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Gehirndiät mit Schlank-Schwank

Ausriss: "Bild"Halten Sie sich fest: Wenn Sie Wasser trinken und fettarme Speisen zu sich nehmen, könnten Sie abnehmen.

“3 Kilo weg in 4 Tagen”, jubelt die “Bild” heute auf ihrer Titelseite und nennt das “die neue Schlank-Wasser-Diät”. Das Konzept des Programms: Wer dreimal pro Tag Wasser trinkt, das mit Gurken und anderem Gemüse versetzt ist, wird durch sogenannte “Negativ-Kalorien” entschlackt. Der zugehörige Diät-Plan der “Bild” empfiehlt darüber hinaus, beispielsweise fettarmen Mozzarella und Magermilch zu sich zu nehmen.

Vom “neuen Schlank-Wasser” (“Bild”) berichtete der “Focus” bereits im Jahr 2005. Wer zwei Liter Wasser täglich zu sich nehme, könne über zwei Kilo Körperfett loswerden — pro Jahr.

Vielleicht hätten die “Bild”-Redakteure aber ausnahmsweise ihren Kollegen der Online-Redaktion trauen sollen, bevor sie die “Diät-Revolution” ausrufen. Bild.de erklärte “negative Kalorien” nämlich erst vor einem Monat zum “Diät-Märchen”:

Screenshot: bild.de

Könnte stimmen. Ist ja aber auch egal. Den Verkaufszahlen für das Diät-Buch, das mit dem “Bild”-Aufmacher beworben wird, wird das nicht schaden.

Wachhunde, Steinbrück, Sonneborn

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Auch kleine Wachhunde können beissen”
(nzz.ch, ras.)
Für die NZZ führen die Medienblogger die klassische Medienkritik weiter, “während sich die gedruckten Titel zusehends auf News, Skandale, Klatsch und Häme spezialisiert haben”. “Jene, die den Niedergang der Medienkritik beklagen oder die geringe Wirkung ihrer kritischen Tätigkeit beklagen, könnten von den Internet-Aktivisten einiges lernen. Sie sollten ebenfalls die grossen Potenziale des Internets nutzen. Wenig ergiebig wäre es, weitere medienkritische Symposien durchzuführen.”

2. “Steinbrück über Medien”
(evangelisch.de)
Ex-Finanzminister Peer Steinbrück beobachtet Politiker, die “mediale Zwänge bis in die Privatsphäre hinein” befolgen. Die Medien hingegen würden die Stimmung nicht nur beschrieben, sondern sie erzeugen und damit selbst “zunehmend zu politisch Handelnden” werden. Steinbrück: “Es geht vor allem darum, Einfluss zu nehmen auf die Bundesliga der politischen Köpfe. Wer gewinnt, wer verliert?”

3. Im Test: niiu
(streim.de, Andreas Streim)
Andreas Streim hat sich die individuelle Tageszeitung niiu mal angesehen: “Auf mich wirkt ‘niiu’ nicht wie eine neue Zeitung, sondern eher wie ein Pressespiegel für alle. Ob sich das bei Normalzeitungslesern durchsetzen wird, wage ich zu bezweifeln, vor allem wegen der ersten Schwachstelle, der Artikel, die nirgendwo fortgesetzt werden.”

4. “Bürgerschreck mit Kaufmannslehre”
(faz.net, Sven Astheimer)
Martin Sonneborn war auch mal sowas wie ein Praktikant: “1989 wandte sich Sonneborn an ‘Eulenspiegel’, das einzige zu DDR-Zeiten geduldete Satire-Magazin, welches nun sein gesamtdeutsches Publikum suchte. Ihm imponierte, dass der Verlag vom Osten in den Westen ging und den Preis verdoppelte, deshalb fragte er um ein Praktikum nach. ‘Die wussten nicht, was das ist, und ich eigentlich auch nicht.’ Man fand trotzdem zusammen.”

5. “Futur 3.0”
(epd.de, Sylvia Meise)
“Das Ellbogengedrängel am Medienkalender hat die Zeitpunkte unscharf werden lassen. Jubiläen wurden erst ein, dann zwei Monate, jetzt schon mal ein Jahr und mehr vorgefeiert: Erster! Manchen Verlag grämt’s. Darwins Geburtstag im Februar war schon im Dezember des Vorjahres verwurstet. Wer wollte dann noch Bücher dazu haben?”

6. “Was ist ein Bratwurstjournalist?”
(blog.nz-online.de/vipraum)
Hardy Prothmann gibt jenen, deren “muntere Zeilen” die Umblätterer in lobenswerter Form sammeln, einen Namen. Bratwurstjournalist. “Der typische Bratwurstjournalist schreibt immer dieselben blöden, langweiligen, ausgelutschten Formulierungen, wie man sie täglich in fast jeder Lokalzeitung lesen kann.”

“Springer enteignet”

Der “Kai Diekmann”, der unter kai-diekmann.de bloggt, scheint eine coole, entspannte Sau zu sein. Der echte Kai Diekmann, der als Chefredakteur der “Bild”-Zeitung amtiert, hat offenbar gerade das Angebot einer gütlichen Einigung mit der Zeitschrift “Lettre International” zurückziehen lassen.

Es geht immer noch um das Interview von “Lettre International” mit Bundesbankvorstand Thilo Sarazzin, das “Bild” allem Anschein nach ohne Genehmigung auf Bild.de und in Auszügen in der Zeitung veröffentlicht hatte, sowie um die Behauptungen, die Diekmann dazu in seinem Blog verbreitete (BILDblog berichtete).

Vergangene Woche hatte die “taz” (und BILDblog unter Bezug darauf) noch berichtet, dass die Axel Springer AG einen Vergleich über 30.000 Euro angeboten habe. Heute meldet das Blogwart-Tagebuch auf taz.de, dass Springer das Angebot zurückgezogen habe — anscheinend weil die “taz” darüber berichtet hatte.

“Lettre International” habe Springer nun aufgefordert, bis zum morgigen Dienstag Schadensersatz und Nutzungsentschädigung zu zahlen — und zwar mehr als 30.000 Euro. Andernfalls will “Lettre International” klagen.

“Lettre International”-Chefredakteur Frank Berberich wollte sich uns gegenüber zu den neuesten juristischen Entwicklungen nicht äußern, sprach aber von einer fälligen Grundsatzentscheidung. Es dürfe nicht angehen, dass ein großes Medium sich einfach an den Inhalten eines kleinen Mediums bediene und diesem so die Existenzgrundlage zu entziehen versuche. “Lettre International” habe das inzwischen legendäre Interview bewusst nicht auf der eigenen Website veröffentlicht und “Bild” und anderen Medien, die den Text abdrucken wollten, die Erlaubnis verweigert.

Durch die Veröffentlichung sei “Lettre” (Preis des betreffenden Heftes: 17 Euro) ein hoher wirtschaftlicher Schaden entstanden. “Heute heißt es nicht mehr ‘Enteignet Springer!’, sondern ‘Springer enteignet'”, sagte Berberich.

Autoerotischer Journalismus

Es ist ein außergewöhnlich detailreicher Artikel, den der Kölner “Express” nebst eindrucksvollem Symbolbild vergangene Woche über ein Gerichtsurteil veröffentlichte:

Köln: Tödliche Selbstbefriedigung. Gericht: Versicherung muss nicht zahlen

Eine “große Versicherung” musste eine “Lebensversicherungssumme in Höhe von knapp 300.000 €” nicht auszahlen, weil sich ein “Kölner Familienvater (†55)” und “Manager”, der “statt einer Hose” “ein im Schritt freies Leder-Ketten-Arrangement” trug, “an einem Sommertag” “versehentlich am Ehebett erdrosselt” hatte.

Sogar aus den Akten des Kölner Landgerichts werden pikante Details zitiert:

“Durch leichtes Herauf- und Herunterfahren der Rückenlehne drückte er sich dabei die Luft ab”, heißt es in den Akten.

Dieses Detailwissen ist insofern erstaunlich, als sich in der Pressestelle des Kölner Landgerichts niemand mehr an diesen Fall erinnern kann. “Das war lange vor unserer Zeit und ist mindestens fünf Jahre her”, erklärte man uns auf Anfrage.

Richter Jörg Baack, der im “Express” mehrfach zitiert wird, datiert das Urteil etwa auf das Jahr 2003, weil er seit 2004 nicht mehr für Lebensversicherungen zuständig sei. An Details des Falles könne er sich aber auch nicht mehr erinnern, weil er in der Zwischenzeit “etwa drei- bis viertausend Fälle” verhandelt habe.

Und wie kam der Fall dann jetzt in den “Express”? Baack habe vor kurzem in einer Runde mit Pressevertretern über den Richterberuf im Allgemeinen gesprochen, wie er uns auf Anfrage sagt. Um zu verdeutlichen, dass man als Richter auch in jungen Jahren schon mit außergewöhnlichen und dramatischen Fällen konfrontiert sein könne, habe er anekdotisch und allgemein einen Fall erwähnt, über den er selbst zu Beginn seiner Laufbahn zu befinden hatte: eben den einer Witwe, deren Ehemann bei einem “autoerotischen Unfall” ums Leben gekommen sei.

Kurz darauf habe er dem “Express” Altersangaben und Fakten entnehmen können, an die er sich selbst nicht mehr erinnern konnte, sagt Baack.

Im Übrigen sei das Urteil von der 23. Zivilkammer gesprochen worden und nicht von der 21., wie im “Express” stehe, und der Begriff der Fahrlässigkeit sei für den Fall unerheblich gewesen. Der Finanzjournalist Andreas Kunze vermutet darüber hinaus in seinem Blog, dass es sich allenfalls um eine Unfalltod-Zusatzversicherung zu einer Lebensversicherung gehandelt haben könne, weil bei der Auszahlung von Lebensversicherungen irgendeine Form von “grober Fahrlässigkeit” gar keine Rolle spiele.

Wir halten fest: Der “Express” veröffentlicht einen Artikel über einen mindestens sechs Jahre alten Fall (ohne jede Zeitangabe) voller Details, an die sich niemand beim Gericht mehr erinnern kann, und vertut sich an entscheidender Stelle mit den juristischen Begrifflichkeiten.

Wer könnte so einen Fall einen Tag später aufgreifen, dem Richter weitere wörtliche Zitate in den Mund legen und ihm einen falschen Vornamen verpassen?

Lebensversicherung muss nicht zahlen: Tod bei bizarrem Selbstbefriedigungs-Spiel - Mann erdrosselt sich versehentlich im eigenen Ehebett

“Express”-Chefreporter Volker Roters erklärt, dass er nach wie vor zu seinem Text stehe, seine Informationen “aus seriöser Quelle im Bereich des Kölner Justizpalastes” habe und die Akten beim Landgericht eingesehen habe. Dass das Urteil schon Jahre zurückliege, streitet er nicht ab — aber so ein Fall könne ja auch mit zeitlichem Abstand noch relevant sein.

Auf Werbegag aus der Hölle hereingefallen

Mal ehrlich: Inzwischen gibt es doch nix mehr, was man nicht auch irgendwie virtuell machen kann. Was spräche also dagegen, auch den Gottesdienst virtuell zu absolvieren? Und wäre es nicht nachgerade ein bestechender Gedanke, gäbe man in Zeiten sich allmählich leerender Kirchen einem Gottesdienst eine, sagen wir, etwas spielerische Komponente? So mit Gnadenpunkten, die man sammeln kann? Und mit Kirchenglocken, die man im Videospiel selber läutet? Virtueller Weihrauch, den man gemeinsam im Wohnzimmer ausbringen kann, ein paar Kruzifixe zum Schwingen, also im Prinzip: Wii Sports, nur sakral sozusagen.

Bei Bild.de hingegen findet man diesen Gedanken gar nicht so naheliegend: “Das kann nur ein Witz sein”, brummelt während dieses Videos hier eine Männerstimme, während sie erstaunt anhand der Orginalbilder aus dem Werbetrailer für den virtuellen Gottesdienst beschreibt, welche Features das Spiel so bietet. “Angeblich soll es 2010 auf den Markt kommen — Amen”, beendet der Bild.de-Sprecher seinen Text, vermutlich ohne zu ahnen, dass er mit dem ersten und dem letzten Satz seines Textes der Realität schon ziemlich nahegekommen ist.

Zu bekommen ist das (Sie ahnen es: vermeintliche) Spiel scheinbar auf einer Seite namens “Mass: We Pray” (Messe: Wir beten). Hätten sich die Leute von Bild.de nicht einfach nur das Videomaterial des Trailers gezogen, sondern sich womöglich noch die Mühe gemacht, irgendeinen Link auf der Seite anzuklicken (schon um zu wissen, was das Spiel denn kosten soll — was man halt sonst so “Recherche” nennt), sie wären auf eine ganz erstaunliche Weiterleitung gestoßen:

Denn tatsächlich verbirgt sich hinter dem angeblichen Sakralspiel ein profaner Teaser für ein Videospiel namens “Dante’s Inferno”, das 2010 erscheint — und selbst wenn man das Spiel nicht kennt, hätte man womöglich am Trailer erkennen können, dass dieses Spiel nur so mittelgut für den virtuellen Gottesdienst zuhause verwendbar ist. Es wirbt mit dem Slogan “Go to Hell”, der Spieler kämpft sich “durch die neun Zirkel der Hölle: Vorhölle, Wollust, Ketzerei, Habgier, Zorn, Völlerei, Gewalt, Betrug und Verrat” — frei ab 18.

Mit Dank an Jan M. und Jochen K.!

Sauerlandkurier, Schickeria, WamS-eMag

6 vor 9

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1. “Warum die Qualität im Journalismus abnimmt”
(dradio.de, Brigitte Baetz)
“Längst nicht alles, was heute als qualitativer, faktenorientierter Journalismus verkauft wird, ist dies auch tatsächlich. Der Einfluss von Unternehmen und Institutionen auf scheinbar unabhängige Journalisten nimmt immer weiter zu.”

2. “Wieder einmal: Gekaufter Journalismus”
(schiebener.net, zoom)
Der “Sauerlandkurier” übernimmt weite Teile eines PR-Artikels von Südwestfalen-PR unverändert in den redaktionellen Teil des Blatts.

3. “Warum ist der taz-Shop voller Schickeria-Produkte?”
(hausblog.taz.de, Sebastian Heiser)
Sebastian Heiser beantwortet im Hausblog den Vorwurf von Leser Severin Michel (“Ihr seid ebenso ne Besserverdienenden-Zeitung geworden wie die Grünen ne Besserverdienenden-Partei. Schade nur, dass das eure Redakteure und freie Mitarbeiter nicht zu spüren bekommen”), im taz-Shop seien nur “Schickeria-Produkte” zu finden.

4. “Erster Eindruck: Das eMag der WamS”
(ereaderwelt.de, Thorsten)
Thorsten hat das 1.50 Euro teure eMag der “Welt am Sonntag” getestet und findet es “es recht mutig, für so ein Angebot Geld zu verlangen” – “Das eMag in der jetzigen Fassung ist sein Geld nicht wert. Schlechte Umsetzung, keine Ideen, seichter Content.”

5. “Alles tun für einen festen Job”
(heise.de/tp, Rudolf Stumberger)
Die Studie “Begrenzter Journalismus” (mediendisput.de, PDF, 1.2 MB) sieht die “Qualität und Unabhängigkeit des Journalismus bedroht”.

6. “A Graphic History of Magazine Income Over the Last Decade”
(theawl.com)
Einkünfte und verkaufte Werbeseiten verschiedener US-Magazine im Vergleich von 2002 bis 2009.

Veraltetes Kartenmaterial?

Es ist vielleicht in den letzten Wochen ein wenig untergegangen, aber Deutschland ist seit einiger Zeit wiedervereinigt.

Deswegen ist die folgende Bildunterschrift von Bild.de ein bisschen merkwürdig — auch wenn der abgebildete Spieler vor der Wiedervereinigung geboren wurde:

Union-Stürmer Karim Benyamina wurde zwar in Dresden geboren, hat aber einen deutschen Pass

Das ist natürlich eine willkommene Gelegenheit, endlich auch mal diesen etwas überraschenden Screenshot von Stern.de aus dem Oktober zu zeigen:

Ausland: Linksextremisten randalieren in Leipzig
(Der dazugehörige Artikel ist nicht mehr verfügbar.)

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber.

Nachtrag, 21. November: So ergibt es natürlich mehr Sinn:

Union-Stürmer Karim Benyamina wurde zwar in Dresden geboren, hat aber einen algerischen Pass

Broder, WAZ, Heddesheim

6 vor 9

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1. “Schmerzensgeld für ‘Katzenhexe'”
(sueddeutsche.de, Ekkehard Müller-Jentsch)
“Für die ‘mediale Hinrichtung’ einer Dorfbewohnerin muss eine Münchner Boulevardzeitung 30 000 Euro Schmerzensgeld an die Betroffene bezahlen.”

2. “Dick und doof über Berlin”
(achgut.com, Henryk M. Broder)
Auch Henryk M. Broder, regelmässiger “Spiegel”-Autor, meldet sich mit einer Meinung zum neuen Wandfries der “taz” in Berlin. “In den 60er und 70er Jahren wäre das eine Sensation gewesen, die sofort den gesamten Berliner Polizeiapparat aktiviert hätte; heute regt sich außer ein paar taz-Grufties, die ihre tägliche Portion Soya-Milch durch eine Schnabeltasse zu sich nehmen, niemand darüber auf, nicht einmal der Chef der BILD, dem die Hommage gilt.”

3. “Neonazis und Twitter – Zeckenjagen in Berlin”
(blog.zeit.de/stoerungsmelder, Nico Unkelbach)
Nico Unkelbach beobachtet das Twitter-Konto der NPD Marburg, das zum “munter Zeckenjagen” auffordert.

4. “Qualitätsjournalismus der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung”
(pottblog.de, Jens)
Jens fragt sich, wie ein Qualitätsjournalismus-Anspruch mit der Bildüberschrift “Balack auf del Gloßen Mauel” zusammengeht.

5. Interview mit Hardy Prothmann
(meedia.de, Stefan Winterbauer)
Hardy Prothmann betreibt das lokaljournalistische Heddesheimblog.de. Zu seiner Konkurrenz, den Lokalzeitungen, sagt er: “Die meisten Zeitungen sind Monopolisten. Genauso überheblich und gleichzeitig langweilig und insgesamt satt und lustlos ist ihre Berichterstattung. Und das übertragen sie 1:1 ins Internet. Außerdem wird geklüngelt, was das Zeug hält.”

6. Interview mit James Murdoch
(spiegel.de, Susanne Amann und Isabell Hülsen)
Schon etwas älter ist das “Spiegel”-Gespräch mit dem Sohn von Rupert Murdoch, James Murdoch. Der sagt: “Ich würde mich aber sehr unwohl fühlen, wenn der Beruf des Journalisten den Hobbyschreibern überlassen bliebe – das hieße nämlich, dass er nur noch von Idealisten oder von Reichen betrieben würde. Die Demokratisierung des Journalismus durch das Internet ist eine feine Sache, aber sie darf nicht dazu führen, dass Menschen dort für ihre kreative Leistung kein Geld mehr bekommen. Egal, ob Blogger oder Journalist.”

Schirrmacher, Street View, Genossen

6 vor 9

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1. “Mein Kopf kommt nicht mehr mit”
(spiegel.de, Frank Schirrmacher)
Frank Schirrmacher spricht aus, was schon viele Journalisten im Stillen gedacht haben: “Was mich angeht, so muss ich bekennen, dass ich den geistigen Anforderungen unserer Zeit nicht mehr gewachsen bin.”

2. “Vertriebskanal Grundschule”
(medienkonsum.wordpress.com, Stefan Winterbauer)
Stefan Winterbauer zählt auf, was seinem Sohn in der Grundschule von Verlagen alles angedreht werden soll, zum Teil gefördert durch eine indirekte Provision der Lehrerinnen und Lehrer. “Die Unbedarftheit von Kindern wird von einigen Firmen gnadenlos ausgenutzt.”

3. “Zensur im Namen der Freiheit”
(weltwoche.ch, Alex Baur)
Der Schweizer Datenschützer Hanspeter Thür hat wegen “schwerwiegenden Persönlichkeitsverletzungen” beim Bundesverwaltungsgericht Klage gegen Google Street View eingereicht. Alex Baur fragt: “Wer interessiert sich schon für unbekannte, zufällig ins Web geratene Gesichter und Autonummern?” Und glaubt: “Unter dem Deckmantel der Persönlichkeitsrechte soll der freie Informationsfluss unter staatliche Kontrolle gebracht werden.”

4. “Massen-Trauer in den Medien”
(ndr.de, Video, 6:03 Minuten)
“Zapp” fasst nochmals den Abschied der Medien von Robert Enke zusammen. Die Trauer der “versingleten” Gesellschaft um einen den allermeisten persönlich total unbekannten Menschen sei medial vermittelt und hätte ohne Vorbilder wie der gigantischen Trauerfeier für Lady Diana wohl nicht stattgefunden.

5. Interview mit Paul Steiger
(theeuropean.de, Alexander Görlach)
Paul Steiger, Chef von Pro Publica, freut sich auf die Zukunft des Journalismus und ist sich sicher, “dass wir in den nächsten Jahren ein Feuerwerk an Experimentierfreude erleben werden”. “Anstelle großer Unternehmen mit Umsätzen von Hunderten Millionen Dollar werden kleinere treten, die vielleicht nur eine bis 15 Millionen pro Jahr umsetzen und sich ihren Platz erkämpfen wollen. Es wird eine Fülle an verschiedenartigen Geschäftskonzepten geben.”

6. “Oskar, der mitteilte, sich einzubringen gedachte, weil er, obzwar”
(burks.de, Burkhard Schröder)
Burkhard Schröder staunt über den Inhalt eines Newsletters von Carsten Schatz, Landesgeschäftsführer der Partei “Die Linke”, der informiert, wie “Gen. Klaus Lederer” “über die Presseinformation des Genossen Oskar Lafontaine” informierte.

Lafontaine, niiu, Express

6 vor 9

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1. “Pimmel über Berlin”
(hausblog.taz.de, Sebastian Heiser)
Die taz-Genossen lehnen das Diekmann-Wandfries, für das der Künstler Peter Lenk mit einem Jahresabo der Tageszeitung honoriert wurde, mehrheitlich ab. Leser Claus Jähner: “Wir bitte nicht unter Bild-Niveau! Als Mitglied der Genossenschaft erwarte ich, dass die Plastik dort verschwindet.”

2. “Viel Glück, Oskar!”
(stern.de, Hans Peter Schütz)
Hans Peter Schütz sieht die wilden Spekulationen von Journalisten rund um Oskar Lafontaine nach der Landtagswahl im Saarland als eine “eine Art Liebesdienst für die SPD”: “Es gibt viele sachliche Gründe, politisch gegen die Linkspartei zu argumentieren. Motive, eine zweite Hasskampagne gegen Lafontaine zu inszenieren, rechtfertigen sich damit nicht.”

3. “1500 zu 16 – sagt mal, geht’s noch?”
(freitag.de/community/blogs/hest)
Um 16 Plätze der “Berliner Journalistenschule” BJS bewarben sich etwa 1500 junge Männer und Frauen. Hest fragt: “Sagt mal, geht‘s noch?” (Nachtrag, 13:15 Uhr: In den Kommentaren des Beitrags zweifelt Stef1978 die hohe Bewerberzahl an. “Tatsächlich bewerben sich pro Jahrgang zwischen 200 und 300 Leute.”)

4. “Fehlstart für individuelle Tageszeitung ‘niiu'”
(heute.de, Dominik Rzepka)
Dominik Rzepka konstatiert einen “Fehlstart” der individuellen Tageszeitung “niiu”, weil er die bestellte erste Ausgabe nicht erhalten hat und auch auf Nachfrage nichts passiert. Im Blog bittet das Unternehmen um Nachsicht und gibt zu bedenken, dass die Zeitung “vor der Tür und nicht im Briefkasten” gelandet hätte sein können, da die Zusteller “noch nicht Zutritt zu allen Wohnhäusern” haben.

5. “Welche Bedeutung haben Blogs in Deutschland?”
(hingesehen.net, Florian Lindemann)
Florian Lindemann sagt, was passieren muss, “damit Blogs selbst zu den großen Medien mit Einfluss auf die gesamte Bevölkerung gehören”: “Es muss mehr seriöse Blogs geben. Bisher kann man große Blogs, die seriösen Journalismus betreiben noch an den Fingern abzählen. In anderen Ländern, wie den z.B den USA, gibt es viel mehr solcher Blogs.”

6. “Oma (Mitte 50) bestellt Killer im Internet”
(twitpic.com)
Der “Express” ändert nach dem Andruck der Zeitung das offenbar falsche Alter in der Titelschlagzeile (und tauscht den Kasten oben rechts aus). Tweets dazu von @mpeer und @express24.

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