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Talkshows, Unique Content, Drogen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Das Versagen der großen Schule”
(faz-community.faz.net, Marina Weisband)
Marina Weisband appelliert an die Journalisten: “Traut uns mehr zu. Hört nicht immer nur auf unsere Erwartungen. Vergesst nicht, dass wir letztlich das erwarten, was ihr uns vorsetzt. Was wir gewöhnt sind. Ihr könnt die Welt wirklich verbessern.”

2. “Gespräch statt Talkshow”
(funkkorrespondenz.kim-info.de, Rupert Neudeck)
Rupert Neudeck macht sicht Gedanken über die vielen Talkshows im deutschen Fernsehen: “Maischberger und Reinhold Beckmann bilden insofern eine große Ausnahme unter den Moderatoren, als sie zum Nutzen ihrer Sendungen kein Publikum im Studio sitzen haben. Das allein macht diese beiden Talkshows schon zu einer Besonderheit. Denn es ist sehr erholsam, dass hier eben nicht ein Publikum durch ständiges und immer gleichstarkes Klatschen jedem Gesprächsteilnehmer signalisiert, ‘jeder hat ja so recht’, wie Tucholsky sagte.”

3. “‘Wer Google austrickst, lädiert unseren Ruf'”
(meedia.de, Alexander Becker)
Stefan Plöchinger, Chefredakteur von Sueddeutsche.de, im Interview zu den Klickzahlen deutscher Zeitungsportale: “All das, was man Unique Content nennt, ist zentral für lang- statt kurzfristigen Erfolg. Das ist es, was ich mit publizistischer Idee meine. Wer sie hat und verfolgt, baut seine Marke im digitalen Raum dauerhaft auf.”

4. “Lost in Translation auf Farsi”
(ftd.de, Silke Mertins)
Eine Rede von Mohammed Mursi wird in iranischen Medien falsch übersetzt: “Der Dolmetscher des staatlichen Fernsehens und Radios tauschte in der simultan auf Farsi übersetzten Rede ‘Syrien’ kurzerhand durch ‘Bahrain’ aus – schon passte es wunderbar. Auch an anderer Stelle wurde die Ansprache des Ägypters ideologisch verbessert.”

5. “Were the fake football agent’s transfer rumours any more flaky than the usual ones?”
(newstatesman.com, Steven Baxter, englisch)
Steven Baxter macht sich Gedanken über den Text von @FootballAgent49: “When you think about it, why would a football agent bother to tweet his secret deals to Twitter when it could jeopardise his earnings?”

6. “Die neuen Drogenerfahrungen sind da!”
(wahrheitueberwahrheit.blogspot.ch, Thomas)

Ein bisschen verirrt

Wichtig im Journalismus ist ja auch, dass man dramatische Überschriften nicht gerade mit völlig albernen Artikelanfängen konterkariert.

Praktisch heißt das, dass auf so eine Schlagzeile …

Auf hoher See verirrt: Küstenwache rettet Schauspieler Russell Crowe

… vielleicht besser nicht so ein Text folgt:

“Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön” heißt es in einem beliebten Volkslied …

Das dachte sich wohl auch Schauspieler Russell Crowe (48), als er mit einem Begleiter und einem Kajak in See stach. Weniger lustig war da allerdings, dass die beiden von der Küstenwache gerettet werden mussten.

Andererseits ist bei dem Text, der dann noch folgt, eigentlich sowieso alles egal.

Bild.de schreibt, der Schauspieler und ein Bekannter (das Wort “Bekannter” ist mit dem Werbelink einer Partnervermittlung unterlegt) seien am Samstag mit einem Kajak von der Ortschaft Cold Spring Harbor bei New York aufgebrochen:

Bei Sonnenuntergang hatten sie sich verirrt und einem Boot, das sich auf Patrouille befand, ihre Not signalisiert. Zu viel geträllert und den Kurs aus den Augen verloren, lieber Russell?

Die Kajakfahrer seien zum Schiff der Küstenwache gepaddelt, an Bord geklettert und zurück nach Huntington Harbor gefahren, sagte Robert Swieciki, ein Sprecher der US-Küstenwache.

Darüber hinaus hatte Swieciki gegenüber der Press Association noch etwas gesagt, was die ganze Geschichte (“Auf hoher See verirrt”!) schon ein bisschen unspektakulär erscheinen ließ:

“Er brauchte nur ein bisschen Hilfe, er hatte sich nur ein bisschen verirrt”, sagte Swieciki. “Es war eigentlich keine richtige Rettung, eher eine Mitfahrgelegenheit.”

(Übersetzung von uns.)

Außerdem waren die beiden mit ihrem Kajak nicht auf hoher See (mehr als 200 Seemeilen von der Küste entfernt) unterwegs, sondern im Long Island Sound, einer Förde, wo sie offenbar immer in Küstennähe blieben.

Aber gut, man muss es natürlich nur in die richtige Relation setzen:

Puh, noch mal Glück gehabt! Schauspiel-Kollege Tom Hanks (56) zeigte in “Verschollen” wie ein Ausflug auf hoher See auch ausgehen kann und man NICHT gefunden wird. Doch in dieser Hauptrolle hätte sich der Australier sicherlich ungern im echten Leben gesehen.

Mal davon ab, dass Schauspiel-Kollege Tom Hanks das natürlich nur gespielt hat, ist der “Ausflug auf hoher See” in “Verschollen” der Absturz eines Transportflugzeugs, den Hanks’ Charakter als einziger überlebt. Er rettet sich auf eine einsame Insel, auf der er mehrere Jahre lebt. Also irgendwie was ganz anderes.

Crowe, der sich zu Dreharbeiten auf Long Island aufhält, bedankte sich über Twitter bei seinen Helfern.

Das gleiche Twitter übrigens, auf dem Crowe kurz darauf auch noch mal geschrieben hatte, er habe sich nicht verirrt:

Mit Dank an Matthias M.

Clint Eastwood, Behindertenwitze, IVW

6 vor 9

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1. “Warum ich mir eine (vermutlich) einmalige Gelegenheit entgehen lasse”
(qlod.org, Nilzenburger)
Nilzenburger erklärt, warum er eine Einladung in die Sendung “Achtung, Computer! Macht uns das Internet dumm?” von “Günther Jauch” zurückgewiesen hat: “Spitzer geht es zu keinem Zeitpunkt um eine Diskussion, genausowenig wie es ihm um eine Lösung geht. Spitzer geht es wahrscheinlich nicht mal so sehr um unsere Kinder. Spitzer geht es nur um eins: Sein Buch zu verkaufen.” Siehe dazu auch “Omg, lol!” (spiegel.de, Ole Reißmann).

2. “Der neue Dämonisierungsjournalismus”
(begleitschreiben.net, Gregor Keuschnig)
Gregor Keuschnig geht auf drei Berichte von deutschen Journalisten über den Auftritt von Clint Eastwood (youtube.com, Video, 11:49 Minuten) an der Republican National Convention ein: “Die Unterstellung von Senilität und/oder Rassismus ist nichts als abstoßender Gesinnungsjournalismus. Man mag sich nicht ausdenken, wozu diese Journalisten zu anderen Zeiten fähig gewesen wären (ihre Indoktrinierung hätte nur anders verlaufen müssen). Sie sind zu nüchternen Analysen nicht in der Lage, weil sie hoffnungslos parteiisch sind. Daher muss jeder Andersdenkende, der nicht ihr Weltbild vertritt, dämonisiert werden.”

3. “Von Handicap-Helden, Judo-Zwillingen und dem Stelzenmann “
(absolutobsolet.blogspot.de)
Anlässlich der Paralympics in London macht Bild.de eine Klickstrecke mit Behindertenwitzen.

4. “Qualität versus Tricks”
(ploechinger.tumblr.com, Stefan Plöchinger)
Stefan Plöchinger, Chefredakteur von Sueddeutsche.de, schreibt über die Tricks von Zeitungsportalen, um IVW- und AGOF-Rankings zu optimieren. “Wir wollen nachhaltig Reichweite aufbauen, wie Spiegel Online und auch bild.de das über die Jahre geschafft haben. Mit Tricks allein wären sie nicht Marktführer geworden, sie sind es dank einer publizistischen Idee, die man im Fall von bild.de freilich nicht teilen muss.”

5. “PR-Firma zahlt Journalisten: Im Couvert steckten 500 Franken”
(sonntagonline.ch, Hanspeter Bürgin)
Schweizer Journalisten lassen sich von einer PR-Firma mit rund 400 Euro bezahlen: “PR-Mann Fässler verteidigt sein Geschäftsmodell: ‘Ich verstosse gegen keine Gesetze und Richtlinien.’ Er bestätigt ohne Umschweife, Journalisten von Tamedia, NZZ und az entschädigt zu haben. Ob diese die 500 Franken behalten, in eine Redaktionskasse einbringen oder an eine gemeinnützige Organisation spenden, sei nicht seine Sache.”

6. “BILD versteht Jan Böhmermanns Humor nicht”
(alexkordsblog.wordpress.com)

Ottmar Hitzfeld, China, Zapp

6 vor 9

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1. “Das Internet war eine Episode der Freiheit”
(perlentaucher.de, Thierry Chervel und Anja Seeliger)
Der Perlentaucher verzichtet aufgrund des vom Bundeskabinett beschlossenen Leistungsschutzrechts für Presseverleger auf die Feuilletonrundschau: “Der Jubel der Medien über das Leistungsschutzrecht offenbart zugleich ihren Funktionsverlust als Träger der freien Öffentlichkeit. Journalisten hatten nicht den Mut, sich gegen diesen Angriff auf die Öffentlichkeit zu wehren.”

2. “Die Scheinargumente für ein Leistungsschutzrecht”
(stefan-niggemeier.de)
Stefan Niggemeier geht auf die Scheinargumente ein, die Verleger für dieses Gesetz vorbringen. “Keine Verfassungsgrundsätze, keine Rechtsprinzipien, nicht der Schutz des sogenannten ‘geistigen Eigentums’, sondern die schlichte Tatsache, dass zur Zeit im Internet das Betreiben einer Suchmaschine lukrativer ist als das Erstellen journalistischer Inhalte.”

3. “Untragbares Doppelmandat”
(nzz.ch, Elmar Wagner)
Ottmar Hitzfeld, Trainer der Schweizer Fußball-Nationalmannschaft, schließt einen mehrjährigen Vertrag mit dem Verlag Ringier, der unter anderem die Boulevardzeitung “Blick” herausgibt: “Es irritiert, dass Hitzfeld nicht bis nach seiner Amtszeit zugewartet hat, ein solches Engagement einzugehen. Denn die neue Position ist besonders heikel für ihn – vergleichbar etwa mit dem Finanzminister, der nebenbei auch noch eine Bank berät.” Siehe dazu auch “Hitzfeld und Ringier – eine unheilige Allianz” (tageswoche.ch, Florian Raz)

4. “Von Pressefreiheit fehlt oft jede Spur”
(tagesschau.de, Video, 3 Minuten)
Christine Adelhardt über die Freiheit der Presse in China, ein etwas längerer Bericht hier (ndr.de, Video, 6:45 Minuten).

5. “Axel Springers ‘Leitlinien zur Sicherung der journalistischen Unabhängigkeit’ gelten auch für freie Journalisten”
(danielgrosse.com)
Daniel Große erhält Post von der Axel Springer AG.

6. “Die fünfte Kontrollinstanz”
(youtube.com, Video, 3:32 Minuten)
Ein Treffen von Medienjournalisten anläßlich des 10. Geburtstags der medienkritischen Sendung “Zapp”.

Grausamkeit, Mittelmäßigkeit, Berlin-Mitte

6 vor 9

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1. “Die neue Grausamkeit”
(fraumeike.de)
Meike Lobo möchte auf Nachrichtenseiten wie “Spiegel Online” nicht überraschend Augenzeuge von Grausamkeiten werden: “Ich möchte keine gequälten Esel sehen, ich möchte nicht sehen, wie Katzenbabies an Pythons verfüttert werden, ich möchte nicht sehen, wie Luka Magnotta seinen Liebhaber isst, ich möchte nicht sehen, wie Teenager einen ganzen Wurf fiepender Hundewelpen in die Fluten eines reißenden Flusses werfen, und ich möchte auch nicht sehen, wenn in China kleine Mädchen von Autos überrollt und von Passanten stundenlang liegengelassen werden. Ich. Möchte. Das. Nicht. Und falls ich das wider Erwarten doch einmal möchte, dann SUCHE ICH DANACH.”

2. “Von der Inflation der Mittelmäßigkeit”
(pauline-tillmann.de)
Heutigen Nachwuchsjournalisten fehle oft der Biss, der Wille, mehr einzubringen als minimal gefordert ist, findet Pauline Tillmann. “Es gibt viel mehr Journalistenschulen und Publizistik-Studiengänge als früher – und doch gibt es nicht mehr gute bis sehr gute Journalisten. Soll heißen: Es gibt eine Inflation der Mittelmäßigkeit. Und das hat damit zu tun, dass es viele nicht mehr gewohnt sind sich anstrengen zu müssen.”

3. “Pädagogischer Betrug”
(nzz.ch, Ulrich Schmid)
Ulrich Schmid beklagt falsche Übersetzungen aus der englischen und französischen Sprache von Deutschlandradio Kultur, der ARD-Sportschau und Phoenix.

4. “Zwei Journalisten, ein Interview”
(medienspiegel.ch, Martin Hitz)
Zwei Interviews mit Usain Bolt im “Tages-Anzeiger” und in der NZZ im Vergleich. Der Journalist der NZZ, Remo Geisser, nimmt in den Kommentaren dazu Stellung.

5. “Leistungsschutzrecht”
(youtube.com, Video, 4:45 Minuten)
Der Elektrische Reporter erklärt das Leistungsschutzrecht für Presseverleger.

6. “Urlaub in Berlin”
(boschblog.de)
Bosch verbringt den Sommer in Berlin-Mitte: “Das Wichtigste in Mitte sind Kontakte. Man muss hier nicht nur Leute kennen, man muss die richtigen Leute kennen. Wenn ich groß bin, mache ich eine Rating-Agentur für Mitte-People auf.”

Bild, dpa  

Mond ist nicht ihr Hobby

Neil Armstrong ist tot, der erste radfahrende Trompeter auf dem Mond.

Verzeihung, das war Unfug. Aber Neil Armstrong ist tot, der erste Mann auf dem Mond. NBC hatte ihn in einer Überschrift im Internet kurzzeitig “Neil Young” genannt, was schon ziemlich peinlich war, denn Neil Young ist ein Musiker. Immerhin heißt aber eines seiner Alben “Harvest Moon”.

Kommen wir aber zu den deutschen Medien: Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) eröffnete einen ihrer Nachrufe in der Nacht zum Sonntag mit folgendem Satz:

Er hinterließ den ersten Fußabdruck der Menschheit auf einem anderen Planeten: Der Astronaut Neil Armstrong ist tot.

Das war Quatsch, denn bis heute hat kein Mensch einen anderen Planeten als die Erde betreten — der Mond ist nämlich keiner, sondern ein Trabant (was, Achtung, liebe Journalisten, in diesem Fall kein Auto ist). dpa hat das am Sonntagmittag auch bemerkt und aus dem “Planeten” einen “Himmelskörper” gemacht. Der Fehler steht aber noch unter anderem bei stern.de, “Focus Online” und der Münchner “Abendzeitung”.

Im gleichen Artikel steht dieser Satz:

Seinen ersten Raumflug absolvierte Armstrong am 12. März 1966 als Kommandant der US-Raumfähre “Gemini 9”.

Er steht in insgesamt 13 dpa-Meldungen und unter anderem bei “Spiegel Online”, “Zeit Online”, sueddeutsche.de, FAZ.net, n-tv.de und n24.de, aber es ist falsch. Armstrong war an Bord der “Gemini 8” und das war keine “Raumfähre” (also ein “wiederverwendbares Transportfahrzeug für die Raumfahrt”, wie die Wikipedia es schlicht erklärt), sondern eine Raumkapsel.

Interessanterweise gibt es einen dpa-Text, in dem es richtig heißt:

Die Wolken reichten aber nicht, Armstrong wollte noch höher hinaus: 1962 akzeptierte ihn die Nasa als Astronauten, 1966 vollbrachte er als Chefpilot von “Gemini 8” das Andocken an ein unbemanntes Raumfahrzeug im Orbit – das erste Rendezvous im All.

Und dann war da noch “Bild”:

Wenn ihr den Mond seht, winkt ihm zu!

“Wer sich fragt, wie er Neil eine Ehre erweisen kann: Das nächste Mal, wenn ihr an einer sternenklaren Nacht draußen seid und der Mond auf euch herunter strahlt, denkt an Neil
 Armstrong und winkt ihm zu.” (die Familie von Neil Armstrong auf der Internetseite der Nasa)

Kann man schönere Worte wählen, um sich von dem Mann zu verabschieden, der die Menschheit auf den Mond brachte?

Nun, man kann diese schönen Worte zumindest richtig übersetzen.

Geschrieben hatte Armstrongs Familie nämlich:

For those who may ask what they can do to honor Neil, we have a simple request. Honor his example of service, accomplishment and modesty, and the next time you walk outside on a clear night and see the moon smiling down at you, think of Neil Armstrong and give him a wink.

Und “to give somebody a wink” heißt “jemandem zuzwinkern”. Das muss auch irgendjemand in der Redaktion bemerkt haben, auf Bild.de wurde der Artikel nämlich inzwischen unauffällig korrigiert.

Mit Dank an Michael, Jendrik T. und T.L.

Der Sturm, Neil Armstrong, Armin Veh

6 vor 9

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1. “Keep in mind as you put together your Neil Armstrong packages tonight…”
(apple.copydesk.org, Charles Apple, englisch)
Welche Fotos Redaktionen von Neil Armstrong verwenden könnten und welche nicht.

2. “Feuilletonistischer Fidelwipp”
(taz.de, Thomas Wörtche)
Thomas Wörtche erkennt bei der Feuilleton-Diskussion um den Roman “Der Sturm” “eine verunglückte PR-Aktion”, die “letztlich doch, und sei’s durch die List der Unvernunft, funktioniert”. “Das PR-Skript für das Buch leuchtet neongrell, überdeutlich: eine Kampagne, vorbildlich nach Georg Francks ‘Ökonomie der Aufmerksamkeit’ gestartet, dann der Dynamik der Öffentlichkeit überlassen.”

3. “US-Lokalnachrichten – produziert auf den Philippinen”
(sueddeutsche.de, Michael Moorstedt)
Wie Berichte für US-Lokalzeitungen auf den Philippinen entstanden sind: “Sie durchforsteten Polizeiberichte, Amtsblätter, Sporttabellen, Pressemitteilungen oder Studienergebnisse und zimmerten daraus grobe Texte, die dann von Muttersprachlern aufbereitet und unter falschem Namen – für Preise zwischen zwei und zwölf Dollar – an die Redaktionen geliefert wurden.”

4. “Sorry, meine Herren, nicht fähig dazu!”
(diepresse.com, Anneliese Rohrer)
Anneliese Rohrer schreibt einen Erfahrungsbericht aus dem Journalismus. Scharfe Kritik von einer Frau werde oft als “bösartig, hasserfüllt und verbissen wahrgenommen”. Komme sie dagegen von einem Mann, gelte sie als “scharf, objektiv und nachhaltig”.

5. “Der Trainer tippt”
(blog-g.de, Video, 0:59 Minuten)
Wen Armin Veh als Meister der Bundesliga sieht. “Das sagt er schon. Aber nicht jedem halt.”

6. “Was raten Sie in Liebesdingen, Mr. Allen?”
(faz.net, Marco Schmidt)
Ein Interview mit Woody Allen.

Unfassbar!

Irgendetwas muss bei “Bild”-Mitarbeitern anders sein als bei den meisten anderen Menschen. Vielleicht hat es was mit Spiegelneuronen zu tun, vielleicht mit Tassen im Schrank oder Latten am Zaun.

Am Montag hatte sich die Zeitung jedenfalls über “einige Sonnenanbeter” empört, die sich “extra” hingestellt hatten, um einen “besseren Blick” auf eine abtransportierte Leiche am Rheinstrand zu erhaschen. Bebildert war dieser Artikel mit einem Foto, auf dem neben den Schaulustigen auch die abtransportierte Leiche zu sehen war (BILDblog berichtete).

Gestern gab es in New York City eine Schießerei mit zwei Toten und mehreren Verletzten. Bild.de berichtet groß darüber und empört sich in einer Fotogalerie:

Unfassbar! Um den Tatort sammeln sich Schaulustige. Sie machen Fotos von Verwundeten, sogar von den Toten.

Das ist Bild 9 von 13. Auf den anderen Bildern ist unter anderem zu sehen:

Sanitäter versorgen die Opfer der Bluttat. Polizisten stehen neben der zugedeckten Leiche des Schützen. Hier erschossen die Einsatzkräfte den Täter mit einer Kugel. Eines der angeschossenen Opfer. Die Leiche des Schützen wird weggebracht. Der 53-Jährige erschoss einen ehemaligen Kollegen. Die Leiche des Täters. Er trug einen grauen Anzug und einen Aktenkoffer. Zittrig, blass: Ein Opfer steht nach der Bluttat unter Schock.

Mit Dank an Joerg.

Kolumnen, Günter Wallraff, Kärnten

6 vor 9

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1. “Über Menschen mit Behinderungen berichten”
(leidmedien.de)
Die Website Leidmedien.de “will Journalistinnen und Journalisten für die Berichterstattung über Behinderung sensibilisieren. Floskeln wie ‘an den Rollstuhl gefesselt’ oder ‘trotz der Behinderung’ reduzieren behinderte Menschen auf ihre ‘Defizite’ und verstärken abwertende Bilder von Hilflosigkeit und Leid.”

2. “Warum Sie zu uninspiriert sind. Zu langweilig. Und Ihre Meinungen nichts wert sind”
(blog.tagesanzeiger.ch, Constantin Seibt)
Beim Schreiben von Kolumnen vertraue man besser nicht auf die Inspiration oder die eigene Meinung. Man baue auch besser nicht auf dem Privatleben auf.

3. “Ganz unten? Vielleicht, mal sehen”
(freitag.de, Klaus Raab)
Klaus Raab befasst sich mit aktuellen Vorwürfen gegen Günter Wallraff: “Mal angenommen, all das, was in diesen Tagen über den Mann kolportiert wird, würde tatsächlich zutreffen, hat dann vielleicht Mutter Teresa auch ein Bordell betrieben und die Gewinne in Waffen investiert?” Siehe dazu auch “Der ‘gute Mensch’ von Köln und die Justiz” (heise.de/tp, Peter Nowak).

4. “Ich muss Journalist sein, ich halte ja das Mikrofon”
(pantelouris.de, Michalis Pantelouris)
Die Berichterstattung zum Besuch von Angela Merkel in Kanada: “(…) AP ist keineswegs allein damit, einfach Merkel nachzubeten und Kanadas Politik damit als ein Beispiel des Gegenteils von dem zu verkaufen, was sie ist – in den meisten Medien wird mit diesem Tenor berichtet.”

5. “Eklat: Fotograf aus Landtag verwiesen”
(kaernten.orf.at)
Ein Fotograf der Nachrichtenagentur APA wird aus dem Kärtner Landtag verwiesen. Nachtrag, 11:30 Uhr: Diskutiert wird über diese Szene (youtube.com, Video, 1:52 Minuten).

6. “ARD und ZDF überrennen die Olympischen Spiele”
(welt.de, Hans Zippert)
ARD und ZDF hätten die Olympischen Spiele in einem beispiellosen Kraftakt gewonnen, schreibt Hans Zippert: “Beide Sender nahmen mit insgesamt 480 Athleten an den Wettbewerben teil und übertrumpften damit deutlich die deutschen Sportler, die nur mit einer Delegation von 392 Personen angereist waren.”

dpa, Sky, Friede Springer

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1. “Digitaler Demenzpatient”
(theeuropean.de, Gunnar Sohn)
Gunnar Sohn beschäftigt sich mit dem Bild.de-Artikel “Macht uns die moderne Technik dumm?”, der mit Aussagen von “Deutschlands berühmtestem Hirnforscher”, Manfred Spitzer, gespickt ist.

2. “Deutsche Behörden-Agentur, dba”
(stern.de/blogs, Hans-Martin Tillack)
Zu großes Vertrauen in die Behörden wirft Hans-Martin Tillack der Nachrichtenagentur dpa vor: “Ich bin mir eigentlich ganz sicher, dass bei dpa viele professionelle Journalisten arbeiten. Aber irgend etwas in dieser Agentur drängt deren Mitarbeiter dazu, sich zu allererst an offizielle Statements zu halten. Behörden haben irgendwie immer recht – das scheint man bei dpa allzu oft zu glauben.”

3. “Nachrichten sind uns egal – Gut so!”
(freitag.de, Heinz-Günter Weber)
Eine Studie zeigt “ein geringes Wissen insbesondere der jungen Deutschen über aktuelle Ereignisse”. Heinz-Günter Weber kommentiert die Ergebnisse: “Nachrichtensendungen sind heute viel zu sehr Teil des politischen Spiels – man könnte sie als von verschiedenen Interessen geradezu ‘verzinkt’ betrachten – als dass die Nachrichten per se Informationen wären.”

4. “Q2/12: SKY sieht schwarz – schwarze Zahlen”
(allesaussersport.de, Kai Pahl)
Eine Analyse der aktuellen Quartalszahlen des Bezahlsenders Sky.

5. “ZDFzoom, Ihre Desinformationssendung im ZDF”
(ratioblog.de, Michael Hohner)
Der Beitrag “Giftiges Licht” von ZDF Zoom in der Analyse von Michael Hohner.

6. “‘Herzlichen Glückwunsch, Friede Springer'”
(handelsblatt.com, Marek Dutschke)
Ein Text von Marek Dutschke anlässlich des 70. Geburtstags von Friede Springer: “Der Lebensleistung von Friede Springer möchte ich Respekt zollen. Aber einige Kritikpunkte kann ich mir auch jetzt nicht verkneifen. Denn auch unter der Herrschaft von ihr ist die Berichterstattung des Springer-Verlags weiterhin oft zu scharf und einseitig in der Darstellung von Ereignissen. Zwar sind solche Hetzkampagnen, wie gegen meinen Vater damals, heute kaum noch denkbar, aber Qualitätsjournalismus lassen die Publikationen des Hauses weiterhin vermissen.”

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