Immer mehr Flüchtlinge landen in Hartz IV! Laut einer neuen Statistik der Bundesagentur für Arbeit ist die Zahl der Hartz-IV-Empfänger, die aus Asylzugangsländern stammen, im Juli auf 442 230 gestiegen. Das waren 23,5 % mehr als im Vorjahresmonat. Die meisten kommen aus Syrien (98 494), Irak (56 661), Serbien (56 264), Russland (40 798) und Afghanistan (36 776).
Geschrieben wurde der Artikel von Dirk Hoeren, er stimmt aber trotzdem. Die Zahlen stammen aus einer aktuellen Statistik der Bundesagentur (PDF):
Doch einen Punkt lässt Dirk Hoeren in seinem Artikel unerwähnt: Nicht nur die Zahl der Hartz-IV-Empfänger ist gestiegen, sondern auch die Zahl der Beschäftigten:
Dazu schreibt die Bundesagentur:
Aus den Asylzugangsländern waren in Deutschland im August insgesamt 495.000 Beschäftigte registriert, das waren 39.000 oder 8,5 Prozent mehr als vor einem Jahr (…). Dabei fiel der Anstieg von Personen mit einer syrischen Staatsangehörigkeit mit 43 Prozent relativ am stärksten aus. Der Anteil von Beschäftigten aus den Asylzugangsländern an allen Beschäftigten beläuft sich auf 1,4 Prozent. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung erhöhte sich um 34.000 oder 9,6 Prozent und die geringfügige Beschäftigung um 5.100 oder 4,7 Prozent.
„Bild“ hätte also auch schreiben können:
Aber so eine Schlagzeile passt halt schlecht zum aktuellen Hilfe–die–“Asylanten”–kommen-Kurs der „Bild“-Zeitung.
Und weil andere Medien ja lieber blind von “Bild” abschreiben, statt sich das Gesamtbild anzuschauen, ist jetzt auch nur der eine Teil der Wahrheit imUmlauf:
“Bild” hat also beschlossen, noch ein wenig im Mittelalter zu verweilen.
So viel offener Hass war noch nie in unserem Land! Und wer Hass sät, wird Gewalt ernten. (…) BILD reicht es jetzt: Wir stellen die Hetzer an den Pranger!
(Alle Unkenntlichmachungen von uns.)
So präsentiert “Bild” heute knapp 40 Kommentare von Facebook (ganz prangermäßig natürlich samt Fotos und Namen der Verfasser). Zum Beispiel von Marco W.:
Verpisst euch aus Deutschland
Oder von Waldemar B.:
An die Wand,mit dem Dreckspack.
Oder von von Silvio B.:
Sind wir nicht alle ein bisschen Nazi
Dazu erklärte “Bild”-Chef Kai Diekmann heute:
Man kriegt Angst, wenn man sich dieser Tage die Nachrichten anschaut. Eine Politikerin, die sich für Flüchtlinge einsetzt in Köln, wird einfach abgestochen, niedergestochen. Da gibt es Demonstrationen, da laufen Leute rum mit selbstgebastelten Galgen, an denen Politiker hängen. Und das alles hat angefangen mit diesen Hass-Posts, mit diesen Hass-Tweets in den sozialen Medien. Und da gilt einfach, wir sehen es jetzt: Wer Hass sät, der wird Gewalt ernten. Das können wir nicht zulassen, da müssen wir „Halt, Stopp!“ rufen. Da wird ein Klima erzeugt, was wir nicht wollen. Und deshalb ist es richtig, diese Leute, die glauben, hier mit ihrem Gesicht diesen Hass, diesen Rassismus verbreiten zu müssen – die müssen wir an den Pranger stellen.
Die eigentliche Frage lässt er allerdings unbeantwortet: Warum „Bild“ die Hetzer an den Pranger stellt. Was soll das bewirken? Dass die 40 Abgebildeten jetzt stellvertretend für all die Dumpfnasen sozial geächtet, von ihrer Familie verstoßen und von ihrem Boss gefeuert werden? Oder dass sich die rechtschaffenden Leser dazu aufgefordert fühlen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen?
Der Medienanwalt Christian Solmecke hat die Aktion heute stark kritisiert. In einer Pressemitteilung schreibt er, „Bild“ hätte die Fotos und Nachnamen verpixeln müssen:
Unabhängig davon welche Straftat möglicherweise durch ein Bürger begangen wurde, gilt immer noch die Unschuldsvermutung. Dieses Prinzip gehört zu den fundamentalen Grundlagen unseres Rechtsstaates und wird durch einen solchen undifferenzierten Internetpranger mit Füßen getreten. Hinzukommt, dass die Verfolgung von Straftaten ausschließlich den zuständigen Behörden zukommt. Wer die Namen potentieller Straftäter veröffentlicht, verurteilt diese, bevor die Strafverfolgungsbehörden überhaupt Ermittlungen aufgenommen haben. Dies widerspricht unserem Rechtssystem und greift tief in die Grundrechte der einzeln aufgeführten Personen ein.
Gerade diejenigen, „die zwar moralisch verwerfliche Kommentare von sich geben, jedoch die Grenze der Strafbarkeit noch nicht erreichen“, würden „besonders stark in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt“, schreibt Solmecke. Das Gleiche gelte für jene, die einen ähnlichen Namen tragen „und durch die Berichterstattung nun mit rechtswidrigen Äußerungen in Verbindung gebracht werden“.
Beim Presserat sind schon die ersten Beschwerden eingegangen, was in den Springer-Chefetagen freilich nur für eines sorgte:
Aber zurück zu den Hetzern, also denen bei Facebook.
Angefangen habe alles „mit diesen Hass-Posts, mit diesen Hass-Tweets in den sozialen Medien“, sagt Kai Diekmann. Aber das ist nicht ganz richtig.
Ab ins Arbeitslager, und die Alte gleich mit !!!
Garnicht erst reinlassen diesen Abshaum
raus aus der EU und die Grenzen wieder dicht !!!
Die Familie sofort abschieben, meine Steuern sind mir zu Schade für solche Menschen, der wird sonst sein Leben lang auf Kosten der anderen leben. Kein Wunder, wenn die Deutschen immer mehr nach rechts rucken, so kann es nicht weitergehn!!!
Diese Hass-Botschaften sind nicht bei Facebook oder Twitter veröffentlicht worden, sondern in der Kommentarspalte von Bild.de. Und sie waren auch nicht der Anfang, sondern eine Reaktion – auf diesen Artikel:
Dass die beiden in Wirklichkeit Deutsche sind, haben die „Bild“-Medien damals natürlich verschwiegen. Dort war nur von „Roma“ die Rede.
Und dieses Pack füttert der Steuerzahler durch, sofort dort hin wo sie hin gehören.
Sehe es auch so, dass später nur krumme Dinger gedreht werden. Haben doch genug von den Romas in Deutschland Der größte Teil ist wie die oben genannte Sippe. Ein Kind nach dem anderen kriegen. Geld kassieren und nicht arbeiten.
Viele solcher Hass-Posts kamen nicht aus dem Nichts. Sie kamen, weil „Bild“ sie provoziert hat.
Das ist unser D E U T S C H L A N D!!!
Wir, das Volk sollte mitbestimmen dürfen, wen wir hier reinlassen oder nicht!
Ich möchte nicht, mit einer S&W Cal .357 schlafen, bzw. jeden Tag draussen rum laufen müssen,
aus Angst wegen ein paar Cent ausgeraubt zu werden!
Aber, ich denke, das ist so gewollt mit der Unterwanderung anderer Völker in Deutschland.
Siehe I. und II.WK!
Ich bin nur noch traurig. Haben diese Richter keine Verantwortung oder Gespür für das deutsche Volk.
Wer hier schreib es gibt keine Menschen erster od. zweiter Klasse gibt, hat eigentlich recht. Mitlerweile komme ich mir, als hier geborener,also echter Inländer, schon vor wie in der dritten Klasse.
[…] jetzt müssen wir noch Rumänen und Bulgaren, die arbeitsscheu sind unterstützen. Für einen Normalverdiener mit Kindern ist es doch jetzt schonj uninteressant in die Arbeit zu gehen. […] Aber für Asylanten und sonstige haben wir scheinbar genug Geld. Armes Deutschland.
Diese Kommentare sind erschienen, weil „Bild“ geschrieben hatte:
Dabei war das nur ein winziger Teil der Wahrheit. Das Urteil bezog sich nämlich nicht nur auf Rumänen und Bulgaren, sondern auf alle EU-Bürger, die in Deutschland leben und keinen Job finden, völlig unabhängig davon, aus welchem EU-Land sie kommen.
Nächstes Beispiel.
Solche Dreckspatzen sollte man verrecken lassen!!!!!!!
Großes Schiff. Care-Paket für die Reise, Bundeswehr“reisebegleiter“ mit genügend Waffen im Anschlag und gute Heimreise. Ganz einfach.
Wer tatsächlich vor Krieg und Tot fliehen MÜSSTE, benimmt sich nicht so , sondern würde vor Dankbarkeit den ganzen Tag arbeiten und fleißig deutsch lernen, um sich möglichst schnell in die Kultur und Gesellschaft einzubringen und anzupassen…!
Gleich eine Injektion aufziehen mit Fentanyl und Dormicum dazu noch ein bißchen Lidocain und fertig..
All das sind Reaktionen auf den „Bild“-Artikel, in dem behauptet wird, Rettungssanitäter in Bautzen müssten jetzt Schutzwesten tragen – „aus Angst vor Attacken im Asyl-Hotel“. Was überhaupt nicht stimmt.
Nächstes Beispiel.
Der deutsche Steuerzahler blecht dafür, dass brutale Ausländer in Deutschland sicher leben können, muss aber damit rechnen, von ihnen verprügelt zu werden!
bekomme ein immer größeren Hass auf den rückständigen sch**** Islam, und das ist auch gut so. Lange lebe PEGIDA. Und Gauck, du Urmel aus dem Eis, gehe dahin wo die Baumwollpflücker leben….over and out.
WIE BESCHEUERT UND VERRÄTERISCH GEBEN SICH DIESE ISLAM-ARSCHKRIECHER NOCH BEI DER ABSCHAFFUNG UNSERER KULTUR UND UNSERER WERTE?!
Und genau darum bin ich dabei, genau darum werde ich im Neuen Jahr weiter argumentieren, mich streiten, mit linkem PACK anlegen, demonstrieren, zum N.A.S.I gemacht, und ich werde es aushalten, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Und der Gemeinde noch ein schönes Weihnachtsfest !
… sind ebenfalls Reaktionen auf einen zurechtgebogenen „Bild“-Artikel, in dem das Blatt behauptete, Politiker würden „fordern“, dass im christlichen Weihnachtsgottesdienst muslimische Lieder gesungen werden.
Eine Idee, die in Wahrheit von „Bild“ kam, nicht von den Politikern.
1. Eine gruselige Allianz (taz.de, Jürn Kruse)
Die aktuelle Titelgeschichte des “Spiegel” zur angeblichen schwarzen DFB-Kasse wird heftig diskutiert, auch im “Sport1”-Fußballtalk “Doppelpass” und in der “Bild”-Zeitung. Um Aufklärung gehe es dabei aber nur vordergründig, schreibt Jürn Kruse: “Wichtiger ist das Unglaubwürdigmachen der Ausgangsgeschichte und das Reinwaschen der Beschuldigten.” Oliver Fritsch beobachtet ebenfalls, dass sich die Stimmung drehe: “Plötzlich muss der ‘Spiegel’ Fragen zur WM-Vergabe beantworten, nicht der DFB.” Eine gute Übersicht zum neu entflammten “Klassiker unter den deutschen Medienkonflikten” liefert Imre Grimm.
2. 58 Minuten Ratlosigkeit (sueddeutsche.de, Ulrike Nimz)
AfD-Gründungsmitglied Alexander Gauland, Ex-Pegida-Frontfrau Kathrin Oertel — und nun auch Björn Höcke, Fraktionschef der AfD in Thüringen. Zumindest eines kann man der Redaktion von “Günther Jauch” nicht vorwerfen: Dass sie einen Bogen um unbequeme Gäste mache oder gar die Meinungsfreiheit unterdrücke. Mit dem Auftritt Höckes am vergangenen Sonntagabend hat sich Jauch allerdings keinen Gefallen getan, da sind sich die Kommentatoren einig. Ulrike Nimz diagnostiziert dem Moderator Hilflosigkeit, der Publizist Christian Nürnberger warnt eindringlich davor, einem “rechtsradikalen Hetzer” wie Höcke eine Bühne zu geben, und Andrea Dernbach glaubt, dass Jauch und sein Team die eingangs gestellte Frage mit der Einladung selbst beantwortet hätten: “Pöbeln, hetzen, drohen — wird der Hass gesellschaftsfähig?” Offensichtlich: ja. Noch mehr Pressestimmen hat Knut Kuckel gesammelt.
3. Extremely Public Relations (theawl.com, John Herrman, englisch)
Die “New York Times”-Recherche zu den katastrophalen Arbeitsbedingungen bei Amazon war eine der meistbeachtetsten und folgenreichsten Veröffentlichungen des Jahres. Zwei Monate nach dem Erscheinen wirft Amazons Jay Carney (ehemaliger Pressesprecher des Weißen Hauses) der “NYT” schlampige Recherche und fragwürdigen Umgang mit Quellen vor. Vier Stunden später antwortet ihm Dean Banquet, Chefredakteur der so gescholtenen Zeitung — was wiederum Carney nicht auf sich sitzen lassen will und seine Vorwürfe wiederholt. John Herrman nimmt diese eher absurd anmutende Auseinandersetzung als Anlass für einen klugen Text über das Verhältnis von Tech-Konzernen und Medien: Wer besitzt im Zeitalter der Digitalisierung die öffentliche Deutungshoheit?
4. Leuchten LEDs meistens blau und sind LED-Leuchten ökologisch bedenklich? (fastvoice.net, Wolfgang Messer)
Wolfgang Messer ärgert sich über zwei Zitate aus dpa-Berichten zu LEDs. Der Licht-Blogger erklärt, warum die Lampen nicht schlecht für die Augen sind und auch nicht per se ökologisch bedenklicher als normale Glühlampen sein dürften.
5. Wortfindungshilfe der neuen deutschen Medienmacher: Geflüchtete statt Asylanten (deutschlandfunk.de, Swantje Unterberg, Audio, 3:27 Minuten)
In den Medien liest man häufig vom “Flüchtlingsstrom” oder einer “Flüchtlingswelle”, als rolle eine Naturkatastrophe auf Deutschland zu. Der Verein “Neue deutsche Medienmacher” will dafür sensibilisieren, auch bei diesem Thema genau auf die Sprache zu achten. Das Ziel: “präzise zu formulieren statt irgendeinen Begriff zu nehmen, der einem gerade in den Kopf komme.”
6. Entsorgt (10): What would Cosmo do? Ein Sex-Tipp-Quiz (kioskforscher.wordpress.com, Markus Böhm)
Markus Böhm forscht wieder am Kiosk, dieses Mal zu Frauen- und Männerzeitschriften mit ihren Universal-Sex-und-Liebesratschlägen. “Beim Lesen mancher Artikel frage ich mich, ob auch nur ein Redaktionsmitglied die Tipps befolgt, die sein Magazin veröffentlicht.” Die Ergebnisse seiner Untersuchung hat er in ein Quiz gepackt.
1. “Falsche Syrer”: Wie der Innenminister Gerüchte schürt (daserste.ndr.de, Robert Bongen & Stefan Buchen)
Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat behauptet, dass sich 30 Prozent der Asylsuchenden als Syrer ausgeben, aber eigentlich keine seien. “Panorama” kritisiert, dass für diese Zahl jeder Beleg fehlt. Auf Nachfrage bestätigt das Innenministerium, dass es dazu gar keine Statistiken gibt. Auch Bundeskanzlerin Merkel hat bei Anne Will eine Studie zu Flüchtlingen zitiert, die laut den Krautreportern “problematisch” ist.
2. Verfassungsgericht stärkt Rechte von Demonstrationsbeobachtern (netzpolitik.org, Nikolai Schnarrenberger)
Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, “dass die Dokumentation von polizeilichen Filmteams legal ist.” Wer die Arbeit der Polizei filmt oder fotografiert, dürfe dafür “nicht per se auch einer Identitätsfeststellung unterzogen werden”, schreibt Nikolai Schnarrenberger. Geklagt hatte ein Mitglied der Göttinger Gruppe „BürgerInnen beobachten Polizei und Justiz“.
3. Mit Müll zugeschüttet (taz.de, Anne Wizorek)
Anfang 2013 verschickte Anne Wizorek den ersten Tweet mit dem Hashtag #aufschrei. Sie wollte ein Zeichen gegen Alltagssexismus setzen. Mittlerweile benutzen selbst Ulf Poschardt und Birgit Kelle den Hashtag. Wizorek fordert deshalb: „#schauhin wenn Rechtskonservative einen Hashtag wie #aufschrei kapern wollen, um ihren rassistischen Müll zu legitimieren.“
4. Das Gegenteil von Ambition: ze.tt und bento (datenjournalist.de, Lorenz Matzat)
Byou, Bento, Ze.tt – die Jugendangebote der Verlage sprießen aus dem Boden, und nahezu täglich erscheinen neue Texte, die erklären, warum dies und jenes Portal toll/medioker/peinlich/katastrophal ist, bevorzugt aus Sicht „der Zielgruppe“ (s. Link Nr. 2). Die Kritik von Lorenz Matzat fällt weniger polemisch, dafür aber substantieller aus. Er fragt sich, warum derart schlagkräftige Verlagshäuser wie „Spiegel“ und „Zeit“ nicht mehr gewagt haben und sich auf „den abgegriffenen Mix aus Gifs, Youtube-Videos und Instagram-Bildern“ beschränken, anstatt in Datenjournalismus, mobile Reporting oder mehr Mulitmedia-Kompetenz zu investieren.
5. „Plastikwörter sind schlimme Quellen der Unbill“ (abzv.de, Mario Müller-Dofel)
Steffen Range, Wirtschaftsressortleiter und Digital-Chef bei der „Schwäbischen Zeitung“, hat in seinem Berufsleben nach eigenen Angaben bislang „weit über 1000“ Interview geführt und redigiert. Er sollte also ein Experte für Interviews sein, und dementsprechend folgerichtig erscheint es, mit ihm ein Interview über Interviews zu führen. Range gibt Tipps, wie man sich darauf vorbereitet, wie man langweilige Gespräche durch Redigieren retten kann – und lobt eine umstrittene deutsche Eigenart: „Ich verstehe die Aufregung um das Thema nicht. Die Autorisierungspraxis ist ganz vernünftig.“
6. Poschardts Kinder (titanic-magazin.de, Oliver Maria Schmitt)
Oliver Maria Schmitt begleitet in Gedanken Ulf Poschardt durch die “Straßen von Großberlin”. Poschardt, “promovierter Polofahrer” und stellvertretender Chef der “Welt”-Gruppe, denkt über seine neusten Journalisteneinkäufe nach, die Mitglieder der “Poschardtjugend”, die “flink wie Schoßhunde, zäh wie Nappaleder und hart wie die Kronkorken von Club-Mate” sind; und über die absolute Story, für die sie ihn “endlasermäßig hart feiern” werden in Berlin.
1. Was hinter der Zahl von 1,5 Millionen steckt (sueddeutsche.de, Robert Roßmann)
Am Montag sorgte “Bild” für Aufregung bei Politikern und anderen Medien. Genauer gesagt eine Zahl, die in der “Bild”-Zeitung zu lesen war: 1.500.000 — so viele Flüchtlinge sollen “Geheimpapieren deutscher Behörden” zufolge in diesem Jahr nach Deutschland kommen. Zumindest im Innenministerium scheint besagtes Papier nicht bekannt, dort kann man die genannten Zahlen “nicht bestätigen”. Robert Roßmann erklärt, warum zuverlässige Prognosen derzeit so schwierig sind.
2. Bericht aus Berlin: Was soll das? (falk-steiner.de)
Falk Steiner beschreibt die “Bericht aus Berlin”-Sendung, in der Angela Merkel im Tschador und der Reichstag mit Minaretten gezeigt wurde. Die Erklärung der “BaB”-Redaktion auf Facebook will Steiner nicht gelten lassen: “‘Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und Gleichstellung’ sollten diese beiden Grafiken symbolisieren, schreiben die BaB’ler. Nur wo sich das darin gefunden haben soll, ist das Geheimnis der Macher geblieben — schleierhaft, könnte man sagen.” Die “taz” schreibt, dass die ARD “von den Besten” kopiere, den “Pegida”-Mitmarschierern, die Merkel ähnlich abbildeten. Und der “Tagesspiegel” beobachtet, dass sich Moderator Rainald Becker nicht zur Kritik äußert, seine Redaktion allerdings schon.
3. Pressefreiheit ja – solange es die eigene Meinung deckt (mdr.de, Uta Deckow)
Uta Deckow schreibt darüber, wie Journalisten von “Pegida”-Anhängern bedroht werden. “Jeder Kollege der berichtet, kann solche Geschichten erzählen — bis hin zu denen, die Zettel im Briefkasten fanden mit den Worten ‘Wir wissen wo Du und Deine Kinder wohnen’.” In den letzten Wochen habe sich die Bedrohungslage für Berichterstatter “erheblich verschärft”. Auch sie selbst habe solche Erfahrungen gemacht: Bei einer Demo habe sich ein “Pegida”-Ordner vor ihr aufgebaut und erklärt, “er habe noch nie eine Frau geschlagen, für mich mache er gern eine Ausnahme.”
4. Wie gut waren “die guten alten Zeiten”? (medienwoche.ch, Nik Niethammer)
Früher war alles besser! Journalisten erinnern sich gerne an die “guten, alten Zeiten”. Nik Niethammer gesteht zu, dass das Reportleben Ende der 80er-Jahre “spassig” war, “unbeschwerter, weniger atemlos”, mit größeren Redaktonsbudgets und mehr Zeit für Recherche. Doch führt das zwangsläufig zu besserem Journalismus? “Fehlanzeige. In meinen Texten von damals knirscht und ächzt es an vielen Ecken. Viele von uns waren satt, selbstzufrieden.” Im Gegenteil: “So seriös, nachhaltig und kompetent wie der Journalismus in der Schweiz heute ist, war er nie. Finde ich!”
6. Wer Österreichs BloggerInnen sind: Die Ergebnisse 2015 (digitalschmankerl.at, Petra Köstinger)
Weiblich, jung, “professionelle Hobbyisten”: Die beiden Blogger Petra Köstinger und Tom Schaffer haben ihre Kollegen in Österreich vermessen. “Trending Topics” fasst unter ökonomischen Gesichtspunkten zusammen: “64 Prozent verdienen überhaupt kein Geld mit dem Bloggen, 15 Prozent verdienen pro Monat mehr als 1.000 Euro (8 Prozent mehr als 2000 Euro).” Zum Vergleich: Konrad Lischka hat berechnet, welchen Umsatz “Medienfirmen je Mitarbeiter” erlösen.
Am Donnerstag will der Axel-Springer-Verlag mal wieder eine Gratisausgabe der “Bild”-Zeitung ungefragt “an alle Haushalte in Deutschland” verteilen. Anlass ist dieses Mal “das 25. Jubiläum der Deutschen Einheit”, wie es in einer Broschüre für Werbekunden (PDF, Update: Inzwischen wurde die Folie zur Gratis-“Bild” aus der verlinkten Datei entfernt) heißt:
Für Widersprüche wie in den vergangenen Jahren ist es jetzt zu spät (wenige Tage vorher behauptet der Verlag immer, die Widersprüche könnten aus logistischen Gründen nicht mehr beachtet werden; schlauerweise hat er die Aktion bis heute nur seinen Werbekunden angekündigt und tut auf Anfrage so, als wisse er selbst noch gar nichts von einer Gratis-“Bild”), aber zum Einen gibt es ja noch ein paar schöne Anti-“Bild”-Briefkasten-Sticker zum Selberausdrucken. Oder aber: Sie tun mit dem Gratisexemplar noch etwas Gutes für Flüchtlinge — indem Sie es ungelesen wegschmeißen.
Denn hiermit präsentieren wir Ihnen die Gratis-“Bild”-Müll-Upcycling-Aktion: #BILDindieTonne.
So geht’s: Zerknüllen Sie am Donnerstag Ihre ungelesene Gratis-“Bild” und werfen Sie sie direkt in den Mülleimer. Machen Sie ein Foto davon und posten Sie es bei Facebook (als Kommentar zu diesem Post) oder Twitter (mit dem Hashtag #BILDindieTonne) oder schicken es uns per E-Mail ([email protected]). Für jedes Foto, das uns so erreicht, besorgen wir ein Exemplar eines Deutsch-Lernhefts für Asylbewerber. Das Lehrmaterial stellen wir dann Deutschkursen in Flüchtlingsunterkünften zur Verfügung.
Übrigens wird “Bild” mit der Sonderausgabe nicht nur 25 Jahre Deutsche Einheit, sondern vor allem natürlich sich selbst feiern. Und Einnahmen bringt die riesige Eigen-PR-Kampagne auch: Eine ganzseitige Anzeige kostet Werbekunden 4,2 Millionen Euro.
(Da unsere finanziellen Mittel etwas begrenzter sind, können wir vorerst maximal 1.000 Flüchtlinge mit Lernheften versorgen. Wenn Sie uns dabei unterstützen wollen, finden Sie hier alle Infos. Sollten wir am Donnerstag mehr Fotos bekommen, werden wir versuchen, Sponsoren für weitere Exemplare (Preis pro Deutsch-Lernheft: circa 5 Euro) zu gewinnen.)
1. Wechsel auf die wirklich dunkle Seite der Macht (medienwoche.ch, Carmen Epp)
Wechselt ein Journalist in die PR, ist die Empörung gewiss. Wenn dagegen der Presseausweis durch ein Parteibuch oder ein Abgeordnetenmandat ersetzt wird, ertönt die Kritik ungleich leiser oder bleibt gleich ganz aus. “Ist denn der Gang in die Politik so viel anders als derjenige in die PR?”, fragt sich Carmen Epp — und antwortet: “Ein Journalist, der fortan in aller Öffentlichkeit als Politiker für eine Position einsteht, unterscheidet sich kaum vom Journalisten, der im Auftrag einer PR-Agentur für eine Sache wirbt.”
2. How “mood meters” impact reader responses to online news (journalistsresource.org, Denise-Marie Ordway, englisch)
Viele Online-Medien, darunter bis vor Kurzem auch Bild.de, bieten ihren Lesern an, per Mausklick ihre Reaktion auf den jeweiligen Artikel auszudrücken. Das führt bisweilen zu bizarren Situationen, wenn etwa Hunderte Leser über ein brennendes Flüchtlingsheim “Lachen”. Überhaupt scheinen die “Mood Meters” keine allzu gute Idee zu sein, wie eine Studie herausgefunden hat: Ohne Stimmungs-Buttons erinnern sich die Leser besser an die Inhalte des Textes, empfinden mehr Emotionen und haben nach dem Lesen ein besseres Gefühl.
3. Sport Bild Watch (der-letzte-zehner.de, Cihan Acar)
Cihan Acar pflegte früher ein inniges Verhältnis zur “Sport Bild”. Dann war lange Pause, doch jetzt wärmte er die Beziehung noch einmal auf: “Diese Woche strahlte sie mich dann beim Vorübergehen an einem Kiosk an, und ich griff spontan zu. Das lag vor allem an Neugier: Ist Sport Bild in der Zwischenzeit vielleicht etwas zur Vernunft gekommen? Hat sie sich in all den Jahren gemäßigt, oder poltert und hetzt und verdreht sie Tatsachen wie damals?” Achtung, Spoiler: Es hat sich nicht viel getan.
4. Atemlos bei Auto-Bild (1300ccm.de, Tom Schwede)
Das Arbeiten als Journalist bei “Auto Bild” ist kein leichtes, vor allem seit diese Blogger auch über PS-Neuvorstellungen schreiben: Da muss man bei der IAA erstmal “vier Leute wegschubsen” und dann auch noch den “Blogger mit dem Handy ausbremsen”, bis man zum neuen Alfa Romeo vorgedrungen ist. Tom Schwede, auch so ein Blogger, ärgert sich über einen “Auto Bild”-Artikel, genau wie die Seite “Fredericken”. Zu den Spannungen zwischen Autojournalisten und Autobloggern hat auch “bigblogg” etwas aufgeschrieben.
5. “Dann wäre er jetzt schon tot!” (11freunde.de, Tobias Zwior)
Bei der Fußballweltmeisterschaft 1986 in Mexiko drohte Franz Beckenbauer vor laufenden ZDF-Kameras einem Journalisten mit dem Tod: Miguel Hirsch erzählt im Interview, wie ein einziger Nebensatz in einem seiner Artikel sein Leben in Gefahr brachte und was die “Bild”-Zeitung damit zu tun hatte.
6. Der Stand der Flüchtlingskrise im Überblick (nzz.ch, Nina Belz, Ivo Mijnssen und Benjamin Schudel)
Die “NZZ” hat — inspiriert von der “New York Times” — ein Dossier zur Lage der Refugees in Europa erstellt. Vorangestellt ist eine interaktive Grafik, die zeigt, wie viele Asylanträge in jedem europäischen Land gestellt werden — allerdings nicht in absoluten Zahlen, sondern gemessen an der Bevölkerung des jeweiligen Staates. Dadurch relativiert sich die vermeintlich überproportionale Belastung Deutschlands. Einen ähnlichen Vergleich gibt es bei “Vox”: Während auf 1000 Einwohner in Deutschland 2,6 Refugees kommen, sind es im Libanon 232.
1. Berichterstatter als Stimmungsmacher (nzz.ch, Heribert Seifert)
In den letzten Wochen habe in Deutschland ein “monothematischer Überwältigungsjournalismus” stattgefunden, “der bei der Massenmigration nur eine zugelassene Haltung kannte.” So lautet jedenfalls die Ferndiagnose aus der Schweiz von Heribert Seifert. Er wirft den deutschen Medien vor, sich in “moralische und emotionale Ekstasen” hineingesteigert zu haben. Als Positivbeispiel nennt er einen Gastbeitrag in der “FAZ”, der vergangene Woche bei “6 vor 9” heftig kritisiert wurde (Link 5).
2. Betrunkene Asylheimkritiker (lauterbautzner.eu, Veselin)
Wie soll man die Leute bloß nennen, die in Freital, in Heidenau oder aktuell in Bischofswerda vor Flüchtlingsheimen stehen, dumpfe Parolen ablassen und auch mal den Arm zum Hitlergruß strecken? “Rechte”? “Asylheimkritiker”? “Neonazis”? Die Seite “lauterbautz’ner” kritisiert die Wortwahl der “Sächsischen Zeitung” — und bekommt eine Antwort der zuständigen Redaktion. In einem anderen Fall ist Blogger Olaf Meyer nicht einverstanden mit dem Vorgehen des MDR. Der “Flurfunk Dresden” fasst beide Sprachkritiken zusammen.
3. China is open to the world’s media, Xi Jinping tells Rupert Murdoch (theguardian.com, Fergus Ryan, englisch)
Die Websites von “New York Times” und “Bloomberg” sind in China geblockt, eine “Zeit”-Mitarbeiterin wurde neun Monate gefangen gehalten, das Land gilt nicht unbedingt als Hochburg der Pressefreiheit. Trotzdem will Rupert Murdoch nach China expandieren und hat sich nun von Präsident Xi Jinping zusichern lassen, dass man ausländische Medien willkommen heiße.
4. Rauch, Gefahr, Krise: Ich Selfie, also bin ich (dwdl.de, Hans Hoff)
Aus “The medium is the message” sei “The man is the message” geworden, sagt Hans Hoff und ist neidisch auf “Selfie-Reporter” Paul Ronzheimer: “Ich will einfach nur ins Bild und klasse aussehen. So wie der ‘Bild’-Man of the year Paul Ronzheimer, von dem ich bald alles weiß. Ultracoole Sau, dieser Typ. The next Elyas M’Barek quasi.”
5. Was Pauschalisten jetzt wissen müssen (journalist.de, Monika Lungmus)
Seit einiger Zeit prüfen Zoll und Rentenversicherung deutlich intensiver, ob Pauschalisten tatsächlich selbstständig sind oder nicht doch die Aufgaben von Redakteuren übernehmen und damit illegal beschäftigt wären. Was sind die Kriterien für Scheinselbstständigkeit? Wer haftet, wenn der Betrug auffliegt? Lohnt eine Festanstellungsklage? Michael Hirschler vom DJV beantwortet die wichtigsten Fragen.
6. Woher weiß Google, wann meine Katze stirbt? (konradlischka.info)
Die Katze von Konrad Lischka wird 15 Jahre alt. Sagt jedenfalls Google. Und die Suchmaschine sagt auch, dass er zum Abnehmen eine Low-Carb-Diät wählen soll. Lischka wundert die Bestimmtheit der Antworten auf verschiedene Fragen, ohne dass Google eine eindeutige Quelle angibt. Das sei eine “grundlegende Veränderung der Funktionen” von Suchmaschinen: “Sie werden selbst zu Quellen statt auf Quellen zu verweisen.”
Auf die Frage, wie man Flüchtlinge in Deutschland willkommen heißen kann, hat Kai Diekmann eine ziemlich klare Antwort: Man schließt sich der “Bild”-Kampagne “Wir helfen” an. Derjenige, der das nicht tut, kann im Diekmann’schen Umkehrschluss nur gegen Flüchtlinge sein:
Hintergrund ist der kommende Spieltag in der ersten und zweiten Fußballbundesliga. Normalerweise laufen die 36 Profiklubs mit einem Hermes-Werbeaufnäher auf dem Trikotärmel auf. Dieses Wochenende wird stattdessen das “Wir helfen”-Logo der “Bild” hundertfach zu sehen sein. Für diesen werbetechnischen Coup beweihräuchern sich Diekmann und seine Mitarbeiter fleißig selbst, Hermes-Chef Hanjo Schneider bekam heute als Lohn den Titel “Gewinner des Tages” in der “Bild”-Zeitung verliehen.
Nur der FC St. Pauli, als Zweitligist ebenfalls betroffen von der Hermes-“Bild”-Bundesliga-Kooperation, will bei dem ganzen Bohei laut Bild.de nicht mitmachen.
Auf dieser Verweigerung basiert nun offenbar Kai Diekmanns steile Twitterthese, beim FC St. Pauli seien “#refugeesnotwelcome”. Gerade dem Kiezklub aus Hamburg vorzuwerfen, sie würden Flüchtlinge nicht willkommen heißen, ist selbst für Diekmannverhältnisse ausgesprochen dreist.
Fans des FC St. Pauli standen schon mit “Refugees welcome”-Aufnähern und -Transparenten im Stadion, als “Bild” und Bild.de noch gegen Ausländerund Asylbewerberzündelten. Und auch der Verein ist aktiv. Nur zwei Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit: Das Freundschaftsspiel vor rund einer Woche gegen den BVB stand unter dem Motto “Refugees welcome”, der Verein lud dazu 1000 Flüchtlinge ins Millerntor ein; und vor der Zweitligapartie am Montag sammelte der Klub Hygieneartikel für Geflüchtete. Über das Engagement hat vor Kurzem erst die “New York Times” berichtet.
Für Kai Diekmann reicht das alles anscheinend nicht. Solidarität mit Flüchtlingen bedeutet für ihn, sich seinem Blatt zu beugen. Mit Dank an all die Hinweisgeber!
Nachtrag, 15:50 Uhr: Inzwischen hat sich auch der FC St. Pauli geäußert. Man wundere sich, “dass das vertrauliche Schreiben an die Bild-Zeitung von dieser genutzt wurde, die Absage des FC St. Pauli negativ in der Öffentlichkeit darzustellen.” Der kaufmännische Geschäftsleiter Andreas Rettig zu den Vorwürfen der “Bild”:
Der FC St. Pauli ist seit vielen Wochen auf verschiedenen Ebenen zu einem Thema, das seit Monaten alle emotional bewegt, aktiv, um den Menschen, die nach Deutschland geflohen sind, zu helfen. Unser Testspiel gegen Borussia Dortmund, das private Engagement unserer Spieler sowie verschiedenste Aktionen unserer Fans und Abteilungen für die Flüchtlinge in Hamburg sind Beleg dafür. Daher sehen wir für uns nicht die Notwendigkeit, an der geplanten, für alle Clubs freiwilligen Aktion der DFL teilzunehmen. Hierüber haben wir vorab alle Beteiligten informiert. Der FC St. Pauli steht für eine Willkommenskultur und wir handeln damit auf eine Art und Weise, die unseren Club schon seit Jahrzehnten ausmacht. Wir leisten ganz praktische und direkte Hilfe dort, wo sie gebraucht wird.
1. Derailing im Netz: Wie Diskussionen in eine völlig andere Richtung gelenkt werden (t3n.de, Andreas Weck)
Als Antwort auf einen Text über Rechtsextremismus bekommt man einen Artikel präsentiert, der davon handelt, dass Linksextremismus auch gefährlich ist. Das ist “Derailing”, zu Deutsch “Entgleisung” — ein Verhalten, das die Diskussion von Anfang an vom eigentlich Thema weg lenkt. Andreas Weck stellt einige Fälle von Derailing vor und gibt Tipps, wie man mit dieser perfiden Taktik am besten umgeht, ohne sich auf überflüssige Diskussionen mit bewusst provozierenden Trollen einzulassen.
2. Urheberrecht auf Memes? Getty Images, der „Socially Awkward Penguin“ und eine Lösung aus dem Markenrecht (netzpolitik.org, Leonhard Dobusch)
Die Seite “Getdigital” verwendete das bekannte Meme des “Socially Awkward Penguin” — und kassierte dafür eine Abmahnung von Getty Images, weil der darin enthaltene Pinguin urheberrechtlich geschützt ist. Anhand von vier Gründen erklärt Leonhard Dobusch, warum es absurd ist, dass Memes abgemahnt werden können und wünscht sich dafür eine Sonderregelung im Immaterialgüterrecht.
3. This Is How Fox News Brainwashes Its Viewers (autostraddle.com, Heather Hogan, englisch)
Zwölf Jahre hintereinander sei “Fox News” nun das “most watched cable news network” in den USA, schreibt Heather Hogan. Und schon immer gehöre es zur Agenda des Senders, seine Zuschauer einer systematischen Gehirnwäsche zu unterziehen: “Once they’ve settled on the outcome they want, Fox News shapes its narrative and sets in motion its brainwashing cycle.”
4. Verschmähte Liebe (ejo-online.eu, Michael Haller)
Der Medienwissenschaftler Michael Haller schaut “den jungen Leuten gern mal über die Schulter” und sieht, wie sie sich “durch Mitteilungen auf Facebook klicken, Nachrichten auf WhatsApp schreiben, über Bilder- und Videogalerien wischen oder ihr Game spielen.” Zeitung liest kaum jemand. Um herauszufinden, woran das liegen könnte, hat er an der Hamburg Media School das Forschungsprojekt “Was wird aus den Digital Natives?” initiiert und insbesondere die Bedeutung von Lokalzeitungen für die “Generation Smartphone” untersucht. Sein Fazit: Eigentlich schätzten auch Digital Natives den klassischen Zeitungsjournalismus, “[d]och leider scheinen sich die Zeitungsmacher für das Lebensgefühl und die Sichtweisen der Jungen nicht zu interessieren.”
5. “Der Begriff ‘Asylant’ ist ganz klar verbrannt” (sueddeutsche.de, Karin Janker)
“Political Correctness ist zu einem Kampfbegriff geworden, um Menschen lächerlich zu machen, die andere nicht unnötig verletzen wollen”, entgegnet der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch Menschen, die bedachte Wortwahl als “Gutmenschentum” abtun. Im Interview erklärt er, warum Begriffe wie “Asylkritiker”, “Flüchtlingswelle” und “Asylant” problematisch sind. Passend dazu hat Hannah Beitzer ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen der Flüchtlingsdebatte erstellt und nimmt “besorgte Bürger” aufs Korn, die vor “Asylmissbrauch” warnen.
6. 3… 2… 1… Meins: 20 Jahre eBay (heise.de, Ralf Bülow)
Heute hat eBay Geburtstag. Gefeiert haben deutsche Medien aber schon gestern – weil das Geburtsdatum falsch in der Wikipedia stand, schreibt Ralf Bülow. “Ebenfalls nicht richtig ist der Mythos, [eBay-Gründer] Omidyar habe damit seine Verlobte unterstützen wollen, die Spenderfiguren für PEZ-Bonbons sammelte. Das stellt eBay in der offiziellen Chronologie richtig. Der erste Artikel, der über eBay verkauft wurde, war ein Laserpointer. Der Käufer zahlte zur Überraschung Omidyars 14,83 US-Dollar, obwohl das Gerät als defekt beschrieben war.”