Suchergebnisse für ‘Sport’

Weiteres Plagiat, Doppelmoral, Merkel und LeFloid

1. „‘Weltwoche‘-Redaktor schrieb auch bei deutscher Zeitung ab“
(tagesanzeiger.ch, Iwan Städler)
Das „The Telegraph”-Plagiat von Urs Gehriger war kein Einzelfall. Iwan Städler deckt auf, dass die „Weltwoche“ auch bei „faz.net“ abgeschrieben hat. Dieses Mal geht es um zehn weltweit verstreute Mauerwerke: „Kein einziger Wall wird beschrieben, ohne dass sich die ‘Weltwoche’ ausgiebig bei der ‘FAZ’ bedient hätte.“

2. „Das Leistungsschutzrecht für Presseverleger ist tot, es weiß es nur noch nicht“
(juliareda.eu, Mathias Schindler)
„Es ist ein politisches Problem, das größer ist als das Leistungsschutzrecht, wenn Gesetze nicht ordentlich zustandekommen“, schreibt Mathias Schindler, Mitarbeiter der Piratin Julia Reda. Schindler schildert in sechs Kapiteln „den gesetzgeberischen Totalschaden Presseverlegerleistungsschutzrecht“ – ein „inhaltliches Komplettversagen des Gesetzes in den letzten Monaten im Zusammenspiel mit Verwertungsgesellschaften, Suchmaschinenbetreibern und Verlegern”.

3. „Schaum vor dem Mund?“
(faz.net, Jochen Zenthöfer)
Die Staatsanwaltschaft Stralsund fühlte sich von „Nordkurier“-Chefredakteur Lutz Schumacher durch eine Passage seines Kommentars zum „Rabauken-Jäger“-Verfahren beleidigt. Schumacher beschrieb den Staatsanwalt „mit Schaum vor dem Mund“. Nun wurde er freigesprochen Nun sieht die Staatsanwaltschaft von weiteren Ermittlungen ab:

Dass die Staatsanwaltschaft von ehrenrührigen Äußerungen spreche, zeige, „dass auch in Deutschland die Meinungsfreiheit leider keine Selbstverständlichkeit ist und immer wieder neu erkämpft werden muss“

4. „Fachwissen, Herzblut und Emotionen“
(medienwoche.ch, Nik Niethammer)
Nik Niethammer nervt die Doppelmoral von TV-Kommentatoren im Radsport, die „beinahe zwanghaft“ die Zuschauer „bei jeder Gelegenheit auf das Thema Doping“ hinwiesen: „Sie fühlen sich offensichtlich genötigt, immerzu Bedenken zu formulieren. Einem Sport gegenüber, den sie zwar übertragen, dem sie aber zutiefst misstrauen.“

5. „Was wurde eigentlich aus StudiVZ?“
(spiegel.de, Sebastian Meineck)
Nach Betreiberangaben seien eine Million Nutzer, vor allem Menschen zwischen 25 und 45 Jahren, auf den VZ-Netzwerken noch aktiv. „Flirten und Kennenlernen gehörten zu den Dingen, die vielen Nutzern von StudiVZ und MeinVZ heute offenbar besonders wichtig sind“, analysiert Sebastian Meineck.

6. „Das Interview mit Angela Merkel – #NetzFragtMerkel”
(youtube.com, LeFloid)
Von „PR-Geschichte“ bis „er hat gezeigt, dass er mehr kann, als hektisch geschnittene News-Videos mit Sprüchen versehen“ scheiden sich die Meinungen über das gestern veröffentlichte Interview des 27-jährigen Psychologiestudenten und Youtubers LeFloid mit der Bundeskanzlerin.

WDR-Sparpläne, Transfergerüchte, lästige Leser

1. „Widerstand gegen Sparpläne des WDR“
(meta-magazin.org, Markus Lehmkuhl)
Der Berufsverband der Wissenschaftsjournalisten fordert in einem offenen Brief (PDF) an WDR-Intendant Tom Buhrow eine Debatte über die Zukunft des Wissenschaftsjournalismus in der ARD. „Anlass für das Schreiben sind die kürzlich bekannt gewordenen Sparpläne des Senders, die unter anderen die Fernsehsendungen „nano“ und „W wie Wissen“ betreffen.“ Auf keine-nische.de sammelt der Verband Unterstützer, die sich gegen die Sparpläne des WDR aussprechen.

2. „Zlatan zum FC Bayern!“
(11freunde.de, Andreas Bock)
Andreas Bock geht wilden Gerüchten im Profifußball auf den Grund, die in der Sommerpause plötzlich aufkommen: „Wenn man sich mal die Mühe macht, die ‘Laut-Medienberichten’-Transfergerüchte zurückzuverfolgen, landet man oft in obskuren Internetforen, wo Fans darüber diskutieren, ob Spieler xy oder yz gut zu ihrem Verein passen würde.“ Vor einer Woche berichtete „Vice Sports” über Transfergerüchte, die sich „auf bulgarische Blogeinträge oder italienische Talkshow-Aussagen” stützen.

3. „Die 10 zentralen Trends für Journalisten“
(horizont.net, Pauline Tillmann)

4. „Wer stellt die Mehrheit?“
(faz.net, Julia Bähr)
„Dieses als Filterbubble bekannte Phänomen sorgt dafür, dass sich am Ende alle fragen, wer denn eigentlich diese Leute sind, die andere Parteien wählen als sie selbst.“ Julia Bähr befasst sich mit einer Studie (PDF), die herausstellt, dass Meinungsströme im Internet in die Irre führen, auf Facebook gar meinungsverzerrend wirken.

5. „Ach, diese lästigen Leser“
(opinion-club.com, Falk Heunemann)
„Das Problem am schönen Allgemeinplatz von der Fehlerkultur ist nur: die gelebte Praxis. Bis heute haben es viele Medien nicht gelernt, mit den Reaktionen ihrer Leser und Zuschauer umzugehen”, schreibt Falk Heunemann.

6. „Feminismus ist nur was für hässliche Frauen, sagt ein Öffentlich-Rechtliches Radio aus Berlin“
(buzzfeed.com, Philipp Jahner)
Philipp Jahner über einen Tweet von „Radioeins“, das mit einem falschen Zitat von Charles Bukowski für Aufsehen sorgte.

Memri, Glyphosat, Olympische Spiele

1. “Du sagst Salafist, ich sag Selfie”
(krautreporter.de, Emily Dische-Becker)
Emily Dische-Becker beleuchtet das Middle East Media Research Institute (Memri), das teilweise tendenziöse Übersetzungen aus der Arabischen Sprache vornimmt: “Im Memri-Vorstand sitzt eine veritable Riege aus amerikanischen und israelischen Neokonservativen, die großzügige finanzielle Unterstützung aus dem US-Außenministerium erhielt. Memri-Gründer Yigal Carmon arbeitete 20 Jahre für den israelischen Militärgeheimdienst.”

2. “Die Medienmaschinerie der Guten”
(theeuropean.de, Hasso Mansfeld)
Hasso Mansfeld fragt, warum die Medienmitteilung “Wahrscheinlich krebserregendes Pflanzengift: Glyphosat in Muttermilch” (gruene-bundestag.de) von den Medien breit aufgenommen wurde: “Doch wieder springen Medien auf die halbgaren Verlautbarungen an, die in ihrer Sorge um die Gefahr, stillende Mütter zu verunsichern, heuchlerischer nicht sein könnten und gleichzeitig die propagandistische Stoßrichtung der eigenen Arbeit sogar noch relativ unverstellt ausplaudern. Einer der Hauptgründe dafür ist, dass Journalisten, ebenso wie wir alle, dazu neigen, dem Glauben zu schenken, was wir sowieso hören wollen.” Siehe dazu auch “Giftalarm? Fehlalarm!” (theeuropean.de, Thilo Spahl).

3. “Ohnmächtige Helden der vierten Gewalt”
(nzz.ch, Stephan Russ-Mohl)
Die Beziehung zwischen der PR und dem Journalismus: “Gemäss neueren Statistiken des amerikanischen Arbeitsministeriums sind PR-Leute in den USA gegenüber den Journalisten inzwischen in einer vier- bis fünffachen Übermacht.”

4. “‘Ihr seid raus'”
(sueddeutsche.de, Max Hägler)
Hintergründe zur Vergabe der TV-Rechte für die olympischen Spiele zwischen 2018 und 2026: “Mitte Juni hatten ARD und ZDF mittels ihrer Sportrechteagentur SportA ihr Angebot abgegeben. Kein Nachbesserungswunsch. Nichts. Dann an diesem Montag ein Mitteilung: Ihr seid raus. Discovery Communications hat den Zuschlag bekommen, der Mutterkonzern von Eurosport.”

5. “Bruce Schneier: Warum wir verschlüsseln”
(netzpolitik.org, Bruce Schneier)
Verschlüsselung sei nach wie vor “die wichtigste Privatsphäre-erhaltende Technologie, die wir haben”, schreibt Bruce Schneier in einem kurzen Essay: “Sie ist perfekt dazu geeignet, uns vor genau der Art von Massenüberwachung zu schützen, die einerseits Regierungen anwenden, um ihre Bevölkerung zu kontrollieren, andererseits Kriminelle auf der Suche nach verwundbaren Opfern nutzen.”

6. “Angry man complains that local NBC station changed its peacock logo to ‘the colors of gays'”
(rawstory.com, Travis Gettys, englisch)

“Bild” am Grab von Andreas L.

Am vergangenen Samstag ist Andreas L., der Co-Pilot der Germanwings-Maschine 4U9525, auf dem Friedhof seiner Heimatstadt beerdigt worden.

Die „Rhein-Zeitung“ wusste schon ein paar Tage zuvor davon, hat es aber für sich behalten, „damit seine Familie und seine Freunde in Ruhe Abschied von ihm nehmen konnten“, wie Chefredakteur Christian Lindner erklärte. Gestern hat die Zeitung lediglich einen kurzen Satz über die Beerdigung geschrieben, der im Grunde nur die Information enthielt, dass sie stattgefunden hat.

Für dieses Vorgehen hat die Redaktion viel Lob bekommen. Auch wir wurden mehrfach darauf hingewiesen, da könnten wir doch ruhig mal über ein positives Beispiel berichten. Machen wir ja auch gerade, aber gezögert haben wir schon, und so ganz können wir die Begeisterung immer noch nicht teilen.

Erst einmal: So sah das Ganze gestern aus:

Die Meldung steht rechts oben, über der weißen Fläche:

Co-Pilot ist in seiner Heimat beerdigt worden
Montabaur. Der Germanwings-Co-Pilot Andreas L. (29), der im März 149 Menschen mit Absicht in den Tod geflogen hat, ist am Samstag in aller Stille in seiner Heimatstadt Montabaur beerdigt worden.*

Unter der weißen Fläche steht:

*Die Redaktion dieser Zeitung wusste vorab von dem Begräbnis. Wir haben uns dafür entschieden, darüber nur mit einem Satz zu berichten. Mehr zu unserer Entscheidung auf Rheinland-Pfalz

Im Innenteil schreibt Chefredakteur Lindner dann „in eigener Sache“ (online kostenpflichtig):

Ein Satz.
Das genügt.

Verantwortungsvolle Journalisten zeichnen sich auch durch Haltung aus. Gute Redaktionen reagieren auch im Internetzeitalter überlegt statt übereilt. Seriöse Zeitungen und Webseiten machen bewusst nicht alles, was möglich wäre.

Ganz in diesem Sinne hat die Redaktion dieser Zeitung nachgedacht, abgewogen, entschieden und gehandelt, als wir schon vor einigen Tagen erfuhren, dass der Co-Pilot Andreas L. (…) in seiner Heimatstadt Montabaur beerdigt wird. Wir haben diese Information bis zwei Tage nach der Beerdigung für uns behalten. Damit seine Familie und seine Freunde in Ruhe Abschied von ihm nehmen konnten. Damit die Weltpresse bei diesem Begräbnis nicht erneut über Montabaur herfällt. Damit Privates privat bleibt und nicht ohne Not und ohne Sinn öffentlich wird.

Ja, wir hätten aus der Ferne Fotos von der Beerdigung machen können. Ja, wir hätten die Beerdigung als einziges Medium beschreiben können. Ja, wir hätten die Bilder weltweit verkaufen, hätten unseren exklusiven Text deutschlandweit und auch international vermarkten können.

Auf all das haben wir bewusst verzichtet.

Das klingt alles sehr reflektiert, es klingt aber auch so, als solle man der „Rhein-Zeitung“ jetzt ganz doll dankbar sein. Aber wofür? Dafür, dass sie die Weltpresse doch nicht auf die Trauernden gehetzt hat? Dass sie sich dagegen entschieden hat, Kapital aus dem Leid der Angehörigen zu schlagen?

Auf all das haben wir bewusst verzichtet. Stattdessen setzen wir in der knappestmöglichen Form einen Schlusspunkt in diesem Drama um Flug 4U 9525 – indem wir in gerade mal in einem Satz melden, dass Andreas L. nun seine letzte Ruhe gefunden hat. Und wir machen unseren bewussten Verzicht auf jede weitere Zeile – auch stellvertretend für die vielen respektvollen Publikationen der Medienbranche – mit einem weißen Raum auf der Titelseite unserer Zeitung deutlich. Zum ersten Mal seit ihrer Gründung 1946 überhaupt.

Nun ja. Kann man natürlich machen. Kann man aber auch lassen.

Wenn sich ein Koch abends ins Restaurant stellt und sich damit brüstet, dass er heute niemandem ins Essen gespuckt hat, dann ist das sein gutes Recht. Aber isst man nicht doch lieber dort, wo man das Gefühl hat, dass es keine Besonderheit ist, nicht ins Essen zu spucken, sondern der Normalzustand?

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Es ist toll, dass die „Rhein-Zeitung“ darauf verzichtet hat, etwas Schlimmes zu tun. Aber wir fänden es noch toller, wenn sie das als Selbstverständlichkeit betrachten würde. Das ist der Grund, warum wir uns etwas schwer damit tun, die „Rhein-Zeitung“ für diese Sache so zu feiern, wie sie es selbst tut. Aber das sind natürlich alles Maßstäbe für den Bereich des verantwortungsvollen Journalismus.

Nicht für die „Bild“-Zeitung.

Die hat das mit der Beerdigung gestern auch mitbekommen. Und sieht heute so aus:

Innen zeigt „Bild“ das Grab nochmal groß aus einer anderen Perspektive, der letzte Gruß der Eltern an ihren toten Sohn prangt als riesige Überschrift über dem Artikel.

Auch Bild.de zeigt das Grab groß auf der Startseite …

… den Rest gibt es aber nur gegen Bezahlung:

Wer alles zur Beerdigung kam, wie sich Verwandte und Freunde von dem Amok-Flieger verabschiedeten und was die Angehörige eines Friedhofsnachbarn sagt, lesen Sie mit BILDplus!

Die Fotos kommen übrigens von „Bild“-Fotograf Jürgen Mahnke — bisheriges Schaffen (Auszug): „Die schlimmsten Schießereien im Rhein-Main-Gebiet“, „Die spektakulärsten Unfälle im Rhein-Main-Gebiet“, „Die schlimmsten Bus-Unglücke im Rhein-Main-Gebiet“, „Die spektakulärsten Sportwagen-Unglücke im Rhein-Main-Gebiet“, „Die schlimmsten Tankzug-Unglücke im Rhein-Main-Gebiet“, „Die wildesten Verfolgungsjagden im Rhein-Main-Gebiet“, „Die gefährlichsten SEK-Einsätze im Rhein-Main-Gebiet“, „Die blutigsten Messerstechereien im Rhein-Main-Gebiet“.

Mahnke hat das Grab des Co-Piloten aus mehreren Perspektiven fotografiert, die Kränze und Blumen der Angehörigen, auch den Zettel, mit dem die Friedhofsverwaltung darauf hingewiesen hat, dass der Friedhof am Samstag gesperrt sei, und beim Grabschmuck der Freundin ist der Fotograf extra nah rangegangen, damit man ihre Abschiedsworte auch schön nachlesen kann (immerhin: die Namen der Angehörigen hat Bild.de verpixelt).





Wenn man das so sieht, lässt sich erahnen, was los gewesen wäre, wenn die Weltpresse doch vorher Wind von der Sache bekommen hätte, und irgendwie sind wir der “Rhein-Zeitung” dann doch dankbar.

Mit Dank auch an Christian P., Geesej R. und Markus G.!

Putins Panzerpropaganda oder: Brrrrum! Wrrrrom! Wahnsinn!

Dieser Putin schon wieder. Russlands Präsident soll in der Nähe von Moskau einen Freizeitpark voller Militärgerät planen, einen “Kriegs-Vergnügungspark”, schreibt Bild.de und findet das gar nicht gut:


(Unkenntlichmachung von uns)

Im sogenannten “Patriot Park” sollen die Besucher ab 2017 “Panzer fahren, Helikopter fliegen und Waffen ausprobieren” können. Bild.de kramt schon mal ein paar Archivfotos raus, um zu zeigen, wie es da dann aussehen könnte:



Dem russischen Priester Sergej Privalov zufolge ist das neue Putin-Projekt eine spitzenmäßige Idee:

Der Priester: “Kinder sollten herkommen, mit den Waffen spielen und auf die Panzer klettern und all diese moderne Technologie kennenlernen, von der sie noch nie ihn ihrem Leben etwas gehört haben.”

Wladimir Putin selbst sehe das Projekt “als einen wichtigen Bestandteil seiner ‘militärisch-patriotischen Arbeit mit jungen Leuten'”.

Kinder an die Knarren? Gar nicht in Ordnung, findet Bild.de:

Dass Krieg kein Spiel ist und nicht vor Kindern verherrlicht werden sollte, spielt in Russland anscheinend keine große Rolle.

Und:

Statt Micky Maus und Donald Duck propagiert Russland das Spiel mit Waffen

Man kann von der Eröffnung eines solchen Militär-Kinderparks halten, was man will. Wie großartig die “Bild”-Medien Panzerklettern und Helikopterfliegen allerdings dann finden, wenn nicht Putin und Russland dahinterstecken, sondern Ursula von der Leyen und ihre Bundeswehr, konnte man vor zwei Wochen sehen:

Hier, wo sonst die Feldjäger ihr strenges Regiment führen, tobten Kinder über einen 62,5 Tonnen schweren Leopard-2-Kampfpanzer. Der Transporthubschrauber “CH-53” kreiste über der Stadt, Fallschirmjäger stürzten sich zur Erde, legten zwischen staunenden Besuchern eine punktgenaue Landung hin. In mehr als 20 gepanzerten Fahrzeugen konnte man Probe sitzen.


Das Fazit für die Veranstaltung in Hannover:

6000 Besucher, Volksfeststimmung in der Kaserne.

Mindestens genauso begeistert war Bild.de von einem anderen “Highlight” am gleichen Tag, diesmal im hessischen Fritzlar beim “Kampfhubschrauber-Regiment 36 Kurhessen”:

Da gab es “Hammer-Loopings und Luft-Stunts”, “Klatschkonzerte für die kühnen Piloten” und “spektakuläre Nahkampf-Vorführungen”.

Zehntausende krabbeln durch den Transporthubschrauber CH-53, Eurocopter & Co. Kinder ballern mit Papp-Panzern auf Ziele.

Um mit Waffen spielen, auf Panzer klettern und all die moderne Technologie kennenlernen zu können, von der sie noch nie ihn ihrem Leben etwas gehört haben, müssen Kinder also gar nicht in Putins Propagandapark. Gibt’s alles schon in Deutschland.

Gruselig? Nein: “Gut so”, findet „Bild am Sonntag“-Chefin Marion Horn. Der “Tag der Bundeswehr” war “längst überfällig”, wenn man bedenke, “was es bei uns für idiotische Ehrentage gibt”:

Kritiker haben gestern moniert, mit den Feierlichkeiten dringe die Bundeswehr “dreist in den öffentlichen Raum” ein. Gut so! Da gehört sie hin!

Und wenn die Bundeswehr mal nicht selbst in den öffentlichen Raum drängt, holt Bild.de sie dort hin:

Blaumann an, dann endlich darf ich Panzer fahren!

Die distanziert-kritische Berichterstattung zum Kriegsgerät liest sich dann so:

Brrrrrrum!

Und:

Wrrrrrrrrrom!

Und:

Wahnsinn!

Und:

Mein Brecher und ich donnern durchs Gelände, fliegen über Sand-Piste, Brettern durchs Wasser. Auch anfahren bei 60 Grad Steigung — kein Problem.

Wie würde Bild.de sagen? Dass Krieg kein Spiel ist und nicht verherrlicht werden sollte, spielt in den “Bild”-Medien anscheinend keine große Rolle.

Mit Dank an Michael W.!

Julian Reichelt reist mit Snowden auf dem Holzweg Richtung Russland

Tut uns ja leid, aber wir müssen uns noch einmal mit Julian Reichelt befassen.

Diesmal geht’s wieder um die Flucht von Edward Snowden, die Julian Reichelt (wie wir neulich geschrieben haben) völlig anders darstellt als die meisten anderen. Nun denn: Gerade einmal 18 Minuten, nachdem wir unseren Blogeintrag über Edward Snowden, die “Sunday Times” und Julian Reichelts Twitter-Aussagen dazu veröffentlicht hatten, machte sich der Bild.de-Chef ans Werk:

Es folgten über 30 Tweets, in denen Reichelt so viel Unsinn behauptet, dass wir das nicht stehenlassen wollen. Also, der Reihe nach.

1) Im Bild.de-Artikel von vor anderthalb Wochen, auf den sich unsere ursprüngliche Kritik bezog, hatte gestanden:

Snowden war sich der Brisanz seiner Tat von Anfang an bewusst. Als er mit der Veröffentlichung der Geheim-Dokumente von Hongkong aus begann, bat er Russland um Asyl.

Wir erwiderten, dass ausgiebige Recherchen von NDR, WDR und “Süddeutsche Zeitung” etwas anderes sagen: Snowden hat nicht von Hongkong aus um Asyl in Russland gebeten, sondern erst, als er im Transitbereich des Moskauer Flughafens feststeckte.

Für Julian Reichelt eine zu dünne Quellenlage:

Richtig. Die Recherchen von NDR, WDR und “Süddeutsche Zeitung” stützen sich zu großen Teilen auf Edward Snowdens Aussagen, aber auch auf die seiner Begleiterin und WikiLeaks-Aktivistin Sarah Harrison. Und wir stützen uns auf diese Recherchen, an denen unserer Meinung nach nichts auszusetzen ist. (Dass wir es als FAKT dargestellt hätten, ist also bloß eine BEHAUPTUNG von Reichelt, um es mal in seinen Worten und seiner Schreibweise zu sagen.)

Man kann Snowden und Harrison glauben oder nicht. Jedenfalls zählen sie zu den Quellen, die am ehesten etwas zu Snowdens Asylgesuch sagen können. Für Julian Reichelt ist Snowden keine “vertrauensvolle Quelle”. Es steht also Aussage (Snowden/Harrison) gegen Aussage (Reichelt).

Reichelt hatte aber noch eine Anmerkung:

Im verlinkten Artikel des “Wall Street Journal” geht es um ein Interview des russischen Präsidenten Wladimir Putin, in dem er sagt, dass Snowden schon vor dem Russland-Flug Kontakt mit russischen Diplomaten aufgenommen habe:

Russian President Vladimir Putin has admitted that Edward Snowden contacted Russian diplomats in Hong Kong a few days before boarding a plane to Moscow but that no agreement was reached to shelter him and he decided to come to Russia on his own without warning.

Es soll in dem Text wohl auch, so verstehen wir Reichelts Tweet, um Snowdens Asylanfrage in Russland gehen. Explizit sagt Putin aber nirgends, dass Snowden so früh Asyl beantragte, wie Bild.de es behauptet hatte. Immerhin spricht er laut “Wall Street Journal” von “contacted” und “shelter” — nun gut, das mag man, wenn man will, als eine Art Asylabsage an Snowden interpretieren.

2) In Bezug auf die Entscheidung Putins zu Edward Snowdens Asylgesuch hatte Bild.de geschrieben:

Kreml-Chef Wladimir Putin zögerte nicht und stellte Snowden zunächst eine Aufenthaltsgenehmigung für ein Jahr aus, die dann noch einmal um 3 Jahre verlängert wurde — gültig also noch bis Sommer 2017.

Wir schrieben, dass Erkenntnisse von NDR, WDR und “Süddeutsche Zeitung” zeigen, dass Putin anfangs durchaus gezögert hat. Erst nach zwei Monaten habe Russland Snowden Asyl erteilt.

Und erneut war für Julian Reichelt die Quelle das Problem:

Putins Aussage, dass Russland Snowden nicht direkt Asyl erteilte, kommt unter anderem auch in dem Artikel des “Wall Street Journal” vor, den Reichelt selbst verlinkt hat:

“If he wants to stay with us, please, he can stay with us, but only if he stops any activity that could destroy Russian-American relations. We are not an NGO, we have the interests of the state and we do not want to damage our relations with the U.S.,” he said. “He was told about it and he replied ‘I am a fighter for human rights and I urge you to fight with me. I said ‘No, we won’t fight, you are on your own.’ And he left.”

Reichelt kritisiert an dieser Stelle also Putin als Quelle, während er sich in Punkt 1) auf ihn stützt, um Snowden zu diskreditieren.

Doch auch davon abgesehen, stimmt seine Aussage nicht. Es gibt neben Putin und dem Kreml noch andere Quellen für diesen Aspekt. Da wären zum einen erneut Edward Snowden und Sarah Harrison, zum anderen die gesamte Weltöffentlichkeit, die beobachten konnte, dass die beiden mehrere Wochen im Transitbereich des Moskauer Flughafens feststeckten.

Natürlich kann man der Meinung sein, dass Snowden und Harrison in dieser Zeit freiwillig in einem fensterlosen Raum hausten, sich mit der Gemeinschaftsdusche auf dem Flur begnügten und gerne täglich bei Burger King aßen, obwohl Snowden schon längst Asyl in Russland erteilt bekommen hatte.

Also, ja, eine Frage hätten wir noch, Julian Reichelt: Klingt das logisch?

3) Beim zeitlichen Ablauf der Flucht von Edward Snowden hatte Bild.de einiges durcheinandergebracht. Zum Beispiel bei den Fragen, wann der Reisepass annulliert und wann der internationale Haftbefehl ausgestellt wurde:

Kreml-Chef Wladimir Putin zögerte nicht und stellte Snowden zunächst eine Aufenthaltsgenehmigung für ein Jahr aus, die dann noch einmal um 3 Jahre verlängert wurde — gültig also noch bis Sommer 2017. Die USA erklärten daraufhin Snowdens US-Pass für ungültig und stellten einen internationalen Haftbefehl aus.

In Hinblick auf Snowdens Pass schrieben wir, dass der Verbund aus NDR, WDR und „Süddeutsche Zeitung“ etwas anderes recherchierte: Die USA erklärten Snowdens Reisepass nicht erst nach der Erteilung des Asyls für ungültig, sondern schon früher. Deswegen konnte er von Moskau aus nicht weiterfliegen.

Julian Reichelts Reaktion auf unsere Aussage:

Reichelt meint offenbar den 9. Juni 2013, als “Ed” sich der Welt vorstellte.

Dass dessen Reisepass nicht direkt im Anschluss durch die US-Behörden annulliert wurde, schrieben Hans Leyendecker und John Goetz im Januar dieses Jahres in einem Artikel der “Süddeutsche Zeitung”:

Es geht um Stunden. Die Informanten an den Computern sagen, die Grenze sei für Snowden jetzt noch offen. Die amerikanischen Behörden haben den unglaublichen Fehler gemacht, seinen Pass nicht für ungültig zu erklären.

Und es bestätigte sich: Snowden konnte noch von Hongkong nach Moskau fliegen. Das dürfte mit einem annullierten Reisepass schwierig sein.

Den internationalen Haftbefehl betreffend, schrieben wir, dass zum Zeitpunkt von Snowdens Abflug in Hongkong bereits einer vorlag, dieser aber Fehler beinhaltete, wie Recherchen von NDR, WDR und “Süddeutsche Zeitung” zeigten: Als zweiter Vorname des Gesuchten war dort fälschlicherweise James statt Joseph angegeben.

Das wollte Reichelt überhaupt nicht gelten lassen:

Für China mag das so sein. Snowden saß aber in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong. Dort besteht seit Jahren (1996 unterschrieben, 1998 in Kraft getreten) ein Auslieferungsabkommen mit den USA. Und so hätte Hongkong auch den US-Haftbefehl gegen Snowden vollstrecken können, wie unter anderem die BBC schreibt:

The Hong Kong government has promised to handle any extradition request from the US according to established law and policy.

Dass es dazu nicht kam, lag laut Hongkongs Behörden an Ungenauigkeiten im Haftbefehl der USA.

4) In einer Abrechnung mit all den Snowden-Anhängern hatte Reichelt getwittert:

Um einmal mit dem beliebtesten Mythos der Snowdenista aufzuräumen: #Snowden ist NICHT in Moskau “gestrandet”. Er hat SELBST den Zeitpunkt der ersten Veröffentlichung bestimmt. Er hat SELBST bestimmt, wann er seine Identität preisgibt. Er hätte VORHER ungehindert in JEDES Land der Welt reisen können. In der Geschichte der Luftfahrt ist er der Erste, der von Hawaii über Hongkong und Moskau nach Südamerika reisen wollte. #Snowden ist FREIWILLIG in Moskau.

Wir schrieben darauf, dass Snowden bereits vor zwei Jahren erzählt hatte, dass er als NSA-Zulieferer nicht, wie Reichelt behauptet, “VORHER ungehindert in JEDES Land der Welt reisen” konnte: Auslandsaufenthalte habe er 30 Tage im Voraus anmelden müssen, es habe die Möglichkeit gegeben, dass ihm eine Reise verboten wird. Snowden kündigte eigenen Aussagen zufolge seinen Hongkong-Plan entgegen der NSA-Richtlinie nicht an, um keinen Staub aufzuwirbeln. (Und klar: Wenn ihn die Richtlinie nicht davon abgehalten hat, nach Hongkong zu fliegen, hätte sie ihn vermutlich auch nicht davon abgehalten, in jedes andere Land zu reisen; laut Snowden ging der Reiseplan zu diesem Zeitpunkt aber nicht über Hongkong hinaus.)

Reichelt blieb bei seinem Standpunkt:

Noch einmal: Hongkong ist nicht gleichzusetzen mit China. Zum Beispiel, wenn es ums Visum geht. Für eine höchstens 90-tägige Hongkong-Reise müssen US-Bürger kein Visum beantragen. Für eine China-Reise hingegen schon.

5) Bei der Frage, ob Edward Snowden ein Überläufer ist, hatte Julian Reichelt seine eindeutige Meinung getwittert:

Sich als Geheimdienstler in die Obhut einer fremden Regierung zu begeben, ist die Definition von Überläufer. Man kann der Meinung sein, dass Snowden ein ehrenwerter Überläufer ist. Aber ein Überläufer ist er ohne Zweifel.

Wir hielten dagegen, dass die allgemeine Definition von Überläufer voraussetzt, dass jemand vom einen zum anderen Geheimdienst wechselt. Snowden müsste als ehemaliger Mitarbeiter des US-Geheimdienstes also nachweislich mit dem russischen Geheimdienst kooperieren.

Um das zu belegen, suchte Reichelt einen Guardian-Artikel raus:

Der Text aus dem Guardian, auf den sich Reichelt bezieht, ist ein Auszug eines Buches über Edward Snowden. Dort heißt es zwar, dass Snowden vom Schutz und Wohlwollen des Kreml und des russischen Geheimdienstes abhängig sei und dass “all of Moscow” vermute, dass einige Leute, die sich nun um Snowden kümmern, dem Geheimdienst angehören; dass er kooperiert, steht dort allerdings nicht:

But, for better or worse, the 30-year-old American was now dependent on the Kremlin and its shadowy spy agencies for protection and patronage. According to the activists who met him at Sheremetyevo, Snowden had several new minders. Who were they? All of Moscow assumed they were undercover agents from the FSB.

Zugegeben, die Stelle lässt Raum für Spekulationen. Die Aussage des Autors, die unmittelbar vor diesem Absatz steht und die Julian Reichelt nicht markiert hat, passt aber überhaupt nicht in die Argumentation des Bild.de-Chefs:

It was now easier for critics to paint him not as a whistleblower and political refugee but as a 21st-century Kim Philby, the British defector who sold his country and its secrets to the Soviets. Other critics likened him to Bernon F Mitchell and William H Martin, two NSA analysts who defected in 1960 to the Soviet Union, and had a miserable time there for the rest of their lives. The analogies were unfair. Snowden was no traitor.

Der Guardian-Artikels beginnt übrigens mit diesen zwei Sätzen:

Edward Snowden’s prolonged stay in Russia was involuntary. He got stuck in Moscow’s Sheremetyevo International Airport when his efforts to transit to a South American country such as Ecuador, Bolivia or Venezuela failed.

Damit widerspricht die Quelle, auf die sich Julian Reichelt stützt, zudem seiner Grundthese, dass Snowden “FREIWILLIG nach Moskau gereist” und dort “NICHT” gestrandet sei (genauso wie der Artikel des “Wall Street Journal” — den Reichelt selbst verlinkt hat –, in dem Putin über Snowden als “transit passenger” spricht). Und auch eine Szene aus der Snowden-Doku “Citizenfour”, in der WikiLeaks-Gründer Julian Assange am Telefon sagt, dass Snowden am Moskauer Flughafen “trapped” sei, passt nicht zu Reichelts Argumentation:

Assange: “We managed to get him out of Hong Kong, but when he landed in the Moscow airport, the American government had canceled his passport. So formally he hasn’t entered into Russian territory, he is in the transit area of the airport and one of our people is accompanying him.

We are trying to arrange a private jet to take him from Moscow to Ecuador or perhaps maybe Venezuela or maybe Iceland, countries where he would be safe.”

In der ganzen Snowden-Sache gibt es zahlreiche Quellen, die sich widersprechen und die sicher auch interessengeleitet sind. Da passiert es schnell, dass man einer Fehlinformation aufsitzt. Eine Quelle ist aber mit größter Vorsicht zu behandeln: Julian Reichelt.

Sehen alle gleich aus (10)

Der chilenische Fußballnationalspieler Arturo Vidal ist für flotte Muster in seinen kurzen Haaren immer zu haben. Das wissen sicher auch die Fußballerfrisurenfans bei “Bild” und Bild.de.

Nun hat Vidal vor einigen Tagen betrunken einen Autounfall gebaut. Und soll ohne jegliches Haarmuster vor Gericht erschienen sein:



Doch keine Sorge: Vidal hat noch immer Sterne am Hinterkopf. Das Foto, das “Bild” und Bild.de verwendeten, zeigt nämlich gar nicht Arturo Vidal, sondern seinen Bruder Sandrino. Steht so auch in der Bildbeschreibung der Agentur:

Sandrino Vidal (R), brother of Chile’s national team player Arturo Vidal (not pictured)

Mit Dank an Manuel

Ich packe meinen Koffer und nehme ein Wechselgerücht mit

Einer der großen Vorteile der Sozialen Netzwerke ist, dass Fußballprofis den Quatschgeschichten der “Bild”-Zeitung direkt widersprechen können.

Heute musste BVB-Torwart Roman Weidenfeller bei Facebook aktiv werden, nachdem die “Bild”-Ruhrgebietsausgabe getitelt hatte:

Ganze drei Autoren schauten Weidenfeller in Dortmund beim Beladen seines Autos zu und strickten sich daraus ihr Wechselgerücht:

Nach der Rückkehr vom Pokalfinale aus Berlin pendelte er zwischen der Kabine und seinem Dienst-Opel, lud mehrere Koffer, Taschen und BVB-Tüten ein. Die letzten Erinnerungsstücke an Weidenfellers erfolgreiche Ära als BVB-Towart (2-mal Meister, Pokalsieger).

Roman Weidenfeller hatte für die Koffer und Taschen und Tüten eine etwas andere Erklärung als eine Flucht aus Dortmund:

Die Leute von Bild.de haben inzwischen reagiert und den Artikel aktualisiert. Ihr Gerücht lassen sie sich von dem Dementi aber selbstverständlich nicht kaputtmachen. Die Überschrift lautet jetzt:

Mit Dank an Stefan K. und Thomas B.!

Wrestling, Bellingcat, Sepp Blatter

1. “Mord war zu gewöhnlich: Presserat rügt Bild wegen Täter-Foto”
(meedia.de, Marvin Schade)
“Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann ist nicht einverstanden mit einem Entscheid des Deutschen Presserats. Er ruft “Bild”-Leser dazu auf, sich in dieser Sache beim Presserat zu melden: “‘Sagen Sie dem Presserat ihre Meinung.’ Dazu veröffentlicht die Redaktion Telefonnummer und Adresse der Ethikinstanz, eine Aufforderung zum personalisierten Protest der Bildleser-Crowd.”

2. “Schlechte Recherche? Dafür habe ich keine Zeit”
(wrestling-point.de, Mathias)
“Muss alles was wir uns täglich zuführen Hochkultur sein?”, fragt Mathias zum Artikel “Prügel gegen Geld” (zeit.de, Felix Lill): “Im Endeffekt haben wir hier ein Paradebeispiel was dabei rauskommt, wenn jemand schon mit einer vorgefertigt Meinung in einen Artikel hüpft. Kein müder Gedanke wurde daran verschwendet nachzuforschen, warum Wrestling beliebt ist. Der Autor kam mit der Einstellung rein ‘Wrestling ist Idiotenunterhaltung’ und brachte das dann auch so zu Papier.”

3. “Wenn alle die Ersten sein müssen”
(deutschlandradiokultur.de, Jakob Schmidt)
Jakob Schmidt sucht Alternativen zum von Eilmeldungen getriebenen Journalismus und kommt auf das Prinzip Langsamkeit, das Prinzip Subjektivität und das Prinzip Unabhängigkeit.

4. “Russland soll MH17-Bilder manipuliert haben”
(ndr.de, Bastian Berbner)
Bastian Berbner schreibt über Recherchen der Website Bellingcat zur Absturzursache von Malaysia-Airlines-Flug 17: “Die Bellingcat-Rechercheure haben die Aufklärung dieses Verbrechens in der Öffentlichkeit so weit vorangetrieben wie niemand sonst. Wie Staatsanwälte haben sie aus Fakten ein dichtes Netz gesponnen, das kaum mehr Zweifel zulässt.”

5. “Bellingcat-Analyse MH 17 so unseriös wie BILD und SPON”
(hogymag.wordpress.com, almasala)
Almasala bezweifelt diese Sichtweise: “Die Ergebnisse von Bellingcat beruhen auf einer fehlerhaften Analyse und unschlüssigen Argumentation. Doch das Desaster ist nicht die stümperhafte und dilettantische Vorgehensweise von Bellingcat. Das Desaster ist, dass Leitmedien eine Laientruppe in den Stand von Experten und investigativen Journalisten erhebt, weil sie die gewünschten Ergebnisse für die gewünschte Meinung liefern. Die Medien schieben die vermeintlichen Experten von Bellingcat wie eine Monstranz vor sich her und lassen ihre eigene Agenda durch den Mund der selbsternannten Bürgerjournalisten verbreiten. Ergebnisse fehlerhafter Analysen werden dabei zu Fakten oder bestenfalls zu mutmaßlichen Fakten erklärt.”

6. “Gerechtigkeit für Sepp Blatter!”
(faz.net, Roger Köppel)
Roger Köppel fordert Gerechtigkeit für Josef Blatter: “Seine Dauerkritiker übersehen: Die Tatsache, dass man ihm nichts nachweisen kann, hat vor allem damit zu tun, dass es nichts gibt, was man ihm nachweisen kann. Was seine Feinde freilich nur noch rasender macht.”

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