Später Triumph, Unpure Pur-Abos, Tönnies und der Buddy-Journalismus

1. Der späte, aber große Triumph der Financial Times
(meedia.de, Nils Jacobsen)
Der mittlerweile insolvente Zahlungsdienstleister Wirecard galt vor seinem tiefen Fall lange Zeit als Vorzeigevertreter des Finanztechnologie-Sektors. Die “Financial Times” warnte hingegen seit Jahren vor dem Unternehmen sowie dessen Geschäftspraktiken und handelte sich für ihre kritische Berichterstattung viel Ärger, Widerstand und eine Schadensersatzklage ein. Nils Jacobsen würdigt in seinem Beitrag die Beharrlichkeit der Finanzrechercheure, die den Fall Wirecard mit aufzudecken halfen: “Es ist ein Triumph des Journalismus, der in Zeiten der andauernden Branchenkrise eine nicht zu überschätzende Beachtung verdient.”

2. Nicht ganz ohne
(netzpolitik.org, Matthias Eberl)
Der österreichische “Standard” bietet seit einiger Zeit ein sogenanntes “Pur-Abo” an. Damit sei der Besuch der Website werbefrei, werbetrackingfrei, trackingfrei und DSGVO-konform. “Zeit Online” und “Spiegel” sind dem “Standard” gefolgt und bieten ebenfalls “Pur-Abos” an. Ganz so pur wie das Vorbild aus Österreich seien diese jedoch nicht, wie der Journalist und Datenschutz-Experte Matthias Eberl in seiner Recherche herausgefunden hat.

3. “Zielgruppe ist die breite Masse”
(taz.de, Baha Kirlidokme)
Die “taz” hat sich mit Thomas Laschyk unterhalten, der unter dem Namen “Volksverpetzer” eine Art “Anti-Fake-News-Blog” betreibt. In dem Interview geht es unter anderem um die Fragen, warum sich Verschwörungsmythen auf Social Media vor allem unter Rechten so gut verbreiten und was man dem entgegensetzen kann. Der “Volksverpetzer” bediene sich bei seinen Schlagzeilen oft eines reißerischen Tons, so ein Vorhalt: “Wenn wir gehört werden wollen, müssen wir nach den Regeln von Social Media spielen. Dazu gehört eindeutiges Framing, die richtigen Schlagworte oder der Appell an Emotionen. Wir versuchen also die Strategien der Verschwörungsideologen gegen sie zu verwenden, allerdings ist unser Anspruch, auch alles belegen zu können.”

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4. Liebesgrüße nach Rheda-Wiedenbrück
(uebermedien.de, Jürn Kruse)
“Ich will gar nicht erst versuchen, den Eindruck zu erwecken, ich sei unvoreingenommen. Clemens Tönnies war bei meiner Geburtstagsfeier eingeladen. Ich bei seiner. Wir kennen uns schon viele Jahre, wir haben uns über den Fußball kennengelernt.” So lauten die ersten Zeilen eines “Bild”-Beitrags über die Causa Tönnies. Jürn Kruse findet: “Wenn man dem eigenen Kommentar eine solche Präambel voranstellen muss, sollte man eigentlich die Finger von dem Thema lassen”. Er hat trotzdem weitergelesen und fühlte sich prompt an einen anderen Fall von Buddy-Journalismus erinnert.

5. Facebook will stärker gegen Hassbotschaften vorgehen
(zeit.de)
Wenn Facebook demnächst stärker gegen Hassbotschaften und Rassismus vorgeht, liegt das eventuell nicht an Appellen der Zivilgesellschaft, Forderungen von Justiz und Politik oder gar einer eigenen moralischen Einsicht, sondern schlicht an wirtschaftlichen Interessen: Erst der Boykott einiger zahlungskräftiger Werbekunden habe den Konzern dazu bewogen, seine bisherige Praxis zu überdenken.

6. Gefährlicher Insta-Hype im Nationalpark
(br.de, Florian Heinhold, Video: 5:24 Minuten)
Der Königsbach-Wasserfall im Nationalpark Berchtesgaden mitsamt seines “Infinity-Pools” ist ein beliebter Foto-Spot für Influencerinnen und Influencer. Am Königssee ist man jedoch nicht begeistert über den Hype: Die Instagram-Junkies brächten sich und andere in Gefahr, würden die Natur stören und Müll hinterlassen. Was tun?