Statt einfach einen WM-Artikel aus der aktuellen “BamS” zu übernehmen, hat sich Bild.de entschieden, ihn in einer Fassung zu veröffentlichen, die sich an einer einzigen Stelle vom “BamS”-Text unterscheidet. Unter der Überschrift “Englands Elfer-Deppen sind raus” heißt es (nach dem gestrigen Viertelfinal-Sieg Portugals über England) bei Bild.de:
Was bedauerlicherweise insofern dumm falsch ist, als Portugal doch schon bei der WM 1966 im Halbfinale gegen England antrat, wie man beispielsweise auf der offiziellen Website der WM 2006 nachlesen kann.
Mit Dank an Arnd R., Ralph R., Volker L., Sebastian S. und Katharina B. für den Hinweis.
Nachtrag, 17.40 Uhr: Na, das ging ja wieder fix. Steht da den lieben, langen Tag über falsch da — und plötzlich nicht mehr…
Das ist falsch. Außer Maradona wurden drei andere Spieler bei Fußball-Weltmeisterschaften des Dopings überführt: der Haitianer Ernest Jean Joseph (1974), der Schotte Willie Johnston (1978) und der Spanier Ramon Calderé (1986).
Und um zu wissen, dass Maradona nicht der einzige war, hätte “Bild” nur in den eigenen Internet-Auftritt schauen müssen. Die Doping-Geschichte von Jean Joseph steht nämlich im großen Rückblick auf die WM 1974, den Bild.de vorgestern veröffentlicht hat.
Alle Bundesliga-Transfers zur Saison 2006/2007 hat Bild.de zusammengetragen. Inklusiver heißer Gerüchte:
Ja. Kein Wunder vielleicht, dass Lenses Wechsel nach Aachen “zu platzen droht”. Wenn er doch schon auf der Bild.de-Seite davor nach Bochum wechselt:
Danke an Jo L.
Nachtrag, 10.20 Uhr. Der Wechselbeauftragte von Bild.de ist zum Dienst erschienen und hat Lense bei Aachen aus der Gerüchteküche geworfen. Vielleicht könnte er bei der Gelegenheit noch das Insidergeschäft klären, bei dem Naohiro Takahra angeblich für viel Geld von Eintracht Frankfurt nach Eintracht Frankfurt wechselt:
Nachtrag, 12.20 Uhr. Der Mann heißt übrigens Naohiro Takahara.
Nachtrag, 20.30 Uhr. Entweder war der Wechselbeauftragte von Bild.de heute nur ganz kurz da, oder er hatte das Gefühl, dass es sich noch nicht lohnt, nur die Sache mit Frankfurt und Takahara zu korrigieren. Also gut:
Manchmal würde es schon reichen, wenn “Bild” das Verb wissen nicht als Synonym benutzen würde für vermuten, ahnen, raten, schätzen, prognostizieren, einfach mal behaupten, gehört haben, für nicht unwahrscheinlich halten und nicht völlig ausschließen können.
(…) Polen ist fast schon verloren. Unsere Elf könnte unseren Nachbarn mit einem Sieg am Mittwoch in Dortmund schon nach Hause schicken.
Nein, das könnte unsere Elf nicht. Auch wenn Polen gegen Deutschland verliert, bedeutet das nicht automatisch das Aus. Wenn Ecuador seine beiden nächsten Spiele verliert und Polen gegen Costa Rica hoch gewinnt, könnte Polen noch den rettenden zweiten Gruppenplatz erreichen*.
Nachvollziehen lässt sich das unter anderem mit den interaktiven WM-Planern, die an verschiedenenStellen kostenlos herunterzuladen sind.
Und sogar der nach wie vor fehlerhafteBild.de-WM-Planer, der die Punkte für Ecuador teilweise nicht richtig berechnet, kommt hier zum korrekten Ergebnis:
Danke an Max W. und die vielen Hinweise zu diesem und anderen WM-Planern!
Bild.de hat einen “WM-Planer” veröffentlicht. Jo, werden Sie jetzt sagen, machen doch alle gerade. Stimmt. Aber der WM-Planer von Bild.de ist anders: falsch.
Der Bild.de-WM-Planer besteht aus einer Excel-Tabelle. Man kann die Ergebnisse der einzelnen Spiele tippen und dann verfolgen, welche weitere Paarungen sich daraus ergeben. Oder in den Worten von Bild.de:
(…) sehen Sie den Weg ihrer Mannschaft durch das Turnier! Wann und wo spielt Deutschland im Viertelfinale? Wer muß sich Brasilien auf dem Weg ins Finale in den Weg stellen? Finden Sie es heraus mit dem “Wir sind Fußball!” WM-Planer.
Der Witz ist: Das Ergebnis stimmt nicht. Im Viertelfinale verwechselt der WM-Planer von Bild.de die Spiele in Frankfurt und Gelsenkirchen miteinander. Richtig hart wird es aber im Halbfinale. Eigentlich treffen hier erstmals Teams aus den Gruppen A bis D auf Teams aus den Gruppen E bis H. Im Bild.de-WM-Planer nicht.
Konkret bedeutet das zum Beispiel: Angenommen Deutschland wird in seiner Gruppe A zweiter, Brasilien in seiner Gruppe F erster. Nach dem offiziellen Spielplan treffen beide dann im Halbfinale aufeinander. Nach dem Bild.de-WM-Planer erst im Finale.
Tja, blöd. Bild.de, selbsterklärter “offizieller Partner der deutschen Fußball-Fans”, hat einen WM-Planer herausgegeben, mit dem sich der Weg, den eine Mannschaft ins WM-Finale nehmen muss, in keinem Fall richtig vorhersagen oder nachvollziehen lässt.
Nachtrag, 17.30 Uhr. Bild.de hat seinen “WM-Planer” unauffällig gegen eine neue Version ausgetauscht — ohne jeden Hinweis für Leser, die seit gestern den fehlerhaften ersten Versuch heruntergeladen haben. Jetzt stimmen die Orte im Viertelfinale und die Paarungen im Halbfinale. Zum Vergleich —
Vorher:
Nachher:
Leider waren das jedoch nicht die einzigen Fehler im “WM-Planer” von Bild.de. Die interaktive Tabelle schließt grundsätzlich aus, dass Ecuador gegen Deutschland gewinnen könnte. Gibt man testweise einen 1:0 Sieg ein, bekommt Ecuador nur einen Punkt gutgeschrieben, nicht drei:
Ach du Schande. Der Ziehungsbeauftragte, der sonst für “Bild” nur die Altersangaben auslost, hat anscheinend die Basketball-Berichterstattung übernommen.
Also, tief Luft holen: Anders als Bild.de schreibt, ist Dirk Nowitzki nicht 28, sondern erst 27 Jahre alt. Und in den Playoffs holte er nicht 12,1 Rebounds pro Spiel, sondern 11,9. Und er machte nicht 28,1 Punkte pro Spiel, sondern 28,4. Und die Phoenix Suns haben in der ersten Hälfte des letzten Spiels nicht mit 19 Punkten vorne gelegen, sondern mit 18. Und Detlef Schrempf war nicht 1995 im NBA-Finale, sondern 1996. Und das Spiel der Dallas Mavericks gegen Miami Heat findet nicht in der Nacht zum Donnerstag, sondern in der Nacht zum Freitag statt.
Auch die Schweizer Zeitung “Weltwoche” berichtet (wie andereauch) anlässlich der Fußball-WM über Alfred Draxler, den mächtigen Sportchef der “Bild”-Zeitung und sein Problem, dass Bundestrainer Jürgen Klinsmann das Blatt auf Distanz hält — anders als die meisten seiner Vorgänger stand er nicht irgendwann auf der Gehaltsliste der “Bild”-Zeitung und verdankt ihr nicht seinen Job.
Die “Weltwoche” über Lothar Matthäus:
Unter allen wichtigen Figuren im deutschen Fussball ist er wohl der verdienteste Maulwurf der Bild. Seit Ende der 80er Jahre trägt er unter Mitspielern den Spitznamen IM Lothar, weil er quasi eine Standleitung zur Redaktion in Hamburg betreibt. Fünf Minuten nach jeder Mannschaftssitzung kannte Draxlers Team ihren Inhalt. Beim Team kam das nicht gut an, aber Bild hielt Ribbeck und Matthäus die Treue bis zum bitteren Ende bei der EM 2000. Draxler will nichts wissen von einem Inoffiziellen Mitarbeiter Matthäus: “Unsere Reporter haben gute Drähte zu vielen Spielern. Deswegen arbeiten sie für uns.”
Und über Franz Beckenbauer, mit dem Draxler seit 25 Jahren Golf spielt:
Viele Jahre später [nach der WM 1986] revanchierte sich Bild beim Kaiser für all die kleinen Gefälligkeiten. Als er eine Sekretärin von der Geschäftsstelle des FC Bayern geschwängert hatte, schwieg Bild, solange es ging. Erst nachdem Münchner Zeitungen die Geschichte brachten, äusserte sich auch Draxlers Blatt: “Franz: Ja, Baby mit Sekretärin.” Heute sagt Draxler: “Es gab Gerüchte, die waren lange bekannt. Aber wir können eine Geschichte nicht auf Hörensagen gründen.” Dann spielte man wieder Golf. Beckenbauer (Handicap 8) half Draxlers (Handicap 16) Ehefrau Martina Krogmann im Wahlkampf — ab 1998 sass sie für die CDU im Bundestag.
Anders als die “Bild am Sonntag” schreibt, kam Sebastian Kehl bei der WM 2002 durchaus zum Einsatz. Im Achtelfinale wurde er zur Halbzeit eingewechselt, im Viertelfinale spielte er von Anfang an.