sensationell ist eine Darstellung, wenn in der Berichterstattung der Mensch zum Objekt, zu einem bloßen Mittel, herabgewürdigt wird. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn über einen sterbenden oder körperlich oder seelisch leidenden Menschen in einer über das öffentliche Interesse und das Informationsinteresse der Leser hinausgehenden Art und Weise berichtet wird. […]

Die Berichterstattung über Unglücksfälle und Katastrophen findet ihre Grenze im Respekt vor dem Leid von Opfern und den Gefühlen von Angehörigen. Die vom Unglück Betroffenen dürfen grundsätzlich durch die Darstellung nicht ein zweites Mal zu Opfern werden.

Andererseits: Was interessieren die “Bild”-Medien schon die Vorgaben und Entscheidungen des Deutschen Presserats?

Apple vs. FBI, Kolumnenrückzug, gerügte Blödwerbung

1. #FragDenBundestag erfolgreich: Bundestag öffnet seine Aktenschränke!
(netzpolitik.org, Arne Semsrott)
Manchmal zahlt sich Hartnäckigkeit aus. Wie “Netzpolitik.org” mitteilt, hat der Ältestenrat des Bundestags beschlossen, tausende Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes (WD) online auf der Bundestags-Website zu veröffentlichen. Vorausgegangen war dem eine gemeinsame Kampagne der Webseiten “FragDenStaat” und “Abgeordnetenwatch”, die eben dies gefordert hatten. Außerdem ändere der Bundestag die Praxis seiner Ausarbeitungen. Künftig würden alle Gutachten nach einer Schutzfrist von vier Wochen nach der Ausarbeitung durch den Bundestag online veröffentlicht. Dabei würde der Name des Auftraggebers nicht bekanntgegeben. Die Möglichkeit, ein Gutachten vertraulich einem Bundestagsabgeordneten exklusiv vorzubehalten, werde es künftig nicht mehr geben.

2. Blogger vs. Journalisten: Wie die Rhein-Zeitung versucht eine Diskussion aus 2009 wiederzubeleben
(netzfeuilleton.de, Jannis Kucharz)
“Das Jahr 2009 hat angerufen, es hätte gerne seine Diskussion zurück”, schießt es Jannis Kucharz durch den Kopf, als er einen Gastkommentar zum Thema “Blogger vs. Journalisten” in der “Rhein-Zeitung” liest. In seiner Entgegnung weist er daraufhin, dass auch Blogger eine öffentliche Aufgabe erfüllen würden. Entscheidend sei nicht die Bezeichnungen „Blogger“ oder „Journalisten“, sondern allein die journalistische Arbeitsweise.

3. ¡No pasaran!
(haltungsturnen.de, Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach)
Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach leitet das Deutschlandgeschäft einer mittelgroßen PR-Agentur und schreibt regelmäßig eine Kolumne für das “PR Magazin”. Doch nun hat er seinen Abschied erklärt. Lünenbürger-Reidenbach möchte nicht für ein Blatt schreiben, in dem auch Roland Tichy (Publizist und Betreiber von “Tichys Einblick”, einer “liberal-konservativen Meinungsseite”) vertreten sei. Dessen Beiträge hätten als “normale” konservative Wirtschafts- und Politikkommentare begonnen und seien inzwischen bei radikaler, mit Verschwörungstheorien gespickter Hetze angekommen, die sich im Gleichsetzen von “Pegida” mit der DDR-Bürgerbewegung von 1989 erginge. Da seine Begründung für den Kolumnenausstieg vom “PR Magazin” nicht veröffentlicht worden sei, mache Lünenbürger-Reidenbach diese nun öffentlich.

4. Werberat rügt sechs Firmen wegen sexistischer Werbung
(berliner-zeitung.de)
Der Deutsche Werberat hat sechs Unternehmen wegen sexistischer und Gewalt verharmlosender Werbung gegenüber Frauen gerügt. Trotz Aufforderung durch die Selbstkontrolleinrichtung der Werbewirtschaft hätten die verantwortlichen Unternehmen ihre Werbung nicht abgesetzt. Die gerügten Bilder offenbaren zu all dem eine fremdschämbehaftete Dumpfbackigkeit, so dass man am liebsten eine weitere Rüge hinterherschieben möchte: Die Blödheitsrüge.

5. Zu gut, um legal zu sein
(zeit.de, Patrick Beuth)
Derzeit tobt ein Streit zwischen Apple und dem FBI. Apple soll helfen, an die geschützten Daten im iPhone 5C des toten San-Bernardino-Attentäters Syed Rizwan Farook zu gelangen. Der Beitrag geht der Frage nach, ob zu starke Verschlüsselung und andere Sicherheitstechnik mehr schadet als nützt. Interessant in diesem Zusammenhang auch der Kommentar der “Tagesschau”, die Apple Werbung vorwirft, und die Entgegnung von Christoph Kappes.

6. Medienmarken im Social Web: Claus Kleber ist Twitter-Star
(wuv.de, Petra Schwegler)
Ein Beobachtungsdienst für soziale Medien hat prominente Medienmacher und Journalisten auf Twitter beobachtet und analysiert. Der beliebteste Nachrichtensprecher sei ZDF-Anchor Claus Kleber. Mit 189.000 Fans (zum Zeitpunkt der Analyse, aktuell sind es 193.000) hätte er nicht nur die meisten Follower, sondern würde auch zu den meisten Konversationen anregen. Was bei gerade mal 414 Tweets mit teilweise kryptischem Wort- und Abkürzungs-Stakkato dann doch etwas verwundert. Aber vielleicht ist damit ja das Erfolgsgeheimnis offenbart.

Michael Schumacher, “Spiegel”-Titel, Comic in der DDR

1. Medien-Bericht verärgert Schumachers Managerin
(tagesspiegel.de, Markus Ehrenberg)
“Er kann wieder gehen …” — mit dieser Schlagzeile behauptet die “Bunte” auf dem Titel ihrer aktuellen Ausgabe, dass Michael Schumacher mithilfe seiner Therapeuten erste Schritte machen könne. Dessen Managerin dementiert und kritisiert, “dass viele Menschen, die ehrlich Anteil nehmen, sich falsche Hoffnungen machen”. Dem Boulevardblatt scheint das relativ egal, es beharrt auf seiner Darstellung. Mittlerweile hat Schumachers Anwalt Konsequenzen angekündigt: “Wir werden gegen die ‘Bunte’ rechtliche Schritte in die Wege leiten und raten von der Übernahme der Behauptung ab.”

2. Katzenfreunde
(sueddeutsche.de, Julian Hans)
Vergangene Woche hatte das russische Außenministerium den Korrespondenten der liberalen, polnischen “Gazeta Wyborcza” die Akkreditierung entzogen und ihm eine 30-Tage-Frist gesetzt, um das Land zu verlassen — angeblich eine “symmetrische Antwort” auf ein ähnliches Vorgehen Polens, das einen Mitarbeiter der staatlichen russischen Agentur “Rossija Segodnja” ausgewiesen hatte. Mittlerweile hat sich die diplomatische Posse in einen bizarren Streit verwandelt, der auch öffentlich auf Facebook ausgetragen wird.

3. Lügenpresse, Germanwings, Aylan — Ein medienethischer Jahresrückblick 2015
(netzwerk-medienethik.de, Alexander Filipovic)
Durfte der Name des Co-Piloten genannt werden, der die Germanwings-Maschine abstürzen ließ? War es richtig, das Foto des syrischen Flüchtlingskindes Aylan Kurdi zu zeigen, der ertrunken an einem türkischen Strand gefunden wurde? Und woher kommt das Misstrauen, das Journalisten im Jahr 2015 stärker als je zuvor entgegenschlug? Alexander Filipovic lässt das vergangene Jahr aus medienethischer Sicht Revue passieren.

4. Väter sind auch nur Eltern
(leitmedium.de, Caspar Clemens Mierau)
Auf seinem Cover fragt der “Spiegel” derzeit, ob Väter “die besseren Mütter” sind. Für Caspar Clemens Mierau “ein unsäglicher Artikel”, der “Väter und Mütter in einer Art Wettstreit gegeneinander antreten lässt.” Jochen König findet, es sei eine schreckliche Titelgeschichte, und Patricia Cammarata dreht die Frage des “Spiegel” um. Hans-Peter Canibol sieht in der Titelstory hingegen “ein buntes, lehrreiches und anregendes Stück über Väter und Mütter”.

5. Von Einschaltquote zu Klickzahlen
(ausgestrahlt.tv)
Die Kölner Journalistenschüler aus dem Jahrgang 2013 haben ihr aktuelles Projekt veröffentlicht: ausgestrahlt.tv begleite “den Wandel auf den deutschen Bildschirmen”. Soll heißen: Ist das Fernsehen am Ende und zählt jetzt nur noch Youtube? Um Antworten zu finden, haben die Journalistenschüler mit Müttern von Youtube-Fangirls, Medienpädagogen und jungen Fernsehmachern gesprochen.

6. Das Geheimnis der Digedags
(rbb-online.de, Joseph Lippok und Maria Wischnewski, Video, 42:54 Minuten)
Dig, Dag und Digedag sind drei Kobolde, die Kinder (und Erwachsene) in der DDR zwei Jahrzehnte lang begeistert haben. Die Heimat des Trios war die Zeitschrift “Mosaik”, die Hannes Hegen 1955 in Ost-Berlin gegründet und die zeitweise 600.000 Exemplare verkauft hatte. In der Doku von Joseph Lippok und Maria Wischnewski erzählen Hegens Weggefährten von der “Mosaik”-Erfolgsstory, den Schwierigkeiten, in der DDR einen Comic zu gestalten, und dem Ende der Digedags.

Belästigung durch Journalisten, Angriff auf Redaktion, Rufmord

1. Journalisten belästigen Wallenfelser
(infranken.de, Corinna Igler)
Im fränkischen Wallenfels sind in einem Haus acht Babyleichen gefunden worden, viele Medien berichten ausgiebig. “Durch den Ort fahren Autos mit Kennzeichen aus München, Köln und sämtlichen anderen großen Städten, Kleinbusse mit Filmteams sind auch zwei Tage nach dem grausigen Fund noch vor Ort”, schreibt Corinna Igler. Die Journalisten bedrängten einige Anwohner derart, dass diese die Polizei rufen mussten.

2. “Freie Presse”-Redaktion in Glauchau angegriffen
(freiepresse.de, Julia Lappert)
Gestern Abend wurde die Lokalredaktion der “Freien Presse” in Glauchau (Sachsen) angegriffen. Bislang unbekannte Täter warfen mehrere Ziegelsteine in die Redaktion und die Geschäftsstelle. “Die Angreifer müssen von der Straße aus zumindest einen der Reporter gesehen haben, da noch Licht brannte. Dass Personen bei dem Angriff zu Schaden hätten kommen können, haben sie offenbar in Kauf genommen.”

3. Roland Tichy und die Neue Rechte
(starke-meinungen.de, Alan Posener)
In der “Welt” verteidigt sich Roland Tichy gegen Vorwürfe, er sei Teil der “Neuen Rechten”. Alan Posener hält seine Entgegnung für “ein Dokument des Rechtspopulismus” — und zwar wegen eines einzigen Satzes, der Tichy als Rechtspopulisten entlarve: “Wo ist die Entscheidung darüber gefallen, in Rekordzeit die Bevölkerungsstruktur in Deutschland in vielfacher Hinsicht zu verändern?”

4. Rhetorisches Rudern eines Rufmörders
(taz.de, Joseph Wälzholz)
Der Germanistikprofessor und Bachmannpreis-Juror Klaus Kastberger warf Autor Daniel Kehlmann im Oktober vor, “Wikipedia abzuschreiben und daraus Romane zu basteln”. Kehlmann forderte daraufhin Belege. Nun habe Kastberger eine beachtenswerte Kehrtwende hingelegt: Er habe das ganz anders gemeint, außerdem sei es völlig legitim, als Romanautor aus Wikipedia abzuschreiben, und mit Wikipedia habe er letztlich auch gar nicht Wikipedia gemeint.

5. “You won’t read about this in the media, but…”
(medium.com, Martin Belam, englisch)
Nach den Anschlägen in Paris und der breiten Berichterstattung dazu kamen recht schnell die ersten anklagenden Stimmen, dass über die Anschläge in Beirut wenige Tage zuvor niemand berichtet hatte. Grundsätzlich könne er eine Debatte über die Verhältnismäßigkeiten nachvollziehen, schreibt Martin Belam. Zum Vowurf an sich sagt er allerdings: “But it’s just blatantly untrue.”

6. Social Media Rumours About The Paris Attacks That You Shouldn’t Believe
(buzzfeed.com, Tom Phillips, Adrien Sénécat und Jim Waterson, englisch)
Nein, das Empire State Building erstrahlte nicht blau-weiß-rot. Nein, Uber erhöhte nach den Terroranschlägen in Paris seine Preise nicht. Nein, ein tausendfach geteiltes Bild zeigt keine Solidaritätskundgebung in Deutschland (sondern eine Pegida-Demo in Dresden). “Buzzfeed” hat zwölf Falschinformationen und Gerüchte gesammelt, die sich am Wochenende in den sozialen Medien verbreiteten — und teilweise sogar von großen Medien wie der “New York Post” in die Welt gesetzt wurden.

Zur Berichterstattung über die Anschläge von Paris veröffentlichen wir im Laufe des Tages noch eine gesonderte Link-Übersicht.

Lügenpresse, Russland Task Force, Dunja Hayali

1. “Stern”-Umfrage zeigt: Mittelgroße Zahl von Deutschen findet irgendwas mit Lügenpresse
(stefan-niggemeier.de)
44 Prozent der Deutschen stimmen den “Lügenpresse”-Vorwürfen von “Pegida” zu. Das titelt jedenfalls der “Stern” über einer eigenen Umfrage, die in den vergangenen Tagen die große Runde machte. Stefan Niggemeier kritisiert, dass nicht klar sei, welche Frage den Befragten dabei genau gestellt wurde. Gerd Bosbach, Professor für Statistik und Empirische Wirtschafts- und Sozialforschung, spricht im “Deutschlandfunk”-Interview ebenfalls von Problemen bei der Wahl der Methodik und Fragestellung. Und Stefan Fries wundert sich, dass eine ähnliche Umfrage des WDR ergab, dass deutlich weniger Leute den “Lügenpresse”-Vorwürfen zustimmen.

2. Die Propaganda-Offensive der EU wird das Misstrauen gegenüber den Medien stärken
(heise.de, Florian Rötzer)
Um der “‘Desinformationspolitik’ Russlands” etwas entgegenzustellen, will die EU mit einer Task Force für ihre eigene Politik werben und Netzwerke aus Medienvertretern aufbauen. Florian Rötzer gibt zu bedenken: “Die Propagandaoffensive der EU droht aber auch, das Vertrauen in die unabhängige Berichterstattung der nichtstaatlichen Medien noch weiter auszuhöhlen, wenn ausdrücklich ‘unabhängige und pluralistische Medien’ gefördert werden sollen, die dann nicht mehr unabhängig sind.” (Zu der 44-Prozent-“Lügenpresse”-Umfrage siehe Link 1.)

3. Zeitungen sind zäh. Sie sterben langsam
(12app.ch, Michael Marti)
“Es gibt wohl nur sehr wenige Menschen, die so intensiv und kompetent über die Zukunft des Journalismus nachdenken wie Emily Bell.” So beginnt die Einleitung des Interview mit der Medienprofessorin und ehemaligen Digital-Chefin des “Guardian”. Das folgende Gespräch untermauert die eingangs aufgestellte Behauptung.

4. Traduced by all sides, who will defend the BBC?
(theguardian.com, Nick Cohen)
Druck von rechts, Druck von links, ständig drohende Haushaltskürzungen: Die britischen Politiker spielen ein gefährliches Spiel mit der BBC, findet Nick Cohen. Ihr größtes Problem sei dabei ihre große Qualität — die unabhängige Berichterstattung: “In good times, many mainstream politicians would have defended the BBC. But our rolling constitutional and economic crises are, unsurprisingly, producing ideological movements that cannot bear to have their ‘solutions’ questioned or ‘facts’ challenged.”

5. Dunja Hayali: Ein Glücksfall fürs deutsche Fernsehen
(dwdl.de, Hans Hoff)
Hans Hoff ist “kein Freund des ZDF-Morgenmagazins”. Trotzdem erwischt er sich “in jüngster Zeit immer öfter mal dabei, doch morgens die Kiste anzuschmeißen”. Der Grund ist: “Dunja Hayali, eine Moderatorin, eine Journalistin, eine Persönlichkeit.”

6. Blattkritik: Tim Wolff, Chefredakteur “Titanic”, über “Tichys Einblick”.
(turi2.de, Tim Wolff)
1. “‘Tichys Einblick’ ist eine sehr aufgeräumte Website.” 2. “Die Anzahl der Beiträge ist übersichtlich, wenn auch nicht so übersichtlich wie die Anzahl der Ansichten.” Das sind zwei von sechs positiven Dingen, die Tim Wolff an der “liberal-konservativen Meinungsseite” des ehemaligen “Wirtschaftswoche”-Chefredakteurs Roland Tichy auffallen. Der Rest seiner Blattkritik fällt weniger gnädig aus.

Trotteln, Sarrazin, Bücherverbrennung

1. “Es gibt schon schöne Trotteln”
(facebook.com, Armin Wolf)
Am Ende eines Beitrags der ORF-Nachrichtensendung “ZiB2” war ein Facebook-Posting über Flüchtlinge zu lesen: “An die Wand stellen und einen Kopfschuss verpassen”. Moderator Armin Wolf kommentierte das mit den Worten: “Da graust einer Sau” und “Es gibt schon Trotteln”. Das veranlasste einen Zuschauer zu einer Beschwerdemail an den Publikumsrat, auf die Armin Wolf nun antwortet: “Würde ich es noch einmal sagen? Nein. Ich würde nicht ‘schöne Trotteln’ sondern ‘Es gibt schon feste Trotteln’ sagen. ‘Schöne’ war tatsächlich unpassend.”

2. „Die Eskalation war teilweise inszeniert“
(ostpol.de, Sonja Volkmann-Schluck)
Marco Risovic war als Fotograf an der griechisch-mazedonischen Grenze, als die Regierung dort vergangene Woche den Übergang für Flüchtlinge blockierte. Im Interview spricht er über die Arbeit vor Ort und die Inszenierung von Bildern. Denn dass danach vor allem Fotos von Polizisten zu sehen waren, die mit Tränengas und Blendgranaten auf Flüchtlinge losgehen, war seiner Ansicht nach “von mazedonischer Seite beabsichtigt”.

3. Sarrazins Erbe wirkt weiter
(mediendienst-integration.de, Daniel Bax)
Vor fünf Jahren warnte Thilo Sarrazin schlagzeilenträchtig und begleitet von einem enormen Medienecho vor der Selbstabschaffung Deutschlands. Der “taz”-Journalist Daniel Bax sieht das Buch und die folgende Debatte als Zäsur, die “deutlich gemacht [habe], dass es auch in Deutschland das Potential für eine rechtspopulistische Partei jenseits der Union gibt” und der AfD und “Pegida” den Weg geebnet habe. Sarrazin selbst habe mittlerweile an Popularität verloren, seine Thesen seien jedoch salonfähiger als je zuvor.

4. Wie eine Bücherverbrennung erfunden wurde
(wibkeschmidt.com, Wibke Schmidt)
In einer “Provinzbücherei im Schwarzwald” wurden vor einem Monat 3200 Bücher aussortiert — aus Sicht der “Fachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen” ein “übliches Vorgehen”, schreibt Wibke Schmidt. Daher wundert sie sich, dass Roland Tichy in seinem Blog die Aktualisierungsaktion in Bad Dürrheim in eine neu aufgelegte Bücherverbrennung umdichtet: “Aus der Aussortierung alter Bücher in einer Gemeindebibliothek eine von höchsten staatlichen Stellen gesteuerte rot-grüne Umerziehungsaktion zu machen — darauf muss man erst mal kommen.”

5. Dramatisches Drama
(udostiehl.wordpress.com, Udo Stiehl)
“Bis zu 50 Flüchtlinge in Schlepper-LKW erstickt” – diese Schlagzeile tauchte gestern in etlichen Medien auf. Udo Stiehl fragt sich, warum so viele Journalisten “die Verlockung [verspüren], eine ohnehin schreckliche Story sofort zu dramatisieren”. Korrekter wäre es gewesen, sich an der Angabe des Ermittlers auf der Pressekonferenz zu orientieren, der von “mindestens 20 Todesopfern” sprach. Wenn man bei Todesmeldungen “mindestens” durch “bis zu” ersetze, “würden Spekulation und Dramatisierung wohl bald zum Standard von Schlagzeilen erhoben”. (Inzwischen hat das österreichische Innenministerium bekanntgegeben, dass in dem LKW mehr als 70 Tote gefunden wurden.)

6. Neues aus der Bildmontage-Bastelstube: Basteln mit Tieren
(noemix.twoday.net)

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