“Bild” wetzt Messer, Memes wie zu Atari-Zeiten, Sterbehilfe

1. Analyse: BILD wetzt die Messer und schneidet dabei schlecht ab …
(volksverpetzer.de, Tobias Wilke)
Im “großen BILD-Messer-Report” geht es angeblich um die “ganze Wahrheit über die Zunahme der Gewalt”. Doch nicht alle Zahlen, die “Bild” dabei nennt, haben auch etwas mit Gewalt zu tun. Tobias Wilke kommentiert: “Eine Bedrohung ist selbstverständlich eine sehr ernst zunehmende Straftat. Aber anders als BILD in seiner ‘Ganzen Wahrheit’ in ihrem ‘Großen Report’ suggeriert, wurde hier niemand abgestochen. Allein dieser Straftatbestand macht mit 1261 von 3550 Delikten im ersten Halbjahr mehr als ein Drittel (35,5%) dessen aus, was BILD als ‘Gewalt mit Messern!’ zu verkaufen versucht. Langsam wird es einfach stumpf.”
Weiterer Lesehinweis von uns zur Messerfixiertheit der “Bild”-Redaktion: “Bild” meldet falsche “Messer-Attacke” auf Karamba Diaby (bildblog.de).

2. “Mitglieder müssen zahlen”
(taz.de, Peter Weissenburger)
Die Gründung des Onlinemagazins “Republik” basiert auf einem sehr erfolgreichen Crowdfunding von vor zwei Jahren, bei dem mehr als 3 Millionen Schweizer Franken zusammenkamen. Das Geld scheint jedoch nicht zu reichen. In einem dramatischen Aufruf heißt es, wenn “Republik” bis März dieses Jahres nicht die 19.000 zahlenden Mitglieder halten kann, sei das Experiment beendet. Peter Weissenburger hat mit Clara Vuillemin, Mitgründerin, Verwaltungsrätin und Vorständin bei Republik.ch, über die Malaise gesprochen.

3. Chinas Botschaft warb in Deutschland um Geld
(sueddeutsche.de, Christoph Giesen & Georg Mascolo)
Mit einem neuen Informationsportal über China (Arbeitstitel: “Chinareporter”) wollten zwei deutsche Journalisten der chinesischen Regierung helfen, ihr Image in Deutschland aufzupolieren. Heikel wird das Projekt durch einen Brief des chinesischen Botschafters, den er an große Stiftungen und Dax-Konzerne in Deutschland verschicken ließ und der um finanzielle Unterstützung bat. Christoph Giesen und Georg Mascolo kommentieren: “‘Chinareporter’ ist dann nicht gestartet, das Schreiben aber gibt einen seltenen Einblick, wie Pekings Vertreter in Deutschland versuchen, die Meinungsbildung zu beeinflussen. Sie setzen in China engagierte Unternehmen unter Druck, damit diese die von ihnen gewünschten Inhalte finanzieren. Anfragen dazu beantwortete die chinesische Botschaft nicht.”

4. Wikipedia ist in der Türkei wieder zugänglich
(spiegel.de)
Es geschehen noch Zeichen und Wunder: Nach fast drei Jahren hat die Türkei ihre Wikipedia-Sperre beendet. Passenderweise am 19. Geburtstag der Ehrenamts-Enzyklopädie, dem sogenannten Wikipedia-Tag. Auf der Blockiererliste stehe nun nur noch China.

5. Lasst Lokalzeitungen sterben, damit Lokaljournalismus leben kann!
(netzpolitik.org, Leonhard Dobusch)
Leonhard Dobusch überlegt, ob es nicht manchmal sinnvoll sein kann, notleidende Regionalzeitungen untergehen zu lassen: “Kann es nicht sogar sein, dass das Fortbestehen von Zombie-Regionalzeitungen das Entstehen von unabhängigerem Lokaljournalismus mehr behindert als befördert? Ist nicht der Umstand, dass viele Menschen immer noch ‘etwa 40 Euro’ monatlich für ihre Lokalzeitung ausgeben, ein Grund dafür, dass sie keine Notwendigkeit oder Möglichkeit sehen, stattdessen 10 bis 20 Euro für lokaljournalistische Blogs auszugeben, die sich mit klein(st)em Team auf genuin journalistische Recherche konzentrieren?”

6. Memes sollen nur noch 128 mal 128 Pixel groß sein
(golem.de, Friedhelm Greis)
In einem “Diskussionsentwurf” für das neue Leistungsschutzrecht geht es unter anderem um die Nutzung von Pressefotos und Videos für Memes und Vorschaubilder. Wenn es nach dem Papier geht, soll künftig nur noch “‘ein kleinformatiges Vorschaubild mit einer Auflösung von bis zu 128 mal 128 Pixeln’ und eine ‘Tonfolge, Bildfolge oder Bild- und Tonfolge mit einer Dauer von bis zu drei Sekunden’ lizenzfrei genutzt werden dürfen.” Die Urheberrechtsexpertin und frühere Europaabgeordnete Julia Reda kommentiert auf Twitter: “Die Ausnahmen für kleine Ausschnitte sind absolut weltfremd definiert. 128×128 Pixel? Wie zu Atari-Zeiten!”