Archiv für 6 vor 9

Rätsel Lanz, Gerichtsreporterin Friedrichsen, Altkanzler mit Knarre

1. TV-Kritik zu Markus Lanz: Niveaumäßig auf Grasnarben-Höhe
(fr.de, Daland Segler)
Bei Markus Lanz waren zuletzt die Grünen-Politiker Annalena Baerbock und Robert Habeck zu Gast und wurden von diesem teilweise scharf angegangen. Daland Segler kritisiert: “… ein Moderator, der nicht moderiert, sondern Fragen abschießt, der in seiner typischen Haltung, ganz vorne auf der Stuhlkante sitzend, als wolle er sich auf das Gegenüber stürzen (und so seine Nervosität und Überforderung zeigt) fast nie schafft, seine Gäste ausreden zu lassen und dann irgendwann sagt: “Lasst uns diese Schärfe rausnehmen” — die er selbst hineingebracht hat in das Gespräch: Solch ein Mann dürfte nie und nimmer eine Talkshow leiten. Nun tut das aber Markus Lanz seit Jahren, und es ist eines der großen Rätsel der bundesdeutschen Fernsehlandschaft, dass er das trotz seiner offensichtlichen Unfähigkeit immer noch tut.”

2. “Ich war die einzige Frau”
(taz.de, Doris Akrap)
Die bekannte Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen arbeitete 16 Jahre für die “FAZ”, 27 Jahre für den “Spiegel” und seit nunmehr drei Jahren schreibt sie für die “Welt”. Im Interview spricht sie über ihren beruflichen Werdegang, die Besonderheiten des NSU-Prozesses und darüber, mit welchem Blick sie auf eine Gerichtsverhandlung schaut.

3. «Journalismus ist nicht marktfähig»: Warum Verlage nun experimentieren müssen
(tagblatt.ch, Michael Genova & Kaspar Enz)
Den Zeitungsverlagen brechen mehrheitlich die Einnahmen weg. Was tun? Der Medienwissenschafter Guido Keel plädiert für Hinwendung zum Digitalen, spricht sich für Bezahlschranken aus und rät den Lokalzeitungen zu Experimenten.

4. Der Altkanzler und die Knarre – wenn Fotos einen schlechten Eindruck machen
(maz-online.de)
Vor ein paar Tagen postete die “heute show” ein Bild von Ex-Kanzler Gerhard Schröder, das diesen in James-Bond-Pose mit seiner Frau im Arm und einer Pistole zeigte. Daraufhin hagelte es in den Sozialen Medien Kritik und Häme. Entstanden war das Bild anlässlich der Kieler Woche. Bei der “Waffe” handelte es sich um die Startpistole für eine Segelregatta. Anders als der Altkanzler hätten andere Politiker solch ein Bild nicht zugelassen: “Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) meidet zum Beispiel jegliches Kriegsgerät im Hintergrund, das sich später wieder als zu teuer oder zu kaputt oder als ethisch umstritten herausstellen könnte, also zum Beispiel Kriegsdrohnen. Sucht man nach “Startschuss”-Fotos von ihr, wirft sie deshalb eher eine Sektflasche gegen einen Schiffsrumpf oder hält einen symbolischen Schlüssel oder eine Korvetten-Silhouette in die Höhe.”

5. Journalistin Jana Avanzini wegen Hausfriedensbruch verurteilt
(sueddeutsche.de, Isabel Pfaff)
Nun ist es tatsächlich so gekommen, wie es viele Schweizer Medienschaffende befürchtet haben: Das Luzerner Bezirksgericht hat die Journalistin Jana Avanzini wegen Hausfriedensbruchs verurteilt. Die Journalistin hatte für eine Recherche ein besetztes Haus betreten. Die Buße beträgt 500 Franken, doch dazu kommen Gerichtskosten und die Anwaltskosten der Klägerin, so dass Avanzini insgesamt etwa 4.300 Franken berappen muss.

6. Warum wir uns für uns und andere schämen
(deutschlandfunknova.de, Dominik Schottner, Audio: 24:08 Minuten)
Im “Ab 21”-Podcast auf “Deutschlandfunk Nova” geht es um Peinlichkeit. Warum schämen wir uns, und warum hat das Filmpublikum ein so hohes Interesse an schambesetzten Themen? Darüber geben der Peinlichkeitsforscher Paulus Frieder (Uni Lübeck) und der Filmexperte und Youtube-Filmkritiker Wolfgang M. Schmitt (“Die Filmanalyse”) Auskunft.

Polizei als Nacktbild-Verbreiter, MDR-Reichsbürger Steimle, Twitter-Urteil

1. Für Likes tun wir alles, ihr Freund und Helfer
(dasnuf.de, Patricia Cammarata)
Vor einigen Tagen stoppte die brandenburgische Polizei einen Zweiradfahrer, der nur mit Helm und Sandalen bekleidet war. Die Beamten machten Fotos von dem Nackten, die sie auf Twitter für eine Mitmach-Aktion verwendeten: “Wie würden Sie dieses Bild betiteln?” Überhaupt nicht witzig, findet Patricia Cammarata: “Ich finde den Tweet in diesem Kontext, veröffentlicht von einer staatlichen Institution für moralisch höchst zweifelhaft und genauso zweifelhaft finde ich jede weitere Verbreitung, v.a. durch Stellen, die in irgendeiner Form neutrale Öffentlichkeit repräsentieren. Und die Verbreitung ist enorm. Ich habe den Tweet heute z.B. im Guardian verlinkt entdeckt. Glaubt ihr wirklich, dass dieser Herr, der sich morgens in Brandenburg entschieden hat, nackt auf seinen Roller zu steigen, mit dieser Öffentlichkeit gerechnet hat? Rechnen musste? Ihr zuckt mit den Schultern? Wie würdet ihr den Fall sehen, wenn es um euch selbst, euren Vater, euren Onkel oder sonst eine Person geht, der ihr nahe steht?”

2. Grenzen der Satire? Der MDR und Uwe Steimle
(ndr.de, Nadja Mitzkat)
Gegen Geflüchtete hetzen, das Reichsbürgermärchen von Deutschland als besetztem Land und Merkel als “Marionette” verbreiten und mit “Kraft durch Freunde”-T-Shirt provozieren. Für all dieses hat der MDR einen Mann: den Schauspieler und Kabarettisten Uwe Steimle. Seit Jahren gibt es begründete Kritik an den Äußerungen Steimles, doch der MDR hat eine geschickte Politik entwickelt, um an dem Mann festzuhalten: Man verteidigt ihn und distanziert sich gleichzeitig.

3. Fake News auf Staatskosten
(taz.de, Reinhard Wolff)
Die staatliche PR-Agentur in Norwegen hat sich eine zweifelhafte Idee einfallen lassen, um das Land ins Gespräch zu bringen. Angeblich würden die Bewohner einer Insel eine “zeitlose Zone” errichten. Mehr als 1000 Medien weltweit übernahmen die Meldung, schließlich handelt es sich bei der staatlichen Informationsagentur “Innovasjon Norge” eigentlich um eine seriöse Quelle.

4. Gerichtsurteil: Twitter muss Account von Dietrich Herrmann freischalten
(flurfunk-dresden.de, Peter Stawowy)
Twitter hat unlängst strittige Regeln eingeführt, um Wahlmanipulationen zu unterbinden, darunter fallen auch satirische Bemerkungen. Eines der Opfer des neuen Twitter-Hausrechts war der Grünen-Politiker Dietrich Herrmann, der für einen Tweet gesperrt wurde (Herrmann hatte einen oft gemachten Witz gepostet, in dem AfD-Wähler dazu aufgefordert werden, bei der Wahl die Unterschrift auf dem Wahlzettel nicht zu vergessen). Das Landgericht Dresden hat Twitter nun dazu verurteilt, den Account wieder freizugeben.

5. Finde es so witzig…
(twitter.com/ohhellokathrina, Kathrin Weßling)
Kathrin Weßling verschafft sich auf Twitter mit einem Stoßseufzer etwas Luft: “Finde es so witzig, wie einige Seiten in diesem Internet einfach fast ausschließlich von eingebetteten Tweets leben oder FB Screenshots, nix davon vergüten und sich schön die Taschen vollmachen. Und mit “witzig” meine ich asozial. Aber was rede ich von “Vergütung” — wenn es nicht mal Standard ist zu fragen, ob es okay ist, aus fremden Inhalten mit ein paar banalen Zwischenheadlines vermeintlich eigenen Content zu kreieren.” Der “6 vor 9”-Kurator schließt sich dem Seufzer aus aktuellem Erleben an. #PerlendesLokaljournalismus

6. “Katastrophe biblischen Ausmaßes für die deutsche Branche”
(golem.de, Peter Steinlechner)
Für Computerspieleentwickler waren 2019 noch staatliche Unterstützungen von 50 Millionen Euro vorgesehen. Viele Studios erwarteten für 2020 eine ähnliche Förderung, doch dies erscheint nach derzeitigem Stand sehr unwahrscheinlich.

Kopftuchklischees, Söders “Youtuber-Festival”, Rechte Debatten-Tricks

1. So verschieben Sie eine Debatte nach rechts
(spiegel.de, Sascha Lobo)
Sascha Lobo hat eine Polemik über rechte Kommunikation verfasst. In einer Anleitung in 20 Schritten geht er die entscheidenden Debatten-Tricks der extremen Rechten durch.

2. So organisieren sich Rechtsextreme seit Wochen in neuen Telegram-Gruppen
(buzzfeed.com, Pascale Mueller & Marcus Engert & Juliane Loeffler & Rolf Regner)
“BuzzFeed News Deutschland” liegen Unterlagen vor, wie sich rechtsextreme Personen in Chatgruppen austauschen, darunter “NPD-Politiker, bekannte Neonazi-Größen und organisierte Rechtsradikale mit Kontakten in die rechtsextreme Kampfsport- und Musikszene sowie zu einschlägigen, teils verbotenen Organisationen.” Dabei geht es um 250 Personen, die dort ihr radikales Gedankengut teilen.
Weitere Leseempfehlung: Wer zu Neonazis recherchiert, muss sehr mutig sein. “Vice” hat bei zwei dieser mutigen Personen nachgefragt, was sie antreibt und was sie bei der täglichen Arbeit erleben: Mordfall Lübcke: Diese Menschen machen die Arbeit, die der Verfassungsschutz nicht macht (vice.com, Matern Boeselager).

3. Wem gehört… The Missing Manual
(medium.com, Astrid Csuraji & Jakob Vicari)
Das Recherchekollektiv “Correctiv” hat mit seiner Aktion “Wem gehört Hamburg?” den Wohnungsmarkt ein Stückchen transparenter gemacht und ist dafür jüngst mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet worden. Daran anknüpfend haben Journalisten eine ähnliche Aktion für eine Stadt in Niedersachen ins Leben gerufen: “Wem gehört Lüneburg”. Im “Missing Manual” berichten sie über ihre Erfahrungen mit einem derartigen journalistischen Projekt.
Nachtrag: Mit “Wem gehört Lüneburg” knüpft die “Landeszeitung” nicht an die “Correctiv”-Aktion an — vielmehr führt sie das Projekt in Kooperation mit “Correctiv” durch.

4. Söder will “Youtuber-Festival” veranstalten
(sueddeutsche.de, David Steinitz)
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder will ein “Youtuber-Festival” samt “Influencer-Preis” etablieren. Außerdem verlangt er eine Reform der deutschen Filmförderung, sprich mehr staatliche Unterstützung und Steuervorteile für Filmproduzenten.
Anmerkung des “6 vor 9”-Kurators: Siehe dazu auch Wikipedia: “Stupid German Money (engl.: dummes deutsches Geld) ist ein ursprünglich von der US-amerikanischen Filmwirtschaft geprägter Begriff für Gelder aus geschlossenen Medienfonds des deutschlandspezifischen grauen Kapitalmarkts. Diese Fonds wurden wegen hoher Abschreibungsmöglichkeiten als Steuersparmodell genutzt. Die Gelder flossen größtenteils in amerikanische Filmproduktionen.”

5. Maut-Verträge öffentlich machen
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband fordert den Bundesverkehrsminister auf, die Maut-Verträge Journalistinnen und Journalisten zur Einsicht zur Verfügung zu stellen: “Dass der Verkehrsminister auf das gerichtliche Verbot der Pkw-Maut mit Geheimniskrämerei reagiert, ist völlig unangemessen. Wenn es stimmt, dass ein zweistelliger Millionenbetrag aus Steuergeldern verbraten wurde, müssen Journalistinnen und Journalisten die Möglichkeit bekommen, darüber zu berichten.”

6. Falsche Ehre für Kopftuchklischees
(taz.de, Hilal Szegin)
“Eine befremdliche Entscheidung” nennt Hilal Szegin den Entschluss des Journalistinnenbunds, die Cartoonistin Franziska Becker für ihr Lebenswerk auszeichnen. Szegin stört sich vor allem an Stereotypen und Chiffren wie dem Kopftuch, das in einigen Becker-Cartoons auftaucht: “Aufgrund von Äußerlichkeiten werden einer Menschengruppe innere Einstellungen und Befähigungen zu- oder eben abgesprochen. Das führt zu weniger, nicht zu mehr Handlungsfreiheit von verschleierten Musliminnen. Und das ist weder einer Auszeichnung wert noch feministisch.”
Interessant ist die Reaktion der “Emma”-Redaktion auf die Kritik an ihrer Cartoonistin. Bei Twitter fragt sie: “Findet ihr diese Karikatur von Franziska Becker “islamfeindlich-rassistisch”?” Und dies wird von den allermeisten Lesern und Leserinnen absolut eindeutig bejaht. Die Linken-Politikern Anke Domscheit-Berg kommentiert fassungslos: “Ich kann kaum glauben, dass das eine ernstgemeinte Frage sein soll.”

Gegenwind, Phrasenschwein, Kübel-Kopf

1. “Hass-Postings können wir nicht ignorieren, die brauchen Gegenwind.”
(kattascha.de, Katharina Nocun)
Susanne Tannert ist Sprecherin der Initiative #ichbinhier, einer Aktionsgruppe von 45.000 Menschen, die sich auf Facebook gegen Hassrede engagieren. Im Interview erzählt sie über das Vorgehen der Gruppe und erzielte Erfolge und gibt Tipps, wie man selbst aktiv werden kann.
Weiterer Tipp: Hörenswert ist die spezielle Ausgabe des “Denkangebot”-Podcasts, in der Katharina Nocun mit verschiedenen Gesprächspartnern über “Hass und Gewalt im Netz” spricht.

2. Phrasen: Die Medien müssen präziser werden
(fachjournalist.de, Oliver Georgi)
Wir ärgern uns alle, wenn Politikerinnen und Politiker nur in Phrasen sprechen, doch sie haben dafür durchaus ihre Gründe. Einer davon ist eine zur Skandalisierung neigende Debattenkultur. Und durch die in Deutschland übliche Autorisierungspraxis wird es ihnen besonders leicht gemacht, spitze Aussagen nachträglich zu glätten. Oliver Georgi schreibt über ein Dilemma, dem nicht so leicht beizukommen ist.
Weiterer Lesetipp: Schöne-Worte-Gesetze (neusprech.org, Martin Haase).

3. 100 Jahre MT
(mindenertageblatt.de)
Das “Mindener Tageblatt” feiert sein hundertjähriges Bestehen mit einer umfangreichen, kostenlosen E-Paper-Jubiläumsausgabe. Man erfährt nicht nur etwas über die Geschichte des Blatts, sondern auch über die redaktionellen Abläufe und die Macher und Macherinnen. Außerdem gibt es zahlreiche Artikel zur Situation der Medien und ihrer Wirkung.

4. Sind besetzte Häuser eine Tabuzone für Journalisten?
(nzz.ch, Rainer Stadler)
Um mit Hausbesetzern ins Gespräch zu kommen, hat eine Journalistin eine Villa betreten. Die Recherche hat ihr einen Rechtsstreit eingebrockt, denn die Besitzer der Villa haben sie wegen Hausfriedensbruch angezeigt. Eine kostspielige Angelegenheit: Die Journalistin habe dies bereits 15.000 Franken gekostet, von denen sie 10.000 Franken durch Crowdfunding abdecken konnte.

5. Wenn wir alle für Lokaljournalismus bezahlen
(deutschlandfunk.de, Christoph Sterz)
Der Lokaljournalismus in Deutschland hat es nicht leicht. Deshalb wird immer wieder diskutiert, wie man den Journalismus vor Ort stärken kann. Eine Idee könnten staatliche oder öffentliche Unterstützungszahlungen sein, doch dagegen wenden sich Häuser wie die Funke-Mediengruppe. Und es gibt auch noch andere Dinge zu bedenken, wie Journalistik-Professorin Wiebke Möhring betont: “Wenn wir jetzt über eine öffentliche Förderung nachdenken, dann muss man natürlich die Förderbedingungen ein bisschen stärker sich vielleicht nochmal vor Augen führen und unter anderem aber auch klarmachen: Warum hat diese Zeitung, dieses Medienhaus jetzt an dieser Stelle ein wirtschaftliches Problem? Und was hat sie auch schon an Maßnahmen ergriffen? Will sagen: Es kann ja nicht sein, dass dann durch eine öffentliche Förderung Management-Fehler gegenfinanziert werden.”

6. Ich musste es einfach tun.
(twitter.com/leitung296, Video: 2:17 Minuten)
Auch, wenn es vielleicht etwas wehtut. Es lohnt sich, die zwei Minuten durchzuhalten: “Das Best of des legendären SPD-Kübel-Kopf-Zitats von Robin Alexander — in der Rezitation von Markus Lanz.”

Umstrittener NZZ-Kommentar, Wehrt Euch, Korrumpiert der “Tatort”?

1. Foulen im Kampf gegen grüne “Mainstream-Medien”
(uebermedien.de, Stefan Fries)
Vor ein paar Tagen veröffentlichte die “NZZ” einen Gastkommentar des ehemaligen Chefredakteurs der “Heilbronner Stimme”, Wolfgang Bok. Überschrift und Hypothese des Beitrags: “Grün ist die Redaktion — die deutschen Mainstream-Medien haben aus der Flüchtlingskrise nichts gelernt.” Nachdem Stefan Fries auf Twitter zunächst mit einem kurzen Thread reagiert hatte (“An dem Artikel ist so viel falsch, da weiß man gar nicht, wo man anfangen soll.”), erklärt er nun auf “Übermedien”, wie der Autor des Textes mit “falschen Zitaten, Dekontextualisierung, falschen Interpretationen wissenschaftlicher Daten und Unkenntnis der Sachverhalte” arbeitet.
Weiterer Lesetipp: Anmerkungen zum NZZ-Kommentar: “Grün ist die Redaktion” (flurfunk-dresden.de, Peter Stawowy).

2. Gekaufte Wahrheiten
(sueddeutsche.de, Adrian Lobe)
Immer wieder ist Wikipedia das Ziel von Schleichwerbern, Faktenverdrehern und Schummlern (bekannte Fälle: die eingeschmuggelten Werbefotos des Outdoor-Ausrüsters North Face und die fragwürdigen Interventionen des Wikipedia-Users “Verlagsleitung BILD Gruppe”). Adrian Lobe erzählt von den “gekauften Wahrheiten”, den Auftraggebern und der Schwierigkeit, sich der Manipulationen zu erwehren.

3. Lokaljournalismus per Newsletter
(deutschlandfunk.de, Vera Linß, Audio: 5:27 Minuten)
Berlin ist in zwölf Stadtbezirke unterteilt, von denen jeder mehr Einwohner hat als manch andere Stadt insgesamt. Weil man nicht jeden der Bezirke mit einer eigenen Regionalzeitung versorgen kann, ist der “Tagesspiegel” auf eine clevere Idee gekommen: maßgeschneiderte Regional-Newsletter. Vera Linß hat mit den Machern der werbefinanzierten Bezirksnewsletter gesprochen. Das Format lebt auch von der Beteiligung der Leserinnen und Leser: “Was auch sehr gut funktioniert ist, dass wir dann auf die Leser zugehen und fragen: Was halten Sie eigentlich von der Randbebauung am Tempelhofer Feld? Und dann hab ich das in einem Newsletter geschrieben, den ich selber geschrieben habe. Es kamen, sobald ich sie rausgeschickt habe, im Fünf-Minuten-Takt Antworten von den Lesern.”

4. Wie man sich gegen Hass und Hetze wehrt
(spiegel.de, Jörg Breithut)
Wer im Netz mit Beleidigung, Nötigung und Volksverhetzung konfrontiert wird, kann sich dagegen rechtlich wehren. Doch wie geht man am besten vor? Jörg Breithut hat die wichtigen Schritte zusammengefasst. Dabei geht es auch um eine gute Dokumentation zur Beweissicherung.

5. Zu niedrige Zahlen über rechte Gewalt
(tagesschau.de, Patrick Gensing)
Man fragt sich, wie Nachrichtenagenturen wie AFP und epd oder die “Tagesschau” überhaupt auf die Idee kommen, “Bild am Sonntag” als Quelle in Erwägung zu ziehen. Wenn sie es denn schon tun, sollten sie jedoch zumindest den Wahrheitsgehalt überprüfen. Wie zum Beispiel beim jüngsten Fall, in dem die Zahlen rechtsextremer Gewalttaten zu niedrig angegeben wurden.

6. Korrumpiert der “Tatort” das Rechtsempfinden?
(zeit.de, Stephanie Alvarez & Hella Kemper & Anna-Lena Oltersdorf & Max Rauner, Audio: 24:00 Minuten)
Im “Zeit”-Podcast “Woher weißt Du das?” geht es im ersten Teil um die regelmäßig zu beobachtenden Gesetzesverstöße von TV-Kommissaren, Ermittlern und Rechtsmedizinern, so zum Beispiel im berühmten Münsteraner “Tatort”. Ein Drehbuchautor, eine Kommunikationswissenschaftlerin und ein Kriminalpolizist erklären, wie es dazu kommt und worauf besser geachtet werden sollte.

Mafia-Urteil, Polizeiliches Tarn-Twittern, Schamlose Küblböck-Stories

1. Mafia wohl wieder teurer
(taz.de, Christian Rath)
In einer Sendung des MDR über die Präsenz der Mafia in Mitteldeutschland war von einem Erfurter Gastronomen die Rede. Obwohl der Name nicht genannt wurde, sei für Eingeweihte anscheinend klar, um wen es sich dabei handelt. Der Gastwirt ging wegen der Verdachtsberichterstattung gegen den MDR vor und erwirkte nicht nur ein Unterlassungsurteil, sondern auch eine sehr weitreichende Übernahme seiner Anwaltskosten. Er hatte nämlich auch Dritte abgemahnt, die die MDR-Dokumentation über soziale Netzwerke weiterverbreitet hatten. Und die dabei entstandenen Kosten muss der MDR nun ebenfalls übernehmen.

2. Polizei Aachen twittert mit pseudonymem Account zu Klimaprotesten
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Nur durch ein Versehen kam heraus, dass die Polizei Aachen auf Twitter einen Tarn-Account unterhält. Nachdem netzpolitik.org darüber berichtet hatte, hat die Polizei Aachen mit einer Erklärung reagiert, die von den Netzexperten jedoch als wenig glaubhaft eingestuft wird.

3. Native Advertising: Erkundungen in den Grauzonen der Medienwirtschaft
(nzz.ch, Rainer Stadler)
Native Advertising nennt sich die Werbeform, bei der sich Werbung als redaktioneller Beitrag verkleidet. So lukrativ die Trickserei ist, so sehr beschädigt sie auch die Glaubwürdigkeit. Trotzdem boomt die Werbeform und soll bereits in zwei Jahren für 36 Prozent des Werbeumsatzes sorgen. Rainer Stadler kommentiert das zweifelhafte Geschäft und hat dabei besonders den Schweizer Markt im Blick.

4. “Woher der Hass kommt, ist wirklich nur schwer zu begreifen”
(spiegel.de, Max Hoppenstedt)
Staatsanwalt Christoph Hebbecker ermittelt hauptberuflich in Fällen von Hasspostings in sozialen Netzwerken. Im Gespräch mit dem “Spiegel” geht es unter anderem um die Fragen, warum das alleinige Löschen von Hassbotschaften nicht die Lösung ist, welche Fälle bei ihm landen und wie die Angeklagten vor Gericht reagieren. Seine Arbeit sei kein Eingriff in die Meinungsfreiheit, sondern ermögliche diese erst: “Wenn im Netz immer mehr gehetzt wird und immer mehr Straftaten begangen werden, führt das zum Beispiel dazu, dass immer mehr Medien ihre Kommentarspalten schließen. Hier sehe ich eine Gefahr für die Meinungsfreiheit. Nicht aber in der Durchsetzung von Strafnormen, die online wie offline gelten.”

5. Buchhändlerin über Lehrlinge: “Möchte niemandem das Grüßen beibringen”
(derstandard.at, Renate Graber)
Kann man sich mit einer Buchhandlung trotz starker Konkurrenz durch Onlineversender und Buchhandelsketten noch behaupten? Es ist schwer, aber es geht, wie das Beispiel von Hartliebs Bücher in Wien zeigt. Die Buchhändlerin und Autorin Petra Hartlieb erzählt von der Notwendigkeit des persönlichen Kundenkontakts, von erforderlichen Aktionen und Nebenaktivitäten und dem jährlichen Umsatzeinbruch: “[W]as mir zu schaffen macht, sind die Löcher, die es wegen der Umsatzentwicklung im Buchhandel jeden Sommer gibt: Da wissen wir nicht mehr, wie wir die Miete zahlen sollen, da haben wir kein Geld mehr. Früher habe ich mich geschämt, heute weiß ich, dass es allen Buchhändlern so geht. Aber ich mache mir keine Sorgen mehr: Wir haben Freunde, die uns wortlos Überbrückungsgeld überweisen, und im Dezember zahlen wir’s zurück. Das Weihnachtsgeschäft bringt uns ja ein Viertel des Gesamtumsatzes.”

6. Das schamlose Geschäft mit Daniel Küblböck
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
Ein Abgrund von Geschmack- und Schamlosigket tut sich auf, wenn man sich anschaut, mit welchen Märchen- und Schauergeschichten Daniel Küblböck noch posthum ausgebeutet wird. Mats Schönauer berichtet über einen besonders widerwärtigen Fall von medialer Geschäftemacherei.

Facebooks Moderatoren-Hölle, Liebeserklärung, Schnüffelverlage

1. Liebeserklärung an einen geschundenen Beruf
(journalist-magazin.de, Thomas Hauser)
In einer bemerkenswerten Rede macht Thomas Hauser, Herausgeber der “Badischen Zeitung”, dem Journalismus einerseits eine Liebeserklärung, spart andererseits nicht mit Tadel: “Der Superlativ ist die Sprachform der Marktschreier in Marketing und Propaganda. Wer jede Maus als Elefanten beschreibt, hat für den großen Dickhäuter keine Worte mehr. Was ist das für ein Land, in dem Springers “Bild” das meistzitierte Medium ist, ihr Verleger als BDZV-Präsident die Branche ermahnt, sich selbst aber einen großen amerikanischen Finanzinvestor ins Haus holt und in dem der Philosoph Peter Sloterdijk vom Magazin “Cicero” zum einflussreichsten Intellektuellen des Jahres 2018 ausgerufen wird — streng wissenschaftlich ermittelt, versteht sich.”

2. Facebooks Moderatoren-Hölle in Florida
(spiegel.de, Patrick Beuth)
Im amerikanischen Magazin “The Verge” berichten ehemalige Facebook-Moderatoren von ihrer Arbeit. Nicht nur die Arbeitsbedingungen seien verheerend, auch die psychische Beanspruchung sei gewaltig.
Weiterer Tipp: “The Verge” hat eine dreizehnminütige Videoreportage zu dem Fall veröffentlicht. Der Warnhinweis zu Beginn steht dort übrigens nicht ohne Grund. Es ist teilweise schwer zu ertragen, was die Facebook-Moderatoren erzählen: Inside the traumatic life of a Facebook moderator (“The Verge”/Youtube, Video: 13:32 Minuten).

3. Eine Wahl ohne Auswahl
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Bei einer Wahl hat man die Wahl, oder? Nun ja, das mag in den allermeisten Fällen zutreffen, bei der Wahl des NDR-Intendanten gilt diese Regel allerdings nicht. Boris Rosenkranz berichtet von einem intransparenten und problematischen Verfahren, das einer dringenden Reform bedarf.

4. Nachrichten aus der WG-Küche
(deutschlandfunk.de, Anh Tran, Audio: 5:30 Minuten)
Volontärinnen des Bayerischen Rundfunks haben ein neues Nachrichtenformat für Instagram entwickelt und dort schon mehr als 40.000 Follower gewinnen können. Helene, Sophie und Ann-Kathrin hatten die Idee zur “News-WG”. Gedreht wird nicht im Studio, sondern in der Wohnung. Der “Deutschlandfunk” hat mit Ann-Kathrin Wetter gesprochen, die als Redakteurin zuständig ist für die Wohngemeinschaft mit Nachrichtenwert.

5. Verlage!
(konstantinklein.com)
Konstantin Klein hat mit einem Tool untersucht, wie Medienseiten mittels sogenannten Trackern ihre Besucher überwachen. Bei “Spiegel Online” sind gar 65 dieser Digitalschnüffler im Einsatz. Klein kommentiert: “Ihr seht also, Zeitungs- und Zeitschriftenverlage, warum ich euer Gejammer über die bösen, bösen Datensammler von der anderen Seite des Atlantik zumindest scheinheilig finde. Und ihr solltet sehen, warum in Zeiten der Datensammelwut der Einsatz von Trackblockern nichts als Notwehr derer ist, die auf ihre Daten aufpassen und sie nicht jedem in die Hand drücken wollen.”

6. Podcasts des Monats
(sueddeutsche.de)
Genau passend zum Wochenende stellt die “Süddeutsche” eine Auswahl hörenswerter Podcasts vor. Dabei ist etwas aus dem Schlagerkosmos, ein fiktionales Format, ein Reisepodcast, etwas Literarisches und ein Format über psychologische Phänomene.

Merkels Zittern, GOA-Preisträger, Abgeknallte Drohne

1. Preise für die besten Seiten im Netz
(wdr.de, Susanne Schnabel)
Gestern ist in Köln der begehrte Grimme Online Award vergeben worden. Zu den Ausgezeichneten zählen unter anderem der “Krieg und Freitag”-Zeichner Tobias Vogel, das “Techniktagebuch”, die “Krautreporter” und “Wem gehört Hamburg”. Insgesamt gab es 1.200 Vorschläge und 28 Nominierte.
Weiterer Lesetipp: Das Grimme-Institut kritisiert das zu geringe Angebot von geeigneten Online-Angeboten für Kinder: Wenig Auswahl für junge Mediennutzer (deutschlandfunk.de, Annika Schneider).

2. Wer spielt denn schon mit Mädchen?
(faz.net, Axel Weidemann)
Vor ein paar Jahren bestand die Hoffnung, dass in Computerspielen Frauen nicht nur als schmückendes Beiwerk auftauchen, sondern tragende Rollen übernehmen. Von dem leisen Wandel ist jedoch nicht viel übrig geblieben, wie aus einem Bericht für das “Wired”-Magazin hervorgeht.

3. Das große Zittern
(taz.de, Ambros Waibel)
“Warum zum Teufel wollen fast 280.000 Leute etwa auf dem YouTube-Kanal von RT Deutsch sehen, wie Merkel zittert?” Ambros Waibel schreibt über den fragwürdigen Nachrichtenwert des kleinen Schwächeanfalls von Angela Merkel.

4. Verschärftes Vorgehen gegen Exil-Blogger
(reporter-ohne-grenzen.de)
Anscheinend will Bahrain auf der Rangliste der Pressefreiheit noch weiter nach hinten rutschen (derzeit Platz 167 von 180): Nach Angaben von “Reporter ohne Grenzen” geht das Land auch gegen im Exil lebende Bloggerinnen und Blogger vor. Das betreffe beispielsweise den in Deutschland lebenden Exil-Blogger Sajed Jusif al-Muhafdha. “Offensichtlich will Bahrain die letzten Nischen für Kritik an der Regierung schließen und sogar Bloggerinnen und Blogger im Exil mundtot machen. Bahrains Behörden gehen schon lange mit großer Brutalität gegen regierungskritische Medienschaffende vor. Jetzt nehmen sie die einfachen Internetnutzerinnen und -nutzer ins Visier. Künftig muss dort jeder und jede mit Verfolgung rechnen, die sich über soziale Medien aus unabhängigen Quellen informieren will.”

5. “Viele lesen Haaretz, weil sie keine Alternative haben”
(sueddeutsche.de, Alexandra Föderl-Schmid)
Die israelische Tageszeitung “Haaretz” ist dieses Jahr 100 Jahre alt geworden. “SZ”-Korrespondentin Alexandra Föderl-Schmid hat dem Blatt einen Besuch abgestattet und mit dem Chefredakteur über Rolle, Funktion und Leserschaft der Zeitung gesprochen. Und es geht um die Ausrichtung des oftmals als politisch links wahrgenommenen Mediums. Wobei es nicht von der nach eigener Definition rechtesten Regierung Israels profitiere: “Wir haben keine Trump-Blase.”

6. Anwohner durfte Drohne mit Luft­ge­wehr abschießen
(lto.de)
Eine Meldung mit indirektem Medienbezug, denn Drohnen spielen in unserer Medienwelt eine immer größer werdende Rolle. Und werden auch dafür genutzt, gegen das geltende Recht Aufnahmen zu produzieren. Nun hat das Amtsgericht Riesa einen Mann freigesprochen, der die 1.500 Euro teure Drohne seines Nachbarn mit seinem Luftgewehr abgeschossen hat.

Rezo-Interview, Endstation für “Endstation”, Warnstreik bei dpa

1. A!386 – Rezo-Folge
(aufwachen-podcast.de, Tilo Jung & Stefan Schulz, Audio/Video: 5:40 Stunden)
Die “Aufwachen”-Podcaster Stefan Schulz und Tilo Jung warten in der neuesten Ausgabe mit einem prominenten Gast auf: Dem Youtuber Rezo, dessen “Zerstörung der CDU” mittlerweile mehr als 15 Millionen mal angeschaut wurde. In der insgesamt mehr als fünfstündigen Podcast-Produktion geht es volle 90 Minuten um Rezos Werk, seine Entstehungsgeschichte, die Produktion und die Zeit danach.

2. «Die New York Times versetzte der Meinungsäusserungsfreiheit einen herben Schlag»
(medienwoche.ch, Eva Hirschi)
Die “New York Times” hat am 10. Juni verkündet, in ihrer internationalen Ausgabe keine täglichen politischen Karikaturen mehr zu veröffentlichen. Vorausgegangen war eine vielfach kritisierte Karikatur eines portugiesischen Pressezeichners, für das das Blatt um Entschuldigung bitten musste. Von der grundsätzlichen Abkehr vom Genre Karikatur unmittelbar betroffen: Der Schweizer Pressezeichner Patrick Chappatte, der am selben Tag mit einer Art von Manifest antwortete. Im Interview mit der “Medienwoche” erzählt er, warum er die Entscheidung nicht nachvollziehen kann: “Mit den Pressezeichnungen verstummt eine der Stimmen der Meinungsäusserungsfreiheit. Eine Pressezeichnung ist die direkteste, ehrlichste und kritischste Stimme. Dass die New York Times nun wegen einer einzelnen Zeichnung ein ganzes Genre aus der Zeitung verbannt, ist für mich nicht nachvollziehbar. Sie hat doch auch schon Artikel publiziert, für die sie sich später geschämt und deren Publikation sie bereut hat. Zum Beispiel hat die New York Times die These, dass es Massenvernichtungswaffen im Irak gibt, während langer Zeit in ihrer Berichterstattung bestätigt. Und was ist passiert, als sich dies als Fehler herausgestellt hat? Hat man deswegen die gesamte Auslandberichterstattung verbannt? Natürlich nicht.”
Weiterer Lesetipp: Illustrator Christoph Niemann: “Ich bin hin- und hergerissen” (monopol-magazin.de).

3. Youtube sperrt bayerische Info-Seite gegen Rechtsextremismus
(br.de, Christian Schiffer)
Es scheint sich um einen typischen Fall von Overblocking zu handeln, bei dem eine Plattform etwas sperrt, was sie eigentlich nicht sperren müsste: Youtube hat das Konto von “Endstation Rechts Bayern” gekündigt, einem Informationsportal über Rechtsextremismus. Damit sind die Beobachtungsvideos über die rechtsextreme Szene nicht mehr auf Youtube verfügbar. Die Twitter– und Facebook-Konten existieren jedoch weiterhin.

4. Der Boom der Audios steht gerade erst am Anfang
(universal-code.de, Christian Jakubetz, Audio: 26:55 Minuten)
Christian Bollert ist Geschäftsführer des Internetradios und Podcastlabels detektor.fm und kann auf nahezu zehn Jahre Erfahrung auf diesem Gebiet zurückblicken. Im Interview mit Christian Jakubetz redet Bollert unter anderem über personalisiertes Radio und das Problem der Reichweitenmessung, singt das Loblied auf die Nische und verrät, warum Podcasts kein vorübergehender Hype sind.

5. Warnstreik für mehr Einkommen
(djv.de, Hendrik Zörner & Cornelia Berger)
Bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa) kam es gestern zu einem Warnstreik: Rund 100 Beschäftigte des Berliner Newsrooms legten in einer “aktiven Mittagspause” die Arbeit nieder. Gewerkschaft und Journalistenverband fordern Lohnerhöhungen von mindestens zwei Prozent für die bundesweit rund 800 Beschäftigten. Die Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (ver.di) Cornelia Berger kommentiert: “Es ist der erste Warnstreik in der langen Geschichte der dpa und er zeigt, wie wütend und entschlossen die Beschäftigten sind, ein Angebot zurückzuweisen, das für viele Reallohnverluste bedeuten würde.”

6. Wenn der Chefredakteur 200 mal klingelt
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers, Audio: 5:36 Minuten)
Lokaljournalismus heißt, zu den Menschen zu gehen. Der Chefredakteur des “Mindener Tageblatts”, Benjamin Piel, beherzigt dies auf eine besonders eindrückliche Art: Er kann auf mittlerweile 200 Interviews mit in der Region lebenden Menschen zurückblicken. Beim 199. Besuch hat Piel einen Landwirt besucht und sich dabei vom “Deutschlandfunk” begleiten lassen.

Das rechte Auge, Mit “Bento” auf Kaffeefahrt, Heiles Kunstwerk

1. “Eine gewisse Sprachlosigkeit”
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers)
Es ist schwierig: Journalismus soll nicht vorverurteilen, entsprechend umsichtig und verantwortungsvoll muss in Fällen von Verdachtsberichterstattung vorgegangen werden. Medien täten sich mit Berichten über Rechtsextremismus jedoch besonders schwer, so der ehemalige “Spiegel”-Kolumnist Georg Diez: “Das ist eine deutsche Pathologie, denke ich: Es darf nicht sein, was ist.”
Weiterer Lesetipp: Kritik am Verfassungsschutz: Warum bleibt die NSU-Akte 120 Jahre unter Verschluss? (t-online.de, Lars Wienand).

2. Sagt mal, @bento_de, meint ihr das eigentlich ernst?
(twitter.com/PaulBartmuss)
Der Journalist Paul Bartmuss ist über einen “Bento”-Beitrag gestolpert, der einer Art digitaler Kaffeefahrt gleicht: “Sagt mal, @bento_de, meint ihr das eigentlich ernst? Einen “Artikel” mit 29 (!) Affiliate-Links zu @amazonDE zuzuklatschen und das am Ende als Journalismus zu verkaufen? Geht es @SPIEGELONLINE wirklich finanziell so schlecht?”

3. Nach Berichterstattung: Donald Trump wirft New York Times Landesverrat vor
(netzpolitik.org, Markus Beckedahl)
Donald Trump hat die “New York Times” auf gewohnt trumpeske Weise beschimpft und ihr Landesverrat vorgeworfen. Das ist insofern bemerkenswert, als dass in den USA auf Landesverrat die Todesstrafe steht. Markus Beckedahl kommentiert den Fall und erinnert an ein ähnliches Geschehen in Deutschland. Vor gar nicht so langer Zeit hatte nämlich der damalige Verfassungsschutzpräsident, Hans-Georg Maaßen, versucht, mit ähnlicher Argumentation die netzpolitik.org-Macher mundtot zu machen.
Weiterer Lesetipp: Auf der CNN-Website reagiert Chefredakteur Chris Cillizza auf Donald Trumps jüngstes Interview beim Fernsehsender ABC. Er hat sich dazu 78 besonders bemerkenswerte Aussagen herausgesucht, die er mit viel Süffisanz und Galgenhumor kommentiert: The 78 wildest lines in Donald Trump’s epic ABC interview .

4. Mit Podcasts die eigene Bibliothek bereichern
(inkladde.blog, Nicola Wessinghage)
Es gibt mittlerweile einige Podcasts zum Thema Lesen und Literatur. Nicola Wessinghage hat sich durch das Angebot gehört und stellt ihre fünf Favoriten vor.

5. WhatsApp will Newsletter kicken
(taz.de, Lilly Schlagnitweit)
WhatsApp wird nicht nur zum Austausch von privaten Nachrichten, sondern auch zum Versand von Newslettern benutzt. Doch mit Letzterem könnte bald Schluss sein: Das Unternehmen will den massenhaften Versand von Nachrichten unterbinden und begründet dies unter anderem mit der Verbreitung von Fehlinformationen zu politischen Zwecken. Die Entscheidung hat aber auch einen wirtschaftlichen Aspekt: WhatsApp will Unternehmen zur “WhatsApp Business App” rüberlotsen.

6. Kunstmesse dementiert Zerstörung von Kunstwerk durch Dreijährige
(spiegel.de)
Es war eine Meldung ganz nach dem Geschmack von “Bild”: “So schnell kann es passieren: Auf der “Art Basel”, wo bis zu 20 Millionen Dollar teure Gemälde verkauft werden, wo angesichts Tausender Kunstwerke höchste Sicherheitsstufe gilt, hat am Wochenende ein Kleinkind ein 50 000 Euro teures Kunstwerk zerstört!” Auch “Spiegel Online” berichtet darüber (und bezog sich dabei auf “Bild”). Das Problem: An der Geschichte scheint wenig bis gar nichts dran zu sein.

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