Archiv für 6 vor 9

Genötigte Journalisten, verbotene Links, rassistischer Witz

1. Erneute Vorwürfe gegen Polizei München: Beamte sollen von NDR-Journalisten Herausgabe von TV-Material gefordert haben
(meedia.de, Alexander Becker)
Aktuell gibt es mehrere Vorwürfe von Journalisten gegen die Polizei München. Alexander Becker berichtet über den Fall von NDR-Reporter Christoph Lütgert, der Mitte Oktober mit einem Kamerateam das Frauengefängnis in Stadelheim filmte. Polizisten sollen Lütgert und dessen Kollegen am Wegfahren gehindert und die Sichtung des Videomaterials gefordert haben. Als der Journalist sich weigerte, sollen die Beamten mit Beschlagnahmung gedroht haben. Gestern wurde bekannt, dass ein Zivilbeamter der Polizei München während einer Festnahme einen “Bild”-Reporter genötigt haben soll, Aufnahmen von dessen Smartphone zu löschen. Zu den Vorwürfen des NDR-Reporters hat sich die Münchner Polizei inzwischen etwas ausführlicher geäußert.

2. Müssen Journalisten transparenter arbeiten?
(spiegel.de, Sascha Lobo, Audio, 50:44 Minuten)
Vor einer Woche schrieb Sascha Lobo in seiner “Spiegel Online”-Kolumne über den Vertrauensverlust der Menschen in “‘die Medien'” und forderte unter anderem die Verlagshäuser und Redaktionen zu mehr Transparenz auf. Im Kommentarbereich unter dem Artikel und in den Sozialen Netzwerken antworteten viele Leute auf Lobos Text. Und der antwortet in seiner neuen Podcast-Folge bei “Spiegel Online” wiederum den Kommentatoren.

3. Wer verlinkt, muss nicht immer prüfen: Neue Urteile zur Linkhaftung
(irights.info, David Pachali)
Können Betreiber von Websites, die unerlaubt veröffentlichte Inhalte verlinken, allein durch den Link Urheberrechte verletzen? Durchaus, befand der Europäische Gerichtshof im vergangenen Jahr. Das Landgericht Hamburg urteilte im November 2016 ganz ähnlich. Genau dieses Landgericht Hamburg rudert nun allerdings etwas zurück: Zwei unterschiedliche Kammern entschieden, dass es vom jeweiligen Angebot der Website abhänge, ob Links vorab auf rechtliche Probleme geprüft werden müssen.

4. der angebliche reichweiten-verlust für medien auf facebook
(danielfiene.com)
Es werde gerade eine Sau durchs Netz getrieben, schreibt Daniel Fiene und versucht, diese Sau wieder einzufangen. Sie heißt “Entdecker-Feed”, wurde von Facebook rausgejagt, und lässt Redaktionen befürchten, bald viel weniger Leute in dem Sozialen Netzwerk erreichen zu können. Jedenfalls gibt es Berichte aus dem derzeitigen Testgebiet, die leicht bedrohlich klingen. Daniel Fiene aber sagt: “Don’t panic!”

5. Das unterschätzte Massenmedium
(tagesspiegel.de, Felix Hackenbruch)
Videotext. Diese 800 Seiten mit je 25 Zeilen à 40 Zeichen — braucht die überhaupt noch irgendjemand? Täglich etwa elf Millionen Menschen in Deutschland offenbar schon. Der Videotext (oder Teletext) ist noch immer ein Massenmedium. Felix Hackenbruch hat die ARD-Teletext-Redaktion in Potsdam besucht und mit den Verantwortlichen über Kegelergebnisse und die Seite 251 gesprochen.

6. Der Comedian Faisal Kawusi hat einen tollen Witz gemacht
(twitter.com, Sophie Passmann, Video, 2:16 Minuten)
Sophie Passmann will mit uns mal kurz über deutsche Comedy reden. Konkret: Über einen Witz von Comedian Faisal Kawusi, dessen Repertoire normalerweise aus Scherzen über seine eigene Figur besteht. Nun aber hat er bei einem Auftritt einen Witz gemacht, der “nicht nur schlecht war, sondern auch rassistisch”, so Passmann. Im Video erklärt sie, wieso Kawusis Auftritt völlig daneben war. Und zwar so, dass es wirklich jeder verstehen müsste.

Türkische Journalisten, kontrollierte Bilder, erfolgreicher “New Yorker”

1. Ein Maulkorb für die Pressefreiheit
(taz.de, Beyza Kural)
Tunca Ögreten, Ömer Celik, Metin Yoksu, Mahir Kanaat, Eray Sargin und Derya Okatan — diese sechs türkischen Journalisten stehen ab heute vor Gericht. Sie hatten mithilfe von gehackten E-Mails über merkwürdige Geschäfte von Berat Albayrak, Energieminister der Türkei und Sohn von Recep Tayyip Erdogan, berichtet. In der “taz” geht es um die Vorwürfe gegen die Journalisten und die Verbindung des Prozesses zu Deniz Yücel. Die “Reporter ohne Grenzen” fordern die türkische Justiz auf, “die Anschuldigungen gegen sechs Journalisten fallenzulassen”.

2. Wie die ‘Bild’-Zeitung eine Massenschlägerei unter Linken erfand
(vice.com)
“Linke verprügeln aus Versehen Linke”, denn “sie dachten, es wären Rechte”, steht bei Bild.de in Überschrift beziehungsweise Dachzeile. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht, wie das Team von “Vice” recherchiert hat: “Linke, die ‘aus Versehen’ Linke verprügeln, wie Bild schreibt — das hat es so nicht gegeben. Es ist nicht klar, wer die Angreifer waren, die Polizei konnte bislang nur mit den Opfern sprechen. Die wiederum lehnen es ab, als ‘links’ bezeichnet zu werden.”

3. Die Kontrolle über die Bilder
(derstandard.at)
Sebastian Kurz könnte Österreichs nächster Bundeskanzler werden. Der ÖVP-Obmann führt derzeit “Annäherungsgespräche” mit den Chefs anderer Parteien. Zu diesen Gesprächen war bisher nur ein einziger Fotograf zugelassen, und den hat die ÖVP engagiert. “Der Standard” spricht von einer “zensurähnlichen Maßnahme” und will das Spiel nicht mitspielen: “In Zukunft wird DER STANDARD davon absehen, solche Fotos, die von Parteizentralen vorsortiert und ausgegeben werden, zu verwenden. Und wenn doch, weil sie eben Zeitdokumente sind, dann nur mit einer entsprechenden Erklärung dazu.”

4. Der New Yorker
(zeit.de, Christoph Amend)
Seit 1998 ist David Remnick Chefredakteur des “New Yorker”. Unter ihm bekam das Magazin neuen Schwung, hat heute eine Rekordauflage von 1,2 Millionen wöchentlich verkauften Exemplaren und steht besser da als “Time”, “Newsweek” oder “Vanity Fair”. Christoph Amend hat Remnick in New York besucht und nach der Zauberformel fürs Magazinmachen gefragt.

5. Attila Hildmann, Susanne Kippenberger und die Imbiss-Höhle
(facebook.com, Peter Breuer)
Veganer Koch eröffnet Imbissbude. Kritikerin verreißt Imbissbude. Veganer Koch dreht bei Facebook wegen Kritik durch. Alle reden über Imbissbude. Peter Breuer ärgert sich zurecht über eine Posse, in der alle alles falsch (und einige auch einiges richtig) gemacht haben. Am Ende seines kurzen Textes hat Breuer noch einen Wunsch für das “verschissene Internet”.

6. Gemeinsame PR-Aktion von Medienmagazin journalist und Bayer
(der-freigeber.de, Jens Brehl)
Der “journalist”, das Mitgliedermagazin des “Deutschen Journalisten-Verbands” (“DJV”), hat gemeinsam mit der Bayer AG einen Workshop veranstaltet. Diese PR-Aktion unter dem Titel “Landwirtschaft von morgen” stelle “eine extreme Nähe eines Mediums zur Wirtschaft” dar und sei “Wind auf die Mühlen der Diskussionen über gekaufte Journalisten”, schreibt Jens Brehl. Er hat beim “DJV” nachgefragt, was das alles sollte.

Deniz Yücel, Angst-Studie, Ludwig-Schwindel

1. “Der Fall Yücel sollte kein Politikum sein”
(welt.de, Daniel-Dylan Böhmer)
“Welt”-Korrespondent Deniz Yücel sitzt nun seit mehr als 250 Tagen im Gefängnis. Eine Anklageschrift gibt es noch immer nicht. Daniel-Dylan Böhmer hat mit Yücels Anwalt Veysel Ok gesprochen, der seinen Mandanten regelmäßig besucht und der durchaus Hoffnung hat, dass der Fall Yücel noch juristisch zu lösen ist. Am Ende des Interviews gibt es alle nötigen Informationen, wie man Deniz Yücel einen Brief zukommen lassen kann — auf Deutsch oder auf Türkisch.

2. Der Preis der Anna-Lena Schnabel
(3sat.de, Jan Bäumer, Video, 44:56 Minuten)
Anna-Lena Schnabel hat einen Preis bekommen, den “Echo Jazz”, weil sie hervorragend Saxophon spielt. Bei der Preisverleihung durfte sie allerdings keines ihrer eigenen Stücke ihres Albums “Books, Bottles & Bamboo” spielen, für das sie die Newcomer-Auszeichnung bekommen hat. Die seien zu sperrig fürs Fernsehpublikum, das dann nur wegschalten würde, so die Befürchtung des NDR, der die Preisverleihung übertragen hat. Jan Bäumers 45-minütige sehenswerte Doku ist eigentlich ein Portrait über Anna-Lena Schnabel. Sie zeigt aber auch das hochpeinliche Vorgehen eines TV-Senders, wenn er mit Kultur in Berührung kommt. Bei “Zeit Online” ist eine Rezension zu Bäumers Film erschienen. Nachtrag, 13:28 Uhr: Thomas Schreiber, Unterhaltungschef des NDR, widerspricht der Darstellung von Anna-Lena Schnabel.

3. So hetzt ‘RT Deutsch’ seine Fans gegen einen Berliner Kritiker auf
(vice.com, Matern Boeselager)
Bei einer Demonstration gegen die AfD stellt sich ein junger Mann vor die Kamera von “RT Deutsch” und kritisiert auf Englisch den deutschen Ableger des russischen Staatssenders. Nach einem späteren Interview des Mannes mit der “Welt” veröffentlicht “RT Deutsch” in einem als “Satire” gekennzeichneten Beitrag den vollen Namen des Mannes, Fotos von ihm, seine angebliche Arbeitsadresse. Darauf folgen Drohungen und Beleidigungen. Matern Boeselager über “die Methode RT Deutsch”.

4. Wenn das Gericht dem Amt nicht traut
(taz.de, Christian Rath)
Ist die journalistische Sorgfaltspflicht gewahrt, wenn sich Autoren auf amtliche Berichte berufen? Ja und nein, hat der Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) kürzlich entschieden. Es ging um ein 2008 erschienenes Buch der Mafia-Expertin Petra Reski, die darin einen Mann als “mutmaßliches Mitglied” der kalabrischen Mafia beschrieb. Reski stützte sich dabei auf zwei interne Berichte des Bundeskriminalamts (BKA). Wären die BKA-Berichte veröffentlicht worden, wäre laut EGMR alles in Ordnung. Da sie aber unveröffentlicht bleiben, hätte Petra Reski die dort enthaltenen Informationen weiter prüfen müssen, so das Gericht. Christian Rath schreibt zum Urteil: “Journalisten sollen also nicht ungeprüft Aussagen veröffentlichen, die der Staat (noch) nicht für veröffentlichungsfähig angesehen hat.”

5. Eine Studie, die Angst macht
(stefan-fries.com)
Die “R+V”-Versicherung veröffentlicht jedes Jahr die Ergebnisse ihrer “Langzeitstudie” zum Thema “Die Ängste der Deutschen”. Redaktionen im ganzen Land greifen diese gern auf. Stefan Fries sieht das kritisch, weil die Fragen der Studie einen engen Rahmen vorgäben, und an einer entscheidenden Stelle Transparenz fehle: “So bleibt am Ende die ernüchternde Erkenntnis, dass trotz aller Transparenz, was die Erhebung der Umfrage angeht, diese bei den Ergebnissen fehlt. Was freilich Journalisten nicht daran hindert, die Ergebnisse und damit auch Werbung für die Versicherung in die Berichterstattung zu heben.”

6. Der Schwindel des Journalisten, dem Ludwig II. scheinbar sein Herz öffnete
(sueddeutsche.de, Hans Kratzer)
1886 war es eine Sensation, ein Scoop, als der Journalist Lew Vanderpoole im angesehenen “Lippincott’s Monthly Magazine” eine große Geschichte über Ludwig II. veröffentlichte. Vier Jahre zuvor soll er den bayerischen König getroffen haben — keinem Autor vor ihm und keinem nach ihm ist das gelungen. Aufgrund dieser Einzigartigkeit wird Vanderpooles Artikel noch heute häufig zitiert. Nun gibt es allerdings Zweifel an der Echtheit des Stücks. Süddeutsche.de berichtet über die Entdeckungen des Privatgelehrten Luc Roger, der sagt: “Vanderpooles Bericht über seine Audienz mit König Ludwig II. ist höchstwahrscheinlich ein Betrug.”

Nichtige BKA-Listen, Falsches von der Polizei, 50 Jahre “Aktenzeichen”

1. BKA-Listen waren nicht rechtskonform
(faktenfinder.tagesschau.de, Patrick Gensing)
Beim G20-Gipfel in Hamburg wurden einige Medienvertreter von der Polizei nicht ins Medienzentrum gelassen und somit an ihrer Arbeit gehindert. Als Grundlage dienten damals Namenslisten des Bundeskriminalamtes. Nun stellt sich raus: Das BKA hatte diese Listen wieder zurückgezogen, sie durften also gar nicht mehr verwendet werden. “Diese Information erreichte aber nicht die eingesetzten Polizisten am Medienzentrum. Die Beamten beschlagnahmten dort Akkreditierungen von Journalisten, einem wurde sogar Urkundenfälschung vorgeworfen”, so Patrick Gensing. Die “taz” schreibt ebenfalls über “Pannen der Polizei beim G20-Gipfel”.

2. Wenn die Fake News von der Polizei kommen
(rbb24.de, Markus Pohl)
Oft gibt es Lob für Polizeistellen, die über Einsätze twittern und selbst in Breaking-News-Situationen noch besonnen darauf hinweisen, man möge doch bitte keine Fotos vom Einsatzort in die Welt jagen. Manchmal verbreiten Accounts der Polizei über Twitter aber auch blanke Falschmeldungen: hier sei vermeintlich eine “benzingefüllte Flasche” geflogen, dort ein Türknauf “unter Strom gesetzt” worden. Rechtsexperten hielten diese Praxis “für schlicht rechtswidrig”, schreibt Markus Pohl.

3. Der verlängerte Arm der Kripo
(deutschlandfunk.de, Klaus Deuse, Audio, 5:13 Minuten)
Von Raub bis Mord, von Eduard Zimmermann bis Rudi Cerne: Klaus Deuse blickt im “Deutschlandfunk” auf 50 Jahre “Aktenzeichen XY … ungelöst” zurück.

4. Was zur Hölle geht eigentlich mit der ‘Heute’?
(vice.com, Verena Bogner)
Das Knallportal oe24.at (Onlineableger der Zeitung “Österreich”) hat sie sich bereits genauer angeschaut, mit der “Kronen Zeitung” ist sie ebenfalls durch — nun hat sich Verena Bogner an Österreichs drittes Boulevardmedium gemacht, die Gratis-Tageszeitung “Heute”: “Dass die Heute in der heiligen Dreifaltigkeit des österreichischen Boulevards tatsächlich der ‘gute’ ist, mag stimmen. Im Gegensatz zu Österreich und Krone wirkt das Blatt beinahe gemäßigt und harmoniebedürftig. Außerdem wird immer wieder der Anschein der Kritikfähigkeit und Selbstreflexion geweckt.”

5. Pfft-pfft to go
(spiegel.de, Anja Rützel)
Seit vorgestern hat Reality-TV-Star Daniela Katzenberger ein eigenes Printmagazin. Der “Bauer”-Verlag hat’s uns eingebrockt möglich gemacht. Anja Rützel rützelt dazu: “Aufs erste Blättern sind das lauter Einlassungen zu einer Lebensführung, die wie ein quietschrosa Luftkissenboot immer eine gute Gürtelbreite über dem Eigentlichen schwebt, die Oberfläche niemals berührt, geschweige denn ankratzt.” Mehr Rezensionen des neuen Katzenberger-Hefts: “Vice” mit “Ich habe das ‘Daniela Katzenberger’-Magazin gelesen, damit ihr es nicht müsst” und süddeutsche.de mit “Ich über mich”.

6. 17 Leute, die komplett am Postillon scheitern
(buzzfeed.com, Phil Jahner)
Jacqueline “kanns nich fassen” — da renkt sich ein Flüchtling den Unterkiefer aus, um ein blondes deutsches Kind zu verspeisen. “Und sowas lassen die hier rein langsam reichts”, kommentiert sie zu dem Link, den sie bei Facebook gepostet hat. Der stammt allerdings von den lieben Kollegen des “Postillon”. Phil Jahner hat Jacquelines und 16 weitere Fälle gesammelt, in denen Satire nicht als Satire erkannt wurde.

Rechte Reden, Lauschrausch, Irreführung mit Algen

1. “Blut und Feuer um dich – das ist Krieg”
(spiegel.de, Markus Becker)
Zum Tod der maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia, die durch eine Autobombe umgebracht wurde, schreibt Markus Becker bei “Spiegel Online”: “Der Mord an einer regierungskritischen Bloggerin auf Malta erschüttert das Land, EU-Politiker reagieren entsetzt. Ändert sich jetzt etwas an den Verhältnissen in dem Inselstaat? Vermutlich nicht.” Ein kompromittiertes Rechtssystem und Polizisten, die sich über Caruanas Tod freuen, geben wenig Grund zur Hoffnung. Mehr zu dem Fall: Süddeutsche.de mit “Tod einer unermüdlichen Journalistin” und “Zapp” mit dem Videobeitrag (4:43 Minuten) “‘Malta Files’: Autobombe tötet Journalistin”.

2. Sie reden doch die ganze Zeit
(zeit.de, Mely Kiyak)
Nach dem Eklat bei der Frankfurter Buchmesse (nein, nicht dem zwischen Roberto Blanco und seiner Tochter Patricia, über den “Bild” berichtet hat, sondern dem mit den rechtsextremen Verlagen) widmet sich Mely Kiyak in ihrer Kolumne “Deutschstunde” den Klassikerfragen “Wie umgehen mit Rechten?” und “Dürfen sie reden, müssen sie reden, können sie reden?” Der Witz dabei sei, “dass sie permanent reden” würden: “Die rechtsextremen Netzwerke sind politisch, gesellschaftlich und finanziell enorm einflussreich. Es handelt sich nicht um Benachteiligte. Wer rechtsextrem ist, hat beste Chancen, gehört zu werden.”

3. Fahndungsfotos noch online: Google vs. Medien
(ndr.de, Sabine Schaper, Video, 3:50 Minuten)
Um einen mutmaßlichen Sexualstraftäter zu fassen, hatte das Bundeskriminalamt auch Fotos eines missbrauchten Mädchens veröffentlicht. Viele Redaktionen halfen dem BKA bei der Öffentlichkeitsfahndung, indem sie die Aufnahmen in ihre Onlineartikel einbanden. Nun ist der — inzwischen geständige — Täter geschnappt, und das BKA bittet, die Fotos des Mädchens zu löschen. “Zapp” zeigt, dass einige Bilder durch den sogenannten Google Cache noch immer zu finden sind. Laut Google müssten die Redaktionen aktiv werden, damit die Fotos verschwinden. Doch deren Löschanträge wurden von Google teilweise abgelehnt. Für alle, die sich das Video gerade nicht angucken können oder wollen: Hier gibt es auch einen Artikel zum Thema.

4. “Vertrauliche Quellen sind eingeschüchtert”
(deutschlandfunk.de, Sebastian Wellendorf, Audio, 5:12 Minuten)
Im Zuge von Telefonüberwachungen gegen das Umfeld von Fußball-Oberligist BSG Chemie Leipzig wurden auch Berufsgeheimnisträger abgehört. Soll heißen: Unter anderem wurden Journalisten bei ihrer Recherche von Polizisten belauscht. Alexandra Gerlach erzählt im Gespräch mit Sebastian Wellendorf vom Ausmaß der Abhöraktion und den Fehlern, die die sächsische Justiz zugegeben hat. Dazu auch: Süddeutsche.de mit “Lauschrausch”.

5. ExxonMobil: Mit den Algen spielen
(klima-luegendetektor.de)
In Werbeanzeigen, unter anderem erschienen in der “Berliner Zeitung”, will sich der Ölkonzern “ExxonMobil” einen grünen Anstrich geben — mit Algen, die in Zukunft Treibstoff produzieren “könnten”. “Der Klima-Lügendetektor” erinnert sich an eine ganz ähnliche, sechs Jahre alte “ExxonMobil”-Kampagne: “Was das ganze nun mit dem Klimaschutz zu tun hat? Nichts! Das erklärte zumindest im Jahr 2011 die Advertising Standards Authority ASA, die Werbeaufsichtsbehörde in Großbritanien. So wie jetzt in Deutschland hatte ExxonMobil damals auch mit seinen Algen im Vereinigten Königreich für den Klimaschutz geworben und als Lösung gefeiert, was die Werbeaufsicht als irreführend einstufte und verbot.”

6. Luftnummer (II)
(noemix.twoday.net, Michael Nöhrig)
“Auto 20 Meter in die Luft geschleudert”! “Pkw 20 Meter hochgeschleudert”! “Laut Augenzeugen wurde das Fahrzeug eines 29-jährigen Klagenfurters nach einem Crash 20 Meter in die Luft katapultiert und fiel danach wie ein Stein auf die Fahrbahn zurück”! Michael Nöhrig hat sich die Flugbahn, die in diesen Meldungen österreichischer Medien versprochen wird, mal angeschaut.

Klöckner-Klau, Katzenberger-Magazin, Straßenbahn des Todes

1. Medienminister will ARD ohne „Tagesschau“
(mz-web.de, Hagen Eichler)
Wie die “Mitteldeutsche Zeitung” berichtet, will der für Medien zuständige Landesminister Sachsen-Anhalts, Staatskanzleichef Rainer Robra (CDU), das “Erste” in seiner jetzigen Form abschaffen. Als nationaler Sender reiche das ZDF aus. Die ARD solle stattdessen “ein Schaufenster der Regionen” werden. Dazu auch: ein Interview der “Mitteldeutschen Zeitung” mit Robra. Nachtrag, 12:16 Uhr: Eine Information, die zur Nur-noch-ZDF-Forderung des CDU-Politikers nicht verlorengehen soll: Rainer Robra sitzt seit Juni 2002 im Fernsehrat — des ZDF.

2. Wie viel Klöckner steckt in Julia Klöckners Text?
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Die CDU-Politikerin Julia Klöckner hat Anfang Oktober einen Gastbeitrag in der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” veröffentlicht. Thema: der Föderalismus in Deutschland. Die Jusos aus Mainz konnten nun zeigen, dass Klöckner einige Sätze und Gedanken aus einem bereits 2007 erschienenen Aufsatz fast wörtlich übernommen hat, ohne die Quelle anzugeben. Boris Rosenkranz ist der Sache nachgegangen und hat für seinen Text auch mit dem Pressesprecher der rheinland-pfälzischen CDU-Landtagsfraktion gesprochen. Dessen Rechtfertigungen machen alles noch schlimmer.

3. kontertext: Kurzer Abstieg in die Provinz
(infosperber.ch, Mathias Knauer)
Der Musikwissenschafter, Publizist und Filmemacher Mathias Knauer beklagt den Zustand der Schweizer Kuturredaktionen und macht dies am Umgang der Medien mit dem jüngst verstorbenen Komponisten Klaus Huber fest: “Die Nachrufe, die man in Schweizer Zeitungen zu lesen bekam, bieten ein Schulbeispiel für den desolaten Zustand der Musikpublizistik in diesem Land.”

4. Auch Daniela Katzenberger bekommt eigenes Magazin
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Seit längerer Zeit gibt es von “Gruner + Jahr” das Magazin “Barbara” mit Barbara Schöneberger. Nun folgt die “Bauer Media Group” dem Trend der personalisierten Zeitschrift und bringt ein Magazin über die Reality-Show-Darstellerin Daniela Katzenberger auf den Markt. Das Heft erscheint mit einer Druckauflage von 100.000 Exemplaren und wird 2,99 Euro kosten. Doch damit ist der Trend der Personality-Zeitschrift nicht am Ende: Nächstes Jahr will “Gruner + Jahr” ein Heft über den Moderator und Entertainer Joko Winterscheidt auf den Markt bringen (“Joko”).

5. Straßenbahn des Todes
(coffeeandtv.de, Lukas Heinser)
Wenn Lukas Heinser sich mit Social Media beschäftigt, fühlt er sich in die “Straßenbahn des Todes” versetzt, in der alle die Gedanken der anderen hören können. Er will sich diese destruktive Social-Media-Kakophonie nicht länger antun und steigt, zumindest temporär, aus. “Natürlich interessiert es Facebook und Twitter kein bisschen, wenn ihnen ein unbedeutender Blogger aus Bochum alle verfügbaren Mittelfinger zeigt, aber: Hey, immerhin bin ich Blogger! Immerhin hab ich hier ein Zuhause im Internet. Und wenn mir einer auf den Teppich pisst, kann ich ihn achtkantig rauswerfen.” Transparenzhinweis: Lukas hat viele Jahre BILDblog verantwortet.

6. CNN trifft AstroTV
(youtube.com, Hans Kirchmeyr, Video, 5:25 Minuten)
Was der österreichische Onlinesender “oe24.tv” am Wahlnachmittag veranstaltet hat, war … nun ja … bemerkenswert. Ein fünfminütiger Zusammenschnitt zeigt eine wilde Mischung aus Pseudonachrichtensendung, Kaffeesatzleserei, Horserace-Berichterstattung und kompetent vorgetragener Inkompetenz.

Autobombe, “Amazon” und Weinstein, Amtsenthebung

1. Journalistin mit Autobombe getötet
(tagesschau.de, Jan-Christoph Kitzle)
Die Investigativ-Journalistin Daphne Caruana hat an den “Malta Files” gearbeitet und wollte nachweisen, dass EU-Konzerne mit Hilfe des Inselstaats in großem Stil Steuern hinterziehen. Nun ist sie in ihrem Auto umgebracht worden. Mit einer Bombe, die im Fahrzeug versteckt war.

2. “Spiegel”-Korrespondent Hasnain Kazim über die Entwicklung der Türkei: “Damit habe ich nicht gerechnet”
(kress.de, Frank Hauke-Steller)
“Spiegel”-Korrespondent Hasnain Kazim hat vor anderthalb Jahren auf Druck des Erdogan-Regimes seine Korrespondententätigkeit in Istanbul beendet. Nun hat er das Buch “Krisenstaat Türkei” veröffentlicht, eine Analyse, die er mit seinen ganz persönlichen Erfahrungen mischt. Im „Kress“-Interview geht es um die Entwicklungen der letzten Jahre. Kazim ist überrascht, wie rasant die Türkei sich gewandelt hat: „Ich habe mit Veränderungen gerechnet, aber nicht in dieser Dramatik. Dass Erdogan es gelingt, mit brutaler Härte Kritik dauerhaft zu unterdrücken und dass er danach trotzdem noch Wahlen gewinnt, und zwar eindeutig, damit habe ich nicht gerechnet.“

3. “Deutsches Fernsehen war schon immer Qualitätsfernsehen”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Bei der „MIPCOM“-Messe in Cannes fädeln 14.000 Teilnehmer Deals über neue Filme, Fernsehserien und sonstige digitale Inhalte für alle möglichen Plattformen ein. Thomas Lückerath hat sich mit den Geschäftsführern der „Film- und Medienstiftung NRW“ und des „Medienboard Berlin-Brandenburg“ über den Stellenwert der Messe und die Attraktivität des deutschen Fernsehens unterhalten.

4. Amazon kippt Weinstein-Serie
(wuv.de, Susanne Herrmann)
Der Missbrauchsskandal um den Hollywood-Produzent Harvey Weinstein hat weitere Konsequenzen. “Amazon” stoppte ein Serienprojekt, das mit Weinsteins Firma „The Weinstein Company“ gemeinsam produziert werden sollte. Das Budget lag bei 160 Millionen Dollar. Allein die Drehbuchentwürfe kosteten 40 Millionen. Ende voriger Woche hatte “Amazon” den eigenen Studiochef Roy Price suspendiert, weil auch gegen ihn Vorwürfe wegen sexueller Belästigung erhoben worden waren. Währenddessen löste Schauspielerin Alyssa Milano eine Twitter-Welle aus. Unter dem Hashtag #MeToo forderte sie Opfer von sexuellen Belästigungen oder sexueller Gewalt, sich bei Twitter kurz zu Wort zu melden.

5. Ab jetzt nur noch neutral
(taz.de, Carolina Schwarz)
Die „New York Times“ hat ihre neuen Richtlinien für den Umgang mit Sozialen Medien veröffentlicht. Sie richten sich an alle Journalisten des Hauses und umfassen 16 Punkte. Die Journalisten werden darin zu einem unparteiischen, unvoreingenommenen und verantwortungsvollen Umgang aufgefordert. Auch private Accounts seien betroffen, denn auch private Äußerungen würden auf das Medium zurückfallen. Carolina Schwarz kritisiert das Vorgehen. Durch die Social-Media-Regeln der New York Times werde eine Objektivität vorgegaukelt, die es so gar nicht geben könne.

6. Wie Hustler-Verleger Larry Flynt Donald Trump abservieren will
(horizont.net, Marco Saal)
Larry Flynt, der Verleger des Erotik-Magazins “Hustler” hat eine ganzseitige Anzeige in der “Washington Post” geschaltet. Der Inhalt: Ein Plädoyer für die Amtsenthebung Donald Trumps und eine ganze Reihe von Argumenten für das sogenannte Impeachment-Verfahren. Überschrieben ist der Text mit einer Ausschreibung der besonderen Art: “10 Millionen Dollar für Informationen, die zur Amtsenthebung von Donald J. Trump führen”.

Buchmessen-Tumulte, Bundeswehr-Filmchen, Dystopie-Geschwafel

1. Dialog unmöglich
(spiegel.de, Eva Thöne)
Auf „Spiegel Online“ gibt es einen aktualisierten Beitrag über die Tumulte auf der Frankfurter Buchmesse. Hintergrund: Der Veranstalter hatte Verlage zugelassen, die man dezidiert dem rechten bis rechtsextremen Spektrum zuordnen kann, was zu Protesten geführt hatte. Im Beitrag geht es um Provokation auf beiden Seiten, gewalttätige Angriffe von rechts und einen hilflosen Veranstalter.
Weiterer Lesetipp: Auch Gerald Hensel schreibt über die Vorgänge: “Chaostage auf der Buchmesse”. Er verurteile Protestaktionen, welche das Recht verletzen, wünsche sich aber von der Buchmesse mehr Haltung: “Eine Buchmesse hat Hausrecht und nicht die Aufgabe, alle Meinungen der Welt gleichberechtigt abzubilden — speziell dann, wenn sie dedizierte Gegner einer offenen Demokratie sind.”
Und zur Vervollständigung: Auf Twitter verbreiteten sich Meldungen, dass ein Frankfurter Stadtverordneter (“Die Partei”) auf der Buchmesse zusammengeschlagen worden sei, weil er gegen Nazis demonstriert hatte. Nun hat ein Fotograf ein Video veröffentlicht, das einen anderen Eindruck vermittelt. Mehr darüber bei “BuzzFeed News” unter “Dieses Video zeigt, dass der DIE PARTEI-Politiker auf der Buchmesse nicht zusammengeschlagen wurde”.

2. Feindbild Algorithmus
(zeit.de, Patrick Beuth)
In einem Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags ist von einem „Bedarf an weiterführenden Regelungen im Bereich der Algorithmenkontrolle” die Rede. Der scheidende Bundesjustizminister Heiko Maas forderte in der Vergangenheit bereits ein „Transparenzgebot für Algorithmen“. Patrick Beuth betrachtet auf „Zeit Online“ die verschiedenen Aspekte dieser Vorhaben. Die Sache ist nicht einfach. Schließlich betrifft es auch schwer zu kontrollierende, sich verändernde Algorithmen und selbstlernende Systeme.

3. Gesprächsaufklärung mit Drohnen
(taz.de, Lisa Ecke)
Auf die Bundeswehr-Serie „Die Rekruten“ auf YouTube folgt nun die Serie „Mali“. Allein die Werbung für die unterhaltsamen Propagandafilmchen lässt sich die Bundeswehr 4,4 Millionen Euro kosten. Bereits der Trailer der Serie stoße auf kritische Resonanz. So kritisiert die Vorstandsleiterin des Bereichs Schule der “Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft” die “verklärte Darstellung als Heldenstory und die fehlende Objektivität”.

4. Wer redet, riskiert einen teuren Prozess
(sueddeutsche.de, Carolin Gasteiger)
Die „SZ“ hat sich mit Paul Farhi, dem Medienexperte der “Washington Post“, über das Machtverhältnis zwischen dem Filmboss Harvey Weinstein und Journalisten unterhalten. Es geht um die mutmaßlichen sexuellen Übergriffe des mächtigen “Miramax”-Mitgründers Weinstein und die Frage, ob Journalisten Weinstein indirekt geholfen hätten, die Übergriffe zu vertuschen. Farhi kritisiert insbesondere den TV-Sender NBC, der im vergangenen Jahr schon einmal im Verdacht gestanden hätte, prekäre Informationen zurückzuhalten. Damals ging es um das Video, in dem Donald Trump damit angegeben hatte, Frauen belästigt zu haben.

5. Sterne für 14,95 Euro
(faktenfinder.tagesschau.de, Kristin Becker)
Wie verlässlich sind Kundenbewertungen auf Onlineportalen? Wenn man Tests der Analyseseite „ReviewMeta“ Glauben schenkt, ist Vorsicht geboten: Bei einem untersuchten Fall hielt das Unternehmen nur 75 von mehr als 400 Bewertungen für glaubwürdig. Experten würden davon ausgehen, dass im großen Stil manipulierte beziehungsweise interessensgeleitete Bewertungen auf Online-Portalen kursieren. Diese stammen oft von kommerziellen Bewertungsverkäufern, die teilweise vom Ausland aus ihre zwielichtigen Dienste anbieten.

6. Narrativ intrinsische Dystopie: Die Welt der Modewörter
(dwdl.de, Hans Hoff)
Hans Hoff erzählt in seiner Kolumne von seinen drei Lieblings-Modewörtern. Auf Platz drei rangiert bei ihm das „Narrativ“. Der zweite Platz gehört dem Wort „intrinsisch“. Auf Platz eins steht bei ihm das in der deutschen Film- und Literaturkritik unentbehrliche, zukunftspessimistische Gesellschaftsszenario: „Sich ein Leben ohne Dystopie vorzustellen, ist für Rezensenten möglicherweise noch erahnbar, wird aber letztlich doch eher als weitgehend sinnlos eingeschätzt. Ohne Dystopie kriegt man das Bild auf seiner Schwafelei einfach nicht rund.“

Lokaljournalismus, Mehr Penunzen, Zweifelhafte Instagram-Influencer

1. Wir überleben nur, wenn wir besser werden
(zeit.de, Benjamin Piel)
Benjamin Piel leitet mit einem Kollegen die “Elbe-Jeetzel-Zeitung”, eine kleine Zeitung im Wendland. So sehr Piel den Lokaljournalismus liebt, so verzweifelt ist er über die Bedingungen. Sein Beitrag gibt viele Einblicke in die tägliche Arbeit an der Lokalfront und ist ein leidenschaftliches Plädoyer für den Journalismus vor Ort: “Ich will nicht leben in einer Welt ohne Lokaljournalismus. Es wäre eine Welt, in der niemand den Lokalpolitikern auf die Finger schaut, in der niemand Behördenwillkür öffentlich macht, in der es keine gemeinsame Basis gibt, an der alle teilhaben können. Es wäre eine andere Welt und sie wäre schlechter.”

2. Mehr Penunzen für den freien Journalismus, bitte
(deutschlandfunk.de, Silke Burmester)
Silke Burmester fordert im “Deutschlandfunk” eine angemessene Honorierung von freien Journalisten: „Es ist Aufgabe der Gewerkschaften, klar zu machen, dass wir uns für einen Pipilohn den Arsch aufreißen, damit ihre Blätter voll sind und ihre Onlineseiten. Es geht darum, dass wir, um genügend Geld zum Leben zu haben, non-stop arbeiten und eine Arbeit machen, die — nicht immer, aber oft genug — gesellschaftsrelevant ist. Es geht darum, dass viele von uns mit ihrer Arbeit versuchen, diese Gesellschaft zusammen-  und die Demokratie zu erhalten.“

3. “Sie kaufen Journalisten”
(sueddeutsche.de, Carolin Gasteiger)
Nach und nach brechen weitere US-Schauspielerinnen ihr Schweigen und berichten von sexuellen Übergriffen des Medienmoguls Harvey Weinstein. Nun legen Berichte in mehreren US-Zeitungen nahe, dass der einflussreiche Hollywood-Produzent nicht nur über Filmkarrieren bestimmte, sondern auch unliebsame Berichterstattung unterdrücken ließ.

4. Viel Schein in der Influencer-Welt
(srf.ch, Timo Grossenbacher, Jennifer Victoria Scurrell & Angelo Zehr)
Die Datenjournalismus-Einheit des Schweizer Fernsehens “SRF Data” hat 115 Schweizer Instagram-Influencer und deren sieben Millionen Follower überprüft. Mit einem erschütterndem Ergebnis: 26 bis 31 Prozent der Follower seien unecht. Fast ein Drittel der vermeintlichen Zielgruppe würden nicht existieren. Von den Fake-Follower-Spitzenreitern wollte sich fast niemand äussern. Ganz im Gegenteil: Ein paar haben mit rechtlichen Schritten gedroht.

5. Die Angst geht um an der Falkenstrasse
(woz.ch, Kaspar Surber)
In der Schweizer Wochenzeitung “WOZ” geht es um die Umbrüche bei der “Neuen Zürcher Zeitung”. Dort würde ein Klima der Angst und ein ideologisch verengter Kurs herrschen, was nach Angaben von früheren Mitarbeitern auf den Chefredakteur zurückgehe. Die bekannte Gerichtsreporterin Brigitte Hürlimann spricht sogar von einer Säuberungswelle: “Die Säuberung passiert auf drei Arten: Die einen werden entlassen. Den anderen wird das Leben schwer gemacht, bis sie gehen. Den Dritten, vor allem den jungen Frauen, wird gesagt, sie hätten keine längerfristige Perspektive.”

6. “Ekelhaft, dass Presse schreiben kann, was sie will”
(spiegel.de, Video, 2:08 Minuten)
Donald Trump hat während einer Pressekonferenz noch einmal seine Medienschelte verschärft. In Anwesenheit seiner Gäste, dem kanadischen Regierungschefs Trudeau und dessen Ehefrau, denen Trumps Äußerungen sichtlich unangenehm waren.

Mesale Tolu, Fotojournalismus, Keine Haselnüsse für Aschenbrödel

1. Mesale Tolu muss in Untersuchungshaft bleiben
(faz.net, Michael Martens & Rüdiger Soldt)
Seit mehr als fünf Monaten befindet sich die deutsche Journalistin Mesale Tolu in türkischer Untersuchungshaft. Der Antrag ihrer Anwälte, sie wenigstens bis zum Urteil auf freien Fuß zu setzen, wurde nun vom türkischen Gericht abgelehnt. Tolu bleibt bis zur Fortsetzung der Verhandlung am 18. Dezember in Haft. Ihr drohen bis zu 15, nach anderen Einschätzungen sogar bis zu 20 Jahre Haft.
Weitere Lesetipps: “In der Türkei beginnt der Prozess gegen Mesale Tolu” von der “SZ” sowie der BR-Bericht “‘Erdogans Geisel’ muss vor Gericht”, in dem auch Mesale Tolus Vater zu Wort kommt.

2. Leipziger Abhörskandal: 360 Gespräche mit Berufsgeheimnisträgern belauscht
(lvz.de)
Bei ihren Ermittlungen im Umfeld des Fussballklubs „Chemie Leipzig“ hat die sächsische Justiz mehr als 360 Gespräche mit Berufsgeheimnisträgern abgehört. Allein 130 Mal soll ein Journalist der „Leipziger Volkszeitung“ (“LVZ”) von den Behörden belauscht worden sein, während er mit Vertretern des Fußball-Regionalligisten sprach. “LVZ”-Chefredakteur Jan Emendörfer: „Wir waren schon entrüstet, als wir von dem Vorgang hörten. Aber jetzt, diese hohe Zahl an abgehörten Telefonaten, steht erst recht in keinem Verhältnis zum Ermittlungsgegenstand.“

3. Fotojournalisten zwischen den Fronten
(deutschlandfunk.de, Ralf Hutter, Audio, 5:11 Minuten)
Der Fotojournalist Ralf Hutter denkt anlässlich der G20-Diskussion an seine Erfahrungen mit der Polizei bei einer Demo beim Kohlekraftwerk Schwarze Pumpe in Brandenburg zurück und fragt: “Wie normal ist es, dass die Polizei ohne Not Journalisten belästigt, oder gar schädigt? Und inwieweit ist es erlaubt, dass ein Journalist Menschen bei einer Gesetzesübertretung begleitet und so selbst das Gesetz bricht, sei es beim Eindringen auf ein Privatgelände oder beim Überschreiten einer Staatsgrenze?”

4. Gesundheitsjournalismus: Gegen das schlechte Image
(de.ejo-online.eu, Heini Maksimainen)
Heini Maksimainen ist eine finnische Journalistin, die sich auf Gesundheitsthemen spezialisiert hat. Mit ihrer Studie zur Qualität im Gesundheitsjournalismus will sie zeigen, wie man verantwortungsvollen und glaubwürdigen Journalismus im Bereich Gesundheit macht, der von vielen gelesen und zudem in den sozialen Medien geteilt wird. Ihre Erkenntnisse gibt sie in zehn praktischen Tipps weiter.

5. Der rechnende Reporter
(sueddeutsche.de, Sebastian Jannasch)
Vor drei Jahren sorgte der Begriff “Roboterjournalismus” noch für weltweite Schlagzeilen. Mittlerweile ist er in bestimmten Segmenten bereits Realität geworden. So lässt die US-Nachrichtenagentur “AP” beispielsweise Quartalsberichte von Unternehmen vollautomatisch in Meldungen umwandeln. Hierzulande plant ein Viertel der befragten Verlage, Roboterjournalismus zu nutzen. Am besten ließe sich das zur Zeit bei Börsenberichten, Wetterprognosen und Sportnachrichten umsetzen.

6. Warum falsche Termine für “Aschenbrödel” im Netz kursieren
(morgenpost.de, Lars Wienand)
Viele Medien verbreiteten geradezu euphorisch die neuen Sendetermine für den Kult-Märchenfilm “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel” im Internet. Das Problem: Es handelt sich um die Sendetermine des vergangenen Jahres, welche die Medien falsch von einer privaten Website übernommen hatten. “Morgenpost”-Autor Lars Wienand: “Das ist wie eine Einladung zum Ball, und dann entpuppt sich die Tanzpartnerin als fiese, in die Jahre gekommene Stiefschwester der Traumfrau.” Nachtrag, 11:48 Uhr: Felix Beilharz, auf dessen Website weihnachtsfilme.de die Verwirrung um die “Aschenbrödel”-Sendertermine zurückzuführen ist, hat sich zu der ganzen Sache geäußert: “#Aschenbrödelgate — Wie ich einmal aus Versehen Fake News produziert habe”.

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