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B.Z., Bild  

Gericht untersagt “Lolita”-Berichterstattung

Das Sabbern hat ein Ende: Die Springer-Blätter “B.Z.” und “Bild” dürfen nicht mehr über den angeblichen “Lolita-Skandal” berichten. Per einstweiliger Verfügung wurde ihnen gestern untersagt, wesentliche Teile ihrer Berichterstattung weiter zu verbreiten.

Vergangenen Donnerstag hatte die “B.Z.” eine Titelgeschichte veröffentlicht, in der die Boulevardzeitung behauptete, mehrere Spieler von Hertha BSC hätten sich eine 16-jährige Geliebte geteilt. Kronzeugin der Geschichte war das Mädchen selbst. Das Blatt nannte sie “die Hertha-Lolita” und fotografierte sie, passend zum Thema, in Hotpants.

Von dort zog die Geschichte ihre Kreise, allen voran die “Bild”-Zeitung interessierte sich für die intimen Details aus dem Kinderzimmer. Am Freitag, einen Tag nach dem “B.Z.”-Artikel war der “Lolita-Skandal” also auch bei “Bild” Titelthema, Hotpants inklusive.

Doch schon am Donnerstagabend hatte die “Berliner Morgenpost” in ihrer Online-Ausgabe berichtet, dass das Mädchen gelogen habe:

[In einer eidesstattlichen Erklärung des Mädchens] heißt es, sie hätte deren Eltern von dem Interviewtermin mit der Zeitung erzählt. Die Eltern hätten ihr die Teilnahme verboten. Darauf habe sie den Reportern eine gefälschte Unterschrift ihrer Eltern vorgelegt. […]

Außerdem versicherte die Schülerin auch schriftlich, sie hätte die “BZ”-Reporter belogen. Sie habe nie Geschlechtsverkehr mit einem Hertha-Profi gehabt […].

Dennoch legte die “B.Z.” am Freitag nach: Neue Titelgeschichte, neue Hotpants. “Wie ich zum Spielball der Hertha-Profis wurde”.

Am Samstag noch eine Titelgeschichte. Am Sonntag noch eine.

Doch seit gestern Nacht sind sämtlich Artikel zum “Lolita-Skandal” aus den Online-Portalen von “B.Z.” und “Bild” verschwunden. Auf Anfrage teilte uns der Anwalt der Eltern des Mädchens mit, dass er eine einstweilige Verfügung gegen die Berichterstattung erwirkt habe. Insbesondere die vermeintlichen Schilderungen, Auszüge aus Protokollen und die Fotos des Mädchens dürfen nicht mehr verbreitet werden. Das Landgericht Berlin folgte der Argumentation des Anwalts, dass keine Genehmigung der Eltern vorlag. Das allein sei schon ein grober Verstoß gegen das Presserecht.

Übrigens hatte das Mädchen laut “Spiegel” 5000 Euro von der “B.Z.” bekommen. Inzwischen habe sie das Geld an Springer zurückgezahlt.

Die Grünen, IOC, Dagger-Komplex

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Von Politik befreite Interviews mit Politikern. Im Politikteil. Wie seltsam.”
(debattiersalon.de, Marcus Müller)
Ein Interview der “Süddeutschen Zeitung” mit Grünen-Politiker Tarek Al-Wazir: “Es geht im Prinzip in wiederkehrenden Variationen um Macht, deren Abwesenheit (Opposition), Beliebtheit, sowie ob und wie lange man diese Opposition ertragen könne. 20 Fragen lang!”

2. “Medialer Hofknicks für Angela Merkel”
(cicero.de, Petra Sorge)
Angela Merkel erhält eine recht unkritische Berichterstattung, findet Petra Sorge: “Die Journalisten folgten damit unbewusst der PR-Strategie des CDU-Wahlkampfteams. Das will Merkel als ‘Menschen’ zeigen – genau wie die ZDF-Doku übrigens – und präsentiert sie auf der Homepage so apolitisch wie noch nie: Mutti gärtnert, kocht, backt und liebt Kartoffelsuppe.”

3. “‘taz’-Chefredakteurin verhindert kritischen Artikel über Grüne und Pädophilie”
(stefan-niggemeier.de)
Die “taz” vom vergangenen Dienstag lasse den Vorwurf, “eine Art grünes Gegenstück zum ‘Bayernkurier’ der CSU” zu sein, nicht mehr ganz so abwegig erscheinen, schreibt Stefan Niggemeier. “Ganz im Stil eines Ronald Pofalla erklärte sie auf ihrer Titelseite die Diskussion um die pädophilen Verstrickungen der Partei in ihren Anfangsjahren für erledigt. ‘Aufgeklärt!’ jubelte die ‘taz’ in den Farben und mit dem Logo der Grünen”.

4. “Wie die Crowd Journalismus und (manchmal) exklusive Informationen finanzieren kann”
(jensweinreich.de)
Jens Weinreich vermisst Journalisten, die sich für die Wahl des IOC-Präsidenten am 10. September interessieren. “In fast jedes Fußball-Bundesligaspiel, oder eben für so ein Jux-Länderspiel wie gestern zwischen Deutschland und Paraguay, investieren deutsche Medien (insgesamt) viel mehr Geld und Ressourcen als in die Recherche und Berichterstattung zur, noch einmal, wichtigsten Personalie der deutschen Sportgeschichte.”

5. “Aufruhr am Dagger-Komplex”
(echo-online.de, Hans Dieter Erlenbach)
Neben dem Dagger Complex in Griesheim wird eine Drohne beschlagnahmt.

6. “So isses!”
(wahrheitueberwahrheit.blogspot.com.es, Thomas)

“Bild” gafft hinter den Sichtschutz

Um Menschen in Notsituationen vor den gierigen Blicken anderer zu schützen, versperren Rettungskräfte den Gaffern oft mit Decken oder Tüchern die Sicht.

Vergangene Woche gab es im saarländischen Riegelsberg so einen Fall. Ein stark übergewichtiger Mann musste ins Krankenhaus gebracht werden, doch ein Transport durch das Treppenhaus war nicht möglich. Also wurden Feuerwehr und THW gerufen, die es zuerst mit einer Drehleiter, dann mit einem Kran versuchen wollten, schließlich aber ein Fenster herausbrachen und den Mann mit Hilfe eines Baggers aus seiner Wohnung holten. Die Rettungsaktion dauerte sechs Stunden, Dutzende Helfer waren vor Ort, selbst der Bürgermeister kam zwischendurch mal vorbei, um sich die Sache anzuschauen.

Man kann nur erahnen, wie sich der Patient dabei gefühlt haben muss. Mit nacktem Oberkörper in der Baggerschaufel sitzend, überall Menschen, im Garten ein Krangerüst. Immerhin kamen die erwähnten Decken zum Einsatz, die die Rettungskräfte hochhielten, um den Mann vor den Blicken der Anwohner zu schützen.

Das Problem ist nur, dass auch ein Journalist vor Ort war. Und der hat die Szenen hinter dem Sichtschutz fotografiert und die Fotos dann an die “Bild”-Zeitung verkauft:

Hier wird ein 400-Kilo-Mann mit dem Bagger aus dem Haus geholt

Die Männer mit dem Sichtschutz sind in der Print-Ausgabe nicht zu sehen. Online aber schon:

Vorher musste der Fensterrahmen herausgestemmt werden! - 400-Kilo-Mann mit Bagger aus dem Haus geholt - [Bildunterschrift:] Mit Fingerspitzengefühl und schwerem Gerät befreien die Rettungskräfte [Vorname] L. aus seiner Wohnung, bringen ihn in der Baggerschaufel zum Spezial-Rettungswagen

Wir haben bei der Feuerwehr Riegelsberg nachgefragt, warum sie es zugelassen hat, dass der Fotograf — der übrigens auch für die offiziellen Internetseiten der örtlichen Feuerwehr und des THW arbeitet — hinter den Sichtschutz gelangt und dort auch noch fotografiert. Ein Sprecher antwortete uns, es sei “nicht immer möglich, die Pressefotografen an den Einsatzstellen fern- bzw. aufzuhalten.” Der Fotograf sei in diesem Fall “nicht hinter den Sichtschutz gelangt, sondern verschaffte sich von einer erhöhten Position den Blick auf die dargestellte Situation.”

Danach sehen die Fotos allerdings nicht aus.

Mit Dank an Roland G.

Jochen Wegner, George of Cambridge, Bushido

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “‘Wir ignorieren die Tricks der Branche'”
(meedia.de, Alexander Becker und Christian Meier)
Jochen Wegner, Chefredakteur von Zeit.de, im Interview: “Wir ignorieren die Tricks der Branche, um Reichweite künstlich zu steigern. Das so genannte Republishing etwa, also das mehrfache Veröffentlichen identischer Inhalte mit neuem Zeitstempel auf Google News, praktizieren wir nicht – das ist eine Irreführung der Leser und ihre Degradierung zu Klickvieh.”

2. “Journalismus zum Abgewöhnen”
(darangehtdieweltzugrunde.net, Max)
Max ärgert sich über ein auf Zeit.de veröffentlichtes, “gehaltloses und schlichtweg provokantes Interview zur Frauenfußball-EM in Schweden mit Nationalspielerin Annike Krahn”. “Kaum auszudenken, wie viele negativ konnotierte Fragen die Sören Maunzes dieser Nation noch für die Mannschaft parat hätten, ohne auch nur eine menschliche oder freundliche Frage einzuschieben. Manch einer mag diese hier dargestellte Form von Journalismus effizient nennen. Ich empfinde sie als takt- und respektlos gegenüber dem jeweiligen Gesprächspartner.” In den Kommentaren reagiert Sören Maunz.

3. “Jobs und Vielfalt erhalten”
(djv.de)
Der Deutsche Journalisten-Verband DJV fordert den Axel-Springer-Verlag dazu auf, die angekündigten “Umstrukturierungen bei BILD und B.Z. ohne einen Abbau journalistischer Arbeitsplätze durchzuführen”.

4. “Five dirty words journalists must learn to say without blushing”
(ijnet.org, James Breiner, englisch)
Fünf schmutzige Wörter sollten Journalisten aussprechen können, ohne zu erröten, findet James Breiner. Und zwar Business, Profit, Marketing, Customer und Client.

5. “BBC News, Royal Baby coverage, July 2013”
(bbc.co.uk, englisch)
BBC News nimmt Stellung zur Beschwerde einiger Zuschauer, zu ausführlich sowie voreingenommen zugunsten der Monarchie über die Geburt von George of Cambridge berichtet zu haben.

6. “Im Spiegel der anderen”
(taz.de, Ulrich Gutmair)
Ulrich Gutmair schreibt über Bushido: “Es ist schwer erträglich, Bushido dabei zuzuhören, wie er Todesdrohungen ausstößt, auch wenn sie nur symbolisch gemeint sind. Zugleich scheint diese Form Gangstarap, die aufs Geschichtenerzählen ganz verzichtet und nur noch Drohungen aneinanderreiht, aber auch die künstlerische Form zu sein, die adäquat den Zustand der Musikindustrie spiegelt. Bushidos Label Ersguterjunge verfolgt unnachgiebig Teenager per Abmahnung, die sich Titel von Bushido oder Fler aus dem Netz gezogen haben.”

Royal Baby, Chris Froome, Sommerloch

6 vor 9

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1. “Schmutzige Geschichten gibt’s gratis”
(taz.de, Mats Schönauer)
Mats Schönauer analysiert die ersten sechs Wochen von “Bild Plus”: “Titten, Tratsch und Trash. Dazu eine gute Ladung Fußball und irgendein Promi in irgendeinem Krisengebiet – im Kern hat sich also nichts geändert. Nur dass man jetzt dafür zahlen muss, wenn man die Zeichnungen aus den ‘Jammerbriefen’ von Beate Zschäpe sehen will. Oder das Video, in dem Polizisten einen Mann krankenhausreif prügeln.”

2. “Basiswissen Journalismus: Presserecht für Journalisten und Blogger”
(upload-magazin.de, Thomas Schwenke)
Rechtsanwalt Thomas Schwenke hat einen bereits 2007 veröffentlichten, langen Beitrag über das Presserecht überarbeitet.

3. “Royal baby frenzy: ‘I’ve never seen so many cameras'”
(guardian.co.uk, Peter Walker, englisch)
Vor dem St Mary’s Hospital in London hielten sich gestern Massen von Medienschaffenden auf: “In lieu of updates, the handful of union flag-bedecked, self-appointed royal superfans faced occasional queues to be interviewed.”

4. “Blenden Sie das Royal Baby aus”
(spiegel.de, ore)
Guardian.co.uk ermöglicht es seinen Lesern, die Berichterstattung über eine Geburt im britischen Königshaus auszublenden: “Auf der Startseite der linksliberalen Zeitung prangen ein Dutzend Artikel rund um die Geburt des potentiellen Thronfolgers. Doch mit einem Klick lässt sich die Hofberichterstattung abschalten – es bleiben Nachrichten für die Freunde von Demokratie und Aufklärung.”

5. “Stigma in Gelb”
(ad-sinistram.blogspot.de)
Die Medien über den Tour-de-France-Sieg von Chris Froome: “Kann sein, dass Froome gedopt hat. Nur warum spricht man schon jetzt von Doping, obgleich es keine Beweise außer die sportliche Leistung des Athleten dafür gibt? Die Unschuldsvermutung im Radsport erstickt an einem paranoiden Zeitgeist, der hinter jedem Parforceritt Doping wittert. Eine Presse, die kritischen Bericht mit der Bedienung von Spekulation und generellen Argwohn verwechselt, kommt über den Status gut bezahlter Tratsch- und Waschweiber nicht hinaus.” Siehe dazu auch ein Pro und Contra von TV-Kommentator Andreas Schulz: “Zu schön, um wahr zu sein?” (de.eurosport.yahoo.com).

6. “Endlich Sommerloch: Regierung setzt Krokodil im Rhein aus, um von Skandalen abzulenken”
(der-postillon.com)

Er so wie er so

Express.de, vergangene Woche:Fan-Liebling im FC-Trainingslager - Ujah: "Ich zerreiße mich für den FC" [auf dem Foto zerreißt der Spieler das Trikot, das er anhat.]

Bild.de, gestern: Nordveit-Schwur - "Ich zerreiße mich für die Borussia!" [auf dem Foto zerreißt der Spieler das Trikot, das er anhat.]

Wer selbst keine Ideen hat, muss sich eben bei anderen bedienen. Das haben nicht nur die “Bild”-Autoren längst erkannt, sondern auch deren Leser.

Die wurden, wie wir gestern berichtet haben, jüngst dazu aufgefordert, Rap-Texte gegen Bushido zu verfassen. Gestern druckte die “Bild”-Zeitung dann stolz ein paar dieser Zeilen ab. Darunter auch diese hier:
"Hey Bushido, dein Rap ist doch nur so 'ne Mode-Droge / So 'ne Berg und Talfahrt / So 'ne Toblerone. Dreh 'nen Clip mit zehn Bitches oben ohne / Und halt dazu 'n paar homophobe Monologe."

(Unkenntlichmachung von uns.)

Der Text kommt Ihnen bekannt vor? Nun, vielleicht, weil Sie ihn schon mal woanders gehört haben:

Und er so: Rap ist doch nur ‘ne Modedroge
So ‘ne Berg- und Talfahrt, so ‘ne Toblerone, ja
Dreh ‘n Clip mit zehn Bitches oben ohne
Und halt dazu ‘n paar homophobe Monologe

(Aus: “ErSoIchSo” von Dendemann.)

Mit Dank an Jan V. und Dennis S.

Amanda Palmer, Sunil Chhetri, Bushido

6 vor 9

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1. “my open letter to the daily mail”
(amandapalmer.net, Video, 5:54 Minuten)
Sängerin Amanda Palmer antwortet mit einem Song auf den Artikel “Making a boob of herself! Amanda Palmer’s breast escapes her bra as she performs on stage at Glastonbury” der Boulevardzeitung “Daily Mail”. Siehe dazu auch die Übersetzung des Songtextes (fm4.orf.at).

2. “Der unerwartete Ruhm des Sunil Chhetri”
(reviersport.de, Stefan Schinken)
Fußball: Eine Passage in einem Text von Reviersport.de über eine mögliche Verpflichtung von Sunil Chhetri durch Borussia Dortmund führt zu vielen Tweets und Presseanfragen. Siehe dazu auch die Beiträge von Blogger Arunava Chaudhuri (arunfoot.blogspot.de, englisch) sowie ein Interview mit ihm (sportschau.de, Video, 2:56 Minuten).

3. “‘Gefallen an Gefälligkeiten’: Vorstellung einer Kurzstudie zu Journalismus und Korruption”
(netzwerkrecherche.de)
Das Netzwerk Recherche veröffentlicht die Studie “Gefallen an Gefälligkeiten – Journalismus und Korruption” (PDF-Datei). “Neben der Compliance-Untersuchung von Natascha Tschernoster von der TU Dortmund, enthält die Kurzstudie Beiträge von Netzwerk-Recherche-Mitglied Boris Kartheuser über den Einfluss der PR-Branche auf den Journalismus sowie Fallbeispiele wie die Luxusreisen von Journalisten mit ThyssenKrupp, Volkswagen und Mazda. Ein weiterer Beitrag deckt Schleichwerbung in Zeitschriften der WAZ-Women-Group auf.”

4. “Fünf Sterne auf Bestellung”
(dradio.de, Thomas Otto)
Gefälschte und gekaufte Rezensionen zu Produkten, die im Netz angeboten werden.

5. “Mit Pinocchio online Fakten checken”
(de.ejo-online.eu, Federico Guerrini)
Federico Guerrini stellt verschiedene Portale vor, auf denen Fakten geprüft werden. “Auch die Art und Weise, wie Medien über Politik berichten (insbesondere über amerikanische Politik) hat sich durch die Organisationen in den vergangenen Jahren stark verändert. (…) Selbst die Politiker begannen, Faktenchecks selbst als Waffen gegen ihre Kontrahenten einzusetzen, oder als Instrument, um ihre eigenen Aussagen zu bewerben.”

6. “500. Medienbericht kritisiert Bushidos plumpen Versuch, in die Medien zu kommen”
(der-postillon.com)

Korruptionsbarometer, Girls, Leberwurst

6 vor 9

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1. “Globales Korruptionsbarometer 2013: Medien werden erstmals als korrupter wahrgenommen als Öffentliche Verwaltung und Parlament”
(transparency.de)
Für den Report “Transparency International’s Global Corruption Barometer 2013” (PDF-Datei, englisch) wurden zwischen September 2012 und März 2013 je etwa 1000 Menschen aus 107 Ländern befragt (“Five hundred people were surveyed in countries with a population of less than 1,000,000”). “Auffällig ist das vergleichsweise schlechte Abschneiden der Medien (3,6) in Deutschland. Sie rangieren erstmals hinter der Öffentlichen Verwaltung (3,4) und dem Parlament (3,4).”

2. “Nach Lügengeschichte um getötetes Kind: Neues Leben von Axel L. in Scherben”
(rhein-zeitung.de, Ulf Steffenfauseweh und Lars Wienand)
Nach Protesten von Angehörigen liefert “Bild” einen zweiten Artikel zu einem Obdachlosen auf Mallorca. “In einem Zusatz erklärt die Zeitung, dass sie aus edlen Motiven bisher nicht berichtet habe. Um ‘keine alten Wunden aufzureißen’ und ‘aus Rücksichtnahme auf die Familie’ habe man darauf zunächst verzichtet. Dabei war es den Angehörigen ja gerade auf eine Richtigstellung angekommen, sie gratulieren sich jetzt zu ihrer Beharrlichkeit.”

3. “Internetdörfer”
(rotebrauseblogger.de)
Die Berichterstattung zu einem “von der Tiroler Polizei wegen Sicherheitsbedenken” abgesagten Testspiel zwischen Energie Cottbus und Maccabi Tel Aviv, das mit Maccabi Haifa verwechselt wird. Siehe dazu auch “Kapitulation vor dem Inferno” (dradio.de, Olaf Sundermeyer).

4. “Stirbt die wöchentliche Serie? ZDFneo zeigt ‘Girls’ im Schnellsendeverfahren “
(ulmen.tv, Peer Schader)
ZDF Neo zeigt die ersten fünf Folgen der ersten Staffel von “Girls” “am Samstag von 22 Uhr bis 0.20 Uhr, und die zweiten fünf am Sonntag von 22 Uhr bis 0.15 Uhr. Mitten im Sommer, wenn die jungen Leute natürlich nix anderes zu tun haben, als am Wochenende abends zuhause abzuhängen, um ihre neue Lieblingsserie zu entdecken.”

5. “Neue Dimension der Auflagen-Akrobatik”
(derstandard.at, fid)
Der Gesundheitsverlag “Der Neue Apotheker Verlags GmbH” “nannte Inserenten 80.000 Stück für Hefte wie ‘Vitale Senioren’, ‘Apotheken Journal’, ‘Diabetes Journal’, ‘Praxis’ – und ließ je 100 bis 200 Stück drucken.”

6. “Müsli predigen, Leberwurst essen”
(topfvollgold.de, Moritz Tschermak)

Autsch! Schade!

Sabine Lisicki ist soeben ins Finale des Tennisturniers von Wimbledon eingezogen.

Um 17.36 Uhr war sie bei Bild.de schon raus:

Wimbledon-Halbfinale: Autsch! Schade! Bine raus!

Mit Dank an Kai L., Dominik M. und Felix W.

Und: Action!

Bei einer Auto-Show in Polen sind am Wochenende 17 Menschen zum Teil schwer verletzt worden. Ein Sportwagen war mit hoher Geschwindigkeit von der Straße abgekommen und hatte einige Zuschauer erfasst.

In Deutschland berichteten nur vereinzelte Medien über den Unfall, einige beließen es bei einer knappen Meldung und ein paar Fotos von dem kaputten Sportwagen. Bild.de nicht.

Dort widmete man dem “Horror-Crash” gleich einen Platz auf der Startseite sowie einen umfassenden Artikel samt Video und Klickstrecke. Im Video wird der Unfall aus mehreren Perspektiven gezeigt, ganze dreimal sehen wir, wie der Sportwagen in die Menschenmenge fährt und die Verletzten umhergeschleudert werden. Einmal sogar in Zeitlupe.

“Ein gelber Sportwagen rast in eine Menschenmenge, Körper fliegen durch die Luft”, stellt die Off-Sprecherin fest. Das Aufmacherfoto des Artikels, das zeitweise auch auf der Startseite zu sehen war, zeigt genau diese Szene – “Körper fliegen durch die Luft” – als Standbild.

Und wenn Sie sich auch schon mal gefragt haben, was wohl in den Köpfen der Bild.de-Autoren vorgeht, während sie solche Artikel schreiben – nach dem folgenden Absatz dürften Sie eine Ahnung bekommen:

Posen (Polen) – Auf gerader Strecke kommt der gelbe Sportwagen plötzlich von der Straße ab, schleudert mehrere Zuschauer meterhoch durch die Luft! Beim neunten “Gran Turismo Polonia”-Autorennen in Posen (Polen) wurden am Sonntag 17 Menschen verletzt – bei einem Unfall, der an den US-Actionfilm “The Fast and the Furious” erinnert.

Bei Bild.de war man offenbar dermaßen stolz auf diesen dämlichen Vergleich, dass er sogar als Dachzeile dient.

Unfall wie bei "The Fast an the Furious" - 17 Verletzte! Luxus-Auto rast in Menschenmenge

Mit Dank an Michael H. und Daniel M.

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