Archiv für 6 vor 9

Saures Katapult, MDR-Bildfälscher, Friedrich Merz und der Journalismus

1. Die Süddeutsche klaut systematisch von Katapult
(katapult-magazin.de, Benjamin Fredrich)
“Katapult”-Chefredakteur Benjamin Fredrich ist mächtig sauer auf die “Süddeutsche”, der er die unautorisierte Übernahme von Inhalten vorwirft: “Ficken Sie sich schwer ins Knie, Herr Weber! Ich veröffentliche Ihre volle Peinlichkeit, Ihr journalistisches Unverständnis darüber, eine Quelle von einer Idee nicht unterscheiden zu können, und Ihre systematische Übernahme unserer Werke.” Die “Süddeutsche” reagierte mit einer Stellungnahme, in der sie ihr Bedauern mitteilte und die sofortige Einstellung der Kolumne bekannt gab. Der Vollständigkeit halber muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass anscheinend auch “Katapult” sich nicht immer vorbildlich verhalten hat.

2. Diese Wörter zensieren YouTuber in ihren Kommentarspalten
(vice.com, Sebastian Meineck)
Mit der Funktion “Gesperrte Wörter” können Youtuber Kommentare blocken lassen, in denen bestimmte Wörter vorkommen. Das kann nützlich sein, wenn man vermeiden will, dass die eigene Adresse verbreitet wird oder allzu derbe Schimpfwörter verwendet werden. Viele der Youtube-Stars nutzen die Funktion jedoch auch, um Kritik von sich fernzuhalten und um ihr Geschäftsmodell zu schützen. In Kooperation mit dem Youtube-Kanal Ultralativ (Video, 6:14 Minuten) hat sich “Vice” angeschaut, was Top-Influencer wie Bibi, Dagi, Unge und Co. so alles blockieren.

3. Manipuliertes Foto: Was ist bloß in den MDR gefahren?
(rnd.de, Imre Grimm)
In der MDR-Sendung “Sachsenspiegel” wurde über eine Demonstration in Dresden berichtet, und dabei wurden auch Bilder der Gegendemonstration gezeigt. Ein Transparent eines Gegendemonstranten war leer — der MDR hatte, ohne dies zu erwähnen oder zu begründen, die Inhalte wegretuschiert. Ein fataler Fehler, wie “RND”-Kommentator Imre Grimm findet: “Gerade in Instagram-Zeiten, in denen fast jedes Foto per Mausklick leicht in das Gegenteil seiner selbst verwandelt werden kann, ist Glaubwürdigkeit im Umgang mit Bildern und Fakten das höchste Gut einer Redaktion. Der MDR hat dieses Gut leichtfertig und unnötig aufs Spiel gesetzt.”

4. Wie ZEIT ONLINE Wissenschaftler bei ihrer Forschung unterstützt
(blog.zeit.de, Elena Erdmann & Philip Faigle & Julius Tröger)
Normalerweise profitieren Medien von der Arbeit von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen. Dass es auch andersherum geht, zeigt der spannende Blick hinter die Kulissen bei “Zeit Online”.
Weiterer Lesehinweis: Faszinierend: Wie Julius Tröger für die Zeit komplexe Daten-Welten visualisiert (kress.de, Rupert Sommer).

5. Journalisten müssen von Friedrich Merz nicht gebraucht werden
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Man hätte fast glauben können, dass sich Friedrich Merz vom Gedanken des freien Journalismus verabschiedet hat, so laut und empört war die Aufregung einiger Medien (und des DJV, PDF) über einige seiner Äußerungen bei einer Karnevalsveranstaltung. Dass dem keineswegs so ist, erklärt Medienkritiker Stefan Niggemeier: “Genau genommen sagt Merz nicht, dass traditionelle Medien überflüssig sind. Es sagt, dass sie nicht mehr nötig sind, um eine Botschaft an ein Publikum zu bringen. Das ist nicht dasselbe, und selbst das ist vermutlich zu optimistisch formuliert von Merz: Über ‘institutionalisierte Medien’ lassen sich in der Regel immer noch viel größere Publika erreichen.”

6. Die Sinnfluencer
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio: 6:05 Minuten)
Die Evangelische Kirche startet in Deutschland ein “Sinnfluencer”-Netzwerk auf Youtube: das evangelische Content-Netzwerk “YEET”. Brigitte Baetz hat sich angeschaut, was die Kirche in Sachen digitaler Verjüngung unternimmt. Dabei geht es auch um den, vom Kirchenverantwortlichen so bezeichneten, “Frömmigkeitsstil”.

Antifa-Rechercheplattformen, Corona-Empathie, Schnuckelchen

1. Vorsicht vor “antifaschistischen Rechercheplattformen”!
(welt.de, Ricarda Breyton)
Die “Welt”-Politikredakteurin Ricarda Breyton warnt vor “antifaschistischen Rechercheplattformen”: “Im Internet kursierten zuletzt fragwürdige Meldungen über den inzwischen zurückgetretenen Sprecher der Werte-Union sowie den Ostbeauftragten der Regierung. Die wurden in die Nähe von Rechtsradikalen gerückt. Diese Art der Gerüchteverbreitung muss verhindert werden.”
Auf Twitter antwortet der AfD- und Faschismus-Experte Andreas Kemper: “Ausgerechnet die WELT warnt vor antifaschistische Rechercheplattformen? Für die WELT war von 2012 bis 2015 G. Lachmann als Chefreporter in Sachen #AfD zuständig. Seit seinem Rauswurf ist er Medienberater für Höcke. Sie nahm Don Alphonso auf, als die FAZ ihn nicht mehr wollte.” Der Journalist Henrik Merker schreibt: “Antifaschistische Rechercheplattformen liefern Material von Neonazi-Versammlungen, zu denen sich manche @welt-Leute nicht auf 10km rantrauen würden. (…) Dass Journalisten das Material prüfen müssen, bevor sie drüber schreiben, sollte klar sein.” Und ergänzt in einem weiteren Tweet: “Und ne, als potentielle Quelle darf man als Journalist antifaschistische Rechercheplattformen niemals ausschließen, wie das in der @welt gefordert wird. Vielmehr sollte man häufiger mal dort nachschauen, um rechtsextreme Netzwerke frühzeitig erkennen und publik machen zu können.”

2. Trusted Brands: Kündigen Sie das Abo von Steingarts “Morning Briefing” – so wird Ihr Newsletterkonsum klimaneutral
(meedia.de, Mike Kleiß)
Gabor Steingart hat in seinem Newsletter “Morning Briefing” vor wenigen Tagen dazu aufgefordert, diverse Zeitungen und Magazine zu kündigen. Mike Kleiß kommentiert ironisch: “Gut, dass der ‘Spiegel’ darauf bisher nicht eingeht, nicht zurückschießt. Etwa mit einem Cover auf dem Steingart als Kapitän zu sehen ist. An Deck der Pioneer One. Mit der Zeile: ‘Kündigen Sie einfach das Abo von Steingarts ‘Morning Briefing’ — So wird wenigstens Ihr Newsletterkonsum klimaneutral.'”

3. Influ­encer sollen über Pro­dukte “infor­mieren” dürfen
(lto.de, Annelie Kaufmann)
Das Bundesjustizministerium hat einen Vorschlag zur Kennzeichnung von Social-Media-Posts erarbeitet. Demnach müssen Äußerungen auf Sozialen Medien nicht als Werbung gekennzeichnet werden, “wenn sie ohne Gegenleistung erfolgen und vorrangig der Information und Meinungsbildung dienen”. Ein möglicher Gesetzentwurf müsse jedoch eng mit der Europäischen Kommission abgestimmt werden.

4. Die 1,4 Milliarden-Dollar-Wette inmitten der Streaming Wars: Wie viel Potenzial hat Quibi?
(omr.com, Tobi Bauckhage & Jon Hanschin)
Mehr als eine Milliarde Dollar lassen sich zwei amerikanische Unternehmer angeblich den neuen Streamingdienst Quibi kosten. Auf dem zahlungspflichtigen Kanal soll es Kurzvideos (“Quick Bites”) mit einer Länge von maximal zehn Minuten geben. Zielgruppe: Handynutzer und -nutzerinnen. Tobi Bauckhage und Jon Hanschin erklären, was es mit dem Kurzfilm-Netflix auf sich hat.

5. Wo bleibt die Empathie?
(taz.de, Fabian Kretschmer)
Die europäische Berichterstattung über das Coronavirus mache viele Chinesen und Chinesinnen wütend, so der China-Korrespondent Fabian Kretschmer. Der Mangel an Empathie gegenüber der Bevölkerung sei erschreckend. Zumal die derzeitige Situation mit einer Quarantäne für rund 60 Millionen Menschen bislang einmalig und Schuldzuweisungen unangebracht seien.

6. Schnuckeliger Vater von Sportschau-Moderatorin trainiert Schalke.
(twitter.com, Günter Klein)
Der Chefreporter Sport des “Münchner Merkur” antwortet auf eine “Focus Online”-Schlagzeile …

Kreml-Propaganda, Reichelts Talk-Trash, Fortgesetztes Fremdschämen

1. Jetzt auch mit Staatspropaganda direkt aus dem Kreml
(horizont.net, Ulrike Simon)
Es gibt mal wieder Neues vom Ehepaar Holger und Silke Friedrich und der von ihm erworbenen “Berliner Zeitung”. Auf der Website bediene sich die Redaktion neuerdings bei der russischen Nachrichtenagentur TASS. Die “zentrale staatliche Nachrichtenagentur” werde als normale Quelle behandelt, gleichwertig mit dpa und Reuters. Bei Medienjournalist Daniel Bouhs klingt es so, als könne er die Aufregung um die Verwendung von TASS nicht so ganz nachvollziehen: “Zumindest in dem zitierten Artikel ist TASS eine Quelle neben vielen, v.a. neben seriösen wie dpa. (…) Frage ist doch immer, wie man damit umgeht.”
Die Friedrichs waren erst vor wenigen Tagen in die Schlagzeilen geraten, als die Trennung von den Chefredakteuren der “Berliner Zeitung” und des “Berliner Kuriers” bekannt wurde. Was bei der “Welt” zu Spekulationen führte: “Arntz und Jehn, beide Journalisten und Chefredakteure mit einer in der Medienbranche untadeligen Reputation, hatten nach der Enthüllung durch Welt am Sonntag, dass Holger Friedrich in der DDR als IM für die Stasi tätig war, eine unabhängige Untersuchung des Falls angekündigt.”

2. TV-Talk-Trash mit Julian Reichelt: “Bild” dir deinen Volkskörper
(fr.de, Katja Thorwarth)
Katja Thorwarth hat sich den TV-Talk von “Bild”-Chef Julian Reichelt angeschaut. Dieser bediene das neurechte Narrativ des Meinungsdiktats. Die Sendung sei jedoch insgesamt so erschreckend schlicht, dass sich kein Mitbewerber sorgen müsse: “Wer sich als Teil des Volkes ‘Querschnitt’ wähnt, dürfte sich ordentlich verschaukelt vorkommen. Beziehungsweise einfach als Staffage für ein groß angelegtes Marketingprojekt, das einen künstlich hergestellten ‘Volkskörper’ die übliche Springer-Propaganda wiederkäuen lässt. Vermutlich müssen sich die Öffentlich-Rechtlichen doch nicht ganz so warm anziehen.”

3. Was soll das eigentlich mit diesen Podcasts?
(zeit.de, Meike Laaff, Audio: 53:10 Minuten)
Wenn sich jemand mit Podcasts auskennt, dann die Radiojournalistin Ann-Kathrin Büüsker, die im Deutschlandfunk den Podcast “Der Tag” moderiert. Nun war Büüsker bei “Wird das was?”, dem Digital-Podcast von “Zeit Online”, zu Besuch. Es ist ein Podcast über Podcasts geworden, bei dem es unter anderem um Formatfragen, die vielfach geschmähten “Laberpodcasts” und die Konsensfalle geht.
Weiterer Lesetipp: Warum es mit Podcasts jetzt erst richtig los geht (blog-cj.de, Christian Jakubetz).

4. Zukunft ungewiss
(taz.de, Peter Weissenburger)
Die Evangelische Journalistenschule (EJS) kann auf eine zwanzigjährige Geschichte mit 13 Ausbildungsjahrgängen zurückblicken. Doch derzeit sei fraglich, ob es jemals wieder einen neuen Ausbildungsjahrgang geben wird. Die Initiative “EJS retten!” befürchte das Ende der von Sparzwängen bedrohten Berliner Journalistenschule.

5. Großartige Food-Geschichten sind Mangelware
(fachjournalist.de, Silke Liebig-Braunholz)
Im “Fachjournalist” erzählt Silke Liebig-Braunholz vom derzeitigen Stand des “Food-Journalismus”. Sie hat sich dazu in der Branche umgehört, wie die Nischenthemen rund um das Essen und Trinken angegangen werden. Und das ist unterschiedlicher und vielfältiger, als man zunächst annehmen könnte.

6. Medienaufseherin stellt Podcast ein, den RTL ihr geschenkt hat
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
“Die Bremer Direktorin der Landesmedienanstalt wirft mir Sexismus vor auf Grundlage von Zitaten, die nicht von mir stammen, lässt erklären, man werde meine Fragen ‘gerne beantworten’, aber erst in mehr als einer Woche, weigert sich dann, die Fragen zu beantworten”, so der Journalist Boris Rosenkranz auf Twitter. Zu dem Fall, der bereits im Januar für Fremdschämen sorgte, geselle sich jetzt noch ein möglicher Interessenkonflikt.

Drei Wörter reichen, Mitten-Mantra & Hufeisen-Theorie, Gastbeiträge

1. Leistungsschutzrecht: Verleger wollen maximal drei Wörter lizenzfrei zulassen
(heise.de, Stefan Krempl)
Es gibt mal wieder Neuigkeiten von der unsäglichen Posse um das Leistungsschutzrecht. Die Verlegerverbände pochen darauf, dass “regelmäßig nicht mehr als drei Wörter” lizenzfrei bleiben dürften. Stefan Krempl erklärt das unwürdige Gerangel um Snippets, Miniatur-Vorschaubilder und Kleinstvideos.
Weiterer Lesetipp: Die Analyse von Friedhelm Greis: Drei Wörter sollen … (golem.de).

2. Das Mantra von der Mitte
(sueddeutsche.de, Gustav Seibt)
Gustav Seibt räumt mit der in letzter Zeit so häufig bemühten Hufeisen-Theorie auf, die immer wieder Gegenstand von politischer Diskussion und Berichterstattung ist: “Das Hufeisen ist in der politischen Metaphorik eines der Sprachbilder, die das Denken mit einem Schein von Anschaulichkeit festlegen und in die Irre führen können.” Seibt erklärt die historischen Ursprünge des Sprachbilds und zeigt, wo die Gefahren liegen: “Derzeit drohen Hufeisenbild und Mitte-Begrifflichkeit zu veritablen Scheuklappen zu werden, die eine präzise Beschreibung politischer Optionen verhindern.”

3. Politik-PR oder Debattenkultur?
(deutschlandfunk.de, Christopher Ophoven)
Für Politikerinnen und Politiker kann es sehr attraktiv sein, ihre Botschaft per Gastbeitrag über ein renommiertes Medium in die Welt zu senden. Schwierig wird es, wenn die kritische Einordnung durch die Redaktion fehlt. Der Deutschlandfunk hat sich bei verschiedenen Redaktionen und Experten umgehört, wie mit derlei Beiträgen umgegangen wird beziehungsweise wie man idealerweise mit ihnen umgehen müsse.

4. Readly-Jahres-Report: 37 Millionen gelesene Magazine in Deutschland, Top-Titel: “Auto Bild” & “selbst ist der Mann”
(meedia.de, Jens Schröder)
Der E-Paper-Anbieter und Flatrate-Kiosk-Betreiber Readly hat seinen Jahresreport veröffentlicht. Jens Schröder verrät auf “Meedia”, welche Magazine in Deutschland laut Betreiberangaben am meisten gelesen wurden.

5. Das wird man ja wohl noch fragen dürfen
(freitag.de, Benjamin Knödler)
“Balsam in einer erregten Öffentlichkeit” seien die Interviews der ZDF-Moderatorin Marietta Slomka, findet Benjamin Knödler im “Freitag”: “Nicht nur, dass am Ende der Gespräche Antworten stehen, hinter die die Befragten nicht mehr zurückkönnen. Das Ganze geschieht überdies, ohne das Rad der Empörung rhetorisch weiterzudrehen — und sorgt zugleich dafür, dass das Empörende, dass der Skandal nicht so schnell vergessen wird. Es ist ein Signal an die Mächtigen: ‘Ihr, die ihr mit euren Entscheidungen viel Einfluss habt, ihr werdet dafür zur Rechenschaft gezogen.'”

6. Der hammerstolze Neo-SWR
(kontextwochenzeitung.de, Josef-Otto Freudenreich)
Der Südwestrundfunk hat mit Kai Gniffke einen neuen Intendanten, und der wolle den Sender zum digitalen Pionier umbauen und ein neues, junges Publikum erschließen. Was wird dann mit dem Großteil der Kundschaft, fragt Josef-Otto Freudenreich und spöttelt: “Was sollen sich die über 60-Jährigen, die den Großteil der Kundschaft ausmachen, denken, wenn Hannes und der Bürgermeister keinen Schnaps mehr trinken dürfen? Wenn Gaby Hauptmann (62), die Kurzzeit-Talkmeisterin vom Bodensee, Knall auf Fall aus dem Programm gekippt wird? Die Bestsellerautorin (“Suche impotenten Mann fürs Leben”) mit dem Spaßmacher Christoph Sonntag im Gespräch — das ist doch Kundenbindung pur.”

Berichte aus Wuhan, Rechtsradikale Vernetzung, Polizeilicher Kuschelzoo

1. “Wir sind im Moment nicht in der Lage, dorthin zu reisen”
(deutschlandfunk.de, Bettina Schmieding, Audio: 7:10 Minuten)
Als zwei chinesische Bürgerjournalisten über Missstände aus der abgeriegelten Corona-Krisenregion Wuhan berichteten, ließen die Behörden sie zunächst gewähren. Doch nun seien sie von der Bildfläche verschwunden. Die chinesischen Sicherheitsbehörden würden über diverse Methoden verfügen, um kritische Blogger ruhigzustellen, so der China-Korrespondent Steffen Wurzel im Deutschlandfunk-Interview. Auch seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden teilweise davon abgehalten, zur Arbeit zu kommen: “Da würden wir bei uns in Deutschland ein Fass aufmachen. Hier in China müssen wir das einfach ein Stück weit in Kauf nehmen, weil China als Diktatur eben andere Maßstäbe anlegt an die Durchsetzung von Vorschriften.”

2. Kann Kotti, kann Katzenbaby
(taz.de, Alke Wierth)
Alke Wierth hat den Instagram-Account der Berliner Polizei besucht und fand sich in einem digitalen Kuschel-Zoo wieder: “Folgt man der Berliner Polizei auf Instagram, gewinnt man den Eindruck, dass die Ordnungshüterinnen und -hüter der Hauptstadt vor allem mit der Rettung kleiner und meist niedlicher Tierchen beschäftigt sind.”
Weiterer Lesehinweis: Beim Leipziger Stadtmagazin “Kreuzer” spricht der Kommunikationschef der Polizei Sachsen über die Kommunikationspanne Connewitz, strittige Polizeimeldungen und Behörden in Sozialen Medien: “Keinen Fehler zweimal machen” (kreuzer-online.de, Aiko Kempen).

3. Die sanfte Macht
(faz.net, Caroline Jebens)
Caroline Jebens ist dem Phänomen der E-Boys auf TikTok nachgegangen, jenen spätpubertierenden Digital-Schönlingen, die zu ein paar Takten Musik schmachtvoll die Lippen bewegen und mimische sowie gestische Höchstleistungen vollbringen. Um E-Boy zu werden, müsse man “nicht schlagfertig sein, wichtiger sind hohe Wangenknochen, vorteilhaftes Licht und genügend Follower. Dass diese Inszenierung feminin besetzt ist, scheint zufällig: einfach, weil es vor allem Frauen und Mädchen sind, die so erfolgreich inszeniert werden, die modelhaft-sanfte Pose aber genauso gut für die Zwecke der Jungs funktioniert.”

4. Rechtsradikale Vernetzung
(kontextwochenzeitung.de, Kai Stoltmann)
Neben WhatsApp gehört Telegram in Deutschland zu den beliebtesten Messengern. Die mit ihrer starken Verschlüsselung werbende Kommunikations-App erfreue sich auch in rechtsradikalen Kreisen großer Beliebtheit: In Stuttgart nutze eine Gruppe “Patrioten” die App für ihre rassistische Hetze.

5. Literatur ist ein Frühwarnsystem.
(planet-interview.de, Maren Schuster)
Literaturkritiker Denis Scheck hat jüngst seinen Kanon mit den 100 wichtigsten Werken der Weltliteratur (von “Krieg und Frieden” bis “Tim und Struppi”) vorgestellt. Im lesenswerten Gespräch mit “Planet Interview” geht es auch um die schwierige Frage der Trennung von Künstler und Werk: “Ich habe aus der Literatur gelernt, dass wir Ambiguitäten aushalten müssen. Das ist vielleicht das Wichtigste, was uns Literatur beibringen kann. Dass wir aufhören, in schwarz und weiß zu denken, dass wir die tausend Graustufen wahrnehmen.”

6. BR-Chefredakteur: Liebes Interview mit Markus Söder
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz, Video: 1:05 Minuten)
“Nach einem ‘BR Extra’ geht es für BR-Chefredakteur Christian Nitsche und CSU-Chef Markus Söder mit dem Herzblatt-Hubschrauber nach Berlin ins Bundeskanzleramt.” Nach Ansicht des kurzen Interviewschnipsels kann man den Spott von Boris Rosenkranz gut verstehen. Hier kann es sich nur um Liebe handeln.

Der “Spiegel” und das Fake-Telefonat, Berliner Verlag, ESC-Vorentscheid

1. Anruf in Abwesenheit: Der “Spiegel” und das Fake-Telefonat
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der “Spiegel” hat sich jüngst mit einigem Aufwand neue journalistische Standards verpasst und einen 74-seitigen Leitfaden veröffentlicht (PDF). Doch bereits eine Woche später scheint von den guten Vorsätzen vieles vergessen zu sein. Stefan Niggemeier berichtet über einen Fall, bei dem der “Spiegel” mal wieder so tut, als ob er dabei gewesen sei, und der sich schließlich in Luft auflöst. Dabei geht es auch um mangelnde Einsicht und mangelnde Fehlerkultur.

2. Bitte recht freundlich
(sueddeutsche.de, Cathrin Kahlweit & Hubert Wetzel & Joseph Hanimann & Elisa Britzelmeier & Jan Bielicki & Alexandra Föderl-Schmid & Silke Bigalke)
Die “Süddeutsche Zeitung” hat ihre Korrespondentinnen und Korrespondenten danach gefragt, wie es in den jeweiligen Ländern um die Pressefreiheit bestellt ist. Das Resultat sind spannende und informative Kurzberichte aus Großbritannien, den USA, Frankreich, Italien, Australien, Israel und Russland.

3. Chefredakteure verlassen Berliner Verlag
(welt.de, Christian Meier)
Nachdem die “Welt” über die Stasi-Vergangenheit des Neu-Verlegers Holger Friedrich berichtet hatte, kündigten “Berliner Zeitung” und “Berliner Kurier” unabhängige Untersuchungen an. Nun verlassen die Chefredakteure beider Zeitungen den Verlag, den Holger und Silke Friedrich vergangenes Jahr übernommen hatten. “Verlagskenner interpretieren den Wechsel an der Redaktionsspitze als eine Machtdemonstration von Verleger Friedrich und Herausgeber Maier”, so der “Welt”-Medienredakteur Christian Meier.

4. NDR verzichtet auf ESC-Vorentscheid – das Publikum bleibt außen vor
(rnd.de, Imre Grimm)
In früheren Jahren hat das TV-Publikum darüber entschieden, wer zum Eurovision Song Contest fahren darf. Dieses Jahr würden die NDR-Verantwortlichen auf zwei Expertenjurys setzen. Ein riskanter Schritt, wie Imre Grimm findet: “(D)er ESC ist auch ein Gesellschaftsspiel — und ohne Gesellschaft spielt es sich eben schlechter. Rückenwind aus der Heimat ist beim ESC nicht entscheidend. Aber wenn es dem Land völlig wurscht ist, wer warum was singt, weil es nichts dazu beitragen konnte, hilft das auch wenig bei der Erzeugung eines gewissen nationalen ESC-Momentums, wie es Stefan Raab einst meisterhaft gelang.”

5. Wieso wir den digitalen SPIEGEL jetzt auch pur anbieten
(medium.com/@devspiegel)
Für rund fünf Euro im Monat lasse sich bei Spiegel.de neuerdings die Werbung und das Werbetracking abschalten. Bereits bestehende Abonnenten und Abonnentinnen von “Spiegel +” seien mit rund zwei Euro Aufpreis im Monat dabei. Im Entwicklerblog wird das neue Modell erklärt, das in der technischen Umsetzung sicher für einige Kopfschmerzen gesorgt hat.

6. Sturm Sabine: Zwischen Bahnchaos und Außenreporter-Fails
(youtube.com, Philipp Walulis, Video: 7:25 Minuten)
“Sturm Sabine ist über Deutschland gezogen und hat in den Medien gewütet! Es war wieder die Stunde heldenhafter Außenreporter!” Philipp Walulis und sein Team zeigen, was der Sturm im Journalismus angerichtet hat.

Keine Neonazis auf den Titel, Corona-Rassismus, Menschenrechtler Melzer

1. Ich war sehr gerne beim SPIEGEL und schätze die Kolleginnen und Kollegen sehr. Dennoch …
(twitter.com, Hasnain Kazim)
Der Autor, Journalist und ehemalige “Spiegel”-Korrespondent Hasnain Kazim kritisiert das aktuelle Höcke-Cover des Nachrichtenmagazins: “1. Wir heben keinen Neonazi auf den Titel, denn das normalisiert diese Leute, macht sie gesellschaftsfähig. 2. Bernd Höcke ist weder ein Dämon noch ein Demokrat. Sondern er ist einfach ein mieser kleiner Faschist. 3. Es ist nicht erst der ‘Flirt mit Höckes AfD’, der die Republik vergiftet, sondern die Tatsache an sich, dass Neonazis seit mittlerweile Jahren als akzeptable Stimme im demokratischen Meinungsspektrum gesehen werden. Aber wer Menschen wie mir wegen meiner Hautfarbe vorwirft, zum ‘schleichenden Volkstod der Deutschen’ und zum ‘Bevölkerungsaustausch’ beizutragen, bewegt sich weit jenseits des zivilisierten Miteinanders. 4. Wir heben keine Neonazis auf den Titel.”
Weiterer Lesehinweis: Der ehemalige “Spiegel”-Kolumnist Georg Diez schließt sich dem an: “Ich sehe das wie @HasnainKazim, ich war auch gern beim Spiegel, aber das, nach dieser Woche, als Belohnung für einen Faschisten, zeigt, wie wenig selbst Menschen in den Medien verstehen oder verstehen wollen, wie Medien, mediale Kommunikation, die mediale Demokratie funktioniert.”

2. Der Mann, der in Assange ein Folteropfer sieht
(sueddeutsche.de, Isabel Pfaff)
Wer ist dieser Nils Melzer, der als UN-Rechtsexperte neulich so deutliche Worte zum Fall des in Großbritannien inhaftierten Julian Assange fand? Isabel Pfaff schreibt über einen Diplomaten und Menschenrechtsexperten, der wohltuend undiplomatisch für Aufklärung sorgt — auch wenn ihn die Staaten immer wieder ohne echte Antworten abspeisen wollen.

3. Marietta Slomka ist unangenehm – und damit ein Vorbild
(dwdl.de, Hans Hoff)
Medienkolumnist Hans Hoff wünscht sich mehr TV-Moderatorinnen und -Moderatoren wie Marietta Slomka (“heute-journal” im ZDF). Sie sei auf positive Weise “unangenehm, weil sie schlicht und einfach zeigt, wie es zu gehen hat, wenn man als Anchor-Frau einer Nachrichtensendung vorsteht, die mehr will als nur Oberfläche abbilden. Das aber wirft ein trübes Licht auf ihre Mitbewerber. Schließlich stellt sich angesichts der vielen packenden Interviews, die Marietta Slomka führt, schon die Frage, warum das immer nur bei ihr so aufsehenerregend wirkt. Wer kann sich an das letzte wirklich kontroverse Gespräch bei den ‘Tagesthemen’ erinnern? Gab es das? Und wenn ja, warum ist es nicht im Gedächtnis geblieben?”

4. Facebook und Twitter wollen Pelosi-Fake-Video nicht entfernen
(spiegel.de)
Nachdem Donald Trump ein bösartig und irreführend zusammengeschnittenes Video über Oppositionsführerin Nancy Pelosi gepostet hat, verlangt diese von Twitter und Facebook die Löschung. Die Plattformen kommen dem jedoch nicht nach. Der Fall berührt mal wieder die Frage nach der Verantwortung der Sozialen Medien.

5. Rassismus in Corona-Nachrichten: “China ist keine Krankheit”
(derstandard.at, Doris Priesching)
In den Nachrichten über das Coronavirus gebe es oft verdeckten Rassismus, so die in Berlin lebende Autorin und Filmemacherin Sun-Jo Choi: “Viele Bilder, Titel und Aufmacher der letzten Tage spielen mit dem alten Bild der ‘gelben Gefahr aus dem Osten’. Da schlummert ein Rassismus, der aus kolonialen Zeiten des 19. Jahrhunderts stammt. Es wird suggeriert, dass alle Asiatinnen und Asiaten als infiziert gelten. Das ist eine rassistische Annahme.”

6. Und der Oscar für den meisten Dank geht an …
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
Wem wurde bei den Oscars am häufigsten gedankt? Aufopferungsvoll ist Mats Schönauer dieser Frage nachgegangen und hat sich unzählige Dankesreden angehört. Das Resultat sind zwei toll aufbereitete Grafiken und ein überraschendes Ranking.

Assange freilassen, Negativer Kaufpreis, Podcast-Millionäre

1. Julian Assange aus der Haft freilassen
(reporter-ohne-grenzen.de)
In einem gemeinsamen Appell fordern zahlreiche bekannte Personen aus Politik, Kultur und Journalismus die Freilassung von Julian Assange: “Wir sind in großer Sorge um das Leben des Journalisten und Wikileaks-Gründers Julian Assange, der in kritischem Gesundheitszustand seit über einem halben Jahr im britischen Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in Auslieferungshaft sitzt. Wir unterstützen die Forderung des Sonderberichterstatters der Vereinten Nationen zum Thema Folter, Nils Melzer, nach einer umgehenden Freilassung von Julian Assange, aus medizinischen sowie aus rechtsstaatlichen Gründen.” Wer den Appell auch unterzeichnen möchte: Assange helfen.
Weiterer Lese- oder Hörhinweis: Im Deutschlandfunk spricht Christoph Sterz mit dem UN-Sonderberichterstatter für Folter Nils Melzer. Immer mehr Staaten würden versuchen, Whistleblower hart zu bestrafen, so Melzer: “Wenn in den USA sich so ein Präzedenzfall etabliert, dann wird das überhand nehmen in der Praxis.”

2. Geld hinterhergeworfen
(taz.de, Marco Carini & Peter Weissenburger)
Wie Sauerbier hat der Medienkonzern DuMont die “Hamburger Morgenpost” zum Kauf angeboten. Nun ist es soweit: Die traditionsreiche Boulevardzeitung geht an Arist von Harpe, den Marketingchef der Karriereplattform Xing. Und dem musste DuMont wohl einen Millionenbetrag in die Hand drücken, damit er das Blatt “kauft”. Das Ganze nennt sich euphemistisch “negativer Kaufpreis”.

3. Praxistipps: Mit Bildjournalismus und Fotografie zusätzliche Einnahmen generieren
(fachjournalist.de, Ralf Falbe)
Im “Fachjournalist” verrät Ralf Falbe, wie sich mit Bildjournalismus und Fotografie Geld verdienen lässt. Viele gute Anregungen und Tipps, die sich auch für Einsteigerinnen und Einsteiger eignen.

4. ARD bestätigt Ausstieg bei Burdas Medienpreis “Bambi”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Nach annähernd einem Vierteljahrhundert steigt die ARD beim Medienpreis “Bambi” aus — das heißt, es wird zukünftig keine Live-Übertragung der Veranstaltung geben. Damit entgehen uns im TV Highlights wie die Verleihung des “Integrations-Bambis” an den zwielichtigen Unterwelt-Rapper Bushido.

5. On the record – Off the record
(arminwolf.at)
Armin Wolf nimmt ein Hintergrundgespräch des österreichischen Bundeskanzlers Sebastian Kurz zum Anlass, die Unterschiede zwischen der amerikanischen, österreichischen und deutschen Praxis für derlei vertrauliche Gespräche zu erklären.

6. Podcast-Multimillionäre: Sind das die sechs einkommensstärksten Podcaster?
(omr.com, Roland Eisenbrand)
Mit Podcasts lässt sich mittlerweile gutes Geld verdienen. In den USA gibt es bereits die ersten Podcast-Millionäre. Das Magazin “Forbes” hat ein Ranking der einkommensstärksten US-Podcaster und -Podcasterinnen erstellt. Roland Eisenbrand stellt einige ihrer Formate vor.

Dresdner Desaster, Geschäftsmodell Panikmache, Diagnose vom toten Arzt

1. Semperopernball: Desaster in Dresden
(ndr.de, Inga Mathwig & Juliane Puttfarcken & Nils Altland, Video: 6:21 Minuten)
Seit Tagen wird in den Medien über den Semperopernball in Dresden gesprochen. Das Spektakel mit 2.500 Gästen, viel Prominenz und Tamtam genießt eine enorme Aufmerksamkeit und wird vom MDR sogar live übertragen. Doch das Event wurde zum medialen Desaster: Wegen der Verleihung eines Preises an den ägyptischen Machthaber Abdel Fattah al-Sisi bat zunächst Moderatorin Judith Rakers, danach ihre Nachfolgerin Mareile Höppner um Auflösung des Vertrags. Den “Zapp”-AutorInnen Inga Mathwig, Juliane Puttfarcken und Nils Altland ist es zu verdanken, dass endlich mal über die Hintergründe der seltsamen Ordenverleihungspraxis gesprochen wird. Und die sind reichlich bizarr und augenscheinlich von indirekten Eigeninteressen des Veranstalters getrieben.

2. “Panikmache ist ein Geschäftsmodell”
(zdf.de, Marcel Burkhardt)
Marcel Burkhardt hat mit dem Kommunikationsforscher Tanjev Schultz über den medialen Umgang mit dem Coronavirus gesprochen. Die Panikmache sei ein Geschäftsmodell, so Schultz: “Zudem gibt es politische Profiteure — Radikale, Extremisten, die aus der Krise Kapital für ihre Zwecke herauszuschlagen versuchen, indem sie uns verunsichern wollen. Sie fahren Angriffe gegen das System der Wissenschaft, mit dem Ziel, seriöse Strukturen der Wissensvermittlung zu zerstören, um Angst und Schrecken verbreiten zu können.”

3. Es geht auch ohne Klischees
(deutschlandfunk.de, Samira El Ouassil, Audio: 4:29 Minuten)
Samira El Ouassil beschäftigt sich in ihrer Medienkolumne mit der klischeehaften Darstellung von Journalistinnen in Film und Fernsehen: “Glaubt man einigen stereotypen Darstellungen von Journalistinnen aus aktuellen Serien, dann habe ich heute mit mindestens einem Politiker gesextet, um an Bundestagsinterna zu gelangen, habe mit mindestens einer Quelle geschlafen, um ein geheimes Passwort zu erhalten, habe später noch ein Arbeitstreffen in einer dunklen Tiefgarage — und werde am Ende des Tages vermutlich aufgrund meines Wissens von einem Bürogebäude gestoßen — um schließlich von einem gutaussehenden Alien mit Cape gerettet zu werden.”

4. Dem Komiker verzeiht man viel
(faz.net, Harald Staun)
Die “FAZ” hat sich mit dem Comedian Bastian Pastewka unterhalten. Anlass ist die aktuell anlaufende zehnte und letzte Staffel der Serie “Pastewka”, doch es geht im Gespräch um viel mehr: um Pastewkas Humorverständnis, den fiktiven Pastewka und seine Leidenschaft fürs Fernsehen. Pastewka spricht auch über die diversen in die Serie eingebauten, shitstormverdächtigen Provokationen: “Wenn wir in ‘Pastewka’ — und das haben wir massenhaft gemacht — politische Unkorrektheiten, Frechheiten, Abwertungen gezeigt haben, dann ausschließlich, damit diese fliegenden Bumerangs alle am Hinterkopf der Rolle Bastian Pastewka zerschellen.”

5. Kamel- und Straussenrennen
(pro-quote.de)
Der Verein ProQuote tritt für mehr Frauen in der Medienwelt ein: “Wir fordern, dass 50 Prozent der Führungspositionen in den Redaktionen mit Frauen besetzt werden — wir wollen die Hälfte der Macht!” In zwei Animationen (Kamel- und Straußenrennen) kann man anschaulich sehen, dass sich die Lage in den vergangenen Jahren verbessert hat, das Ziel aber noch lange nicht erreicht ist.
Weiterer Lesehinweis für alle, die es detaillierter wissen wollen: Welchen Anteil haben Frauen an der publizistischen Macht in Deutschland? Eine Studie zur Geschlechterverteilung in journalistischen Führungspositionen, herausgegeben von ProQuote (PDF).

6. “Neue Post”: Toter Arzt stellt tödliche Diagnose
(uebermedien.de, Mats Schönauer)
Bei “Übermedien” bietet Mats Schönauer seinen beliebten Berufseignungstest an: “Haben Sie das Zeug, Regenbogenredakteur*in zu werden? Finden Sie es heraus! Wir geben Ihnen eine Nachricht, und Sie versuchen, eine knallblattwürdige Schlagzeile daraus zu basteln.”

Kaufbares Klimaleugner-Institut, Angeschossene Funkhäuser, Hoaxfibel

1. Das Heartland Institute: Wie US-Klimaleugner Politik in Europa machen
(correctiv.org, Annika Joeres & Susanne Götze)
Undercover bei den Klimawandelleugnern: “Frontal 21” (ZDF) und “Correctiv” haben verdeckt zur Strategie des sogenannten Heartland Institute recherchiert, einer der wichtigsten Lobbygruppen in der Szene der Klimawandelleugner. Hinter dem dubiosen Institut stecke wohl vor allem das Geld von Kohle- und Erdölindustrie. Für die Investigativrecherche hat “Correctiv” eine fiktive PR-Agentur gegründet und sich als angebliche Auto- und Kohle-Lobbyisten ausgegeben — um herauszufinden, ob und wie man sich bei dem Institut Agitation gegen Umweltschutz und den menschengemachten Klimawandel erkaufen kann, samt dazugehöriger Stimmen aus der Wissenschaft. Eine erschütternde und lesenswerte Recherche, die “zeigt, wie das US-amerikanische Heartland Institute Leugner des Klimawandels in Deutschland unterstützt, um Maßnahmen zum Klimaschutz zu untergraben. Undercover lernen wir den Chefstrategen des Instituts kennen: James Taylor. Er wird uns erzählen, wie das Netzwerk der Klimawandelleugner funktioniert, wie Spenden verschleiert werden und wie sie eine deutsche, AfD-nahe Youtuberin nutzen wollen, um ‘die Jugend’ zu erreichen.”
Der dazugehörige “Frontal 21”-Bericht ist in der ZDF-Mediathek zu sehen (ab Minute 24:08).

2. Sollten wir alle in Panik verfallen? Ich bitte um Handzeichen!
(uebermedien.de, Jürn Kruse)
Jürn Kruse hat sich die neue Talkshow von “Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt und dessen fehlgeschlagene Bemühung um mehr Empörung angeschaut: “Wenn die Diskutierenden in ‘Hier spricht das Volk’ die normalen Menschen sind, wie Reichelt sagt, ‘ein Querschnitt durch unsere Gesellschaft, ein Querschnitt durch Deutschland’, dann bildet seine Zeitung diese Gesellschaft nicht mehr ab. Dann hat ‘Bild’ den Großteil unserer Gesellschaft verloren. Dann bleibt ihr nur noch der Rand.”

3. Sieben Statistiken zum Journalismus und zum Geschäft der Republik
(republik.ch, Oliver Fuchs & Thomas Preusse)
Das von rund 19.000 Unterstützerinnen und Unterstützern getragene Schweizer Online-Magazin “Republik” lässt sich in die Karten schauen: Woher kommt die Leserschaft? Wann wird “Republik” gelesen? Wie gewinnt man Mitglieder, und wie hält man sie bei der Stange? Und welche der Recherchen und Analysen wurden am meisten aufgerufen?
Weiterer Lesehinweis: Zehn Learnings aus zwei Jahren Republik.

4. Das waren 2019 die beliebtesten Magazine im Netz
(horizont.net, David Hein)
Der Flatrate-Digitalkiosk Readly bietet mehr als 4.000 Magazine zur Lektüre an. Doch auf welche Inhalte stürzen sich Leser und Leserinnen am liebsten? Es ist ein Hang zum Seichten zu erkennen: Zu den beliebtesten Magazinen bei Readly würden Technik- und Autozeitschriften sowie Klatschblätter zählen. Die beliebteste Kategorie sei vergangenes Jahr “Stars & Entertainment” gewesen.

5. Angeschossene Funkhäuser: Die sieben größten Probleme von ARD und ZDF
(rnd.de, Imre Grimm)
Für ARD und ZDF brechen schwierige Zeiten an: Der Spardruck wachse, die Kritik am Rundfunkbeitrag werde lauter, und den Sendern laufe die junge Generation davon. Imre Grimm beschreibt die sieben größten Probleme der Öffentlich-Rechtlichen.
Weiterer Lesehinweis: Der Deutschlandfunk hat mit dem ARD-Vorsitzenden Tom Buhrow gesprochen: “Rundfunkanstalten müssen Prioritäten setzen” (deutschlandfunk.de, Christoph Sterz, Audio: 10:05 Minuten).

6. “Verschwörungsideologien und Fake News – erkennen und widerlegen” (Kostenlose Broschüre)
(dergoldenealuhut.de, Giulia Silberberger)
Giulia Silberberger und Rüdiger Reinhardt vom “Goldenen Aluhut” haben eine Fibel über Hoaxes, “Fake News” und Verschwörungstheorien zusammengestellt. Die Online-Version der Broschüre steht ab sofort zum kostenlosen Download bereit (PDF), die Printversion soll Mitte Februar folgen.

Blättern:  1 ... 158 159 160 ... 501