Vergangene Woche twitterte die Dresdner Seenotrettungsorganisation “Mission Lifeline”:
Oder in den Worten der “Bild”-Zeitung:
Und:
Nun bedarf es natürlich einer gewissen Interpretation, um in den Tweets einen handfesten “Aufruf zum Eingehen von Scheinehen” zu erkennen. Doch hat “Bild” hier nicht nur großzügig skandalisiert — sondern auch schlichtweg Falsches behauptet. So heißt es im Artikel:
Kapitän Claus-Peter Reisch (57) steht derzeit in Malta wegen des Vorwurfs der Schleuserei vor Gericht.
Das stimmt nicht. Vorgeworfen wird ihm nicht Schleuserei, sondern dass er sein Schiff fehlerhaft registriert habe.
Gegen die falsche Behauptung gehen die Seenotretter nun vor (es gebe auch andere falsche Darstellungen, sagte uns ihr Sprecher Axel Steier auf Anfrage, doch diese müssten sie hinnehmen, weil es Meinungsäußerungen seien). Sie fordern Unterlassung und eine Gegendarstellung — auch von der “Welt” und der “Kronen Zeitung”, die die falsche Tatsachenbehauptung (im TV beziehungsweise online) ebenfalls verbreitet hätten.
Den Vorwurf, hier werde zu Scheinehen aufgerufen, weist der Sprecher zurück. Gegenüber der Nachrichtenagentur epd betonte er, die Formulierung sei “im Grunde streng christlich” gemeint gewesen: “Wir finden die Institution der Ehe wirklich wichtig.” In Zukunft werde man aber “alles dreimal gegenlesen und noch eindeutiger formulieren”.
Und das, liebe Freunde, nennt man Karma. Da hats mal den/die richtigen getroffen
der sollte jeden Tag Prügel bekommen, Täterschutz geht mir schon lange auf den …… wer schützt in Deutschland die Opfer
Wenn der Staat bei der Gerechtigkeit versagt kümmern sich halt die Häftlinge darum 👍 finde ich klasse und hoffe, dass es nicht das letzte mal war.
Und das sind noch die harmloseren der rund 4000 Kommentare unter dem Facebook-Post der “Bild”-Redaktion. Das Problem dabei, abgesehen von der breiten Zustimmung zur Selbstjustiz: Die Berichte von “Bild” und Bild.de sind ziemlich fehlerhaft — es ist auch heute nicht ganz klar, ob wirklich der “U-Bahn-Treter im Knast verprügelt” wurde, auf jeden Fall wurde er nicht “krankenhausreif geprügelt”, wie die “Bild”-Medien behaupten.
Am Freitagabend berichtete Bild.de, dass ein Mann in der Justizvollzugsanstalt Heidering von anderen Häftlingen zusammengeschlagen worden sei. Am Samstag gab es dazu auch in der Berlin/Brandenburg-Ausgabe der “Bild”-Zeitung einen Artikel:
Es soll sich dabei laut “Bild”-Redaktion um jenen Mann handeln, der im Oktober 2016 auf dem Berliner U-Bahnhof Hermannstraße einer Frau in den Rücken trat. Der Fall sorgte bundesweit für Aufsehen. Nach einer Öffentlichkeitsfahndung wurde der Mann wegen gefährlicher Körperverletzung zu zwei Jahren und elf Monaten Haft verurteilt.
Bild.de schreibt zu dem angeblichen Vorfall in der JVA:
Nach BILD-Informationen soll der Angriff auf S[.] in Haus 1 der Berliner Haftanstalt passiert sein. Offenbar hatten die Angreifer die sogenannte Laufzeit abgewartet — Zeit, in der die Gefangenen zu ihren Arbeitsstellen, oder anderen Abteilungen in der JVA — gehen dürfen. […]
Pikant: S[.] wurde offenbar erst gestern nach Großbeeren gebracht, weil er in der JVA-Tegel nicht mehr “sicher” war. Wie es hieß, soll er “sicherungsverlegt” worden sein. […]
Meldepflichtig sind solche Angriffe auf Mithäftlinge spätestens dann, wenn das Opfer in ein Krankenhaus zur stationären Behandlung gebracht werden musste. Das soll gestern der Fall gewesen sein.
Wir haben bei der Berliner Senatsverwaltung für Justiz nachgefragt. Pressesprecher Sebastian Brux sagte uns, dass er zu einzelnen Häftlingen keine Informationen geben dürfe, allerdings sei allgemein festzustellen, dass “am Freitag in der JVA Heidering kein Gefangener krankenhausreif geschlagen” worden sei. Es habe auch keine Verlegung “in das Justizvollzugskrankenhaus Berlin oder in ein öffentliches Krankenhaus” stattgefunden. Brux bestätigte, dass es am Freitag “eine gewalttätige Auseinandersetzung zum Nachteil eines Gefangenen” gegeben habe. Allerdings sei dieser Insasse “zuvor nicht von der JVA Tegel in die JVA Heidering, sondern von der JVA Moabit in die JVA Heidering verlegt” worden. Es habe sich dabei auch nicht, wie von der “Bild”-Redaktion behauptet, um eine Sicherheitsverlegung gehandelt. Außerdem habe sich der Vorfall “nicht in einem Arbeitszusammenhang” ereignet.
Die “Bild”-Geschichte ist mit all ihren Fehlern bei vielen anderen Medien gelandet. “Der Westen” hat sie zum Beispiel übernommen:
Genauso tz.de, immerhin mit einem Fragezeichen:
t-online.de:
… wurde der 28-jährige Svetoslav S[.] von anderen Insassen attackiert und krankenhausreif zugerichtet.
rtl.de:
oe24.at:
Der 28-Jährige wurde am Freitag attackiert und krankenhausreif geprügelt.
Krone.at:
Die Kommentare unter dem eingangs erwähnten Facebook-Post wurden irgendwann so grässlich, dass es selbst der “Bild”-Redaktion zu viel war. Sie schrieb:
Liebe User, diese Geschichte hat uns alle sehr schockiert. Aber der Täter wurde verurteilt und verbüßt seine Strafe. Es gibt ein Rechtssystem in Deutschland. Und auch, wenn manche Urteile einem persönlich nicht fair erscheinen, ist das trotzdem keine Berechtigung, Selbstjustiz zu verüben. Auch nicht im Gefängnis. Auch eine JVA ist kein rechtsfreier Raum. Darum bitten wir euch, bei euren Kommentaren sachlich zu bleiben. Hetzerische, beleidigende oder diskriminierende Aussagen werden moderiert und bei Bedarf gelöscht.
Gestern war es der rumtatschende Präsident eines tunesischen Fußballvereins (“Tatsch too much!”), am Samstag der frühere iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad (“Zurück ins Abklingbecken!”) und am Freitag ein Fregattenkapitän (“Maschinen stopp!”). Die Mischung ist schon ziemlich bunt, wenn die “Bild”-Redaktion jeden Tag einen “VERLIERER” des Tages auswählt. Heute sind die Vereinten Nationen dran:
Saudi-Arabien und der Kampf für Frauenrechte? Und dann auch noch “der Vorsitz der Kommission für die Stellung der Frau”? Das könnte man in der Tat “lächerlich” finden, wenn es denn stimmen würde. Aber es stimmt nicht.
Gestern Abend hatte bereits Bild.de in einem längeren Text Mitgliedswahl und Vorsitzwahl durcheinandergebracht:
Es hört sich an wie ein schlechter Witz — ist aber keiner.
Saudi-Arabien wurde für den Vorsitz der UN-Frauenrechtskommission gewählt!
Das fundamental-islamische Königreich gilt als eines der schlimmsten Verletzer von Frauenrechten weltweit — auch wenn es zuletzt ein paar Fortschritte erzielte. Nun soll es aber von 2018 bis 2022 das Gremium zu Frauenrechten bei den Vereinten Nationen anführen.
Wir können nur vermuten, woher “Bild” und Bild.de diese falsche Information haben. Wir befürchten, dass die Redaktionen bei einer Seite abgeschrieben haben, bei der man nicht unbedingt abschreiben sollte, wenn man es ernst meint mit dem Journalismusmachen — den “Netzfrauen”:
Vielleicht haben die “Bild”-Medien ihre Infos auch von der österreichischen Knallseite Krone.at. Die “Krone”-Redaktion veröffentlichte eine gute Stunde vor Bild.de eine falsche Meldung zu Saudi-Arabiens UN-Wahl:
Der Artikeleinstieg von Krone.at erinnert jedenfalls stark an den weiter oben bereits zitierten Einsteig von Bild.de:
Es klingt wie ein schlechter Scherz, ist aber keiner: Ausgerechnet Saudi-Arabien ist jetzt von der UNO zum globalen Wächter der Frauenrechte ernannt worden. In einer geheimen Wahl bekam das arabische Land, in dem Frauen und Mädchen systematisch unterdrückt werden, den Vorsitz der UN-Kommission für die Rechtsstellung der Frau.
Natürlich kann man es “lächerlich” und schlimm und völlig daneben finden, dass Saudi-Arabien nun in der “Kommission für die Rechtsstellung der Frau” der Vereinten Nationen sitzt. Man kann der Meinung sein, dass das Land dort nichts zu suchen hat, bevor sich die Situation der Frauen im Land nicht verbessert hat. Wenn man aber jemanden zum “VERLIERER” machen will, sollten doch wenigstens die Fakten stimmen.
Nachtrag, 26. April: Bild.de hat bereits gestern einen Nachtrag zum Artikel “Saudi-Arabien soll jetzt für Frauenrechte kämpfen” veröffentlicht:
In der “Bild”-Zeitung war für eine Korrektur heute hingegen leider kein Platz — jedenfalls haben wir dort keine gefunden. Und auch bei der Kategorie “Gewinner/Verlierer” bei Bild.de wurde bisher nichts korrigiert.
Das Hahnenkammrennen auf der Streif gehört schon unter normalen Bedingungen zu den schwersten Ski-Abfahrten der Welt. Und jetzt stellen Sie sich mal vor, dass die Piste oberhalb von Kitzbühel nicht normal präpariert wäre, sondern glatt wie eine Schlittschuhbahn, eine spiegelnde Eisfläche.
Jaha, klingt halsbrecherisch! Kein Wunder also, dass Bild.de am Montagnachmittag im Sport-Newsticker diese Meldung veröffentlicht hat:
Streif komplett vereist
Am kommenden Samstag startet auf der Streif die legendäre Hahnenkamm-Abfahrt in Kitzbühel. Letztes Wochenende sind nun Bilder aufgetaucht, die eine komplett vereiste Steif (sic) zeigen. Kann hier ein Rennen überhaupt stattfinden? Sehr wahrscheinlich, es schneit immer wieder.
Dazu hat die Redaktion dann noch eines der “Bilder” gepackt, die “letztes Wochenende” “aufgetaucht” seien:
Als Quelle für das Foto gibt Bild.de eine private Facebookseite an. Und tatsächlich — ein gewisser Gerhard Mairhofer hat in dem Sozialen Netzwerk am vergangenen Freitag das von Bild.de verwendete Foto gepostet:
Über 1000 Mal geliket, tausendfach geteilt, mehrere Hundert Kommentare und von Bild.de aufgegriffen. Volltreffer.
Bloß: Das Foto ist gar nicht am vergangenen Freitag aufgenommen worden und auch nicht sonst irgendwann in den letzten Tagen oder Wochen, sondern bereits vor zwei Jahren. Es stammt aus dem Januar 2015, damals vom Ski-Verband “FIS” bei Twitter veröffentlicht und vom Organisationsteam des Hahnenkammrennens kommentiert:
Wie es momentan tatsächlich auf der Streif aussieht? Ganz sicher nicht so spiegelglatt wie auf dem Foto, das am Montag bei Bild.de im Sport-Newsticker erschienen ist, sagen uns die Renn-Organisatoren. Alles sei wunderbar präpariert, die Veranstaltung am Wochenende könne kommen. Zum Beweis haben sie uns noch ein Foto von der Piste geschickt:
So, der erste Schock über die Wahl von Donald Trump zum kommenden US-Präsidenten könnte langsam verdaut sein. Vielleicht mal Zeit für eine sachliche, durchdachte Analyse.
Hättet ihr da was im Angebot, liebe Mitarbeiter von krone.at?
Sein Aussehen ist unscheinbar, doch sein Inhalt könnte die Apokalypse auslösen: Ein Lederkoffer, von einem Adjutanten getragen, wird auch den gerade erst gekürten 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten auf Schritt und Tritt begleiten.
Na ja, einen Versuch war’s wert.
Linktipp: Wer wirklich interessante Analysen zur Wahl und zur bevorstehenden Präsidentschaft Trumps lesen will, dem seien dieser “New Yorker”-Text von David Remnick: “An American Tragedy” (englisch) sowie dieser Long-Long-Longread von Dan Balz und Philip Ruckerder bei der “Washington Post” ans Herz gelegt: “How Donald Trump won: The insiders tell their story” (ebenfalls englisch).
Vorgestern, am Sonntag, ist die frühere US-First-Lady Nancy Reagan gestorben. Und wer ist schuld daran? Ist doch klar: “Bild am Sonntag”. Denn am Todestag von Nancy Reagan erschien eben auch eine neue Ausgabe der “Bild am Sonntag”.
Und das ist nur der vorzeitige Höhepunkt eines gruseligen “Bild”-Fluchs: Immer dann, wenn ein Promi stirbt, ist am selben Tag eines der “Bild”-Printmedien erschienen. Am Todestag von Alan Rickman? Eine neue Ausgabe von “Bild”. Tod von David Bowie? “Bild am Sonntag”. Robin Williams? Paul Walker? Whitney Houston? Jedes Mal erschien am Tag des Promi-Todes auch ein “Bild”-Produkt. Das kann kein Zufall sein.
Wie? Die Theorie ist völliger Blödsinn? Ja, natürlich ist sie das. Und damit genau das Richtige für “Bild” und Bild.de:
Auf Fußballer Aaron Ramsey vom Premier-League-Klub Arsenal London soll laut Bild.de ein “unheimlicher Tor-Fluch” liegen. Ramsey sei “der gefährlichste Fußballer der Welt.” Die Redaktion bringt seine Tore mit dem Ableben der oben genannten und elf weiterer Personen in Verbindung.
Und tatsächlich: Als der Mittelfeldspieler am 1. Mai 2011 in der Liga gegen Manchester United trifft, wird einen Tag später Osama bin Laden erschossen. Einen Tag nach Ramseys Champions-League-Tor gegen Olympique Marseille stirbt Muammar al-Gaddafi. Seit Oktober 2009 soll das schon so gehen, wenn Ramsey für Arsenal London oder die walisische Nationalmannschaft trifft:
Spiel
Datum
Prominenter
Todestag
Liechtenstein – Wales
14.10.2009
Andrés Montes
16.10.2009
Wales – Schottland
14.11.2009
Antonio de Nigris
16.11.2009
Arsenal – Manchester United
01.05.2011
Osama bin Laden
02.05.2011
Tottenham Hotspurs – Arsenal
02.10.2011
Steve Jobs
05.10.2011
Olympique Marseille – Arsenal
19.10.2011
Muammar al-Gaddafi
20.10.2011
AFC Sunderland – Arsenal
11.02.2012
Whitney Houston
11.02.2012
Großbritannien – Südkorea
04.08.2012
Chavela Vargas
05.08.2012
Schottland – Wales
22.03.2013
Bebo Valdés
22.03.2013
Arsenal – Wigan Athletic
14.05.2013
Jorge Rafael Videla
17.05.2013
Olympique Marseille – Arsenal
18.09.2013
Ken Norton
18.09.2013
Cardiff City – Arsenal
30.11.2013
Paul Walker
30.11.2013
Hull City – Arsenal
20.04.2014
Rubin “Hurricane” Carter
20.04.2014
Norwich City – Arsenal
11.05.2014
HR Giger
12.05.2014
Arsenal – Manchester City
10.08.2014
Robin Williams
11.08.2014
Arsenal – AFC Sunderland
09.01.2016
David Bowie
10.01.2016
FC Liverpool – Arsenal
13.01.2016
Alan Rickman
14.01.2016
Tottenham Hotspurs – Arsenal
05.03.2016
Nancy Reagan
06.03.2016
“Bild” und Bild.de haben schon früher über die “UNDHEIMLICHE ENGLAND-SERIE VON AARON RAMSEY” berichtet. Der Tod von Robin Williams im August 2014 war ein Anlass, genauso der “Doppelschlag mit Bowie und Rickman” im Januar dieses Jahres:
Und gestern dann Nancy Reagan, nachdem Aaron Ramsey am Samstag in der Premier League gegen die Tottenham Hotspurs getroffen hatte.
Damit der irre Ramsey-Fluch überhaupt hinhaut, erweitert die Redaktion hier und da auch das Verständnis von Prominenz und Unmittelbarkeit: Als “Prominente” gelten nicht nur Leute wie Osama bin Laden oder Robin Williams, sondern auch spanische Sportjournalisten oder kubanische Musiker. Und manche bekannten Persönlichkeiten — beispielsweise Apple-Gründer Steve Jobs oder der frühere argentinische Diktator Jorge Rafael Videla — starben erst mehrere Tage nach Ramseys Toren. Es wackelt und knirscht an allen Enden.
Trotzdem bleibt Bild.de bei der knackigen Formel:
Immer wenn der Waliser trifft, stirbt ein Prominenter!
An dieser Stelle ist die Berichterstattung des Portals dann nicht mehr nur dämlich, sondern schlicht falsch. Denn nach der Mehrzahl von Aaron Ramseys Toren seit dem Start des vermeintlichen Fluchs im Oktober 2009 passierte — wenig überraschend — rein gar nichts:
Spiel
Datum
Prominenter
Todestag
Liechtenstein – Wales
14.10.2009
Andrés Montes
16.10.2009
Wales – Schottland
14.11.2009
Antonio de Nigris
16.11.2009
Arsenal – Stoke City
05.12.2009
FC Portsmouth – Arsenal
30.12.2009
West Ham United – Arsenal
03.01.2010
Cardiff City – Leicester City
22.02.2011
(als Leihspieler für Cardiff City)
Arsenal – Manchester United
01.05.2011
Osama bin Laden
02.05.2011
Nordirland – Wales
27.05.2011
Wales – Montenegro
02.09.2011
Tottenham Hotspurs – Arsenal
02.10.2011
Steve Jobs
05.10.2011
Wales – Schweiz
07.10.2011
Olympique Marseille – Arsenal
19.10.2011
Muammar al-Gaddafi
20.10.2011
AFC Sunderland – Arsenal
11.02.2012
Whitney Houston
11.02.2012
Großbritannien – Südkorea
04.08.2012
Chavela Vargas
05.08.2012
Arsenal – Olympiakos Piräus
03.10.2012
Schottland – Wales
22.03.2013
Bebo Valdés
22.03.2013
Arsenal – Wigan Athletic
14.05.2013
Jorge Rafael Videla
17.05.2013
Fenerbahce Istanbul – Arsenal
21.08.2013
Arsenal – Fenerbahce Istanbul
27.08.2013
Mazedonien – Wales
06.09.2013
AFC Sunderland – Arsenal
14.09.2013
Olympique Marseille – Arsenal
18.09.2013
Ken Norton
18.09.2013
Arsenal – Stoke City
22.09.2013
Swansea City – Arsenal
28.09.2013
Belgien – Wales
15.10.2013
Arsenal – Norwich City
19.10.2013
Arsenal – Liverpool
02.11.2013
Borussia Dortmund – Arsenal
06.11.2013
Cardiff City – Arsenal
30.11.2013
Paul Walker
30.11.2013
Hull City – Arsenal
20.04.2014
Rubin “Hurricane” Carter
20.04.2014
Norwich City – Arsenal
11.05.2014
HR Giger
12.05.2014
Arsenal – Hull City
17.05.2014
Arsenal – Manchester City
10.08.2014
Robin Williams
11.08.2014
Arsenal – Crystal Palace
16.08.2014
FC Everton – Arsenal
23.08.2014
Stoke City – Arsenal
06.12.2014
Galatasaray Istanbul – Arsenal
09.12.2014
Arsenal – West Ham United
14.03.2015
AS Monaco – Arsenal
17.03.2015
Israel – Wales
28.03.2015
FC Burnley – Arsenal
11.04.2015
Hull City – Arsenal
04.05.2015
Wales – Andorra
13.10.2015
FC Watford – Arsenal
17.10.2015
Arsenal – AFC Sunderland
05.12.2015
Aston Villa – Arsenal
13.12.2015
Arsenal – AFC Sunderland
09.01.2016
David Bowie
10.01.2016
FC Liverpool – Arsenal
13.01.2016
Alan Rickman
14.01.2016
Tottenham Hotspurs – Arsenal
05.03.2016
Nancy Reagan
06.03.2016
Ramseys folgenlose Treffer lässt Bild.de einfach aus.
Dass die Wenn-dann-Kausalität totaler Murks ist, hält andere Redaktionen natürlich nicht davon ab, den “Todes-Fluch” weiterzutragen:
Am Freitag hatten wir darüber berichtet, dass sich Bild.de darüber empört hatte, dass in der Ukraine ein Video der inhaftierten ehemaligen Ministerpräsidentin Julia Timoschenko an die Öffentlichkeit gekommen war, das offensichtlich gegen den Willen der Politikerin entstanden war — und Bild.de dann ein Standbild aus eben jenem Video veröffentlicht hatte.
Wir waren da vielleicht ein bisschen unfair, denn Bild.de war längst nicht das einzige Medium, das diesen intellektuellen Spagat hinbekommen hatte:
Focus.de zeigte ein Standbild unter der Überschrift “Nobel-Zelle für Julia Timoschenko” und brachte dieses bemerkenswerte Satzpaar:
In ukrainischen Medien war am Donnerstag von einer “Nobel-Zelle” im Stil eines Hotelzimmers die Rede. Auch gab es Spekulationen, ob es sich um eine Inszenierung für die Öffentlichkeit handele.
Morgenpost.de und welt.de zitierten Timoschenkos Anwalt Sergei Wlasenko fünf Zentimeter unter einem Screenshot des Videos mit den Worten, einen solchen Film könnten “nur Tiere aufnehmen”, wobei welt.de sicherheitshalber auch noch mal ein paar unkommentierte Ausschnitte des Videos online stellte.
derstandard.at zeigte das Video nicht, verlinkte es aber auf YouTube. Von dort hatten 20min.ch und krone.at (“Intimsphäre verletzt: Ukraine quält Timoschenko mit Video aus Spital”) den Clip direkt eingebunden.
Anders als viele andere Medien hatte sich “Spiegel Online” die Mühe gemacht, das Rohmaterial weiterzuverarbeiten, weswegen der Off-Sprecher über das Video jetzt “dieses Video hat in der Ukraine einen handfesten Skandal ausgelöst” sagen kann. Bei euronews.net führt es spätestens dann zu einer gewissen Ironie, wenn der Off-Sprecher die Aufnahmen mit den Worten “die ehemalige Regierungschefin protestiert offensichtlich gegen diese Aufnahmen” kommentiert.
Mit Dank an die vielen Hinweisgeber.
Nachtrag/Korrektur: In der ursprünglichen Fassung des Artikels hatten wir Julia Timoschenko als “ehemalige Präsidentin” der Ukraine bezeichnet. Richtig ist, dass sie (zwei Mal) Ministerpräsidentin des Landes war.
Das Sommerloch macht es schwer, journalistische Angebote zu füllen. Die Parlamente machen Ferien, im Fernsehen kommen nur Wiederholungen und falls man doch Mal recherchieren will, hört man am anderen Ende der Leitung all zu oft: “Ihr Ansprechpartner ist leider im Urlaub”.
Also muss man den Bodensatz der Pressemitteilungen durchwühlen. Am Besten sind Geschichten, die sich gut anhören, bei denen es aber egal ist, ob sie nun wahr sind oder nicht. Beispielsweise: “Schwangere mögen Sellerie lieber als Saure Gurken”. Oder: “Im Fernsehen kommen nur Wiederholungen“. Oder zur Abwechslung etwas Neues: Der Web-Browser ist mit der Intelligenz verknüpft. Klingt abwegig, banal, irgendwie doof? Egal, es füllt Platz:
Dass niemand zuvor von der ominösen Marktforschungsfirma gehört hatte — egal. Dass die Abweichungen von über 40 IQ-Punkten enorm hoch sind und Nutzer des Internet Explorer 6 mit knapp über 80 IQ-Punkten im Schnitt nur wenig besser abschneiden als Forrest Gump — kein Problem. Schließlich sind in der Studie bunte Grafiken und gewichtig klingende Fachbegriffe wie “WISC-iV”, “Verbal IQ” und “Full Scale IQ”.
Dumm nur: nichts davon stimmt. Die BBC, die die Story zunächst auch verbreitet hatte, hat doch noch einmal nachgefragt und die Geschichte als “Bogus” entlarvt: Unter der angegebenen Telefonnummer meldet sich niemand, die Webseite der angeblich seit fünf Jahre existierenden Firma ist brandneu und aus anderen Webseiten zusammen gestückelt und ein Statistikforscher an der Universität Cambridge findet die publizierten Zahlen unplausibel.
Kurz gesagt: Studie samt Firma sind offenbar Produkt von Witzbolden, die sich über Nutzer des Internet Explorer lustig machen wollten. Das stellt die hiesigen Medien vor ein Problem: Die Spielverderber von der BBC können schließlich nicht ganz ignoriert werden.
Es gibt Meldungen, die wiederholen sich so oft, dass man versucht ist, sie einfach als Vorlage im Redaktionssystem stehen zu lassen. So haben sich die Einbrüche bei namhaften IT-Unternehmen in den letzten Monaten so gehäuft, dass es sich einfach nicht mehr lohnt neue Nachrichten zu schreiben. Man setzt einfach betroffene Firma, Anzahl der gestohlenen Datensätze und den Namen der anonymen Hacker-Gruppe ein — fertig sind Meldung und Schlagzeile.
Doch die Macht der Gewohnheit war hier kein guter Ratgeber. Die vorgeblichen Kundendaten lesen sich nämlich etwas seltsam: Die veröffentlichte Liste von 27 Usernamen umfasst so merkwürdige Namen wie “admin”, “backup_user” und “process_super”.
Tatsächlich waren auf dem Server nach dem aktuellen Informationsstand keine Daten von Apple-Kunden abgespeichert. Die Hacker haben stattdessen eine Liste interner Kennwörter der IT-Abteilung von Apple erbeutet. Das ist zwar peinlich genug für Apple und spricht nicht für die IT-Sicherheit des Unternehmens, aber “Kundendaten”, wie einige Medien schreiben, wurden bisher keine veröffentlicht.
Was Bild.de und Krone.at titeln, ist so banal, dass es keine Meldung wert wäre.
Denn Frauen lächeln nicht nur wie Primaten, Frauen sind Primaten. Und Männer auch, schließlich gehören alle Menschen als Menschenaffen zu den Primaten.