Jetzt, wo sich “Sport Bild”-Chef Alfred Draxler ohnehin keine Sorgen mehr um seine “REPUTATION ALS JOURNALIST” machen muss, geben sich er und sein Blatt beim Skandalbasteln wieder mit weit weniger zufrieden als einer Intensivrecherche.
das Mannschaftsquartier mehrmals verlassen und bei seiner Rückkehr alkoholisiert gewirkt haben.
Die Zeitschrift beruft sich dabei auf einen „anonymen Spieler“, der jetzt “ausgepackt” habe.
Gestern erklärte FC-Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer auf einer Pressekonferenz, die Geschichte sei „frei erfunden“.
Ich war sehr überrascht über das, was ich jetzt gelesen habe. Das stimmt nicht und ist die Unwahrheit – dass das klar ist. Wir haben mit Arturo [Vidal] ein absolut enges Verhältnis. Natürlich sprechen wir ihn auch auf gewisse Themen an. Er selbst hat gesagt, dass da nichts dran ist – unabhängig von Katar, sondern insgesamt. Dagegen werden wir als Klub auch vorgehen – das ist ganz klar. Man versucht vielleicht mit allen Mitteln gegenüber dem FC Bayern, die Liga spannend zu machen. Aber ich kann nur sagen: Sie erreichen das Gegenteil. Wir werden noch enger zusammenrücken, das werden wir nicht zulassen. Im Fall Vidal werden wir mit allen rechtlichen Mitteln vorgehen.
Auch Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, erklärte in einer Stellungnahme im Namen des Vereins:
„Beide Behauptungen sind ebenso böswillig wie falsch.”
(Er meint die Alkohol-Geschichte und das ebenfalls von der “Sport Bild” verbreitete Gerücht, Vidal beziehe 8 Mio. Euro netto im Jahr.)
Und Arturo Vidal selbst teilte auf seiner Instagram-Seite mit:
Die “Sport Bild” erklärte auf Anfrage der dpa, sie bleibe bei ihrer Darstellung.
1. Verheddert im Gestrüpp der Propaganda (nzz.ch, Ivo Mijnssen)
Das ZDF strahlte Mitte Dezember einen Dokumentarfilm über den “Machtmensch Putin” aus, in dem ein russischer Freiwilliger auftrat, der im Donbass (Donezbecken) gekämpft haben soll. Um diese Szene kam es im Anschluss zum Streit. Der Augenzeuge nahm seine Äußerungen zurück, er habe nur das erzählt, was ihm die Produzenten vorgegeben hätten. Später erklärte der Mann, vom russischen Geheimdienst zum Widerruf gezwungen worden zu sein. “Wie so häufig, wenn es um Russland geht, vermischen sich Wahrheit und Lügen zu einem Gestrüpp der Propaganda. Das ZDF ist in diesem Fall daran nicht unschuldig”, so der Schluss der “NZZ”.
2. Tiroler Tageszeitung bekämpft mit dem Urheberrecht lästiges Kündigungsportal (netzpolitik.org, Leonhard Dobusch)
Will man eine Zeitung abonnieren oder einen Vertrag abschließen, ist dies mit wenigen Mausklicks erledigt. Das Abo wieder loszuwerden, ist oft erheblich schwieriger. Infos zur Kündigung werden versteckt, die entsprechenden Seiten fies verschachtelt, oder die online so abschlussfreudigen Anbieter bestehen auf einmal auf Schriftform. Dem Nutzer die Mühen leichter machende Kündigungsportale sind da natürlich unbequem und werden auch schon mal auf fragwürdige Weise bekämpft. Und wenn´s mit dem schmutzigen Trick über das Urheberrecht wegen eines abgebildeten Logos ist.
3. “Ich finde nicht, dass unsere Themen unterfordernd sind” (140z.de, Till Daldrup)
Die großen Zeitungen kämpfen derzeit massiv um junge Leser und haben dazu eigene Jugendportale aus dem Boden gestampft. Beim “Spiegel” heißt das Portal “Bento”, “Bild” versucht sich mit “Byou” ans junge Publikum ranzuwanzen, das “Handelsblatt” hat seit Neuestem “Orange” im Angebot und die “Zeit” ist mit “Ze.tt” am Start. Ein junger Journalistenschüler spricht mit Redaktionsleiter Sebastian Horn von “Ze.tt” und stellt ihm die kecke Frage, ob die oft banalen Themen die Leser nicht unterfordern würden.
4. Wer unbequem ist, wird vor laufender Kamera gedemütigt (tagesanzeiger.ch, Kai Strittmatter)
An die Schreckenszeit von Maos “Kulturrevolution” (1966-1976) erinnere das derzeitige Vorgehen der chinesischen Regierung gegen Blogger und Journalisten. Doch die Methoden hätten sich verfeinert: Heutzutage würden unbequeme Menschen nicht nur mit Haftstrafen mundtot gemacht, sondern im chinesischen Staatsfernsehen CCTV an den Pranger gestellt und gedemütigt. Die brutale Einschüchterung wirke. Immer mehr kritische Stimmen verstummten und die gesellschaftliche Debatte im Land sterbe.
5. Warum sich Radio jetzt auf den Weg in die Zukunft machen muss! (marckrueger.tumblr.com)
Der “Rundfunkfritze” Marc Krüger macht sich Sorgen um das Radio. Das Medium müsse sich jetzt Gedanken machen und sich auf die Zeit vorbereiten, in der mobiles Internet unbegrenzt auch in Autos, Bussen und Bahnen verfügbar sei. In seiner Analyse geht er auf die aus seiner Sicht fünf Hauptproblemfelder ein. Danach ist eins klar: Das Radio wird sich verändern müssen, will es nicht endgültig vom omnipräsenten Internet abgehängt werden.
6. Jetzt bleiben wir mal schön bei der Sache (faz.net, Nina Rehfeld)
Der rechtskonservative Stammtischsender “Fox News” ist in Amerika berühmt-berüchtigt. Dort sorgt nun eine Moderatorin für Furore, vor deren kühler Schärfe selbst Leute des eigenen Lagers Angst haben. So stellte die stets gut vorbereitete Megyn Kelly ihrem Interviewgast Donald Trump die Frage: “Sie haben Frauen, die Sie nicht mögen, ,fette Schweine‘, ,Schlampen‘ und ,widerliche Tiere‘ genannt. Klingt das in Ihren Ohren nach dem Temperament eines Mannes, den wir zum Präsidenten wählen sollten?” Meist nehme sie sich jedoch Vertreter der Linken vor, so der Artikel über Amerikas derzeitige News-Autorität.
Wenn Til Schweiger eine Bühne braucht, dann darf er sich der Unterstützung der „Bild“-Zeitung jederzeit gewiss sein. Sie gibt ihm eine Plattform, macht Werbung für seine Projekte und verteidigt ihn gegen Kritik — dafür lässt er sich regelmäßig auf „Bild“-Events blicken, er beteiligt sich an ihren Aktionen, er wirbt für sie, schreibt für sie und versorgtsiestets mit exklusiven News aus seinem Privat- und Berufsleben.
Wie sehr die “Bild”-Medien und Til Schweiger diese Symbiose perfektioniert haben, lässt sich seit einigen Monaten an der gewaltigen PR-Kampagne erkennen, mit der sie gemeinsam für den dreiteiligen Schweiger-“Tatort” trommeln (zwei Teile wurden bereits im Fernsehen ausgestrahlt, der dritte Teil läuft ab Donnerstag im Kino).
Es ist das erste von zahlreichen noch folgenden Win-win-Interviews: Schweiger darf hier „seine von ihm entworfene Wohn-Kollektion“ vorstellen und verrät „Bild“ im Gegenzug erste Details zu seinen „Tatort“-Plänen:
Wie viele Tatort-Folgen wird es noch mit Til Schweiger geben?
Schweiger: „Wir drehen jetzt erst mal eine Doppelfolge. Die wird nächstes Jahr ausgestrahlt. Dann ist diese Geschichte im Fernsehen abgeschlossen. Vielleicht tragen wir sie dann noch weiter ins Kino.“
Was passiert nach der großen Doppel-Folge? Ist dann Schluss?
Schweiger: „Ich habe gerade meinen Vertrag für vier weitere Folgen, also vier Jahre, verlängert.“
Ermittelt bald Helene Fischer mit?
Schweiger: „Vielleicht sage ich auch: Lassen wir uns überraschen …“
Am selben Abend veröffentlicht Til Schweiger auf Facebook einen Text, in dem er seinen “Tatort” als “ein Stueck deutsche Fernsehgeschichte” und den “bahnbrechendsten seiner Art” bezeichnet und erklärt, warum alle, die ihn nicht mindestens megamegamegageil fanden, völlig dumm sind (“Weil…. ich als Filmemacher/Schauspieler/Produzent/Writer/Cutter/Composer…. viel mehr Ahnung…. ich habe viiiieel mehr Ahnung von der Craft( Materie)….KUNST…. als die meisten von diesen Trotteln, die darüber schreiben!!!!….).
Für diesen Post erntet Schweiger ziemlich viel Kritik — so viel, dass selbst “Bild” sie nicht mehr ignorieren kann und am nächsten Tag fragt:
Doch man merkt: So richtig kritisieren wollen die “Bild”-Leute ihren Schützling eigentlich nicht. Der Facebook-Eintrag, den “Bild” bei jedem anderen mindestens als “bizarres Gaga-Posting” bezeichnet hätte, bekommt nur das Prädikat “Wut-Brief”. Und online klingt auch die Überschrift schon viel versöhnlicher. Statt “Hat sich Til verballert?” fragt Bild.de:
Dann folgt die Gegenoffensive.
Und zwar?
“Wir waren beide sehr beeindruckt!”
Klar.
Auch “Bild”-Kolumnist Franz Josef Wagner springt seinem Buddy zur Seite, schreibt:
Til Schweigers Mann ist ein metallisches Wesen. Er ist ein Mann, der nicht mehr weint. Er ist ein Mann, der rächt. Er ist ein Mann ohne Parfum.
Er ist die Rückkehr des Mannes.
Tapfer, selbstlos, großartig. Er ist ein Held wie Herkules. Sehnen wir uns nicht alle nach einem Herkules?
Am nächsten Tag darf sich Schweiger dann ausführlich verteidigen, exklusiv in “Bild” natürlich:
Es ist der vorerst letzte von bisher über 50 Schweiger-PR-Artikeln, und das sind nur die, die sich auf den “Tatort” beziehen. In einem davon sagt Schweiger übrigens:
Ein Shitstorm kommt und geht wieder. Ich mache einfach weiter mein Ding.
Und wir ahnen auch schon, wer ihn dabei unterstützen wird.
1. Das ABC der unseriösen Quellen — eine Übersicht (medium.com)
Das Team von FPÖ-Watch hat eine Liste suspekt erscheinender Webseiten zusammengestellt. Auf diesen “Nachrichten”-Seiten werde oft gehetzt, übertrieben oder falsch berichtet. Die Meldungen würden sich in den Netzwerken oft wie ein Lauffeuer verbreiten, was auch daher rühre, dass sich die Seiten untereinander als Quelle verlinken. Gute Auflistung mit bekannten und weniger bekannten Desinformationskandidaten.
2. „Den Podcast aus der Nische holen“ (buchreport.de)
“Den Podcast aus der Nische holen” ist das erklärte Ziel von Nicolas Semak, der zu den Gründern von “Viertausendhertz” gehört, Deutschlands erstem Podcast-Label. Das ehrgeizige Projekt, das ohne Investor auskommt, bietet ausschließlich Eigenproduktionen an. Für die Refinanzierung des kostenlosen Angebots setzt man voll und ganz auf Sponsoren. Und woher kommt der Name? “Töne mit einer Frequenz von 4000 Hertz nimmt das menschliche Ohr besonders intensiv wahr.”
3. „Wir haben die sicherste Republik in Deutschland seit dem Jahr 2000″ (deutschlandfunk.de, Peter Kapern)
Der Kriminologe Christian Pfeiffer weist im Interview mit dem “Deutschlandfunk” u.a. auf die Absurdität von Bürgerwehren hin. Demnach leben wir in der “sichersten Republik seit 2000”. Pfeiffer sieht einen Grund für die Ängste der Bürger im Privatfernsehen: “Je mehr die Menschen privates Fernsehen gucken, umso mehr ist ihre Kriminalitätstemperatur von der Wirklichkeit entfernt, weil im Privatfernsehen das Verbrechen noch mehr dramatisiert wird”.
4. Lügen in Zeiten des Internets (welt.de, Torsten Krauel)
Der Autor setzt sich mit den im Netz grassierenden Falsch- und Lügenmeldungen auseinander und setzt zur Korrektur nicht auf staatliche Eingriffe, sondern auf das Eigeninteresse von Diensteanbietern. “Wenn Dienste wie Twitter oder Facebook in den Ruf geraten, wiederholt Unsinn zu verbreiten, kollabiert irgendwann ihre Geschäftsgrundlage.” Hier sei die Gegenfrage erlaubt: Ist die trafficerzeugende “Unsinnsverbreitung” nicht gerade Teil der Geschäftsgrundlage der genannten Dienste?
5. Frauen werden in vielen Filmen klischeehaft dargestellt – Männer auch. Das zeigt der MacGyver-Test (fluter.de, Sara Geisler)
Viele kennen den Bechdel-Test zur Beurteilung von Frauenstereotypen in Filmen. (Gibt es mindestens zwei Frauenrollen, sprechen sie miteinander und unterhalten sie sich über etwas anderes als einen Mann?) Der Artikel behandelt das Gegenstück, den sogenannten “MacGyver-Test” zur Entlarvung von Männerstereotypen. Die Liste der Filme, die den Test bestehen, soll sehr klein sein. Die Testerfinder kommen laut der Autorin zum Schluss, “dass Männer in Filmen überwiegend als Nieten dargestellt werden, die sich zum Deppen machen, ihre Familien im Stich lassen und außer Gewalt keine Lösung finden.”
6. Enthüllt: Die schriftlichen Anweisungen „von oben“ im ZDF! (uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
In der Sendung “Medienquartett” des “Deutschlandfunks” (Thema “Bundespressekonferenz”) gab es einen sich zunächst verstörend anhörenden Wortbeitrag (ab Min. 28) des ehem. Leiters des ZDF-Studios Bonn, Dr. Wolfgang Herles. Danach soll es Anweisungen von oben gegeben haben, wie zu berichten sei. Nämlich “wie es der Frau Merkel gefällt”. Und, so Herles weiter: “Wir durften damals nichts Negatives über die neuen Bundesländer sagen. Heute darf man nichts Negatives über die Flüchtlinge sagen. Das ist Regierungsjournalismus. Und das führt dazu, dass die Leute Vertrauen in uns verlieren. Das ist der Skandal!” Was es wirklich damit auf sich hat, kann man auf “Übermedien” nachlesen.
1. Frag den Bundestag! 4000 Gutachten warten darauf, befreit zu werden (netzpolitik.org, Arne Semsrott)
Es hat allerlei Mühen (und rechtliche Schritte) gekostet, den Bundestag dazu zu bringen, die Gutachten seines Wissenschaftlichen Dienstes freizugeben. Einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts und der Beharrlichkeit von abgeordnetenwatch.de ist es zu verdanken, dass diese nun nach und nach ins “Portal zur Informationsfreiheit” fragdenstaat.de eingepflegt werden können. Darunter übrigens auch Bundestags-Gutachten mit Kopf-Wand-Potential wie “Zu den rechtlichen Möglichkeiten gegen das Nacktbaden auf einem benachbarten Grundstück”.
2. Er wünschte sich einfach nur Unsterblichkeit (zeit.de, Christoph Drösser)
Einer der Pioniere der künstlichen Intelligenz (er hat den Begriff in den 50er-Jahren miterfunden), Marvin Minsky, ist tot. Christoph Drösser von der “Zeit” widmet dem großen Denker und wegweisenden Multigenie einen Nachruf, in dem er sich wünscht, “dass sich der Glaube dieses radikal atheistischen Menschen erfüllt und sein Geist irgendwann wieder aufleuchtet”.
3. Ihr wollt es doch auch (sueddeutsche.de, Silke Burmester)
Ein Kabarettistenpaar sieht sich vom NDR um seine Lizenzeinnahmen gebracht. Demnach soll die TV-Anstalt versucht haben, die beiden Kreativen mit dem Hinweis auf den Werbeeffekt zu bezahlen. Der NDR bestreitet die Vorwürfe, es steht somit Aussage gegen Aussage. Trotzdem weist der Konflikt auf ein gängiges Problem, das auch Musiker zur Genüge kennen: “Wenn Ihr in meiner Kneipe spielt, ist das tolle Werbung für Euch. Deshalb braucht Ihr keine Gage.”
4. Die Goldenen #Blogger2015: Sascha Pallenberg ist Blogger des Jahres (indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Erneut fand die Wahl zum “Goldenen Blogger” statt. Mitausrichter und Jurymitglied Thomas Knüwer berichtet über Event und Preisträger, darunter Urgestein Sascha Pallenberg als Blogger des Jahres und mit einem Sonderpreis das Re-publica-Gründerteam. Der Newcomer-Preis ging übrigens an den achtjährigen Jojo Buddenbohm aka “Sohn I”, der über sein Technik-Spielzeug schreibt.
5. Amex-Managerin Leslie Berland soll aus der Krise helfen (horizont.net, Volker Schütz)
Twitter scheint schwer angeschlagen zu sein: Dem Unternehmen mangelt es an Wachstum und Erlösen, immer wieder wird am Geschäftsmodell geschraubt, wichtige Manager verlassen fluchtartig das Unternehmen. Nun soll eine American-Express-Managerin den Laden flottmachen und wird mit einem Satz erhabener Seifenblasigkeit zitiert, der (Wegweiser in die Zukunft?) mehr als 140 Zeichen enthält: “Ich bin begeistert, zusammen mit Jack die Magie von Twitter zum Leben zu erwecken, die Reichweite und den Impact dieses außergewöhnlichen Service zu vergrößern”.
6. Pornografie-Vorwurf: Pakistan sperrt mehr als 400.000 Webseiten (heise.de)
Drei Jahre war Youtube in Pakistan gesperrt. Nun wurde es in einer “bereinigten”, sprich zensierten Fassung wieder freigegeben. Es soll eine Vereinbarung mit Google geben, dass “gotteslästerliche Inhalte” entfernt werden würden. Nun schlagen die Sittenwächter des Landes erneut zu: “Wir werden ungefähr eine halbe Million Links aus dem Netz nehmen”, so der Sprecher der pakistanischen Telekommunikationsbehörde und oberste Gegner digital evozierter Triebabfuhr.
1. Vier Thesen zur Zukunft des Digitaljournalismus (horizont.net, Mathias Müller von Blumencron)
Der Digital-Chef der “FAZ” macht sich Gedanken über die Zukunft des digitalen Journalismus. Neuen Angeboten gibt er keine großen Chancen, das Rennen würden die Qualitätsmarken machen. Gleichwohl werde es “eine Explosion journalistischer Formate” geben. Nichts weniger als eine “Exzellenzoffensive” sei zu erwarten. Angesichts von Angeboten wie “Focus Online” reichlich viel Optimismus, aber ohne den kommt ein “Chefredakteur Digitale Medien” wahrscheinlich nicht aus.
2. Was ist die “ganze Wahrheit”? (facebook.com/arminwolf.journalist, Armin Wolf)
Facebook wird von manchen als Abraumhalde für industriell abgebaute Katzenfotos geschmäht. Dass dem nicht (immer) so ist, beweist ein längerer Beitrag des österreichischen TV-Journalisten Armin Wolf. In diesem setzt sich der Autor recht ausführlich mit der Frage auseinander, ob und wann Medien bei Verbrechen die Nationalität der Verdächtigen nennen sollen beziehungsweise dürfen.
3. Warum ein “Like” keine politische Meinungsäußerung ist (derwesten.de, Katrin Figge)
“Der Westen” hat mit dem Medienökonom Prof. Jörg Müller-Lietzkow über das Likewesen auf Facebook gesprochen. Likes oder Hasskommentare seien demnach “weit von politischer Meinungsäußerung entfernt”. Der Medienwissenschaftler vergleicht die Klicks mit einem Ablassbrief: Man fühle sich danach gut, weil man etwas geleistet oder Wut kanalisiert habe. Mit politischer Artikulation habe all dies jedoch nichts zu tun.
4. Google: 25.000 Chromebooks für Flüchtlinge in Deutschland (heise.de, Andreas Wilkens)
“Project Reconnect” heißt der Zusammenschluss von Google, Telekom und Arbeiter-Samariter-Bund, der für die Verteilung von 25.000 Chromebooks sorgen will. Alle Organisationen, die in der Flüchtlingshilfe tätig sind, könnten sich für die mobilen Computer bewerben (bei Interesse: Link im Artikel). Die Telekom will den kostenlosen WLAN-Zugang ermöglichen. Gute Idee, wobei böse Zungen behaupten, man hätte zunächst die verstaubte IT der deutschen Behörden auffrischen sollen.
5. Aufmerksamkeitskiller Smartphone (taz.de, Ralf Pauli)
Ein Hochschullehrer zieht nach mehreren Experimenten ein trauriges Resümee: Die Aufmerksamkeit der Studierenden habe in den letzten Jahren massiv abgenommen. Schuld sei der ständige Blick aufs, na was wohl, Smartphone. “Wir schaffen es kaum mehr, die Aufmerksamkeit der jungen Leute für länger als fünf Minuten zu halten”, beklagt der Professor an der Hochschule Hof. “Danach sind sie sofort wieder bei ihren technischen Spielzeugen.”
6. Wie die Lufthansa meine Zeitungen klaut (bilanz.de, Bernd Ziesemer)
Der frühere Chefredakteur des “Handelsblatts”, Bernd Ziesemer, jammert in seiner Kolumne über das Verschwinden der sogenannten Bordexemplare der Lufthansa. Der Verzicht auf die kostenlosen Zeitungen sei “der traurige Endpunkt einer langen Reihe stetiger Verschlechterungen” mit dramatischen Auswirkungen: “Die Masse der bisherigen Flugzeugleser verliert den letzten Kontakt zu Printmedien.” Warum sich die von Ziesemer angesprochene (gutgestellte) Klientel der treuen Vielflieger ihre Lektüre nicht einfach für ein paar Euro am Kiosk holen kann, bleibt leider offen.
Aufgedeckt wurde dieser “Skandal” gestern von der “Welt”. Sie schreibt:
Führende NRW-Innenpolitiker waren schon im Oktober 2014 über Straftaten durch Gruppen nordafrikanischer Männer, die in Flüchtlingsheimen in Nordrhein-Westfalen lebten, informiert. Um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen, gingen sie mit diesen Informationen aber nicht an die Öffentlichkeit. Das legt das Protokoll einer Innenausschusssitzung vom 23. Oktober 2014 nahe.
Zunächst einmal: Ja, in der Sitzung haben die Politiker tatsächlich über kriminelle Flüchtlinge gesprochen. Doch das Protokoll, mit dem die “Welt” hier beweisen will, dass irgendwas “zurückgehalten” wurde, belegt in Wirklichkeit das Gegenteil: Es ist nämlich seit der Sitzung im Oktober 2014 für jedermann zugänglich (PDF). Auch die Sitzung selbst war öffentlich.
Oder fragen wir mal so: Wenn die Politiker da irgendwas verheimlichen wollten, wenn irgendwas “nicht an die Öffentlichkeit” gelangen sollte — wieso haben sie in einer öffentlichen Sitzung darüber gesprochen? Zu der auch die Medien eingeladen waren? Und von der es ein Protokoll gibt, das seitdem öffentlich einsehbar ist?
Die einzigen Argumente, die die “Welt” für ihre Verheimlichungsthese anführt, sind folgende Zitate aus dem Protokoll:
Die Innenexperten kamen damals überein, dass durch solche Vorfälle “Angst” vor Flüchtlingen geschürt werde und “die öffentliche Wahrnehmung kippen” könnte, so Staatssekretär Nebe. Auch Freidemokrat Joachim Stamp warnte 2014 die Kollegen, solche Vorfälle könnten “schnell dazu führen, dass von interessierter Seite entsprechend Stimmung gemacht wird”. Man müsse “froh sein” über “die derzeitige vernünftige mediale Berichterstattung zu den steigenden Flüchtlingszahlen”. Andere Teilnehmer warnten vor einer drohenden “Stigmatisierung” infolge der Veröffentlichung solcher Erkenntnisse.
Nur leider hat die “Welt” diese Aussagen völlig auseinandergerupft. Gehen wir sie also mal Schritt für Schritt durch.
Die “Welt” schreibt:
Die Innenexperten kamen damals überein, dass durch solche Vorfälle “Angst” vor Flüchtlingen geschürt werde und “die öffentliche Wahrnehmung kippen” könnte, so Staatssekretär Nebe.
Im Kontext betrachtet liest sich Nebes Aussage so:
Der nächste Punkt ist: Vor Ort werden Störungen in der öffentlichen Ordnung wahrgenommen. In der Tat ist das – auch aus unserer Sicht – kein Problem, das man auf die leichte Schulter nehmen kann. Wir dürfen nicht die Akzeptanz und Zustimmung der Bevölkerung in den Standortkommunen, wo sich am Anfang alle positiv geäußert haben, auf die Dauer riskieren – und diese Hinweise bekommen wir.
Wenn wir hier ein Risiko eingehen, wenn die öffentliche Wahrnehmung kippt, wenn Angstgefühle da sind, selbst wenn die reale Situation der Kriminalitätsentwicklung das nicht rechtfertigt – das ist ein Alarmsignal, und das wollen wir aufgreifen. Dies geschieht auch dadurch, dass der Minister im November beabsichtigt – er hat es eben nicht gesagt, ich sage es trotzdem –, mit den Bürgermeistern der Standortkommunen ein Gespräch zu führen, um auch über diese Fragen zu reden.
Die “Welt” schreibt weiter:
Auch Freidemokrat Joachim Stamp warnte 2014 die Kollegen, solche Vorfälle könnten “schnell dazu führen, dass von interessierter Seite entsprechend Stimmung gemacht wird”. Man müsse “froh sein” über “die derzeitige vernünftige mediale Berichterstattung zu den steigenden Flüchtlingszahlen”.
Wörtlich sagte Stamp:
Die Probleme im Zusammenhang mit Alleinreisenden aus der gerade beschriebenen Zielgruppe sind mir ebenfalls aus verschiedenen Einrichtungen geschildert worden, insbesondere in Hemer. Man muss hier sicher über Repressionen nachdenken. Wir müssen aber insgesamt auch darüber nachdenken, wie wir speziell mit dieser Gruppe umgehen; denn das ist in den Einrichtungen tatsächlich ein Problem. Darüber könnten wir vielleicht interfraktionell diskutieren.
Wir alle sind froh über die derzeitige vernünftige mediale Berichterstattung über die steigenden Flüchtlingszahlen. Solche Einzelfälle, die sich dann, wenn es aus einer bestimmten Richtung kommt, auch häufen können, können schnell dazu führen, dass von interessierter Seite entsprechend Stimmung gemacht wird. Es gibt da ja einen – Gott sei Dank – außerparlamentarischen Wettbewerber, den wir nicht unbedingt stärken wollen. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns als Demokraten verständigen, wie man sich mit diesen schwierigen Gruppen auseinandersetzt.
Und schließlich, “Welt”:
Andere Teilnehmer warnten vor einer drohenden “Stigmatisierung” infolge der Veröffentlichung solcher Erkenntnisse.
Bullshit. Der Begriff “Stigmatisierung” fällt, als ein Politiker der Piraten sagt:
Eine Verstärkung von Polizeikräften im Umfeld der Flüchtlingsunterbringung fände ich überhaupt nicht sinnvoll. Das wäre in meinen Augen eine Stigmatisierung.
Kein Wort von Veröffentlichung — oder: Verheimlichung — irgendwelcher Infos, auch sonst liefert das Protokoll keinerlei Hinweis darauf, dass irgendwas unter den Teppich gekehrt werden sollte. Die einzigen, die hier was verschweigen, sind die Leute von der “Welt”.
… hätte Dschungelqueen Brigitte Nielsen (52) bestimmt gebrüllt, wenn sie gesehen hätte, was sich über 6 Millionen „Dschungelcamp“-Zuschauer am Montagabend [gemeint ist: Sonntagabend] bei RTL antun mussten. Der feurige David Ortega (30) schleckt die TV-Anwältin ab!
Was eigentlich nur Bussi rechts, Bussi links auf die Wangen werden soll, geht scheinbar irgendwie daneben. Nicht mal beim Küssen kann sich der Mann konzentrieren, oder wie?!
Der Zettel soll bei einem der Verdächtigen aus der Silvesternacht gefunden worden sein. Viele Medien bezeichnen ihn als “Droh-Zettel”, denn er sei, wie zum Beispiel “Spiegel TV” gestern feststellte, …
Doch das stimmt nicht. Tatsächlich ist auf dem Zettel “Ich töte sie ficken” zu lesen — und das ist (wie uns zwei Übersetzer bestätigt haben) wörtlich aus dem Arabischen übersetzt und bedeutet sinngemäß: “Ich werd’s dir richtig besorgen”.
Zu lesen war das bisher aber nur bei einem einzigen Medium:
Sie machen was mit Medien, Sie können schreiben, einigermaßen früh aufstehen und sich vorstellen, unseren Lesern jeden Morgen in Eigenregie sechs handverlesene, interessante Medien-Links zu präsentieren (und dafür Geld zu bekommen)?
Dann bewerben Sie sich als “6 vor 9”-Macher — schicken Sie uns am besten eine kurze Mail an [email protected], in der Sie schreiben, was Sie journalistisch bisher so gemacht haben und warum Sie die oder der Richtige für den Job wären. Bei Fragen: einfach melden.
Bis wir jemanden gefunden haben, wird “6 vor 9” noch ein wenig im Winterschlaf verweilen.