Archiv für 6 vor 9

Fremdenfeindlich vs. rassistisch, Bunte Lügen-Tweets, Subventionen

1. Zum Begriff Fremdenfeindlichkeit
(blog.tagesschau.de, Marcus Bornheim)
Nach der Tat von Hanau wurde viel über die Verwendung der Begriffe “fremdenfeindlich” und “rassistisch” diskutiert. ARD-aktuell-Chefredakteur Marcus Bornheim stellt dazu fest: “Zum Teil war es und ist es so, dass fremdenfeindlich auch als vermeintliches Synonym für rassistisch verwendet wurde und wird. Dies geschieht beispielsweise dann, wenn der Begriff rassistisch als zu stark empfunden wird. Rassistische Taten sollten aber auch so benannt werden. Die unglaubliche Tat von Hanau war rassistisch. Punkt.”
Weiterer Lesehinweis: Auf Twitter äußert sich dpa-Nachrichtenchef Froben Homburger zur Sprachregelung, die man bei der Agentur gefunden habe.

2. Links: @Bild-Chef @jreichelt beschwert sich über Journalisten, die verfrüht die Niederlage der AfD verkündet haben. Rechts: …
(twitter.com, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier stellt auf Twitter zwei in ihrer Aussage höchst konträre Screenshots von “Bild” und “Bild”-Chef nebeneinander. Dabei geht es um das Abschneiden der AfD bei der gestrigen Bürgerschaftswahl in Hamburg. Niggemeier resümiert: “Es ist der ganz normale, alltägliche Realitätsverlust, die Selbstblindheit und der Fanatismus des Bild-Chefredakteurs.”

3. SPIEGEL schafft Ombudsstelle
(spiegel.de)
Mehr als ein Jahr nach dem Fall Relotius hat der “Spiegel” eine sogenannte Ombudsstelle eingerichtet. Es handelt sich um ein aus drei Personen bestehendes Gremium, das “Hinweise auf Unregelmäßigkeiten in der Berichterstattung entgegennimmt und diesen nachgeht”. Auch der anonyme Meldeweg über die Adresse eines externen Rechtsanwalts sei möglich.

4. Twitter will Tweets mit Lügen farblich kennzeichnen
(golem.de, Tobias Költzsch)
Nach Angaben von NBC News testet Twitter ein System zur farblichen Kennzeichnung von Falschbehauptungen und Lügen. Dies könnte in Hinblick auf die kommenden US-Präsidentschaftswahlen im November interessant werden, bei denen mit einem erhöhtem Aufkommen von Unwahrheiten zu rechnen ist.

5. Subventionen für Print
(taz.de, Daniel Bouhs)
Daniel Bouhs berichtet von den widersprüchlichen Positionen der Zeitungsbranche zu staatlichen Subventionen. 40 Millionen Euro wolle die Bundesregierung im nächsten Haushalt zur Verfügung zu stellen — für die einen die Bedrohung verlegerischer Unabhängigkeit, für die anderen die längst fällige, jedoch aus ihrer Sicht viel zu niedrige Unterstützung.

6. So hemmungslos verbreiten Neonazis rechtsextreme Musik auf Telegram
(vice.com, Muriel Kalisch & Sebastian Meineck)
“Wenn Neonazis keinen Bock auf Stress haben, gehen sie zu Telegram.” Muriel Kalisch und Sebastian Meineck haben sich die WhatsApp-Alternative angeschaut, die sich zu einer der wichtigsten Plattformen für Rechtsextreme entwickelt habe: “Mindestens 57 Gruppen und Channels von rechtsextremen Bands lassen sich in der Chat-App finden. Hier machen sie, was sie auf vielen Plattformen sonst nicht mehr dürfen: Sie teilen verbotene Musik, informieren über Konzerte, verkaufen CDs und T-Shirts.”
Weiterer Lesehinweis: Gesucht: Influencer*in, jung rechts (correctiv.org, Alice Echtermann): “Mit großem Aufwand bauen Neue Rechte ein Netzwerk von Medien und Influencern auf, in dem oft Desinformation verbreitet wird. Junge Youtuber wie Niklas Lotz mit seinem Kanal ‘Neverforgetniki’ oder Naomi Seibt profitieren davon.”

“Bild”-Verspekulierer, Tichy vs Roth, Die Nöte der Blaulicht-Fotografen

1. Morde im “Milieu”: Was “Bild” über Hanau spekulierte
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier, Video: 3:37 Minuten)
Als ob es die NSU-Morde sowie die damaligen Fehlspekulationen und falschen Täterzuschreibungen nie gegeben hätte, fuhr die “Bild”-Redaktion in einer Live-Sendung die wildesten Theorien auf und spekulierte immer wieder, dass es sich bei den Morden in Hanau vermutlich um Taten in einem “kriminellen Milieu” handle. Medienbeobachter Stefan Niggemeier hat die einschlägigen Zitate in einem dreiminütigen Video zusammengeschnitten. Ein Video, das auf Youtube übrigens auf Veranlassung des Axel-Springer-Konzerns umgehend gesperrt wurde.
Weiterer Lesehinweis: Siehe auch unsere aktuelle Berichterstattung: Spekulationen zum Täter von Hanau: Warum “Bild live” der letzte Mist ist.

2. Erfolg für Claudia Roth im Rechtsstreit mit Roland Tichy
(augsburger-allgemeine.de, Michael Stifter)
Im Interview mit der “Augsburger Allgemeinen” hatte sich die Grünen-Politikerin und Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth wie folgt geäußert: “Wir müssen die Stichwortgeber benennen, all diese neurechten Plattformen, deren Geschäftsmodell auf Hetze und Falschbehauptungen beruht — von Roland Tichy über Henryk M. Broder bis hin zu eindeutig rechtsradikalen Blogs.” Daraufhin war sie von Tichy und Broder verklagt worden. Tichys Verfahren sei vom Landgericht Stuttgart gestern abgewiesen worden. Roths Kommentar: “Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn ausgerechnet diejenigen mit dem Versuch scheitern, eine zulässige Meinungsäußerung gerichtlich verbieten zu lassen, die selbst mehr als einmal in der Kritik standen, die Grenzen der Sagbaren gezielt verschieben zu wollen”.

3. Blaulicht-Fotograf klagt gegen Feuerwehr
(ndr.de, Melanie Boeff, Video: 5:19 Minuten)
Für die sogenannten “Blaulicht-Fotografen” wird die Arbeit immer schwieriger. Zunehmend würden Feuerwehren ihre Einsätze selbst fotografieren und die Bilder den lokalen Medien zum Kauf anbieten. Meist sind es die spektakuläreren Bilder, denn freie Fotografen treffen naturgemäß erst später ein. Nun will ein Blaulicht-Fotograf diese Praxis gerichtlich überprüfen lassen und hat Klage eingereicht.

4. 105 digitale Werkzeuge für Journalisten, Blogger und Online-Unternehmer: Die besten Tools, Apps und Programme für einen produktiven Arbeitsalltag
(amazon.de, Daniela Späth & Michel Penke)
Videojournalistin Daniela Späth und Datenjournalist Michel Penke haben lange Zeit über digitale Tools und multimediales Storytelling für Journalistinnen und Journalisten gebloggt. Nun haben sie all ihre Texte mit vielen Empfehlungen für den journalistischen Alltag frisch in ein E-Book gegossen, das man sich noch dieses Wochenende kostenlos bei Amazon herunterladen kann.

5. Assange darf nicht an die USA ausgeliefert werden
(reporter-ohne-grenzen.de)
In Zusammenhang mit der beginnenden Anhörung über die Auslieferung des Wikileaks-Gründers Julian Assange aus Großbritannien melden sich die Reporter ohne Grenzen (ROG) zu Wort. Die Organisation mahnt die britischen Behörden in einem eindringlichen Appell, dem Auslieferungsgesuch der USA nicht stattzugeben und Assange stattdessen aus humanitären Gründen freizulassen. Eine ROG-Delegation werde während der gesamten Anhörungswoche als Prozessbeobachter im Woolwich Crown Court in London zugegen sein.

6. Immer mehr Angriffe auf Medienschaffende
(mmm.verdi.de)
Die Linksfraktion hat sich mit einer Kleinen Anfrage an das Bundesinnenministerium gewandt und sich nach der Anzahl der “Angriffe auf Medienschaffende durch Neonazis” erkundigt. Laut Ministerium sei die Zahl von Straf- und Gewalttaten gegen Medienschaffende von 93 Fällen im Jahr 2018 auf 104 Fälle im Jahr 2019 gestiegen. Kritiker bemängeln, dass die Bundesregierung den Straftaten nicht ausreichend nachgehe beziehungsweise zu wenig im Vorfeld unternehme. Gewerkschaftsvertreterin Tina Groll dazu: “Es wird endlich Zeit, dass die Bundesinnenministerkonferenz aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht und geeignete Maßnahmen auf den Weg bringt, um Medienschaffende besser zu schützen.”

Glaskugelitis, Gehaltssteigerung trotz Spardrucks, Erneuerte “MotorWelt”

1. turi2 edition #10: Marieke Reimann über alte weiße Männer und Print-Könige.
(turi2.de, Markus Trantow & Anne-Nikolin Hagemann)
Marieke Reimann ist als Chefredakteurin für “ze.tt” verantwortlich, die junge Online-Plattform der “Zeit”. Im Interview spricht sie über ihren Werdegang, das Gendersternchen sowie alte weiße Männer und erklärt, warum aus ihrer Sicht die meisten Berufsbezeichnungen eben nicht alle Geschlechter einschließen: “Ich bringe an dieser Stelle immer gerne ein Beispiel: ‘Sitzen zwei Piloten im Flugzeug. Sagt die eine zur anderen: ‘Bestimmt haben sich jetzt alle zwei Männer vorgestellt’.’ Ich finde, dieser Witz reicht, um offensichtlich zu machen, dass unsere Lebenswirklichkeit männlich geprägt ist. Es gibt hierzu mittlerweile genug Studien, die belegen, dass das Gehirn beim Verwenden des generischen Maskulinums eben nicht ‘alle mitdenkt’.”

2. Zu tief in die Glaskugel geguckt
(freitag.de, Klaus Raab)
“Prognosen sind äußerst schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen”, so lautet ein beliebtes Zitat, das den verschiedensten Personen zugeschrieben wird. Kürzlich warnte der Journalist Gabor Steingart vor falschen Prognosen in den Medien und forderte seine Leserinnen und Leser auf, die entsprechenden Blätter zu kündigen. Er übersah dabei geflissentlich, dass er bei seinen Vorhersagen auch schon heftig danebengelegen hatte. Klaus Raab schreibt über das Phänomen der Prognostiker und nennt das Ganze eine “Berufskrankheit”.

3. Filmemachen ist ein dreckiges Geschäft
(sueddeutsche.de, Vivien Timmler)
Auf Initiative von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) unterzeichneten einige Vertreterinnen und Vertreter der Film- und Fernsehwirtschaft ein Papier, mit dem sie sich zu mehr Umweltschutz bei ihrer Arbeit verpflichten. Vivien Timmler ordnet die grundsätzlich positive Aktion ein, die in der jetzigen Form jedoch nur eine allgemein gehaltene Absichtserklärung sei.

4. Motor und Welt
(zeit.de, Ulrich Stock)
Die Mitgliederzeitschrift des ADAC wird es in der bisherigen Version nicht mehr geben. Aus der “motorwelt” wird die “MotorWelt”, doch das ist bei Weitem nicht die einzige Änderung. Der Autoklub will seine Mitglieder nämlich nicht mehr mit seiner Postille zwangsbeglücken und spart sich das Verschicken der zuletzt über 13 Millionen Exemplare. Ulrich Stock hat sich die neue Variante angeschaut, von der es “nur” 5 Millionen Exemplare geben soll, die von den Mitgliedern jeweils abgeholt werden müssen.

5. ARD/ZDF: Gehaltssteigerung in “Zeiten von knapperen Kassen”
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern ist oft und gerne vom Spardruck die Rede. Gerade die Chefs lamentieren ausgiebig vom Sparen in “Zeiten von knapperen Kassen” und setzen an vielen Stellen den Rotstift an. An einer Stelle scheint der Spardruck jedoch nicht so groß zu sein: bei den eigenen Gehältern — die werden nämlich fleißig weiter gesteigert. Jakob Buhre hat sich die Mühe gemacht und die Daten zusammengetragen, ausgewertet und in einer Tabelle (PDF) festgehalten. Es sind Zahlen, die in ihrer Großzügigkeit für sich sprechen.

6. Juan Moreno: Die Rede des Journalisten des Jahres 2019
(youtu.be, medium magazin, Video: 9:38 Minuten)
Juan Moreno ist zum Journalisten des Jahres 2019 gewählt worden. Seine mit viel Nachdenklichkeit und Humor gewürzte Dankesrede ist auch eine rührende Liebeserklärung an seine Frau.

Hasskriminalitätsgesetz, Neues Ekelfernsehen, “Kulturmarxismus”

1. Was Sie über das Gesetz gegen Hasskriminalität wissen müssen
(spiegel.de, Patrick Beuth)
Am heutigen Mittwoch will das Bundeskabinett ein viel diskutiertes Gesetz verabschieden: jenes “zur Bekämpfung des Rechtsextremismus und der Hasskriminalität”. Patrick Beuth erklärt, in welchen Teilbereichen der Gesetzesentwurf umstritten ist und von welchen Gruppen Kritik geäußert wird.
Weiterer Lesehinweis: Zusätzliche Staatsanwälte und Richter: Gesetz gegen Hass im Netz kostet Justiz rund 24 Millionen Euro (meedia.de).

2. Neue Antworten?
(deutschlandfunk.de, Claudia van Laak, Audio: 6:03 Minuten)
Beim “radioeins- und Freitag-Salon” in der Berliner Volksbühne trafen am Montag Medienunternehmerinnen und -unternehmer aufeinander: Moderator Jakob Augstein hatte das Verleger-Ehepaar Silke und Holger Friedrich zum Gespräch eingeladen. Claudia van Laak hat für den Deutschlandfunk genau hingehört. Wer den kompletten Live-Mitschnitt nachhören möchte: Auf der radioeins-Webseite zum Talk gibt es die Audiodatei zum Direktanhören oder Herunterladen.

3. Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten
(mdr.de, Ralf Heimann)
Ralf Heimann hat sich angeschaut, wie in den Medien über das Darknet berichtet wird: Meist als Tummelplatz für Gestalten finsterer Straftaten wie Drogen- und Waffenhandel sowie Kindesmissbrauch — eher selten als Ausdruck von Demokratie und Freiheit. Das habe damit zu tun, dass oftmals nur schlechte Nachrichten gute Nachrichten seien.

4. Corona: Der schwierige Kampf gegen Krankheitsmythen
(medienwoche.ch, Sabrina Heike Kessler)
Sabrina Heike Kessler erklärt, warum es wissenschaftliche Fakten so schwer gegen Gerüchte und Falschmeldungen haben. Aktueller Anlass sind die vielen Krankheitsmythen, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus im Umlauf sind: “Dass Menschen in Gesundheitsfragen an Fake News glauben, erklärt sich mit dem menschlichen Wunsch, gesund zu sein, zu bleiben oder werden zu wollen und der Angst vor Krankheit und Tod. Schon evolutionär ist der Mensch darauf angelegt, mit der eigenen Gesundheit besser nicht zu experimentieren, sondern sich auf das zu verlassen, was andere denken, empfehlen und tun.”

5. Für die WELT, die sich gerne als tradionsreiches Blatt des deutschen Liberalismus feiert …
(twitter.com, Robert Fietzke)
Im aktuellen Text von “Welt”-Kolumnist Don Alphonso ist von “Kulturmarxismus” die Rede (Kolumnen-Überschrift: “Die Leitkulturorgie nach den kulturmarxistischen Merkelpartys”). Ein vergifteter Begriff, wie Robert Fietzke in einem Twitter-Thread schreibt: “Für die WELT, die sich gerne als tradionsreiches (sic) Blatt des deutschen Liberalismus feiert, schreibt nach wie vor ein Mann, der ganz nonchalant antisemitisch aufgeladene Kern-Begriffe der extremen Rechten wie ‘Kulturmarxismus’ droppt.” Danach geht es mit der lesenswerten etymologischen Einordnung des Wortes weiter.

6. Inzest und emotionale Erpressung: Das neue Ekelfernsehen
(dwdl.de, Alexander Krei)
RTL und Sat.1 würden bei ihren Realityshows aktuell auf fragwürdige Figuren und kalkulierte Tabubrüche setzen — ein unethisches und verantwortungsloses Verhalten, wie Alexander Krei findet: “Wenn sich die beiden großen Privatsendergruppen demnächst also mal wieder für ihr großes Verantwortungsgefühl rühmen, sollte man sie mit den jüngsten Fehlbesetzungen von ‘Bachelor’ und ‘Big Brother’ konfrontieren, die Anstand und Moral vermissen lassen.”

Saures Katapult, MDR-Bildfälscher, Friedrich Merz und der Journalismus

1. Die Süddeutsche klaut systematisch von Katapult
(katapult-magazin.de, Benjamin Fredrich)
“Katapult”-Chefredakteur Benjamin Fredrich ist mächtig sauer auf die “Süddeutsche”, der er die unautorisierte Übernahme von Inhalten vorwirft: “Ficken Sie sich schwer ins Knie, Herr Weber! Ich veröffentliche Ihre volle Peinlichkeit, Ihr journalistisches Unverständnis darüber, eine Quelle von einer Idee nicht unterscheiden zu können, und Ihre systematische Übernahme unserer Werke.” Die “Süddeutsche” reagierte mit einer Stellungnahme, in der sie ihr Bedauern mitteilte und die sofortige Einstellung der Kolumne bekannt gab. Der Vollständigkeit halber muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass anscheinend auch “Katapult” sich nicht immer vorbildlich verhalten hat.

2. Diese Wörter zensieren YouTuber in ihren Kommentarspalten
(vice.com, Sebastian Meineck)
Mit der Funktion “Gesperrte Wörter” können Youtuber Kommentare blocken lassen, in denen bestimmte Wörter vorkommen. Das kann nützlich sein, wenn man vermeiden will, dass die eigene Adresse verbreitet wird oder allzu derbe Schimpfwörter verwendet werden. Viele der Youtube-Stars nutzen die Funktion jedoch auch, um Kritik von sich fernzuhalten und um ihr Geschäftsmodell zu schützen. In Kooperation mit dem Youtube-Kanal Ultralativ (Video, 6:14 Minuten) hat sich “Vice” angeschaut, was Top-Influencer wie Bibi, Dagi, Unge und Co. so alles blockieren.

3. Manipuliertes Foto: Was ist bloß in den MDR gefahren?
(rnd.de, Imre Grimm)
In der MDR-Sendung “Sachsenspiegel” wurde über eine Demonstration in Dresden berichtet, und dabei wurden auch Bilder der Gegendemonstration gezeigt. Ein Transparent eines Gegendemonstranten war leer — der MDR hatte, ohne dies zu erwähnen oder zu begründen, die Inhalte wegretuschiert. Ein fataler Fehler, wie “RND”-Kommentator Imre Grimm findet: “Gerade in Instagram-Zeiten, in denen fast jedes Foto per Mausklick leicht in das Gegenteil seiner selbst verwandelt werden kann, ist Glaubwürdigkeit im Umgang mit Bildern und Fakten das höchste Gut einer Redaktion. Der MDR hat dieses Gut leichtfertig und unnötig aufs Spiel gesetzt.”

4. Wie ZEIT ONLINE Wissenschaftler bei ihrer Forschung unterstützt
(blog.zeit.de, Elena Erdmann & Philip Faigle & Julius Tröger)
Normalerweise profitieren Medien von der Arbeit von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen. Dass es auch andersherum geht, zeigt der spannende Blick hinter die Kulissen bei “Zeit Online”.
Weiterer Lesehinweis: Faszinierend: Wie Julius Tröger für die Zeit komplexe Daten-Welten visualisiert (kress.de, Rupert Sommer).

5. Journalisten müssen von Friedrich Merz nicht gebraucht werden
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Man hätte fast glauben können, dass sich Friedrich Merz vom Gedanken des freien Journalismus verabschiedet hat, so laut und empört war die Aufregung einiger Medien (und des DJV, PDF) über einige seiner Äußerungen bei einer Karnevalsveranstaltung. Dass dem keineswegs so ist, erklärt Medienkritiker Stefan Niggemeier: “Genau genommen sagt Merz nicht, dass traditionelle Medien überflüssig sind. Es sagt, dass sie nicht mehr nötig sind, um eine Botschaft an ein Publikum zu bringen. Das ist nicht dasselbe, und selbst das ist vermutlich zu optimistisch formuliert von Merz: Über ‘institutionalisierte Medien’ lassen sich in der Regel immer noch viel größere Publika erreichen.”

6. Die Sinnfluencer
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio: 6:05 Minuten)
Die Evangelische Kirche startet in Deutschland ein “Sinnfluencer”-Netzwerk auf Youtube: das evangelische Content-Netzwerk “YEET”. Brigitte Baetz hat sich angeschaut, was die Kirche in Sachen digitaler Verjüngung unternimmt. Dabei geht es auch um den, vom Kirchenverantwortlichen so bezeichneten, “Frömmigkeitsstil”.

Antifa-Rechercheplattformen, Corona-Empathie, Schnuckelchen

1. Vorsicht vor “antifaschistischen Rechercheplattformen”!
(welt.de, Ricarda Breyton)
Die “Welt”-Politikredakteurin Ricarda Breyton warnt vor “antifaschistischen Rechercheplattformen”: “Im Internet kursierten zuletzt fragwürdige Meldungen über den inzwischen zurückgetretenen Sprecher der Werte-Union sowie den Ostbeauftragten der Regierung. Die wurden in die Nähe von Rechtsradikalen gerückt. Diese Art der Gerüchteverbreitung muss verhindert werden.”
Auf Twitter antwortet der AfD- und Faschismus-Experte Andreas Kemper: “Ausgerechnet die WELT warnt vor antifaschistische Rechercheplattformen? Für die WELT war von 2012 bis 2015 G. Lachmann als Chefreporter in Sachen #AfD zuständig. Seit seinem Rauswurf ist er Medienberater für Höcke. Sie nahm Don Alphonso auf, als die FAZ ihn nicht mehr wollte.” Der Journalist Henrik Merker schreibt: “Antifaschistische Rechercheplattformen liefern Material von Neonazi-Versammlungen, zu denen sich manche @welt-Leute nicht auf 10km rantrauen würden. (…) Dass Journalisten das Material prüfen müssen, bevor sie drüber schreiben, sollte klar sein.” Und ergänzt in einem weiteren Tweet: “Und ne, als potentielle Quelle darf man als Journalist antifaschistische Rechercheplattformen niemals ausschließen, wie das in der @welt gefordert wird. Vielmehr sollte man häufiger mal dort nachschauen, um rechtsextreme Netzwerke frühzeitig erkennen und publik machen zu können.”

2. Trusted Brands: Kündigen Sie das Abo von Steingarts “Morning Briefing” – so wird Ihr Newsletterkonsum klimaneutral
(meedia.de, Mike Kleiß)
Gabor Steingart hat in seinem Newsletter “Morning Briefing” vor wenigen Tagen dazu aufgefordert, diverse Zeitungen und Magazine zu kündigen. Mike Kleiß kommentiert ironisch: “Gut, dass der ‘Spiegel’ darauf bisher nicht eingeht, nicht zurückschießt. Etwa mit einem Cover auf dem Steingart als Kapitän zu sehen ist. An Deck der Pioneer One. Mit der Zeile: ‘Kündigen Sie einfach das Abo von Steingarts ‘Morning Briefing’ — So wird wenigstens Ihr Newsletterkonsum klimaneutral.'”

3. Influ­encer sollen über Pro­dukte “infor­mieren” dürfen
(lto.de, Annelie Kaufmann)
Das Bundesjustizministerium hat einen Vorschlag zur Kennzeichnung von Social-Media-Posts erarbeitet. Demnach müssen Äußerungen auf Sozialen Medien nicht als Werbung gekennzeichnet werden, “wenn sie ohne Gegenleistung erfolgen und vorrangig der Information und Meinungsbildung dienen”. Ein möglicher Gesetzentwurf müsse jedoch eng mit der Europäischen Kommission abgestimmt werden.

4. Die 1,4 Milliarden-Dollar-Wette inmitten der Streaming Wars: Wie viel Potenzial hat Quibi?
(omr.com, Tobi Bauckhage & Jon Hanschin)
Mehr als eine Milliarde Dollar lassen sich zwei amerikanische Unternehmer angeblich den neuen Streamingdienst Quibi kosten. Auf dem zahlungspflichtigen Kanal soll es Kurzvideos (“Quick Bites”) mit einer Länge von maximal zehn Minuten geben. Zielgruppe: Handynutzer und -nutzerinnen. Tobi Bauckhage und Jon Hanschin erklären, was es mit dem Kurzfilm-Netflix auf sich hat.

5. Wo bleibt die Empathie?
(taz.de, Fabian Kretschmer)
Die europäische Berichterstattung über das Coronavirus mache viele Chinesen und Chinesinnen wütend, so der China-Korrespondent Fabian Kretschmer. Der Mangel an Empathie gegenüber der Bevölkerung sei erschreckend. Zumal die derzeitige Situation mit einer Quarantäne für rund 60 Millionen Menschen bislang einmalig und Schuldzuweisungen unangebracht seien.

6. Schnuckeliger Vater von Sportschau-Moderatorin trainiert Schalke.
(twitter.com, Günter Klein)
Der Chefreporter Sport des “Münchner Merkur” antwortet auf eine “Focus Online”-Schlagzeile …

Kreml-Propaganda, Reichelts Talk-Trash, Fortgesetztes Fremdschämen

1. Jetzt auch mit Staatspropaganda direkt aus dem Kreml
(horizont.net, Ulrike Simon)
Es gibt mal wieder Neues vom Ehepaar Holger und Silke Friedrich und der von ihm erworbenen “Berliner Zeitung”. Auf der Website bediene sich die Redaktion neuerdings bei der russischen Nachrichtenagentur TASS. Die “zentrale staatliche Nachrichtenagentur” werde als normale Quelle behandelt, gleichwertig mit dpa und Reuters. Bei Medienjournalist Daniel Bouhs klingt es so, als könne er die Aufregung um die Verwendung von TASS nicht so ganz nachvollziehen: “Zumindest in dem zitierten Artikel ist TASS eine Quelle neben vielen, v.a. neben seriösen wie dpa. (…) Frage ist doch immer, wie man damit umgeht.”
Die Friedrichs waren erst vor wenigen Tagen in die Schlagzeilen geraten, als die Trennung von den Chefredakteuren der “Berliner Zeitung” und des “Berliner Kuriers” bekannt wurde. Was bei der “Welt” zu Spekulationen führte: “Arntz und Jehn, beide Journalisten und Chefredakteure mit einer in der Medienbranche untadeligen Reputation, hatten nach der Enthüllung durch Welt am Sonntag, dass Holger Friedrich in der DDR als IM für die Stasi tätig war, eine unabhängige Untersuchung des Falls angekündigt.”

2. TV-Talk-Trash mit Julian Reichelt: “Bild” dir deinen Volkskörper
(fr.de, Katja Thorwarth)
Katja Thorwarth hat sich den TV-Talk von “Bild”-Chef Julian Reichelt angeschaut. Dieser bediene das neurechte Narrativ des Meinungsdiktats. Die Sendung sei jedoch insgesamt so erschreckend schlicht, dass sich kein Mitbewerber sorgen müsse: “Wer sich als Teil des Volkes ‘Querschnitt’ wähnt, dürfte sich ordentlich verschaukelt vorkommen. Beziehungsweise einfach als Staffage für ein groß angelegtes Marketingprojekt, das einen künstlich hergestellten ‘Volkskörper’ die übliche Springer-Propaganda wiederkäuen lässt. Vermutlich müssen sich die Öffentlich-Rechtlichen doch nicht ganz so warm anziehen.”

3. Was soll das eigentlich mit diesen Podcasts?
(zeit.de, Meike Laaff, Audio: 53:10 Minuten)
Wenn sich jemand mit Podcasts auskennt, dann die Radiojournalistin Ann-Kathrin Büüsker, die im Deutschlandfunk den Podcast “Der Tag” moderiert. Nun war Büüsker bei “Wird das was?”, dem Digital-Podcast von “Zeit Online”, zu Besuch. Es ist ein Podcast über Podcasts geworden, bei dem es unter anderem um Formatfragen, die vielfach geschmähten “Laberpodcasts” und die Konsensfalle geht.
Weiterer Lesetipp: Warum es mit Podcasts jetzt erst richtig los geht (blog-cj.de, Christian Jakubetz).

4. Zukunft ungewiss
(taz.de, Peter Weissenburger)
Die Evangelische Journalistenschule (EJS) kann auf eine zwanzigjährige Geschichte mit 13 Ausbildungsjahrgängen zurückblicken. Doch derzeit sei fraglich, ob es jemals wieder einen neuen Ausbildungsjahrgang geben wird. Die Initiative “EJS retten!” befürchte das Ende der von Sparzwängen bedrohten Berliner Journalistenschule.

5. Großartige Food-Geschichten sind Mangelware
(fachjournalist.de, Silke Liebig-Braunholz)
Im “Fachjournalist” erzählt Silke Liebig-Braunholz vom derzeitigen Stand des “Food-Journalismus”. Sie hat sich dazu in der Branche umgehört, wie die Nischenthemen rund um das Essen und Trinken angegangen werden. Und das ist unterschiedlicher und vielfältiger, als man zunächst annehmen könnte.

6. Medienaufseherin stellt Podcast ein, den RTL ihr geschenkt hat
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
“Die Bremer Direktorin der Landesmedienanstalt wirft mir Sexismus vor auf Grundlage von Zitaten, die nicht von mir stammen, lässt erklären, man werde meine Fragen ‘gerne beantworten’, aber erst in mehr als einer Woche, weigert sich dann, die Fragen zu beantworten”, so der Journalist Boris Rosenkranz auf Twitter. Zu dem Fall, der bereits im Januar für Fremdschämen sorgte, geselle sich jetzt noch ein möglicher Interessenkonflikt.

Drei Wörter reichen, Mitten-Mantra & Hufeisen-Theorie, Gastbeiträge

1. Leistungsschutzrecht: Verleger wollen maximal drei Wörter lizenzfrei zulassen
(heise.de, Stefan Krempl)
Es gibt mal wieder Neuigkeiten von der unsäglichen Posse um das Leistungsschutzrecht. Die Verlegerverbände pochen darauf, dass “regelmäßig nicht mehr als drei Wörter” lizenzfrei bleiben dürften. Stefan Krempl erklärt das unwürdige Gerangel um Snippets, Miniatur-Vorschaubilder und Kleinstvideos.
Weiterer Lesetipp: Die Analyse von Friedhelm Greis: Drei Wörter sollen … (golem.de).

2. Das Mantra von der Mitte
(sueddeutsche.de, Gustav Seibt)
Gustav Seibt räumt mit der in letzter Zeit so häufig bemühten Hufeisen-Theorie auf, die immer wieder Gegenstand von politischer Diskussion und Berichterstattung ist: “Das Hufeisen ist in der politischen Metaphorik eines der Sprachbilder, die das Denken mit einem Schein von Anschaulichkeit festlegen und in die Irre führen können.” Seibt erklärt die historischen Ursprünge des Sprachbilds und zeigt, wo die Gefahren liegen: “Derzeit drohen Hufeisenbild und Mitte-Begrifflichkeit zu veritablen Scheuklappen zu werden, die eine präzise Beschreibung politischer Optionen verhindern.”

3. Politik-PR oder Debattenkultur?
(deutschlandfunk.de, Christopher Ophoven)
Für Politikerinnen und Politiker kann es sehr attraktiv sein, ihre Botschaft per Gastbeitrag über ein renommiertes Medium in die Welt zu senden. Schwierig wird es, wenn die kritische Einordnung durch die Redaktion fehlt. Der Deutschlandfunk hat sich bei verschiedenen Redaktionen und Experten umgehört, wie mit derlei Beiträgen umgegangen wird beziehungsweise wie man idealerweise mit ihnen umgehen müsse.

4. Readly-Jahres-Report: 37 Millionen gelesene Magazine in Deutschland, Top-Titel: “Auto Bild” & “selbst ist der Mann”
(meedia.de, Jens Schröder)
Der E-Paper-Anbieter und Flatrate-Kiosk-Betreiber Readly hat seinen Jahresreport veröffentlicht. Jens Schröder verrät auf “Meedia”, welche Magazine in Deutschland laut Betreiberangaben am meisten gelesen wurden.

5. Das wird man ja wohl noch fragen dürfen
(freitag.de, Benjamin Knödler)
“Balsam in einer erregten Öffentlichkeit” seien die Interviews der ZDF-Moderatorin Marietta Slomka, findet Benjamin Knödler im “Freitag”: “Nicht nur, dass am Ende der Gespräche Antworten stehen, hinter die die Befragten nicht mehr zurückkönnen. Das Ganze geschieht überdies, ohne das Rad der Empörung rhetorisch weiterzudrehen — und sorgt zugleich dafür, dass das Empörende, dass der Skandal nicht so schnell vergessen wird. Es ist ein Signal an die Mächtigen: ‘Ihr, die ihr mit euren Entscheidungen viel Einfluss habt, ihr werdet dafür zur Rechenschaft gezogen.'”

6. Der hammerstolze Neo-SWR
(kontextwochenzeitung.de, Josef-Otto Freudenreich)
Der Südwestrundfunk hat mit Kai Gniffke einen neuen Intendanten, und der wolle den Sender zum digitalen Pionier umbauen und ein neues, junges Publikum erschließen. Was wird dann mit dem Großteil der Kundschaft, fragt Josef-Otto Freudenreich und spöttelt: “Was sollen sich die über 60-Jährigen, die den Großteil der Kundschaft ausmachen, denken, wenn Hannes und der Bürgermeister keinen Schnaps mehr trinken dürfen? Wenn Gaby Hauptmann (62), die Kurzzeit-Talkmeisterin vom Bodensee, Knall auf Fall aus dem Programm gekippt wird? Die Bestsellerautorin (“Suche impotenten Mann fürs Leben”) mit dem Spaßmacher Christoph Sonntag im Gespräch — das ist doch Kundenbindung pur.”

Berichte aus Wuhan, Rechtsradikale Vernetzung, Polizeilicher Kuschelzoo

1. “Wir sind im Moment nicht in der Lage, dorthin zu reisen”
(deutschlandfunk.de, Bettina Schmieding, Audio: 7:10 Minuten)
Als zwei chinesische Bürgerjournalisten über Missstände aus der abgeriegelten Corona-Krisenregion Wuhan berichteten, ließen die Behörden sie zunächst gewähren. Doch nun seien sie von der Bildfläche verschwunden. Die chinesischen Sicherheitsbehörden würden über diverse Methoden verfügen, um kritische Blogger ruhigzustellen, so der China-Korrespondent Steffen Wurzel im Deutschlandfunk-Interview. Auch seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden teilweise davon abgehalten, zur Arbeit zu kommen: “Da würden wir bei uns in Deutschland ein Fass aufmachen. Hier in China müssen wir das einfach ein Stück weit in Kauf nehmen, weil China als Diktatur eben andere Maßstäbe anlegt an die Durchsetzung von Vorschriften.”

2. Kann Kotti, kann Katzenbaby
(taz.de, Alke Wierth)
Alke Wierth hat den Instagram-Account der Berliner Polizei besucht und fand sich in einem digitalen Kuschel-Zoo wieder: “Folgt man der Berliner Polizei auf Instagram, gewinnt man den Eindruck, dass die Ordnungshüterinnen und -hüter der Hauptstadt vor allem mit der Rettung kleiner und meist niedlicher Tierchen beschäftigt sind.”
Weiterer Lesehinweis: Beim Leipziger Stadtmagazin “Kreuzer” spricht der Kommunikationschef der Polizei Sachsen über die Kommunikationspanne Connewitz, strittige Polizeimeldungen und Behörden in Sozialen Medien: “Keinen Fehler zweimal machen” (kreuzer-online.de, Aiko Kempen).

3. Die sanfte Macht
(faz.net, Caroline Jebens)
Caroline Jebens ist dem Phänomen der E-Boys auf TikTok nachgegangen, jenen spätpubertierenden Digital-Schönlingen, die zu ein paar Takten Musik schmachtvoll die Lippen bewegen und mimische sowie gestische Höchstleistungen vollbringen. Um E-Boy zu werden, müsse man “nicht schlagfertig sein, wichtiger sind hohe Wangenknochen, vorteilhaftes Licht und genügend Follower. Dass diese Inszenierung feminin besetzt ist, scheint zufällig: einfach, weil es vor allem Frauen und Mädchen sind, die so erfolgreich inszeniert werden, die modelhaft-sanfte Pose aber genauso gut für die Zwecke der Jungs funktioniert.”

4. Rechtsradikale Vernetzung
(kontextwochenzeitung.de, Kai Stoltmann)
Neben WhatsApp gehört Telegram in Deutschland zu den beliebtesten Messengern. Die mit ihrer starken Verschlüsselung werbende Kommunikations-App erfreue sich auch in rechtsradikalen Kreisen großer Beliebtheit: In Stuttgart nutze eine Gruppe “Patrioten” die App für ihre rassistische Hetze.

5. Literatur ist ein Frühwarnsystem.
(planet-interview.de, Maren Schuster)
Literaturkritiker Denis Scheck hat jüngst seinen Kanon mit den 100 wichtigsten Werken der Weltliteratur (von “Krieg und Frieden” bis “Tim und Struppi”) vorgestellt. Im lesenswerten Gespräch mit “Planet Interview” geht es auch um die schwierige Frage der Trennung von Künstler und Werk: “Ich habe aus der Literatur gelernt, dass wir Ambiguitäten aushalten müssen. Das ist vielleicht das Wichtigste, was uns Literatur beibringen kann. Dass wir aufhören, in schwarz und weiß zu denken, dass wir die tausend Graustufen wahrnehmen.”

6. BR-Chefredakteur: Liebes Interview mit Markus Söder
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz, Video: 1:05 Minuten)
“Nach einem ‘BR Extra’ geht es für BR-Chefredakteur Christian Nitsche und CSU-Chef Markus Söder mit dem Herzblatt-Hubschrauber nach Berlin ins Bundeskanzleramt.” Nach Ansicht des kurzen Interviewschnipsels kann man den Spott von Boris Rosenkranz gut verstehen. Hier kann es sich nur um Liebe handeln.

Der “Spiegel” und das Fake-Telefonat, Berliner Verlag, ESC-Vorentscheid

1. Anruf in Abwesenheit: Der “Spiegel” und das Fake-Telefonat
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der “Spiegel” hat sich jüngst mit einigem Aufwand neue journalistische Standards verpasst und einen 74-seitigen Leitfaden veröffentlicht (PDF). Doch bereits eine Woche später scheint von den guten Vorsätzen vieles vergessen zu sein. Stefan Niggemeier berichtet über einen Fall, bei dem der “Spiegel” mal wieder so tut, als ob er dabei gewesen sei, und der sich schließlich in Luft auflöst. Dabei geht es auch um mangelnde Einsicht und mangelnde Fehlerkultur.

2. Bitte recht freundlich
(sueddeutsche.de, Cathrin Kahlweit & Hubert Wetzel & Joseph Hanimann & Elisa Britzelmeier & Jan Bielicki & Alexandra Föderl-Schmid & Silke Bigalke)
Die “Süddeutsche Zeitung” hat ihre Korrespondentinnen und Korrespondenten danach gefragt, wie es in den jeweiligen Ländern um die Pressefreiheit bestellt ist. Das Resultat sind spannende und informative Kurzberichte aus Großbritannien, den USA, Frankreich, Italien, Australien, Israel und Russland.

3. Chefredakteure verlassen Berliner Verlag
(welt.de, Christian Meier)
Nachdem die “Welt” über die Stasi-Vergangenheit des Neu-Verlegers Holger Friedrich berichtet hatte, kündigten “Berliner Zeitung” und “Berliner Kurier” unabhängige Untersuchungen an. Nun verlassen die Chefredakteure beider Zeitungen den Verlag, den Holger und Silke Friedrich vergangenes Jahr übernommen hatten. “Verlagskenner interpretieren den Wechsel an der Redaktionsspitze als eine Machtdemonstration von Verleger Friedrich und Herausgeber Maier”, so der “Welt”-Medienredakteur Christian Meier.

4. NDR verzichtet auf ESC-Vorentscheid – das Publikum bleibt außen vor
(rnd.de, Imre Grimm)
In früheren Jahren hat das TV-Publikum darüber entschieden, wer zum Eurovision Song Contest fahren darf. Dieses Jahr würden die NDR-Verantwortlichen auf zwei Expertenjurys setzen. Ein riskanter Schritt, wie Imre Grimm findet: “(D)er ESC ist auch ein Gesellschaftsspiel — und ohne Gesellschaft spielt es sich eben schlechter. Rückenwind aus der Heimat ist beim ESC nicht entscheidend. Aber wenn es dem Land völlig wurscht ist, wer warum was singt, weil es nichts dazu beitragen konnte, hilft das auch wenig bei der Erzeugung eines gewissen nationalen ESC-Momentums, wie es Stefan Raab einst meisterhaft gelang.”

5. Wieso wir den digitalen SPIEGEL jetzt auch pur anbieten
(medium.com/@devspiegel)
Für rund fünf Euro im Monat lasse sich bei Spiegel.de neuerdings die Werbung und das Werbetracking abschalten. Bereits bestehende Abonnenten und Abonnentinnen von “Spiegel +” seien mit rund zwei Euro Aufpreis im Monat dabei. Im Entwicklerblog wird das neue Modell erklärt, das in der technischen Umsetzung sicher für einige Kopfschmerzen gesorgt hat.

6. Sturm Sabine: Zwischen Bahnchaos und Außenreporter-Fails
(youtube.com, Philipp Walulis, Video: 7:25 Minuten)
“Sturm Sabine ist über Deutschland gezogen und hat in den Medien gewütet! Es war wieder die Stunde heldenhafter Außenreporter!” Philipp Walulis und sein Team zeigen, was der Sturm im Journalismus angerichtet hat.

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