Am Wochenende hat Axel Springer den Berliner Presseball im Haus und kann dabei mit einem echten Weltstar aufwarten, wie Bild.de berichtet:
Joelina Drews (15), die hübsche Tochter von Schlager-Barde Jürgen Drews (65), ist mit ihrer ersten Single “Trendsetter” in den Top 40 der US-Billboard-Charts. Nun wird sie auch bei uns zum Hit: Am Samstag hat sie beim Presseball in der Ullstein-Halle im Axel-Springer-Haus ihren ersten Live-Auftritt in Deutschland.
Es ist allerdings nicht Joelina Drews’ erster Auftritt in den Springer-Medien: Vor elf Monaten freuten sich “Bild” und Bild.de, weil Joelina in einer Fernsehsendung schön gesungen hatte; im August berichtete die gedruckte “Bild”, dass Joelina ihre erste Single aufnehmen werde; im Dezember wurden Song und Video auf Bild.de vorgestellt — damals schon mit der prophetischen Überschrift “Jürgen Drews’ Tochter Joelina wird Popstar in den USA”.
Allein: So richtig geklappt hat das mit dem Durchbruch in Amerika bisher noch nicht. In die Billboard Top 40, die Bild.de nennt, ist die Single bisher jedenfalls noch nicht eingestiegen — und auch sonst fehlt auf der Website des “Billboard Magazine”, die Bild.de dankenswerter Weise direkt verlinkt hat, jeder Hinweis auf Joelina Drews und ihren Song “Trendsetter”. Auch der Chart-Beauftragte des Magazins konnte auf unsere Nachfrage hin nichts finden, was die Behauptung von Bild.de stützt.
Aber spätestens Montag werden wir sicher erfahren, was für ein umfeierter Auftritt das am Samstag war.
Mit Dank an Rolf.
Nachtrag, 7. Januar: Bild.de hat den Hinweis auf die Billboard-Charts gelöscht und schreibt jetzt nur noch, Joelina Drews starte “in den USA durch”.
Nachdem “Bild am Sonntag” vor sechs und Bild.de vor zwei Wochen berichtet hatten, dass der “Bauer sucht Frau”-Kandidat Johannes noch verheiratet sei, zeigte sich “Bild”-Reporter John Puthenpurackal im gestrigen Interview mit Johannes ernstlich überrascht darüber, dass der “Bauer sucht Frau”-Kandidat noch verheiratet ist (BILDblog berichtete).
Das Erstaunen muss auf die Redaktion von Bild.de übergesprungen sein, die noch am gestrigen Abend Sensationelles zu berichten wusste:
Und auch die gedruckte “Bild” von heute gibt sich wiederholt verblüfft:
RTL-Bauer Johannes (39) gestand gestern in BILD, warum er seine schwangere Ex-Freundin Bärbel (41) für “Bauer sucht Frau”-Anja (28) verließ, die ein Kind von einem anderen bekommt. Heiraten will er sie auch, sagt Johannes. Aber erst müsse er sich wieder von einer anderen scheiden lassen.
WIE BITTE?
Mit ein bisschen gutem Willen lässt sich das Thema sicher über die Weihnachtsfeiertage retten, vielleicht sogar noch ins neue Jahr.
Über Wochen haben “Bild”, “Bild am Sonntag” und Bild.de die RTL-Kuppelshow “Bauer sucht Frau” mit ihrer Berichterstattung flankiert. “Bild” verriet “Liebesgeheimnisse” (“Stina aus dem Ruhrgebiet und Lukas aus dem Sauerland werden ein echtes Paar.”), zeigte sich verwirrt (“Was ist bloß mit Bäuerin Karina passiert?”) und zeigt sich milde enttäuscht empört (“Die Macher hatten für die dralle Brünette auch eine Duschszene vorgesehen. Moni lehnte ab.”).
Ein Fall hatte es der Redaktion jedoch besonders angetan: der von Milchbauer Johannes.
Bereits im November (und damit lange vor der TV-Ausstrahlung) berichtete “Bild am Sonntag”, dass Johannes’ Auserwählte Anja von einem anderen Mann schwanger sei, eine andere Frau wiederum ein Kind von Johannes erwarte:
Mit dieser Marion hatte Johannes kurz vor Beginn der Dreharbeiten eine Affäre. Und diese Affäre hat Folgen.
Im März soll das Kind auf die Welt kommen, und ein Wunschkind sei es nicht, flüstern die Dorfbewohner.
Marions Eltern werden da schon etwas lauter. Ihre Tochter sei ja schon 41, erzählen sie BILD am SONNTAG, und sie habe bereits bessere Männer ziehen lassen.
Doch damit nicht genug:
Bauer Johannes hat nämlich noch eine Ehefrau. Sie heißt Simone*. Und die beiden leben zwar getrennt, geschieden sind sie aber noch nicht.
Am 8. Dezember enthüllte Bild.de “Die ganze Wahrheit über Bio-Bauer Johannes” (“er arbeitet hauptberuflich als angestellter Fensterbauer”, “Anja ist mittlerweile zu ihrem Johannes gezogen – vergangenen Sonntag brachte sie eine gesunde Tochter zur Welt.”).
Darunter:
Apropos Nachwuchs: Im März wird Johannes selbst ein zweites Mal Vater – eine Frau, mit der der kernige Landwirt vor Beginn der Dreharbeiten eine Affäre hatte, erwartet von ihm ein Baby. Und ganz nebenbei ist Johannes auch noch verheiratet. “Aber die Scheidung ist bald durch; meine Frau und ich trennen uns einvernehmlich und ohne Streit.”
Gestern dann enthüllte “Bild” (zum wiederholten Male), was RTL verschwiegen hatte:
Als wäre es irgendwie neu, berichtete John Puthenpurackal:
“Er hat mein Leben zerstört”, sagt Bärbel (41, Name geändert). Sie sitzt im Rinderstall in einem kleinen Dorf bei Heidelberg. “Johannes wünschte sich doch ein Kind von mir, ich wurde schwanger.”
UND DANN?
“Dann wollte Johannes unbedingt ins Fernsehen”, erzählt Bärbel. Er bewarb sich als angeblicher Single bei “Bauer sucht Frau”.
Noch etwas Neues hatte der Reporter herausgefunden:
Johannes ist in Wahrheit übrigens auch nicht Biobauer sondern Fensterbauer. Baut der denn nur Mist?
Und womöglich hat Puthenpurackal die gesamte bisherige Berichterstattung seines eigenen Auftraggebers tatsächlich nicht verfolgt — so überrascht, wie er heute im Interview wirkt:
BILD: Wollen Sie heiraten?
Johannes: “Ja, ich bin aber noch verheiratet …”
BILD: Wie bitte?
Johannes: “… aber die Scheidung läuft! Ideal ist das alles nicht.”
Wir unterbrechen unser Programm für eine wichtige Nachricht: Die ARD hat die Ausstrahlung ihres Programms über den Satelliten Hotbird/Eutelsat eingestellt. Am 8. Juni 2010.
Was sagen Sie? Das sei keine wichtige Nachricht — und vor allem keine aktuelle? Na, da kennen Sie aber “Bild” und Bild.de schlecht.
So berichtet Bild.de seit gestern über die mehr als sechs Monate zurückliegende (und noch viel länger angekündigte) Abschaltung:
Die ARD, der “Bild” sonst bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit Verschwendungssucht unterstellt, nennt finanzielle Erwägungen als Grund, doch die will Bild.de ausnahmsweise nicht gelten lassen:
Grund für das Aus der ARD: Angeblich ist die Übertragung über den Satelliten “Hot Bird” zu teuer.
Merkwürdig nur: Die Bundeswehr hat der ARD sogar angeboten, einige Programmteile – Tagesschau und Regionalprogramme aus den Heimatregionen der Soldaten – über ihre eigene Satellitenverbindung nach Afghanistan zu übermitteln.
Das lehnten die ARD-Sender mit Hinweis auf rechtliche Gründe bisher ab.
Dass Bild.de – anders als der ARD – die Rechte am Material Dritter eher egal sind, hat die Seite schonoftgenugbewiesen.
Klar, dass die Empörung nicht lange auf sich warten ließ:
Zu diesem Zeitpunkt hielt sich Bild.de nicht länger mit einseitiger Berichterstattung auf — jetzt wurde schlicht gelogen:
Keine Christvesper, keine Christmette und schon gar keine Tagesschau für die Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan!
Denn: Die ARD stellt die Ausstrahlung ihres Programms am Hindukusch ein. Und das ausgerechnet kurz vor Weihnachten!
(Hervorhebung von uns.)
Noch am Nachmittag hatte sich die ARD bemüht, über Pressemitteilungen ihre Entscheidung zu verteidigen, und erklärt:
Die Berichterstattung über den Fernsehempfang für Soldaten in Afghanistan sorgte heute für einige Irritationen und erweckt in weiten Teilen einen falschen Eindruck.
Die Ausstrahlung von Das Erste über den Satelliten Hotbird/Eutelsat wurde bereits im Juni 2010 eingestellt, da die Nutzung dieses zusätzlichen Angebots in Deutschland kaum noch nachgefragt wird. Auch wirtschaftliche Gesichtspunkte waren angesichts der Sparbemühungen für diese Entscheidung ausschlaggebend. Für eine weitere Ausstrahlung über Hotbird/Eutelsat hätte die ARD einen Betrag von knapp einer Million Euro pro Jahr zahlen müssen.
Außerdem falle eine Versorgung außerhalb Deutschlands eh nicht in den Aufgabenbereich der ARD:
Für den Auslandsrundfunk hat der Bundesgesetzgeber eigens die Deutsche Welle geschaffen. Zudem können ARD-Angebote auch über das Internet genutzt werden, etwa über www.tagesschau.de oder die Mediatheken.
Den drei “Bild”-Reportern, die da bereits an einem großen Artikel arbeiteten, war diese Stellungnahme freilich egal: Rolf Kleine, Paul Ronzheimer und Guido Brandenburg veröffentlichten heute einen großen Seite-2-Artikel, der die selbst geschürte “Riesenwut auf die ARD” aufgriff.
Politiker wie der SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier; der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus (FDP); der CDU-Verteidigungsexperte Ernst-Reinhard Beck; der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) und der FDP-Medienexperte Burkhardt Müller-Sönksen dürfen sich lautstark über die Abschaltung empören und werden damit bewusst oder unbewusst zu Kronzeugen der “Bild” Kampagne. Im Büro des Wehrbeauftragten Königshaus sagte man uns, man wisse natürlich seit Juli von der Abschaltung, freue sich aber über die Aufmerksamkeit, die bisher ausgeblieben sei.
Rolf Kleine, auch sonst nicht für ruhige Töne bekannt, erklärt in seinem Kommentar:
Kleine sieht seine Chance gekommen, eine direkte Brücke von den ARD-losen Soldaten hin zu den (laut “Bild” ja eh schon immer viel zu hohen) Gebühren zu schlagen, und betätigt sich als Milchmädchen:
Was machen die ARD-Gewaltigen eigentlich mit den Gebühren-Milliarden, die wir ihnen Jahr für Jahr in die Kassen spülen – wenn am Ende nicht mal 300000 Euro für die Übertragung nach Afghanistan übrig sind? Denn die restlichen 700000 Euro zahlen die Soldaten mit ihren GEZ-Gebühren ohnehin selbst.
Nun zahlen die Soldaten ihre “GEZ-Gebühren” natürlich primär für die Erstellung von Inhalten bei den Radio- und Fernsehprogrammen von ARD, ZDF und Deutschlandfunk und nicht ausschließlich, um damit die Übertragung des ARD-Fernsehprogramms zu finanzieren.
Kleine verkündet:
Aus Solidarität mit unseren Soldaten schmeißt BILD heute das ARD-TV-Programm raus! Wir sind sicher: Unsere Leser sind genauso empört über die ARD wie wir!
Dabei muss man sich jetzt nicht vorstellen, dass ein armer Praktikant die ARD aus den Redaktionsfernsehern bei “Bild” löschen musste — “Bild” war viel pragmatischer:
Warum die Solidarität von “Bild” ein halbes Jahr auf sich warten ließ, wissen wir nicht. Vielleicht wollte die Zeitung ihrem Liebling Karl-Theodor zu Guttenberg mal wieder Gelegenheit bieten, sich zu profilieren — oder es handelt sich um die Rache für die brandneue iPhone-App der “Tagesschau”, die viele Verleger als “Wettbewerbsverzerrung” empfinden.
Mit Dank an K.N., noir, Matthias B., Peter, Sebastian D., André H. und Alex F.
Nachtrag, 16.10 Uhr:Dafür wird sich “Bild” morgen sicher noch gebührend feiern:
Am Samstag lief ja im Zweiten die große Spendengala “Ein Herz für Kinder”. Schon seit Tagen dreht sich die Berichterstattungin“Bild” vor allem um den Stargast der Veranstaltung: Prinz Harry. Er wurde für sein Engagement für HIV-infizierte Kinder in Lesotho mit dem “Goldenen Herzen” geehrt.
Grund genug für Bild.de, die Dankesrede des Prinzen noch einmal “im Wortlaut” zu veröffentlichen. Angeblich begann Harry seine Rede so:
Vielen Dank, Frau Springer, Frau Wulff, und “Ein Herz für Kinder” für diese tolle Ehrung.
Hört man sich die Dankesrede jedoch im Original in der ZDF-Mediathek (ab 6:00) an, dann hört man Folgendes:
Vielen Dank, Frau Wulff und “Ein Herz für Kinder” für diese tolle Ehrung.
Friede Springer, die Verlegerin von “Bild”, wird von Harry mit keinem Wort erwähnt.
Mit Dank an Tobias V.
Nachtrag, 21. Dezember:Bild.de hat Frau Springer unauffällig wieder aus der Prinzenrede verschwinden lassen.
Der Begriff “Symbiose” bezeichnet die Vergesellschaftung von Individuen unterschiedlicher Arten, die für beide Partner vorteilhaft ist. Zu einer Symbiose kann es nicht nur im Tier- und Pflanzenreich kommen (z.B. Clownfisch und Anemone), symbiotisch scheint auch das Verhältnis zwischen der Stuttgarter “Bild”-Reporterin Alexandra zu Castell-Rüdenhausen und dem Stuttgarter Arzt Dr. Bernd Kölmel zu sein, der aktuell Schlagzeilen mit seiner launigen Einstellung gegenüber älteren Patienten macht:
Der Internist, der bereits 65 Jahre alt ist und damit selbst irgendwie zu den “Alten” gehört, die ständig in der Arztpraxis sitzen, jammert als “erster Arzt” über das Gejammer der Rentner:
Mir gehen die Alten oft auf den Keks. Morgens sitzen sie schon früh im Wartezimmer und führen sich auf, als wären sie beim Kaffeeklatsch. Viele von ihnen kommen aus Langeweile. Im Fernsehen läuft morgens noch nichts. Für den Tratsch auf der Straße ist es zu kalt.
Dieser Tonfall zieht sich durch den ganzen Artikel. Am Ende erklärt Kölmel noch:
Früher hatte ich noch den Lesezirkel abonniert. Da gab es zur Unterhaltung auch noch kostenlose Zeitschriften. Wie beim Friseur. Als ich die abbestellt hab, haben sich die Patienten tatsächlich beschwert …
Die Abrechnung mit alten Patienten, die auch noch einen Folgeartikel über die nun wegen Kölmel verärgerten Rentner und sogar einen Kommentar von Gesundheitsminister Philipp Rösler im “Deutschen Ärzteblatt” nach sich zog, ist jedoch nicht das erste Beispiel der erfolgreichen Symbiose zwischen Journalistin mit Schlagzeilendruck und Arzt mit gesteigertem Mitteilungsbedürfnis. Alexandra zu Castell-Rüdenhausen und Dr. Bernd Kölmel sind schon seit Jahren ein eingespieltes Team.
Bereits im Mai 2007 mockierte sich Kölmel gegenüber zu Castell-Rüdenhausen nicht nur über Alte, sondern über unpünktliche, zahlungsunwillige, besserwisserische, faule und stinkende Patienten im Allgemeinen:
Im März 2009 gestand Dr. Bernd Kölmel laut “Bild” als “erster Arzt”, er nehme Vorkasse, bevor er bestimmte Patienten behandele:
Im August 2009 verkündete Kölmel – selbstverständlich als “erster Arzt” – gegenüber Frau zu Castell-Rüdenhausen, Stuttgart sei der Schweinegrippe nicht gewachsen:
Kölmel selbst stellte zur Sicherheit ein Schild auf mit den Worten: “Patienten, die eine Schweinegrippe bei sich für möglich halten, haben keinen Zutritt zur Praxis…” Außerdem kritisierte er das baden-württembergische Gesundheitsministerium wie folgt:
Ich hole mir derzeit meine Infos aus der BILD. Vom zuständigen Ministerium kommt nichts. Das ist skandalös.
Das ist praktisch, denn zur Schweinegrippen–Panikberichterstattung von “Bild” trug Kölmel fleißig selbst mit bei. Im September 2009 tauchte er in einem weiteren Artikel der Stuttgarter Regionalausgabe von “Bild” – natürlich von Alexandra zu Castell-Rüdenhausen – auf:
Es kommt noch schlimmer! Internist Dr. Bernd Kölmel (62) warnt: “Eine große Erkrankungswelle steht unmittelbar bevor.” Er erklärt, warum: “Die Ferien sind zu Ende, fast alle Verreisten aus dem Urlaub zurück.” Viele davon könnten das Schweingerippe-Virus aus anderen Ländern (z.B. Spanien) mitgebracht haben. Außerdem, so der Arzt: “Das Wetter wird schlechter. Regen, kühler Wind. Damit steigt die Infektanfälligkeit.” Und dann die Feste. Kölmel: “Weindorf und Cannstatter Volksfest sind guter Nährboden für die Viren. Überall, wo Menschenansammlungen sind, besteht sehr große Ansteckungsgefahr.”
Wann Dr. Kölmel endlich genug von lästigen Patienten hat und selbst in Rente geht und mit wem Frau zu Castell-Rüdenhausen (bekannt auch für Schlagzeilen wie “Darum ging mein Mann mit
meiner Mama in den Swinger-Club”) dann eine neue Symbiose eingeht, werden wir sicher erfahren. In “Bild” natürlich, wo sonst?
Mit großem Dank an Ralf M.
Nachtrag, 20. Dezember: Zahlreiche Leser haben uns auf Diskrepanzen bei Kölmels Alter hingewiesen. Der Fehler liegt bei “Bild”: Kölmel war 2007 62 Jahre alt und ist heute 65. 2009 hatte “Bild” lediglich vergessen, Kölmels Alter anzupassen, weswegen er immer noch als 62-jähriger angeführt wurde.
Was wahr sein könnte, wenn denn nicht schon seit dem 25. September 2010 in Jena ein Pizzaautomat stehen würde, wie ein am 27. September auf YouTube hochgeladenes Video zeigt:
Ob der Pizzaautomat in Jena tatsächlich der erste in Deutschland ist, der nicht nur zu Vorführzwecken aufgestellt wurde, kann uns Kevin Büttner von der Firma “quickpizz”, die den Automaten dort betreibt, auch nicht mit Sicherheit sagen. Über die Story bei Bild.de hat er sich aber auch gewundert.
Egal ob Super-Schurke oder nicht — Wikileaks-Chef Julian Assange ist immer eine Schlagzeile wert. Und da der Informations-Rebell nach einer Leser-Abstimmung großer Favorit für den renommierten Titel “Person of the Year” der US-Zeitschrift “Time” war, wollte sich Bild.de in der Reihe der Gratulanten ganz vorne anstellen:
Allein: Die Redaktion von “Time” hat Julian Assange den Titel gar nicht verliehen, sondern Facebook-Gründer Mark Zuckerberg zur “Person of the Year” gekürt. Das Titelbild mit Assanges Gesicht zierte schon die Ausgabe vom 13. Dezember und hat mit der Auszeichnung nichts zu tun.
Inzwischen hat Bild.de den Artikel eiligst umgeschrieben: Nun ist Assange nur noch für “manche” Magazine “DER Mann des Jahres”.
Investigative Journalisten erkennt man daran, dass sie nach den Antworten auf die wirklich wichtigen Fragen im Leben suchen. Bild.de macht heute vor, wie’s geht:
Besagtes “Skandal-Video”, das ursprünglich auf der amerikanischen Promiklatschseite tmz.com erschienen war, hat Bild.de selbstverständlich auch gleich parat. Und eine messerscharfe Analyse:
Die Pfeife verfehlt dabei nicht ihre Wirkung! Miley kichert und redet wirres Zeug
Apropos “wirres Zeug”: Was die Beantwortung der Eingangsfrage angeht, erfährt der interessierte Leser Folgendes:
Angeblich sollen sich in der Bong nur Salbei-Kräuter befunden haben, die nicht verboten sind. Bei den Bildern fällt es jedoch schwer zu glauben.
So schwer zu glauben ist das nicht, wenn man weiß, dass es hier nicht um herkömmlichen Heilsalbei (Salvia officinalis) geht. Tatsächlich soll Miley Cyrus laut tmz.com und anderenMedien sogenannten Azteken-Salbei (Salvia divinorum) konsumiert haben — ein in Deutschland nach dem Betäubungsmittelgesetz nicht-verkehrsfähiges Rauschmittel, dessen Wirkstoff Salvinorin A als das potenteste natürlich vorkommende Halluzinogen gilt.
In Kalifornien, wo das Video auf der Feier zum 18. Geburtstag von Miley Cyrus entstand, ist Azteken-Salbei jedoch erlaubt. Und zwar ab 18.
Die Bundesrepublik Deutschland ist ein Rechtsstaat, in dem Gewaltenteilung praktiziert wird. Die Strafverfolgungsbehörden gehören dabei der Exekutive, die Gerichte der Judikative an. In Strafprozessen erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage, der Angeklagte hat das Recht auf einen fairen Prozess und juristischen Beistand, am Ende urteilt das Gericht.
Soweit die graue Theorie der Juristerei. Und jetzt schnell wieder hinein in die bunte Wunderwelt von Bild.de:
Mit Dank an Lisa H. und Robert K.
Nachtrag, 16.15 Uhr: Bild.de hat aus der “Staatsanwaltschaft” das “Landgericht Frankfurt (Oder)” gemacht.