Bild  

Wünsch Dir was!

Wie auch schon in den vergangenen Jahren, so hat “Bild” auch in der Silvester-Ausgabe 2010 eine Liste mit Schlagzeilen veröffentlicht, die “wir” (also in diesem Fall wirklich mal nur die “Bild”-Mitarbeiter) “uns für 2011 wünschen”.

Die Vorschläge oszillieren zwischen “leidlich lustig”, …

Emma statt ICE: Jim Knopf neuer Bahn-Chef, NASA entdeckt intelligentes Leben bei RTL 2, Urknall Schuld an Heesters

… “eher taktlos”, …

Käßmann predigt: Freie Fahrt für volle Bürger, Neuer Job bei Vox: Kachelmann moderiert "Wahre Hiebe"

… “unnachgiebig hetzerisch” …

Ohne Sauerstoffgerät: Messner erklimmt Griechenlands Schuldenberg, Raus aus den Schulden: Zwegatos rettet Griechenland

… und “womöglich selbstironisch”.

Endlich! Ein deutscher Royal: Papst krönt Kaiser Karl den Gutten, Wie schafft die das? Frau zu Guttenberg schnappt Bin Laden

Eine der Überschriften (zur Erinnerung: “Schlagzeilen, die wir uns für 2011 wünschen!”) fällt aber etwas aus dem Rahmen. Sie betrifft Arno Dübel, den “Bild” seit einem Jahr und in über 35 Artikeln nur “Deutschlands frechsten Arbeitslosen” nennt:

Arno Dübel: Arbeits-Unfall!

Mit Dank an Daniel H., Axel Sch., Robert W. und Thomas H.

Johnny Eisenberg, Seymour Hersh, Photoshop

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. Interview mit Johnny Eisenberg
(freitag.de, Ulrike Winkelmann)
Rechtsanwalt Johnny Eisenberg spricht über “Bild”, Politiker und Privatsphäre: “Ich habe noch keinen einzigen Politiker gesehen, der in einer echten Krise das Geld hatte oder aufbringen wollte, der Bild Paroli zu bieten und die 80.000 Euro oder so Prozesskosten zu riskieren.”

2. “Verlegerforderung Leistungsschutzrecht: Ja, habt ihr denn überhaupt keinen Stolz?”
(carta.info, Mario Sixtus)
Mario Sixtus schreibt den Printverlegern einen Brief zum von ihnen geforderten Leistungsschutzrecht: “Liebe Verleger, das tut jetzt vielleicht ein wenig weh, aber einer muss es mal deutlich sagen: Euch hat niemand gerufen!”

3. Interview mit Seymour Hersh
(taz.de, Thomas Leif, Lars-Marten Nagel)
Seymour Hersh empfiehlt investigativen Journalisten, sich weniger um die Spitzenpolitiker zu kümmern: “In der zweiten oder dritten Reihe hingegen finden sich manchmal Menschen, die tatsächlich an der Wahrheit interessiert sind. Aber die Leute an der Spitze der Regierung, du meine Güte!”

4. “Keine Zensur!”
(zeit.de, Alice Bota)
Alice Bota sieht die Einschränkung der Pressefreiheit als europäisches Problem: “Wer behauptet, die internationale Aufregung um Ungarn sei aufgebauscht, der hat sich allzu sehr an die scheinbare Selbstverständlichkeit gewöhnt – so wie der gesunde Mensch, der sich nicht vorstellen kann, krank zu werden.”

5. “Top 20 Photoshop Disasters of 2010”
(psdisasters.com, Bilder, englisch)

6. “Der Zugnomade”
(faz.net, Uwe Ebbinghaus)
Friedhelm W. “lebt, schläft und arbeitet in Zügen. Die DB-Lounge ist seine Küche, sein Wohnzimmer und sein Bad.”

BILDblog hält Winterschlaf (5)

Die BILDblogger suchen zwischen den Jahren Orte auf, an denen sie vor der strengen Kälte geschützt sind (hohle Baumstämme, Erdhöhlen und dergleichen) und polstern sie mit Heu, Stroh, Blättern, Haaren, Wolle und anderen Materialien aus…

Aber das wissen Sie ja längst. Wie in den vergangenen Jahren auch versetzen wir uns über die Feiertage in einen kurzen Torpor (energetischer Schlafzustand).

Als Feiertagslektüre empfehlen wir noch einmal die anrührende Liebesgeschichte zwischen “Bild” und Stephanie zu Guttenberg, unseren Leitfaden “Wie hetzte ich gegen ein Land auf?” (falls die Stimmung allzu besinnlich zu werden droht) und die Ausführungen des damaligen Fußballtrainers Heiko Herrlich über eine große deutsche Boulevardzeitung.

Wir danken für die Aufmerksamkeit, die Mitarbeit, das Interesse und die Spenden und wünschen allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr!

Wir sehen uns im Januar 2011.

Mit Dank für die sachdienlichen Hinweise des Jahres 2010 an a Friend, Achim Sch., adameus23, AJ, Alex, Alex A., Alex F., Alex Z., Alexander A., Alexander B., Alexander H., Alexander M., Alexander S., Alfons S., Alfons Sch., Aljoscha K., André B., André H., Andre S., Andreas, Andreas F., Andreas H., Andreas H., Andreas K., Andreas M., Andreas P., Andreas Sch., Andree M., Annika K., Annika Sch., Ardian S., Arne A., Arne H., Arthur C., Axel F., Bader, Baris Ü., Basti, Bastian, Ben N., Bene F., Benedikt K., Benedikt R., Benjamin, Benjamin B., Benjamin C., Benjamin K., Benjamin S., Berkan T., bernd, Bernd R., Bernd V., Bernhard, Bernhard S., Bertha, Big J, bildfahnder, Birger L., Björn, Björn B., Björn C., Björn C., Björn K., Bodo K., Boerries K., Bojan J., Bono, Boris K., Bruder B, BTH, C., C.S., Carlotta R., Carsten, Carsten Z., Ceggis, Chris, Chris J., Chris N., Christian B., Christian G., Christian H., Christian M., Christian S., Christian Sch., Christoph, Christoph A., Christoph F., Christoph G., Christoph H., Christoph M., Christoph S., Christoph W., Christopher I., Christopher K., Claudia, Clemens, Clemens H., Clemens W., cmpunk, Conny Sch., Daniel B., Daniel H., Daniel H., Daniel K., Daniel K., Daniel M., Daniel P., Daniel S., Daniel Sch., Daniel T., Daniel V., Daniela W., David K., David L., David N., David R., Dejan I., Dennis, Dennis B., Dennis H., Dennis K., Dennis L., desixtor, Diamandis V., Dirk E., Dirk O., Dominic I., Dominik H., Dominik M., Eagle, EagleRN, Ecko, Ellen L., Erhan S., Eric, Eric M., Eric R., Ernst, erz, Esther K., Eugen E., Eugen W., Fabian, Fabian F., Fabian G., Fabian K., Fabian P., Falk Z., Felix, Felix P., Flo M., Florian, Florian B., Florian D., Florian H., Florian K., Florian R., Florian S., Florian Sch., Florian V., Fr.-Jo. K., Frank B., Frank D., Frank J., Freddy Sch., Frederick M., Fritz, Gabriel T., Georg S., Georg Z., Gerhard A., Gesine D., Gila M., Gregor G., Gregor K., Guido K., H., hamena314, Hanna, Hannes, Hannes K., Hannes Sch., Hans P., Hans Peter L., Hans-Christian H., Hauke, Hauke W., Heinz B., Heitmeier, Helmut O., Hendrik W., Henning, Holger, Holger A., Holger S., Höpp, Horst, Horst M., Horst-Schantalle, ich, Ilja, Ingo H., Ivo B., J.D., J.L., Jack A., Jan, Jan B., Jan K., Jan Sch., Jeannine J., Jens, Jens L., Jens M., Jens N., Jens Sch., Jens W., Jesco H., Jessica, Joachim B., Joachim E., Joachim H., Joachim R., Jochen N., Johannes B., Johannes K., Johannes R., Johannes Z., John H., Johnny D., Jonas A., Jörg F., Jörg L., Jörg S., Jörg W., Judeth, Julian, Julian J., Julian M., Jürgen K., K.N., Kai, Kai, Kai T., Kai-Oliver K., Karsten, Karsten L., Katharina Sch., Kathrin G., Katti, Kaweh, ker0zene, Kerstin, KiMasterLian, Klaus B., Klaus H., kmr, kpep, Kristian S., Kristin H., Lars, Lars F., Lars H., Lars S., Leo S., Leopold B., Lisa H., Lorenz L., Lothar, Lothar Sch., Lothar Z., Lukas F., Lukas K., Lukas S., Lukas W., M.B., Magnus K., Maik H., Maja I., Malte L., Malte Sch., Manniac, Manny, Manuel E., Manuel L., Manuel Sch., Marc E., Marcel, Marcel S., Marcel Sch., Marcel T., Marco, Marco K., Marco R., Marco S., Marcus, Marcus A., Marcus B., Marcus H., Marcus K., Marekki, Marga O., Maria, Mario, Mario H., Mario S., Mark F., Markus, Markus E., Markus S., Markus W., Markus, Marlene H., Martin, Martin B., Martin E., Martin K., Martin M., Martin R., Martin Sch., Martin T., Martin W., Marvin S., Mathias Sch., Mats S., Matthias, Matthias B., Matthias F., Matthias H., Matthias K., Matthias S., Matthias Sch., Max, Max M., Medienwächter, Merrick, Michael, Michael D., Michael E., Michael H., Michael K., Michael M., Michael P., Michael S., Michael Sch., Michael T., Micky, Mike E., moa, MrB, ms, Nabil T., NaturalBornKieler, Nico E., Nicolaj, Niko M., Nilz B., Nina, noir, nrwbasti, Nube, Oleg W., Oliver D., Oliver H., Oliver K., Oliver M., Oliver O., Oliver S., Oliver Sch., Olli, Pascal, Pascal A., Patrick, Patrick B., Patrick D., Patrick G., Patrick S., Paul B., Paul Z., Pekka R., Peter, Peter A., Peter C., Peter E., Peter G., Peter L., Philipp L., Philipp M., Philipp S., Pommes, R., Rahel Z., Rainer B., Rainer S., Rainer T., Ralf D., Ralf M., Ralph K., Rangi, Raphael M., Reemt R., René, Rene C., René W., Rhanjid, Richard, RisingEd, Robert, Robert H., Robert K., Robert W., Robin B., Robin J., Rocky G., Rolf Sch., Ronald F., Ronny K., Ronny R., S.B., S.W., Sabine L., Samuel D., Samuel J., Sandra S., Sandro K., Sara, Sarah H., Sarah K., Sascha B., Sascha P., Seb, Sebastian, Sebastian D., Sebastian F., Sebastian G., Sebastian K., Sebastian S., Sebastian St., Simon B., Sören H., soundZ, Spot, Stefan B., Stefan H., Stefan K., Stefan L., Stefan M., Stefan M., Stefan S., Stefan W., Steffen, Stephan K., Stephan R., Stephan T., Stephan U., Stephen, Steven L., Sven, Sven D., Sven H., Sven R., Sven S., Swen W., symsy, Tbo, The Roach, Theo, Thomas, Thomas B., Thomas C., Thomas H., Thomas K., Thomas L., Thomas M., Thomas N., Thomas P., Thomas Sch., Thomas T., Thomas W., Thorsten, Till G., Tim H., Tim N., Tino M., TM, Tobi, Tobi R., Tobias, Tobias B., Tobias G., Tobias K., Tobias M., Tobias P., Tobias R., Tobias S., Tobias T., Tobias V., Tom, Tom Z., Tommy E., Tommy K., Toni Z., Torge B., Torsten, Ulf S., Uli, Ulli M., Ulrich E., United, Urs Sch., Uwe, Uwe Sch., Vera H., Vincent, Volker D., Volker G., W.S., Wieland S., Wilhelm W., xeniCds, XFame, Zeppelin — und alle anderen, auch die vielen, deren sachdienliche Hinweise wir nicht berücksichtigen konnten!

Weihnachtsmann, Rebell.tv, Alois & Annely

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Sport Bild-Watch (9)”
(el-futbol.de, Sidan)
Sidan blickt mit “Sport Bild” auf das Jahr zurück: “(…) bei den Bayern lief wie immer alles rosarot in diesem Jahr. Der schlechte Start in diese Saison, der große Rückstand auf die Tabellenspitze? Kann man im Sport Bild-Jahresrückblick lange suchen.”

2. “Verleger, hört endlich auf zu jammern!”
(meedia.de, Stefan Winterbauer)
Stefan Winterbauer mag die Klagen der “lieben Verleger” über die App der “Tagesschau” nicht mehr hören. “Hört auf zu jammern, reißt Euch am Riemen und denkt nach über sinnvolle neue Inhalte, die eben nicht das Standard-Nachrichtenangebot abdecken.”

3. “Virginia und der Weihnachtsmann”
(blog.gwup.net, Bernd Harder, Patrick Pricken)
Eine aktualisierte Antwort an Virginia auf die Frage, ob es den Weihnachtsmann gibt: “Virginia, deine kleinen Freunde haben Recht. Es gibt keinen Weihnachtsmann. (…) Die Welt ist wunderbar genug, da muss man keinen Weihnachtsmann erfinden.”

4. “Der ganz besondere Blick”
(medien-monitor.com, Nora Weis)
Nora Weis verbringt einen Tag mit der 23-jährigen Verena Günnel, die unter anderem für das Magazin Ohrenkuss arbeitet, das von Menschen mit Down-Syndrom gestaltet wird.

5. Die Liebesgeschichte von Alois & Annely
(zeit.de, Erwin Koch)
Alois und Annely treffen sich erstmals am 19. November 1950. Am 19. Mai 2003 stirbt Alois.

6. “rebell.tv …”
(umblaetterer.de, Marcuccio)
Rebell.tv von Stefan M. Seydel wird am 31. Dezember 2010 vom Netz genommen. Eine letzte Möglichkeit, in den rund 3000 Videos, 500 Podcasts und 16.000 Blogeinträgen zu stöbern.

Bauerntheater (Wiederholte Wiederholung)

Nachdem “Bild am Sonntag” vor sechs und Bild.de vor zwei Wochen berichtet hatten, dass der “Bauer sucht Frau”-Kandidat Johannes noch verheiratet sei, zeigte sich “Bild”-Reporter John Puthenpurackal im gestrigen Interview mit Johannes ernstlich überrascht darüber, dass der “Bauer sucht Frau”-Kandidat noch verheiratet ist (BILDblog berichtete).

Das Erstaunen muss auf die Redaktion von Bild.de übergesprungen sein, die noch am gestrigen Abend Sensationelles zu berichten wusste:

Bauer Johannes ist sogar noch verheiratet!

Und auch die gedruckte “Bild” von heute gibt sich wiederholt verblüfft:

RTL-Bauer Johannes (39) gestand gestern in BILD, warum er seine schwangere Ex-Freundin Bärbel (41) für “Bauer sucht Frau”-Anja (28) verließ, die ein Kind von einem anderen bekommt. Heiraten will er sie auch, sagt Johannes. Aber erst müsse er sich wieder von einer anderen scheiden lassen.

WIE BITTE?

Mit ein bisschen gutem Willen lässt sich das Thema sicher über die Weihnachtsfeiertage retten, vielleicht sogar noch ins neue Jahr.

Talkshowgäste, Fox & Friends, Jugendliche

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die meisteingeladenen Talkshowgäste 2010”
(meedia.de, Jens Schröder)
Heiner Geißler, Hans-Olaf Henkel, Arnulf Baring, Hans-Ulrich Jörges, Martin Lindner, Ursula von der Leyen, Christian Lindner, Gregor Gysi, Renate Künast, Daniel Bahr, Jürgen Trittin, Karl Lauterbach, Klaus Wowereit, Markus Söder, Oskar Lafontaine, Sahra Wagenknecht, (…).

2. “Frei schwebende Genies – aus Netz, Medien und Soziologie”
(carta.info, Christoph Kappes)
Christoph Kappes beschäftigt sich mit dem Artikel “Herrenreiter-Mythos des frei schwebenden Genies” von Gerd Held. Held stellt bei Julian Assange einen “maskenhaften, fast abwesenden Gesichtsausdruck” fest, der “etwas von der kalten Mechanik, die man von den Videobotschaften terroristischer Zirkel” kenne, habe. Kappes: “Es ist das Gesicht und der Gestus von Assange, der ihn Terroristen ähnlich sehen lässt. Ein formal scheinbar nicht angreifbarer Schluss, denn so wie Assange einen Kopf hat, kennt man dies auch von Terroristen – selbst Klaus Störtebecker hatte einen solchen bis zu seinem Tod.”

3. “Verwirrte Nordsee-Zeitung mit kuriosen Fehlern”
(bremerhaven-aktuell.blogspot.com, Detlef Kolze)
Mit der Dauer der wöchentlichen Arbeitszeit nehmen einer Studie zufolge gesundheitliche Beschwerden zu, schreibt die “Nordsee-Zeitung” in einer Kurzmeldung – und verpasst ihr die Überschrift “Lange arbeiten ist gesund”.

4. “Zu Tornado-Absturz 1984 in KKG-Reichweite”
(mainpost.de, Norbert Schmitt)
Norbert Schmitt schreibt einen Leserbrief zum in der “Main-Post” erschienenen Artikel “Kampfjets über Atomkraftwerk”. Die “aufreißerische Berichterstattung auf der Titelseite im Stile der ‘Bildzeitung'” sei nur geeignet, “Ängste in der Bevölkerung vor Atomkraft und Flugunfällen zu schüren”.

5. “Fox & Friends Accidentally Identifies Elie Wiesel As ‘Holocaust Winner'”
(mediaite.com, Jon Bershad, englisch)
Der Holocaust-Überlebende Elie Wiesel wird in der TV-Sendung “Fox & Friends” kurzzeitig mit dem Untertitel “Holocaust Winner” vorgestellt.

6. “Schlimmer wird’s immer”
(jungle-world.com, Klaus Farin)
Klaus Farin hält die gegenwärtige Jugend für “die bravste seit Jahrzehnten”. Trotzdem werde sie von den Medien anders dargestellt. “Drei besoffene Neonazis, die ‘Sieg heil!’ gröhlend durch ein Dorf laufen, ein ‘Drogenvorfall’ in einer Schule oder einer anderen Jugendeinrichtung erfahren bundesweite Medienresonanz, eine Jugendgruppe dagegen, die sich seit Monaten aktiv gegen Rechtsextremismus engagiert, ist höchstens der Lokalzeitung ein paar Zeilen wert.”

Bauerntheater (Wiederholung)

Über Wochen haben “Bild”, “Bild am Sonntag” und Bild.de die RTL-Kuppelshow “Bauer sucht Frau” mit ihrer Berichterstattung flankiert. “Bild” verriet “Liebesgeheimnisse” (“Stina aus dem Ruhrgebiet und Lukas aus dem Sauerland werden ein echtes Paar.”), zeigte sich verwirrt (“Was ist bloß mit Bäuerin Karina passiert?”) und zeigt sich milde enttäuscht empört (“Die Macher hatten für die dralle Brünette auch eine Duschszene vorgesehen. Moni lehnte ab.”).

Ein Fall hatte es der Redaktion jedoch besonders angetan: der von Milchbauer Johannes.

Bereits im November (und damit lange vor der TV-Ausstrahlung) berichtete “Bild am Sonntag”, dass Johannes’ Auserwählte Anja von einem anderen Mann schwanger sei, eine andere Frau wiederum ein Kind von Johannes erwarte:

Mit dieser Marion hatte Johannes kurz vor Beginn der Dreharbeiten eine Affäre. Und diese Affäre hat Folgen.

Im März soll das Kind auf die Welt kommen, und ein Wunschkind sei es nicht, flüstern die Dorfbewohner.

Marions Eltern werden da schon etwas lauter. Ihre Tochter sei ja schon 41, erzählen sie BILD am SONNTAG, und sie habe bereits bessere Männer ziehen lassen.

Doch damit nicht genug:

Bauer Johannes hat nämlich noch eine Ehefrau. Sie heißt Simone*. Und die beiden leben zwar getrennt, geschieden sind sie aber noch nicht.

Am 8. Dezember enthüllte Bild.de “Die ganze Wahrheit über Bio-Bauer Johannes” (“er arbeitet hauptberuflich als angestellter Fensterbauer”, “Anja ist mittlerweile zu ihrem Johannes gezogen – vergangenen Sonntag brachte sie eine gesunde Tochter zur Welt.”).

Darunter:

Apropos Nachwuchs: Im März wird Johannes selbst ein zweites Mal Vater – eine Frau, mit der der kernige Landwirt vor Beginn der Dreharbeiten eine Affäre hatte, erwartet von ihm ein Baby. Und ganz nebenbei ist Johannes auch noch verheiratet. “Aber die Scheidung ist bald durch; meine Frau und ich trennen uns einvernehmlich und ohne Streit.”

Gestern dann enthüllte “Bild” (zum wiederholten Male), was RTL verschwiegen hatte:

Was das TV gestern verschwieg: RTL-Bauer lässt schwangere Freundin sitzen

Als wäre es irgendwie neu, berichtete John Puthenpurackal:

“Er hat mein Leben zerstört”, sagt Bärbel (41, Name geändert). Sie sitzt im Rinderstall in einem kleinen Dorf bei Heidelberg. “Johannes wünschte sich doch ein Kind von mir, ich wurde schwanger.”

UND DANN?

“Dann wollte Johannes unbedingt ins Fernsehen”, erzählt Bärbel. Er bewarb sich als angeblicher Single bei “Bauer sucht Frau”.

Noch etwas Neues hatte der Reporter herausgefunden:

Johannes ist in Wahrheit übrigens auch nicht Biobauer sondern Fensterbauer. Baut der denn nur Mist?

Und womöglich hat Puthenpurackal die gesamte bisherige Berichterstattung seines eigenen Auftraggebers tatsächlich nicht verfolgt — so überrascht, wie er heute im Interview wirkt:

BILD: Wollen Sie heiraten?
Johannes: “Ja, ich bin aber noch verheiratet …”
BILD: Wie bitte?
Johannes: “… aber die Scheidung läuft! Ideal ist das alles nicht.”

Mit Dank an Christian G.

Nachtrag, 23. Dezember: Es geht weiter.

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Frau zu Guttenberg hält wenig von Starkult

Es ist die Liebesgeschichte des Jahres: die “Bild”-Zeitung & Stephanie zu Guttenberg. Zum Weihnachtsfest schenken wir Ihnen, liebe Leser, die Chronologie einer Romanze, die in diesen kalten Tagen das Herz erwärmt.

Es begann schon im vorigen Jahr, und es begann mit Haaren, Blut und Beinen. Noch bevor die “Bild”-Zeitung die Ehefrau des damaligen Wirtschaftsministers Theodor zu Guttenberg “gutt” fand, fand sie sie geil. Sie sortierte sie am 20. Mai 2009 auf Platz 30 ihrer Liste der “100 erotischsten Frauen Deutschlands”. Mit mehr als nur einem Hauch von Homoerotik schwärmte “Bild”-Mitarbeiterin Christiane Hoffmann:

Stephanie zu Guttenberg (32) Frau unseres Wirtschaftsministers, blondeste Versuchung, seit es Politikergattinen gibt. Blaues, wallendes Blut. Absolut großartige Beine! Wow!

14. August 2009. Damit Karl-Theodor zu Guttenberg nicht wieder, wie in Bayreuth, mit schiefer Fliege da sitzt, korrigierte “seine hinreißende Frau Stephanie (32) sein Erscheinungsbild fürsorglich auf dem Weg in die Oper”, notiert Adels-Experten-Adel Alexander von Schönburg und stellt fest: Sie “sorgt sich rührend um die makellose Erscheinung ihres Mannes, unseres Wirtschaftsministers”.

26. September 2009. “KT und Stephanie zu Guttenberg” werden auf der Wiesn gesehen. “Bild” sorgt sich: “Dürfen Franken denn Lederhose tragen?”

5. Oktober 2009. Weil sie “mit ihrer lässigen Schönheit” “der heimliche Star bei ‘Wetten, dass..?'” war, “erklärt BILD die schöne Frau von Wirtschafts-Minister Guttenberg” – die erste Titelgeschichte. Erstaunliche Erkenntnis:

Stephanie zu Guttenberg hält wenig von Starkult. Sie sagt: “Die wichtigsten Dingen im Leben sind Demut und Dankbarkeit.”

31. Oktober 2009. “Bild”-Kolumnistin Evelyn Holst seufzt: “Ich wäre so gern eine richtig coole Technikmaus, so wie Stephanie zu Guttenberg, die mir kürzlich nach einem Interview zack, zack mein Navi im Leihwagen programmierte, an dem ich erfolglos herumgedrückt hatte.”

19. November 2009. Alexander von Schönburg beobachtet, wie sich Stepanie zu Guttenberg bei einer Filmpremiere von “Bild”-Filmgott Arthur Cohn “mit Nachos, Popcorn und Cola” ausrüstet.

21. November 2009. Alexander von Schönburg berichtet, wie es bei Verdis “Requiem” in der Berliner Philharmonie zu einem “Familientreffen der Guttenbergs” kam. “Zum Konzert gebeten hatte Stephanie zu Guttenberg, die kluge und schöne Frau des Ministers”, um für ihre Organisation “Innocence in Danger” zu sammeln.

27. November 2009. Bei der “Bambi”-Verleihung hat Stephanie zu Guttenberg den “bezauberndsten Auftritt”, als sie ihren Mann “in einer hinreißenden roten Robe” vertritt.

7. Dezember 2009. Großes Interview: “So kämpfe ich gegen den Missbrauch von Kindern. Stephanie Freifrau von und zu Guttenberg.”

12. Dezember 2009. Stephanie zu Guttenberg wird an der “Bild”-Spendengala “Ein Herz für Kinder” im ZDF teilnehmen.

14. Dezember 2009. In einer “bewegenden Rede” hat Stephanie zu Guttenberg bei der “Ein Herz für Kinder”-Gala die Arbeit von Pater Max gewürdigt.

19. Januar 2010. Stephanie zu Guttenberg wird an der “Bild”-Spendengala für die Erdbebenopfer in Haiti teilnehmen:

“Ich finde es großartig, dass es BILD und dem ZDF gelungen ist, so schnell etwas auf die Beine zu stellen, womit den Menschen auf Haiti geholfen wird.”

22. Januar 2010. “Frau Guttenberg betet für unsere Soldaten”. “Bild” zitiert sie mit den Worten:

“Mein Mann konnte wegen der Haushaltswoche nicht aus Berlin weg. Ich bin gekommen, weil es mir sehr viel bedeutet, dass wenigstens ein Mitglied unserer Familie bei diesem wichtigen Gottesdienst dabei ist.”

22. Februar 2010. Stephanie zu Guttenberg lässt Maria Riesch im Deutschen Haus bei den Olympischen Winterspielen einen Blick auf ihr iPhone werfen.

1. April 2010. Die ARD zeigt einen Film zum Thema Kindesmissbrauch. In einer Sondersendung von “Beckmann” ist auch Stephanie zu Guttenberg zu Gast. Sie sagt: “Es wird eindeutig zu wenig für die Opfer getan!”

22. Mai 2010. Stephanie zu Guttenberg ist zu Gast beim Champions-League-Finale FC Bayern München gegen Inter Mailand.

27. Mai 2010. “Bild” macht Stephanie zu Guttenberg zur “Gewinnerin” des Tages, weil sie mit dem Deutschen Kinderpreis ausgezeichnet wurde.

Die Preisträgerin: “Ich werde weiter kämpfen wie ein Löwe.”

BILD meint: Gut gebrüllt, Jury!

5. Juli 2010. “Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (38, CSU) und Gattin Stephanie (33) verfolgten das Deutschland-Spiel gegen Argentinien im fränkischen Kulmbach, wo der Minister einst selber kickte.”

2. August 2010.“Der Preis für den schönsten Urlaubs-Schnappschuss geht heute an Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (38) und seine entzückende Frau Stephanie (33). ‘Wir verbringen unsere wenigen freien Tage in der oberfränkischen Heimat’, schwärmt Stephanie, die als Halb-Schwedin im Dirndl eine erstaunlich gute Figur macht.”

11. September 2010. Stephanie zu Guttenberg erklärt in einem Ratgeber: “So schützen Sie Ihr Kind vor Missbrauch”. “Bild” druckt ihre “wichtigsten Ratschläge”.

13. September 2010. “Es ist ein mahnender Appell aus Sorge um die Seelen unserer Kinder! Stephanie zu Guttenberg, Ehefrau unseres Verteidigungsministers, beschreibt als Präsidentin des Vereins “Innocence in Danger”, wie gefährlich die Sexualisierung unserer Gesellschaft für die Jugend ist.” In “Bild”.

14. September 2010. Zweiter Teil des Vorabdrucks aus Guttenbergs Buch: “Die Heidi-Klum-Show ist kein Vorbild für unsere Kinder / Stephanie zu Guttenberg kritisiert den Sex-Chic”.

16. September 2010. Stephanie zu Guttenberg stellt ihr Buch vor.

17. September 2010. “Bild”-Kolumnist Mainhardt Graf Nayhauß nimmt Stephanie zu Guttenberg in seine “Top 10 der Woche” auf:

6. Der heißeste Wunsch von Stephanie zu Guttenberg, Präsidentin des Vereins gegen Kindesmissbrauchs “Innocence in Danger”, lautet: “Wenn morgen in der BILD stünde: Telekomchef Obermann spendete 1 Million Euro”.

23. September 2010. Ein “Bild”-Leser hat Stephanie und Karl-Theodor zu Guttenberg auf der Wiesn fotografiert. “Bild” titelt: “Total verschossen auf der Wiesn!” Und schreibt:

Das glamouröse Polit-Paar ganz verschossen! Am Schießstand, gleich neben dem Käfer-Zelt, hatten sich die beiden zuvor als Präzisionsschützen hervorgetan. Der Budenbesitzer: “Respekt! Die Frau zu Guttenberg schießt saugut. Er aber noch besser.” Reingewinn: Eine rote Plastikrose für SIE. Eine Hutfeder für IHN.

27. September 2010. Auf der “Funk & Soul Night” zugunsten von “Innocence in Danger”:

Ihre Haare fliegen ihr ins Gesicht, sie lacht, tanzt ausgelassen…

Hier rockt Deutschlands heimliche First Lady Stephanie zu Guttenberg (33)! (…)

Stephanie überzeugt. Souverän wie sonst ihr Mann steht sie am Rednerpult, mahnt eindringlich gegen sexuellen Missbrauch von Kindern. “KT” streichelt ihr nach ihrer Rede stolz über die Wange…

Stephanie hat eine Wahnsinns-Ausstrahlung. Sie trinkt Weißwein, glitzert im schwarzen Paillettenkleid. “Ein bisschen funky, passend zum Abend”, sagt sie mir. JEDER Gast will mit ihr reden — und sie weicht niemandem aus.

Stephanie zu Guttenberg — elegant und lässig. Eine Frau, die was zu sagen hat — sich aber nicht in den Vordergrund spielt. Deutschlands heimliche First Lady!

29. September 2010. “Bild”-“Stilkritik”:

Sie rockte und glitzerte wundervoll. Stephanie zu Guttenberg (33), Gattin des Bundesverteidigungsministers, setzt DEN neuen Mode-Trend! Was trägt frau, wenn sie mal so richtig glänzen will? Schwarze Pailletten!

5. Oktober 2010. Die Wiesn geht zu Ende. Fazit von “Bild”: “Karl-Theodor und Stephanie zu Guttenberg. Die Wiesn-Könige in puncto Stil- und Treffsicherheit”

7. Oktober 2010. Große “Bild”-Schlagzeile: “Stephanie zu Guttenberg jagt Kinderschänder im TV!”

Marion Horn kommentiert:

Respekt, Frau zu Guttenberg!

Viele Politiker-Frauen engagieren sich sozial, aber keine geht so weit wie Stephanie zu Guttenberg. Sie geht da hin, wo es weh tut. Mitten in die Abgründe perverser Täter, die sich an unseren Kindern vergreifen wollen. (…)

Stephanie zu Guttenberg zwingt Polizei, Justiz und Eltern, sich mit diesem widerlichen Thema auseinanderzusetzen. Zum Schutze unserer Kinder.

Respekt!

8. Oktober 2010. “Bild”-Kommentator Einar Koch fordert “mehr Härte gegen Kinderschänder” und behauptet: “Tatort Internet: Stephanie zu Guttenberg stellt potenzielle Kinderschänder vor laufender Kamera bloß.”

“Bild” zeigt, wie Stephanie zu Guttenberg zeigt, wie sie auf der “Bild”-Titelseite ist und zitiert sie: “Es sind diese Schlagzeilen, die wir brauchen – zum Schutz unserer Kinder!”

9. Oktober 2010. “Tatort Internet – die RTL-2-Sendung mit Stephanie zu Guttenberg erschüttert Deutschland.”

11. Oktober 2010. “Bild”-Reporter Hans-Jörg Vehlewald prangert an: “Nach mutiger TV-Doku: Kinderschänder beschimpfen Stephanie zu Guttenberg”. Mit den Kinderschändern im Bund sieht er die “Süddeutsche Zeitung” und zitiert empört und verkürzt: “Die Ministergattin wecke einen ‘gefährlichen Volkszorn’ gegen erwachsene Männer, die mit 13-jährigen Kindern Sex haben wollen.”

16. Oktober 2010.
Erstes Sex-Ekel gefeuert Bravo, Stephanie zu Guttenberg!

18. Oktober 2010.

Stephanie zu Guttenberg entsetzt über Art der Debatte ... und Til Schweiger geht auf ihre Kritiker los Kampf gegen Kinderschänder im TVStephanie zu Guttenberg sagt zu “Bild”, sie sei empört, wie sich Medienexperten, Juristen und Journalisten so offensichtlich auf die Seite von Tätern stellen, statt die Opfer zu schützen. Ein vierfacher Vater namens Til Schweiger sagt zu “Bild”, er sei “erst sprachlos und dann vor allen Dingen wütend”, wie mit Frau zu Guttenberg umgegangen werde. Er stellt die Frage: “In was für einer Gesellschaft leben wir denn?”

19. Oktober 2010.

5. November 2010. Stephanie zu Guttenberg wird für ihr Engagement gegen Kindesmissbrauch mit der “Goldene Erbse” des Deutschen Zentrums für Märchenkultur geehrt.

8. November 2010.

Diese Guttenbergs! Sie waren DAS Glamour-Paar beim Sportpresseball in der Alten Oper. Entwaffnend sympathisch, erfrischend ehrlich. So gesteht Stephanie zu Guttenberg (33) in ihrem nachtblauen Abendkleid: “Ich fühle mich eindeutig wohler in Jeans.”

10. November 2010. Stephanie zu Guttenberg ist erneut “Gewinnerin” des Tages in “Bild”:

Seit die Ministergattin mit der Sendung “Tatort Internet” gegen Kinderschänder kämpft, steigt die Zahl von Hinweisen auf Kinderpornografie bei der Beschwerdestelle der Internet-Wirtschaft rasant. Kindersex-Fotos und -Videos verschwinden schneller aus dem Netz.

15. November 2010. Stephanie zu Guttenberg wird an der Promi-Ausgabe von “Wer wird Millionär” teilnehmen.

16. November 2010. Stephanie zu Guttenberg wird an der Promi-Ausgabe von “Wer wird Millionär” teilnehmen. Sie sagt: “Ich bin schon nervös. Doch Nervosität muss ja nicht unbedingt schaden.” Günther Jauch sagt: “Sie spricht fünf Sprachen und ist hochgebildet. Aber dennoch kann man bei einer Frage hängen bleiben (…).”

30. November 2010. Stephanie zu Guttenberg wird an der “Bild”-Spendengala “Ein Herz für Kinder” teilnehmen.

1. Dezember 2010. “Innocence in Danger” stellt Strafanzeige gegen Redakteure der “Frankfurter Rundschau”, die die Arbeitsweise des Vereins kritisiert haben. “Bild” berichtet auf Seite 1. Stephanie zu Guttenberg sagt: “Wir lassen uns die erfolgreiche Arbeit zum Schutz der Kinder nicht von der absurden Verleumdungskampagne des DuMont-Verlags kaputt machen.”

3. Dezember 2010. “Bild” veröffentlicht eine 30-köpfige Liste: “Diese Deutschen wollen wir öfter im TV sehen!” Auf Platz 1 landet überraschend Stephanie zu Guttenberg:

Sie ist definitiv schuld daran, wenn der Blondinenwitz ausstirbt! Klug, witzig, tough. Wer interessiert sich da noch für Ur-Ur-Opa Bismarck? Nicht mal der eigene Minister-Ehemann kann ihr die Show stehlen. Bleibt nur noch die Frage: Wie schafft die das bloß?

4. Dezember 2010. Stephanie zu Guttenberg wird an der “Bild”-Spendengala “Ein Herz für Kinder” teilnehmen.

8. Dezember 2010. “Bild” präsentiert das Werk “Verletzungen – Verbindungen” des Künstlers Günther Uecker. Unter den Gästen: Stephanie zu Guttenberg.

10. Dezember 2010. “Bild”-Kolumnist Mainhardt Graf Nayhauß rühmt “den besten Beweis für tadelfreies Arbeiten”, den Stephanie zu Guttenberg für “Innocence in Danger” von der deutschen UNESCO-Kommission erhalten habe, die erklärte, sie unterstütze “mit Nachdruck die Ziele des Vereins”.

Unterdessen erklären Stephanie zu Guttenberg und Maria Riesch in “Bild”: “Jetzt kämpfen wir gemeinsam gegen Kindes-Missbrauch!”

14. Dezember 2010. Stephanie zu Guttenberg begleitet ihren Mann zu einem Truppenbesuch in Afghanistan:

Die Ministergattin sucht das Gespräch mit Soldatinnen – in sandfarbenen Jeans, Karo-Bluse, Parker und “Ugg”-Boots -, lässt sich von Oberfeldwebel Stefanie ein “Yak” erklären (gepanzertes Sanitätsfahrzeug), besichtigt die leere Intensivstation des Einsatzlazaretts: “Wenn in Krankenhäusern nichts los ist, ist es ja großartig …”

15. Dezember 2010. Ein Coming-Out:

“Bild” zitiert Hauptfeldwebel Stefan B. (39), Kunduz: “Für uns war es schön, dass beide bei uns waren. Frau zu Guttenberg war sozusagen stellvertretend für unsere Freundinnen, Frauen und Mütter hier.”

“Bild” fragt bei Moderator Johannes B. Kerner nach: “Gab es Reaktionen auf Frau zu Guttenberg?” Kerner antwortet: “Frau zu Guttenberg war hauptsächlich in Kunduz und wir in Mazar-e-Sharif. Mir haben zwei Soldatinnen gesagt, dass sie es gut finden, dass die Ministergattin mitgekommen ist. Mehr habe ich nicht gehört.”

17. Dezember 2010. Stephanie zu Guttenberg erklärt, warum sie ein “Herz für Kinder” hat: “Weil das Lächeln eines Kindes und in diesem Fall meiner eigenen Kinder mit nichts auf dieser Welt aufzuwiegen ist.”

18. Dezember 2010. Stephanie zu Guttenberg wird an der “Bild”-Spendengala “Ein Herz für Kinder” teilnehmen. Sie war als Projekt-Patin im Oktober in ein Waisenhaus nach Nepal gereist.

20. Dezember 2010. Stephanie zu Guttenberg hat an der “Bild”-Spendengala “Ein Herz für Kinder” teilgenommen.

SIE kämpfte für den guten Zweck, ER kam direkt aus dem Krieg dazu …

DIE GUTTENBERGS.

Millionen TV-Zuschauer sehen im ZDF eine Stephanie zu Guttenberg (34), die sich leidenschaftlich für verstoßene und missbrauchte Kinder in Nepal einsetzt. (…)

Nach ihrem bewegenden Auftritt fällt Stephanie zu Guttenberg dann auch ihrem Mann in die Arme. Sie küssen sich innig.

Kurz nach ein Uhr gehen die Guttenbergs — Hand in Hand.

Power-Paar: Stephanie und Karl-Theodor zu Guttenberg. SIE in einem eleganten Kleid von Rena Lange. ER direkt vom Flughafen — noch im Afghanistan-Outfit.

(Übersicht möglicherweise unvollständig. Alle Artikel ausschließlich aus der gedruckten werktäglichen “Bild”-Zeitung. Auf Bild.de ist das Korpus natürlich größer.)

Die Glocke, Kachelmann, Kurier

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wie ich beim Ahlener Tageblatt rausgeschmissen wurde …”
(danieldrepper.de)
“Die Glocke” trennt sich von Journalist Daniel Drepper, weil dieser auf die offiziellen “Vergütungsregeln für Tageszeitungen” besteht und für 86 Zeilen 35,26 Euro einfordert. “Vier Wochen lang bekam ich keine Antwort. Dann traf Anfang Dezember das Honorar der Glocke auf meinem Konto ein: 23,84 Euro.”

2. “Heuchler im Hysteriechannel”
(politplatschquatsch.com, ppq)
Der “Spiegel” und die Eurokrise: “Scharfmacher, Aufrührer, Schwarzmaler, das sind von Hamburg aus gesehen ja ohnehin immer alle anderen.”

3. “Ein Tag im Leben eines Ausgeschlossenen”
(klartext.ch, Thomas Knellwolf)
Der Kachelmann-Prozeß: Alice Schwarzer und die bekannten Gerichtsreporterinnen von “Zeit” oder “Spiegel” seien schon lange nicht mehr aufgekreuzt in Mannheim – was sie aber nicht davon abhalte, “pointiert kontra oder pro Kachelmann in die Tasten zu hauen”. Die Justizwelt sei bei diesem Prozeß sowieso verkehrt: “Das eigentlich geheime Vorverfahren war durch ausführliche Berichte in renommierten deutschen Medien mehr oder weniger öffentlich. Die eigentlich öffentliche Hauptverhandlung findet nun oft nur für einen exklusiven Kreis statt.”

4. “‘Tagesschau’-App deckt Verleger-Abzocke auf”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Hinter der Kritik der Printverlage an der “Tagesschau”-App verstecke sich nur das Unvermögen, mit der App einen Mehrwert zur Website zu liefern, findet Thomas Lückerath: “Was man im ‘großen’ Internet nicht schafft – die Bezahlschranke herunter zu lassen – versuchen die Verlage den Lesern ohne echten Mehrwert auf dem kleinen Screen als Mehrwert zu verkaufen.”

5. “Wie man Journalist beim KURIER wird”
(kobuk.at, Josef Barth)
Erwin Pröll, Landeshauptmann von Niederösterreich, offeriert einer um die Zukunft ihres Sohns besorgten Mutter in einer Telefonsprechstunde kurzerhand einen Job beim “Kurier”.

6. “My Blackberry Is Not Working!”
(youtube.com, Video, 2:53 Minuten, englisch)

Soldatensender Powerplay


(“Bild”-Eigenwerbung aus dem Jahr 2006)

Wir unterbrechen unser Programm für eine wichtige Nachricht: Die ARD hat die Ausstrahlung ihres Programms über den Satelliten Hotbird/Eutelsat eingestellt. Am 8. Juni 2010.

Was sagen Sie? Das sei keine wichtige Nachricht — und vor allem keine aktuelle? Na, da kennen Sie aber “Bild” und Bild.de schlecht.

So berichtet Bild.de seit gestern über die mehr als sechs Monate zurückliegende (und noch viel länger angekündigte) Abschaltung:

Truppe guckt in die Röhre: ARD sperrt TV-Empfang für Soldaten in Afghanistan. 20.12.2010 - 00:29 UHR Das nennt man eine "schöne Bescherung"!

Die ARD, der “Bild” sonst bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit Verschwendungssucht unterstellt, nennt finanzielle Erwägungen als Grund, doch die will Bild.de ausnahmsweise nicht gelten lassen:

Grund für das Aus der ARD: Angeblich ist die Übertragung über den Satelliten “Hot Bird” zu teuer.

Merkwürdig nur: Die Bundeswehr hat der ARD sogar angeboten, einige Programmteile – Tagesschau und Regionalprogramme aus den Heimatregionen der Soldaten – über ihre eigene Satellitenverbindung nach Afghanistan zu übermitteln.

Das lehnten die ARD-Sender mit Hinweis auf rechtliche Gründe bisher ab.

Dass Bild.de – anders als der ARD – die Rechte am Material Dritter eher egal sind, hat die Seite schon oft genug bewiesen.

Klar, dass die Empörung nicht lange auf sich warten ließ:

Kein TV-Empfang für Afghanistan-Soldaten: BILD.de-Leser sauer auf die ARD. "Da setzen die Männer für uns und andere ihr Leben ein und werden auch noch mit gesperrtem TV bestraft."

Zu diesem Zeitpunkt hielt sich Bild.de nicht länger mit einseitiger Berichterstattung auf — jetzt wurde schlicht gelogen:

Keine Christvesper, keine Christmette und schon gar keine Tagesschau für die Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan!

Denn: Die ARD stellt die Ausstrahlung ihres Programms am Hindukusch ein. Und das ausgerechnet kurz vor Weihnachten!

(Hervorhebung von uns.)

Noch am Nachmittag hatte sich die ARD bemüht, über Pressemitteilungen ihre Entscheidung zu verteidigen, und erklärt:

Die Berichterstattung über den Fernsehempfang für Soldaten in Afghanistan sorgte heute für einige Irritationen und erweckt in weiten Teilen einen falschen Eindruck.

Die Ausstrahlung von Das Erste über den Satelliten Hotbird/Eutelsat wurde bereits im Juni 2010 eingestellt, da die Nutzung dieses zusätzlichen Angebots in Deutschland kaum noch nachgefragt wird. Auch wirtschaftliche Gesichtspunkte waren angesichts der Sparbemühungen für diese Entscheidung ausschlaggebend. Für eine weitere Ausstrahlung über Hotbird/Eutelsat hätte die ARD einen Betrag von knapp einer Million Euro pro Jahr zahlen müssen.

Außerdem falle eine Versorgung außerhalb Deutschlands eh nicht in den Aufgabenbereich der ARD:

Für den Auslandsrundfunk hat der Bundesgesetzgeber eigens die Deutsche Welle geschaffen. Zudem können ARD-Angebote auch über das Internet genutzt werden, etwa über www.tagesschau.de oder die Mediatheken.

Den drei “Bild”-Reportern, die da bereits an einem großen Artikel arbeiteten, war diese Stellungnahme freilich egal: Rolf Kleine, Paul Ronzheimer und Guido Brandenburg veröffentlichten heute einen großen Seite-2-Artikel, der die selbst geschürte “Riesenwut auf die ARD” aufgriff.

Riesenwut auf die ARD! 5,3 Mrd. Euro Gebühren – aber bei den Afghanistan-Soldaten wird gespart

Politiker wie der SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier; der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus (FDP); der CDU-Verteidigungsexperte Ernst-Reinhard Beck; der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) und der FDP-Medienexperte Burkhardt Müller-Sönksen dürfen sich lautstark über die Abschaltung empören und werden damit bewusst oder unbewusst zu Kronzeugen der “Bild” Kampagne. Im Büro des Wehrbeauftragten Königshaus sagte man uns, man wisse natürlich seit Juli von der Abschaltung, freue sich aber über die Aufmerksamkeit, die bisher ausgeblieben sei.

Rolf Kleine, auch sonst nicht für ruhige Töne bekannt, erklärt in seinem Kommentar:

Kleine sieht seine Chance gekommen, eine direkte Brücke von den ARD-losen Soldaten hin zu den (laut “Bild” ja eh schon immer viel zu hohen) Gebühren zu schlagen, und betätigt sich als Milchmädchen:

Was machen die ARD-Gewaltigen eigentlich mit den Gebühren-Milliarden, die wir ihnen Jahr für Jahr in die Kassen spülen – wenn am Ende nicht mal 300000 Euro für die Übertragung nach Afghanistan übrig sind? Denn die restlichen 700000 Euro zahlen die Soldaten mit ihren GEZ-Gebühren ohnehin selbst.

Nun zahlen die Soldaten ihre “GEZ-Gebühren” natürlich primär für die Erstellung von Inhalten bei den Radio- und Fernsehprogrammen von ARD, ZDF und Deutschlandfunk und nicht ausschließlich, um damit die Übertragung des ARD-Fernsehprogramms zu finanzieren.

Kleine verkündet:

Aus Solidarität mit unseren Soldaten schmeißt BILD heute das ARD-TV-Programm raus! Wir sind sicher: Unsere Leser sind genauso empört über die ARD wie wir!

Dabei muss man sich jetzt nicht vorstellen, dass ein armer Praktikant die ARD aus den Redaktionsfernsehern bei “Bild” löschen musste — “Bild” war viel pragmatischer:

Warum die Solidarität von “Bild” ein halbes Jahr auf sich warten ließ, wissen wir nicht. Vielleicht wollte die Zeitung ihrem Liebling Karl-Theodor zu Guttenberg mal wieder Gelegenheit bieten, sich zu profilieren — oder es handelt sich um die Rache für die brandneue iPhone-App der “Tagesschau”, die viele Verleger als “Wettbewerbsverzerrung” empfinden.

Mit Dank an K.N., noir, Matthias B., Peter, Sebastian D., André H. und Alex F.

Nachtrag, 16.10 Uhr: Dafür wird sich “Bild” morgen sicher noch gebührend feiern:

Afghanistan-Soldaten können ARD sehen. Stuttgart – Die Versorgung der Afghanistan-Soldaten mit ARD-Programm ist gesichert. Die ARD hat sich in einer Blitzaktion darum gekümmert, dass die Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan noch vor Weihnachten das bereits seit Juni 2010 nicht mehr über den Eutelsat-Satelliten abgestrahlte ARD-Programm wieder empfangen können. Dazu wurde eine Sondervereinbarung mit dem Satelliten-Betreiber SES-Astra in Luxemburg geschlossen, der bereits seit Jahren die Satellitenverbreitung für sämtliche ARD-Landesrundfunkanstalten gewährleistet. ARD-Vorsitzender Peter Boudgoust: "Wir hatten bereits geraume Zeit nach Lösungen für dieses komplexe juristische Problem gesucht und können nun gemeinsam mit SES Astra eine kostenneutrale Lösung präsentieren, die schnell und unbürokratisch das gewünschte Ergebnis bringt."

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