Streit um Recherche, Digitale Rhetorik, Durchökonomisierung

1. @DiePARTEI bietet via Statement Hilfe für Betroffene an – sie fordert darin aber auch, einen Satz aus der Recherche zu streichen
(twitter.com, Isabell Beer)
(Triggerwarnung: Schilderungen sexueller Gewalt.) Die Investigativreporterin Isabell Beer hatte in einer Recherche über Vorwürfe gegen einen Politiker der Spaßpartei “Die Partei” berichtet. Dieser soll über Jahre sexuelle Handlungen an Minderjährigen und jungen Frauen vorgenommen haben. Tausende Fotos und Videos davon seien gegen den Willen der Betroffenen im Internet gelandet. Die Partei habe seit Jahren von einigen der Aufnahmen gewusst und sich darüber lustig gemacht, so die Journalistin. Wie Beer nun bei Twitter schreibt, habe Die Partei sie aufgefordert, einen Satz aus ihrem Text zu löschen, und mit juristischen Schritten gedroht. Beer will der Forderung nicht nachkommen und kündigt eine weitere Berichterstattung an: “Liebe @DiePARTEI: Bevor ihr klagen oder korrekte Sätze streichen wollt, schaut euch doch in den eigenen Reihen genauer um. Vielleicht gibt es ja da Dinge oder Formulierungen, die Fragen aufwerfen. Wir haben jedenfalls ein paar und die folgen bald.”
Nachtrag: Nach Veröffentlichung dieser “6-vor-9”-Ausgabe schickte uns Die Partei folgenden Hinweis: “Die PARTEI stellt fest, dass es keine Aufforderung zur Löschung oder Streichung von Inhalten aus der Recherche gab. Der verantwortliche Herausgeber wurde lediglich dazu aufgefordert, eine Aussage in der Recherche zu berichtigen, die den fälschlichen Eindruck erweckt, Die PARTEI hätte Kenntnis von strafrechtlich relevanten Inhalten gehabt und sich über solche lustig gemacht.”

2. Wenn der Nebensatz verschwindet
(tagesspiegel.de, Norbert Schneider)
“Was läuft schief im Diskurs über den Ukrainekrieg, wie er von Politikern, Wissenschaftlern und vor allem auch von Journalisten geführt wird? Wie erklärt sich die hohe Temperatur, woher kommen die vergleichsweise scharfen Töne in der Diskussion, was ist der Grund für eine Verbissenheit, wie man sie sonst nur aus Religionskriegen kennt?” Norbert Schneider hat sich Gedanken über den Hang zur Polarisierung und Eskalation gemacht und erklärt, wie die derzeitige Aufmerksamkeitsökonomie funktioniert. Lesens- und nachdenkenswert!

3. Läuft die Durchökonomisierung journalistischer Inhalte heiß?
(journalist.de, Benjamin Piel)
“In einigen Verlagen ist etwas ins Rutschen geraten. Da wird in einer Runde über Themen gesprochen, die besonders gut ‘funktionieren’ (allein schon dieses Wort). Ein Mordfall habe viele ‘interessiert’, viele Abonnenten hätten ‘geklickt’ und die ‘Themenkarriere’ sei super gewesen, weil sie so viele ‘bei der Stange gehalten’ hätte.” Benjamin Piel, Chefredakteur des “Mindener Tageblatts”, hat eine lesenswerte Gegenrede auf die “Klickökonomiefixierung” und Durchökonomisierung journalistischer Inhalte verfasst.

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4. Auskunftsgesetz muss her
(djv.de, Hendrik Zörner)
Nach einer Klage des “Tagesspiegel” hat das Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg entschieden, dass die vertraulichen Presse-Hintergrundgespräche der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht mehr nachträglich offengelegt werden müssen, da Merkel nicht mehr im Amt sei. Dagegen protestiert der Deutsche Journalisten-Verband: “Der Tagesspiegel hat fünf Jahre vor dem Ausscheiden der Bundeskanzlerin aus dem Amt Klage erhoben, um jetzt vom Gericht gesagt zu bekommen: Ihr seid zu spät. Das ist absurd, vor allem, weil es zunächst hieß, die Angelegenheit sei nicht eilig.”

5. Urheberrechtsreform: Was bedeuten die Uploadfilter in den sozialen Medien für Journalisten?
(fachjournalist.de, Christian Solmecke)
Seit dem 1. August 2021 gilt in Deutschland das Urheberrechts-Diensteanbieter-Gesetz (UrhDaG), das den lange umkämpften Artikel 17 der EU-Urheberrechtsrichtlinie umsetzt (“Uploadfilter”). Rechtsanwalt Christian Solmecke, selbst erfolgreicher Youtuber, erklärt die derzeitige Rechtslage und benennt die noch bestehenden Unklarheiten.

6. True Crime, Selbsthilfe und Storytelling – wohin geht der Podcast-Trend?
(sr.de, Michael Meyer & Kai Schmieding , Audio: 20:24 Minuten)
Das Medium Podcast ist weiterhin auf Wachstumskurs. Immer mehr Anbieter mischen mit, immer mehr Formate entstehen. Bei “Medien – Cross und Quer” sprechen Kai Schmieding und Michael Meyer mit Schiwa Schlei, Programmchefin der WDR-Sender 1LIVE und Cosmo und eine der Podcast-Strateginnen in der ARD, über neue Podcasttrends.

Riskante Likes, Digitale Gesellschaft, Die besten 9-Euro-Ticket-Reportagen

1. Gläserne User: Wie du mit Likes deinen Job riskierst
(ndr.de, Caroline Schmidt, Video: 15:38 Minuten)
Wer einen Beitrag bei Facebook, Instagram oder Twitter liket, kann dadurch im schlimmsten Fall seinen Job verlieren, zeigt eine neue “Zapp”-Reportage: “Caroline Schmidt hat mit Menschen gesprochen, die in die Datenwelt der Social-Media-Konzerne eingetaucht sind. Sie erzählen über Funktionsweise und Möglichkeiten, aber auch Risiken. Und über die Gefahr, was ein mehrere Jahre alter Post auslösen kann.”

2. Warum sich so viele Menschen digital abgehängt fühlen
(spiegel.de, Sascha Lobo)
Derzeit findet in Berlin die re:publica statt, laut Eigenbeschreibung das “Festival für die digitale Gesellschaft”. Was ist mit der “digitalen Gesellschaft” gemeint? Wer soll dazugehören und wer nicht? re:publica-Urgestein Sascha Lobo macht sich in seiner “Spiegel”-Kolumne genau dazu Gedanken.

3. Medien in den Mühlen des Bürgerkriegs
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) ist beunruhigt über die sich verschlechternde Situation der Pressefreiheit in Äthiopien, wo zwei Medienschaffenden sogar die Hinrichtung drohe. RSF-Geschäftsführer Christian Mihr stellt klar: “Zwei Journalisten die Todesstrafe anzudrohen, nur weil sie ihre Arbeit gemacht haben, ist ungeheuerlich. Das Land leidet unter einer akuten humanitären und politischen Krise. Trotzdem dürfen die Behörden die Zusammenstöße nicht als Vorwand benutzen, um die Pressefreiheit einzuschränken. Wir fordern die Regierung auf, sofort alle Anklagen gegen die beiden Journalisten fallen zu lassen und die Massenverhaftungen zu beenden.”

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4. Neonazis bei Telegram und Tiktok
(faz.net)
In einem gestern veröffentlichten Vorabbericht warnt der Brandenburger Verfassungsschutz vor der Verbreitung rechtsextremer Propaganda über den Messengerdienst Telegram sowie das Soziale Netzwerk Tiktok. Der komplette Verfassungsschutzbericht werde am kommenden Montag vorgestellt.

5. Ferngespräche: Argentinien und Brasilien
(ardaudiothek.de, Holger Klein, Audio: 51:37 Minuten)
Alle zwei Wochen telefoniert Holger Klein mit Auslandskorrespondenten beziehungsweise -korrespondentinnen der ARD, um sich aus deren Berichterstattungsgebieten erzählen zu lassen. Diesmal unterhält er sich erneut mit Anne Herrberg, deren großes Gebiet viel Gesprächsstoff liefert. Während es beim letzten Mal um Kolumbien ging, sprechen Herrberg und Klein dieses Mal vor allem über Argentinien, Brasilien und die Amazonas-Region sowie die mit ihr verbundenen Klima- und Umweltprobleme.

6. Die besten Reportagen, die man für 9 Euro kaufen kann
(uebermedien.de, Florian Kappelsberger)
Seit dem Gültigkeitsbeginn des 9-Euro-Tickets schicken viele Medienhäuser ihre Leute in Zügen durch die Lande. Florian Kappelsberger hat (nicht ganz ernst gemeinte) Vorschläge, wie eine solche Regionalexpress-Reportage aussehen könnte. Und wenn alles schiefgeht, wären da immer noch Peter Breuers Vorschläge.

Interview mit Guérot, Gegen-PEN, Plattformisierung

1. betr. Interview mit Ulrike Guérot
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
“Wenn nach ihrem jüngsten Auftritt bei ‘Markus Lanz’ Kritik laut wurde, Ulrike Guérot würde in der Öffentlichkeit unbelegte Tatsachenbehauptungen aufstellen, so kann ich dem, nach dieser Erfahrung, leider nicht widersprechen.” Der freie Journalist Jakob Buhre hat die umstrittene Politikwissenschaftlerin interviewt und anschließend um die Autorisierung ringen müssen: “Die allermeisten Antworten hat Frau Guérot überarbeitet, z.T. sind Äußerungen, auf die ich meine Nachfragen bezog, nun nicht mehr im Text enthalten. Weiterhin hat Frau Guérot viele Aussagen schriftlich hinzugefügt. Viele davon hätte ich im direkten Gespräch gerne kritisch hinterfragt”.

2. Alle 88 Zeugen bleiben anonym, die Namen der Staatsanwälte dürfen nicht genannt werden
(spiegel.de)
Etwa ein Jahr ist es her, dass der prominente niederländische Kriminalreporter Peter R. de Vries auf dem Weg vom Fernsehstudio zur Parkgarage erschossen wurde. Die beiden mutmaßlichen Auftragsmörder wurden schnell gefasst, bei den mutmaßlichen Auftraggebern aus dem Drogenhandel gibt es Vermutungen. Vielleicht sorgt der anstehende Strafprozess für Klarheit.

3. Ein Gegen-PEN? PEN Berlin gibt Gründung bekannt
(br.de, Knut Cordsen)
Vor wenigen Wochen traf sich der Schriftstellerverband PEN zur Mitgliederversammlung in Gotha, es kam zum Eklat. Der bisherige PEN-Präsident Deniz Yücel überstand erst einen Abwahlantrag knapp, um sein Amt kurz danach angewidert niederzulegen (“Bratwurstbude”) und seinen Austritt aus dem Verband zu erklären. Nun gründet sich ein neuer, weiterer PEN: der PEN Berlin. Auch dabei: Deniz Yücel.

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4. “Plattformisierung” des Journalismus
(deutschlandfunk.de, Mike Herbstreuth & Brigitte Baetz, Audio: 9:40 Minuten)
Die öffentlich-rechtlichen Medien produzieren mittlerweile zahlreiche Formate speziell für die Verbreitung in den Sozialen Netzwerken. Dies sei nicht unproblematisch, so eine Studie der Otto-Brenner-Stiftung. Es bestehe die Gefahr, dass sich ARD, ZDF und Deutschlandradio von den Algorithmen und der Logik der Sozialen Medien abhängig machen.

5. Pazifismus als Markenkern
(taz.de, Peter Nowak)
Dieses Jahr feierte die anarchistische Zeitung “Graswurzelrevolution” ihren 50. Geburtstag. Peter Nowak stellt das Nischenblatt vor, das sich einem konsequenten Pazifismus verschrieben hat und sich über Abogebühren und Spenden finanziert.

6. Copy & Paste
(noemix.wordpress.com, Michael Nöhrig)
Unter jedem Online-Artikel des österreichischen “Standard” steht unter der Überschrift “Fair bleiben. Zurückgeben.” der Hinweis “Hinter jedem Artikel steckt hoher technischer und finanzieller Aufwand.” Auf mindestens einen Artikel trifft dies nicht zu, wie Michael Nöhrig herausgefunden hat.

Transgender-Beitrag, Medien in der Klimakrise, Erfolgreich verloren

1. Heftige Debatte um Transgender-Beitrag in der “Welt”
(tagesspiegel.de, Markus Ehrenberg)
Vor einigen Tagen veröffentlichte die “Welt” einen Artikel, in dem “fünf Gastautoren, Biologen und Mediziner”, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine “bedrohliche Agenda” vorwarfen. Bei Welt.de war der Beitrag ursprünglich mit “Wie ARD und ZDF unsere Kinder sexualisieren und umerziehen” überschrieben (unsere Lesetipps vom vergangenen Freitag dazu: “Übermedien” und “Volksverpetzer”). Die Debatte um den “Welt”-Artikel hat weiter Fahrt aufgenommen: Springer-Vorstand Mathais Döpfner hat dem Gastbeitrag widersprochen, “Welt”-Chef Ulf Poschardt ist, zumindest teilweise, zurückgerudert.
Weiterer Lesetipps: “Nollendorf”-Blogger Johannes Kram fragt: Was hat Axel Springer auf dem CSD zu suchen?, und bei Queer.de kommentiert Micha Schulte das “Springer-Gaga”.

2. Medien in der Klimakrise: Warum die aktuelle Klima-Berichterstattung in jede Zeitung und ins Abendprogramm der ARD gehört
(l-iz.de, Ralf Julke)
Die Initiative “Klima vor acht” verfolgt das Ziel, die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten “davon zu überzeugen, wissenschaftlich fundierte Klimaberichterstattung zu produzieren, die täglich zur besten Sendezeit ausgestrahlt wird und so viele Zuschauerinnen und Zuschauer wie möglich erreicht”. In einem neuen Buch beschreiben 28 Autorinnen und Autoren für “Klima vor acht”, “wie und warum die Medien in ihrer eigenen Klima-Krise stecken.” Ralf Julke hat sich das Buch angeschaut.

3. Erfolgreich verloren: Klage gegen die Brema abgewiesen
(uebermedien.de, Eckhard Stengel & Boris Rosenkranz)
Als Cornelia Holsten, die Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt (Brema), in einem eigenen Podcast auffällig unkritisch einen nicht immer sauber arbeitenden Influencer befragte, stieß dies auf ungläubiges Staunen. Es bestand aber noch ein weiteres Problem, wie “Übermedien” seinerzeit berichtete: “Der Podcast wurde kostenlos von einer Firma aus der RTL-Gruppe produziert – und das, obwohl die brema für die Aufsicht des Regionalprogramms von RTL Nord zuständig ist, was einen Interessenkonflikt darstellen könnte.” Im Bemühen um weitere Details zog das “Übermedien”-Team vor Gericht und erlitt eine juristische Niederlage, die jedoch auch ihre positiven Seiten hat.
Weiterer Hörtipp: Was hat die Klage gegen die Brema gebracht – und wie funktioniert das IFG? (übermedien.de, Holger Klein, Audio: 23:31 Minuten)

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4. Notfalls müssen wir übermächtige Konzerne wie Facebook aufspalten
(gutjahr.biz, Richard Gutjahr)
Jan Philipp Albrecht ist vielen als Vater der EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) bekannt. Nach zehn Jahren im EU-Parlament und knapp vier Jahren als Umweltminister in Schleswig-Holstein wechselt Albrecht demnächst in den Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung. Kurz vor diesem Schritt hat sich Richard Gutjahr mit ihm nochmal über Apple, Facebook und Google sowie die Schlacht um unsere Daten unterhalten.

5. Telegram hält sich neuerdings an Gesetze, zumindest ein bisschen
(spiegel.de, Max Hoppenstedt & Marcel Rosenbach)
“Auch wenn das Unternehmen das Gegenteil behauptet: Telegram hat nach ‘Spiegel’-Informationen Nutzerdaten an das BKA gegeben. Die Regierung verbucht das als Erfolg, trotzdem missachtet Telegram weiter deutsche Vorschriften.” Max Hoppenstedt und Marcel Rosenbach fassen zusammen, wie es derzeit um die behördliche Zusammenarbeit mit dem Messengerdienst bestellt ist, der von vielen als vorgeblich rechtsfreier Raum genutzt wird.

6. Grundstücksver­kehrsgenehmigungs­zuständigkeitsüber­tragungsverordnung
(zeit.de, Ulf Schönert)
“Behördensprache ist wie eine Fremdsprache, mit eigenen Vokabeln und eigener Grammatik. Niemand redet so. Trotzdem haben wir uns daran gewöhnt. Ärgerlich, nervig. Mehr anscheinend nicht.” In Ulf Schönerts Text über Behördendeutsch geht es um Verständlichkeitsforschung, eine Pilotstudie, eine Analyse-Software und Defizite der deutschen Behördenkultur.

KW 22/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

***

1. Frank Thelens Aktien: Wie gefährlich ist seine Masche?
(youtube.com, Strg_F, Johannes Edelhoff & Timo Robben, Video: 29:39 Minuten)
Der aus der TV-Sendung “Höhle der Löwen” bekannte Investor Frank Thelen inszeniert sich als visionärer Unternehmer und preist auf seinen Social-Media-Kanälen seinen Publikumsfonds für Kleinanleger an. Die “Strg_F”-Redaktion hat sich Thelens Geschäftsgebaren näher angeschaut, und sagen wir es mal so: Die dort aufgeworfene Frage “Kann man Frank Thelen wirklich trauen?” scheint durchaus berechtigt zu sein.

2. Harald Schmidt im Café Brandstätter – Was darf Satire?
(youtube.com, Brandstaetter Verlag, Marlene Nowotny, Video: 44:02 Minuten)
“Könnte Thomas Bernhard heute noch seine Schimpftiraden veröffentlichen? Kann man mit Humor auf Femizide aufmerksam machen? Und war das Cover einer kürzlich erschienen Falter-Ausgabe gelungen oder doch sexistisch und geschmacklos?” Unter anderem über diese Fragen sprechen Late-Night-Urgestein Harald Schmidt, die Kabarettistin Tereza Hossa, die Medienanwältin Maria Windhager und die Journalistin Marlene Nowotny.

3. Steffen Klusmann: “Wir zahlen beim ‘Spiegel’ inzwischen normale Gehälter”
(abendblatt.de, Lars Haider, Audio: 48:46 Minuten)
Lars Haider, Chefredakteur des “Hamburger Abendblatts”, hat sich mit seinem Chefredakteurskollegen Steffen Klusmann vom “Spiegel” zum Gespräch zusammengesetzt. Es geht um Klusmanns Karriere, die Besonderheiten bei der Arbeit für das Nachrichtenmagazin, die Causa Claas Relotius, Klusmanns Sicht auf die Konkurrenz sowie um die Frage, warum das vergangene Jahr für den “Spiegel” so erfolgreich war.

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4. Daniel Bouhs über neue Projekte und alte Unbefangenheit
(youtube.com, Aline von Drateln & Björn Czieslik, Audio: 48:31 Minuten)
Der langjährige Medienjournalist Daniel Bouhs ist zum SWR gewechselt als “Redakteur mit besonderen Aufgaben” in der Landes­­sender­­direktion Rheinland-Pfalz. Im “turi2 clubraum” geht es um Bouhs’ neue berufliche Herausforderung, aber auch um Diversität in den Medien, den Ansturm auf das 9-Euro-Ticket und die Kommunikation von Robert Habeck.

5. Bares für Wahres – Digitalerlöse auf der Überholspur
(sr.de, Thomas Bimesdörfer & Michael Meyer, Audio: 16:16 Minuten)
Thomas Bimesdörfer und Michael Meyer haben sich Holger Kansky vom Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger in den Podcast eingeladen und sprechen mit ihm über die steigenden Erlöse und Abonnementzahlen im Netz: “Was sind die Ursachen für diesen digitalen Erfolg der Zeitungen, was verkauft sich besonders gut?”

6. Pianos are Never Animated Correctly… (SING)
(youtube.com, Amos Doll, Video: 46 Sekunden)
Zum Schluss der bislang kürzeste Gucktipp in dieser Rubrik: Amos Doll schaut sich regelmäßig Klavierszenen in Animationsfilmen an und spielt die jeweiligen Stücke anhand der von ihm beobachteten Fingerbewegungen nach. Sein Fazit lautet stets: “Pianos are Never Animated Correctly”.

Trans als Trigger, Strafanzeige gegen Russland, Mediale Groteske

1. Trans als Trigger: Wie die “Welt” den Kampf gegen lästige, obskure Minderheiten befeuert
(uebermedien.de, Johannes Kram)
Bei “Übermedien” setzt sich Johannes Kram kritisch mit einem Artikel der “Welt” auseinander, in dem “fünf Gastautoren, Biologen und Mediziner”, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine “bedrohliche Agenda” vorwerfen (ursprüngliche Überschrift bei Welt.de: “Wie ARD und ZDF unsere Kinder sexualisieren und umerziehen”). Kram kommentiert: “Trans als Trigger funktioniert, und deshalb wird auch die in der ‘Welt’ verbreitete, über das trans Thema aufgeladene Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk funktionieren. Auch das ist Desaster. Denn anders als die Verfasser*innen behaupten, zeigen die im Dossier zusammengetragenen Programm-Beispiele nicht die Übermacht ‘woker’ Themen, sondern wie selten Vielfalt dort tatsächlich stattfindet.”
Weiterer Lesetipp: “Welt” ermöglicht mit Transfeindlichkeit das Mainstreaming rechter Narrative (volksverpetzer.de, Annika Brockschmidt).

2. RSF reicht fünfte Strafanzeige gegen Russland ein
(reporter-ohne-grenzen.de)
Seit Beginn der russischen Invasion sind in der Ukraine laut Reporter ohne Grenzen (RSF) acht Medienschaffende getötet und 14 weitere verletzt worden. Die Organisation dokumentierte mehr als 50 Angriffe, die mehr als 120 Journalistinnen und Reporter betreffen. Für eine genauere Untersuchung hat RSF beim Internationalen Strafgerichtshof Strafanzeige gegen Russland eingereicht – bereits zum fünften Mal.
Weiterer Lesehinweis: Wie der Deutsche Journalisten-Verband mitteilt, zählt das International Press Institute 412 Angriffe auf die Pressefreiheit, die von Informationsverweigerung über Inhaftierungen bis zu Tötungen von Berichterstattern reichen.

3. Youtube & Co. können als Täter:innen haften
(netzpolitik.org, Tomas Rudl)
Internetplattformen müssen laut einem neuen Urteil des Bundesgerichtshofs unter bestimmten Bedingungen Schadensersatz für Urheberrechtsverletzungen leisten. Dies könne auch gelten, wenn die Urheberrechtsverletzungen von Dritten begangen wurden.

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4. Gesiegt haben Tiktok und Twitter
(faz.net, Nina Rehfeld)
In der juristischen Auseinandersetzung zwischen Johnny Depp und Amber Heard entschied die Jury, dass beide Seiten die jeweils andere verleumdet haben. Alles in allem dürfte jedoch Depp als Sieger des aufsehenerregenden Prozesses gesehen werden. Für “FAZ”-Korrespondentin Nina Rehfeld gibt es jedoch noch weitere Gewinner: “Gewonnen haben Netzwerke wie Tiktok und Twitter, auf denen Hohn und Spott und Desinformationen zu einem enormen Nutzerengagement führten; opportunistische Publikationen wie der ‘Daily Wire’, die mit Anti-Amber-Werbespots Nutzer auf ihre Seiten lockten; und die wachsende Horde von Desinformationshändlern im Netz, die einmal mehr fruchtbaren Boden für wilde Verschwörungstheorien fanden.”

5. Die Queen und ihr schwieriges Verhältnis zu den Medien
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Pia Behme, Audio: 6:20 Minuten )
“Das britische Königshaus stand schon immer im Blickfeld der Öffentlichkeit. Auch zum 70. Thronjubiläum von Elizabeth II. berichten Medien wieder. Dabei hat die Monarchin selbst diese Aufmerksamkeit nie gesucht.” Beim Deutschlandfunk geht es um eine Frau, “die oft fotografiert wurde, aber kaum über sich sprechen wollte”.

6. Mehr Medienvielfalt für Konstanz (PDF)
(karla-konstanz.de)
Die Fundingsumme ist erreicht: Nun kann in Konstanz ein neues lokaljournalistisches Projekt namens “karla” an den Start gehen: “Neben dem Aufbau eines digitalen Stadtmagazins wird karla auch partizipativ arbeiten und ein Medienbildungsprogramm anbieten, um Demokratie zu fördern und Teilhabe zu ermöglichen.”

Politische Vokabeln, Fernspäher Franz, Kliemanns Sammelaktion

1. Warum sich Medien mit Schlagwörtern der Politik oft schwertun
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Pia Behme, Audio: 6:39 Minuten)
Sollten Medien in ihrer Berichterstattung Begriffe wie “Sondervermögen” oder “Tankrabatt” unhinterfragt übernehmen? Darüber hat sich der Deutschlandfunk mit zwei Journalisten unterhalten. Vor allem “FAS”-Redakteur Oliver Georgi kritisiert die Übernahme und kann das auf mehreren Ebenen begründen. Georgi hatte sich in seinem Buch “Und täglich grüßt das Phrasenschwein” bereits vor einigen Jahren mit der Sprache der Politik auseinandergesetzt und hört deshalb vielleicht besonders genau hin.

2. Fernspäher Franz
(kontextwochenzeitung.de, Josef-Otto Freudenreich)
“Minister Thomas Strobl könnte über einen Artikel stürzen, dessen Autor niemand nennt, obwohl er eine bekannt schillernde Figur ist. Warum ist das so, warum gerade er?” Josef-Otto Freudenreich stellt bei “Kontext” den Journalisten Franz Feyder vor, dessen Artikel Baden-Württembergs Innenminister Strobl die Karriere kosten könnte. Zum Hintergrund siehe auch: Auch Journalist beschuldigt (taz.de, Christian Rath).

3. Machen!
(journalist.de, Michel Abdollahi)
Der preisgekrönte TV-Journalist (“Im Nazidorf”) und Moderator Michel Abdollahi erzählt beim “journalist”, warum er den Onlinekanal das “Vierte Deutsche Fernsehen” gegründet hat, warum es lohnen kann zu scheitern, und warum es seiner Ansicht nach in nahezu allen jungen Formaten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks an konservativen Stimmen fehlt.

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4. Investment in Fynn: Wie Influencer Kliemann rund 700.000 Euro in seinem Freundeskreis einsammelte
(correctiv.org, Gabriela Keller & Frederik Richter & Jonathan Sachse)
Der “Correctiv”-Redaktion liegen neue Details zum Geschäftsmodell des Influencers Fynn Kliemann vor, der unter anderem wegen seiner Masken-Geschäfte in die Kritik geraten war: “Nicht nur Caro Daur hat sich am Kliemannsland beteiligt. Bisher unbekannte E-Mails geben nun einen tieferen Einblick in die Geschäfte des Influencers: Sie legen nahe, dass mindestens 15 zum Teil prominente Personen den Kreativbauernhof unterstützt haben, darunter Joko Winterscheidt, Ina Müller und Severin Kantereit.”

5. ARD und ZDF bieten neue Tonspur “Klare Sprache” an
(tagesspiegel.de, Kurt Sagatz)
Das ZDF führt eine akustisch verbesserte Tonspur namens “Klare Sprache” ein. Der Sender wolle damit die Sprache deutlicher hervorheben und die Sprachverständlichkeit verbessern. Die ARD plane eine ähnliche Funktion. Kurt Sagatz erklärt, wie das Ganze funktioniert, und wie man die neue Tonspur aktiviert.

6. »Die Fernsehsender entscheiden, wann gespielt wird«
(spiegel.de)
Das Viertelfinale beim Tennisturnier French Open zwischen Rafael Nadal und Novak Đoković begann am Dienstagabend gegen 21 Uhr und endete um 1:15 Uhr am Mittwoch. Beide Spieler kritisierten die späte Terminierung, zeigten aber auch Verständnis: “Die Fernsehsender zahlen viel Geld, um diese späten Spiele zu haben. So macht das Turnier Geld und so machen auch die Spieler Geld”, so Rafael Nadal, der sich für die Zukunft eine “vernünftige Balance” zwischen allen Interessen wünscht.

Rücktritt ohne Reue, Polit-Talkshows, Grundrechte-Paradigmenwechsel

1. Rücktritt ohne Reue
(sueddeutsche.de, Anna Ernst)
Springer-Vorstand Mathias Döpfner hat angekündigt, seinen Posten als Verlegerpräsident statt regulär im Jahr 2024 bereits im kommenden Herbst abgeben zu wollen. Aus moralischer Sicht komme dieser Rücktritt spät, findet Anna Ernst und fasst noch einmal die Vorgeschichte zusammen. Dabei spielt auch die Machtmissbrauchsaffäre um Ex-“Bild”-Chef Julian Reichelt eine Rolle.

2. Journalismus-Organisationen sehen Klärungsbedarf
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Anh Tran, Audio: 6:22 Minuten)
“Zu bürokratisch, zu wenig entgegenkommend – der Unmut über den Umgang mit aus Russland geflohenen Journalisten in Deutschland war groß. Innenministerin Faeser hat nun ein neues Verfahren vorgestellt. Aber reicht das aus?” Darüber spricht Deutschlandfunk-Reporterin Anh Tran mit Hendrik Zörner vom Deutschen Journalisten-Verband.

3. Ihr Messenger soll Ihre Fotos durchforsten
(zeit.de, Daniel Moßbrucker)
Die EU-Kommission will Internetdienste dazu verpflichten, sämtliche Kommunikation verdachtsunabhängig zu überwachen. Man wolle damit dem Thema Kindesmissbrauch entgegentreten. Daniel Moßbrucker stellt die Frage, ob mögliche beziehungsweise wahrscheinliche Erfolge den “Paradigmenwechsel im Schutz der Grundrechte” rechtfertigen.

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4. “Wir lagen uns in den Armen, wir haben geweint”
(dwdl.de, Alexander Krei)
In der Ukraine ist der französische Kameramann Frédéric Leclerc-Imhoff ums Leben gekommen. Er wurde am Montag in der Region Luhansk erschossen. “Welt”-Reporter Max Hermes hat den Vorfall aus nächster Nähe miterlebt und berichtet, wie es dazu gekommen ist. Ein berührendes Gespräch, in dem Hermes erzählt, wie ein französischer Reporterkollege und er sich weinend in den Armen lagen, und wie surreal ihm alles erschien.

5. Wie TikTok die Unterdrückung der Uiguren verschweigt
(netzpolitik.org, Alexandra Conrad)
Wer bei TikTok bislang nach dem Schlagwort #Xinjiang gesucht hat, habe wenig über die durch die “Xinjiang Police Files” bekanntgewordenen Menschenrechtsverletzungen erfahren, sondern sei mit idyllischen Landschaftsaufnahmen und Propaganda-Kommentaren abgespeist worden. Derzeit vollziehe sich jedoch ein Wandel, schreibt Alexandra Conrad: “Bei der Suche nach #Xinjiang sind unter den ersten vier Beiträgen immerhin drei kritische Videos von Medienanstalten und einem Blogger. Unter den Top-20-Beiträgen finden sich insgesamt vier Videos, die die Unterdrückung der Uiguren in Xinjiang oder die kritischen internationalen Medienberichte thematisieren.”

6. Die Polit-Talkshows beginnen zu spät
(tagesspiegel.de, Malte Lehming)
Malte Lehming kritisiert beim “Tagesspiegel” die seiner Meinung nach zu späten Ausstrahlungszeiten der Polit-Talkshows im Fernsehen: “Wen haben die TV-Programm-Verantwortlichen mit so späten Sendezeiten als Nutzer im Blick – Studenten, Freischaffende, Singles? Gehen sie davon aus, dass die ‘Normalos’ sich für Politik ohnehin nicht sonderlich interessieren? Wer den Informations- und Orientierungsauftrag ernst nimmt, sollte diesen Verdacht durch frühere Sendezeiten entkräften.”

“Xinjiang Police Files”, Hilfe nachbessern, Influencer-Tee

1. Blick hinter die Kulissen: Wie liefen die Recherchen für Xinjiang Police Files?
(br.de, Lisa Weiß, Audio: 28:31 Minuten)
Lange schon hatten Beobachter von Menschenrechtsverletzungen an der ethnischen Minderheit der Uiguren im Norden Chinas berichtet. Nun gab es ein neues Dateleak, das erstmals anhand von Bildern das Ausmaß zeigt. Die “Xinjiang Police Files” wurden von verschiedenen deutschen und internationalen Medienpartnern gemeinschaftlich ausgewertet. Auch dabei: der Bayerische Rundfunk (BR). Wie kam die Redaktion zu den Informationen über die Straflager in Xinjiang? Wie prüft man, ob Daten und Fotos über verfolgte und inhaftierte Uiguren echt sind? Darüber spricht Lisa Weiß im BR-Medienmagazin mit Hakan Tanriverdi, Datenjournalist beim BR, und Astrid Freyeisen, BR-China-Expertin und viele Jahre ARD-Korrespondentin in Shanghai.

2. Hilfe nachbessern
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband fordert die Bundesregierung auf, die jüngst beschlossenen Hilfen für Journalistinnen und Journalisten aus Russland nachzubessern. Kritisiert wird vor allem die Voraussetzung, eine Bedrohungslage nachzuweisen: “Der geforderte Nachweis schließt alle Journalistinnen und Journalisten aus, die den Ukrainekrieg und die Repressionen durch den Kreml zwar ablehnen, aber ihre Opposition noch nicht durch Medienberichte öffentlich gemacht haben.”

3. Wie können Journalistinnen und Journalisten unter den Taliban noch arbeiten?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 34:05 Minuten)
“Vor dem Sieg der Taliban gab es in Afghanistan eine diverse Medienlandschaft. Jetzt müssen Nachrichtensprecherinnen im Fernsehen ihr Gesicht verschleiern, im Radio läuft keine Musik mehr, und es gelten vage, willkürliche Regeln, mit denen die Arbeit von Journalisten erschwert wird.” Der Journalist Emran Feroz war vor Kurzem wieder in Afghanistan und schildert im Gespräch mit Holger Klein, wie sich die Medienlandschaft und das Leben dort verändert haben.

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4. “Wir sind kritikfähig”
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Nach dem Abbruch eines Interviews durch den Fußballspieler Toni Kroos äußert sich nun ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann zu der Angelegenheit: Was ist richtig, was falsch gelaufen? Und sind derlei Befragungen unmittelbar nach Spielschluss wirklich ergiebig?
Weiterer Hörtipp: Auch beim Deutschlandfunk beschäftigt man sich noch einmal mit dem Thema. Sportredakteurin Jessica Sturmberg bezweifelt die Notwendigkeit von derlei Interviews: “Der Erkenntnisgewinn ist selten groß. Wir haben eher Anteil an einer Stimmung – und die Frage ist, ob wir das wirklich wollen.”

5. Burda meldet Rekord-Zahlen im Geschäftsjahr 2021
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Das Unternehmen Hubert Burda Media hat 2021 nach eigenen Angaben das beste Geschäftsjahr seiner Geschichte hingelegt. Der Umsatz sei um rund sechs Prozent auf nahezu drei Milliarden Euro gestiegen. Uwe Mantel hat einen genaueren Blick auf die Zahlen geworfen.

6. Ekel Eistee: So Dirty ist DirTea von Shirin David
(youtube.com, ZDF besseresser, Video: 17:34 Minuten)
Shirin David ist eine deutsche Rapperin, Webvideoproduzentin und seit einiger Zeit auch Eistee-Vermarkterin. “Wie hat die Instagram-Ikone es geschafft, dass ihre Drinks so populär werden? Was ist da überhaupt drin? Und wie schmecken die verschiedenen Eistee-Sorten?”, fragt das Team der “ZDF besseresser”. Mit der Vermarktung von derlei Produkten ist Shirin David übrigens nicht allein: Auch andere Rapper wie Capital Bra und Haftbefehl sind in den Supermarktregalen vertreten.

Selbstverzwergung, Gewalt gegen Journalisten, Verbrechen lohnt sich

1. Am Hufeisen aufgehängt
(taz.de, Bo Wehrheim)
Bo Wehrheim hat sich den aktuellen Bericht des Berliner Verfassungsschutzes angeschaut, der der steigenden Gewalt gegenüber Medienschaffenden ein Sonderkapitel widmet. Wehrheim ist unzufrieden mit der Einordnung und der Gewichtung der Fälle: “Der Verfassungsschutz beweist mit seiner Herangehensweise, dass er nicht geeignet ist, zum Schutz von Journalist_innen beizutragen. Er leistet in der Auseinandersetzung einen Bärendienst, indem er den Blick auf die Fakten verstellt.”

2. Verzerrt, übertrieben, umgedeutet – wie Russlands Fernsehen geschickt die Mär von «Wir sind die Guten» verbreitet
(nzz.ch, Inna Hartwich)
“Russische Staatsmedien erzählen von Barbaren in der Ukraine, die die friedliche Bevölkerung als menschliche Schilde missbrauchen würden – und viele in Russland sprechen solche Sätze voller Überzeugung nach. Warum?” Dieser Fragestellung versucht die in Moskau lebende freie Journalistin Inna Hartwich in der “Neuen Zürcher Zeitung” nachzugehen.

3. Leichtsinnig. Ärgerlich. Peinlich.
(t-online.de, David Digili)
Nach dem Champions-League-Sieg von Real Madrid gegen den FC Liverpool hat ein ZDF-Reporter den Fußballspieler Toni Kroos unter anderem gefragt, ob es für ihn überraschend sei, dass seine Mannschaft “doch ganz schön in Bedrängnis” geraten sei. Darauf polterte Kroos: “Du hattest jetzt 90 Minuten Zeit, dir vernünftige Fragen zu überlegen, ehrlich. Und jetzt stellst Du mir zwei solche Scheißfragen. Das finde ich Wahnsinn!” und stapfte wütend davon. Nun bedauert es der Sportreporter, den Fußballer nicht ausführlicher zu “positiven Emotionen” befragt zu haben. Ein falscher Ansatz, wie David Digili in seinem Kommentar schreibt: “Vorauseilender Gehorsam als Selbstverzwergung eines ganzen Berufsstands. Die immergleichen ‘Woran hat’s gelegen?’-Fragen mögen zuweilen uninspiriert wirken, sie sind aber Bestandteil gewissenhafter journalistischer Arbeit, deren oberste Gebote noch immer Distanz und Neutralität sind. Sein müssen. In unter Vereinsmitwirkung gedrehten Jubel-Dokus auf Streamingdiensten wird schon genug beklatscht und überhöht.”

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4. Vom Knast auf den roten Teppich
(uebermedien.de, Felix Jung)
Die boomenden True-Crime-Formate führen dazu, dass manche Straftäterin und mancher Straftäter nicht nur berühmt wird, sondern auch erhebliche Einnahmen generiert. Felix Jung zeigt anhand der Beispiele Anna Sorokin und Jens Söring, wie problematisch das Ganze ist. Sein Wunsch: “An einer öffentlichen Selbstdarstellung und Vermarktung, bisweilen gar einer Täter:innen-Opfer-Umkehr, sollten sich journalistische wie finktionale Produktionen nicht beteiligen. Die Zahl der True-Crime-Formate, die genau das tun, scheint aber zuzunehmen. Und mit ihr die Chance für verurteilte Straftäter, kräftig abzukassieren.”

5. Was macht eigentlich ein Sachbuch aus?
(deutschlandfunkkultur.de, Berit Glanz & Simon Sahner & Christine Watty, Audio: 44:41 Minuten)
Kurz vor der heutigen Verleihung (Livestream ab 18:00 Uhr) des Deutschen Sachbuchpreises schaut sich das Team von “Lakonisch Elegant” die Kategorie Sachbuch genauer an und stellen sich die Frage: “Was ist eigentlich ein Sachbuch?”

6. Warum bekommt Bibi’s Beauty Palace so viel Hass ab? Ich hab da eine These…
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
In seiner satirischen Kolumne “Über Leben in Deutschland” hat Imre Grimm die Trennung des Influencer-Paars Bibi und Julian Claaßen thematisiert und dabei nicht mit Spott und Verachtung gespart. Eben jenes kritisiert Thomas Knüwer: “Was glauben die Autorinnen und Autoren solcher Stücke zu erreichen? Dass eine jüngere Generation sich von InfluencerInnen ab- und sich ihnen zuwendet? Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass das Gegenteil passiert, weil eine Beschimpfung junger Prominenter gleichzeitig eine Beschimpfung von deren Publikum darstellt?” Imre Grimm antwortet wiederum auf Thomas Knüwers Text bei Twitter: “Ich teile Ihre These nicht, empfinde die Bezeichnung ‘Hass’ für eine fröhliche, harmlose Satire als lächerlich und führe Ihren Zorn auf mich auf Ihr langjähriges Frustverhältnis zu Regionalzeitungsverlagen zurück.”

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