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Kein Sprengstoff-Rettungswagen und andere Dochnichtnews aus Hannover

Die Terrorpanikberichterstattung geht also weiter. Kurz nach dem abgesagten Fußball-Länderspiel am Dienstag in Hannover verkündete „Bild“:

Auch die Agenturen Reuters und AP berichteten (ohne Quellenangabe), die Arena sei aus Sicherheitsgründen geräumt worden, und so zog die Geschichte in Windeseilmeldungen ihre Kreise.

Kurz darauf „Bild“:

Dann, „Breaking News“ bei Bild.de:

++ Söhne-Mannheims-Konzert in TUI-Arena abgebrochen

Dann „Bild Hannover“:

Tatsächlich hat das Konzert stattgefunden. Einer der “Söhne Mannheims” schrieb danach auf Facebook:

Mit ihrer rastlosen Falschmelderei schaden sich die Medien aber nicht nur selbst, sondern auch denen, die ihnen vertrauen (wollen), ihren Lesern, Hörern und Zuschauern. Sie stiften Verwirrung und Angst, ausgerechnet in Situationen, in denen besonnene Aufklärung so wichtig wäre.

Woher „Bild“ und die Agenturen die Falschinfo hatten, ist unklar. Es war jedenfalls nicht die einzige an diesem Abend.

Unzählige Journalisten und Medien verbreiteten die Tweets von „@PNiedersachsen“, zitierten sie in den Nachrichten und bauten sie in ihre Liveblogs ein, weil es ja ganz offensichtlich „offizielle Tweets der Polizei Niedersachsen“ waren. Dabei hätten sie nur ein einziges Mal klicken müssen, um das hier zu sehen:

Allein der Liveticker des NDR verwies im Laufe des Abends fünfmal auf die Tweets der „Polizei“, der offizielle Twitter-Account der Stadt Hannover schrieb:

Für weitere Infos an diesem Abend empfehlen wir, der Polizei Niedersachsen zu folgen.

… mit Link zum Fake-Account.

Der hätte alles mögliche behaupten können, viele hätten sicher auch weiterhin geglaubt, er wäre von der Polizei. Der Twitterer nutzte seine plötzliche Macht aber nicht weiter aus, inzwischen hat er auch sein Profilbild und seinen Namen geändert und mehrfach klargestellt, dass er kein offizieller Account ist (was uns auch die echte Polizei bestätigt hat).

Und dann war da ja noch der Sprengstoff-Rettungswagen. Beziehungsweise nicht.

Die „Kreiszeitung“ und (was allerdings kaum registriert wurde) auch die „Hamburger Morgenpost“ hatten online behauptet:

Im Bereich des Stadions in Hannover soll ein so genannter Gefährder gesichtet worden sein, der den Behörden bekannt ist. Sicherheitskräfte haben zudem einen Rettungswagen entdeckt, in dem sich Sprengstoff befand.

(kreiszeitung.de)

Vor dem Stadion wurde ein Rettungswagen mit Sprengstoff entdeckt. Das erfuhren wir aus zuverlässiger Quelle. Auch ein sogenannter Gefährder, der der Polizei bekannt ist , wurde gesichtet.

(mopo.de)

Die Geschichte wurde so ziemlich überall aufgegriffen. Manchmal mit Fragezeichen, manchmal mit “Angeblich”, manchmal ohne jeden Zweifel.


(stern.de)

(ksta.de)

(“Focus Online”)

Am Dienstagabend hat der Innenminister Niedersachsens die Meldungen auf einer Pressekonferenz dementiert. Es sei kein Sprengstoff gefunden worden, auch das Rettungswagen-Gerücht lasse sich nicht bestätigen, sagte er. Das schreibt auch die „Bild“-Zeitung, es hat sie aber nicht davon abgehalten, in der Überschrift groß zu fragen:

In einer weiteren Pressekonferenz erklärte eine Sprecherin der Polizei Hannover gestern erneut, es sei kein Sprengstoff gefunden worden.

Von wem die “Kreiszeitung” und die “Mopo” die Infos hatten, ist immer noch offen. Die “Mopo” ist diesbezüglich ganz still geworden und hat bloß noch vermeldet, dass kein Sprengstoff gefunden wurde. Dass sie anderthalb Stunden zuvor “aus zuverlässiger Quelle” noch das Gegenteil erfahren haben wollte, hat die Redaktion offenbar lieber schnell vergessen.

Anders die “Kreiszeitung”, die gestern einen zweiten Artikel veröffentlichte, in dem sie ihre Version verteidigt. Darin beruft sie sich allerdings weiterhin auf “eine seriöse Quelle”. Ach ja, und:

Auch Hans-Joachim Zwingmann, 1. Vizepräsident des Deutschen Sportjournalisten Verbandes, bestätigte am Mittwoch gegenüber der Kreiszeitung: „Nach meinen Informationen hat ein Schnüffelhund bei der Untersuchung eines Krankenwagens angeschlagen. Es soll aber angeblich keine Auffälligkeiten gegeben haben. Das ist alles schon ein bisschen dubios. Kurz nach 19 Uhr standen mehrere Krankenwagen direkt vor dem Haupteingang des Stadions und sind rein- und rausgefahren. Warum, weiß ich nicht.“

Oha. Rein- und rausgefahren! Und ein Schnüffelhund! Bestätigt vom 1. Vize vom Dingsverband!

Und außerdem habe ja auch …

TV-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein im ZDF von Hinweisen berichtet, “es gäbe wohl eine konkrete Gefahrensituation was Einsatzkräfte betrifft, sprich Polizeiwagen, sprich Krankenwagen”.

Ja, liebe “Kreiszeitung”, dabei sprach sie aber explizit über “Gerüchte” (ab 5:30):

Erst hieß es – gibt natürlich viele Gerüchte – eine Bombe im Stadion, dann hieß es, es droht Gefahr von den Einsatzkräften vor Ort, also Polizei, Krankenwagen sind eine mögliche Bedrohung.

Hätten wir also: “eine seriöse Quelle”, den Schnüffel-Vize und Müller-Hohenstein. Und noch einen weitere Kronzeugin, die gestern Abend in einem dritten Rettungswagen-Artikel der “Kreiszeitung” hinzugekommen ist: die “Bild”-Zeitung.

Laut „Bild“-Zeitung bestätigt ein Geheimpapier des Verfassungsschutzes Berichte unserer Zeitung, wonach Sprengsätze in einem Rettungswagen ins Stadion geschmuggelt werden sollten.

Nein. Also ja: Das schreibt die “Bild”-Zeitung. Damit bestätigt sie aber, wenn überhaupt, nur, dass es solche Pläne gab. Aber nicht, dass, wie die “Kreiszeitung” behauptet hatte, ein “Rettungswagen entdeckt” wurde, “in dem sich Sprengstoff befand”.

Umstritten bleibt bislang, ob ein solcher Sprengsatz auch tatsächlich in einem Fahrzeug gefunden worden ist.

… schreibt die “Kreiszeitung”, und irgendwie haben wir das Gefühl, dass sie so langsam selbst nicht mehr weiß, was sie eigentlich glauben soll.

Am Dienstagabend hatte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) das dementiert. Ein Zeuge berichtet allerdings, dass ein Schnüffelhund bei der Untersuchung eines Rettungswagens angeschlagen habe.

Jaja, der Schnüffelhund. So einer hatte (wie auch die “Kreizeitung” berichtete) in Hannover auch bei einem Paket in einem Zug angeschlagen, das dann doch keine Bombe war, nur so viel zur Beweiskraft einer solchen Beobachtung. Von der anderen seriösen Quelle für den Sprengstoff-Rettungswagen ist in der “Kreiszeitung” übrigens keine Rede mehr.

Evakuierungen, die doch nicht stattgefunden haben, Polizei-Tweets, die doch nicht von der Polizei sind, Bomben, die doch nicht gefunden wurden — so kann’s gehen, wenn jeder der erste sein und keiner was versäumen will, wenn alles, was man in die Finger kriegt, erst mal schnell rausgehauen wird, wie im Rausch, alles geben, alles zeigen.

In der heutigen Ausgabe macht “Bild” das ZDF übrigens zum “Verlierer”:

Gut, ein Info-Laufband gab es doch, und das “heute-journal spezial” kam — mit Live-Schalte — um 19.54 Uhr. Aber “Bild” hat Recht: Die ZDF-Leute haben sich Zeit gelassen. Bestimmt noch mal tief durchgeatmet, vielleicht sogar recherchiert. Was für Luschen.

Mit Dank an O.M. und Mikey.

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Sehen alle gleich aus (11)

Für “besondere Augenblicke, die sich in unser kollektives Gedächtnis gebrannt haben, und unbekannte Foto-Schätze aus Zeitgeschichte und Popkultur” hat “Bild” den Twitter-Account “Heute vor …” ins Leben gerufen.

Da lernt man Sachen. Zum Beispiel: Vorgestern vor “46 Jahren strahlt der US-Sender National Education Television die erste Folge der Sesamstraße aus.” Oder: Gestern vor “89 Jahren wird die legendäre Autostrecke Route 66 in den USA offiziell für den Verkehr freigegeben.” Und heute vor

Das größte — und bisher völlig unterschätzte — Talent Loriots? Sich als Heinz Erhardt zu verkleiden.

Mit Dank an @PsyKater

Nachtrag, 17:32 Uhr: Das Team des Twitterkanals hat reagiert und zeigt nun den richtigen Loriot.

Der Hofnarr des Kaisers

Eins muss man Alfred Draxler lassen: So langsam erkennt der Chefredakteur der “Sport Bild” den Mist, den er selbst gebaut hat:

So viel mehr, als sich beim “Spiegel” und dessen Chefredakteur Brinkbäumer für den Hitler-Tagebücher-Vergleich, den Polterauftritt beim “Sport1”-Fußballtalk “Doppelpass” und all die anderen Sticheleien zu entschuldigen, blieb ihm allerdings auch nicht übrig. Denn inzwischen scheint recht klar, dass Draxlers Kumpel Franz Beckenbauer, den er stets verteidigt hat, bei der Vergabe der Fußball-WM einen Bestechungsversuch zumindest geplant hat. Ein Vertragsentwurf mit Beckenbauers Unterschrift lässt das vermuten.

Das sieht seit heute auch Alfred Draxler ein:

Er klingt zerknirscht:

Ich hätte es mir nie vorstellen können. Ich habe immer daran geglaubt, dass wir die WM 2006 auf saubere Art bekommen haben.

Heute früh musste ich aber bei BILD.de berichten, dass beim DFB ein Vertragsentwurf aufgetaucht ist, der möglicherweise als Bestechungs-Versuch benutzt werden sollte. Schon das Datum sagt viel aus: Vier Tage vor der WM-Vergabe am 6. Juli 2000!

Unterschrieben hat dieses Papier mein langjähriger Freund FRANZ BECKENBAUER!!

Bisher dachten wir, Draxlers “Intensivrecherche” fuße einzig auf langen und intensiven Gesprächen mit guten und sehr guten Freunden, die gleichzeitig auch die Beschuldigten in der Affäre sind, zu der Draxler recherchiert hat. Es ist aber noch viel trauriger: Sie fußt vor allem auf Glauben und Nicht-Vorstellen-Können.

Dafür war Draxlers Caps-lock-Ankündigung in seinem “Das Sommermärchen war nicht gekauft”-Kommentar vom 22. Oktober ausgesprochen mutig:

ICH BIN MIR BEWUSST, DASS ICH MIT DIESEM ARTIKEL MEINE REPUTATION ALS JOURNALIST UND REPORTER AUFS SPIEL SETZE.

Höchstwahrscheinlich wird dieses Ausdemfensterlehnen keine beruflichen Konsequenzen für Alfred Draxler haben. Es wird nur heiße Luft gewesen sein, die er in diese Zeilen gepackt hat. Nächste Woche wird er vermutlich schon wieder irgendwo “Nachgehakt” haben und mit seiner “Sport Bild” über den “Lohnzettel eines Schalke-Stars” oder die “Fehler-Schiris” sinnieren, als hätte seine “REPUTATION ALS JOURNALIST UND REPORTER” keinen Schaden genommen.

Hätte sich Alfred Draxler nicht freiwillig mit vollem Anlauf und Radschlag-Flickflack-Salto laut flatschend in den selbst aufgestellten Fettnapf geschmissen, könnte man fast Mitleid mit ihm haben. Wenn es tatsächlich so war, dass Franz Beckenbauer Draxler vesichert hat, bei der WM-Vergabe sei alles mit rechten Dingen zugegangen, wurde er von seinem langjährigen Freund belogen.

Wir hatten Alfred Draxler vor zwei Wochen als “DFB-Außenverteidiger” bezeichnet. Das gefiel ihm irgendwie:

Inzwischen zeigt sich: Er war nicht mal das. Draxler war offenkundig nur eine willige Marionette, die Wolfgang Niersbach und Franz Beckenbauer benutzen konnten, um über “Bild”, Bild.de und “Sport Bild” ihr eigenes Narrativ des Skandals unter die Leute zu bringen und so ihre persönlichen Positionen zu stärken. In diesem “Sommermärchen” wirkt Alfred Draxler wie der Hofnarr des Kaisers.

Ähnlich närrisch wie Draxlers Verhalten rund um die WM-Affäre waren die Reaktionen seiner Kollegen aus dem Axel-Springer-Verlag. Die ganze “Bild”-Bande hatte dem “Sport Bild”-Chef auf die Schulter geklopft, als der vor zweineinhalb Wochen verkündete: Alles in Ordnung bei der WM-Vergabe. Es schien, als hielten sie Draxlers Artikel tatsächlich für das Ergebnis einer ordentlichen Recherche. Sie feierten ihn als großen Enthüller und taten so, als wäre die ungefilterte Wiedergabe von Aussagen der Beschuldigten Journalismus.

Marion Horn zum Beispiel, Chefredakteurin der “Bild am Sonntag”, hatte zu der Zeit die Hoheit über den Twitteraccount der “Zeit”. Und nutzte die Gelegenheit, um mitzuteilen, dass sie keinen Grund sehe, an Draxlers Recherche zu zweifeln:

Matthias Müller, stellvertretender “Bild”-Sportchef, verbreitete Draxlers Kolumne ebenfalls:

Tobias Holtkamp, Chefredakteur von Springers Fußballportal transfermarkt.de, lobte Alfred Draxlers “Fakten”:

Und “Bild”-Chef Kai Diekmann musste gleich doppelt twittern:

Heute twitterte Diekmann wieder über eine Enthüllung Draxlers:

So kann man natürlich auch versuchen, aus der Nummer rauszukommen.

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Ganz Deutschland findet: “Bild” tut nichts für das Gemeinwohl

Die Universität St. Gallen hat heute den “ersten GemeinwohlAtlas für Deutschland” veröffentlicht. Der Atlas stellt laut Eigenbeschreibung “den Gemeinwohlbeitrag von 127 deutschen und internationalen Organisationen dar und bringt diese in eine Rangliste”.

Es wurden insgesamt 7.802 Personen im Alter zwischen 19 und 91 Jahren, die in Deutschland wohnen, befragt. Kannten die Befragten mindestens drei der aufgelisteten Organisationen, wurden sie aufgefordert, für einzelne, randomisiert ausgewählte Organisationen den Beitrag zum Gemeinwohl in den vier Dimensionen Lebensqualität, Aufgabenerfüllung, Zusammenhalt und Moral zu bewerten.

Auf den ersten Plätzen liegen die Feuerwehr, das Technische Hilfswerk, der Weiße Ring, das Deutsche Rote Kreuz und die Bundespolizei. Die letzten Plätze (insgesamt gibt’s 127) sehen so aus:

Mit Dank an Dominik L.!

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Dirk Hoerens halbe Hartz-Wahrheit über Flüchtlinge

Die „Bild“-Zeitung schlägt heute wieder Alarm:

Zahl der Hartz-IV-Empfänger aus Asyl-Ländern steigt

Immer mehr Flüchtlinge landen in Hartz IV! Laut einer neuen Statistik der Bundesagentur für Arbeit ist die Zahl der Hartz-IV-Empfänger, die aus Asylzugangsländern stammen, im Juli auf 442 230 gestiegen. Das waren 23,5 % mehr als im Vorjahresmonat. Die meisten kommen aus Syrien (98 494), Irak (56 661), Serbien (56 264), Russland (40 798) und Afghanistan (36 776).

Geschrieben wurde der Artikel von Dirk Hoeren, er stimmt aber trotzdem. Die Zahlen stammen aus einer aktuellen Statistik der Bundesagentur (PDF):

Doch einen Punkt lässt Dirk Hoeren in seinem Artikel unerwähnt: Nicht nur die Zahl der Hartz-IV-Empfänger ist gestiegen, sondern auch die Zahl der Beschäftigten:

Dazu schreibt die Bundesagentur:

Aus den Asylzugangsländern waren in Deutschland im August insgesamt 495.000 Beschäftigte registriert, das waren 39.000 oder 8,5 Prozent mehr als vor einem Jahr (…). Dabei fiel der Anstieg von Personen mit einer syrischen Staatsangehörigkeit mit 43 Prozent relativ am stärksten aus. Der Anteil von Beschäftigten aus den Asylzugangsländern an allen Beschäftigten beläuft sich auf 1,4 Prozent. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung erhöhte sich um 34.000 oder 9,6 Prozent und die geringfügige Beschäftigung um 5.100 oder 4,7 Prozent.

„Bild“ hätte also auch schreiben können:

Zahl der Beschäftigten aus Asyl-Ländern steigt - Immer mehr Flüchtlinge haben einen Job! Laut einer neuen Statistik der Bundesagentur für Arbeit ist die Zahl der Beschäftigten, die aus Asylzugangsländern stammen, im Juli auf 494612 gestiegen. Das waren 8,5 % mehr als im Vorjahresmonat. Die meisten kommen aus Russland (82996), Serbien (72932), Bosnien und Herzegowina (70193), Kosovo (60932) und Ukraine (44135).

Aber so eine Schlagzeile passt halt schlecht zum aktuellen Hilfedie“Asylanten”kommen-Kurs der „Bild“-Zeitung.

Und weil andere Medien ja lieber blind von “Bild” abschreiben, statt sich das Gesamtbild anzuschauen, ist jetzt auch nur der eine Teil der Wahrheit im Umlauf:

Immer mehr Flüchtlinge erhalten Hartz IV
Immer mehr Flüchtlinge erhalten Hartz IV

Alfred gegen den Rest der Welt (außer Franz)

Es waren große Worte in großen Buchstaben, die Alfred Draxler vergangenen Woche wählte:

ICH BIN MIR BEWUSST, DASS ICH MIT DIESEM ARTIKEL MEINE REPUTATION ALS JOURNALIST UND REPORTER AUFS SPIEL SETZE.

Draxler hatte sich in seiner “Bild”-Kolumne “Nachgehakt” schützend vor seine Freunde Franz Beckenbauer und Wolfgang Niersbach geworfen. Das WM-Organisationskomitee habe “das Sommermärchen” nicht gekauft, der Chefredakteur der “Sport Bild” versprach Aufklärung:

Das Ergebnis seiner “Intensivrecherche”: Der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus sei 2002 mit umgerechnet 6,7 Millionen Euro für das deutsche WM-OK eingesprungen, als die FIFA diese Summe als eine Art Vorauszahlung gefordert haben soll. Nur durch eine Überweisung der 6,7 Millionen Euro an die FIFA sei eine spätere 170-Millionen-Euro-WM-Startunterstützung von der FIFA ans WM-OK möglich gewesen. Das mag logisch klingen oder nicht, es war jedenfalls Alfred Draxlers Sicht auf die Dinge.

Und mit der kam er zu dem Schluss, es gebe …

kein verkauftes Sommermärchen! Und es gibt keine “Schwarzen Kassen”, mit denen Wahlmänner bestochen wurden.

Heute melden “Bild” und Bild.de:

Die US-Kanzlei “Quinn Emanuel”, die “im Auftrag des Weltfußballverbandes die Fifa-Konten für den fraglichen Zeitraum überprüfte”, habe “Bild” mitgeteilt, dass sie keinen Zahlungseingang von Robert Louis-Dreyfus über 6,7 Millionen Euro gefunden habe.

Nach BILD-Recherchen kann das Darlehen für das Organisationskomitee nicht wie bisher behauptet für die Fifa-Finanzkommission bestimmt gewesen sein. Es waren offenbar wirklich Schmiergeld-Zahlungen.

“Bisher behauptet” hatten das vor allem Wolfgang Niersbach, Franz Beckenbauer — und Alfred Draxler. Die Version des “REPUTATION”-Riskierers passt also nicht mit den Recherchen seiner “Bild”-Kollegen zusammen.

Ob die stimmen, ist wiederum auch fraglich. Im undurchsichtigen Gestrüpp rund um die Finanzströme beim “Sommermärchen” hat die “Süddeutsche Zeitung” inzwischen einen anderen möglichen Weg der 6,7 Millionen Euro aufgetan:

In Kreisen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) heißt es, dass in dem Schreiben vom 19. April 2005 zwar ein Konto bei der BNP Paribas als Empfänger genannt wurde. Allerdings sei das Geld dann nicht wirklich dorthin geflossen. Stattdessen sei die Überweisung auf ein Konto bei einer anderen Bank ausgestellt worden — angeblich bei der Zürcher UBS.

Möglicherweise, um dort eine schwarze Kasse zu füllen, “die ausgesuchten Fifa-Leuten zur Verfügung stand.”

Das findet auch Alfred Draxler interessant:

Dass auch diese Version nicht mit seinen Behauptungen vom vergangenen Donnerstag zusammenpasst, kümmert ihn aber offenbar nicht. Entweder liegt ihm nicht besonders viel an seinem Ruf “ALS JOURNALIST UND REPORTER”, oder er hat seine großen Worte nach einer Woche schon wieder vergessen.

In der grundsätzlichen Argumentationslinie sind er und seine Redaktion übrigens wieder zum alten Muster zurückgekehrt: Nach der anfänglichen Stufe 1, die Gegenseite und deren Quellen unglaubwürdig zu machen (wie beispielsweise beim Auftritt im “Sport1”-Fußballtalk “Doppelpass”), wechselte Draxler zwischenzeitlich auf Stufe 2, die Freunde zu beschützen. Im Editorial der aktuellen “Sport Bild” kehrt er wieder zu Stufe 1 zurück und schießt gegen den früheren DFB-Präsidenten und aktuellen “Spiegel”-Informanten Theo Zwanziger:

Dazu gibt es auch eine Geschichte, die so auf der Titelseite …

… und so im Heftinnern überschrieben ist:

Kritische Töne zu Alfred Draxlers Freund Franz Beckenbauer, der in der WM-Affäre vermutlich die zentralste Rolle spielt, gibt es hingegen nirgends im Heft — obwohl es dafür genügend Gründe gäbe.

Mit ihrem Beckenbauer-Kuschelkurs haben Alfred Draxler und seine “Bild”-Kollegen dann auch wieder zueinandergefunden:

Schlank auf der Schleichwerbepiste

Anfang Oktober fand in Kitzbühel zum dritten Mal das “Camp Beckenbauer” statt. Das “international besetzte Forum” beschäftigt sich laut Eigenbeschreibung “mit der Zukunft des Sports”. All die Sympathen versammeln sich beim “Camp Beckenbauer”: Sepp Blatter, Thomas Bach, Bernie Ecclestone. Gründer und Organisator ist Marcus Höfl, der mit seiner “MHM Group” unter anderem die Markenrechte an seiner Ehefrau Maria Höfl-Riesch und Franz Beckenbauer hält.

“taz”-Redakteur Jürn Kruse schrieb neulich, Höfls Veranstaltung sei der “aufgeblasenste Lobby- und Werbetreff des Sportjahres”. Auf jeden Fall kommt hier die Familie zusammen. Und da dürfen Familienfotos nicht fehlen:

Von links nach rechts: “Bild”-Chef Kai Diekmann, Ex-Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch und Ex-Landtagsabgeordneter Daniel Mack. Genau, der Daniel Mack, der sich vor rund einem Jahr noch über die Methoden von Diekmanns “Bild” aufregte und juristisch gegen das Blatt vorging. Diekmann verglich Mack in der Folge mit Sebastian Edathy. Nun ja, ist doch schön, wenn Menschen zusammenfinden.

Und auch Maria Höfl-Riesch und Kai Diekmann haben zusammengefunden. Drei Wochen nach dem Familienfoto erschien diese großflächige Kooperation im redaktionellen Teil der “Bild”-Zeitung:

Das ist seit vorgestern die “NEUE SERIE” in “Bild” und bei Bild.de:

Ex-Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch (30) hat gemeinsam mit einem Ernährungsexperten ein Sportprogramm zusammengestellt, das aus jedem Sportmuffel einen Fitnessjunkie machen kann. UND DAS OHNE GROSSEN AUFWAND ODER DEN TÄGLICHEN GANG INS FITNESSSTUDIO.

In einer neuen Serie stellt BILD zusammen mit der dreifachen Olympiasiegerin das Programm “Maria macht Dich fit” vor.

Maria Höfl-Riesch beantwortet ein paar Fragen rund ums Thema Fitness (“SOLLTE ICH JEDEN TAG TRAINIEREN?”, “GIBT ES DIE PERFEKTE TAGESZEIT FÜR SPORT?”). Aber Antworten auf diese Fragen allein machen einen “Sportmuffel” natürlich noch nicht zum “Fitnessjunkie”:

So funktioniert das Programm
Rufen Sie die Internetseite […] auf, melden Sie sich an. Sie können Größe, Gewicht und Stimmung angeben. Dazu ein Ganzkörperfoto hochladen. Pro Woche gibt es zwei neue Fitnessvideos und ein Kochvideo. Dazu ein Kochbuch mit insgesamt 60 Rezepten und einen Trainingsplan zum Runterladen. Das Programm ist auf acht Wochen ausgelegt und kostet einmalig 79 Euro. Insgesamt können Sie 16 Wochen darauf zugreifen.

Gestern ging’s weiter mit der als Leserservice verpackten Werbekampagne:

Und heute der große Abschluss der Serie mit allem rund ums Thema Ausdauer:

Darunter große Erkenntnisse wie diese hier:

Woran merke ich, dass ich fitter werde? (…)

Höfl-Riesch: „Sie fühlen sich insgesamt fitter. (…)”

Der Beitrag endet mit einem “Trainingsplan für die erste Woche”. Der besteht aus zwei 30-Minuten-Einheiten. Will man, dass auch in Woche zwei noch “die Pfunde purzeln”, muss man die Homepage von Maria Höfl-Riesch ansteuern und erstmal das Portemonnaie um 79 Euro schlanker werden lassen.

Den trainierten Schleichwerbern von “Bild” (siehe Punkt 8) wird aber auch ohne dieses Investment die Puste ganz bestimmt nicht ausgehen.

Der DFB-Außenverteidiger

Die Enthüllungen des “Spiegel” rund um die Vergabe der Fußball-WM 2006 sind längst auch ein Medienthema. Es entstehen Grabenkämpfe zwischen Redaktionen, gegenseitige Schuld- und Schlampigkeitszuweisungen.

Dazu schreibt Holger Gertz in einer tollen “Seite Drei” (kostenpflichtig) der “Süddeutschen Zeitung”:

Es geht darum, wer die Deutungshoheit hat über das Phänomen Fußball: diejenigen, die den Fußball lieben und ihn romantisch verklären und rein halten wollen. Oder diejenigen, die den Fußball lieben und ihn ernst nehmen und gerade deshalb den Helden nichts durchgehen lassen wollen. Jedenfalls dann nicht, wenn die Helden in ihrem späteren Leben Teil jener Bonzenkaste werden, die den Fußball inzwischen beherrscht und aussaugt und lenkt.

Gruppe eins steht Alfred Draxler vor. Der Chefredakteur der “Sport Bild” und Kolumnist der “Bild”-Zeitung legt sich mächtig ins Zeug für “unser Sommermärchen” und seine alten Kumpels Franz Beckenbauer und Wolfgang Niersbach. Der “Spiegel”-Artikel sei “unprofessionel, unsachlich”, “einfach unmöglich”, sagte er in der “Sport1”-Fußballtalkrunde “Doppelpass”. An den Vorwürfen sei nichts dran, schließlich habe ihm Franz Beckenbauer gesagt, dass da nichts dran sei.

In der aktuellen Ausgabe der “Sport Bild” zünden Draxler und seine Redaktion die nächste Nebelkerze zugunsten des DFB:

“Dieser Brief” stammt von Charles Dempsey, der im Juli 2000 als Mitgleid des FIFA-Exekutivkomitees über die Vergabe der Weltmeisterschaft 2006 abstimmen durfte. Dempsey enthielt sich im letzten Wahlgang, dadurch siegte die deutsche Bewerbung mit 12:11 Stimmen.

Nicht zuletzt durch eine später bekannt gewordene Aktion der “Titanic” hieß es immer wieder, Dempseys (nicht abgegebene) Stimme sei gekauft gewesen. Die “Sport Bild” hat nun einen Brief herausgekramt, aus dem hervorgeht, dass der Neuseeländer dem DFB einst zusicherte, “für Deutschland zu stimmen”. Das lässt Draxler und sein Team titeln:

Bloß: Das hat rein gar nichts mit den aktuellen Anschuldigungen des “Spiegel” zu tun. Das Magazin sprach von Anfang an vom Kauf der Stimmen der vier asiatischen Delegierten, Charles Dempsey saß als Vertreter Ozeaniens im Exekutivkomitee. Auch diese Desinformation gehört zu Alfred Draxlers derzeitiger Taktik.

Holger Gertz schreibt in der “Süddeutschen” über ihn:

Draxler ist imstande, den Ausdruck Indizienkette so angewidert auszusprechen, als wäre eine Indizienkette die Vorstufe einer Gürtelrose. Er ist spürbar ein Herr fürs Gröbste unter lauter Männern fürs Grobe. Bei Jauch hat er mal erzählt, dass man in seiner Redaktion zum Beispiel nicht über einen großen deutschen Nationalspieler mit Alzheimer berichten würde. Das war ein einigermaßen vergiftetes Beispiel für Diskretion, weil er ein Thema in den Raum gestellt hatte, von dem die Masse draußen am Fernseher gar nichts gewusst hätte.

Und “Spiegel”-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer kommentiert im aktuellen Heft:

Jeder, der Mitglied der Clique ist, profitiert davon, und jeder, der das System hinterfragt, gilt als Feind und wird abgestoßen. In anderen Welten, beispielsweise in der Politik, wäre Joseph Blatter unwählbar und Wolfgang Niersbach nicht gut genug, und Herren wie Alfred Draxler, Chefredakteur von “Sport Bild” und zugleich Franz Beckenbauers Förderer und Schützling, oder auch Helmut Markwort, “Focus”-Herausgeber und bis ins hohe Alter Verwaltungsbeirat des FC Bayern, würden dort als Fans und Handlanger der Regierenden entlarvt werden.

Wie weitreichend Draxler als “Handlanger der Regierenden” eingesprungen ist, zeigt eine Passage im “Spiegel Online”-Interview mit Hans-Jörg Metz, dem Anwalt von Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger. (Wobei man natürlich beachten muss, dass Theo Zwanziger in diesem Zusammenhang gewichtige Interessen hat.)

SPIEGEL: Ihrem Mandanten wird jetzt vorgeworfen, er wolle sich an einem Intimfeind rächen, DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.

Metz: Um Rache geht es doch überhaupt nicht. Ich kenne Theo Zwanziger seit vielen Jahren und arbeite gut mit ihm zusammen; Rache, das passt nicht in seine Vorstellungswelt. Die Meinungsverschiedenheiten, die er mit Niersbach hatte, hat er immer offen ausgetragen und sich damit der Diskussion gestellt. Er hat allen Beteiligten bis zuletzt immer wieder Gesprächsangebote gemacht. Herrn Niersbach sogar über den Chef der Sport-Bild, Alfred Draxler, der bekanntermaßen mit Herrn Niersbach und Herrn Beckenbauer vertraut ist.

SPIEGEL: Über Herrn Draxler?

Metz: Ja. Herr Draxler fühlte sich am 19. Februar 2015 veranlasst, Herrn Zwanziger per SMS seine “private” Meinung zur Auseinandersetzung mit Herrn Niersbach in drastischen Worten mitzuteilen. Herr Zwanziger hatte dann in seiner Antwort angeboten, die Sache mit beiden in einem gemeinsamen Gespräch zu erörtern. Eine Antwort hierauf hat er nie erhalten.

Draxler reagierte bei Twitter auf Metz’ Aussagen:

Keine Frage: Alfred Draxler kann an wen auch immer so viele SMS schreiben, wie er mag. Die Posse zeigt aber, dass er ganz und gar nicht zum neutralen Aufklärer rund um die WM-Vergabe taugt. Auch wenn er das selbst, einem knapp ein Jahr alten Interview mit “Meedia” zufolge, etwas anders sehen dürfte:

Sie selbst sind jemand, der sich dazu bekennt, engen Kontakt zu einigen Akteuren und Protagonisten zu pflegen. Wann hat Sie zu viel Nähe oder gar Freundschaft mal in Ihrer journalistischen Arbeit behindert?
Eigentlich gar nicht. Und das Wort Freundschaft ist reichlich hoch gegriffen.

Nach seiner “Nachgehakt”-“Enthüllung”, dass das Sommermärchen “nicht gekauft” gewesen sei, hat sich Draxler in den letzten Tagen etwas zurückgehalten. Gestern aber, als er dachte, er könne einen Punkt machen, twitterte es aus ihm heraus:

Das Problem dabei: “Spiegel Online” nutzt Sepp Blatter in dem Artikel gar nicht als Kronzeugen. Vielmehr distanziert sich die Redaktion vom gesperrten FIFA-Präsidenten:

Nun meldete sich Joseph Blatter zu Wort: “Ich habe niemals Geld von Beckenbauer verlangt. Nie im Leben. Auch nicht vom DFB. Das stimmt einfach nicht”, sagte der derzeit suspendierte Chef des Fußball-Weltverbandes der Zeitung “Schweiz am Sonntag”. Blatters Verteidigung verwundert etwas, da weder Niersbach noch Beckenbauer jemals öffentlich behauptet hatten, Blatter selbst habe die Millionenforderung gestellt.

Doch solche Details lässt Alfred Draxler auf seinem Verteidigungsfeldzug einfach unter den Tisch fallen. Die Welt soll glauben, dass die WM nicht gekauft war. Punkt. Er nutzt seine publizistische Macht, um die Leser von dieser Version zu überzeugen, und vermutlich merkt er nicht einmal, was für eine peinliche Figur er dabei macht.

Skandal! „Pegida“-Chef hat sich nicht bei Schwulenplattform angemeldet

Christian Fischer, Chefreporter bei „Bild“ Dresden, fragt heute in der Regionalausgabe:

Huch, hat Pegida-Anführer Lutz Bachmann (42) jetzt das Ufer gewechselt?

Als „Bachibear“ sucht er angeblich mit aufreizenden Urlaubsfotos auf der schwulen Datingseite PlanetRomeo.com (1,8 Mio. Nutzer weltweit) nach Männern.

Er mag laut Profil italienisches Essen, Fußball und Schlager. Sein Fetisch sei Leder, Uniform, Anzug und Jeans: „Nach einem längeren Zeitraum kristallisiert sich langsam heraus, dass auch wenn mein Geist rationell arbeitet, meine Gefühlswelt sich nach menschlichen Kontakten sehnt.“

Erst ganz am Ende löst „Bild“ auf:

Mehr als 1400 Männer durchstöberten die Seite – vergeblich. Denn ein Date wird es nicht geben. „Das bin nicht ich. Das Profil ist ein Fake“, sagt der echte Lutz Bachmann zu BILD. „Ich bin glücklich mit meiner Vicky verheiratet. Aber lustig ist die Sache. Ideen haben sie ja, meine Gegner.”

PS: Das Profil wurde gestern gelöscht.

Heißt also: Es gab mal ein Profil auf einer Datingplattform für Schwule, jetzt aber nicht mehr, und mit dem, der es vorgab zu sein, hatte es auch nichts zu tun. Knaller. Und was wäre erst passiert, wenn es doch der echte Bachmann gewesen wäre? Bundesausgabe? Titelseite?

Im Laufe des Tages hat sich offenbar auch jemand bei „Bild“ die Story mal angeguckt – und sie gelöscht.

Mit Dank an @jpschlueter!

Füreinander da zu sein

Zur musikalischen Untermalung des folgenden Beitrags empfehlen wir dieses Werk.

Sie nennen ihn “Lichtgestalt”, “Held”, “Mythos” und “Legende”, aber am allerliebsten nennen sie ihn “Franz”. Ihren guten Freund Franz.

Was Franz sagt, ist Gesetz. Seine Meinung — Klartext. Jeder Spruch eine Schlagzeile. Jedes Lob eine Krönung. Jede Kritik ein Donnerschlag.

Sie – „Bild“, Bild.de, „Bild am Sonntag“ und „Sport Bild“ – knien regelmäßig nieder vor ihrem Kaiser, sie verkünden sein Wort, sorgen sich um ihn, sie suchen seinen Rat und preisen seine edlen Taten. Dafür gewährt er ihnen exklusive Einblicke, kommt zu ihren Events, leiht ihnen seine Stimme und sein Gesicht. Gute Freunde eben.

9. Januar:

10. Januar:

Platz 1: Franz Beckenbauer (69)

13. Januar:

28. Januar:

2. Februar:

5. Februar:

16. Februar:

18. Februar:

23. Februar:

11. März:

16. März:

2. April:

4. April:

14. April:

17. April:

19. April:

21. April:

21. April:

22. April:

27. April:

30. April:

7. Mai:

7. Mai:

9. Mai:

11. Mai:

29. Mai:

30. Mai:

31. Mai:

31. Mai:

9. Juni:

10. Juni:

13. Juni:

18. Juni:

26. Juni:

30. Juni:

10. Juli:

16. Juli:

17. Juli:

18. Juli:

19. Juli:

2. August:

3. August:

3. August:

3. August:

5. August:

8. August:

8. August:

9. August:

5. September:

6. September:

10. September:

11. September:

11. September:

11. September:

11. September:

11. September:

11. September:

11. September:

16. September:

19. September:

20. September:

4. Oktober:

5. Oktober:

5. Oktober:

6. Oktober:

7. Oktober:

7. Oktober:

Franz Beckenbauer (70)

Der „Kaiser“ gilt bis heute als der eleganteste Fußballer aller Zeiten und wurde auch als Trainer Weltmeister (1990) sowie Französischer (Olympique Marseille/1991) und Deutscher Meister (Bayern München/1994). Als Leiter des Organisationskomitees holte er die Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland.

Seine weltweiten Auszeichnung sind (fast) unzählbar – er gilt schlichtweg als die „Lichtgestalt des deutschen Fußballs“.

Österreichs Post gab am 12. April 2006 eine Briefmarke für 75 Cent zu Beckenbauers Ehren heraus (Michel-Nr. 2579) mit einem Bild von ihm, das Andy Warhol 1977 während Beckenbauers Zeit bei Cosmos New York gemalt hatte.

Beckenbauers soziales Engagement ist herausragend. Behinderten, Bedürftigen und unschuldig in Not geratenen Menschen hilft er mit der Franz-Beckenbauer-Stiftung. Seit 2013 ist er zudem Botschafter des (usw.)

14. Oktober:

So sah die „Bild“-Berichterstattung von, mit und über Franz the one and only Beckenbauer allein in diesem Jahr aus.

Und dann kam plötzlich der „Spiegel“ und schmiss diesen „ungeheuerlichen Vorwurf“ in den Raum:

Aber, aber … Franz? Unser? Franz??

“Bild” unterstützt ihn selbstverständlich dabei — noch. Vor allem „Sport Bild“-Chefredakteur Alfred Draxler legt sich für seine DFB-Homies dermaßen “intensivst” ins Zeug, als wäre er ihr persönlicher Pressesprecher. Immer wieder verkündet er:

Doch heute muss selbst „Bild“ ein großes „ABER“ einräumen:

… und zugeben, dass ihr Kumpel „definitiv eine tragende Rolle“ spielt und jetzt „unter Druck“ gerät. So langsam sinkt die Kuschelstimmung — aus “Franz” wird “Beckenbauer”.



Wie hieß es noch so schön?

Lass doch die andern reden
Was kann uns schon geschehn
Wir werden heut und morgen
Nicht auseinander gehn

Wir werden sehn.

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