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Blutrausch, Basler Zeitung, Sexbeziehung

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “TV-Quote am Ende – Wertverlust einer Währung”
(ndr.de, Video, 5:06 Minuten)
Bei der Messung der Einschaltquote sollen neu auch Werte aus den Mediatheken der Sender berücksichtigt werden, doch Tablets und andere mobile Geräte nicht. Auch “was auf YouTube oder Facebook passiert, wird nicht gemessen”.

2. “Der Blutrausch der Medien”
(cicero.de, Christoph Schwennicke)
“Cicero” widmet sich in der Dezemberausgabe dem “Blutrausch der Medien”: “Der rasende Takt der Online-Medien gibt Richtung und Tempo einer zunehmend besinnungslosen Hatz vor. Heraus kommt Hochfrequenz-Journalismus, der keine Zeit mehr zum Nachdenken lässt. Es geht zu wie an der Schießbude: Jeder darf mal draufhalten.”

3. “Tage mit Gurlitt”
(spiegel.de, Özlem Gezer)
Wie die aktuelle Titelgeschichte des “Spiegel” über Cornelius Gurlitt entstanden ist: “Ich hatte eine Fahrstuhlfahrt Zeit, um Cornelius Gurlitt davon zu überzeugen, dass ich mit ihm Taxi fahren darf. Es wurde der Beginn einer viertägigen Reise, bei der ich nie wusste, wann sie enden wird.”

4. “Der Taliban geht um”
(blogs.tageswoche.ch, Renato Beck)
Daniel Wahl von der “Basler Zeitung” schreibt über “Hetzschriften”, die Muslime in Basel verteilen. Wie er auf Anfrage mitteilt, gehört er jedoch selbst einer evangelischen Freikirche an, die fragwürdige Positionen vertritt. Die “Tageswoche” zitiert, leicht abgewandelt, aus Schriften dieser Freikirche.

5. “Fachblatt für Homophobie”
(pantelouris.de)
Das von der “Bild am Sonntag” auf der Titelseite verhandelte Sexualleben eines Bayerischen Landrats: “Natürlich impliziert BILD, er hätte sein Sexualleben als offen homosexueller Politiker irgendwie öffentlich gemacht (‘Michael Adam, jung, schwul, evangelisch, gilt als moderner Hoffnungsträger der Bayern-SPD.’), aber dann müsste man im Intimleben eines jeden Politikers herumschnüffeln dürfen, der je seinen Partner irgendwohin mitgenommen hat.”

6. “Warum soll eine Frau keine Sexbeziehung führen dürfen?”
(backview.eu, anonym)

89.0 RTL, Bernd Ulrich, William Cohn

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1. “‘Verarsche’, ‘Betrug’, ‘Beschiss’? Hörer empört über Gewinnaktion bei 89.0 RTL”
(fair-radio.net, Sandra Müller)
Der Sender 89.0 RTL verspricht seinen Hörern vollmundig “Volltanken für 89 Cent – egal wieviel Liter”, im Kleingedruckten heisst es aber, dass dieses Angebot nur “die ersten drei Teilnehmer” an der Tankstelle nutzen können. Siehe dazu auch “Nach Shitstorm: 89.0 RTL stoppt 89-Cent-Tank-Aktion” (radiowatcher.de)

2. “Springer muss 100.000 Euro zahlen”
(vzhh.de)
Die Axel Springer AG muss wegen Verstoß gegen eine Unterlassungsverpflichtung 100’000 Euro bezahlen: “Einen Anruf des Kunden zu provozieren, um angeblich Abwicklungsfragen zu klären und stattdessen ein Verkaufsgespräch zu führen, verstößt klar gegen die Regeln eines fairen Wettbewerbs.”

3. “Deutsche Medien im Kriegsrausch”
(heise.de/tp, Alexander Dill)
Alexander Dill beschäftigt sich mit einem “Zeit”-Artikel von Bernd Ulrich: “Offensichtlich weiß die Zeit mehr als das britische Unterhaus und die deutsche Regierung, nämlich, dass der syrische Präsident Assad Giftgaspatronen in seiner eigenen 5-Millionen-Metropole einsetzt, um – ja, um was? Um Luftangriffe der Amerikaner zu provozieren, weil diese ihm helfen, im Bürgerkrieg zu gewinnen und an der Macht zu bleiben? Ein bizarres Kalkül.”

4. “Die Geschichte von Angelika K.”
(topfvollgold.de, Mats Schoenauer)
Ein normaler Artikel im redaktionellen Teil fünf verschiedener Zeitschriften: “Fünfmal der gleiche PR-Text, fünfmal aufwendig ans Layout der anderen Artikel angepasst, fünfmal fehlt jegliche Kennzeichnung, dass es sich um Werbung handelt.”

5. “Zwölf Mann auf dem Platz und niemand auf der Pressetribüne”
(schwatzgelb.de, Scherben)
Medienberichte über ein Fußballspiel zwischen dem MSV Duisburg und Borussia Dortmund II: “Es kommt nicht mehr darauf an, ein Thema als erster zu besprechen oder wenigstens neue Informationen oder auch nur einen intelligenten Gedanken beizutragen: Alles, was woanders steht, muss auch auf der eigenen Seite stehen! Pervers wird das Ganze aber dann, wenn man noch nicht einmal mehr prüft, was man eigentlich schreibt.”

6. “Deutscher TV Herbst: Rede an die Nation”
(youtube.com, Video, 2:51 Minuten)
Jan Böhmermann nimmt Stellung zur “Entführung” von William Cohn, der in einem Wahlwerbespot für die Grünen auftritt: “Als seriöser Qualitätsjournalist im Auftrag des staatsfernen ZDFneo begrüße ich zwar ausdrücklich die ungefragte politische Instrumentalisierung meiner gebührenfinanzierten Fernsehsendung durch die Partei ‘Bündnis 90/Die Grünen’. Zur Wahrung der politischen Neutralität fühle ich mich jedoch vor den Gebührenzahlern verpflichtet, auch allen anderen Parteien die Möglichkeit zu geben, auf Kosten der Integrität von ZDFneo, meines Teams von der BTF GmbH und mir Wahlwerbung zu betreiben.”

Royal Baby, Chris Froome, Sommerloch

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1. “Schmutzige Geschichten gibt’s gratis”
(taz.de, Mats Schönauer)
Mats Schönauer analysiert die ersten sechs Wochen von “Bild Plus”: “Titten, Tratsch und Trash. Dazu eine gute Ladung Fußball und irgendein Promi in irgendeinem Krisengebiet – im Kern hat sich also nichts geändert. Nur dass man jetzt dafür zahlen muss, wenn man die Zeichnungen aus den ‘Jammerbriefen’ von Beate Zschäpe sehen will. Oder das Video, in dem Polizisten einen Mann krankenhausreif prügeln.”

2. “Basiswissen Journalismus: Presserecht für Journalisten und Blogger”
(upload-magazin.de, Thomas Schwenke)
Rechtsanwalt Thomas Schwenke hat einen bereits 2007 veröffentlichten, langen Beitrag über das Presserecht überarbeitet.

3. “Royal baby frenzy: ‘I’ve never seen so many cameras'”
(guardian.co.uk, Peter Walker, englisch)
Vor dem St Mary’s Hospital in London hielten sich gestern Massen von Medienschaffenden auf: “In lieu of updates, the handful of union flag-bedecked, self-appointed royal superfans faced occasional queues to be interviewed.”

4. “Blenden Sie das Royal Baby aus”
(spiegel.de, ore)
Guardian.co.uk ermöglicht es seinen Lesern, die Berichterstattung über eine Geburt im britischen Königshaus auszublenden: “Auf der Startseite der linksliberalen Zeitung prangen ein Dutzend Artikel rund um die Geburt des potentiellen Thronfolgers. Doch mit einem Klick lässt sich die Hofberichterstattung abschalten – es bleiben Nachrichten für die Freunde von Demokratie und Aufklärung.”

5. “Stigma in Gelb”
(ad-sinistram.blogspot.de)
Die Medien über den Tour-de-France-Sieg von Chris Froome: “Kann sein, dass Froome gedopt hat. Nur warum spricht man schon jetzt von Doping, obgleich es keine Beweise außer die sportliche Leistung des Athleten dafür gibt? Die Unschuldsvermutung im Radsport erstickt an einem paranoiden Zeitgeist, der hinter jedem Parforceritt Doping wittert. Eine Presse, die kritischen Bericht mit der Bedienung von Spekulation und generellen Argwohn verwechselt, kommt über den Status gut bezahlter Tratsch- und Waschweiber nicht hinaus.” Siehe dazu auch ein Pro und Contra von TV-Kommentator Andreas Schulz: “Zu schön, um wahr zu sein?” (de.eurosport.yahoo.com).

6. “Endlich Sommerloch: Regierung setzt Krokodil im Rhein aus, um von Skandalen abzulenken”
(der-postillon.com)

Und: Action!

Bei einer Auto-Show in Polen sind am Wochenende 17 Menschen zum Teil schwer verletzt worden. Ein Sportwagen war mit hoher Geschwindigkeit von der Straße abgekommen und hatte einige Zuschauer erfasst.

In Deutschland berichteten nur vereinzelte Medien über den Unfall, einige beließen es bei einer knappen Meldung und ein paar Fotos von dem kaputten Sportwagen. Bild.de nicht.

Dort widmete man dem “Horror-Crash” gleich einen Platz auf der Startseite sowie einen umfassenden Artikel samt Video und Klickstrecke. Im Video wird der Unfall aus mehreren Perspektiven gezeigt, ganze dreimal sehen wir, wie der Sportwagen in die Menschenmenge fährt und die Verletzten umhergeschleudert werden. Einmal sogar in Zeitlupe.

“Ein gelber Sportwagen rast in eine Menschenmenge, Körper fliegen durch die Luft”, stellt die Off-Sprecherin fest. Das Aufmacherfoto des Artikels, das zeitweise auch auf der Startseite zu sehen war, zeigt genau diese Szene – “Körper fliegen durch die Luft” – als Standbild.

Und wenn Sie sich auch schon mal gefragt haben, was wohl in den Köpfen der Bild.de-Autoren vorgeht, während sie solche Artikel schreiben – nach dem folgenden Absatz dürften Sie eine Ahnung bekommen:

Posen (Polen) – Auf gerader Strecke kommt der gelbe Sportwagen plötzlich von der Straße ab, schleudert mehrere Zuschauer meterhoch durch die Luft! Beim neunten “Gran Turismo Polonia”-Autorennen in Posen (Polen) wurden am Sonntag 17 Menschen verletzt – bei einem Unfall, der an den US-Actionfilm “The Fast and the Furious” erinnert.

Bei Bild.de war man offenbar dermaßen stolz auf diesen dämlichen Vergleich, dass er sogar als Dachzeile dient.

Unfall wie bei "The Fast an the Furious" - 17 Verletzte! Luxus-Auto rast in Menschenmenge

Mit Dank an Michael H. und Daniel M.

GNTM, Eins­like, NZZ-Paywall

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1. ” Brust raus, Bauch rein, Hirn aus”
(haz.de, Imre Grimm)
Imre Grimm schreibt über “Germany’s Next Topmodel”: “Stellen wir uns kurz vor, es gäbe eine Fernsehshow, die Jungs erklärt, wie Männer zu sein haben. Vorne steht zum Beispiel Ralf Moeller und schreit: ‘Breitbeinig! Geh’ breitbeinig!’, und die jungen Kandidaten gehen so breitbeinig, als wären sie eben auf einer texanischen Ranch vom Pferd gestiegen.”

2. “Bei der Wahrheit bleiben”
(spiegel.de/spiegel/spiegelblog, Sven Becker)
Sven Becker antwortet auf den Blogeintrag von Sexarbeiterin Carmen: “Auf viele Leser muss der Eintrag so wirken, als ob ich die Wahrheit gebogen hätte, um an eine bessere Geschichte zu kommen. Das weise ich zurück.”

3. “Der SPIEGEL und die hohe Kunst des Tendenzjournalismus”
(internet-law.de, Thomas Stadler)
Auch Thomas Stadler widmet sich der “Spiegel”-Titelgeschichte über Prostitution: “Eine seriöse Berichterstattung hätte vielmehr darauf hinweisen müssen, dass der Gesetzgeber die Regelungen zur Zwangsprostitution 2005 deutlich verschärft hat. Es kann also wahrlich keine Rede davon sein, dass der Staat Frauenhandel und Prostitution fördert. Das Gegenteil ist vielmehr richtig. Der Gesetzgeber hat die Regelungen zu Zwangsprostitution und Frauenhandel deutlich verschärft.”

4. “Die andere Parallelgesellschaft”
(taz.de, Daniel Bax)
“Zwischen 1 und 3 Prozent liegt, je nach Schätzung, der Anteil von Journalisten mit Migrationshintergrund in deutschen Medien”, schreibt Daniel Bax. “Dass bei der ‘Zeit’ heute mehr migrantische Journalisten arbeiten als früher, dient nicht nur der Imagepolitur. Es habe die Atmosphäre im Haus deutlich verändert, glaubt Redaktionschef Ulrich, die internen Diskussionen verliefen nun anders.” Siehe dazu auch ein Interview mit Sheila Mysorekar.

5. “Eine Zahl zieht Kreise”
(medienwoche.ch, Nick Lüthi)
“Schweizer lehnen Paywalls ab”, schreibt Wuv.de zu kursierenden Abozahlen der NZZ-Paywall: “Die apodiktische Aussage zur Zahlungsbereitschaft im Netz fusst auf einer einzigen Zahl und auf einer abenteuerlichen Interpretation derselben. Dumm nur, dass die knackige Schlagzeile mit der Realität nichts zu tun hat.”

6. “Ein Jugendfilter für die ARD”
(stefan-niggemeier.de)
Nach fünf Jahren Entwicklungsarbeit präsentiert die ARD den Mediathek-Bestandteil Einslike: “Der Gedanke, dass die­ses unsor­tierte Pro­gramm­ge­röll als ‘Eins­like’ eine Anlauf­stelle für das furcht­bar ver­misste junge Publi­kum der ARD wer­den könnte: Ich würde ihn welt­fremd nen­nen.”

3sat, ZDF  

Nazi-Lüge überlebt in Doku über Juden

Am 8. Mai, zum 70. Jahrestag des Aufstands im Warschauer Ghetto, zeigte 3sat eine Dokumentation des Warschauer ZDF-Korrespondenten Armin Coerper über das jüdische Leben in der Stadt: die Kultur vor dem Zweiten Weltkrieg, die Vernichtung durch die Nazis und die wenigen Spuren, die heute geblieben sind. Der Film war offenbar drei Wochen zuvor auch schon im ZDF gelaufen.

“Vor dem Krieg gab es viele jüdische Theater”, heißt es darin. “In Warschau pulsierte das jüdische Leben. Hier lebte die jüdische Kultur wie nirgends sonst in Europa. Es wurde getanzt, gespielt, gesungen — bis die Deutschen diese Welt brutal zerstörten.”

Die Bilder aus dem Theater, die zu diesen Worten gezeigt wurden, waren am selben Abend schon einmal auf 3sat zu sehen gewesen: rund eineinhalb Stunden früher in der Dokumentation “Geheimsache Ghettofilm” aus dem Jahr 2009. Die erzählt die erstaunliche und erschütternde Geschichte eines Propagandafilms, den die Nazis im Warschauer Ghetto drehten. Sie inszenierten das vermeintliche “jüdische Leben” für die Kameras, zwangen die Menschen, nach ihren Regieanweisungen zu agieren.

Unter diesen Bedingungen entstanden auch die Aufnahmen im Theater, mit übertrieben auftretenden Schauspielern und Tänzern und verzweifelt auf Kommando lachenden Zuschauern. Detailliert entlarvt der Film um 20:15 Uhr auf 3sat diese Bilder als Lüge — und die direkt im Anschluss laufende Dokumentation um 21:40 Uhr gibt sie wieder als Wahrheit aus.

Es ist kaum zu glauben:

Entdeckt von Nathan Gelbart / “Die Achse des Guten”.

(Der Film “Geheimsache Ghetto” ist, ergänzt um ein umfangreiches Dossier, auf den Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung zu sehen.)

 
Nachtrag, 21. Mai. Das ZDF teilt zu dem Vorgang mit:

Die kritisierte Szene aus dem jüdischen Theater hat das ZDF aus dem Archiv des Jüdischen Historischen Instituts in Warschau erhalten. Dort wird eine Kauf-DVD angeboten, die sich der Autor inklusive Kommentar angesehen hat. Danach wurden gezielt einzelne Szenen für den Film bestellt, die aus anderen Quellen nicht vorlagen. In dem Kommentar zu den besagten Sequenzen der DVD des Instituts befindet sich keinerlei Hinweis, dass diese Aufnahmen unter Zwang entstanden sind. Es heißt dort, dass die Bewohner dem Hunger und der Not zum Trotz versuchten, ihr kulturelles Leben weiterzuführen. Es wird auch aus den Erinnerungen einer Zeitzeugin an diesen Theaterbesuch zitiert, ohne Hinweis auf Zwang. An anderer Stelle wird tatsächlich auf den Propagandafilm der Nazis hingewiesen, der das luxuriöse Leben der Juden im Ghetto auf zynische Weise proklamieren sollte. Die Theaterszene ist aber deutlich davon getrennt. Aufgrund der Seriosität des Jüdischen Historischen Instituts hat der Autor keinen Anlass gesehen, die genaue Herkunft der Bilder noch einmal zu ermitteln.

Selbstverständlich wird der Autor die Bilder noch einmal überprüfen und die Dokumentation für eventuelle weitere Ausstrahlungen und für das Online-Angebot korrigieren, falls sich die verwendeten Bilder als nicht authentisch erweisen sollten.

NachDenkSeiten, Bogotá, Charles Ramsey

6 vor 9

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1. “Zeitungen: Eine Branche verharrt im Gestern”
(cicero.de, Petra Sorge)
Petra Sorge war am “European Newspaper Congress” in Wien: “Man bunkert sich in seiner glanzvollen Welt ein, während draußen die Moderne an die Tür klopft. Statt sie hereinzulassen, verleiht man sich Orden. (…) Ansonsten tauschte man Rezepte aus, die vor zehn Jahren schon als modern galten: lockeres Zeitungsdesign mit mehr Weißraum, freigestellte Fotos, tiefgründige Erzählgeschichten, Infografiken.”

2. “In Bogotá … sieht BILD jetzt sogar die ‘kriminellste Stadt der Welt'”
(in-bogota.blogspot.de)
“Bild” macht Bogotá zur “kriminellsten Stadt der Welt”.

3. “Generalverdacht ‘Meinungs-Mache’: Wie die NachDenkSeiten billige Ressentiments bedienen”
(deliberationdaily.de, Jan Falk)
Nachdenken über die NachDenkSeiten von Jan Falk: “Nun gibt es natürlich Gründe, insbesondere bei den in der politisch-medialen Bubble in Berlin entstehenden Leitmedien einen Bias in der Berichterstattung zu vermuten. Aber, was den Medienkritikern von Links schon zu denken geben sollte: Geradezu spiegelbildlich zu ihrer Annahme grundsätzlich konservativer Medien monieren eher konservativ oder libertär Orientierte gerne die ‘linke Systempresse’. Beides zugleich kann wohl kaum stimmen. Wir haben es also vermutlich zuallererst mit einem Wahrnehmungsproblem zu tun.”

4. “Wie ich eine Falschmeldung verbreitete”
(bigblog.welt.de, Stefan Anker)
Stefan Anker erklärt, weshalb er eine Falschmeldung weiterverbreitet hatte: “Im konkreten Fall habe ich etwas übernommen, was zuvor Hans-Peter Buschheuer geteilt hatte. Das ist der Chefredakteur des ‘Berliner Kurier’, ich kenne ihn seit gut 20 Jahren persönlich, habe früher mal mit ihm und mal für ihn gearbeitet und würde nicht erwarten, dass er Falsches verbreitet.”

5. “The performing black folks next door”
(economist.com/blogs/johnson, R.L.G., englisch)
Ein Interview mit Charles Ramsey, das sofort zum Mem wurde: “Of course many people are forwarding the video eagerly, in part because Mr Ramsey doesn’t speak like the co-workers in their office towers. But they’re also forwarding it because it’s proof that a poor person is not dumb by virtue of the fact that he doesn’t speak the Queen’s (or, as we say in America, Broadcast) English. On the contrary, he’s clearly quick on his feet in addition to being the kind of person who runs to save strangers.” Siehe dazu auch “The Troubling Viral Trend of the ‘Hilarious’ Black Neighbor” (slate.com, Aisha Harris, englisch).

6. “Die Leser der Regenbogenpresse”
(topfvollgold.de, Infografik)
Alter, Einkommen, Bildung und Geschlecht der Regenbogenpresse-Leserschaft.

Drittliga-Journalismus

Die UEFA muss verrückt geworden sein:

Drittliga-Schiri pfeift Dortmunds Halbfinale

Na gut, ein paar höherklassige Spiele hat Howard Webb aus England auch schon gepfiffen, wie auch Bild.de zugeben muss:

Der Unparteiische wurde berühmt-berüchtigt, weil er im WM-Finale 2010 in Südafrika einen brutalen Kung-Fu-Tritt des Holländers Nigel de Jong gegen Xabi Alonso nur mit Gelb bestrafte. Später räumte er ein: “Das war eine Rote Karte.”

Aber in letzter Zeit lief es bei ihm offenbar nicht so gut:

Seltsam: Webb wurde in der vorletzten Woche in England in der Premier League wegen schlechter Leistungen in die 3. Liga versetzt – aber Champions League darf er pfeifen.​

Der Einsatz in der Champions League wird vielleicht ein weniger “seltsam”, wenn man weiß, dass Webb nach seiner “Strafversetzung” in die 3. Liga am vorletzten Wochenende an diesem Samstag noch das Spiel zwischen Manchester City und West Ham United gepfiffen hat — in der Premier League, der ersten englischen Liga.

Und das scheint nicht unüblich zu sein: Der deutsche Schiedsrichter Wolfgang Stark, der bei der WM in Südafrika immerhin auch drei Spiele gepfiffen hatte, hat in dieser Saison sogar ein Spiel in der Regionalliga Bayern geleitet. Was ihn nach der Logik von Bild.de zum “Viertliga-Schiri” machen würde.

Mit Dank an Marcus H.

Der Spiegel, Edwy Plenel, Leischure

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1. “Halle wehrt sich”
(mz-web.de, Detlef Färber)
Ist die Stadt Halle eine “Hochburg des Rechtsradikalismus in Deutschland”, wie der “Spiegel” schreibt? Einwohner von Halle “überrascht” und “irritiert” diese Einschätzung. Autor Gordon Repinski antwortet den Reaktionen im “Spiegel”-Blog und erhält seinerseits Kommentare.

2. “Ex-Korrespondentin klagt gegen Spiegel”
(taz.de, Jasmin Kalarickal)
Eine langjährige freie Mitarbeiterin des “Spiegel” in Indien versucht vergeblich, ihren vertraglichen Status zu verändern. “Ja, sie hat die Verträge, die immer auf ein Jahr befristet waren, so unterschrieben. ‘Wer sagt denn Nein zu einer Adresse wie dem Spiegel?’, fragt die alleinerziehende Mutter.” Im “Spiegel”-Blog bestreitet Auslandsressortleiter Clemens Höges, der “Spiegel” habe sich zur Sache nicht äußern wollen.

3. “Der Journalist, der Hollande in Bedrängnis brachte”
(faz.net, Michaela Wiegel)
Michaela Wiegel stellt Edwy Plenel vor, der ein Auslandskonto von Frankreichs Haushaltsminister Jérôme Cahuzac aufdeckte: “Plenel ist davon überzeugt, dass Frankreichs Demokratie an einem Mangel von unabhängigen Presseorganen krankt.”

4. “‘Und dafür zahle ich GEZ!'”
(herrmeinhold.antville.org)
Philipmeinhold schreibt über den Rundfunkbeitrag: “Gut möglich, dass ich mich ebenfalls aufregen würde, wenn ich Monat für Monat ausgewiesen bekäme, wie viel meines Gehalts ich in den Bau von Autobahnen investiere – insofern hat es der Rundfunkbeitrag vergleichsweise schwer.”

5. “Weltneuheit: die erste Suchmaschine, die das Leistungsschutzrecht einhält!”
(blog.odem.org, Alvar Freude)
Alvar Freude präsentiert Leischure, “die erste Leistungsschutzrechts-legale Suchmaschine”.

6. “Mehrheit der Jugendlichen fühlt sich von Zeitungen und Zeitschriften im ÖPNV belästigt”
(eine-zeitung.net)

Innovation, Mail Online, Berlin Bundesplatz

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1. “Schränkt der deutsche Staat die Pressefreiheit ein?”
(zeit.de, Martin Kotynek)
Martin Kotynek fürchtet aufgrund eines noch ausstehenden Gerichturteils eine Einschränkung der Pressefreiheit in Deutschland. “Bundesbehörden sollen nicht mehr länger verpflichtet sein, Journalisten nach den Pressegesetzen Auskunft zu erteilen. Das will das Innenministerium vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig durchsetzen. Gelingt es, wäre die Pressefreiheit stark beschnitten.”

2. “Richtig, aber altbekannt”
(spiegel.de, Carsten Holm)
“Bild” schreibt, RAF-Mitglied Verena Becker habe mit dem Verfassungsschutz zusammengearbeitet. “Das ist alles richtig – aber schon seit Jahren im Detail bekannt.”

3. “Wer suchet, der findet nichts – Fernsehinnovationen in Deutschland und Frankreich”
(dietrendblogger.de, Mareike Schönherr)
Mareike Schönherr vermisst echte Innovationen der TV-Sender. “Wie lange will man sich in den Fernsehanstalten noch dem Internet verschließen bzw. dieses wenn, dann nur halbherzig einbinden?”

4. “Die einvernehmliche Täuschung des Publikums”
(journalist.de, Jens Bergmann)
PR-Termine im Journalismus: “Für Journalisten, die noch nicht total verdrängt haben, warum sie den Beruf einst ergriffen haben, ist der Job des Werbe-Onkels für Berühmtheiten natürlich sehr unbefriedigend, von der Bezahlung ganz abgesehen.”

5. “‘I would like to ask MailOnline to please remove the photos'”
(tabloid-watch.blogspot.de, MacGuffin, englisch)
“Mail Online” veröffentlicht ein Ultraschall-Foto, das fotografiert wurde, als es Evan Rachel Wood auf dem Dach eines Parkhauses in den Händen hielt.

6. “‘Jedes Schicksal ist besonders'”
(sz-magazin.sueddeutsche.de, Tobias Haberl)
Ein Gespräch mit den Machern von “Berlin – Ecke Bundesplatz”, einer Langzeit-Dokumentation, die ab 1986 gedreht wurde.

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