Suchergebnisse für ‘LINK’

Mubarak, Schawinski, Liebigstraße 14

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Unsere Ägypten-Berichterstattung”
(blog.tagesschau.de, Kai Gniffke)
Kai Gniffke verteidigt sich gegen den Vorwurf, eine Rede von Husni Mubarak nicht spontan live übertragen zu haben: “Was würden wir denn machen, wenn Husni zwei Stunden lang Parolen absondert – draufbleiben, weil’s so toll ist? Unser Job als Journalisten ist es, zu bewerten, zu gewichten, auszuwählen und nicht einfach laufen zu lassen. ”

2. “Lamestream Media”
(notes.computernotizen.de, Torsten Kleinz)
Wer die Mubarak-Ansprache live sehen wollte, konnte das “mit einigen Minuten Verzögerung” auf Phoenix tun, hält Torsten Kleinz fest. “In diesen Tagen ist es so einfach zum Medienkritiker zu werden: jeder Fernsehsender, der nicht 24 Stunden am Tag vom Gemetzel in Kairo berichtet, ist ein Relikt vergangener Tage, versündigt sich am Erbe der friedlichen Revolution in der DDR, die wir nun am Bildschirm nochmal nacherleben wollen.”

3. “Die schwere Krise der Computerzeitschriften”
(meedia.de, Jens Schröder)
Im Vergleich zu 2009 weisen Computerzeitschriften 2010 weniger Auflage und Werbeumsätze aus.

4. “Bankrotterklärung des Schweizer Fernsehens”
(nzz.ch, Rainer Stadler)
Roger Schawinski erhält ab August eine Talkshow beim “Schweizer Fernsehen” – für Rainer Stadler “kein Zeichen von Aufbruchstimmung”. “Für die TV-Chefredaktion arbeiten beinahe 450 Personen. Unter ihnen war und ist kein Talent auszumachen, das eine Talkshow meistern könnte? Das kann nicht möglich sein.”

5. “Die Beleidigungen der twitternden Fußballer”
(zeit.de, Christian Spiller)
Twitter macht Profi-Fußballer menschlicher, findet Christian Spiller: “Eine euphorische Nachricht nach einem Sieg oder ein galliger Tweet nach einer Niederlage, schafft Nähe zwischen Spielern und Fans. Die Befindlichkeitsschnipsel unterscheiden sich dabei wohltuend von den glattgeschliffenen Statements, die sonst nur noch den Weg aus den Presseabteilungen der Vereine schaffen.”

6. “Meine Nachbarn, die Revolutionäre”
(berlinonline.de, Paul Linke)
Paul Linke, Anwohner der Liebigstraße 14 in Berlin, beschreibt seine Nachbarn, die angeblich kaum mehr tun, “als sich die Überwindung der Verhältnisse auf ihre Fahnen zu schreiben”: “Hier pflegt man seine Feindbilder so gründlich wie die eigene Existenz und beschwört eine Gefahr, die immer von außen kommt: die Gier der Immobilienmakler und Hausbesitzer, die Repression des Rechtsstaats, das Gedankengut der Rechten.”

B.Z., Pädophilie, Scrollen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Offener Brief an die Sportredaktion der BZ”
(fc-union-berlin.de, Dirk Zingler)
Dirk Zingler, Präsident des 1. FC Union Berlin, schreibt einen offenen Brief an die Sportredaktion der “B.Z.”: “Die von Ihnen verfasste Überschrift ‘Hertha freut sich auf Unions Torwart-Trottel’ lässt jeglichen Respekt vor der Würde anderer Menschen vermissen und ist für uns absolut inakzeptabel.”

2. “Wir sind nicht dabei gewesen”
(faz.net, Jochen Hieber)
Jochen Hieber hätte “die erste öffentliche Rede des ägyptischen Noch-Präsidenten seit dem Beginn der Demonstrationen” gerne live und simultan übersetzt im ZDF gesehen. “Mitreißendes, Ungeheuerliches passiert in der Welt, die jetzt Ägypten heißt – auch Kleber sprach von ‘einem Tag, der in den Geschichtsbüchern sein wird’ –, und man antwortet darauf mit dem pflichtgemäßen Füllen der normalen Nachrichten-Formate.”

3. “Scheiße man, die Zeitung stirbt!”
(contemporaryculture.de, Nils Meinzer)
Für Nils Meinzer mündet die Forderung der Verlage nach einem Leistungsschutzrecht in einem Zwei-Klassen-Internet: “Man müsste also eine Art ‘zweites Internet’ erfinden, für das man Lizenzen erwerben könnte. Dann bräuchte man noch einen juristisch-polizeilichen Überwachungsapparat, der aufpasst, dass das ‘unterprivilegierte Internet’ die Inhalte vom ‘upperclass Internet’ nicht stiehlt. Das Unterklasse-Internet dürfte nichteinmal – und hier kommen wir zu einer weiteren Forderung des Leistungstralalas – auf das Oberklasse-Internet hinweisen. Zumindest dürfen dabei keine Worte verwendet werden, die auch im Oberklasse-Internet Verwendung finden – es sei denn, man zahlt eine Hinweisgebühr.”

4. “Wie auch die taz früher Pädophilie bagatellisierte”
(blogs.taz.de/hausblog, Jan Feddersen)
Im Hausblog beschäftigt sich Jan Feddersen mit der historischen Rolle der “taz” bezüglich den Forderungen nach “Straffreiheit für Sexualität zwischen Erwachsenen und Kindern”.

5. “Niemand scrollt auf Webseiten”
(mademyday.de, Marc Hinse)
Marc Hinse verteidigt das Scrollen: “97% der Nutzer haben ein Mausrad (eigene Erhebung), auch auf Trackpads der modernen Laptops lässt es sich schneller scrollen als mühsam irgendwelche Paging-Links anzuklicken. Also lieber mal eine lange Seite, als Inhalte auf mehreren Seiten zu verteilen.”

6. “Über Skandale und den Untergang der Welt”
(zeit.de, Harald Martenstein)
Harald Martenstein kann sich nicht mehr aufregen: “Man wird nicht nur durch die vielen E-Mails überfordert, auch durch die dauernden Skandale. Es ist Burn-out. Man hat nicht genug Empathie für alles Erregende, über das man pausenlos informiert wird, man hat nicht genug Energie für alles Empörenswerte.”

Wenigstens kein Bolzenschneider

In Berlin kam es am Wochenende am Rande von Demonstrationen gegen die bevorstehende Räumung eines besetzten Hauses zu gewalttätigen Eskalationen.

“Welt Online” würdigt die Ereignisse unter anderem mit einer 11-teiligen Klickstrecke. Mittendrin prangte dieses Foto:

Diese Bildunterschrift ist schlicht falsch: Zum einen sehen die “Schlagstöcke” nicht sonderlich massiv aus, der rechte scheint unten sogar abgeknickt zu sein. Zum anderen stehen die Demonstranten vor dem “St. Oberholz” am Rosenthaler Platz — und der liegt nicht mal mindestens auf dem Weg der Demonstration.

Das Foto zeigt eine Theatergruppe auf einer Demonstration, die einen Tag zuvor im Rahmen des “Entsichern-Kongress” gegen einen in Berlin abgehaltenen Polizeikongress stattgefunden hatte. Laut Veranstaltern sollte damit in satirischer Art und Weise das Thema Polizeigewalt dargestellt hat. Die “Schlagstöcke”, so berichten uns Augenzeugen, seien aus gepolstertem Material gewesen und wurden als Requisiten für die Aufführung verwendet.

“Welt Online” hat das Foto inzwischen aus der Bildergalerie entfernt.

PS: Überschriftenwitzerklärung.

Mit Dank an Juri S. und Lina.

Taxi in Berlin, Daily Mail, Focus

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Der große Berliner Taxi-Murks”
(gestern-nacht-im-taxi.de, Sash)
“Der große Berliner TAXI-Test” von “Bild” bewegt Sash, ein Taxifahrer aus Berlin-Marzahn, zu einer Reaktion. “Wer die Namen der Fahrer durchliest, stößt auf 9 Namen, davon 7 türkische, einen arabischen und einen ivorischen. Die anderen 9 heißen ‘Fahrer’, ‘netter Fahrer’, ‘Uriger Berliner’ usw.”

2. “Kanzlerfotograf will ‘Focus’ verklagen”
(sueddeutsche.de, Marc Felix Serrao)
Die Anwälte des Fotografs Konrad Rufus Müller fordern vom “Focus”, “das Cover mit dem Bild aus der vergangenen Woche (‘Kohls Sohn bricht sein Schweigen’)” nicht mehr zu verbreiten, weil die darauf von Helmut Kohl eingenommene Pose an ein Bild von Müller erinnert. “Die Streit wirkt bizarr, könnte für die Medienbranche aber Folgen haben. Es geht um die Frage, ob es so etwas wie ein Recht an einer Pose gibt.”

3. “A True Story Of Daily Mail Lies”
(nosleeptilbrooklands.blogspot.com, Juliet Shaw, englisch)
Ausführlich berichtet Juliet Shaw über das Ergebnis einer Zusammenarbeit mit der “Daily Mail”. “I earned a reputation within my community for being a fantasist and a liar, and spent the next two years learning the intricacies of the laws of defamation and in order to try and salvage what was left of my reputation.”

4. “Déjà-vu in Kairo”
(blogmedien.de, Horst Müller)
Horst Müller findet, die Zuschauer sollten wissen, “woher die Bilder stammen, die in Korrespondentenberichten gezeigt werden. Schließlich ist Transparenz ein wesentliches Merkmal für journalistische Qualität und sollte gerade im gebührenfinanzierten Fernsehen eine Selbstverständlichkeit sein, auch – und gerade in Krisensituationen.”

5. “Ab nach Tunesien – was freie Journalisten beachten sollten: Ein aktueller Bericht aus Tunis”
(frei.djv-online.de, Sarah Mersch)
Durch die Auflösung des Kommunikationsministeriums hat sich die Situation in Tunesien für Journalisten verändert: “War es früher oft ein Ding der Unmöglichkeit, Stimmen von ‘Otto Normalverbraucher’ zu bekommen, bildet sich inzwischen schnell eine Menschentraube, sobald man Mikro oder Kamera auspackt.”

6. “CLASSIC: Fox News Egypt FAIL”
(failblog.org, Screenshot)

Winnenden, Ägypten, WEF

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Sündenfall Winnenden: Die Ethik und der Journalismus”
(evangelisch.de, Henrik Schmitz)
“Wir haben keine Angehörigen angesprochen, wir haben keine Minderjährigen angesprochen und wir haben nicht von Trauerfeiern berichtet”, sagt Frank Nipkau von der “Waiblinger Kreiszeitung” am Lokaljournalistenforum 2011 zum Amoklauf von Winnenden. “Unsere Leser haben diese Berichterstattung begrüßt. Es hat niemanden gegeben, der angerufen und sich beschwert hat, dass bei uns etwas nicht stand, was er in der Bild-Zeitung gelesen hat.”

2. “Das klägliche Versagen von ARD & ZDF im Fall Ägypten”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Thomas Lückerath erinnert angesichts der zehnminütigen ARD-Sondersendung zur Situation in Ägypten am Freitag an die Sondersendung zur Knöchelverletzung von Michael Ballack. Jens Grotchtdreis erinnert an die “Sondersendungen im deutschen TV wegen des Winterwetters. Man faßte nicht, daß es mal schneien konnte.”

3. “Mit Al Dschasira begann der Wandel”
(tagesschau.de, Carsten Kühntopp)
Carsten Kühntopp aus dem ARD-Korrespondentenbüro Dubai lobt derweil den derzeit in Ägypten verbotenen TV-Sender Al Jazeera: “Unerschrockenen Journalismus – bis zur Gründung von Al Dschasira vor 14 Jahren gab es den nicht in Arabien.”

4. “Was interessiert, ist relevant”
(medien-monitor.com, Daniela Moschberger)
Henning Sußebach gibt handwerkliche Tipps für Reporter und erklärt, was das für Typen sind: “Reporter, das sind diejenigen, die früher auf Klassenfahrt immer ein bisschen abseits standen. Die beobachtet haben, statt sich in Szene zu setzen. Die zugehört haben, während andere das Wort führten.”

5. “Guardian Davos journalist’s sinister encounter with the Swiss riot police”
(guardian.co.uk, Andrew Clark, englisch)
“Guardian”-Journalist Andrew Clark wird am Rande des WEF verhaftet: “When I explained that I was a journalist, I was unconvincingly told in broken English that I looked like a ‘picture on a wall’ of a rioter in Davos, which I took to mean I looked like some sort of photofit picture. I asked my arresting officer if he really believed I’d been rioting in a Banana Republic overcoat, dragging a wheely bag and a laptop. ”

6. “Offener Brief der Stammbesatzung der Gorch Fock”
(spiegelfechter.com, Jens Berger)
Jens Berger veröffentlicht einen “auf einem vertrauenswürdigen Weg” zugespielten Brief der Besatzung des Segelschulschiffs Gorch Fock: “Sehr geehrter Herr Minister, mit diesem Brief möchten wir uns als Stammbesatzung zu den Behauptungen, die in der Presse kursieren, äußern.”

Beziehungsdramen, Pesto, Call Center

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Abo-Kündigungen wegen Dschungelcamp-Titelseite”
(blogs.taz.de/hausblog, Sebastian Heiser)
Die “taz” setzt einen Schwerpunkt auf das RTL-Dschungelcamp und verägert so erneut Leser: “Welcher TAZ-Leser interessiert sich für Rainer Langhans oder das blöde Dschungelcamp? Da kann ich mir gleich die BILD-Zeitung kaufen, die können Boulevard besser. Schade um den kostbaren, teuren (und sonst oft hervorragend genutzen) Platz auf der ersten Seite!”

2. “‘Beziehungsdramen’ – ein Blick hinter die Schlagzeilen”
(medienheft.ch, Regula Bähler)
Regula Bähler beschäftigt sich mit Ausdrücken, die von den Medien in der Kriminalberichterstattung gewählt werden.

3. “Ugandan gay rights activist David Kato found murdered”
(guardian.co.uk, Xan Rice, englisch)
David Kato wird in Uganda zu Tode geknüppelt. Er klagte zuvor erfolgreich gegen die Zeitung “Rolling Stone”, die dazu aufrief, Homosexuelle zu töten.

4. “Lustig: Die Polizei klaut meine Texte!”
(ende-der-maerchenstunde.de)
Eine Rezension von Kathrin Hartmann wird “geklaut, gekürzt” und mit einem anderen Namen versehen in einem Kurzbericht (PDF-Datei) der Polizeigewerkschaft GDP Rheinland-Pfalz veröffentlicht.

5. “Das Pesto-Prinzip oder: Warum ich an der Lebensmittelindustrie verzweifle”
(netzfundbuero.de, Tom Hillenbrand)
Tom Hillenbrand kann und will nicht verstehen, warum in einem gekauften Glas Pesto nicht einfach nur Basilikum, Olivenöl, Knoblauch, Pinienkerne, Butter und Käse drin ist.

6. “Prank on a Belgian call center”
(youtube.com, Video, 10 Minuten, mit englischen Untertiteln)
Die belgische Satiresendung “Basta” stellt frühmorgens einen mit einer Telefonnummer beschrifteten Container vor den Eingang eines Mobilfunkunternehmens.

Das falsche Lob für Guttenberg

Die Opposition – SPD, Grüne und Linke – wollte am Mittwoch in der Bundeswehr-Affäre endlich mal eine erfolgreiche Attacke gegen Bundesverteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg (39, CSU) reiten. (…)

Der Angriff auf Guttenberg ging ins Leere.

Der Artikel über die gestrige Sitzung des Verteidigungsausschusses hätte kaum grotesker und schwärmerischer ausfallen können, wenn er unter der Überschrift “Was für ein Teufelskerl!” im Monatsheft des Karl-Theodor-zu-Guttenberg-Fanclubs veröffentlicht worden wäre. Jetzt erschien er unter der Überschrift “Guttenbergs härteste Bewährungsprobe” bei Bild.de, was immerhin verdammt nah dran ist.

Autor Andreas Thewalt lässt keinen Zweifel an der Unantastbarkeit der Lichtgestalt der deutschen Politik: Die Opposition habe Guttenberg “kein einziges auch nur halbwegs stichhaltiges Versäumnis oder gar Fehlverhalten nachweisen” können. Der Minister habe keinen echten Fehler begangen, der ihm politisch gefährlich werden könnte. Es gebe “keine Hinweise” darauf, dass ihm selbst etwas anzulasten wäre. Guttenberg tue genau das, was die Opposition fordere. Es sei also schlicht “unwahrscheinlich”, dass der populäre Minister noch “in echte Bedrängnis” komme.

Mehr noch:

Sogar SPD-Verteidigungspolitiker Rainer Arnold, einer der schärfsten Guttenberg-Kritiker, gab hinterher zu: Auch er hätte den Gorch-Fock-Kommandanten nicht im Amt gelassen sondern nach Deutschland beordert.

Auch die gedruckte “Bild” zitiert den SPD-Politiker Rainer Arnold:

Am Rande der turbulenten Sitzung räumte SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold allerdings ein: “Ich hätte den ‘Gorch Fock’-Kapitän auch nicht im Amt gelassen.”

Rainer Arnold fühlt sich falsch zitiert. Genauer: Er habe das Gegenteil dessen gesagt, was “Bild” und Bild.de ihm jetzt zuschreiben, wie uns sein Büro auf Anfrage erklärte.

Vielmehr habe Arnold im Verteidigungsausschuss gesagt, dass es gereicht hätte, den Kommandanten der “Gorch Fock” zu beurlauben. An die Adresse von Verteidigungsminister zu Guttenberg habe er gesagt, dass es dessen Aufgabe gewesen wäre, erst alle Vorwürfe sorgsam prüfen zu lassen (etwa durch die Staatsanwaltschaft), bevor er den Kommandanten seines Amtes enthoben habe.

Mit Dank an Torsten.

Bundeswehr, Wagner, Dauerlaberer

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die große Schweigerin”
(fr-online.de, Antonia Rados)
Fernsehjournalistin Antonia Rados zur Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr: “Wenn ich es dann einmal wage, nach dem Mittagsmenü eine harmlose Frage zu stellen, verfolgen mich die Presse-Offiziere mit misstrauischen Blicken. Als wolle ich den Soldaten zwischen Haupt- und Nachspeise Staatsgeheimnisse entlocken. Ich könnte den Taliban ja verraten, dass deutsche Brötchen keine Wurfgeschosse sind.”

2. “Holpriger Start für den Österreichischen Presserat”
(diepresse.com, Anna-Maria Wallner)
Österreich hat einen neu gegründeten Presserat, der sich allerdings nur um Mitglieder kümmert. “Kritik an dem neu gegründeten Presserat löst in erster Linie die Verfahrensordnung aus, die nicht erlaubt, Entscheidungen gegen Nichtmitglieder zu veröffentlichen. Ebenfalls kritisch gesehen wird der Klagsverzicht: Wer sich an den Presserat wendet, schließt den ordentlichen Gerichtsweg aus.”

3. “Bild-Zeitung schreibt die Leiharbeit schön”
(heise.de/tp, Silvio Duwe)
“Die Fachberatung zum Artikel stammt von einem Lobbyverband.”

4. “Call In infiltriert”
(fernsehkritik.tv, Video, insgesamt 48:14 Minuten)
Fernsehkritik.tv hat Teile des Videos, das ein Team der belgischen Satiresendung “Basta” zeigt, wie sie einen eigenen Moderator in eine Call-In-Sendung einschleusen, mit Untertiteln versehen (ab 10:50 Minuten).

5. “Man erzieht die Leute zu Dauerlaberern”
(zeit.de, Harald Martenstein)
Harald Martenstein kritisiert, dass die sogenannte “mündliche Mitarbeit” in der Notengebung mit 50 Prozent bewertet wird. “Die von unserem System diskriminierten schüchternen, zurückhaltenden oder zur Selbstdarstellung unbegabten Menschen können durchaus etwas leisten, sie sind oft recht intelligent. Sie sind nachdenklich. Bevor sie sprechen, denken sie nach, und wenn sie mit dem Denken fertig sind, ist es zu spät. Das ist ihr Problem.”

6. Interview mit Franz Josef Wagner
(ardmediathek.de, Video, 29:56 Minuten)
“Bild”-Kolumnist Franz Josef Wagner erklärt, was zu seinen Gunsten vorliegt (ab 8:30 Minuten): “Ich kann fantastisch mit der deutschen Sprache umgehen (…) mal, und mal dann wieder nicht. Eine Kolumne ist mal schlecht, dann schäm ich mich auch zu Tode, mal gelingt eine. Ich bin schon froh, wenn eine glitzert und funkelt.” Zu seinen Ungunsten: “Es gibt Geschichten und Schlagzeilen, für die ich mich schämen muss.”

Spiegel Online, Christoph Lütgert, Auswanderer

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Doch keine ‘Matrix’-Fortsetzung”
(spiegel.de, twi)
“Spiegel Online” gibt zu, ein Gerücht der Website “Ain’t it cool News”, die “Matrix”-Filmreihe würde in zwei Teilen fortgesetzt, weiterverbreitet zu haben: “Die Meldung ging um den Globus – auch SPIEGEL ONLINE berichtete. Bloß: Sie ist eine Ente.”

2. “Alle besoffen bei der Bundeswehr!”
(rockbär.de, Sebastian Pertsch)
Sebastian Pertsch fragt sich, warum “Spiegel Online” einen Artikel über Mutproben in der Bundeswehr zur Topmeldung macht: “Die zahl­rei­chen ‘Mut­pro­ben’, die der Spie­gel in seinem Ar­ti­kel auf­führt, sind al­le­samt keine Neu­ig­kei­ten, auch wenn dies der Ar­tikel auf der me­dia­len Nr. 1 sug­ge­rierte. Es sind schlimme Ein­zel­fälle, die re­gel­mä­ßig in den Wehr­be­richten auf­tau­chen.”

3. “Pietät ist, wenn….”
(lastknightnik.wordpress.com, Nik)
Nik kommentiert die Meldung von sueddeutsche.de, Carolin Wosnitza sei “während ihrer Brust-OP an Hirnlähmung” gestorben.

4. Interview mit Christoph Lütgert
(meedia.de, Christine Lübbers)
Christoph Lütgert hält die rechtlichen Aktivitäten von Carsten Maschmeyer für Einschüchterungsversuche und findet, dass er sich “nicht unbotmäßig verhalten habe”. “Maschmeyer ist eine Person der Zeitgeschichte. Da geht es nicht an, dass man das nicht darstellen kann, nur weil er sagt, dass er uns nicht antwortet. Ich finde, er ist der Öffentlichkeit Rechenschaft schuldig.”

5. “Die Lust am Lager”
(katrinschuster.de)
“Die zweifellos erfolgreichste räumliche Ordnung des aktuellen Fernsehens” sei das Lager, schreibt Katrin Schuster, ganz gleich, ob man den jeweiligen Raum nun als “Bandhouse”, “Dschungelcamp” oder “Model-WG” tituliere. Dieses “‘Ist schon okay, wenn ihr das guckt, das tue ich doch auch’ der Journalisten, das sich mittlerweile als Umgang mit solchen Sendungen durchgesetzt” habe, kann sie nicht mehr hören. “Denn gerade Zynismus scheint mir in diesen Fällen keine angemessene Haltung, und ein Journalist, der solche Äußerungen ernst meint, hat imho seinen Beruf komplett verfehlt.”

6. “Schade, Deutschland, ich bin weg”
(taz.de, Cigdem Akyol)
“Deutschland ist längst kein Einwanderungsland mehr, sondern Auswanderungsland. Vor allem die Qualifizierten gehen – Deutsche wie andernorts Geborene -, die weniger Qualifizierten bleiben.”

Metaboulevard of broken dreams

Was ist noch überflüssiger als ein belangloser Bericht über einen hierzulande nahezu unbekannten britischen Promi? Richtig: Ein Bericht darüber, wie überflüssig der belanglose Bericht über einen hierzulande nahezu unbekannten britischen Promi ist. Genau dieses phänomenale und gleichzeitig zutiefst verstörende Kunststück hat “Spiegel Online” im ebenfalls überflüssigen Panorama-Ressort mit einem Artikel über Petra Ecclestone fertiggebracht.

Da heißt es unter der Schlagzeile (!) “Luxussorgen: Miss Ecclestone und der Jacken-Fauxpas”:

Die Töchter von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone rutschen immer wieder in die Schlagzeilen, was ihr stattliches Vermögen angeht. Sie müssen dafür nicht mal etwas (Ungewöhnliches) tun.

Anschließend berichtet “Spiegel Online” – natürlich ohne Verlinkung – darüber, wie das britische Boulevardblatt “Daily Mail” darüber berichtet, dass Petra Ecclestone ihren Partner während eines Restaurantbesuchs ohne Jacke auf eine Zigarette nach draußen begleitet — “trotz eisiger Temperaturen”.

Selbst die kleinsten Details aus dem “Daily Mail”-Artikel teilt der “Spiegel Online”-Autor seinen Lesern mit und weist mehrfach darauf hin, wie unsinnig es ist, dass über den “Vorfall” überhaupt berichtet wird:

Es scheint schlichtweg darum zu gehen, dass die Tochter aus Ecclestones Ehe mit dem ehemaligen Model Slavica Radic einfach nur vermögend ist.

Das allein wäre ja schon absurd genug, aber dass “Spiegel Online” es dann auch noch fertigbringt die Chronologie der Nichtnachricht durcheinanderzubringen, setzt dem ganzen die Krone auf:

Dann die Sensation: Kurz darauf erblicken sie Papparazzi und siehe da – Petra Ecclestone trägt über dem schlichten Kleid tatsächlich eine Jacke. Vielmehr scheint es bei der Berichterstattung darum zu gehen, dass das Paar in einem schwarzen Lamborghini davonbrauste, (…)

Die Jacke trug Petra Ecclestone jedoch bereits vor der Raucherpause, bei der Ankunft (“on arrival”). Und es ist zwar wahrscheinlich, dass das Paar auch wieder davonbrauste, aber davon steht nichts bei der “Daily Mail”. Dort heißt es:

The pair made a dramatic entrance in a black Lamborghini.

(Hervorhebung von uns.)

PS: Wir sind uns bewusst, dass unser Artikel über einen überflüssigen Artikel über einen überflüssigen Artikel über ein belangloses Ereignis möglicherweise irrelevant erscheinen mag.
PPS: Aaargh!

Mit Dank an Christof K. und Marcus W.

Blättern:  1 ... 192 193 194 ... 288