Archiv für 6 vor 9

Cafedakteure, Herdentrieb, Waagen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Rettung für den physischen Journalismus”
(notes.computernotizen.de, Torsten Kleinz)
Konservative Führungskräfte verhindern die Erneuerung der Print-Branche, ist in einer Studie einer Beratungsgesellschaft zu lesen. Torsten Kleinz schlägt vor, dass die Printverlage Lese-Cafés gründen, in denen Cafedakteure als Rückkanäle in Stellung gebracht werden. “Brauereien haben über Jahrzehnte in Kneipen investiert, warum sollten Verlage nicht in Cafes investieren?”

2. “‘Fernsehgarten’ macht Werbung für Modelabel”
(journalist.de, Peer Schader)
Der ZDF-“Fernsehgarten” sieht den Einsatz von mehreren Kooperationspartnern durch den Rundfunkänderungsstaatsvertrag gedeckt. “Bei einem gemeinsamen Auftritt mit der Chefdesignerin der Firma Betty Barclay lobte Kiewel die Kleider ‘in der tollen Betty-Barclay-Modenschau’, ließ ihren Gast für Schmuck-Accessoires werben und verabschiedete sich mit den Worten: ‘Danke, Betty Barclay!'”

3. “Journalisten schreiben über ‘mutmaßliche Täter'”
(mainpost.de, Anton Sahlender)
“Leseranwalt” Anton Sahlender erklärt, warum und wie man von mutmaßlichen Tätern spricht. “Bei Unsicherheit über eine Täterschaft darf ‘mutmaßlich’ nicht verwendet werden. Meist ist dann nur vom Angeklagten und von den Vorwürfen gegen ihn die Rede.”

4. “Herdentrieb der Journaille”
(tagesspiegel.de, Robert Leicht)
Robert Leicht stellt fest, dass mit der Herde gehende Journalisten ihre Maßstäbe bei der Bundespräsidentenwahl und bei der Debatte um die Rücktritte von Ministerpräsidenten “von einer Sekunde auf die andere” total ausgewechselt haben.

5. “Eine Aufsichtsbehörde für die Presse”
(telemedicus.info, Adrian Schneider)
Adrian Schneider spielt mit dem Gedanken einer Presse-Aufsichtsbehörde. “Auch wenn der Gedanke manchmal wirklich verlockend erscheint, komme ich zu dem Schluss: Eine Aufsichtsbehörde wäre zu gefährlich für die freie Presse in Deutschland, das Missbrauchspotential zu hoch.”

6. “Waage Marisa oder: Sie wurden bedient…”
(gelb.net/gelblog, horatiorama)
Horatiorama wagt den Offline-Einkauf und ersteht im Kaufhaus eine Personenwaage.

Loveparade, Kutcher, Flattr

6 vor 9

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1. “Ein einziger Blick in die Zukunft hätte doch gezeigt…”
(faz.net, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier thematisiert die Selbstgerechtigkeit von Journalisten, die genau wissen, wie die Loveparade in Duisburg hätte organisiert werden müssen, damit es nicht zu einem Unglück gekommen wäre. Warnungen vor dem Unglück waren allerdings nur vereinzelt zu lesen.

2. “Unglück als Medienereignis”
(dradio.de, Klaus Deuse)
Klaus Deuse beschreibt die “ersten Katastrophenberichte für die Primetime-Sendezeit” nach dem Loveparade-Unglück: “Vor die Kameras geholt wurden wahllos sogenannte Augenzeugen, die zwar nichts gesehen, aber irgendwie was gehört haben wollten und das gar nicht schön fanden, dass deswegen die Loveparade beendet werden musste. Politiker äußerten sich früh fernab des tödlichen Geschehens bereitwillig über Umstände, die sie nicht kannten. Gegen Höchstgebote suchten Medien zudem Handybesitzer, die ein paar nichtssagende Videoaufnahmen gemacht hatten.”

3. “Happy End für einen chinesischen Journalisten”
(nzz.ch, Peter A. Fischer)
Nach einem kritischen Artikel über die Privatisierung einer Firma sieht sich ein chinesischer Wirtschaftsjournalist einem Haftbefehl gegenüber. “Doch nachdem die Empörung darüber nationale Ausmasse angenommen hatte, verfügte die der lokalen Polizei übergeordnete Behörde in Lishui die Aufhebung des Haftbefehls.”

4. “Wer sich entblößt, schützt seine Privatsphäre mitunter am besten”
(leanderwattig.de)
Schauspieler Ashton Kutcher erklärt in der “Neon”, wie er dank Einsatz von Twitter und Facebook wieder ungestört aus seiner Ausfahrt fahren kann. “Wir haben den Markt einfach mit Fotos von uns gesättigt. Paparazzi lauern uns nun nicht mehr auf, weil Schnappschüsse von uns nichts mehr wert sind.”

5. “Twitter, die Hoax-Maschine”
(ennomane.de)
Ein sich als Hoax herausstellender Tweet von @ennomane wird mindestens siebzig Mal re-tweetet, die Korrektur findet weniger Beachtung. “Natürlich lag es nicht in meiner Absicht, Fakes zu verbreiten – und dieser ist auch harmlos. Dass das Bild gefälscht ist, hätte ich selber sehen müssen und bekam innerhalb von Minuten entsprechende Hinweise.”

6. “Perspektiven von Flattr: 125 Praktikanten für Spiegel Online?”
(carta.info, Andreas Grieß)
Andreas Grieß rechnet die monatlichen Flattr-Einnahmen von taz.de auf jene von spiegel.de hoch: “Selbst wenn man an dieser Stelle davon ausgeht, dass Leser der taz deutlich eher bereit sind, eine freiwillige Abgabe zu zahlen, kann man von einem Faktor von – sagen wir 50 – ausgehen, um den die Einnahmen bei Spiegel Online höher ausfallen dürften. Das wären stolze 50.000 Euro.”

Leserreporter, Hamburger, Migrationsthemen

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1. “Kuranyi! Im Urlaub!! Auf Ibiza!!!”
(fr-online.de, Daniel Bouhs)
Seit vier Jahren arbeitet “Bild” mit Leserreportern zusammen. Daniel Bouhs zieht ein vorläufiges Fazit. “Das Unglück von Duisburg zeigt: In Zeiten, in denen Handys jeder Preisklasse mit Foto- und Videokameras ausgerüstet sind, entgeht der Öffentlichkeit nichts mehr. Das wollen auch professionelle Medienmacher für sich nutzen – allen voran die Bild-Zeitung.”

2. “Das Lachen nach dem Schluss”
(stijlroyal.de, Huck Haas)
Huck Haas denkt nach über die Privataufnahmen von der Loveparade in Duisburg und ihre Aufnahme bei Twitternutzern. Trotz aller Härte hält er die “Demokratisierung der Bilder von der Basis” wichtig. “Wir Zuschauer können nicht die ganze Verzweiflung begreifen und nachvollziehen, aber so ist sie ein bisschen gegenwärtig, man versteht ein bisschen warum selbst gestandene Sanitäter weinend zusammengebrochen sind. Man kann es erahnen.”

3. “Daily Mail and Sun pay out to Tamil hunger striker”
(guardian.co.uk, Sam Jones, englisch)
Auf den Online-Portalen entschuldigen sich “Sun” und “Daily Mail” bei Parameswaran Subramanyam, dem sie 2009 unterstellt haben, während eines Hungerstreiks Hamburger gegessen zu haben. Der Hungerstreikende dazu: “I have been shunned, publicly abused and received numerous extremely distressing and frightening telephone calls and text messages. I have received death threats and on occasions felt unable to leave my home for fear that I may be attacked.”

4. “Brad Pitt und die Kochprofis”
(klatschkritik.blog.de, Antje Tiefenthal)
Schauspieler Brad Pitt schneidet sich den Bart ab und begleitet seine Frau zu einer Filmpremiere. Eine Ausgangslage, die Klatschmagazine zu Spekulationen anregt, die in alle Richtungen gehen.

5. “Journalistin mit Migrationshintergrund”
(taz.de, Cigdem Akyol)
Cigdem Akyol fragt sich, warum Journalisten aufgrund ihres Migrationshintergrunds von ihr immer wieder Texte über Migrationsthemen fordern. Sie habe “Völkerrecht studiert, nicht Einwandererdasein”. – “Ja aber, sie müssen doch mehr dazu sagen können, gerade Sie, mit ihrem Namen”.

6. “Best Leak Ever”
(thedailyshow.com, Video, 8:59 Minuten, englisch)
Jon Stewart begutachtet die investigativen Fähigkeiten, mit denen US-amerikanische TV-Sender Informationen zu den Afghanistan-Protokollen von Wikileaks verarbeiten.

Themenvorschläge, Vulgarisierung, Wikileaks

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1. “Kai Diekmanns Briefwechsel mit Zapp”
(ndr.de)
Seit April 2010 sendet “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann Themenvorschläge an die Redaktion des medienkritischen NDR-Magazins “Zapp”. Die Redaktion dokumentiert den Briefwechsel.

2. “Boulevard-Medien zur Loveparade”
(taz.de, Kirsten Reinhardt)
Kirsten Reinhardt glaubt, dass die “große Ironisierphase der neunziger Jahre, in denen es auch unter linken Intellektuellen eine Zeit lang als schick galt, die Bild-Zeitung ‘ironisch zu lesen'”, vorbei ist.

3. “Vom Volk bezahlte Verblödung”
(zeit.de, Jens Jessen)
Das Vulgäre ziehe ein in das öffentlich-rechtliche Fernsehen, schreibt Jens Jessen. Jene Sendungen hingegen, die Gebühren rechtfertigen, würden auf unpopuläre Sendeplätze gesetzt. “Das Fernsehen, weit davon entfernt, die Zuschauer auf die Höhen der bürgerlichen Bildung zu heben (wie eine berühmte Formulierung der deutschen Arbeiterbewegung lautete) oder ihnen auch nur die Chance auf Teilhabe zu eröffnen, konkurriert mit den billigsten Boulevardmedien um die niedrigsten Instinkte der dümmsten Bevölkerungsteile.”

4. “The Story Behind the Publication of WikiLeaks’s Afghanistan Logs”
(cjr.org, Clint Hendler, englisch)
Ein Hintergrundartikel über die Zusammenarbeit zwischen Wikileaks und den Medienmarken “New York Times”, “Guardian” und “Spiegel” bei den veröffentlichten Afghanistan-Protokollen (Afghan War Diary, 2004-2010, wikileaks.org).

5. Interview mit Julian Assange
(democracynow.org, Amy Goodman, englisch)
“Democracy Now!” dokumentiert, was Barack Obama zu den Protokollen sagt und redet mit Julian Assange von Wikileaks, der nicht versteht, warum die “New York Times” nicht auf Wikileaks verlinkt: “I mean, it is just ridiculous. The public can see that and Google it, if they want.”

6. “Archiv von Tagesschau.de zwischen 1999-2010”
(netzpolitik.org, markus)
Netzpolitik.org weist darauf hin, dass auf “The Pirate Bay” eine Torrent-Datei mit dem “Archiv von Tagesschau.de im XML-Format aus den vergangenen elf Jahren von 1999 – 2010” geteilt wird. Siehe dazu auch “Depublizieren: Die Leere hinter dem Link” (faz.net, 19. Juli 2010).

Matthäus, Angeber, Zeitlupe

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1. “Loveparade: Fall für Presserat”
(sueddeutsche.de, Ralph Pfister)
Fast alle der rund 140 zur Berichterstattung über die Loveparade in Duisburg eingegangenen Beschwerden beim Presserat richten sich gegen “Bild”. “Ganze drei Beschwerden richten sich – Stand Dienstag Mittag – nicht gegen Bild oder Bild Online.”

2. “Lothar vs. Liliana: die inszenierte Trennung”
(meedia.de, Nils Jacobsen)
Nils Jacobsen hält die von “Bild” und Sat.1 besonders ausführlich begleitete Trennung des Ehepaars Lothar und Liliana Matthäus für inszeniert.

3. “4 von 4 Studien sind fragwürdig”
(netzwertig.com, Martin Weigert)
Für Martin Weigert sind viele Studien zu Tech- und Netzthemen fragwürdig, weil sie inkorrekt sind oder fehlerhaft wiedergegeben werden, weil sie mit gesundem Menschenverstand widerlegt werden können, weil sie kaum Aussagekraft besitzen oder weil sie Erkenntnisse verbreiten, die jedes Kind erraten könnte.

4. “Blöffsack-Journalismus”
(weltwoche.ch, Daniela Niederberger)
Mitunter auch selbstkritisch kritisiert Daniela Niederberger den Angeber-Journalismus, der mit Ideenlosigkeit zu tun habe und den Austeil-Journalismus, der mit Unerfahrenheit und Selbstüberschätzung zu tun habe.

5. “Friedensnobelpreis für WikiLeaks!”
(magda.de, Wolfgang Michal)
Für Wolfgang Michal liegt der Vorteil von Wikileaks für Whistleblower auf der Hand: “Es gibt keine stationären Redaktionscomputer, die von der Polizei ‘bei Gefahr im Verzug’ beschlagnahmt werden können, es gibt keine Redakteure, die – wenn sie ihre Quellen nicht preisgeben – in Beugehaft genommen werden können, und es gibt keine Verleger, die auf Schadenersatz verklagt oder wegen Landesverrat vor Gericht gezerrt werden können – und dabei vielleicht einknicken.”

6. Einschränkung der Zeitlupe
(diepresse.com)
Der öffentlich-rechtliche TV-Sender RAI schafft gemäß Chefredakteur Eugenio de Paoli, “Tore und Ausschlüsse ausgenommen”, bei Fußball-Übertragungen die Zeitlupe ab: “Die gewonnene Sendezeit will man für Analysen der Taktik nützen.”

Loveparade, Hannover 96, Abmahnungen

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1. “Berichterstattung vor Love Parade”
(taz.de, Pascal Beucker)
“WAZ”, “Bild” und WDR machten im Vorfeld Werbung für die Durchführung der Loveparade in Duisburg. Warnungen dagegen gab es von der “Rheinischen Post”.

2. Schreiben an die Chefredaktion
(turi2.de, Christiane Schlötzer)
Christiane Schlötzer, Vorsitzende des Redaktionsausschusses der “Süddeutschen Zeitung”, schreibt in einem Brief an die Chefredaktion: “Wir wünschen uns Chefs, die den notwendigen Wandel nicht klagend ertragen, oder gar bremsen, sondern zupackend und entschlossen vorantreiben. Dies gilt beispielsweise für eine ja schon fest angedachte überarbeitete Wochenendausgabe. Wir wünschen uns auch, dass die Chefredaktion ein klares Konzept für das Miteinander von Print- und Online entwickelt, dass Online-Kollegen nicht länger Redakteure zweiter Klasse sind oder so behandelt werden.”

3. “Wiedersheim? Hängt ihn höher!”
(roterblog.haz.de, Volker Wiedersheim)
Volker Wiedersheim wehrt sich gegen Leser, die meinen, er würde mit seinen Recherchen für “Unruhe im Umfeld” des Fußballvereins Hannover 96 sorgen. “Nix da, ihr Schournalisten-Schmäher! Die Forderung nach ‘Ruhe im Umfeld’ ist nichts anderes als die Aufforderung zur Einstellung des Journalismus, von dem in der Bundesliga-Berichterstattung ohnehin nur noch ein kläglicher Rest vorhanden ist.”

4. “Abmahnungen im Internet”
(taz.de, Gordon Repinski)
Gordon Repinski schreibt über Anwaltskanzleien, die Rechnungen wegen Urheberrechtsverstößen verschicken: “Knapp 1.900 Euro sollte Hofmann-Matthes zahlen – weil ein User ein Interview in die Kommentarspalten kopiert hatte. Der Streitwert sollte bei 16.100 Euro liegen.” Nachtrag, 15 Uhr: Anders als in der Einleitung des taz-Artikels behauptet wird, handelt es sich bei Claus-Michael Gerigk nicht um einen Anwalt.

5. “7 Goldene Thesen für Reporter”
(journalist.de, Johannes Schweikle)
“Im inoffiziellen Ranking der journalistischen Darstellungsformen gilt sie als höchste und kunstvollste – gerade weil sie keinen strengen Regeln folgt. Trotzdem kann man bei einer Reportage viel falsch machen. Sieben Thesen helfen, häufige Fehler zu vermeiden.”

6. “Ich verstehe es nicht!”
(juliasloveparade.blog.de)
In Julias Loveparade Blog sind mehrere eindrückliche Erfahrungsberichte einer Julia zu lesen, die unversehens in die Menschenmenge der Duisburger Loveparade geriet. Sie möchte, dass das Blog verbreitet wird, sieht aber auch ein, dass sie sich noch “im Schockzustand” befindet: “Dies ist meine Art damit umzugehen, ich weiß ich befinde mich noch im Schockzustand, aber es befreit mich, es reinigt mich, meine Gedanken und meine Seele diese Geschichte, dieses Erlebte zu verarbeiten, hinter mich zu bringen, als ein Kapitel meines Lebens abzulegen was mir einiges an Erfahrungen gebracht hat, mich aber auch Ängste hat spüren lassen die andere vielleicht gar nicht kennen.”

Kronen Zeitung, Daily Star, Love Parade

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1. “Griechenlands Medien”
(sueddeutsche.de, Kai Strittmatter)
Kai Strittmatter stellt den griechischen Medien ein miserables Zeugnis aus. “Die meisten griechischen TV-Sender und Zeitungen gehören Firmen, die gleichzeitig in der Schifffahrt, im Bausektor, in der Telekommunikation, in der Pharma- oder Ölindustrie tätig sind. Sie existieren, um den Interessen dieser Firmen zu dienen.”

2. “WDR hält Wallraff-Film unter Verschluss”
(spiegel.de, Vorabmeldung)
Der WDR schneidet angeblich juristisch heikle Szenen aus dem Film “Informationen aus dem Hinterland”, die Günter Wallraff als Hans Esser bei “Bild” zeigen. Während der Springer-Verlag juristische Schritte dementiert, hält Wallraff das Vorgehen für einen klaren “Fall von Selbstzensur”.

3. “Die jungen Milden vom Kleinformat”
(diepresse.com, Rosemarie Schwaiger)
Rosemarie Schwaiger sieht das führende Boulevardblatt Österreichs, die “Kronen Zeitung”, nach dem Tod von Hans Dichand bereits deutlich verändert und fragt, ob sich eine “Revolution in Richtung Normalität” anbahne: “Kann der heimische Durchschnittsphilanthrop schon bald ohne schlechtes Gewissen das Kleinformat lesen?”

4. “Britische Zeitung behauptet Rockstar plane Amoklauf-Spiel”
(onlinewelten.com, Tobias Ritter)
Eine bemerkenswert ausführliche Gegendarstellung und Entschuldigung veröffentlicht der “Daily Star” nach einer Geschichte über ein nichtexistierendes Videospiel. Onlinewelten.com übersetzt: “Wir haben keinen Versuch unternommen, die Geschichte auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen, bevor wir sie veröffentlicht haben, (…). Wir haben nun eingesehen, dass es niemals Pläne von Rockstar Games gab, einen solchen Titel zu veröffentlichen, und dass die Geschichte offensichtlich falsch war.”

5. “Shirley Sherrod’s ‘Racism’ And Fox News”
(youtube.com, Video, 8:56 Minuten, englisch)
Rachel Maddow fasst zusammen, wie Rassismusvorwürfe des Senders “Fox News” zum Rücktritt der Politikerin Shirley Sherrod führten.

6. “Tod und Spektakel”
(hdschellnack.de)
HD Schellnack denkt in einem langen Artikel über das Unglück bei der Loveparade in Duisburg nach und darüber, wie es von Medien und Medienkonsumenten aufgenommen wird.

Fußball, Rüdiger Grube, Bücherfreunde

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1. “Bild dir deinen Fussball”
(spox.com, eshkeeya)
Ein aufschlußreicher Hintergrundartikel in drei Teilen (1, 2, 3) dreht sich um die Abteilung Fußball bei “Bild”, die rund 80 Prozent des Sportteils ausmacht. Einzeln beleuchtet werden die Kapitel “Fleiß. Einfluss. Polemik. Freundschaftspflege. Feindschaftspflege.”

2. “Wie Bahnchef Grube mit ‘Fakten’ verwirrt”
(nilsole.net, Nils Glück)
Nils Glück vergleicht Interviews mit dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG, Rüdiger Grube, bei “Deutschlandfunk”, “Spiegel” und “Tagesthemen”.

3. “Badische Zeitung: eBook-Leser kulturlos”
(lesen.net, Johannes Haupt)
“Welcher wahre Bücherfreund bestellt sein kostbares Gut seelenlos bei Amazon?” fragt Bettina Schulte in der “Badischen Zeitung”. Johannes Haupt antwortet.

4. “Wasser in der Sahara”
(sportmedienblog.de)
Das Sportmedienblog denkt nach über die halbjährlichen Ranglisten in der Sportzeitschrift “Kicker”: “Ob Weltklasse, Internationale Klasse, im weiteren Kreis oder Blickfeld – bei Fans wie Profis sorgen die regelmäßigen Einstufungen jedes mal für intensive Diskussionen.”

5. “Wie eine Vollmacht zum Abzocken der Hörer”
(blogmedien.de, Horst Müller)
Horst Müller hält Gewinnspiele der Privatradios “Radio Schleswig-Holstein”, “Radio PSR” und “Antenne MV” für fragwürdig: “Kaum zu glauben, dass solche dubiosen Spielpraktiken von den aufsichtführenden Landesmedienanstalten nicht nur geduldet, sondern sogar noch gefördert werden.”

6. “Fernsehprogramm von Juli 1985”
(retro-tv.de, Video, 21:17 Minuten)
Retro-TV denkt zurück an die “Muppet Show”, an das “Trio mit vier Fäusten” und an “Monaco Franze”.

Klatschkritik, 9Live, Matthäus

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1. Interview mit Antje Tiefenthal
(meedia.de, Stefan Winterbauer)
“Medienkritiker befassen sich eher mit Tageszeitungen oder TV-Formaten”, sagt Klatschkritik-Bloggerin Antje Tiefenthal, die das Segment der Klatschmagazine für weitgehend unbeobachtet hält. “Man gibt viel Geld aus für diese Magazine, in der Hoffnung ein glaubwürdiges Produkt zu bekommen und wenn man ein bisschen genauer hinschaut, entdeckt man, das ist alles nicht so.”

2. “Es gibt keine Presse mehr”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz hält die Einschätzung von Michael Hanfeld, die Online-Angebote der öffentlich-rechtlichen Sender würden das “Ende der freien Presse und die Herrschaft des Staatsjournalismus” bedeuten, für “so maßlos überzogen, dass es keiner weiteren Erwähnung wert wäre, stünde es nicht ausgerechnet in der FAZ”. Tatsächlich könne man nicht mehr abgrenzen: “Es gibt keinen Rundfunk mehr, der nur noch Rundfunk macht. Und es gibt keine Presse mehr, die nur noch Presse macht.”

3. “Das Beste im Fernsehen”
(fernsehkritik.tv)
Der Fernsehkritiker fragt sich, warum Bild.de die Sendung “Bei uns” auf 9Live zum TV-Tipp des Tages macht.

4. “How to Tell a Journalist from a Blogger”
(jolieodell.wordpress.com, englisch)
Jolie O’Dell schreibt auf, was für sie einen professionellen Journalisten ausmacht.

5. “Der typische WissensTV-Beitrag”
(philippundphilippunterhaltensich.de, Video, 2:44 Minuten)
Wie ein typischer “WissensTV-Beitrag” aufgebaut ist.

6. “Wie Lothars Fans trauern”
(11freunde.de, Benjamin Kuhlhoff)
Nach der “medienwirksamen Trennung” zwischen Lothar Matthäus und seiner Frau drücken Fans im Gästebuch seiner Website ihr Mitgefühl aus. Eine kurze Sammlung von Mitleidsbekundungen.

Primärquellen, Sonntagszeitung, Griechenland

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1. “Journalisten und Primärquellen – Managergehälter”
(marcmichels.blogspot.com, Marc Michels)
“Nutzt endlich mal die verdammten Primärquellen!”, ruft Marc Michels Journalisten, Bürgern und Politikern entgegen. Während ein Bericht der “Thüringer Allgemeinen Zeitung” über Managergehälter auf den “Focus” verweist, schreibt “Bild”: “Eine neue Umfrage macht deutlich…”. Dabei seien die betreffenden Informationen schlicht frei im Internet verfügbar.

2. “Kachelmann-Verfahren: Schweizer Zeitung wirft Befangenheit auf”
(morgenweb.de, M. Wirth, A. Lin, J. Gruler)
In ihrer neusten Ausgabe äußert die “Sonntagszeitung” “Zweifel an der Unabhängigkeit des Richters” im Fall Jörg Kachelmann. Einige Regionalblätter vermeldeten darauf, “Vater und Richter seien im gleichen Verein und würden sich gut kennen”, was “zahlreiche seriöse deutsche Tageszeitungen und sogar die berühmten Nachrichtenmagazine Spiegel und Stern” sofort aufnahmen. Der betreffende Richter, Michael Seidling, dementiert und gibt an, weder die Klägerin noch ihren Vater überhaupt zu kennen.

3. “Im Würgegriff der Parteien”
(echo-online.de, Klaus Thomas Heck)
Klaus Thomas Heck sieht die öffentlich-rechtlichen Sender von den Parteien stark beeinflusst. Die Folge: Es ergießen sich “auf beiden Seiten telegene Gesichter in inhaltsarmen Worthülsen, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Man kennt sich, ist einander viel zu nah und hat sich vor der Kamera nichts zu sagen. Ergebnis ist meist journalistisch wie politisch der kleinste gemeinsame Nenner.”

4. “Mehr Mut zur Zensur”
(nzz.ch, Rainer Stadler)
Rainer Stadler fürchtet, dass “unterhalb der offiziellen Medienangebote”, also in den Kommentarspalten, “bizarre Parallelgesellschaften” entstehen. “Wer interessante Publikumsmeinungen finden will, muss darum oft durch kniehohen Wortmüll stapfen.” Er empfiehlt, kommerzielle Wege zu prüfen: “Wenn eine Website als Blitzableiter für Enttäuschte oder als Auffangbecken für Unterbeschäftigte dient, sollte man doch daraus eine Geschäftsidee entwickeln können.”

5. “Griechenland: Tödlicher Terror gegen Journalisten”
(focus.de, Wassilis Aswestopoulos)
Journalist Sokrates Giolias wird “im Athener Vorort Ilioupolis” von mehreren Attentätern vor seinem Haus erschossen. “Giolias war wie viele andere Journalisten auf Webseiten autonomer, extremistischer Gruppen als zu eliminierender Klassenfeind erwähnt worden.”

6. “Why Journalists Make Mistakes & What We Can Do About Them”
(poynter.org, Mallary Jean Tenore, englisch)
“Misspelled names and typos are among the more basic errors journalists make. But there’s another type of error that is harder to correct: when journalists miss the story completely.”

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