Suchergebnisse für ‘Klima’

Maltas China-Connection, Lührssens seltsame AfD-Mission, Atom-Kind

1. Journalistin war mysteriöser China-Connection auf der Spur
(deutschlandfunk.de, Nina Magoley & Isabelle Klein, Audio: 8:43 Minuten)
Die Journalistin Daphne Caruana Galizia hatte sich mit ihren Berichten über Korruption und Geldwäsche von maltesischen Politikern einige Feinde gemacht. Als die mutige Investigativreporterin 2017 mit einer Autobombe getötet wurde, löste dies weltweit Betroffenheit aus. Der maltesischen Regierung gelang es bislang kaum, die genauen Hintergründe des Verbrechens aufzuklären. Man ahnt warum: Ein internationales Team hat Galizias Recherchen wieder aufgenommen und entdeckt, dass sie offenbar Betrügereien hochrangiger maltesischer Politiker auf der Spur gewesen war – inklusive Verbindungen nach China.

2. Hinrich Lührssen verläuft sich auf Unterwanderpfad in die AfD
(uebermedien.de, Sebastian Heidelberger)
Der Journalist Hinrich Lührssen versorgte jahrelang vor allem die Redaktionen von “buten un binnen” (Radio Bremen) und “Stern TV” (RTL) mit lustigen Einspielfilmchen. Im Sommer 2018 stieg Lührssen bei der Bremer AfD ein und war dort sogar Mitglied im Landesvorstand. Nun legt er ein Buch vor, in dem er behauptet, er sei in “geheimer Mission” unterwegs gewesen, als Journalist. Daran bestehen jedoch erhebliche Zweifel. Sebastian Heidelberger hat sich die Sache näher angeschaut. Es ist eine Geschichte voller Widersprüche und Merkwürdigkeiten.

3. RTL plant Format für Klimaberichterstattung – Austausch mit Initiative “Klima vor acht”
(rnd.de)
Die Initiative “Klima vor acht” hatte lange bei der ARD für eine regelmäßige Sendung zur Klimakrise geworben, konnte jedoch bei der Gegenseite, abgesehen von ein paar gefälligen Äußerungen, nichts erreichen. Nun hat RTL reagiert: Zusammen mit dem Verein plane man Ideen für eine Sendung, die Produktion liege in den Händen von RTL.
Weiterer Lesehinweis: Die Pressemitteilung der RTL Mediengruppe Deutschland.

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4. 188 Seiten guter Geschmack
(sueddeutsche.de, Franz Kotteder)
Der Burda-Konzern hat mit dem französischen Restaurantführer “Gault&Millau” einen Lizenzdeal geschlossen und will die Marke über alle denkbaren Kanäle verwerten. Erstes Ergebnis der Kooperation: Die neue Zeitschrift “Gault&Millau”, deren erste Ausgabe gerade erschienen ist. Franz Kotteder hält das Magazin für vielversprechend. Die Mischung sei gelungen, wenn auch mit Abstrichen: “Beim Porträt der Artischocke liegt der Verdacht nahe, dass Wikipedia umfänglich geplündert wurde, um sämtliche Fakten, Zitate und fun facts zu beschaffen – ob man das alles wirklich wissen will, ist fraglich.”

5. “Die Situation vieler Sender ist prekär, teilweise existenzbedrohend”
(medienpolitik.net, Helmut Hartung)
Olaf Hopp ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk und Geschäftsführer von Radio Energy. Im Interview spricht er über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die privaten Radiosender: “Während die Öffentlich-Rechtlichen durch den Rundfunkbeitrag abgesichert sind, haben die Privaten mit massiven Werbeausfällen zu kämpfen. Weitere Maßnahmen von Seiten der Politik sind dringend vonnöten, um das duale System in Deutschland zu schützen und die Medienvielfalt in ihrer jetzigen Form zu erhalten.”

6. Kind twittert von US-Atombehörden-Account
(spiegel.de)
Am Wochenende erschien auf dem Twitter-Account der US-Atombehörde ein rätselhafter Tweet. Fast hätte man denken können, ein Kleinkind hätte die Gewalt über den Atom-Account erlangt und mit tapsigen Fingern irgendwelche Tasten gedrückt. Spoiler: Es war so.

“nd”-Ende?, Milchlobby vs. Bayern3, “Lovemobil”-Verantwortung des NDR

1. nd: Genossenschaft – eine gute Idee?
(mmm.verdi.de, Helma Nehrlich)
Die Tageszeitung “nd” (ehemalige Schreibweise: “Neues Deutschland”) feiert im April ihr 75-jähriges Bestehen, doch Feierlaune wird bei den Mitarbeitenden eher nicht aufkommen: Die Gesellschafter wollen Verlag und Druckerei auflösen. Redaktionssprecherin Haidy Damm spricht im Interview über den aktuellen Stand der Dinge und das womöglich rettende Genossenschaftsmodell.

2. Auf Wunsch der Milchlobby löscht der Bayerische Rundfunk Klimaschutz-Tipps
(volksverpetzer.de, Jan Hegenberg)
Als der Radiosender Bayern3 auf einem Social-Media-Bild empfahl, für einen nachhaltigeren Kaffee die Kuhmilch durch eine pflanzliche Milchalternative zu ersetzen, lief die Milchlobby Sturm. Der bäuerliche Protest war erfolgreich: Der Sender knickte ein und löschte die Grafik. Jan Hegenberg kommentiert: “Sieht also so aus, als sei Kuhmilch bezogen auf Klimaschaden, Landnutzung und Wasserverbrauch die schlechteste der 5 Milchsorten. Warum löscht Bayern 3 also einen aus Sicht der Wissenschaft vollkommen zutreffenden Tipp für nachhaltigere Ernährung? Weil ein paar Lobbyvertreter:innen auf ihrer Facebook-Seite rumgepöbelt haben? Was ist das denn für ein journalistischer Selbstanspruch?”

3. Die letzten Kremlkritiker
(taz.de, Inna Hartwich)
In Russland dominieren die systemfreundlichen Fernsehsender. Eine Ausnahme bildet der Sender TV Doschd: “Seit 2010 macht Doschd das, was andere russische Fernsehsender meiden: Die Jour­na­lis­t*in­nen senden live von Protesten auf der Straße, sie berichten aus Gerichtssälen, wenn Oppositionelle auf der Anklagebank sitzen, sie prangern offen das System Putin an – in einem Staat, der das Fernsehen zur Propagandamaschine umfunktioniert hat und es mit strikten Kontrollen an der kurzen Leine hält.”

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4. KATAPULT MV startet!
(katapult-magazin.de, Benjamin Fredrich)
Nur vier Tage hat es gedauert, bis “Katapult” seine neue Regionalzeitung für Mecklenburg-Vorpommern gecrowdfundet hat: “19.000 € pro Monat sind sicher, und damit fünf Redakteure und Grafikerinnen.” Doch das ist erst Phase eins der hochfliegenden Pläne. In weiteren Ausbaustufen sollen Regionalbüros in größeren und kleineren Städten etabliert und weitere Arbeitsplätze geschaffen werden.

5. Ex-“RP”- und “WZ”-Journalisten starten werbefreies Medium für Düsseldorf
(meedia.de, Thomas Borgböhmer)
Hans Onkelbach und Christian Herrendorf haben bei der “Rheinischen Post” beziehungsweise der “Westdeutschen Zeitung” viele Jahre lokaljournalistische Erfahrungen in Düsseldorf gesammelt. Nun wagen sie den Schritt in die Selbstständigkeit und gründen ein werbefreies Medium für Düsseldorf. Via Crowdfunding sammeln sie Geld für das Projekt: “Wir werden montags bis freitags unseren Leser*innen mit ausgewählten Artikeln neue Perspektiven eröffnen und unterhalten. Dazu gibt es abends unseren Nachrichtenüberblick ‘Düsseldorf in 40 Sekunden’.”

6. “Man muss jetzt nicht so tun, als sei man überrascht”
(dwdl.de, Jan Freitag)
Thorolf Lipp sitzt im Vorstand der AG DOK, dem Berufsverband und der Interessenvertretung im Bereich Dokumentarfilm. Im Interview mit “DWDL” spricht er über den Film “Lovemobil”, in dem statt echter Protagonisten Darsteller eingesetzt wurden, ohne dies kenntlich zu machen. Lipp kritisiert die verantwortliche Regisseurin, sieht aber auch die Verantwortung des an der Produktion beteiligten NDR: “Der Co-Produktionsanteil des NDR betrug knapp 40.000 Euro. Das ist viel zu wenig, um über Jahre einen beobachtenden Film zu drehen. Insofern ist für mich klar, dass der NDR mit einer Aufarbeitung, bei der die Autorin alle Verantwortung trägt, während sich die Redakteure betrogen fühlen wollen, danebenliegt.”

ZDF-Doku mit Streeck, Silikon im Hirn, Institut für Rundfunktechnik

1. ZDF-Doku mit Hendrik Streeck: Warum ein Virologe kein TV-Moderator sein sollte
(rnd.de, Matthias Schwarzer)
Matthias Schwarzer hat sich im ZDF die vom Virologen Hendrik Streeck moderierte Corona-Doku angesehen. Er kritisiert die seiner Meinung nach generell zu geringe Distanz zwischen Medien und Experten, darüberhinaus habe die Streeck-Doku jedoch ein besonderes Geschmäckle: “Man wird das Gefühl nicht los, dass auch diese Sendung wieder der eigenen Selbstinszenierung dient. Und man fragt sich, warum das ZDF da mitspielt.”

2. 4,125 Millionen Euro – Kaufpreis für Spahns Villa darf jetzt genannt werden
(tagesspiegel.de, Jost Müller-Neuhof)
Der “Tagesspiegel” berichtet, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) offenbar nicht mehr gegen Medien vorgehen wolle, die über den Kaufpreis seiner Villa in Berlin-Dahlem berichten. Zuvor habe Spahn, unter anderem gegen den “Tagesspiegel”, gerichtliche Verfügungen erwirkt, denen zufolge die Kaufsumme von 4,125 Millionen Euro öffentlich nicht genannt werden dürfe. Ganz freiwillig sei Spahns Kehrtwende jedoch nicht: Der Ruf nach Transparenz sei immer lauter geworden, und es sei fraglich, ob das Oberlandesgericht Hamburg Spahns Klagen stattgegeben hätte.

3. ZDF: Silikon im Hirn
(klima-luegendetektor.de)
Das Team des “Klima-Lügendetektors” hat sich eine Doku zur Energiewende bei ZDFinfo angeschaut und ist gewissermaßen entsetzt: “Das ist reinstes ‘Energiewende-Bashing’ ohne jegliche Substanz. Erstens erhebt sich die Frage, ob das ZDF keine eigenen Autoren besitzt, um sich fundiert den Nebenwirkungen der Energiewende zu widmen. Zweitens fragt man sich, warum nicht wenigstens der Filmstoff von internen Experten auf Plausibilität geprüft wurde, bevor ihn das ZDF einkaufte.”
Weiterer Hinweis: Bei Twitter weist der “Graslutscher” darauf hin, dass es sich um eine bereits von ihm kritisierte Doku handele, die bei Arte lief und von 89 auf 42 Minuten verdichtet worden sei. Hier sein empfehlenswerter Beitrag zum ungekürzten Original aus dem November: ARTE-Filmemacher wollen die Klimakrise jetzt durch Verzicht auf Windkraft und E-Autos lösen (graslutscher.de, Jan Hegenberg).

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4. Warum drei Schwarze Frauen bei der WDR-Runde zu Rassismus abgesagt haben
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Nachdem die verunglückte Rassismus-Ausgabe der WDR-Talkshow “Die letzte Instanz” (Erstausstrahlung im November, Wiederholung im Januar) viel Kritik geerntet hatte, hat der Sender für gestern einen Themenabend organisiert. Stefan Niggemeier kommentiert: “Der WDR wollte es diesmal besser machen – und hält sich selbst eigentlich für superprädestiniert, es richtig zu machen. Doch ausgerechnet bei der Organisation des großen Themenabends, der auch ein großer Wiedergutmachungsabend sein sollte, mit ‘Reinwaschungs-Talk’, wie es die Komikerin Enissa Amani nannte, ließ die Redaktion offenbar jegliches Gespür für die Anliegen mehrerer Schwarzer Teilnehmerinnen vermissen.”

5. “Innovation ist mehr als ein neues Produkt”
(quotenmeter.de, Sabrina Harper)
Mit dem Förderprogramm Media Company Fellowship des Media Lab Bayern sollen gezielt kleinere Medienhäuser unterstützt werden. “Quotenmeter” hat sich mit den Projekt-Macherinnen Linn Timm und Anita Zielina unterhalten. Es geht um Innovationen in der Medienbranche, Anpassungsfähigkeit und Interdisziplinarität.

6. Ausgeforscht
(taz.de, Steffen Grimberg)
Dem Institut für Rundfunktechnik (IRT) verdanken wir einige revolutionäre Techniken, beispielsweise das Videokompressionsverfahren MPEG. Nun soll das IRT, das bislang allen Öffentlich-Rechtlichen inklusive Schweiz und Österreich gehörte, abgewickelt werden. Es hätte dank lukrativer Patente eine passable Einnahmequelle werden können, aber rund 200 Millionen Euro seien dank eines windigen Rechtedeals in andere Kassen geflossen.

Moskau droht Deutschland wg. RT, Wikipedia wird 20, Zu wenig Frauen

1. Moskau droht Deutschland mit “harten Gegenmaßnahmen” wegen Umgang mit Sender RT
(sueddeutsche.de)
Russlands Außenministerium beklagt, dass deutsche Banken die Eröffnung eines Geschäftskontos für den staatlichen TV- und Youtube-Kanal RT (früher Russia Today) ablehnen würden. Im Hintergrund schwelt offenbar ein Konflikt um die Pläne des russischen Staatskonzerns, RT zu einem vollwertigen deutschsprachigen TV-Sender auszubauen.

2. 200-Mio-Förderung: BDZV kritisiert Vorgaben der Politik
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Die Bundesregierung hat ein 220 Millionen Euro schweres Förderprogramm für die deutsche Print-Landschaft aufgelegt. Die Richtlinie sei laut Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) jedoch “nicht sinnvoll durchführbar”. Die Vorgaben seien unpraktikabel und daher abzulehnen. Sie müssten dringend geändert werden, so der BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff.

3. Julian Reichelt: Halali auf “Bild”-Chefredakteur
(ndr.de, Katrin Schmidt)
Bei “Zapp” kommentiert Medienwissenschaftlerin Elisabeth Prommer das Betriebsklima bei “Bild”, unter dem anscheinend besonders Frauen leiden müssen: “Was wir ja schon verfolgen konnten, ist das in den letzten Jahren weibliche Chefredakteurinnen, Co-Chefredakteurinnen, den Konzern verlassen haben, und das wirkte dann – auch wenn nicht darüber geredet wird – schon so ein bisschen so: Die sind irgendwie rausgedrängt, rausgeekelt worden.”

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4. Frauen sind an den Redaktionsspitzen noch immer unterrepräsentiert
(de.ejo-online.eu, Tina Bettels-Schwabbauer)
Das Reuters Institute hat sich die Führungsstrukturen von Medien in verschiedenen Länder angeschaut. In elf von zwölf untersuchten Fällen sei die Mehrheit der Spitzenpositionen im Journalismus mit Männern besetzt. Die Ausnahme: Südafrika mit einem Anteil von mehr als 60 Prozent weiblicher Führungskräfte.

5. “Gefährlich für Leib und Leben”
(taz.de, Klaus-Helge Donath)
Am Montag gab es in Russland einen Anschlag auf die unabhängige, kremlkritische Zeitung “Nowaja Gaseta”. Für das oppositionelle Blatt nicht das erste Mal: 2006 wurde die bekannte Journalistin Anna Politkowskaja in ihrem Hausflur erschossen. 2018 stand ein Korb mit abgetrenntem Hammelkopf vor der Tür – “Mit besten Grüßen an den Chefredakteur”.

6. Zum 20. Geburtstag: 20 Dinge, die Sie noch nicht über Wikipedia wussten
(rnd.de, Imre Grimm)
Die deutschsprachige Wikipedia feiert ihren 20. Geburtstag, und Imre Grimm feiert mit “20 Dingen, die Sie noch nicht über Wikipedia wussten” mit. Informativ und unterhaltsam!

Aufsteigergeschichten, Emoji-Sprache der Rechten, Suche nach Rechnung

1. “Medien lieben Aufsteigergeschichten”
(taz.de, Timo Stukenberg)
Klassismus bezeichnet laut Wikipedia “Vorurteile oder Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft oder der sozialen Position und richtet sich überwiegend gegen Angehörige einer ‘niedrigeren’ sozialen Klasse”. Die Autorin Brigitte Theißl beschäftigt sich in ihrem Buch unter anderem mit klassistischen Narrativen in den Medien: “Medien lieben Aufsteigergeschichten, also die klassischen Hollywoodgeschichten. Diese Geschichten handeln von individuellen Anstrengungen und Erfolgen, aber es werden selten Geschichten erzählt über die Hürden und warum man es nicht oder trotzdem geschafft hat. Klassismus ist eine strukturelle Diskriminierungsform, die ganz individuelle Auswirkungen hat, auf Lebenserwartung, Bildungsabschlüsse oder Gesundheit.” Im “taz”-Interview geht es unter anderem darum, wie eine diskriminierungsfreie und respektvolle Berichterstattung aussehen könnte.

2. Welche Emojis sind bei Nazis, Rechtsradikalen, Rassist*innen beliebt?
(belltower.news, Simone Rafael)
Simone Rafael ist studierte Publizistin und Kunsthistorikerin und hat deshalb vielleicht ein besonderes Auge für die Bildsprache der extremen Rechten. In ihrem Beitrag beschreibt sie, wie Abwertung durch Emojis funktioniert und welche der Piktogramme sich bei Nazis, Rechtsradikalen und Rassisten besonderer Beliebtheit erfreuen.

3. 10 Jahre Atomkatastrophe Fukushima: ARD-Reporter blickt zurück
(br.de, Konstantin König)
Als es vor zehn Jahren zur Atomkatastrophe im japanischen Fukushima kam, war Peter Kujath als ARD-Korrespondent vor Ort. Im BR-Interview erinnert er sich an das Unglück: “Als ARD-Korrespondent war ich für alle Radio-Programme zuständig und es riefen alle Sender an. Ich war nur noch mit Telefongesprächen beschäftigt. Gleichzeitig haben wir überlegt, wie wir – meine Frau, die Mitarbeiterinnen und ich in dem kleinen Studio – mit der Katastrophe umgehen.”

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4. Klimajournalismus neu denken
(deutschlandfunk.de, Mike Herbstreuth & Brigitte Baetz, Audio: 6:52 Minuten)
Zur Klima-Thematik gibt es bereits verschiedene journalistische Angebote (einige davon sind im Artikel verlinkt), ein weiteres stammt von Lorenz Matzat, dem Macher des neuen “Klimajournalismus”-Newsletters. Im Interview mit dem Deutschlandfunk weist Matzat auf die Dringlichkeit der Auseinandersetzung mit dem Klimawandel hin: “Wenn wir wüssten, dass in 20, 30 Jahren regelmäßig ein Schwarm von Meteoriten auf der Erde einschlagen würde, dann wäre wahrscheinlich einiges mehr los in der aktuellen Berichterstattung: Wie gehen wir damit um? Wie bereiten wir uns vor? Und den Eindruck habe ich beim Thema ‘Klimawandel’ nicht wirklich.”

5. Habe ich das Kind mit dir gezeugt?: Fast 80 Journalistinnen beklagen Sexismus und Einschüchterungen bei Tamedia
(kress.de, Marc Bartl)
Bei Tamedia handelt es sich um ein großes Schweizer Medienhaus, das zahlreiche Zeitungen verlegt (unter anderem den “Tages-Anzeiger”) und Druckereien besitzt. In einem Brief an Geschäftsleitung und Chefredaktion beklagen sich 78 Journalistinnen über Einschüchterungen und Sexismus und stellten konkrete Forderungen. Mittlerweile liegt auch ein Solidaritätsschreiben von Männern aus der Tamedia-Redaktion vor.

6. »Wo finde ich denn die Rechnungen?«
(twitter.com, Tim Pritlove)
Nur am Rande ein Medienthema, aber es zeigt exemplarisch, wie ausbaufähig das Verhältnis vieler Medien zu ihren Nutzern und Nutzerinnen ist: Tim Pritlove besitzt ein “Spiegel+”-Premium-Abo und steigert sich auf der Suche nach den Rechnungen in einen unterhaltsamen Rant: “Wenn man Eure Dienste nutzen soll, dann müsst ihr das EINFACH und ATTRAKTIV machen. Aber ich habe einfach keine Lust, für jedes mir rechtlich zustehende Dokument einmal zu Kafka und zurück zu reisen.”

7. Victim Blaming und Julian Reichelt: Vorwürfe gegen Bild-Chef erreichen Politik
(berliner-zeitung.de, Philippe Debionne)
Als siebter und damit zusätzlicher Link, weil unter anderem auch der “6 vor 9”-Kurator im Artikel vorkommt: “Peter Altmaier, CDU-Politiker und Vertrauter von Bundeskanzlerin Angela Merkel, werden Victim Blaming und Sexismus in Zusammenhang mit den Anschuldigungen gegen Reichelt vorgeworfen. Auslöser des Shitstorms ist ein Tweet von Minister Altmaier. In diesem zitiert der Politiker aus der Lore-Ley von Heinrich Heine aus dem Jahre 1824.”

Umfragen-Politik der “WamS”, Zerrwelt der Frauenhasser, Maiwald

1. Die Umfragen-Politik der “Welt am Sonntag”
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier interessierte sich, auf was für einer Umfrage eine Schlagzeile der “Welt am Sonntag” beruht, und fragte einfach mal nach. Das gestaltete sich jedoch als gar nicht so leicht. Irgendwann bekam er immerhin die Antwort, dass man ihm nicht antworten wolle. Daraufhin hat sich Niggemeier auf die Suche nach dem Ursprung der Zahlen gemacht. Nun kann man auf gewisse Weise nachvollziehen, warum die “WamS” so schweigsam war.

2. Zerrwelt der Frauenhasser
(story.ndr.de)
“Incel” (Kunstwort aus “involuntary” für “unfreiwillig” und “celibate” für “Zölibat”) ist laut Wikipedia “die Selbstbezeichnung einer in den USA entstandenen Internet-Subkultur von heterosexuellen Männern, die nach Eigenaussage unfreiwillig keinen Geschlechtsverkehr haben und der Ideologie einer hegemonialen Männlichkeit anhängen”. Der NDR hat sich in die Welt dieser Frauenhasser begeben und ist der Frage nachgegangen, wie gefährlich die “Incel”-Szene ist. Die Reportage ist etwas länger, aber gut aufbereitet und lohnend.

3. Die Grenzen des Journalismus
(klimajournalismus.substack.com, Lorenz Matzat)
Lorenz Matzat startet einen Newsletter zum Klimajournalismus. In seinem Einführungsbeitrag schreibt er: “Will Journalismus als Akteur seinem eigenen Anspruch gerecht werden – der gesamten Gesellschaft zu dienen -, muss er endlich einen neuen Blickwinkel in sein Bezugssystem integrieren: Die Perspektive des Klimawandels wird fester Bestandteil nahezu aller journalistischer Beschreibungen und Analysen gesellschaftlicher Vorgänge.”

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4. Altmaiers fragwürdiges 220-Millionen-Euro-Geschenk
(t-online.de, Wolfgang Büchner)
Der ehemalige “Spiegel”- und dpa-Chefredakteur Wolfgang Büchner spricht sich in einem Gastbeitrag gegen die 220 Millionen Euro schwere Presseförderung der Bundesregierung aus: “Aus ordnungspolitischer Sicht verfehlen Subventionen meist ihre Wirkung. Sie lähmen oft die Innovationsbereitschaft der Zahlungsempfänger. Im schlimmsten Fall schwächen sie nachhaltig die Konkurrenzfähigkeit der Unternehmen, die es sich auf dem Subventionskissen gemütlich machen. Sie können nicht verhindern, dass ein überkommenes Geschäftsmodell irgendwann nicht mehr funktioniert. Und sie behindern die Chancen neuer Marktteilnehmer, die sich im Wettbewerb mit subventionierten Traditionsunternehmen schwer tun.”

5. Der KiKa müsste neue Formate entwickeln
(verdi.de, Tilmann P. Gangloff)
Armin Maiwald gilt als einer der Väter der “Sendung mit der Maus” und hat für den kleinen TV-Nager unzählige Sachgeschichten produziert. Auch im Alter von 81 Jahren ist er noch dabei: “Bevor ich zuhause sitze und meiner Frau auf die Nerven gehe, drehe ich doch lieber noch zehn oder zwölf Filme pro Jahr, solange Körper und Geist mitmachen.”

KW09: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Endlich Wochenende und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen. In unserer Wochenausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Hör- und Guck-Angebote mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

1. Wie gestört ist die Bundespressekonferenz?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 36 Minuten)
Im Übermedien-Podcast unterhält sich Holger Klein mit der langjährigen Parlamentskorrespondentin Anja Maier über die Bundespressekonferenz, wer dort Mitglied werden kann und warum sich Politiker und Politiker dort regelmäßig den Fragen der Medien stellen. Maier war von 2015 bis 2018 im Vorstand der Bundespressekonferenz und bringt somit echtes Expertinnenwissen mit.
Weiterführender Link: In Sachen Bundespressekonferenz eine unentbehrliche Quelle: Der Youtube-Kanal von Tilo Jung, in dem er komplette Mitschnitte der Veranstaltung anbietet.

2. Medienmacher von morgen: Eine Deutschlandreise – ins Digitale
(3sat.de, Stephan Weichert, Video: 44 Minuten)
Die 3sat-Dokumentation porträtiert junge Medienmacher und ihre journalistischen Projekte: Felix Friedrich und Dario Nassal haben die News-App “The Buzzard“ etabliert, Mirko Drotschmann versorgt als “MrWissen2Go” rund zwei Millionen Youtube-Abonnenten. Die “Krautreporter” sind eines der ersten erfolgreichen journalistischen Crowdfunding-Projekte in Deutschland und die beiden Wissenschaftsjournalisten Astrid Csuraji und Jakob Vicar betreiben das Innovationslabor “tactile.news“.

3. Piratensender Powerplay, Episode 29: “Giovanni cancelt die Klimakrise!”
(piratensenderpowerplay.podigee.io, Samira El Ouassil & Friedemann Karig, 60 Minuten)
In der aktuellen Podcastfolge von “Piratensender Powerplay” geht es unter anderem um einen Leitartikel des „Zeit“-Chefredakteurs Giovanni Di Lorenzo zum 75-jährigen Jubiläum des Blatts. Die beiden Podcaster haben einige Fragen: „Wieso stehen in solchen Texten dann nur Beispiele aus den USA? Woran könnte das liegen? Und dann werden die auch noch so lange herumgedreht, bis… nun, gar nichts mehr zusammenpasst. Was ist noch der Unterschied zwischen Reflexion und “Selbstzensur”? Was ist einschüchternder, massive Kritik oder Morddrohungen? Und was hat die New York Post in so einem Text zu suchen?“

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4. Druckausgleich Folge 01: Bin ich eigentlich gut genug?
(journalist.de, Annkathrin Weis & Luca Schmitt-Walz, Audio: 37 Minuten)
Das Fachmagazin „journalist“ startet einen Podcast, in dem junge Medienschaffende über die Herausforderungen des Berufseinstiegs sprechen. „Das Ziel: den bestehenden Druck ausgleichen, ehrlich über Misserfolge reden und so das Narrativ der perfekten Jungjournalist*innen zu brechen.“ In der ersten Folge geht es unter anderem um das Impostor-Syndrom und die Frage „Bin ich eigentlich gut genug?“

5. Der Feind in meinem Bett – Warum Verlage mit Google zusammenarbeiten
(ardaudiothek.de, Audio: 16 Minuten)
Google lässt sich sein journalistisches Angebot “Google News Showcase” rund eine Milliarde US-Dollar kosten. Das Geld geht an weltweite Medienpartner. In Deutschland mit dabei ist unter anderem die „taz“. Katrin Aue und Thomas Bimesdörfer haben sich mit der „taz“-Chefredakteurin Ulrike Winkelmann über Chancen und Risiken der Kooperation mit dem Tech-Konzern unterhalten.

6. Drogen auf Telegram: Messenger ohne Grenzen?
(youtube.com, Zapp Medienmagazin, Video: 18:55 Minuten)
Telegram ist eine kostenlose Chat-App, die sich besonderer Beliebtheit erfreut. Wer von Youtube und Facebook wegen permanenter Hassrede, Hetze oder Verschwörungsgerede verbannt wurde, weicht oft auf diesen weitgehend unkontrollierten Messenger aus. In direkter Nachbarschaft: Drogendealer, Waffenhändler, Urkundenfälscher und Extremisten… Das Medienmagazin “Zapp” hat sich bei dem “Messenger ohne Grenzen” umgeschaut.

Gerangel um 86 Cent, Wende in der Wende, Spotifys Chartsmanipulation

1. Es geht um die Rundfunkfreiheit – und inzwischen um mehr
(mission-lifeline.de, Ruprecht Polenz)
Eigentlich hatten alle Bundesländer der Erhöhung des Rundfunkbeitrags zugestimmt, doch in Sachsen-Anhalt blockieren sowohl CDU als auch AfD das Vorhaben. Der ehemalige Generalsekretär der CDU Ruprecht Polenz kommentiert das Polit-Gerangel um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) und kritisiert dabei nicht nur die AfD, sondern auch das Timing der CDU in Sachsen-Anhalt: “Es bestand vor wenigen Monaten eine gute Gelegenheit, eine umfassende Diskussion über die Struktur des ÖRR zu führen, wenn man Änderungen herbeiführen wollte. Im September 2020 hat Sachsen-Anhalt den Medienstaatsvertrag ratifiziert – ohne größere Diskussionen oder Vorbehalte. Er regelt den allgemeinen Programmauftrag, die Zahl der Anstalten und der Programme. HIER hätte die CDU-Fraktion ihre Vorstellungen einbringen müssen. Das hat sie nicht getan.”

2. Wirkt der “Greta”-Effekt?
(taz.de, Reinhard Wolff)
Klimaaktivistin Greta Thunberg fungierte bei Schwedens auflagenstärkster Tageszeitung “Dagens Nyheter” (“DN”) für einen Tag als Gastchefredakteurin. Dies sorgte in den schwedischen Medien für geteiltes Echo. Einige Zeitungen kritisierten die Aktion, unter anderem als “Niederlage für den Nachrichtenjournalismus”. Thunbergs “DN”-Gastspiel war ein Besuch in der Redaktion vorausgegangen, bei dem sie der Zeitung ordentlich den Kopf gewaschen hatte: “Ihr sagt, ihr berichtet über die Klimakrise, aber das tut ihr nicht. Ihr berichtet über Klimaaktivisten mit Zöpfen und gelber Regenjacke, die ein paar unbequeme Sachen sagen, die Zitate bringen, die sich gut klicken. Aber das hat nichts mit der Klimakrise zu tun.”

3. Die Wende in der Wende – und die BRD-Medien
(medienblog.hypotheses.org, Michael Meyen)
Gabriel Wonn hat in seiner Masterarbeit die Berichterstattung von “Bild”, “Süddeutscher Zeitung”, “Spiegel” und “Tagesschau” zwischen dem 9. Oktober 1989 und der Volkskammerwahl am 18. März 1990 untersucht: “Vor ihnen ein Garten Eden. Hinter ihnen Stasiland: Eine Diskursanalyse über die Rolle der Westmedien im Wandlungsprozess der Wende” (PDF). Professor Michael Meyen kennt die Arbeit besonders gut, er war der offizielle Prüfer: “Wer den mit vielen Zitaten gespickten Ergebnisteil liest, kann gut nachvollziehen, weshalb sich die Stimmung in der DDR-Bevölkerung binnen weniger Monate so drastisch verändert hat – und wie hier der Grundstein für eine Folgeberichterstattung gelegt wurde, die uns die Anschluss-Lösung bis heute meist als selbstverständlich und alternativlos erscheinen lässt.”

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4. Christian Drosten: Die Stimme der Vernunft
(dwdl.de, Jan Freitag)
In der “DWDL”-Reihe “Bildschirmheldinnen & -helden 2020” geht es diesmal um Deutschlands bekanntesten Virologen Christian Drosten. Jan Freitag merkt an: “Charmante Belehrung mit gesenktem Zeigefinger und fotogenem Dackelblick – wäre Christian Drosten nicht so selbstgenügsam, er hätte das Zeug zum Eckart von Hirschhausen. Zum Glück ist ihm die Forschung wichtiger. SARS-CoV-2 wird nicht die letzte Pandemie bleiben.”

5. EU will Journalisten besser schützen
(verdi.de)
Die Europäische Kommission hat in Brüssel den “Aktionsplan für Demokratie” vorgestellt. Dabei geht es auch um die Rolle von Medien, genauer gesagt um “Maßnahmen zur Förderung freier und fairer Wahlen und einer starken demokratischen Beteiligung, zur Unterstützung freier und unabhängiger Medien und zur Bekämpfung der Desinformation”. Bislang sei der Aktionsplan nur eine umfangreiche Ankündigung. Es bleibt also abzuwarten, wie sich die Initiativen in Entwürfen und Gesetzen niederschlagen.

6. Hör mich an
(zeit.de, Silvia Silko)
“Spotify bietet Musikern an, sich in den Algorithmus des Streamingdienstes einzukaufen, um ihre Songs populärer zu machen. Früher nannte man so etwas Chartsmanipulation.” In ihrer Analyse erklärt Silvia Silko die Funktionsweise von Spotifys umstrittener “Pay-to-play”-Funktion und die daraus entstehenden Konsequenzen für den Musikmarkt.

CDU-Race-Berichterstattung, Contentboxen, Pornoröder Forst

1. Das komplett sinnlose Personalorakeln
(deutschlandfunk.de, Matthias Dell, Audio: 4:24 Minuten)
Das Rennen um den CDU-Vorsitz wird von einem aufgeregten Horse-Race-Journalismus begleitet. Matthias Dell plädiert in seiner Deutschlandfunk-Kolumne für ein eingeschränktes Zeitfenster für diese Form der Berichterstattung: “Personalbingo wie aktuell beim CDU-Vorsitz wird medial künftig nur noch zehn Tage vor der jeweiligen Wahl gespielt. Und der Rest der Zeit wird in die Beschreibung der Komplexität von Klimapolitik, Steuerungerechtigkeit und sozialem Wohnungsbau investiert.”

2. That’s not my name
(taz.de, Carolina Schwarz)
Schauspieler Elliot Page machte auf Instagram öffentlich, dass er trans ist. Carolina Schwarz hat sich angeschaut, wie Medien mit dieser Meldung umgehen: “Gerade deutsche Medien zeigten, wie wenig sensibilisiert ihre Redaktionen sind. Ob beim ZDF, dem Spiegel, n-tv oder RND, in fast allen Texten wurden falsche Pronomen, in diesem Fall also weibliche, und der Deadname, also der vorher bekannte Name der Person, genutzt. Das kann unabsichtlich passieren, ist aber auch ein Machtinstrument, um einer Person die Identität abzusprechen.”

3. Kultur aus der Contentbox
(verdi.de, Günter Herkel)
Beim RBB sind für das nächste Jahr schmerzhafte Einsparungen geplant: Um rund 30 Millionen Euro soll der Etat knapper ausfallen. Der Sender wolle dazu die Programmstruktur überarbeiten und sogenannte Contentboxen einführen. Von den Kürzungen wahrscheinlich besonders betroffen: die freien Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

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4. Medien 2020: Der ZAPP-Jahresrückblick
(ndr.de, Video: 29:31 Minuten)
Wir haben erst Anfang Dezember, aber bei “Zapp” gibt es bereits einen Jahresrückblick. In der halbstündigen Sendung geht es um Corona, Proteste gegen die Maßnahmen der Regierung, Verschwörungsmythen, Hass in Sozialen Netzwerken und Empörungswellen nach Satiren.

5. Für eine Medienpolitik mit Zukunft
(medienwoche.ch, Robert Ruoff)
In seinem Essay überlegt Robert Ruoff, wie das Schweizer Mediensystem der Zukunft aussehen könnte. Seine 18 Kerngedanken ermöglichen einen guten Überblick über die derzeitigen Herausforderungen der Medien in der Schweiz und könnten Auslöser für eine weitere Debatte sein.

6. Twitter-Bildersuche zu Protesten im Dannenröder Forst wegen Pornofilter gesperrt?
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
netzpolitik.org berichtet über ein offensichtliches Beispiel von Overblocking: Wer bei Twitter Aufnahmen zu den Protesten im Dannenröder Forst suchte, erhielt keine Treffer, obwohl es unzählige Bilder und Videos gibt. Des Rätsels vermutliche Lösung: Twitter hatte den Hashtag #danni wahrscheinlich mit Pornografie beziehungsweise mit Darstellenden aus dem Erotikgewerbe assoziiert und deshalb unterdrückt.

Artes E-Auto-Doku, Autobahn-Beilage, Raab macht den Fips

1. ARTE-Filmemacher wollen die Klimakrise jetzt durch Verzicht auf Windkraft und E-Autos lösen
(graslutscher.de, Jan Hegenberg)
Jan Hegenberg hat sich die Arte-Doku “Umweltsünder E-Auto” angesehen und ist entsetzt: “Das ist eine der schlechtesten Dokumentationen, die ich seit Langem sehen musste. Es wäre selbst dann blamabel, wenn RTL2 so einen Unsinn ausgestrahlt hätte, aber wie in aller Welt die Leute bei ARTE auf die Idee kommen, diesen auf allen Ebenen undurchdachten Beitrag zu verbreiten, ist mir schleierhaft.” In seinem Beitrag geht er ausführlich auf all die Punkte ein, die ihm Kopfschmerzen bereiten. Arte hat auf Twitter reagiert: Man habe die Kritik an die zuständige Redaktion mit der Bitte um ein Statement weitergeleitet und werde sich bald melden.

2. Die launige Beilage “Die Autobahn A3 für Europa” und was das mit meiner Dissertation zu tun hat
(ankegroener.de)
Der Samstagsausgabe der “Süddeutschen Zeitung” und weiteren Zeitungen lag die 32-seitige Broschüre “Die Autobahn A3 für Europa” bei. Auf Twitter hatte Lenz Jacobsen zunächst über “dieses Werk journalistischer Ingenieurskunst” berichtet. Die Broschüre sei “ein beeindruckendes Beispiel für die alltägliche, wirtschaftliche und publizistische Macht und Interessenvertretung aller, die am Ausbau der Auto-Infrastruktur beteiligt sind und davon profitieren.” Anke Groener steckt wegen ihrer Dissertation besonders gut im Thema und sieht historische Parallelen: “Lustig, wie wenig sich Argumente und Bilder in 90 Jahren geändert haben. Damit will ich der Autobahndirektion Nordbayern und den ganzen Menschen, die an dem Ding gearbeitet haben, kein faschistisches Gedankengut unterstellen, aber die Ähnlichkeit zu Texten zum Bau der Reichsautobahn ist schon frappierend.” Wer tiefer ins Thema einsteigen will: Groener hat das Autobahnkapitel aus ihrer Dissertation online gestellt (PDF).

3. Berauschende Tatortigkeit
(taz.de, Anne Haeming)
Der 50. Geburtstag des “Tatorts” wäre eine gute Gelegenheit gewesen, die Rolle der Polizei kritisch abzubilden, so Anne Haeming in der “taz”. Stattdessen habe die Jubiläumsausgabe gezeigt: “Hier will niemand was. Erst recht nicht die knirschenden Stellen unserer Gesellschaft aufzeigen – und damit die Rolle der Exekutive.” Haeming lenkt den Blick auf die unterrepräsentierten Themen, die über die traditionellen Inszenierungen hinausgehen.
Weitere Lesetipps: Die “Süddeutsche” empfiehlt fünf “Tatort”-Folgen, die man gesehen haben muss, beim “Redaktionsnetzwerk Deutschland” geht es um fünf “Tatort”-Folgen, die man nicht mehr sehen kann (weil sie im Giftschrank gelandet sind), und beim “Spiegel” stellt Peter Ahrens sein persönliches “Tatort”-Projekt vor: Er arbeitet daran, alle “Tatort”-Folgen zu gucken, die es je gegeben hat (und stellt dabei auch seine Top 10 vor).

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4. Fragen und Antworten: Kippt die Erhöhung des Rundfunkbeitrags?
(rnd.de)
Es könnte passieren, dass die Erhöhung des Rundfunkbeitrags in Deutschland an der Zustimmung Sachsen-Anhalts scheitert: Dort stemmen sich CDU und AfD gegen die geplante Neufestsetzung der Gebühren. Beim “Redaktionsnetzwerk Deutschland” gibt es eine Übersicht der entscheidenden Fragen und Antworten zu dem politisch brisanten Thema.
Weiterer Lesehinweis: Beim “Journalist” kommentiert Chefredakteur Matthias Daniel: “Der CDU geht es überhaupt nicht um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Es geht ihr um das eigene Schicksal bei der Landtagswahl im nächsten Jahr. Sie vermutet, dass sich mit dieser billigen Haltung in AfD-Nähe Stimmen ködern lassen.”

5. ARD diskutiert über Corona-Berichterstattung
(sueddeutsche.de, Marija Barišić)
Manche Zuschauer und Zuschauerinnen kritisieren die Corona-Berichterstattung der ARD als zu unausgewogen und wünschen sich mehr Vertreter von (größtenteils widerlegten oder umstrittenen) Mindermeinungen in der Debatte. Dies führte zu einer Petition, in der mehr als 60.000 Personen eine Sondersendung mit den Kritikern der Corona-Maßnahmen Sucharit Bhakdi und Wolfgang Wodarg forderten. Die ARD hat sich mit einigen Unterstützerinnen und Unterstützern der Petition zum Hintergrundgespräch zusammengesetzt. Die geforderte Sondersendung werde es jedoch aller Voraussicht nach nicht geben.

6. Der Raab-Roast: Taugt König Lustig als Formatentwickler?
(dwdl.de, Peer Schader)
Stefan Raab ist zurück, jedenfalls als Macher der Show “Täglich frisch geröstet” (zu sehen beim Straminganbieter TVNow der Mediengruppe RTL). TV-Kritiker Alexander Krei war bereits von der Premiere wenig begeistert (“Kalter Kaffe statt heißem Roast”), sein “DWDL”-Kollege Peer Schader kann der Sendung auch nach vier Folgen wenig bis nichts abgewinnen: “Eine Idee, die im Kopf von König Lustig funktioniert, wird im Studio nicht automatisch zu gutem Unterhaltungsfernsehen. Bleibt nur noch eins zu klären: Wer sagt’s dem Chef?”
Weiterer Hörtipp: Im “Quotenmeter”-Podcast (Ausgabe 583) sprechen Fabian Riedner und Julian Schlichting über das neue Raab-Format. Dabei geht es vor allem um die grandios fremdschämverdächtige Folge mit dem Reality-TV-Sternchen Evelyn Burdecki: “Herr Raab macht den Fips Asmussen” (45:01 Minuten).

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