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Razzia bei “Öko-Test”, Mit Rechten reden?, FaceApp in der Kritik

1. “Arglistig getäuscht”
(sueddeutsche.de, Christoph Giesen & Klaus Ott)
Verantwortliche des zur Medien-Holding der SPD gehörenden Verbraucher­magazins “Öko-Test” stehen unter dem Verdacht, im Zusammenhang mit einer Expansion nach China Firmengelder in Millionenhöhe veruntreut zu haben. Die Verdachtsmomente wiegen so schwer, dass bei einer Razzia mehr als 40 Beamte zum Einsatz kamen. Die “Süddeutsche Zeitung” erzählt die ganze Geschichte, die sich streckenweise wie ein Medienkrimi liest.

2. Digitaler Helpdesk für Medienschaffende
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen startet einen digitalen Helpdesk mit Informationen zu Themen wie Verschlüsselung, Anonymisierung und Account-Sicherheit sowie dem professionellen Umgang mit Hassrede und Falschnachrichten. Ein Angebot, dass der ROG-Geschäftsführer für unbedingt erforderlich hält: “Digitale Gefahren gehen in der journalistischen Arbeit längst einher mit physischen Bedrohungen. Dennoch wissen viele Journalistinnen und Journalisten nicht genug, um sich selbst und ihre Quellen zu schützen”.

3. Frauen auf dem Schirm
(tagesanzeiger.ch, Walter Niederberger)
In den USA gibt es bei den großen TV-Sendern ABC, NBC und MSNBC mehr Frauen in Spitzenpositionen. Das liege daran, dass weibliche TV-Hosts bei den Zuschauerinnen und Zuschauern besser ankämen, es ist aber auch darauf zurückzuführen, dass etliche prominente Fernsehmänner in den vergangenen Jahren wegen sexueller Übergriffe ihre Plätze räumen mussten.

4. Ein Spiel als Impfung gegen Fake News
(heise.de, Sascha Mattke)
Forscher der University of Cambridge haben ein Onlinespiel entwickelt, bei dem man in die Rolle eines Fake-News-Verbreiters schlüpfen und mit allerlei schmutzigen Tricks darauf hinarbeiten muss, möglichst viele Follower zu generieren. Anschließend seien die Probanden besser in der Lage gewesen, Falschnachrichten zu erkennen, es ist gar von einem Immunisierungseffekt die Rede.

5. Warum reden Sie mit Rechten, Herr Augstein?
(belltower.news, Fabian Schroers)
Es ist eine hierzulande oft diskutierte Frage: Darf oder soll man mit Rechten reden? Jakob Augstein hat dies im Mai getan, als er sich mit Karlheinz Weißmann, einem der Vordenker der Neuen Rechten, auf Schloss Ettersburg bei Weimar traf. Augstein hat dies vor ein paar Tagen im “Tagesspiegel” erklärt und begründet. Erklärungen, denen Fabian Schroers wenig bis nichts abgewinnen kann: “So hat das Gespräch auf Schloss Ettersburg herzlich wenig gebracht, außer der “neurechten” Publizistik Gelegenheit zu geben, vollmundig über “demokratischen Dialog” zu schwadronieren und sich in einem hübschen Schloss wichtig zu fühlen. Sowohl “neurechtes” Personal als auch dessen Positionen sind weiter legitimiert und normalisiert worden”.

6. Tausche lustiges Foto gegen meine Daten
(spiegel.de, Caspar von Allwörden)
Mit der Bildmanipulationssoftware FaceApp kann man sich in ein jüngeres oder älteres Ich verwandeln lassen. Weil dies erstaunliche Effekte hervorbringt, geistern die derart gepimpten Bilder gerade quer durch die sozialen Medien. Nun gibt es Kritik am unzureichenden Datenschutz und an dem Umstand, dass die App aus Russland stamme. Ein führender Demokrat im US-Senat sieht in der App gar “ein Risiko für die nationale Sicherheit und die Privatsphäre von Millionen US-Bürgern”. Die Daten könnten einer “gegnerischen Macht” in die Hände fallen. In Anbetracht des Umstandes, dass es unzählige datensammelwütige Apps gibt und dass die us-amerikanischstämmigen sozialen Netzwerke wohl zu den weltweit größten Datenhortern zählen, eine erstaunliche Sichtweise.

Polizei als Quelle, AfD vs. Restle, Netflix entfernt Suizid-Szene

1. “Keine per se seriöse Quelle”
(taz.de, Michael Kees)
Die Polizei sei keine per se seriöse Quelle, Pressestellen der Polizei hätten gar kein Interesse daran, neutral zu berichten … Was sich wie Aussagen von Aktivisten und Antifa anhört, stammt vom Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft kritischer Polizistinnen und Polizisten. Journalistinnen und Journalisten sollten bei Schilderungen der Polizei besonders misstrauisch sein: “Sie können eigentlich nie etwas für bare Münze nehmen.”
Nachtrag: Der von der “taz” interviewte Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft kritischer Polizistinnen und Polizisten scheint ein fragwürdiger Interviewpartner sein. Thomas Wüppesahl wurde wegen eines Versuchs der Beteiligung an einem Raubmord und wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz rechtskräftig verurteilt. Daraufhin wurde er aus dem Polizeidienst entlassen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft kritischer Polizistinnen und Polizisten soll laut Wikipedia nur aus zwei Personen bestehen.

2. Anmerkungen zu unserer Recherche für den Artikel “Gezielte Kampagne”
(spiegel.de)
Der “Spiegel” hat einen Beitrag über die die Lobbyarbeit eines deutsch-jüdischen und eines proisraelischen Vereins veröffentlicht (“Gezielte Kampagne”) und wird dafür stark kritisiert. Der Vorwurf: Die Redaktion bediene antisemitische Klischees. In einem Betrag in eigener Sache reagiert das Magazin auf die Vorwürfe.

3. Die Biedermänner zündeln
(djv.de, Hendrik Zörner)
Nachdem “Monitor”-Leiter Georg Restle sich kritisch zur AfD geäußert hat, dreht die Partei nun auf und antwortet mit einer Schmutzkampagne, in der sie den Journalisten als “totalitären Schurken”, “erbärmlichen Linksextremisten” und “abstoßenden Feind der Demokratie” bezeichnet. Und befeuert damit die Wut ihrer Anhänger, die Restle auf Twitter mit Beschimpfungen überziehen. Die Journalistin Anna-Mareike Krause kommentiert auf Twitter: “Was die AfD mit @georgrestle macht, ist kein Ausrutscher. Dahinter steckt die Strategie, Gegner solange mit Schmutz zu bewerfen, bis etwas hängenbleibt. Hier soll ein wichtiger Kritiker mundtot gemacht werden.”

4. Sprache im Dienst der Propaganda
(deutschlandfunk.de, Stefan Koldehoff, Audio: 10:18 Minuten)
Der Journalist Matthias Heine hat ein Buch über die sprachlichen Hinterlassenschaften der Nationalsozialisten geschrieben. Bei manchen Worten erschließt sich der historische Zusammenhang sofort, andere überraschen — wie der Begriff vom “Eintopf”. Das Wort sei auf die sogenannten Eintopf-Sonntage der 30er-Jahre zurückzuführen: “Da sollte man einmal im Monat immer nur sonntags statt des Sonntagsbratens einen Eintopf kochen und das gesparte Geld dem Winterhilfswerk, dieser Hilfsorganisation, spenden.”

5. Netflix schneidet Szene aus “Tote Mädchen lügen nicht”
(sueddeutsche.de, Jacqueline Dinser)
In der erfolgreichen Netflix-Serie “Tote Mädchen lügen nicht” geht es um die Vorgeschichte der Selbsttötung einer amerikanischen High-School-Schülerin. Auf sieben Audiokassetten erzählt die Protagonistin von den Gründen ihres Selbstmords, darunter Mobbing und sexuelle Gewalt. Diese Art der Darstellung wurde vielfach kritisiert, unter anderem von der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention, der Bundespsychotherapeutenkammer und dem Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte. Jahre später hat Netflix reagiert und schneidet die dreiminütige Szene heraus, in der man dem Mädchen bei ihrem Suizid zuschaut.

6. CumEx-Affäre: Journalist betrieb keine Wirtschaftsspionage
(infosperber.ch)
“Correctiv” berichtete über den milliardenschweren Betrug mit Cum-Ex-Geschäften. Dies führte unter anderem dazu, dass eine Bank zu ersten Schadensersatzzahlungen in Höhe von 45 Millionen Euro verurteilt wurde. Anstatt sich bei den Aufklärern dafür zu bedanken, zeigte die Schweizer Justiz “Correctiv”-Chef Oliver Schröm bei der Staatsanwaltschaft Hamburg an. Der Vorwurf: “Verdacht der Anstiftung zum Verrat von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen”. Nun haben die Hamburger Staatsanwälte die Akte geschlossen. Auf der “Correctiv”-Website heißt es dazu: “Nach 423 Tagen hat die Staatsanwaltschaft Hamburg aufgehört gegen den CORRECTIV-Chefredakteur Oliver Schröm zu ermitteln: Das “Ermittlungsverfahren wurde gemäß § 170 Abs. 2 der Strafprozessordnung eingestellt”, teilte die Behörde in einem Einzeiler mit. Es bestehe kein hinreichender Tatverdacht, der eine weitere Ermittlung oder gar Anklage rechtfertige.”

Enthemmter Maaßen, Gabalier, Manipulationsmaschine Smopo

1. Der enthemmte Maaßen zeigt, wie gefährlich der Verfassungsschutz ist
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Wer sich das Tweetverhalten des ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen ansieht, kommt aus dem Staunen nicht raus. Maaßen agiert dort wie ein rechter Troll — oder um es in den Worten von Markus Reuter zu sagen: “Maaßen ist der geheimdienstgewordene Sarrazin der Christdemokraten, der Matussek unter den Schlapphüten, eine Erika Steinbach mit Nickelbrille.” Reuter weist mit Beispielen nach, dass Maaßen nicht erst nach seinem Abgang aus dem Amt zum strammen Rechten wurde. Sein Resümee: “Die Vorgänge um Hans-Georg Maaßen führen ein weiteres Mal vor Augen, dass der sogenannte Verfassungsschutz die gefährlichste Behörde des Landes ist: Sie will auf dem rechten Auge nicht nur nichts sehen, sondern ist aktiv in die Unterstützung rechter Strukturen und in die Morde des NSU verstrickt. Sie ist ein Instrument zur Diskreditierung aller möglichen politischen Strukturen — nur gegen Rechtsextreme zeigt sich der Verfassungsschutz immer wieder unfähig.”

2. Kommentar: Gabalier als Brückenbauer zur Neuen Rechten
(nordbayern.de, Sebastian Gloser)
Am Wochenende war der österreichische Sänger von volkstümlicher Musik Andreas Gabalier in Nürnberg zu Besuch und füllte dort das Stadion mit rund 50.000 Menschen. Der Redakteur der “Nürnberger Nachrichten” Sebastian Gloser hat sich das Alpenspektakel angesehen und erklärt, was er an dem “Volks-Rock’n’Roller” problematisch findet. Zum Beispiel Gabaliers Wortwahl und Weltbild, das dem der Neuen Rechten ähnele: “Der 34 Jahre alte Gabalier gibt vor, die Welt seiner Kindheit zu glorifizieren, allerdings beschreibt er viel eher ein Rollenbild aus den 1950er Jahren. Männer sind harte Arbeiter und vor Kraft strotzende Böcke, Frauen dagegen “Zuckerpuppen” oder “Rehlein”, die sich darauf beschränken, hübsch auszusehen und den Männern schöne Augen zu machen.” Gloser schließt mit den Worten: “Seine Heimat zu lieben, ist kein Verbrechen, im Falle von Gabalier funktioniert der Begriff aber vor allem als Ausgrenzung. Das ist das Problem an seiner kleinen, steilen, heilen Welt.”

3. Fake news! Wie eine Schweizer Plattform der AfD in die Hände spielt
(storytelling.blick.ch, Simon Huwiler)
“Diese Onlinezeitung ist keine der üblichen Meinungsseiten am rechten Rand, wie sie sich zu Tausenden im Internet tummeln. Die Smopo ist eine gut geölte Manipulationsmaschine, entwickelt, um die westliche Gesellschaft zu stören und ihr ein rechts gerichtetes Weltbild aufzustülpen. Gesteuert aus einem Dorf auf der sankt-gallisch-appenzellischen Grenze.” Simon Huwiler hat eine lesenswerte und aufwändig aufbereitete Reportage verfasst, in der er die raffinierte Vorgehensweise nachweist. Mit allerlei zusammenkopierten Belanglosigkeitsartikeln wolle sich die Seite das Image eines halbwegs seriösen Medienportals geben. Dazwischen eingestreut: Hass, Hetze und Häme.

4. “Sonst ist Feierabend”
(sueddeutsche.de, Cornelius Pollmer)
Die “Süddeutsche Zeitung” hat sich mit dem Chefredakteur der “Sächsischen Zeitung” Uwe Vetterick über die Digitalstrategie seines Haues unterhalten. Die Hinwendung zum Digitalen hat ihre Gründe: “Wir haben noch eine hohe Auflage, noch ein gutes Geschäft, das aber ist strukturell rückläufig. Wer (sic) verlieren zwischen drei und viereinhalb Prozent pro Jahr. Das an sich wäre noch nicht dramatisch. Dramatisch sind die erheblich wachsenden Kosten im Vertrieb. Zum Teil getrieben durch Mindestlohn, zum Teil haben sie mit dem Markt zu tun: Die Stückkosten der Zustellung steigen, wenn die Auflage sinkt. Damit müssen wir umgehen.”

5. Falsche Eisbären-Expertin und «Breitbart»-Journalist in der Klima-Beilage der «Weltwoche»
(watson.ch, Christoph Bernet)
Die Schweizer “Weltwoche” hat eine 34-seitige Klima-Beilage (“Lehrmittel”) herausgegeben, mit der sie die “ungesunde Diskussion” über den Klimawandel öffnen und versachlichen wolle. Von einer Versachlichung kann man jedoch nicht unbedingt sprechen, wenn man den Ausführungen von Christoph Bernet folgt: Viele der Artikel stammen von äußerst fragwürdigen Experten oder stützen sich auf falsche Informationen.

6. Fangen Sie einfach an
(fachjournalist.de, Philipp Barth)
Vielen Journalisten, Autoren und Schriftstellern fällt der Einstieg in die Arbeit schwer. Wie überwindet man Blockaden und wehrt sich gegen das Aufschieben? Der Autor Philipp Barth gibt einige handfeste Tipps. Kompakt und ohne Geschwafel zusammengefasst und eine Empfehlung für die persönlichen Bookmarks.

“Deutschlandstrategie” der NZZ, Die Gemälde des Bob Ross, Un-“Bunte”

1. Die neuen Freunde der NZZ
(republik.ch, Daniel Binswanger)
Daniel Binswanger kommentiert die “Deutschland­strategie” des Schweizer Traditionsblattes “NZZ”, die besonders von AfD-Anhängern gefeiert wird: “Es ist verblüffend, wie shitstorm­getrieben die Positionierung der NZZ geworden ist. Man könnte den Eindruck bekommen, sie sei nicht mehr eine Publikation mit klaren publizistischen Linien, sondern ein Unternehmen zum Austesten der Grenzen des politischen Anstands. Wenns brenzlig wird, macht man einen taktischen Rückzieher.”

2. Leider wurde mein lieber Freund…
(facebook.com, Friederike Werner)
Friederike Werner war mit dem unlängst verstorbenen Filmproduzent David Groenewold befreundet, der 2013 in Zusammenhang mit der sogenannten “Wulff-Affäre” angeklagt und freigesprochen wurde. Sie ist schwer getroffen von der Berichterstattung durch die “Bunte” und deren Redakteurin Tanja May: “Die Tatsache, dass Frau May das Haus inklusive Polizeisiegel an der Wohnungstür von David Groenewold hat fotografieren lassen, sowie das illegale Beschaffen von Polizeiakten werden ein juristisches Nachspiel haben. Ich werde außerdem niemals müde werden, die Menschen darauf hinzuweisen, wie unanständig Frau May und die BUNTE in einer solch schweren Situation für alle Angehörigen agiert haben.”

3. Hört endlich auf, euch an der Dummheit von Influencern aufzugeilen
(vice.com, Sebastian Meineck)
Immer wieder machen sich Medien über Influencer lustig, die es mit der Selbstdarstellung übertreiben. Das Bashing gehe jedoch am Thema vorbei, wenn gewöhnliche Instagrammer mit ein paar hundert Abonnenten zu Influencern aufgeblasen werden und wenn der vermeintliche Skandal bei näherer Betrachtung in sich zusammenfällt. Sebastian Meineck erzählt die Geschichte von den “dummen Influencern” und dem giftigen See.

4. DJV-Austritt aus Protest
(welchering.de)
Peter Welchering hat in einem offenen Brief seinen Austritt aus dem Deutschen Journalisten-Verband (DJV) verkündet. Er wirft dem Verband beziehungsweise dessen Vertretern unter anderem eine zu große CDU-Nähe vor. Außerdem habe der DJV von Facebook und Google Geld kassiert und betrachte PR als eine Unterart des Journalismus. (Sobald eine Antwort des Verbands vorliegt, werden wir sie an dieser Stelle verlinken.)

5. Die Journalistin, die Jeffrey Epstein überführte
(sueddeutsche.de, Alan Cassidy)
Der US-Milliardär Jeffrey Epstein hat wahrscheinlich mehr als 80 Mädchen missbraucht und wäre damit wahrscheinlich davongekommen, denn er hatte mächtige Freunde in Justiz und Regierung. Dass der Fall nun neu aufgerollt wird, ist der amerikanischen Lokaljournalistin Julie K. Brown zu verdanken, die das übernommen hat, was Sache der Justiz gewesen wäre: “Eineinhalb Jahre verbrachte Brown damit, Epsteins Opfern nachzuspüren, ihr Vertrauen zu gewinnen und sie zu überreden, ihr von den Übergriffen zu erzählen, die sie erlitten hatten. Sie sprach mit Polizisten, die gegen den Financier ermittelt hatten, aber von ihren Vorgesetzten ausgebremst wurden. Sie wühlte sich durch Berge von Akten, flog von Florida nach New York, um vor Gericht Einsicht in Dokumente zu erkämpfen, und bezahlte manche Reise aus eigener Tasche.”

6. Where Are All the Bob Ross Paintings? We Found Them.
(nytimes.com, Larry Buchanan & Aaron Byrd & Alicia DeSantis & Emily Rhyne, Video: 10:49 Minuten)
“The Joy of Painting” hieß der legendäre TV-Malkurs, in dem der US-amerikanische Maler Bob Ross mit sanfter Stimme erklärte, wie man ein Landschaftsbild malt. Wo sind all die Bilder geblieben, die im Rahmen der vielen hundert Fernsehsendungen entstanden? Die “New York Times” hat sich auf Spurensuche begeben und einen sehenswerten zehnminütigen Videobeitrag produziert.

7. Liebe “BILD”-Leute, hier liegen gleich mehrere Missverständnisse vor. Ich erkläre Euch das gerne.
(facebook.com, Lorenz Meyer)
Extralink außerhalb der Reihe, da vom Kurator selbst: Auf Facebook erkläre ich “Bild”, warum von einer “Zitter-Zensur” der CDU keine Rede sein kann und räume mit einigen Missverständnissen auf: “Das letzte Missverständnis betrifft Euch, Eure Arbeit und Euer Arbeitsethos. Was Ihr macht, hat nämlich weder was mit Journalismus, noch mit Anstand zu tun.”

Weg mit den Weisheiten, Trick am Newsdesk, Altpapier “Motorwelt”

1. Weg mit den Weisheiten, her mit den Zwischentönen
(journalist-magazin.de, Barbara Hans)
Barbara Hans leitet “Spiegel Online” und gehört der Chefredaktion des “Spiegel” an. Sie hat in ihrem Leben schon viele ungebetene Ratschläge bekommen und vermeintliche Weisheiten über den Journalismus gehört. Ein paar davon hat sie sich notiert, um sie nun genüsslich zu demontieren. Und dabei fallen ein paar tatsächliche Wahrheiten ab.

2. Alter Trick am Newsdesk
(twitter.com, Jonas Leppin)
Jonas Leppin zeigt anhand von zwei Screenshots, wie Clickbait geht: “Alter Trick am Newsdesk: Wenn die Geschichte nicht so läuft, einfach mal die Zeile drehen.” Ein Fall von kühl kalkuliertem Populismus, den sich Journalistenschulen abspeichern sollten. Als Negativbeispiel.

3. SZ-Postfach: “Securedrop kann eine Art Lebensversicherung für Whistleblower sein.”
(get.torial.com, Stefan Mey)
Stefan Mey hat Vanessa Wormer von der “Süddeutschen Zeitung” interviewt, die dort das Darknet-Postfach für Whistleblower betreut. Um den Hinweisgebern ein hohes Maß an Anonymität zu bieten, ist eine Menge technischer Aufwand nötig. Trotzdem sollten die Whistleblower ein paar grundlegende Dinge beachten: “Das Wichtigste ist, uns nicht mit Geräten des Arbeitgebers zu kontaktieren, sondern private Geräte zu nutzen. Es macht auch immer Sinn, nicht das Netzwerk in der Privatwohnung oder am Arbeitsplatz zu nutzen, sondern in ein Café oder einen sonstigen Ort mit öffentlichem WLAN zu gehen.”

4. Deal.
(twitter.com/rezomusik)
Die SPD-Politikerin Sawsan Chebli hat auf Twitter angeregt, den Tweets des ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen weniger Aufmerksamkeit zu schenken. Rezo ist einverstanden: “Deal. Ab jetzt gibt ihm keiner mehr Reichweite und jede Zeitung, die ihn mit Reichweite pusht, wird 4 Wochen von uns allen nicht mehr gekauft. Hart für uns, weil er so erstaunlich dumme Sachen sagt. Hart für die Zeitungen, weil dumme Statements Klicks bringen. Aber schaffen wir.”

5. #40 Gutes Reden, schlechtes Reden – ein Talkshow-Talk
(deutschlandfunkkultur.de, Christine Watty, Audio: 48:55 Minuten)
Eine illustre Runde hat sich beim Kulturpodcast “Lakonisch Elegant” zum Meta-Talk über Talkshows zusammengefunden: die Medienprofis Eva Horn, Ferda Ataman, Arno Frank und Dirk von Gehlen. Es geht um die störenden Aspekte des Talkformats und um die Frage, was man besser machen könnte.

6. Für Selbstabholer
(sueddeutsche.de, Laura Hertreiter & Uwe Ritzer)
Das ADAC-Magazin “Motorwelt” ist nicht nur Europas auflagenstärkste Zeitschrift, sondern auch das führende Flachblatt für Treppenlifte, Flusskreuzfahrten und Seniorenbedarf. Aus Kostengründen soll das Magazin nur noch viermal im Jahr erscheinen. Der lustigste Satz des Artikels bei Süddeutsche.de: “Intern geht man beim ADAC davon aus, dass ein Viertel der Empfänger die Motorwelt ungelesen wegwirft.” (Lustig, weil es eigentlich fünf Viertel sein müssten.)

Maaßens Westfernsehen, Lippenlese-Absage, “Welt” auf dem Prüfstand

1. Mit dem “Westfernsehen” sieht man schlechter
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der ehemalige Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen ist ein Fan der “NZZ”, die für ihn so etwas wie “Westfernsehen” sei. Besonders angetan hat es ihm ein aktueller Artikel, nach dem “die Mehrheitsgesellschaft in deutschen Städten ihrem Ende entgegen sehe”. Stefan Niggemeier hat sich den Text, der laut “NZZ” “zunächst versehentlich in unredigierter Fassung publiziert” worden sei (“Wir bitten dies zu entschuldigen.”), näher angeschaut.
Weiterer Lesetipp: Gehirnwäsche in der Höhenluft: “Die “Neue Zürcher Zeitung” ist das Leib-und-Magen-Blatt der Rechten. Was treibt der Chefredakteur der “NZZ”, Eric Gujer, da eigentlich?” (taz.de, Cornelius Oettle).

2. Ich muss da mal was loswerden
(twitlonger.com, Julia Probst)
Julia Probst beherrscht das Lippenlesen und hat schon bei mancher Fußballübertragung verraten, worüber sich Spieler und Trainer austauschen. Probst berichtet nun, dass verschiedene Medien bei ihr angefragt hätten, was die Kanzlerin bei ihrem Zitteranfall gesagt habe. Ein Wunsch, dem sie eine scharfe Absage erteilt hat: “Ich würde mir wünschen, dass die Medien in diesem Punkt sich das fragen: “Angenommen, das wäre ICH selbst in der gleichen Situation, würde ich das wollen, dass man auf diese Art über mich berichtet?”

3. “Welt” auf dem Prüfstand
(sueddeutsche.de, Caspar Busse)
Der amerikanische Finanzinvestor KKR will beim Medienhaus Axel Springer einsteigen und mindestens 20 Prozent der Aktien übernehmen. Das offizielle Kaufangebot sorgt nun für Aufregung. Man wolle die “Welt”-Gruppe fortführen, aber nur “unter der Voraussetzung einer angemessenen Steuerung der jährlichen Ergebnissituation”. Ein Passus, den es zu anderen Objekten wie “Bild” oder “Business Insider” nicht gebe.

4. Alles super im Radioland
(deutschlandfunk.de, Christoph Sterz)
Nach Bekanntgabe der halbjährlich erhobenen, neuen Hörerzahlen feiern sich die Radiosender fast rituell als Gewinner. Dennis Horn kommentierte dieses Phänomen bereits vor einem Jahr auf Twitter: “Laut den Pressemitteilungen zu den neuen Einschaltzahlen kommen die deutschen Radiosender insgesamt auf einen Marktanteil von 200 Prozent.”

5. Hilferuf aus dem Pressehaus
(kontextwochenzeitung.de, Josef-Otto Freudenreich)
Die SWMH (Südwestdeutsche Medien Holding) ist ein mächtiger Medienkonzern, zu dem unter anderem die Zeitungsgruppe Stuttgart, der “Schwarzwälder Bote”, aber auch der Süddeutsche Verlag mit der “Süddeutschen Zeitung” gehören. Hinter den Kulissen des Unternehmens rumort es derzeit gewaltig. Der Geschäftsführer wolle “im Kernbereich massiv Kosten sparen” und das gesparte Geld im Digitalbereich einsetzen. Der Betriebsrat protestiert gegen den Umbau. Josef-Otto Freudenreich erklärt die Hintergründe eines Geschäfts, bei dem es einst “Renditen wie im Drogenhandel” gegeben habe.

6. Ich musste viel Lehrgeld zahlen.
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
Zunächst: Für das Interview mit Ilka Bessin muss man kein Fan der Comedy-Kunstfigur Cindy aus Marzahn sein. Es geht um Bessins biografischen Hintergrund, ihre Humor-Vorbilder, den Umgang mit Popularität und ihren Wunsch, sich zu ernsten Themen zu äußern: “Wir als Künstler haben ein Sprachrohr, wir haben die Möglichkeit, auf Dinge aufmerksam zu machen, die nicht rund laufen in diesem Land. Und diese Möglichkeit sollten wir nutzen. Das kann auf der Bühne sein, aber auch in Talk-Shows oder Interviews.”

“Das Parlament” im Neuland, Leon Stusslock, Politiker als Kolumnisten

1. Ins Neuland
(sueddeutsche.de, Julian Erbersdobler)
Die politische Wochenzeitung “Das Parlament” gibt es bereits seit den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts. Bis zum Jahr 2000 wurde sie von der Bundeszentrale für Politische Bildung herausgegeben, danach vom Deutschen Bundestag. Julian Erbersdobler hat den Chefredakteur im Jakob-Kaiser-Haus besucht, dem größten Parlamentsgebäude in Berlin. Wie geht es weiter mit der Zeitung? Und wie will man ein junges Publikum erreichen?

2. Wir haben Leon-Lovelock-Videos mit einem Verschwörungstheorie-Experten geschaut
(vice.com, Johann Voigt)
Der Youtuber Leon Lovelock (378.000 Abonnenten) unterhält sich auf seinem Kanal gerne mit Rappern und rutscht dabei oft in Verschwörungstheorien ab. “Vice” hat mit dem Philosophen und Experten für Verschwörungstheorien Jan Skudlarek über die aus seiner Sicht demokratiefeindlichen Filmchen gesprochen: “Es ist empirisch bewiesen, dass Menschen, die mit solchen Verschwörungstheorien konfrontiert werden, weniger bereit dazu sind, wählen zu gehen. Wenn du bei Leon Lovelock als Jugendlicher in vielen Videos erzählt bekommst, dass “die da oben” eh machen, was sie wollen, ist das aus moralischer Sicht problematisch. Gerade weil Jungwähler beeinflusst werden. Diejenigen also, die man am meisten für die Demokratie begeistern sollte.”

3. Donald Trump hat kein Recht, Twitter-Nutzer zu blockieren
(spiegel.de)
Ein amerikanisches Berufungsgericht hat bestätigt, dass Regierungsbeamte auf Twitter niemanden wegen seiner politischen Ansichten blockieren dürfen. Auch nicht Regierungsbeamte wie der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.

4. Alexa birgt laut Gutachten Risiken für Kinder
(zeit.de)
Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags warnt vor Amazons digitaler Sprachassistentin “Alexa”. Das Gerät sei für Kinder nicht geeignet, weil diese persönliche Informationen preisgeben oder für Minderjährige nicht geeignete Inhalte abrufen könnten. Auch der Umgang mit den erhobenen Daten sei problematisch.

5. Ungute Mischung
(taz.de, Anne Fromm)
Anne Fromm kritisiert Zeitungen dafür, dass sie Politikern wie Friedrich Merz (CDU) und Sigmar Gabriel (SPD) Kolumnen geben. Damit würden die Redaktionen ihre Glaubwürdigkeit verspielen: “In einer Zeit, in der sich “die da oben” als Chiffre für das angebliche Geklüngel von Medien und Politik etabliert hat, ist das kurzsichtig.”

6. Boris Johnson: Der ehemalige Journalist als Meister der Medienmanipulation
(medienwoche.ch, Peter Stäuber)
Peter Stäuber erklärt das Medienphänomen Boris Johnson und beschreibt einige seiner Tricks: “Boris Johnson ist ein Meister der “toten Katze”. So nennt man im britischen Medienjargon ein plumpes Ablenkungsmanöver: Ein Politiker, dem die Berichterstattung über ein heikles oder schwieriges Thema zu schaffen macht, sagt etwas derart Kurioses oder Unverschämtes, dass die Medien über nichts anderes mehr sprechen können — wie eine tote Katze, die während des Abendessens mitten auf den Tisch geschmissen wird.”

Funkes Thüringen-Rückzug, Chinas Mediensperre, Globuli-Abmahner

1. Print first
(taz.de, Anne Fromm)
Die Funke Mediengruppe ist einer der marktbeherrschenden Verlage für Regionalzeitungen. Besonders deutlich wird dies in Thüringen. Dort besitzt der Konzern die drei größten Zeitungen “Thüringer Allgemeine”, “Thüringische Landeszeitung” und “Ostthüringer Zeitung”. Das Quasi-Monopol hat seine Tücken, denn Funke will nun massiv sparen und reduzieren. “taz”-Medienredakteurin Anne Fromm ist besorgt: “Wenn die Funke-Zeitungen wegfallen oder zumindest viel weniger gelesen werden, weil sie nur noch digital zu haben sind, dann entsteht in weiten Teilen des Bundeslandes das, was sie in den USA “Nachrichtenwüste” nennen. Und das in dem Bundesland, wo der NSU seine Wurzeln hat. Wo die Höcke-AfD drei Monate vor der Landtagswahl in Umfragen mit gut 20 Prozent drittstärkste Partei ist. Wo Sozialforscher seit Jahren ein Verfestigen rassistischer Tendenzen bei rund der Hälfte der Bevölkerung beobachten.”

2. Heather Mills bekommt wegen Abhörskandal Entschädigung zugesprochen
(spiegel.de)
In Großbritannien haben Journalisten jahrelang Promis abgehört, darunter Heather Mills, früheres Model und Ex-Frau von Paul McCartney. Nun hat Mills nach eigener Aussage gemeinsam mit anderen Opfern “die höchste Entschädigungssumme in einem Fall von Verleumdung durch Medien erreicht, die jemals in der britischen Rechtsgeschichte verhängt wurde”.

3. China blockiert deutsche Medien
(deutschlandfunk.de, Isabelle Klein, Audio: 5:49 Minuten)
China sperre im Internet immer mehr deutschsprachige Inhalte, darunter “Spiegel Online”, “Tagesschau”, “FAZ”, “SZ” und ZDF (ZDF.de und auch heute.de scheinen allerdings doch in China abrufbar zu sein). Markus Pfalzgraf, China-Korrespondent der ARD, vermutet dahinter den Versuch der chinesischen Regierung, die Proteste in Hongkong kleinzuhalten.

4. Ein Text zieht falsche Schlussfolgerungen aus von Menschen produzierter CO2-Menge
(correctiv.org, Nina Breher)
In den Sozialen Medien zirkuliert ein Text, der belegen soll, dass es keinen menschengemachten Klimawandel gibt. Das Problem: Die im Text genannte Quelle gibt es nicht, und auch der Rest der Anekdote — einschließlich der Schlussfolgerungen — stimmt nicht, wie “Correctiv” im Faktencheck feststellt.

5. Arzneimittelhersteller schickt Anwaltsschreiben zum konstruktiven Austausch
(journalist-magazin.de, René Martens)
Wie könnte man als Homöopathie-Hersteller reagieren, wenn jemand behaupten würde, die Homöopathie habe über den Placebo-Effekt hinaus keine Wirkung? Ein kleiner Tipp: Typische Reaktionen wären ignorieren oder diskutieren. Ein mächtiger Globuli-Fabrikant hat sich für die dritte Variante entschieden und schüchtert Homöopathie-Kritiker per Anwaltsschreiben ein.

6. Böses Internet? Vom Verschwinden von Humor-Institutionen
(dwdl.de, Miguel Robitzky)
“DWDL”-Zeichner Miguel Robitzky reagiert auf den Aus des “MAD”-Magazins und dem Karikaturen-Ausstieg der “New York Times”: “Es müssen von Verlagen und Redaktionen Geschäftsmodelle für professionelle komische Kunst gefunden werden, die ausschließlich online stattfinden oder zumindest analoge wie digitale Medien gleichzeitig bedienen. Formate, die an das Tempo der heutigen Zeit angepasst sind, die das Internet nicht als Konkurrenz und Miesmacher, sondern als Chance und Teil von sich verstehen und nicht bloß geklaute Tweets auf Tafeln abschreiben, um sie dann auf Instagram zu posten. Sonst enden wir noch wie die CDU und das kann nun wirklich keiner wollen!”

Seelische Hornhaut der “Kronen Zeitung”, Jürgs-Nachruf, Velerkultur

1. Presserat rügt “Krone” wegen erfundenen Interviews mit Witwe
(derstandard.at)
Sie muss zentimeterdick sein, die seelische Hornhaut bei der österreichischen “Kronen Zeitung”. Dort hat man in Zusammenhang mit dem Todesfall eines Kärntner Gastronomen nicht nur ein unverpixeltes Familienfoto samt minderjähriger Tochter veröffentlicht. Nein, man hat auch noch ein erfundenes Interview mit der Witwe zusammenfantasiert. Nachdem es eine Rüge vom Presserat gab, versicherte der “Kronen”-Chef, man werde in Zukunft “noch behutsamer und vorsichtiger vorgehen”. “Noch” …

2. Pierre M. Krause: “Auch ein Auslacher ist ein Lacher”
(dwdl.de, Kevin Hennings)
“DWDL” hat sich mit dem TV-Moderator Pierre M. Krause über dessen Late-Night-Format (“Pierre M. Krause Show”), einen potenziellen Senderwechsel und die Notwendigkeit einer täglichen Late-Night unterhalten.
Tipp: Wem Krauses sehenswerte SWR3-Latenight bislang entgangen ist: In der ARD-Mediathek gibt es einige der vergangenen Sendungen.

3. 7500 Zeichen am Tag
(sueddeutsche.de, Hans Leyendecker)
Ende vergangener Woche ist der Journalist Michael Jürgs nach einer schweren Krebserkrankung im Alter von 74 Jahren verstorben. Jürgs war ein journalistischer Frühstarter und schon mit 23 Feuilleton-Chef bei der Münchner “Abendzeitung”. Stationen bei “Tempo” und “Stern” folgten. Daneben schrieb Jürgs einige Sachbücher und Biografien (unter anderem den Bestseller “Der Fall Romy Schneider”) und moderierte die NDR-Talkshow. Hans Leyendecker erinnert an einen bemerkenswerten Journalisten und Publizisten.
Weiterer Tipp: Jürgs gab “Zapp” 2013 ein Interview über die “Zukunft des Journalismus”. Hintergrund war der Verkauf verschiedener Springer-Regionalzeitungen an die Funke Mediengruppe.

4. “Der Satiriker darf erst mal alles”
(spiegel.de, Elisa von Hof)
Dominik Bauer ist Teil des Karikaturisten-Duos “Hauck und Bauer” und dort für den nicht-zeichnerischen Part zuständig. Im Gespräch mit “Spiegel Online” geht es um den Karikaturen-Ausstieg der “New York Times”, die Bedeutung der Sozialen Medien, Shitstorms und Beifall von der falschen Seite.

5. Hinterzimmer-Politik
(uebermedien.de, Andreas Püttmann)
“Übermedien” fragt regelmäßig nach dem persönlichen “Hasswort”. Für den Politikwissenschaftler und freien Publizisten Andreas Püttmann ist es der Begriff von der “Hinterzimmer-Politik”.

6. Wir sind das Medienmagazin “journalist” und haben auf unserem Juli-Cover das Wort “Journalismus” falsch geschrieben. Argh.
(twitter.com/journ_online)
Kein Medium ist vor Rechtschreibfehlern oder unglücklichen Formulierungen gefeit. Das Medienmagazin “journalist” atmet den Schmerz über einen Lapsus weg, indem es auf Twitter die Kolleginnen und Kollegen nach ähnlichen Schnitzern fragt. Die Ergebnisse sind teilweise ganz lustig und zugleich beruhigend. Schließlich machen wir alle mal einen Veler.

AfD-Talkshows, “Mad”-Aus, Harald Schmidts Dieter-Nuhrisierung

1. “Öffentlich-rechtliche Talkshows sind Werbeträger für die AfD”
(deutschlandfunk.de, Sebastian Wellendorf, Audio: 8:30 Minuten)
Der Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister spricht im Deutschlandfunk über die Rolle von Talkshows in Bezug auf politische Berichterstattung. Hachmeister nennt das Format ein “Ritual der Politiksimulation”, das durch Taktung und Inszenierung der AfD in die Hände spiele: “Man muss eigentlich dieses System austrocknen, man müsste diesen Talkshow-Sumpf, um es mal so hart zu sagen, trockenlegen. Und das gelingt nur, indem man ihm insgesamt weniger Beachtung schenkt, auch über die sozialen Medien, über Twitter. Es kommt ja noch dazu, dass diese Talkshows in den Tageszeitungen zum Teil rezensiert werden wie Theateraufführungen, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zum Beispiel, die macht das regelmäßig, auch online. Und damit bekommt das Ganze ja noch mehr Gewicht, und das ist insgesamt für die Temperatur der gesellschaftlichen Debatte kein guter Zustand.”

2. Die Dieter-Nuhrisierung von Harald Schmidt
(blogs.faz.net, Martin Benninghoff)
Der “FAZ”-Autor Martin Benninghoff ist über einige Äußerungen von Harald Schmidt im Interview mit dem ORF verwundert und fragt: “Kann es sein, dass Schmidt eine Dieter-Nuhrisierung durchmacht? Indem er aus einer Position der Selbstgefälligkeit heraus den bräsigen Mainstream bedient?”

3. Hans-Ulrich Jörges zittert um Angela Merkel
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier wundert sich, wie “Stern”-Kolumnist Hans-Ulrich Jörges es schafft, eine ganze Seite mit Geraune und Spekulationen über Angela Merkels Gesundheitszustand zu füllen: “Er weiß, um es vorwegzunehmen, nichts über den Gesundheitszustand von Angela Merkel. Er sieht die Bilder, die wir alle gesehen haben, und dann geht er zum Recherchieren in seinen Kopf und lässt uns staunend teilhaben an den Abgründen, die sich dort auftun.”

4. Kriminalisierung von Tor-Servern stoppen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen kritisiert die Bestrebungen des Bundesinnenministeriums, Tor-Server und Anonymisierungsdienste zu kriminalisieren. Die Organisation wäre davon selbst betroffen: “Wir wehren uns gegen die Kriminalisierung unseres Einsatzes für Anonymität im Internet. Nur weil wir Tor-Knoten betreiben, sind wir nicht kriminell. In unseren Trainings zur digitalen Sicherheit erleben wir täglich, wie wichtig ein VPN oder der Tor-Browser für die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten geworden ist. Solche Angebote gilt es im Zeitalter zunehmender Überwachung zu stärken, anstatt zu kriminalisieren.”

5. LKA ermittelt nach tausenden Hass-Kommentaren zu Lübcke
(hessenschau.de, Heike Borufka & Tobias Lübben)
Im Zusammenhang mit dem Mord am früheren Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke tut sich ein Abgrund von Hass und Häme im Internet auf. Das Landeskriminalamt Hessen will der geballten Hasskriminalität nun mit einer eigens dafür eingerichteten Arbeitsgruppe begegnen. Man rechne mit mehreren tausend Strafverfahren.
Weitere Lesetipps: t-online.de berichtet über die Initiative HateAid: Opfer erzählt: So half mir die neue Shitstorm-Feuerwehr. Siehe dazu auch den Facebook-Eintrag von HateAid-Mitgründer Gerald Hensel.
Außerdem einen Blick wert: der Bericht zur neuen Hate-Speech-Studie: Eine massive Einschränkung der Meinungsvielfalt (belltower.news, Oliver Saal & civic.net).

6. Regular Issue Mad Covers
(madcoversite.com, Dough Gilford)
Das amerikanische “Mad”-Magazin steht nach 67 Jahren kurz vor dem Aus und füllt die nächsten Ausgaben nur noch mit Alt-Material. Vielleicht ein Anlass, einen wehmütigen Blick auf Dough Gilfords Website zu werfen, auf der alle “Mad”-Cover seit 1952 abgebildet sind.

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