Mit der Unterstützung von “The King” [Burger-King-Maskottchen] und der Doppelgänger von Bono und Richard Gere war eine Guerilla-Marketing-Aktion im Zentrum der Hauptstadt organisiert worden, die das Interesse und die Neugier der Menschen und Paparazzi angezogen hat.
[Übersetzung von uns]
Mit Dank an Ilja.
Nachtrag, 23. Juni: Bild.de hat den kompletten Artikel entfernt.
Man kann das gar nicht oft genug betonen: In der so genannten “Hamburger Erklärung” fordern verschiedene Verlage, darunter die Axel Springer AG:
Im Internet darf es keine rechtsfreien Zonen geben. Gesetzgeber und Regierung auf nationaler wie internationaler Ebene sollten die geistige Wertschöpfung von Urhebern und Werkmittlern besser schützen. Ungenehmigte Nutzung fremden geistigen Eigentums muss verboten bleiben.
Dieses “verboten bleiben” sagt eigentlich klar aus, dass die ungenehmigte Nutzung fremden geistigen Eigentums bereits heute verboten ist — wobei auch niemand ernsthaft fordert, das zu ändern.
Und damit zu etwas völlig Anderem: Lena Meyer-Landrut, Siegerin beim Eurovision Song Contest, hat ihr Abi bestanden. Am vergangenen Freitag wurden ihr und ihren Mitschülern die Abiturzeugnisse überreicht und es dürfte die medial best abgedeckte Abifeier der vergangenen Jahre gewesen sein:
Nun ist es natürlich nicht so, dass irgendwelche überregionalen Boulevard-Medien für eine Zeugnisübergabe in Hannover akkreditiert werden (wobei es “Bild” und RTL da besonders schwer gehabt hätten) — deswegen greifen sie auf ein Foto zurück, das Lenas Schule selbst ins Internet gestellt hatte.
Doch auch, wenn express.de, RTL und Bild.de allesamt die IGS Roderbruch als Quelle nennen: Die Verwendung des Fotos erfolgt ohne Genehmigung, wie uns die Schule auf Anfrage bestätigt hat. Wegen dieser Urheberrechtsverletzungen erwägt die IGS Roderbruch jetzt rechtliche Schritte.
Es ist ein etwas verstörendes Video, das Bild.de da zeigt — und das liegt nur zu einem Teil an dem klischeebeladenen Off-Kommentar:
Engländer sind bekanntlich fußballverrückt und flippen schon mal aus, wenn es auf dem Platz nicht läuft. Dieser frustrierte Brite hier aber zeigt nach dem Unentschieden gegen Algerien: Wenn es um die Weltmeisterschaft geht, dann wollen sie sogar mit dem Kopf durch die Wand — oder durch das Glas.
Ob der Mann Brite, Engländer, fußballverrückt oder frustriert ist, können wir nicht sagen. Wohl aber, dass er ganz, ganz sicher nicht “nach dem Unentschieden gegen Algerien” mit dem Kopf auf die Windschutzscheibe eingeschlagen hat:
Das Video steht nämlich seit Juli 2009 auf break.com und auf YouTube. Da war noch nicht mal klar, dass England bei der WM gegen Algerien spielen würde.
Mit Dank an Felix P.
Nachtrag, 22.40 Uhr: Bild.de hat den Off-Kommentar gegen ein vage zeitloses Gedicht (sic!) über englische Fußballfans ausgetauscht und die Dachzeile in ein mehrdeutiges “Das hat nichts mit Fußball zu tun” geändert.
2. Nachtrag, 21. Juni: Unser Leser Oliver H. hat ein paar Indizien zusammengetragen, die nahelegen, dass das Video in Australien entstanden sein könnte:
Erstens: Das KFZ-Kennzeichen des blauen Fahrzeugs links ähnelt den in Victoria und früher in South Australia verwendeten. Die britischen Kennzeichen verwenden seit Jahrzehnten andere Formate und sind auf der Heckseite ohnehin gelb.
Zweitens ist das Fahrzeug in der Mitte mit Sicherheit ein Ford Falcon XF, wie er nur für Australien von 1984 bis 1987 produziert worden ist.
Bild.de hat eindrucksvolle Fotos gemacht, die zeigen, wie das öffentliche Leben in Deutschland während des Spiels der Fußball-Nationalmannschaft gegen Serbien zum Stillstand gekommen ist. Hier etwa der Hamburger Hauptbahnhof, links vor den Anpfiff, rechts nach dem Anpfiff:
Oder wie man sonst sagt: Links mit Zugverkehr, rechts ohne Zugverkehr.
(Für alle, die es ganz genau wissen wollen: Zu sehen sind Gleis 11 und 12. Um 12.51 Uhr steht auf Gleis 12 (rechts) der Metronom 80945 nach Uelzen, auf Gleis 11 (links) wird gleich der Metronom 39419 nach Cuxhaven einfahren, gefolgt vom IC 2310 nach Westerland. Von 13.34 Uhr an fährt über eine halbe Stunde lang kein Zug von diesem Bahnsteig.)
Wenn sie bei Bild.de besonders erregt sind, bleiben sie schon mal auf der Feststelltaste ihrer Tastatur stehen:
DEUTSCHLANDS ERSTER MILLIONÄR FORDERT DIE REICHEN-STEUER!
Bild.de meint übrigens nicht den ersten Millionär in der Geschichte der Bundesrepublik, sondern etwas anderes:
Langjährige BILDblog-Leser werden sich anhand des Signalworts “erster” schon denken können, was jetzt kommt: Obwohl Peter Krämer die Wiedereinführung der Vermögenssteuer seit mindestens zwei Jahren befürwortet, ist er nicht der erste Millionär, der das tut.
In Deutschland hat sich um den Millionär Reiner Menter eine Gruppe gebildet, die sich für die für die Wiedereinführung der Vermögensteuer stark macht. Bis Ende 2002 hoffen sie, 200 Unterschriften von Millionären zu sammeln.
“Bild” machte gestern keinen Hehl daraus, was sie von den “Vuvuzela” genannten Plastiktröten hält, die bei der Fußball-WM in Südafrika massiv zum Einsatz kommen:
Das also ist der Sound der WM! Was für ein Tröt-Wahnsinn bei den Spielen Südafrika gegen Mexiko (1:1) und Uruguay gegen Frankreich (0:0). Der nervige Dauerton der Plastiktrompeten (“Vuvuzelas”) erinnert an gewaltige Bienenschwärme.
Die Kommentatoren in TV und Radio sind kaum zu verstehen. Dröhnen uns jetzt vier Wochen lang die Ohren? BILD beantwortet die wichtigsten Fragen.
Diese Fragen finden sich auch auf Bild.de — und darüber hinaus auch die Antwort auf die gar nicht gestellte Frage “Und wo bekomme ich jetzt so ein Teil?”:
Das NDR-Eurovision-Blog fasst das Verhältnis zwischen Grand-Prix-Siegerin Lena Meyer-Landrut und “Bild” recht plastisch zusammen:
Für ein Medium, das beansprucht, die Phantasien von Massen zu kennen und diese entsprechend zu bedienen, also für eine Zeitung wie die “Bild”, muss es ein GAU sein, in Sachen Lena und ihrer ESC-Performances dauerhaft draußen gestanden zu haben – vorher, währenddessen und auch jetzt.
Um den eigenen Lesern irgendwas über Lena erzählen zu können, tragen “Bild” und Bild.de also seit Wochen Informationen aus Sekundär- und Tertiärquellen zusammen, die sich mal widersprechen und mal gar nichts aussagen.
Am 3. Juni, wenige Tage nach Lenas Sieg in Oslo, erklärte “Bild” anhand der Danksagungen im Booklet ihrer fast vier Wochen zuvor erschienenen CD, wem Lena “jetzt” Danke sagt. Auch Bild.de veröffentlichte einen umständlichen und etwas hilflosen Versuch einer Entschlüsselung.
Während manche der Dankeszuordnungen ziemlich unkonkret daherkommen (“im Internet glauben viele …”), waren andere Namen wie “Stefan” (Raab) und “Jörg” (Grabosch, von der TV-Produktionsfirma Brainpool) leichter zuzuordnen.
Dummerweise ist Bild.de dabei ein kleiner Fehler unterlaufen, den nicht mal wir aufgeschrieben hätten. Aber das war für Stefan Raab offenbar kein Kriterium:
Mit Dank an Tobi.
Nachtrag, 12. Juni: Heute erschien die Gegendarstellung auch in der gedruckten “Bild”.
Das Thermometer ist schon ein paar mal über 25 Grad geklettert, die Gastronomen haben ihre Tische draußen aufgestellt und manche Menschen in den Innenstädten haben fast so wenig an wie die Frauen auf Seite 1 von “Bild” — mit anderen Worten: Es ist Sommer.
Und damit die Saison der Wiederholungen:
Gottschalk, Schmidt, Kerner – die beliebtesten TV-Gesichter lassen uns jetzt wochenlang allein. Ausgezappt durch die Sommerpause auf allen Sendern. Jetzt droht: Das große Gähn-Programm – Wiederholungen, Archiv-Zusammenschnitte, Herz-Schmerz-Filme in Dauerschleife. Einschlafdosis garantiert!
Wofür zahlen wir eigentlich TV-Gebühren? 1442 Minuten Wiederholungen am Wochenende
Haben SIE sich am Wochenende auch so vorm Fernseher gelangweilt?
Gegen hohe Gebühren liefern ARD und ZDF auch diesen Sommer wieder Gähn-TV in Einschlafdosis! Satte 492 Minuten Wiederholungen leistete sich die ARD am Samstag. (…) Gähn gegen Gebühren – müssen TV-Zuschauer sich das gefallen lassen? (“Bild” vom 20.7.2009)
2007:
Gebühren-Skandal: 865 Minuten Wiederholungen am Wochenende
Wie gut, dass die Meteorologen fürs Wochenende besseres Wetter vorausgesagt haben! Denn im Fernsehen erwartet uns nur Langeweile…
Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF präsentieren den TV-Zuschauern von heute bis Sonntag in der Hauptsendezeit geschlagene 865 Minuten Wiederholungen!
Im Klartext: Mehr als 14 Stunden Gähn-TV! (…) (“Bild” vom 3.8.2007)
2005:
Das ist der Gipfel aller TV-Unverschämtheiten!
Dieses Wochenende über 44 Stunden Wiederholungen Und dafür zahlen wir auch noch TV-Gebühren! Erst im April wurden die Gebühren fürs öffentlich-rechtliche Fernsehen um 88 Cent auf monatlich 17,03 Euro erhöht. Und jetzt bekommen wir von ARD und ZDF trotzdem einen TV-Sommer voller Wiederholungen. Allein an diesem Wochenende bringen es die beiden Anstalten fertig, an drei Tagen 2669 Minuten aus dem Altfilm-Lager zu füllen. Das sind 44 Stunden und 29 Minuten! (“Bild” vom 30.7.2005)
2004:
Schlimmste Fernseh-Woche… Wiederholung, Wiederholung, Wiederholung… (“Bild” vom 23.6.2004)
Weniger Gebühren für Gähn-TV im Sommer (“Bild” vom 8.7.2004)
2003:
Zum Gähnen! Der TV-Sommer der Wiederwiederwiederholungen
TV-GÄHN! Egal, wohin man zappt — fast nur noch Wiederholungen. Gähnende TV-Langeweile. Bei dem Programm droht akute Einschlafgefahr! Falls Sie sich z. B. heute auf einen tollen Fernsehabend freuen, ein gutgemeinter Tipp: Verabreden Sie sich lieber zu einer Grillparty. Denn im TV verpassen Sie nichts! (…) Wofür zahlen wir eigentlich noch TV-Gebühren! (“Bild” vom 16.7.2003)
2002:
Wiederholungsterror im Fernsehen — Politiker fordert: TV-Gebühren im Sommer halbieren!
Jeden Sommer der gleiche Ärger über Wiederholungen im TV. (“Bild am Sonntag” vom 14.7.2002)
2001:
Gähn-TV: Wofür zahlen wir im Sommer eigentlich Gebühren? (…) Politiker fordern weniger Gebühren wegen Gähn-TV (“Bild am Sonntag” vom 28.7.2001)
Gähn-TV immer schlimmer: Das Sommer-Gähn-TV. Nur Wiederholungen, fast alle Show- und Talkmaster im Urlaub. (“Bild am Sonntag” vom 3.8.2001)
2000:
Der trostlose TV-Sommer — Noch nie sendete das Fernsehen so viele Wiederholungen wie in den kommenden Wochen
Auf die Gebührenzahler kommt ein trostloser TV-Sommer zu — noch nie griff das Fernsehen so tief in die Mottenkiste, wie es in den kommenden Wochen der Fall sein wird. (…) Gähn-TV! Sogar an den Talkshows und Comedy-Sendungen, die bei Gags und Gästen ja eigentlich von der Aktualität leben, geht der Sommerschlaf nicht vorbei. (…) (“Bild am Sonntag” vom 2.7.2000)
1999:
Das Fernsehen fällt in den Sommerschlaf
Ab Juni fast nur noch Wiederholungen. (…) Das Fernsehen macht Sommerpause, fällt vom Juni an für über drei Monate in den Tiefschlaf. Der Blick ins sogenannte Programm — ein Dauerärgernis. (…) Gähn-TV in den schönsten Monaten des Jahres. (…) (“Bild am Sonntag” vom 30.5.1999)
1997:
Fernsehen fällt drei Monate in Sommerschlaf
Nur noch Wiederholungen — Frechheit! Noch 21 Tage bis zum Sommeranfang! Doch das Fernsehen geht schon jetzt in Urlaub, fällt in einen dreimonatigen Tiefschlaf. Sommerzeit, Wiederholungszeit! Der Blick ins TV-Programm wird zum Ärgernis. Wohin man auch zappt — fast alles schon gesehen. (…) (“Bild am Sonntag” vom 1.6.1997)
PS: Zugegeben: Auch dieser Eintrag ist – natürlich – eine Wiederholung.
Wir unterbrechen unser Programm für eine wichtige Warnung im Bezug auf diese komischen Fußballtröten:
Der Hörgerätehersteller Phonak fand in einer Studie heraus, dass Vuvuzelas Hörschäden verursachen können. Die Tröte bringt es auf über 120 Dezibel und ist damit lauter als eine Kettensäge oder ein Schlagzeug.
Geräusche in dieser Lautstärke können neben dem akutem Hörversagen auch irreparable Schäden wie Tinnitus-Geräusche verursachen.
Viele Fußballfans wollen trotz der Warnungen kräftig in die Vuvuzela blasen. Wenn Sie auch Spaß daran haben, dann machen Sie doch mit!
Zum Beispiel beim größten Vuvuzela-Flashmob der Welt: Fußball-Fans auf der ganzen Welt sollen vor dem Eröffnungsspiel zwischen Südafrika und Mexiko gleichzeitig in die Riesen-Tröte blasen. Am 11. Juni um 12 Uhr soll es weltweit losgehen. In Berlin ist der Treffpunkt der Pariser Platz am Brandenburger Tor. Mehr Infos unter www.thisissouthafrica.de, ein Online-Projekt der Axel Springer Akademie.
Im “Guinness World Records Buch” findet sich unter der Überschrift “Schiefster Turm” folgender Eintrag:
Laut Messung vom 17. Januar 2007 hat der Turm der protestantischen Kirche in Suurhusen (nördlich von Emden) eine Neigung von 5,1939°. Damit wurde der zuvor von dem berühmteren schiefen Turm von Pisa (I) gehaltene Rekord gebrochen – der Turm in Pisa hat nur eine Neigung von 5,08°.
Mutmaßlich ab der nächsten Ausgabe wird sich unter der Überschrift “Schiefster künstlicher Turm” (oder so ähnlich) ein Eintrag finden, wonach der Capital Gate Tower in Abu Dhabi der höchste, absichtlich mit einer seitlichen Neigung gebaute Turm der Welt ist.
Der Turm von Suurhusen und der Capital Gate Tower sind also in ihrer jeweiligen Kategorie Rekordhalter, der Schiefe Turm von Pisa hat dafür (noch?) den Trost, der bekannteste schiefe Turm der Welt zu sein.
Oder, für Journalisten: Zwei Kategorien. Zwei Paar Stiefel. Ein anderes Fass.
So viel zur Theorie. Kommen wir nun zur Realität …
“Spiegel Online” hat es hingegen geschafft, nichts Falsches zu berichten: Zwar wird die Neigung des Capital Gate Towers dort mit der des Schiefen Turms von Pisa verglichen und der Eintrag ins Guinness-Buch verkündet, aber das ist für sich genommen alles richtig und deckt sich auch mit der Meldung auf guinnessworldrecords.com.
Falsch verstehen könnte man die Überschrift aber trotzdem:
Mit Dank an die vielen Hinweisgeber und an Eric für den Scan.
Nachtrag, 11. Juni: Wie hatten wir Yahoo übersehen können?